* Die letzten Deutsche« aus>ewiesen! Aus dem unter Völkerbunds Mandat stehenden einstigen Deutsch-Ostafrika, wo nach den furchtbaren Verheerungen deS Krieges jeder kundige Eingeborenen Pfleger am Platz wäre, sind nunmehr die letzten Arbeiter der deutschen evang. Mission in Ussambara ausgewiesen worden: Missionar Gleiß, der bei seiner gelähm­ten Frau bis zu deren Tod hatte bleiben dürfen, und Diakon Bockermann, der an Lucindt, der Irrenanstalt für Eingeborene, tätig gewesen war.

* Sonntagsarbeit in Bäckereien. Es sind Zweifel darüber ousgetauckt, in wie weit im Betrieb der gewerblichen Bäckereien und Zuckerbäckereien (Konditoreien) an Sonn- u. Festtagen gearbeitet werden darf. Bon Arbeitgeberseite ist aus einer Reichsverordnuug gefolgert worden, daß eS allgemein zuläßig sei, insbesondere in Zuckerbäckereien am Samstag Tortenböden u dergl. z» backen und sie unter Be­rufung auf die AusnahmebesttmmuNi, der Gewerbeordnung am Sonntag mit leicht verderblichen Kooditoreiwaren wie Cremes und dergl. zu füllen. Meie Auslassung kann nach amtlicher Mitteilung nicht als zu­treffend erachtet werden. Es geht nicht an. am Samstag absichtlich durch da« Herstellen von Backwaren den Betrieb so eiuzurichten, baß diese Waren zur Verhütung des Verderbens oder der Schädigung ihrer Beschaffenheit nur durch die Ausführung gewisser Herstellungs­arbeiten am Sonntag verwertet werden können.

H Gegen das Nmlageverfahre«. Reichslandbund und Vereinigung der deutschen Bauernvereine, kurz die ganze organisierte Landmirischaft, ebenso die Landwirtschaftskammern nehmen geschloffen Stellung gegen das Getreideumlagever­fahren und gegen die beabsichtigte Wiedereinführung der öffentlichen Bewirtschaftung bei anderen landwirtschaftlichen Artikeln. Auch der Landw. Hanpmerband ist ein entschiede­ner Gegner aller derartigen Bestrebungen. Für den Haupt­verband gibt es nur die eins Parole: Weg mit der Umlage, für die stete Wirtschaft, im Jnterksst der ProdukttonSstrigs- ruug und der Versorgung der Gesamtbevölkerung mit deut­schem Brot! Die Verantwortung für die Folgen der Wieder­einführung der Getrerdeumiage lehnen wir ab!

* Einheits-Stenographie. DieSystemplauberet" Fach­beilage derMünchener Stenographischen Blätter", enthält eine Darstellung des neuen Emheitsentwurfes mit gegenüber­gestellten Schriftproben und wird vom Kaufmännischen Sie- nographenosrein, München. l9, Interessenten gegen 1 Portovergüiung kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Handwerker-Nachwuchs.

Von zuständiger Seite wird mitgeteilt:

Die für die Austechterhaliung des Wirtschaftslebens drin­gend erforderliche Leistung von Qualitätsarbeit im Handwerk setzt voraus, daß dem Handwerk begabte, von starkem Arbeits­willen erfüllte ju: ge Kräfte in größerer Zahl zuströmen. Bis­her war dies bei einem Teil der handwerklichen Berufe leider nicht in genügendem Maße der Fad, obwohl das Handwerk sich ein« so gefestigte Stellung im Wirtschaftsleben errungen hat, daß dem tüchtigen Nachwuchs eine auskömmliche und angesehene Lebensstellung gesichert rrichetnr. Insbesondere beim Bauhandwerk zeigt sich vielfach ein sehr fühlbarer Be­darf, namernlich an Maurern und Zimmerern, dem ein aus­reichendes Angebot nicht gegenüberstehl. ES wird deshalb den Elter,!, Vormündern usw. der vor der Schulentlassung und der Wahl eines Berufes stehenden Schüler dringend emp­fohlen, diese noch Beratung mit den hierzu berufenen Stellen, insbesondere den verufsbecalungssttllen dem Handwerk, be­sonders dem Bauhandwerk zuzuführen, in dem infolge der Woh­nungsnot u. des starken Bedarf« an industriellen Anlagen u. öffentlichen Bauten ein besonder« starker Beschäftigungsgrad zu erwarten sein wird. Auch bedürftigen jungen Leuten ist der Weg zur geordneten Handwerkslehrs nicht verschlossen, da vom Württ. LandeSgewerbeamt einer größeren Anzahl von tüchtigen und bedürftigen Lehrlingen staatliche Beihilfen ge­währt werden können.

