Wanderung des Schwarzwaldverein«. Trotz des nicht geradezu einladenden Wetters fand sich gestern doch eine schöne Anzahl Damen und Herrn der hiesigen Ortsgruppe des Schmarzwaldoereins zur ersten Frühjahrswanderung zu­sammen. Der Weg führte an der Harzfabrtk vorbei hinein in den schönen Tannenwald. Während die Herren.den steilen Weg emporkletterten, halten die Damen unbemerkt einen bequemeren Weg eingeschlagen und waren schnell außer Hör- und Sicht­weite gekommen, was zu einer heiteren Sucherei Anlaß gab. In Walddorf hatte man sich jedoch plötzlich wieder zusammen­gefunden und wandelte nun gemeinsam zum Ziele Berneck zu, nachdem man zuvor auf der .Anhöhe hinter Walddorf die ausnahmSweiS klare Fernsicht auf die Alb. insbesondere den Roßberg bewundert hatte. Im Waldhorn in Berneck wurde Einkehr gehalten, wo bei frohem Sang und Becherklang die Zeit rasch dahin flog. Wohlbestiedtgt kehrte die fröhliche Wandergruppe mit dem Abendzug nach Hause zurück, um in Bälde ähnliche Wanderungen folgen zu lasten. Waldheil l

* Stäubchen. In der Frühe des heutigen Tags brachte die Stadtkapelle sowie der Ltederkranz seinem Ehrenmitglied, Hafnermetster Essig, anläßlich seiner silbernen Hochzeit ein Ständchen.

Dom Blaue« Kreuz. Am gestrigen Sonntag, nachm. */-3 Uhr, hielt der Bezirkroerein Nagold vom Landesverein de« Blauen Kreuze« in der Kirche tn Mötzingen seine FrühjahrSkonferenz ab. Sekretär Witt-Liebenzell sprach über .Die Not unserer Zeit und di« Aufgaben deS Blauen Kreuze«". Einige frühere Trinker legten eindrucksvolle« Zeug­nis ab von ihrer Heilung. Dir Versammlung war erfreu­licherweise von den Einheimischen, sowie auch von den Be­zirken Nagold und Calw au« gut besucht, die Kirche nahezu gefüllt.

Erste Blüte. Im Dr. Mmer'schen Garten am Schloß­berg blühen seit einigen Tagen trotz , der zurückhaltenden Witterung die Schlehenbüsche. Wenn der Mat die schönen, sonnigen und warmen Tage bringt, die man ihm sonst im allgemeinen zuschreibt, muß auch unser Nagoldtal endlich bald in Blüten stehen.

* Die Frachtsätze für Frachtgut werden vom 1. Mai 1922 ab um 20 v. H., die Mtndrstfracht wird von 15 ^ auf 20 erhöht.

* Mai. Der 5. Monat de« Jahre« ist der Mai, der Monat unserer Dichter und Dichterlinge. Für sie ist der Mat der Wonnemonat, in dem e« eitel Freude und Sonnen­schein gibt. In Wirklichkeit ist dem oft nicht so, denn e« stürmt und regnet nicht selten im Mat, ja manchmal gibt e« noch Nachtfröste, die unseren Weinbergen, Saaten und Obstpflan- znngen großen Schaden zufügen. Im VolkSmunde ist die Zeit dieser nächtlichen Abkühlungen im Mai unter dem Na­men derEisheiligen" bekannt. Der Name de« Mai wird abgeleitet von dem lateinischen LIuiu8 mensw, d. h. der Mo­nat der Maia, einer Frühlingsgöttin. Neben den Bezeich­nungen Wonnemond oder Laubmond kommt auch die Form Maten als deutscher Name der 5. Monat« vor. Dieser .Maten" soll von dem GotischenMaguS" der junge Mann, abstommen; dt« weibliche Form diese« Worte« hat sich auch in Maid oder Magd erhalten, denn da« junge Weib heißt Mage", au« dem dann Magd, poetisch Maid wurde. Die bekanntesten Wetterregeln laulen: Ist'« im Mai recht kalt u. naß, haben die Maikäfer wenig Spaß. Ein kühler Mat wird hochgeacht, bat stets ein fruchtbar Jahr gebracht. Viel Gewitter im Mat, dann singt der Bauer juchhei. Auf Philipp und Jakob Regen, folgt sicher Erntesegen. Wenn am 1. Mai der Reif liegt offen, ist ein gutes Jahr zu hoffen. Ist e« klar an Petronell, meßt den Flach« ihr mit der Ell'. Vor Seroaz (13.) kein Sommer, nach Servaz kein Frost.

