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eramksbezirk Vagold
Serufprechrr 17°. 2L
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Nr. 17«
Mussolinis Staatskunst
Ftcllien, dos Italien Mussolinis, gibt sich ein neues Wahlrecht. Wenn der Ruhrkonflikt endlich gelöst wird und die nächste Reparationskonferenz zusammentriit, wird sich die römische „Faszistenregierung" mit einer faszistischen Kammer im Rucken an der internationalen Aktien beteiligen Für deutsche Ohren ist der italienische Faszismus heute schon kein schreckenswort mehr, Mussolini ist aus einem Putschiste'n- sichrcr ein Staatsmann von bemerkenswerten Graden geworden, und aus den Schlagworten der Schwarzhemden hat sich innen- wie außenpolitisch ein reifes und ausgeglichenes System entwickelt. Die moralische Erstarkung des Faszismus ermöglichte es, daß sich die alte Kammer mit dem Entwurj e-nes neuen Wahlgesetzes beschäftigen kann. Der Siegeszua Mussolinis ging allerdings über dis politisch? Leiche Don Staizos, des vielerfahrenen Führers der katholischen Partei. Ton Sturzo brachte Las Opfer seines Rücktritts, öamit seine Partei im Ringen mit dem übermächtigen Faszismus wenigstens einen Teil ihrer Macht und inneren Geschlossenheit rci- ter lind Mussolini hat es verstanden, die Operation möglichst schmerzlos zu vollziehen. Am Tage, da er „sein" Wahlgesetz >n der Kammer einbrachte, wurden in ganz Italien bedauernswerte Gewalttätigkeiten gegen die katholischen Vereinslokale verübt. Mussolini sandte dem Vorstand der Po- polaripartei (ungefähr dem deutschen Zentrum entsprechend) in Florenz sofort ein Telegramm, in dem es hieß: „Faszisten kennen es nicht gewesen sein, sondern nur dunkle Subjekte des alten Antiklerikalismus! Der Faszismus hat oft bewiesen, daß er vor dem katholischen Glauben eine zu tiefe Achtung hat, um ihn mit solchen verabscheuungswürdigcn Ausschreitungen zu besudeln." Ein ähnlicher Protest ging über den Piäfekten von Pisa an den Kardinalerzbischof Maffi. Und wenn es auch nur eine Aeußerlichkeit ist, so beweist sie doch den psychologischen Sinn Mussolinis, wenn er in einer neuesten Verlautbarung anordnet, daß künftig außer in den Schulen auch im Parlament das Kruzifix neben dem Bild des - Königs anzubringen sei. Doch wir wollten über die Wahl- Vorlage berichten. Sie ist unleugbar auf die Herrschaft der Faszistenpartei zugschnitten: Diejenige Parteiliste, dis m ganzen Königreich die meisten Stimmen auf sich vereinigt, erhält zwei Drittel der Sitze, also 356. Die anderen Parteien müssen sich an die übrigen 178 Sitze im Verhältnis der Stimmenzahl teilen. Das Proporzsystem soll mithin nur für die Min- decheitslisten gelten. Im übrigen enthält nach dem Entwurf die Partei, die die größere Stimmenzahl ausweist, auch wenn sie nicht einmal die Hälfte der Stimmen überhaupt auf sich vereinigt, im künftigen Parlament einfach diktatorische Gewalt. Gleich am ersten Beratungstag in der Kammer wurde darüber gestritten, ob die Siegerliste, um zur Herrschaft einer Partei zu führen, eine bestimmte Anzahl aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen müsse. Die Popolnri forderten hierzu einen Mindestsatz von 40 Prozent. Die Regierung erklärte, sie halte diesen Prozentsatz für zu hoch, überlasse jedoch die Festsetzung der Wahlrechtskommission. Dis Kommission trat zusammen und schlug vor, die Siegerliste müsse mindestens 25 Prozent aller Stimmen auf sich vereinigen. Darüber große Entrüstung der Popolari. Ein Vsrmutlungsoorschlag Bonomis nannte 33 Prozent. Mit großer Geschicklichkeit griff hier Mussolini ein, um die Hitze der politischen Leidenschaften mederzuschlagen. Er sagte: Die Regierung erklärt sich mit 25 Prozent einverstanden und erhebt die Vertrauensfrage. Die Bertrauensmehrheit ergab allerdings nur 21 Stimmen über die vereinigte Opposition, und sie wurde beachtenswe-rrerweise nur dadurch erreicht, daß sich ungefähr 40 katholische Abgeordnete vor der namentlichen Abstimmung aus dem Saale begaben. Aber gerade dies zeigt die neue versöhnliche Einstellung der Popolari. Sie erklärten auch ausdrücklich, auf die Debatte über ihren Vorschlag, der Siegsrpartei drei Fünftel dcr verfügbaren Sitze an Stelle der von der Regierung geforderten zwei Drittel zuzuteilen, zu verzichten. Damit löste sich der Bann, der noch über der ganzen Wahlvorlage lag. Pie ist jetzt so gut wie gesichert. Von den deutschen Brüdern >m neuen Italien noch ein Wort: Der Abgeordnete Walter «rstärte zu der Vorlage: Wir beklagen uns über die Jtaliani- siwung der anderssprachigen Gebiete und wir verlangen, daß ui dem neuen Wahlgesetz das Recht der annektierten Provin- M. im Parlament vertreten zu sein, sichergestsllt wird. — P-n bescheidener Wunsch, auf den die Staaiskunst Mussolinis hoffentlich bald eine befriedigende Antwort gibt.