Der Verband württ. Zimmermeister hielt kürzlich seine Hauptversammlung ü> Stuttgart ab. die sehr gut besucht war. Dem vom Versitzenden, Ztmmermeister Berthele-Altbach er­statteten Jahresbericht ist zu entnehmen, daß der Verband gegenwärtig 44 Innungen mit 1158 Mitgliedern umfaßt. Eine rege Aussprache verursachte die Lehrlingsfrage und der

Wem eS nicht ein Genuß ist, einer Minderheit I anzugehören, welche die Wahrheit verficht und für die Ö Wahrheit leidet, der verdient nie zu siegen. ?

Lagarde. 8

Lichtenstein.

108) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.

Noch immer sprach der Ritter von Lichtenstein kein Wort. Mit bekümmerter Miene hatte er diesen Anstalten zugesehen und sich dann abgewendet. Der Herzog schritt mit leichtem Neigen des Hauptes an dem alten Ritter vorüber zur Türe, und .die wunderliche Figur des Kanzlers Ambrosius Volland folgte ihm mit majestätisch m Schritten. Hatte der Herr den Alten nicht gegrüßt, glaubte auch der Kanzler ihm dies nicht schuldig zu sein. Er warf nur einen tückischen Blick nach dem Platze hinüber, wo jener noch immer stand, und sein großer, zahnloser Mund verzog sich zu einem höhnischen Lä­cheln. In der Türe stand der Herzog still, er sah rückwärts, seine beffere Natur schien über ihn zu siegen, er kehrte zur Verwunderung des Kanzlers zurück und trat zu Lichtenstein.

Aller Mann," sagte er, indem er vergeblich strebte, seine tiefe Bewegung zu unterdrücken,du warst mein einziger Freund in der Not, und in hundert Proben habe ich deine Treue bewährt gefunden, du kannst eS mit Württemberg nicht schlimm meinen. Ich fühle, es ist einer der wichtigsten Schritte meines Lebens, und ich gehe vielleicht einen gewag­ten Gang. Aber wo eS das Höchste gilt, muß man alles wagen."

Der Ritter von Lichtenstein richtete sein greises Haupt auf; in den weißen Wimpern hingen Tränen. Er ergriff UlerichS Hand:Bleibet!" rief er,nur diesmal, diesmal folget meiner Stimme. Mein Haar ist grau, ich habe lange gelebt, Ihr erst drei Jahrzehnte." Jttdem ertönten die Trommeln der Landsknechte in de« Hof. Das ungeduldige Stampfen der Rosse drang herauf, und die Herolde stießen, zur Huldigung rufend, in die Trompeten.

lacts alea estol (Der Würfel ist gefallen!) war der

Holzverkauf. Zu diesem nahm die Versammlung folgende Entschließung an:Der am 19. März tagende Verband württ. Zimmermeister ersucht die Staatsregierung, Lokalver­käufe möglichst in kleinen Losen abzuhalten, um dem Hand­werk zu ermöglichen seinen Bedarf an Nutzholz zu angemes­senen Preisen zu decken. Zu diesen Verkäufen ist das selbst­verbrauchende Holzgewerbe zuzulassen.

* Anveriindertrr Goldankaufspreis. Der Goiban kauft- preis für das Reich durch die RetchSbank erfolgt unverändert für die Woche vom 3.10. April mit 1200 für ein Zwan­zigmarkstück und 600 für ein Zehnmarkstück.

Was kostet her SeseWsier

im Monat?

So viel wie heute:

20V Gramm Fleisch, oder 150 Gramm Butter,

4 Eier

I 1,5 Pfund Mehl.

2 Flaschen Bier,

» 2 Liter Most,

« -/« Mittagessen.

Me SchmrMlildzellm, .Der SeseOMl«" ist desM M We mch «Wer als Me W. BmriMMel.

