Calw, den 2. Juni 1926.

Bezirksseuerwehrfest.

(Schluß.)

? AnMießend an die Delegiertenversammlung fand um 11 Uhr «ine Angriffsübung der Freiw. Feuerwehr Calw unter Mitroir- jkung der Weckerlimeir Calw und Nagold auf dem Markt statt, wozu sich eine große Zuschauermenge eingesunden hatte. Der Hebung lag folgender Vorgang zu Grunde: Im südöstlichen Eck­raum des Dachgeschosses des Rathauses (nach der Salzgaffe heraus) bricht nachts ein Brand aus, welcher rasch um sich greift zund an Ausdehnung gewinnt, da infolge starker Rauchentwicklung der Zugang zum Brandherd nicht möglich ist. Zur Bekämpfung des Brandherds wird zunächst die Weckerlinie Calw eingesetzt, da jedoch 'bei angenommenem starkem Südwind di« nördliche Dachfläche bereits durchgebrannt ist und die Gefahr der Uebertra- gung des Feuers auf die benachbarten Gebäude bestM, wird auch die Freiw. Feuerwehr alarmiert. Aufgabe der Feuerwehr ist es nunmehr, durch Innen- und Autzenangriff den Brandherd zu /löschen und die weitere Verbreitung des Feuers zu verhindern. Der später« Einsatz der Kraftfahvspritze Nagold geschieht, um die Reserven in den Hochbehältern nicht zu sehr in Anspruch zu neh- sinen. Der Angriff der Weckerlinie und der Züge der Freiw. /Feuerwehr vollzog sich unter Leitung von Konnnandant Leder- ' Händler Woche! e und stellv. Kommandant Buchdruckereibesitzer Mssig planmäßig mit einer sehr großen Gewandtheit und Sicherheit, so daß der Beschauer einen vorzüglichen Eindruck ge­wann. Die Kraftfahrfpritze Calw war an der Nagold beim An­wesen von Flaschnermeister Essig aufgestellt, während di« Züge der Freiw. Feuerwehr mehrere Schlauchlagen, di« durch die bei­den Spritzen des 4. und S. Zuges aus den beiden Marktbrunnen gespeist wurden, durchführten,' später erfolgte nach Ermüdung der Spritzenmannschaften die Speisung der Schlauchleitungen durch die Hydranten, dis Kraftfahrfpritze Nagold bezog ihren Wasser­bedarf aus den: oberen Mavktbrunwen. Die Stetgevabteilung unterzog sich mit großer Gewandtheit ihrer schwierigen Aufgabe; sie nahm die Rettung im Rathaus befindlicher Personen und Akten vor und erstieg die Dächer der gefährdeten Nachbarhäuser, um von hier aus das Feuer auf seinen Brandherd zu beschrän­ken Besonders die Rettung mehrerer Personen durch den Ret- tungsschlauch und der Abstieg eines grotesk maskierten Strolchs Aber die Leiter erweckten großes Interesse. Der Jnnenangriff wurde von der Weckerlinie Calw mit Hydrantenanschluß durch- igesührt; insgesamt wurde aus 14 Strahlrohren Wasser auf das Brandobjekt gegeben. Auch die Mannschaften der Freiw. Sani­tätskolonne Calw unter Führung von stellv. Kolonnenführer Malermeister K. Kirchherr beteiligt« sich an der Hebung und nahm in fachgemäßer Weife die Bergung Verunglückter und Ver­letzter vor, welche auf dem Verbandplatz unter Anleitung von IKolonnenarzt Dr. Schleich die erste Hilfe erhielten. In einer nachfolgenden Besprechung gab der Kolonnenarzt ein anschau­liches Bild der geleisteten Arbeit, welche einen vortrefflichen Eindruck hinterltetz. Nach Abschluß der großzügig durchgeführten Anyrtffsübung besprach u. belobt« Feuerlöschmfpektor Riderer die Leistungen der Wehr, auch der 1. Vorsitzende des Landes- feuerwehrverbandes Binder-Heilbronn spendete allen an der ,Hebung Beteiligten uneingeschränktes Lob. Ein Schawfpritzen mit 13 Strahlrohren der Kraftfahvfpritzen Calw und Nagold, wel­sches einen glänzenden Anblick bot, beendete die Veranstaltung.