* Ausstattung von Kindern. Noch immer ist vielfach die Auffassung bet den Steuerpflichtigen verbreitet, al« ob dieAusstattung", die Kindern zur Heirat oder Selbständtg- machung gewährt wird, nicht der Schenkungrsteuer unterliege. Nach dem Wortlaut und System de« neuen Erbschaftssteuer-

8 Lauf doch nicht ewig hin und her! 8

o Verkehr mit dir! ES lohnt sich mehr! o

2 Eulenberg. 2

0 0

Lichtenstein.

126) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.

Wie kommst du auf einmal zu diesen TodeSgedanken, Han« ? Du warst doch sonst ein fröhlicher Bursche zur Herbst­zeit, und deine Zither tönte auf mancher Kirchweih. Da hast du gewiß keine Totenlieder gesungen."

Meine Freude ist au«", erwiderte er und wie« auf den Herzog;all meine Mühe, all meine Sorge war vergebens; es ist au« mit dem Herrn, und ich ich bin sein Schatten; auch mit mir ist'« aus; hätte ich nicht Frau und Kind, ich möchte heute nacht noch sterben."

Wohl warst du immer sein getreuer Schatten", sagte der junge Mann gerührt,und oft habe ich deine Treue be­wundert; höre, Han«! Wir sehen uns vielleicht lange nicht mehr. Jetzt haben wir Zeit zum Schrpatzen, erzähle mir, wa« dich so ausschließlich und enge an den Herzog knüpft, wenn e« etwa« ist, was du erzählen kannst."

Er schwieg einige Augenblicke und schürte da« Feuer zu­recht; ein unruhiger Feuer blitzte au« seinen Augen, und Georg war ungewiß, ob e« die Flamme oder eine innere Bewegung sei, wa« seine aurdruckSoollen Züge mit wechseln­der Röte übergoß. .Da« hat seine eigene Bewandtnis", sagt« er endlich,und ich spreche nicht gerne davon. Doch ihr habt recht, Herr, auch mir ist e«, al« werden wir uns lange nicht mehr sehen, so will ich Tuch denn erzählen. Habt Ihr nie von dem armen Konrad gehört?"

O ja", erwiderte Georg, .da« Gerücht davon kam noch weiter al« bis zu un« nach Franken; war e« nicht ein Auf­stand der Bauern? Wollte man nicht sogar dem Herzog an« Leben?"

Ihr habt ganz recht, der arme Konrad war ein böse« Ding. E« mögen nun sieben Jahre sein, da gab e« unter uns Bauern viele Männer, die mit der Herrschaft unzufrieden

gesetzes kann e« aber nicht zweifelhaft sein, daß sowohl die Mitgift, die einer Tochter gewährt wird, wie auch die sonsti­gen al« Autstattung an Söhne oder Töchter gegebenen Mittel schenkungssteuerpflichtig sind, ganz gleichgültig, ob sie im Sinne de« bürgerlichen Recht« den Vermögentverhältnisten angemessen sind oder nicht. Der Reichsfinanzhof hat diese Auffassung in wiederholten Entscheidungen bestätigt. Schen­kungssteuerfrei bleibt lediglich der Betrag, der einemAb­kömmling", also einem Sohne so gm wie einer Tochter oder einem Enkelkind, unmittelbar zur Einrichtung eines ange­messenen Haushalt« gewährt wird, also da«, was da« BGB. al«Aussteuer" bei der Tochter bezeichnet. Dabei wird die Angemessenheit" nicht mehr dem bisherigen Begriffstandes­gemäß" gleichgestellt, sondern, der Not der Zeit entsprechend, viel enger gefaßt. Schenkungssteuerfrei sind überdies solche Beträge, die einem Kind oder Enkel, aber auch sonstigen beliebigen Personen, daher z. B. Geschwistern, Eltern, Neffen und Nichten zum Zweck de«angemessenen" Unterhalt« ge­währt werden; regelmäßig betrifft dies nur fortlaufende, jährlich wiederkehrende Beträge; Kapitalzuwendungen dage­gen nur, wenn das Kapital selbst angegriffen wird. Endlich sind steuerfrei noch Zuwendungen zum Zwecke der Ausbil­dung; auch diese können Söhnen und Töchtern, aber auch beliebigen sonstigen Empfängern gewährt werden.