Württemberg.

r Vorzeitlicher Fund. Eckenweiler OA. Rottenburg. 3. April. An der Straße nach Ergenzlngen wurden Mammutstoßzähne gesun­den. Die Steinbrecher wußten zunächst nicht, was sie vor sich hatten. Erst durch den Ortslehrer wurde eine fachmäßige Bergung der Stücke »eranlaßt.

Da» Gesetz über die Stuttgarter Eingemeindungen.

p Als Landtagsdrucksache ist setzt der Gesetzentwurf betr. die Vereinigung von Hedelfingen, Oberiürkheim, Botnang und Kaltental mit Stuttgart ansgegeben worden, die auf 1. April rück­wirkend in Kraft treten soll. Durch diese Eingemeindungen werden der Stadt Stuttgart 14699 neue Bürger zugeiührt: von Hedelfingen 3426, Obeytürkheim 4862, Botnang 4524 und Kaltental 1887. In der wichtigen Frage der Einge­meindung weiterer Gemeinden nach Stuttgart stellt sich 'der Entwurf auf den Standpunkt, daß zur Zeit die Eingemein­dung weiterer Gemeinden der Stadtgemeinde Stuttgart gegen ihren Willen nicht ongesonnen werden kann, wie überhaupt zwangsweise Eingemeindungen auf dis allerdringlichsten Fälle beschränkt werden müssen. Diesbezügliche Wünsche aus Eingemeindung nach' Stuttgart sind bekanntlich von Hofen, Münster. Rohracker, Rotenberg, Sillenbuch und in letzter Zeit auch twn Uhlbach geäußert worden.

Vereinfachtes Wahiverfahren. Stuttgart, 3. April. In Zukunft werden bei Wahlen die kostspieligen Wahllisten nicht mehr angefertigt. Die Wähler werden nach dem L-itz Ordner- System in einer Kartothek wahlbezirksweise aufgeführt, und diese Registratur wird beim Wählen benützt. Das Stutt­garter Wahlamt ist mit der Durchführung der Arbeiten fertig.

p Die Hauptversammlung des ev. Pfarrvereins in Württemberg findet am Mittwoch den 26 April im Herzog Christoph in Stuttgart und tags zuvor die Vertrauensmän­nerversammlung statt. In der Hauptversammlung hält Prof. D. Wurster-Tübingen einen Vortrag überder Reli­gionsunterricht des Pfarrers unter den neuen Verhältnissen."

r Zur Tarifbewegung der Zndustrieangestellteu. Stutt­gart, 1. April. Der Deutschnationals Handlungsgehilfen Ver­band teilt mit: Die am 30. März d«. Js. ergebnislos ab­gebrochenen Verhandlungen werden am Dienstag, den 4. April, vor dem Schlichtungsausschuß als vereinbarte Dienststelle wieder ausgenommen.

Wahlspruch Cäsars," sagte der Herzog mit mutiger Miene. Jetzt gehe ich über meinen Rubikon. Aber dein Segen möchte mir frommen, alter Mann, zum Rat ist es zu spät."

Der Ritter blickte schmerzlich aufwärts. Die Stimme versagte ihm, er drückte segnend seines Herzogs Rechte an die Brust. Noch zögerte Ulerich bei ihm, da streckte der Kanzler den langen, dürren Arm unter dem Mäntelein her­vor und winkte ihm mit der Pergamentrolle. Er war an­zuschauen wie der Versucher, dem es gelingt, eine arme Seele mit sich hinabzuziehen. Ulerich von Württemberg riß sich los und ging, um sich von seiner Hauptstadt huldigen zu lassen. -»«<-

6 .

Kein Feuer, keine Kohle Kann glühen so heiß Als heimliche Liebe,

Von der niemand «eiß.

Altes Volkslied.

Die Besorgnisse des alten Herrn schienen nicht so un­begründet gewesen zu sein, als Ambrosius Volland sie dar­gestellt hatte. Ein sehr großer Teil des Landes fiel zwar dem Herzog zu, weil die Vorliebe für den angestammten Regenten, der "Druck des Bundes und die anfangs so sieg­reichen Waffen UlerichS viele bewogen, die Huldigung, die sie gezwungenerweise dem Bunde getan, zu vergessen und sich für Württemberg zu erklären.