Die Feuerwehren begaben sich hierauf in die zugewissenen Quartiere zum Mittagsmahl. Die Delegierten und Ehrengast« //lahmen das Mittagessen im Hotel Waldhorn ein, wobei der Be­zirksvorstand, Oberamtmann Rtppmann in launiger Weise '«me Taufrede auf den jungen Bezirksverband hielt, in welcher er die besten Wünsche für die fernere Entwicklung des Verbandes aussprach und der Nagolder Weckerlinie wie auch dem Landes- vertreter von Heilbronn gegenüber seiner Freude über ihre Teil­nahme am 1 Bezirksfeuerwehvfest Ausdruck verlieh. Um 2 Uhr bewegte sich ausgehend von der Altbuvger Vorstadt ein imposan­ter Festzug durch die Mtburgerstmße, Markt, Badgasse, obere Brücke, Bähnhofstraße, mittlere Drücke, Lederstraße zum Brühl. Eine große Menschenmenge umsäumte die Straßen, die der nicht endenwollende Zug passierte; frühe Zurufe und Blumen flogen den Feuerwehrleuten zu, Zeichen der Liebe und Wertschätzung. Etn reitender Polizeibeamter, sowie mehrere Fcstreiter «öff­neten den mächtigen Festzug, es folgten zwei Wagen mit den Ehrengästen, unter welchen man neben den Vertretern der Be­hörden die EhreNkommandantr-n Stüber- Calw und Haagev- Bad Llebenzell sah, anschließend marschierte das Trommler- und Pfeifer-Korps des Veteranen- und Militär-Vereins Calw und die Stadtkapelle unter Leitung von Musikirektor Frank; dann folgten di« Feuerwehren Altbulach, Altburg, Alchengstett, Al­senberg, Dachtel, Decken-pfvonn, Ernstmühl, Eechingen, Hirsau, Holzbronn, Liebelsberg. Bad Liebenzell, Nagold (Weckerlinie), Sleubulach, Neuhengsiett, Neuweiler, Oberkollbach, Ottenbronn, Simmozheim, Sommenhardt, Stammheim, Teinach, llnterhaug- stett, llnterreichenbach, Wildberg, Zavelstein und Calw. Die Mannschaften der Sanitätskolonne Calw beteiligten sich in zwei Abteilungen ebenfalls am Festzug. Acht Musikkapellen befanden sich im Zuge und ließen abwechselnd ihre Weisen ertönen. Auf dein Brühl angekommcn nahmen die Feuerwehrmannschaften Ausstellung vor der Rednertribüne, von wo nach dem Vortrag des Torgauer Marsches durch die Calwer Stadtkapell« Bezirks- Heuerlöschrnlsipektior Riberer folgende mit großem Beifall aus­genommen« Ansprache hielt:

Hochverehrte Festveüfainmlung, werte Kameraden! Zum heu- Pltzen Tage Ihnen allen ein herzlichesGrüß Gott!" Wenn sich der Ausschuß des Bezircksfeuerwchrverbands Calw entschlossen Hat. das heutige Fest zu veranstalten, so geschah dies nicht nur -von dem Gesichtspunkt aus, formell das zu vervollständigen, was Hetzten Herbst in Hirsau zustande gekommen, sondern auch des­halb, um einem vielseitig«» Wunsch der Feuerwehrkameraden Rechnung zu tragen. Schon die große Beteiligung aus Land und Stadt legt ein beredtes Zeugnis ab dafür, welch reges Interesse Anse rer Feuevwehrsachs entgogengebracht wird. Erst wenige Monate liegt die Gründung des Verbands hinter uns und be­reits haben sich erfreuliche Anzeichen des Fortschritts auf dem Gebiets unseres Feuerlöschwesens bemerkbar gemacht. So hat sich inzwischen üins Pflichtfeuevwehr in eine freiwillige umge- Dvandelt und zwei weitere Wehren weiden diesem Beispiel fol- Ven. Wir streben erst i« zweiter Linie eins aufs Aeußerliche ticrichtete Verbesserung unserer Feuerwehren an, denn was nüt­zen neue Geräte und Ausrüstungen, wenn der Geist fehlt, der Hieftz toten Geräte befeetzn soll. Wo siAd /mr die Hilfs­