Die Unterzeichnung des Lausanner Friedensvertrags
, Der Friedensvertrag ist am Dienstag den 24. Juli unter- Ze chnet worden. Genau acht Monate nach dem Zusammcn- inst vereinigten sich die Bevollmächtigten der beteiligten Staa- l>n heute von neuem in der Aula der Laujanr. er Universität, umringt von den Behörden der Stadt Lausanne uod des Kantons Waadt, unter dem Vorsitz des schweizerischen Bundespräsidenten, des Berners Karl Scheurer, neben dem der Aaargauer Bundesrat Schultheß und der Waadt- Eder Bundesrat Chuard Platz nahmen. Neben ihnen standen der Bundesweibel in seinem rotweißeu historischen Mantel und die Weibel des Kantons Waadt in grönweißcr Tracht.
_^Freitag, den 27 , 3 ütt 19M^A
Der Saal mit seinen einfachen Behängen gab.MenWetY- neten Rahmen zu dem schlichten Bitz), baschie.aist.Drm yHcn Podium präsidierenden drei schweizerischest. SjhHiismanner boten. Vor ihnen lagen auf einem Asche die Frftedensvertrüge und zahlreich: Sonderabkommen ustd Protokolle mit feuerroter. Siegeln. .......
Bundespräsident Scheurer eröffneke mit seiner, schwergewichtigen französischen Aussprache die Sitzung um 3 Uhr 10 Minuten, indem er in einfachen Worten ü'e Veoollmüchtig- len sogleich aufforderte, die Unterzeichnung der Ach: «orzunehmen. Eine balbe Stunde lang sähen wir nun^Tur- ken, Franzosen, EnAä.üer, Italiener, Japaner, Rumänen, Griechen, Belgier, Portugiesen und Li'.stqvren an den, Uütör- -eichnunHet sc.- Vorbeigehen.' Danck ctgriks. Scheurer daschstürt zu der einzigen Ansprache des Tages. In ruycgeu.Worten feiert' er das bedeutungsvolle Ereignis, das dem Orünt nach jahrzehntelangen Kämpfen nunmehr den Frieden wiedergibt. Er vermied jede Erwähnung von Ereignissen, die außerhalb dieser Konferenz liegen. Aber der ganze Ton warmer Menschlichkeit und echt versöhnlichen Geistes war eme g üe Lehre für die Diplomaten und Bureaukraten, dis : or ihm saßen und schweigend den kernigen Worten lauschren. Als er erklärte, kein'Lolk der Erde dürfte des Rechts beraubt werden, am Wohl der Menschheit mitzuwirken, und es dürfte sich auch nicht der Pflicht zu dieser Mitarbeit entziehen, konnten die Gedanken der Hörer zu andern Fragen yinübeO'chweisen, die noch ernster unsre Zeit belasten als die heute vorläufig geregelte Orientsrage, und noch stärker dürsten sich solche Gedanken bei den Schlußworten einstellen, als Scheurer rrrlärie, daß der friedliche Wettbewerb der Völker aus dem Boden ccr genaneten Arbeit sich auf die ganze Welt ausdehnen und uns von dem Druck befreien möge, der auf uns allen lastet.
Mit diesen Worten war die Konferenz abgeschlossen, äußerlich harmonisch und feierlich. Aber gerade diese se erlich harmonische Schlußzeremonie enthüllte den Eingeweihten noch einmal deutlich alle die Unstimmigkeiten und all: die Kämpfe. d>e bis zum letzten Augenblick angedauert haben und die auch dc rch die Unterzeichnung noch lange nicht beendet Kin wurden.
Zunächst fehlte am Unterzeichnungstisch der Vertreter Süd- slowiens, der mit zäher Beharrlichkeit gefordert hatte, daß se,n Land nicht zur Unterzeichnung der finanziellen und wirtschaftlichen Klauseln gezwungen werde, die bereits in dem Londoner Vertrag geregelt seien, da der südslawische Staat der keine neuen territorialen Fragen auf dieser Konferenz zv regeln gehabt habe, nicht die finanziellen und politischen Verpflichtungen in seiner Eigenschaft als Nachfolgestaat des türkischen Reiches aufgebürdet haben wolle, die bereits nach dem Balkankrieg gelöst worden seien. Die Verbündeten lehnten diese Vorbehalte ab, und so verzichtete Südslawien au; dis Unterzeichnung.