Aber die neue Huldigung, die alle früheren Verträge umstieß, das Gerücht, daß manche Stadt durch Gewalt zu diesen Formen gezwungen worden sei, bewirkte wenigstens, daß der Herzog kein« Popularität gewann, ein Mangel, der in so zweifelhafter Lage oft nur zu bald fühlbar wird. Noch beharrten Urach, Göppingen und Tübingen auf ihren dem Bunde geleisteten Pflichten, denn ihre hündisch gesinnten Obervögte zwangen sie mit Gewalt dazu. Zu Urach hauste Dieterich Spät, de» Herzogs bitterster Feind. Er brachte in wenigen Tagen so viel Mannschaft auf, daß er nicht nur sein ganze« Amt im Zaume hielt, sondern auch Einfälle in die Ländereien machte, die dem Herzog wieder zugefaven waren. Es ging auch das Gerücht, die Bunderstände seien schnell von Nördltngen aufgebrochen, jeder in sein« Heimat , geeilt, um frisch« Heere aufzubieten und Ulerich zum zweiten- l mal auf Leben und Tod zu bekämpfen.

r Lohnbewegung der Zndustrieangestellten. Stuttgart, 3. April. Die Verhandlungen über den Landestarif für die Angestellten und im Baugewerbe über die Gehaltserhöhungen für März sind gescheitert. Die Arbeitnehmer lehnten eS ab, einen Abschluß gleichzeitig für April vorzunehmen, obwohl die Arbeitgeber zum Ausdruck brachten, daß für April eine weitere Steigerung der Gehaltssätze vorgesehen sei. Die Württ. Arbeitgeberverbände haben Weisung ergehen lassen, den Angestellten sofort eine Erhöhung der Märzbezüge um 20 /° von den Fkbruargehältern zur Auszahlung zu bringen.

r Protest der Zndustrieangestellten. Stuttgart, 3. April. In einer großen Versammlung der Jndustrieangestellten von Groß-Stuttgart wurde über dieTarisverhandlungen berichtet. Zum Schluß fand eine Entschließung einstimmig Annahme, .in der protestiert wird gegen oie in dem Angebot der Arbeit­geber zum Ausdruck gelangende Weigerung, den Zeit- und TeuerungSverhältniffen entsprechende Gehälter zu bezahlen. Das Nngebrt wird mit Entrüstung zurückgewiesen, sollte die Inanspruchnahme der SchlichtimgSinstanz kein Ergebnis brin­gen, das den Ansprüchen der Angestellten Rechnung trä^t, so sind diese entschlossen, den Kampf gegen die Arbeitgeber mit allen gewerkschaftlichen Mitteln aufzunebmen. Die Ver­handlungen vor dem Schtichtungsausschuß finden bekanntlich am 4. April statt.

r Vermittlungsverhandlungen im Metallarbeiterstreik?

Stuttgart, 3. April. Wie Arbeitsminister Keil in einer Partet- versammlung in Göppi-.gen mitleilte, schweben zurzeit Ver mittlungsoerhandlungen im Metallarbeiterstreik, die bisher leider ohne Erfolg gewesen seien. Der Minister erklärte, daß seine jetzige Stellung als Arbeitsminister ihm verbiete, zum Streik Stellung zu nehmen.

r Derbraucherbnnd. Stuttgart, 3. April. In einer Versammlung, die Professor Bauser Nagold einberief, wurde Selbsthilfe der Verbraucher gefordert und ein proviso­rischer Ausschuß zur Gründung eines Verbraucherbundes berufen.

p Erhöhung des Preises für Mittagessen. Stuttgart, 3. April. Die Wtrtsoereintoung Stuttgart hat beschlossen, den Mindestpreis für ein Mittagessen mit sofortiger Wirkung auf 25 ^ zu erhöhen, für ständige Gäste auf 22

r Streik der Schwimmvereine. Stuttgart, 1. April Die hie- figen Schwimm- und Turnvereine beschlossen einstimmig, infolge der Erhöhung der Badrprels« dle Uebungsabcnde im Schwimmbad und die Weit^führung der Beretnsüdungsabende ctnzuftellen.

r Bund deutscher Oelmüller. Stuttgart, 3 April. Der erste Vorsitzende des Bundes deutscher Oelmüller, Eugen Müller in Ditzingen, zugleich Vorsitzender des Verbands württ. Oelmüller, ist als Mitglied der Außenhandelkstelle Oele und Fette in Berlin erneut bestätigt worden. Im Bund deutscher Oelmüller sind 13 Unterverbänds mit etwa 1400 mittleren und kleinen Oelmühlen in allen Gauen Deutsch­lands vereinigt. .