mittel in ver Hand der denkenden Menschen, ihr Wert wird allein bestimmt durch die Fähigkeit derselben, mit ihnen umzu­gehen. Mögen unseren Feuerwehren stets entschlossene und un­erschrockene Männer zur Verfügung stehen, getrieben von dem Geist selbstloser Hingabe, damit sich durch sie unser Wahlspruch verwirkliche: Einer für Alle, Alle für Einen!

Hierauf richtete Stadtschultheiß Gähn er-Calw einen herz­lichen Willkommgruß an die Feuerwehrleute und dankte ihnen für ihre Die-nstbereitschaft zum Wohl der Allgemeinheit. Es sei einer der Zwecke des Bezirksfeuerwehrverbandes, die Hilfe der Wehren auf den ganzen Bezirk auszudehnen, und gerade wir Cal­wer wüßten eine solche Hilfe ganz besonders zu schätzen, sei doch die Stadt, allerdings durch die Brandschatzung kriegerischer Hor­den, schon zweimal in Asche gelegt worden. Daneben wisse aber auch die Stadt die Feuerwehr als Wasserwehr hoch zu schätzen, da sie fast jährlich von Hochwasser heimgesucht werde, und sie lege daher besonderen Wert darauf, eine wohlgcrüstete und ge­übte Wehr zu besitzen; der letztere Umstand könne aber das In­teresse der Stadt an einem Zusammenschluß mit den Wehren der Vezirksgemeinden nicht mindern. Mit den besten Wünschen für den ferneren Verlauf des Festes schloß der Stadt-oovstand seine trefflichen Ausführungen. Als Vertreter des Landesfeuerwehr­verbandes entbot sodann Feuerwehrkommandant Binder- Heil­bronn die Grüße des Landesverbands und verstand es durch den volkstümlichen Charakter seiner Ausführungen die Hörer unge­mein zu fesseln. Cr betonte mit Stolz, daß das Land Württem­berg dank der Unterstützung der staatlichen und städtischen Behör­den im Feuerlöschwesen im ganzen Reich an erster Stelle stehe und ermahnte die jungen Leute, Ordnung unb Disziplin zu ler­nen, damit der gute Geist in den Wehren erhalten bleibe. Fenerwehrkommandant Wochele begrüßte im Namen der Frei­will. Feuerwehr Calw die Anwesenden. Er wünschte dem Be- zivksfeuerwehvverband wie dem gesamten Feuerwehrwcsen im Be­zirk ein ferneres Blühen, Wachsen und Gedeihen und schloß seine Ausführungen mit dem Gelöbnis, welches in dem alten Feuer- wehrwahlspruch enthalten ist: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!

Mit den Ansprachen hatte der offizielle Teil des Festes sein Ende gefunden. Nachdem auf dem Brühl in zwei Vorführungen die rasche Wirkung der Handfeuerlöschapparate Minimax und Radikal an leichtentzündlichen Brandherden von den Bezirksver­tretern gezeigt worden war. verbrachten die Festteilnchmer den Rest des Tages in fröhlichem, gemütlichem Beisammensein auf dem Festplatz oder in den Gaststätten der Stadt. Mit hoher Be­friedigung Wer den glänzenden Verlauf des 1. Bezirksfeuerwehr- tages kehrten am Abend die Gäste in ihre Heimatgememden zu­rück.

Bon der Handelskammer Calw.