Weiter fehlte am Unterzeichnungstisch Rußland, denn arßer den Mächten unterschrieb heute nur Bulgarien da- Abkommen über die Meerengen. Der russische Verirrter wird dieses erst in Konstantinopel unterzeichnen, da Rußland angesichts der Vorgänge bei der Ermordung Wocowskis keinen Bevollmächtigten zur Lausanner Konferenz entsandte.
Die Polen haben mit viel Pathos den Platz der verschwundenen Russen eingenommen und gestern einen von historischen Erinnerungen erfüllten Frcundschaftsvertrag mit den Türken unterzeichnet. Sie haben wahrscheinlich weniger Freude daran, daß Rußland jetzt in dem Meerengenausschuß vertreten sein wird.
Das Fehlen von zwei für den Frieden im Orient unentbehrlichen Staaten im Augenblick der Unterzeichnung, Südslawien und Rußland, war nicht das einzige Zeichen der Unsicherheit und Unordnung, die dieser Friedsnsvertrag hinter- lößt. Die Tatsache, daß der schweizerische Bundespräsident sprach, war kein Zufall. Es war den Abordnungen in der vorbereitenden Sitzung nicht gelungen, über die Reden, dir heute von den Bevollmächtigten gehalten werden sollten, einig zu werden. Die Engländer halten offenbar gewünscht, daß, wie bei der Eröffnungssitzung, auch bei der Schlußsitzung der Konferenz nur ein Verbündeter, und möglichst der englische Bevollmächtigte, und der türkische das Wort ergriffen. Aber außer dem französischen Bevollmächtigten beanspruchten auch fast alle andern das Recht der Redefreiheit. Den zahlreichen schriftlichen Vorbehalten, aus denen sich ohne« hin der Vertrag zusammensetzt, sollten noch mündl'che Vor« behalte hinzugefügt werden.
Auf jeden Fall gibt es nichts Bezeichnenderes für die ge» samte Lausanner Konferenz als die Tatsache, nur den Bundeskanzler das Wort nehmen zu lassen. Wollte man den Anschein der Einigkeit am Unterzeichnungstage wahren, so war es nötig, daß alle Bevollmächtigten schwiegen. Man wurde nicht einig, wie man das feierliche Ereignis in offener Sprach« würdigen wollte. Wenn die Herren geredet hätten, wäre es vielleicht nie zur Unterzeichnung gekommen!
Jetzt packen alle ihre Koffer, nur die Türken i nd Bulgaren werden noch ein paar Tage hier bleiben. Falls sie nicht einig werden, sollen auch sie in Konstantinopel weiterverhandeln. Das ändert nicht viel an der allgemeinen Lage, da auch sonst noch viel in Konstantinopel über die Ausführung des Friedensvertrags verhandelt werden muß, denn der Vertrag, den man heute glücklich unterzeichnet hat, ist im Grunde nur eine Disposition, wie wir sie aus unseren alten Schulcnst- sätzcn kennen: Der Aufsatz selbst muß erst noch geschrieben werden.
97. Jahrgang
Immerhin ist eines erreicht worden: Die Waffen senke» stch iin Nahen Orient, und ein weiteres Ergebnis steht bevor: Kin t a p f e r e s B o l k, das jabrelana an unserer Seite bei . vemnütig gekämpft hat und dafür genau wie wir in Ketten . uns Eisen gelegt wurde, hatjich befreit und seine nationale Unabhängigkeit auf eine neue Grundlage gestellt und sein Recht zürn Leben wiedergewonnen. Sein Vorgehen kann uns allerdings nur bedingt Beispiel sein, denn wir leben politisch und geographisch in ganz anderen Ver- bäitnissen und müssen uns heute fern von allen fol'chen Träumen und Illusionen halten. Unser Weg ist dornenvoller und schwerer, als. der der Türkei, aber wir müssen auf diesem Weg zicÜrervußt weiterschreiten Als Wegzehrung dürfen wir ^ jedoch die erhebende Lehre mitnehmen, daß kein Volk, des sich, trey bleibt, untergehen und in Sklaverei leben k.ä n n. Diese eindringliche Legre von Lausanne dürfen wir in dön Tagen des Friedensschlusses hoffnungsvoll im Herzen behalten.