r Berpflegungsgelder der^Staatsirreuanstalten. Stutt­gart, 3. April. Nach einer Bekanntmachung des Landesamis für oie Staatskranken- und Irrenanstalten beträgt das Vrr- pflegungsgeld in der 1. Klasse 4150, in der 2. 3140, in der 3. 2030 pro Tag. In der 1. Klasse kann es über 50 erhöht werden, mährend eS für Pfleglinge eines württ. Armenverbands sich in der Regel auf 15täglich ermäßigt. In Fällen besonderer Bedürftigkeit, soweit die Verpflegun>s- kosten nicht aus-eigenen Mitteln bestritten werden, kann die Ermäßigung bis auf 12 oder 6 pro Tag geben.

r Hnndesport. Stuttgart, 3 April. Der Württ. Kurz­haarklub veranstaltet seine diesjährige Frühjahr szuchtsuchs am 11. April bet Laupheim auf einem gm besetzten Revier. Zahl­reiche Meldungen sind bereits eingegangeu. Am 22. und 23. April veranstaltet der Klub dann eine Spezialausstellung für seine Raffe bei der großen Hundeausstellung in Ulm; auch hier werden gute Hunde bet der SchönheitSkonkucrenz ver­treten sein. Programm und Auskünfte durch I. Prilmeier, Stuttgart. Marienplatz 14 (Kaiserbau).

r Alte Funde. Cannstatt, 3. April. Bei Kanaltsaüons- arbeiten am Steigfriedbof stieß man aus römische Tonscher­ben. Es «elang, den Unterbau dreier römischer Tonöfen frei-

Ulerich selbst schien weder der einen noch der anderen dieser Besorgnisse Raum zu geben. Cr pflog bei verschlos­senen Türen mit Ambrosius Volland Rat. Man sah viele Eilboten kommen und abgehen, aber niemand erfuhr, was sie brachten. In Stuttgart aber glaubte man fest, der Her­zog müsse in der fröhlichsten Stimmung sein, denn wenn er mit seinem glänzenden Gefolge durch die Straßen ritt, alle schönen Jungfrauen grüßte und mir den Herren zu seiner Seite scherzte und lachte, da sagten sie:Herr Ulerich ist wie­der so lustig wie vor dem armen Konrad." (Der bekannte Bauernaufstand). Er hatte seinen Hofstaat wieder glänzend eingerichtet. Zwar war er nicht mehr wie früher der Sam­melplatz der bayerischen, schwäbischen und fränkischen Grafen und Herren, zwar fehlte die Fürstin, die sonst einen schönen Kranz blühender Fräulein um sich versammelt hatte, aber dennoch fehlte es nicht an schönen Frauen und schmucken Edlen, seinen Hof zu verherrlichen, und die Luft dieser Stadt schien schon damals der Schönheit so günstig zu sein, daß dt- bunten Reihen in den Sälen und Hallen de« Schlosses nicht einer gewöhnlichen Versammlung, sondern einer Aus­wahl aus den schönen Frauen des Lande» glichen.

Tänze und Ritterspiele waren in ihre alten Rechte ein­gesetzt worden. Fest drängte sich an Fest, und Ulerich schien eifrig nachholen zu wollen, was er in der Zeit seines Un­glücks versäumt hatte. Keines dieser geringsten Feste war die Hochzeit Georgs von Sturmfeder mit der Erbin von Lichtenstein.

Der alte Herr hatte sich lange nicht entschließen können, sein Wort zu halten. Nicht daß er die Wahl seiner Tochter mißbilligt hätte, denn er liebte seinen Eidam väterlich, er sah in ihm seine eigene Jugend wieder aufblühen, er schlug ihm seine freiwillige Verbannung mit dem Herzog hoch an. Aber wie der Horizont von UlerichS Glück, so war auch die Stirn des alten Manne» noch immer umwölkt, denn er ahnte, daß es nicht so bleiben werde, wie es war, und tief schmerzte eS ihn, daß der Herzog in so mancher wichtigen Angelegen­heit von seinem Rat nicht Gebrauch machte, sondern heimlich alles mit seinem Kanzler abhandelte. (Forts, folgt).

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