Ebhausen. Auf die Pfarrei Ebhausen ist Pfarrer Götz tn Hausen ob Verena ernannt worden.

Bow Textilarbeiterverband» Ortsgruppe Rohrdorf, wird uni mitgeteilt, daß der Schiedsspruch im Texttlgewerbe von Arbeitgeberseite au« am Donnerstag abgelehnt wurde; die Arbeitnehmer nahmen am gestrigen Sonntag in Stuttgart zu dem Spruch Stellung, über deren Ergebnis un« aber noch nichts bekannt ist.

Beihingen, 30. April. OrtSvorsteherwahl. Bei der heute abgehaltenen Wahl des OrtSvorstand« erschienen von 157 Wahlberechtigten 125 zur Abstimmung. Von 123 gültig abgegebenen Stimmen erhielt der seitherige Amlsver- weser, Gemeinderat Franz 72, Christian Broß, Landwirt, 47 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt.

Württemberg.

Gündringen, 30. April. Schulthetßenwahl. Bet der heute stattgefundenen Schultheißenwahl haben von 351 Wahlberechtigten 92 °/o abgestimmt; davon entfielen 253 Stimmen auf den bisherigen Schultheiß Nisch und 65 Stim­men auf Gemetnderat Matth. Wehrstein. Somit ist Herr Schultheiß Nisch glänzend wiedergewählt; es ist dies ein Be­weis, daß er zur vollsten Zufriedenheit der Gemeinde tätig war und daß die Bürger seine Leistungen während der letzten 10 Jahre, besonders in der arbeitsreichen KrtegSzeit. dankbar anerkennen. Möge H. Schultheiß Nisch noch recht lange in diesem reichen Maße für das Wohl der Gemeinde sorgen können.

Herrenber«, 28. April. Vom Rathaus. Von einer Herabsetzung des Preises für zugewiesenes Holz auf 200 wie dies in einer Eingabe des Arbeitervereins verlangt wird, muß abgesehen werden. Zur Errichtung eines Gedächtnis­hause« im württ. Schwarzwald durch den Württ. Schwarz­waldverein zum Andenken an seine im Weltkrieg gefallenen Mitglieder wird ein einmaliger Beitrag von 100 verwii- ltgt. Mit der Einführung der Hocksrsteusr,ist der Gemeinde- rat im Grund genommen einverstanden.

Calw, 29. April. Vom Rathaus. Ab 1. Mai soll der Strompreis für Licht von 4 auf 6 erhöht werden, der Preis für elektr. Kraft von 4 auf 4,50 Beim Wasserzins wird eine Erhöhung auf 1,50 pro Kbm. vorgeschlagen. Auch der Gasprei« soll von 4 auf 6 ^ in Calw, von 4,30 auf 6,50 tn Hirsau erhöht werden. Die ab 1. Mai neu vereinbarten Teuerungszuschläge für die Gemeindearbeiter zwischen dem Arbeitgeberverband de« Städtetags und dem württ. Gemeindearbeiteroecband wurden zur Kenntnis genom men; für Calw kommt eine Erhöhung im allgemeinen um

waren; e« waren Fehljahre gewesen, den Reicheren ging das Geld au«, die Armen hatten schon lange keine« mehr, und doch sollten wir zahlen ohne Ende, denn der Herzog brauchte gar viel Geld für seinen Hof, wo er alle Tage zuging wie im Paradier."

Gaben denn Eure Landstände nach, wenn der Herr so viel Geld verlangte?" fragte Georg.

Sie wagten e« eben auch nicht immer ,nein' zu sagen, de« Herzogs Beutel aber hatte ein gar großes Loch, das wir Bauern mit unserem Schweiß nicht zuleimen konnten. Da gab er nun viele, die ließen die Arbeit liegen, weil da» Korn, da« sie pflanzten, nicht zu ihrem Brot wuchs, und der Wein, den sie kelterten, nicht für sie in die Fässer floß. Diese, al» sie dachten, daß man ihnen nicht« mehr nehmen könne alr da« arme Leben, lebten lustig und in Freuden, nannten sich Grafen zu Nirgendsheim, sprachen viel von ihren Schlössern und dem Hungerberge und von ihren bedeutenden Besitzungen, in der Fehlhalde und am Bettelrain, und diese Gesellschaft war der arme Konrad."

Der Pfeifer legte sinnend seine Stirne in die Hand und schwieg.