Dem Beispiel der übrigen Kammern des Landes folgend wurde beschlossen, ein Prüfungsamt für Kurz- und Maschinen­schrift bei der Handelskammer Calw einzurichten. Da die beiden Handelsschulen hier ihre Lehrer in Kurzschrift als Sachverstän­dige zur Versitzung gestellt hüben, ist es möglich, die Prüflinge in allen üblichen Systemen zu prüfen. Es tst eine bekannte Tat­sache, daß ein solches amtliches Zeugnis in Kurzschrift dem In­haber dm Weg zu einer Stelle immer erleichtert. Die Prüfung findet statt nach Bedarf, mindestens einmal im Jahr. Anmeldun­gen sind an di« Handelskammer Calw zu richten- Weiterhin wurde beschlossen, eine Verbilligung, mindestens gerechter« Ver­teilung in dm Fernsprechgebühren herbcizuführen- Me hohen Fernsprechgebühren rühren zu einem großen Test daher, daß di« Reichspostverwältung sich nicht wte ander« Organisationen hat entschließen können, ihre werbenden Neuankagm aus Anleihe- initteln zu decken, sondern daß sie glaubte, alles aus laufenden Mitteln bestretten zu müssen. Dieser Weg, der vielleicht tm ersten Jahr nach der Inflation seine Berechtigung gehabt haben mag, muß jetzt unbdingt verlassen werden. Der heute geltende Tarif, wonach keine Grundgebühr, sondern nur eine GcsprächSgMhr erhoben wird, führt dazu, daß der Teilnehmer, der viel sprechen inuß, unverhältnismäßig stark belastet ist gegenüber dem Wenig­sprecher, der den billigsten Anschluß in sämtlichen Ländern der Welt hat- Es niuß daher unter allen Umständen wieder zurück­gekommen werden auf Einführung einer Grundgebühr für Miete der Anlage, von jedem Teilnehmer gleich zu tragen, und einer billigeren Ortsgesprächsgebühr, nach der dann auch jeder sparen kann, so gut es möglich ist. Tatsache ist, daß heute 60 bis 70 Prozent aller Teilnehmer einen für die Reichspostvertvaltung unrmtablm Anschluß haben. Mit dieser Ungerechtest muß ge­brochen werden. EnÄich soll noch eine erhebliche Verbilligung der Nahferngespräche bis zu 100 Kilometer beantragt wenden. Die Relchsbahndirektion Stuttgart hat angeregt, zwecks Ver­einheitlichung der Wünsche der Interessenten sämtlich« Fahr­plangesuche durch die Handelskammern gehen zu lassen, die ih­rerseits diese Wünsche zu sammeln, zu sichten und zu prüfen hätten. Zweckmäßig werden also in Zukunft alle Fcchrplan- wünsche an die Handelskammer in 2 Durchschlagen etngereicht, von denen einer an die Reichsbcchndircktion geht, der andere bet der Handelskammer verbleibt. Es muß anerkannt werden, daß wir grade in unserem Bezirk für den laufenden Fahrplan er­hebliche Verbesserungen erreicht haben; Anschlußfehler in Stutt­gart müssen noch ansgemerzt werden. Nachdem neuerdings wie­der die Einrichtung derSommerzeit" in Deutschland angeregt worden ist, nimmt die Kammer hiegegen energisch Stellung ein. Die Landwirtschaft lehnt die Sommerzeit einmütig ab, und auch in Industrie und Handel, wie bei der Bevölkerung insgemein findet sie wenig Freunde. Bei Feststellung des Haushaltplanes für 1926 wiid der Umlogesatz von 4,5 auf 4 pro 1000 des Ge- wsrbesteuerkapitaks von 1925 herabgesetzt. Dies tst nur möglich unter äußerster Einschränkung der Ausgaben unserer Kammer, die nunmehr von allen Handelskammern am billigsten arbeitet. Es wurde aber in Anbetracht des allgemeinen Rufs nach Spar­samkeit auf allen Gebieten für richtig gehalten, daß die HandelS- kammer hier mit gutem Beispiel vorangeht. Wir Haffen, daß sich dies« Satz auch bet dem tm Herbst neu festzustollenden GcwerL»- steuerktHliäl aufrecht «halten lassen wird.