Die lateinischen Schwestern
stehen heute nicht mehr so. intim wie vor Jahr und Tag, und gar während des Weltkriegs. Wie hat man seinerzeit in Rom die französische Kultur in den Himmel gehoben. Und jetzt? Man steht am Corso Licwna Emanuels im Schaufenster eines vornehmen Geschäfts ein merkwürdiges Plakat: Poincare steht vor einem Kohlenhaufen und sagt mit einer einladenden Handbewegung zu Italien: „Hier, nimm von diesen Kohlen, sie gehören mir." Darunter die Worte: „Nein, nein. Fällt mir nicht ein, Luore latrin a." Also aus der „lateinischen Schwester" ist die „Latrinenschwesier" geworden, die an der Ruhr erkrankt ist. —
Ein schlechter Witz! Aber er ist so recht bezeichnend für die ganze Stimmung, die heute weite Kreise Italiens unk auch' die Presse, vielleicht den franzosenfreundlichen „Messa- gcro" ausgenommen, erfaßt hat. An ihrer Spitze marschieren d'e Faschistenblätter. Sie hören viel von den Ruhrgreueln Und wer davon zu lesen bekommt, der muß etwas wie Ekel und Abscheu vor Frankreich bekommen, es müßte sein, daß ei selbst in Grund und Boden verdorben wäre.
Allerdings dürfen wir Deutsche uns dabei nicht etwa einbilden, die Italiener hätten Mitleid mit uns' sie spürten sc etwas wie Zuneigung oder gar Liebe für den Deutschen, oder gar, sie würden ihre Perfidie aufrichtig bedauern, mit der sic uns die Bundestreue gebrochen hatten.
Slein, in der Politik und im Völkerleben gibt es keine Buße und Neue. Allerdings — und das gestehen d.e heutigen Italiener mit zunehmender Offenheit— waren nicht wir Deutsche der Gegenstand ihrer Kriegsfeindschaft. Der Oesterreichcr war es, den man haßte, und die italienische Jrredc.ita war es, die man vom österreichischen Joche befreien wollte. Und deshalb haben sie 1915 mit uns, den Verbündeten der Donaumonarchie, den Krieg angefangen.
Aber auch heute ist der Italiener nicht mit uns ganz ansgesöhnt. So dürfen die deutschen Gemeinden >n SüdtiroI untereinander nur in italienischer Amtssprache verkehren. Die Steuererklärungen dürfen nicht in deutscher Sprache erfolgen. Bozen, die deutsche Stadt, wird von einem Rsgisrungskom- missar verwaltet, der kein Deutsch versteht.
Also das offizielle Italien oder, sagen wir bester, der Mus- solinische Faschismus hat immer noch eine antideutsche Haltung. AWr andererseits ist es gerade der Poincarismus mit seinen häßlichen sadistischen Ausschreitungen, der die Italiener förmlich abstößt. So konnte man unlängst im „Journale di Roma" lesen: „Fünfzig Millionen Deutsche haben seit sieben Jahren nicht nur nicht gut, sondern nicht einmal satt zu essen gehabt Das ist der beste Kern des Volkes, der Träger der guten Kultur, der deutsche Mittelstand. Dazu kommt nun der Ruhr- einbruch, der als Kampf mit ungleichen Waffen zunächst hoffnungslos erscheint. Aber auch üer Schwache hat Mittel, diesen Kampf zu führen, und sich die entsprechenden Waffen zu verschaffen. Tatsächlich hat Deutschland das Gleichgewicht der Kräfte gegen Frankreich hergestellt."
So weit sind wir noch nicht. Aber es ist e'-n gutes Zeugnis für uns, daß neben den Engländern auch die Italiener unfern passiven Widerstand zu würdigen und za billigen wissen. Und daß ein passiver Widerstand niemals völlig „passiv" bleiben und dadurch zu einer bloßen Demonstration herabsinken kann, daß er vielmehr über kurz oder lang aktive Formen, die der Sabotage und des Kleinkriegs naturnotwendig annehmen muß, das begreift der Ausländer, erst recht der Italiener, besser als viele Deutsche.
Also, an unserem Widerstand nimmt der Italiener keinen Anstoß. Im Gegenteil, jetzt fängt er an, vor den Deutschen wieder Respekt zu bekommen.
Dies um so mehr, als die f r a n z ö s i s ch e P o l i t i k den Italienern schon lange nicht mehr paßt. Die Gewalttätigkei- ten Frankreichs gegen die 150 000 Italiener inTunis, die über Nacht ungefragt einfach französisiert wurden, hat alle Lialiener aufs äußerste empört. Nicht minder unangenehm ist für sie die französische Freundschaft mit dem südslawischen Staat, der ganz in französischer Gefolgschaft segelt. Hierin sehen die Italiener eine Gefahr für ihre Ansprüche auf die Adria, die nun einmal die Italiener „ihr Meer" nennen.
Dazu kommt der englische Einfluß. Seit Jahr und Tag nimmt derselbe in Rom zu. Der Besuch des englischen