Von dir wolltest du ja erzählen, Han«", sagte Georg, von dir und dem Herzog".

Das hätte ich beinahe vergessen", antwortete dieser. Nun", fuhr er fort, ,,e« kam endlich dahin, daß man Maß und Gewicht geringer machte und dem Herzog gab, wa« da­mit gewonnen wurde. Da ward aus dem Scherz bitterer Ernst. Es mochte mancher nicht ertragen, daß ring« umher voller Maß und Gewicht, und nur bei un« kein Recht sei. Im RemStale trug der arme Konräd da« neue Gewicht hinaus und machte die Wasterprobe."

WaS ist dar?" fragte der junge Mann.

Ha!" lachte der Bauer,das ist eine leichte Probe. Man trug den Pfundstein mit Trommeln und Pfeifen an die Rem« und sagte: Schwimmt'« oben, hat der Herzog recht; sinkt'« unter, hat der Bauer recht. Der Stein sank unter, und jetzt zog der arme Konrad Waffen an. Im Remrtal und im Neckartal bi» hinauf gegen Tübingen und hinüber an die Alb standen die Bauern auf und verlangten da« alte Recht. E« wurde gelandtagt und gesprochen, aber e« half doch nichts. Die Bauern gingen nicht au«einander."

Aber du, von dir sprichst du ja gar nicht."

3 pro. Stunde in 'Betracht. Gelernte Arbeiter erhalten jetzt 14,60 Slundenlohn, angelernte Arbeiter 13,80 ^ u ungelernte Arbeiter 13,30 Dazu kommt die übliche Kin­derzulage von 100 pro Monat.

Das Kultusministerium empfiehlt den Kirchen- und-Pfarr- gemeinde< der Verkeilung der kirchlichen Umlagen für 1922 die für dos Steuerjahr 1920 oder 1921 veranlagte Reichs- einkommensteuer samt der staatlichen Grund-, Gebäude- ^weroesteuer zugrunde zu legen, soweit nicht örtliche Verhältnisse eine abweichende Festsetzung des Umlagsmah- stabs nahe legen. Es soll bei abweichenden Beschlüssen be­sonder-; darauf geachtet werden, daß die Leistungsfähigkeit und der Grundsatz der Gerechtigkeit und Billigkeit nicht ver- letzt werde. Die Finanzämter sind auf Ersuchen des Kult- mmlsteriuim ermächtigt worden, den durch die Landesgesehe zur Geheimhaltung verpflichteten Beamten der Kirchen- und Pfarrgemeinden bei der Veranlagung der kirchlichen Um­lage für 192: und 1922 die Einkommensteuer bezw. Per- sonenverzeichnlsse und Haupksteuerlisten zur Einsicht auf­zulegen.

Zum Religionsunterricht

Der vor kurzem in Stuttgart gehaltene Vertretertag des Württ. Lehrervereins hat zum Religionsunterricht in der Volksschule folgende Entschließung angenommen: 1. Die Vertreterversammlung des Württ. Lehrerverein; ver­langt, daß an dem den Lehrern in der Reichsverfassung ge­währleisteten Recht der Gewissensfreiheit auch durch Ver- waltungsmaßregeln nicht gerüttelt wird. 2. Die Vertreter- Versammlung ist der Ansicht, daß der Religionsunterricht in erster Linie Sache der Kirche ist, welcher zu diesem Zweck die nötige Zeit und die notwendigen Räume in der Schule zur Verfügung zu stellen sind.

Stuttgart, 39. April. Große Anfrage zum Me­ta l l a r v e i t e r st r e i k. Die Unterzeichneten Abgeordneten der Württ^ Bürgerpartei und des Bauernbun - des haben folgendeGroße Anfrage" an den Landtag ge­richtet:Nach Mitteilungen der Presse hoben verschiedene G e- mpinderäteUnterstützungenandieFamilien streikender Arbeiter beschlossen. Was gedenkt die Regierung gegen diesen Mißbrauch allgemeiner Steuergelder zu tun? Bazille, Dr. Beißwänger, Dr. Schott, Wider, Hilter, Körner, Raser, Dr. Wolfs."