Vereinigung ernster Bibelforscher.

Heute abend findet im Dreitzschen Saal ein Bortvag von I. B, Adler-Magdeburg statt Über da» Thema: MZa» trieb die Weltmächte dM HffairtmenhMh entgeHM?,« ÄMnes im M- sHgenteiL

Ausstellung arabischer Kunst in Stuttgart.

Die Stadt Stuttgart hat einen neuen Anziehungspunkt er­halten, die Ausstellung arabischer Kunst in den Räumen, die der am 5. Dezentber 1925 verstorbene Fürst Karl von Urach. Gras von Württemberg, bekannt als Forscher der orientalischen Kunst und Wissenschaft, in seinem Hause, Neckarstraße 68, von dem Jahre 1893 an in syrisch-arabischem Stil nach eingehenden Studien im Orient und Aegypten erbaut hat- An der Erweite­rung der Räume hat der Fürst noch bis zu seinem Lode gear­beitet. Sein Bruder, Dr. Herzog Wilhelm von Urach, Graf von Württemberg, der mit seiner Familie im Hause wohnt, hat die zuletzt noch begonnenen neuen Arbeiten zu einem vorläufigen Abschluß gebracht, so daß die ganzen Räume nun am 1- Juni 1926 der OsffenMchkeit zugänglich gemacht werden können.

Die Räume bieten ganz außergewöhnliche Reize. Der große Kuppelsaal stellt die Wohnung eines arabischen Fürsten dar. DerBlaue Saal" in maurischem Stil aus der Zeit 400 n- Ehr. gehalten, lehnt sich an di« Alhambra an. An den Wänden sind Gebetsteppiche und Gewinde. Von besonderer Pracht sind die beiden Festsäle. Die Kuppel des einen Saales ist 15 Meter hoch. Die Holzschnitzereien, ebenso die Fenster gegen den Hof sind alle aus dem Orient. Von allen Decken- und Wandverzierungen tst immer ein echtes Stück als Muster vom Orient mitgebracht und es sind dann in Stuttgart die gleichen Muster nachgeahmt wor­den. (Die Waich- und Bodenteppiche sind ausnahmslos echt ) Die Wandschränke sind wie im Orient eingebaut; sie sind, ohne geleimt zu sein, ineinander gefügt und dienen zum Aufbewahren des Geschirrs. An den Wänden sind Koransprüche unten an einem einzelnen Pfeiler die Inschrift des Fürsten Karl (daß das Ge­bäude zmn Gedächtnis seiner Mutter erbaut ist). Ein Keiner Seitensaal dient als Schlafgcmach. Der Marmorsaal ist ein Bade- bezw. Wöhnraum- Hinter dem Gitter befindet sich der Harem, das Gemach der Frauen, dessen Kuppel 15 Meter hoch ist. Oben vor der Treppe ist der neueste, 19241926 erbaute Saal, der nicht mehr ganz vollendet ist. Es handelt sich gleich­falls um einen Baderaum, für den Marmorbelag und ein Brun­nen vorgesehen waren. Links oben ist wiederum der Harem.

Wetter für Donnerstag und Freitag-

Die Wetterlage hat sich wenig geändert. Eine Depression im Norden macht sich immer noch geltend. Für Donnerstag und Freitag ist nur zeitweise aufheitcrndes, im übrigen mehrfach be­decktes, aber wenig regnerisches Wetter zu erwarten.

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Dachtel» 1. Juni. Der hiesige Liederkranz beteiligte sich am Sonntag an dem Sängerwettstreit in Ehningen im Gäu. Der Verein stand unter der guten Leitung seines Dirigenten Lehrer R. Schmidt. Trotz starker Konkurrenz gelang cs dem Verein, einen 2. Preis mit 80 Punkten herauszuholen, wofür er zu be­glückwünschen ist. Es ist dies umso mehr erfreulich, da der hie­sige Verein in der letzten Zeit öfters Dirigentenwechsel gehabt hat und dadurch die Ausbildung Not gelitten hat. Dem Verein sei für sein ferneres Bestehen Glück gewünscht-