Stuttgart, 30. April. Württ. Bäcker-Jnnungs- verband. Hier tagte der von 66 Bäcker-Innungen be­schickte Obermeistertag des Württ. Bäcker-Jnnungsverbands. Die Versammlung sprach sich im Interesse einer gesicherten Brotversorgung einstimmig für die Beibehaltung des Getreideuml ag-ech erfahrens aus. Staat und Wirt­schaft würden eine Belastungsprobe, wie sie mit der verfrüh­ten Einführung der vollen Verkehrsfreiheit auf dem Getreide­markte verbunden wäre, nicht ertragen.

30 Mark ein Mittagessen. Der Preisausschuß des Stutt­garter Wirtsvereins hat infolge der neuerlichen Preissteige­rungen beim Fleisch die Wirte aufgefordert, den Mindest­preis für ein Mittagessen auf 30 Mark für ständige Gäste mit sofortiger Wirkung festzusetzen.

Malfeier. Am 1. Mai ruht der Betrieb der hiesigen Innerorts- und Vorortslinien, sowie in Eßlingen vollständig. Nur die Linien der Filderbahn verkehren ab Bopser ohne Einschränkung.

Pflanzen- und Blumenschau. Der Württ. Gartenbauverein vekanstaltet am Dienstag, den 2. Mai, in den Räumen des Bürgcrmuseums eine Pflanzen- und Blumenschau, die von vormittags 10 Uhr bis abends 5 Uhr gegen ein mäßiges Ein­trittsgeld dem allgemeinen Zutritt geöffnet sein wird.

Eiabru^ In den Räumen des Schweizer Konsu­lats und Expedition derFrankfurter Ztg." in der Poststr. wurd^lrächüicherweise ein gebrochen. Die Diebf ent­wendeten Bargeld, Mann für mehrere 100 Mark Lriefinar- > ken und richteten großen Materialschaden an. i

Daß ich's kurz sage, ich war einer der Aergsten", ant­wortete HanS,ich war kühn und trotzig, mochte nichi gerne arbeiten und wurde wegen Jagdfrevel unmenschlich abgestraft; da trat ich tn den armen Konrad, und bald war ich so arg als der Geißpeter und der Bregenzer. Der Herzog ober, als er sah, daß der Aufruhr gefährlich werden könne, ritt selbst nach Schorndorf. Man hatte-uns zur Huldigung zusammen­berufen, wir erschienen zu vielen Hunderten, aber bewaffnet. Der Herzog sprach selbst zu uns, äber man hörte ihn nicht an. Da stand der Reichsmarschall auf, erhob seinen goldenen Stab und sprach: Wer es mit dem Herzog Ulerich von Würt­temberg hält, trete auf die Seite! Der Geißpeter aber trat auf einen hohen Stein und rief: ,Wer es mit dem armen Konrad vom Hungerberg hält, trete hierher!' Siehe da stand der Herzog verlassen unter seinen Dienern. Wir andern hielten zu dem Bettler."

O schändlicher Aufruhr", rief Georg, vom Gefühl des Unrecht« ergriffen, schändlich vor allem die, welche es soweit kommen ließm. Da war gewiß Ambrosius Volland, der Kanzler, an vielem schuld?

Ihr-net recht haben", erwiderte der Sp'elmann, doch höret weit-r: der Herzog, als er sah, daß seine Sache ver- koren sei, schwang sich auf sein Roß, wir aber drängten uns um ihn her; doch noch wagte e« keiner, den Fürsten anzu- tastsn, denn er sah gar zu gebietend aus seinen großen Augen auf uns herab. ,Was wollt ihr, Lumpen!' schrie er und gab seinem Hengste die Sporen, daß er sich hoch aufbäumte und drei Männer niederriß. Da erwachte unser Grimm; sie fielen seinem Roß in die Zügel, sie stachen nach ihm mit Spießen, und ich, ich vergaß mich so, daß ich ihn am Mantel packte und rief: .Schießt den Schelmen tot.'"

Das warst du, Han«?" rief Georg und sah ihn mit scheuen Blicken an.

Das war ich," sagte dieser langsam und ernst,aber e« ward mir dafür, was mir gebührte. Der Herzog entkam un« damals und sammelte ein Heer ; wir konnten nicht lange aurhalten und ergaben uns auf Gnad und Ungnad. Es wurden 12 Anführer de« Aufruhr« nach Schorndorf geführt und dort gerichtet; ich war auch unter diesen. Al« ich so im Kerker lag und mein Unrecht und den nahen Tod überdachte, da graute mir vor mir selbst, und ich schämte mich, mit so elenden Gesellen, wie die anderen elf waren, gerichtet zu werden." (Fortsetzung folgt.)