SCB Pforcheim, 1. Juni. Einige Buben spielten am Stein- vruch Lei brr Klingstraße. Der 12jährige Eugen Wurst, Sohn eines Golbarbeiters, saß gerade auf der Bank unter einem Baum, als ein anderer Bube einen faustgroßen Stein vom Stein­bruch Herabwarf. Der Stein traf den Wurst derart, daß er einen schweren Schädelbruch davontrug und ins Krankenhaus gebracht werden mutzt«-

SDB Stuttgart, 1. Juni. Bei dem Beginn des Sülddentsch- landflmgs in Mannheim am letzten Sonntag stiegen 21 Flug- majschinen auf. Dabei erlitt das FlugzeugSuse" des Luftver­kehrs Württemberg Bruch und mußte notlanden.

SCB Stuttgart, 1. Juni. Beim Landtag sind in der Zeit vom 24. April bis 18. Mai 42 Eingaben eingegangen, die den zuständigen Ausschüssen überwiesen wurden.

SCB. Sigmaringendorf, 31. Mai- In große Aufregung wurden nachts 3 Uhr di« hiesigen Einwohner versetzt. Beim Rathaus fielen mehrere Schüsse und als nwn sich nach der Ur­sache erkundigte, hieß es, daß Einbrecher dem Rathaus einen Besuch abgestattet hätten. Die Geldkasette mit mehreren 100 ^ Inhalt ist verschwunden. Der Nachtwächter hat die Diebe über­rascht und mehrere Schüsse auf sie gegeben, die jedoch fehl- gegangen find- Auch die Einbrecher sollen geschossen haben. Mor­gens wurden die Nachforschungen nach den Tätern mit einem Polizeihund ausgenommen- Sie verliefen bis jetzt jedoch ergeb­nislos.

SCB. Vom Bodensee, 31. Mai. In einem Koffer wurden dt« seit einigen Tagen vermißten zwei Knaben der Familie Hartmann in Azmoos bet Lindau tot aufgefunden. Man ver­mut«^ daß die Buben den Deckel des Koffers, nachdem sie in diesen hineingekrochen waren, zuKappten und hernach nicht mehr öffnen konnten, so daß sie ersticken mußten.

SCB. Aus Baden, 31. Mat. Der etwa 50jährige, in det Spiunrei in Neurod (Amt Ettlingen) als Maschtnenführer be­schäftigte Ambros Ochs gab in der vorletzten Nacht zwischen 10 und 11 Uhr in der Spinnerei Neurod auf seinen etwa 25jäh- rigen Schwiegersohn Christian Neumaier, der in der Spinn««! und Weberei Ettlingen als Anstreicher beschäftigt war, zwei Re- volvevschüfse ab, die tödlich wirkten. Die Ursache tst auf einen voraudgegangenen Familirnstreit -urückzuführen- Als Ochs abends in den Dienst ging, folgte ihm sein Schwiegersohn un­bemerkt nach in der Absicht, ihn zu überstttlen. Neumaier lief in bas Maschinerchaus, worin Ochs arbeitete und schlug dort di« Fensterscheiben ein, um seinen Schwiegervater erreichen und sein Vorhaben aussühren zu können. Er ging mit gezücktem Mess« auf ihn los- Einen jungen Burschen, d« ihn von seinem Vor­haben abhalten wollte, bedrohte er ebenfalls mit dem Messer. Als Ochs die Gefahr «kannte, kam er Neumaier zuvor und schoß auf diesen zweimal ab. Ein Schuß ging in das Gesicht, der an­dere in die Brust. Neumaier war sofort tot- Die Leiche wurde nach der gerichtlichen Aufnahme des Tatbestandes nach Ettlingen übergesührt. Ochs ist von Neurod und lebt in geordneten Fanü- lienverhAtnissen, während Neumaier, der von Grünwettersbach stammt, einen unsteten Lebenswandel führte und ein Trinker war, was oft zu FamilienzwMgkeiten führte-