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Zernsprecher Nr. 9.
Heran trvortl. Lchrtftleitung: Friedrich Han» Scheel», »ruck und " der R. Oessch Buchdru«
Oruck und Verlag hlager'schen -rckerei.
Nr. 120
Donnerstag, den 27- Mai 1926.
101. Jahrgang
Das Ende des Rifkrieges.
Abd el Krims Kapitulation.
TU P ar is, 27. Mai. Abd el Krim ist vor den französischen Linien in Marokko erschienen und hat sich mit Familie und Besitz unter französischen Schutz gestellt. ^
Abd el Krim ist nach Fez als Gefangener abtransportiert worden- Dort erwartet man von der französischen Regierung nähere Weisungen, wie mit Abd el Krim verfahren werden soll. Bevor er sein Hauptquartier verlassen hat, hat er alle französischen, spanischen und Eingeborenengefangenen fveigegeben. Daraufhin sind am Dienstag morgen die französischen und spanischen Zivil- und Militärgefangenen von den Rifkabylen den französischen Vorposten bei Tarquist übergeben worden.
Der Eindruck in Paris.
Diese Aussehen erregende, wenn auch nicht ganz unerwartete Tatsache wurde in Paris gegen Abend durch Extrablätter bekannt gegeben. Der Eindruck war sehr groß. In politischen Kreisen ist man allgemein der Ansicht, daß die Regierung am Vorabend des Kammerzusammentritts kein günstigeres Moment zur Stärkung ihres Prestiges hätte finden können als dieses- Sogar in Kreisen, die der Regierung feindlich gegenübcrstehen, ist man der Meinung, daß die Lage des Kabinetts noch nie so sch gewesen sei. Man sieht voraus, daß, wenn Briand bei der Abstimmung über die Vertagung der Jnterpellationsdebatte die Vertrauensfrage stellen würde, er eine große Mehrheit erhalten würde. Auf dem Büro der Kammer find heute 25 Jnterpella- tionsanträge eingebracht worden, die sich zum größten Teil auf die Finanzlage und Marokko beziehen. Der Ministerpräsident wird die Vertagung der Interpellationen betr- die Währungsprobleme beantragen unter dem Hinweis, daß eine öffentliche Aussprache über die Stützungsmaßnahmen gegenwärtig unerwünscht erscheine- Ebensowenig wird sich die Regierung mit der Debatte Mer Marokko einverstanden erklären. Briand wird nur
Annahme des Schlutzberichls.
TU Genf, 27. Mai. Die Vollversammlung der vorbereitenden Ab rüstungskommission setzte die Diskussion über den Schlußbericht des Redaktionskomitees fort. Die Vertreter der Kleinen Entente erklärten, in dem Bericht Brouqueres seien Ausdrücke enthalten, die ihnen für die allgemein« Abrüstung keine genügenden Sicherheiten zu gewähren schienen. Der belgische Vertreter Brouqueres gab eine Erklärung ab, in der er darauf hinwies, daß die gegenwärtige Konferenz nur einen vorbereitenden Charakter trage. Die endgültige Abrüstungskonferenz werde vom Völkerbnndsrat erst einberufen werden, wenn nach der Ansicht des Rates die politische Sicherheit aller Völkerbundsmit- glioder außer Zweifel stehe.
Es entwickelte sich im weiteren eine lebhafte Debatte Mer die Möglichkeit der Vermeidung eines Gaskrieges.
Anschließend gab Graf Bernstorff eine Erklärung ab, in der er auf die Unterschiede zwischen dem gegenwärtigen Stand der Rüstungen und dem zukünftigen Gleichgewicht der Kräfte nach erfolgter Abrüstung hinwies.
Es wurde dann die Diskussion über das ungarische Memorandum und über ien von dem griechischen Delegierten einge- reichteS Memorandum eingetreten.
Darauf wurde der Schlußbericht einstimmig von der Abrüstungskommission angenommen. Man rechnet damit, daß die Arbeiten der UnkerkomWon mehrere Wochen in Anspruch nehmen werden. Der Wunsch des amerikanischen Vertreters, sofort die nächste Vollsiung festzusetzen, wurde abgelchnt. Es wurde dem Präsidenten überlassen, den Zeitpunkt für die Einberufung fest- zusctzen.
Der wirtschaftliche Unterausschuß des Abrüstungsausschusses überwies in feiner ersten Sitzung die ihm übertragene Untersuchung über den chemischen Krieg und über die Möglichkeit, den Rüstungszustand der einzelnen Länder unter Berücksichtigung der militärischen Ausgaben zu vergleichen, dem sogenannten gemischten Ausschuß des Völkerbundes. Das Studium seiner übrigen Ausgaben wird der wirtschaftliche Unterausschuß erst nach Kenntnisnahme der Ergebnisse der Arbeiten des militärischen Unterausschuss aufnehmen.
Von den Delegierten der Abrüstungskonferenz sind bereits gestern nachmittag Paul Boncour und der ungarische Delegierte abgereist. Die englischen Delegierten verlassen heute abend Genf. Die deutsche Delegation wird vermutlich erst Sonnabend früh abfahren, da sie beabsichtigt, an den Verhandlungen der Untertommissionen, sowie an den Beratungen der am Freitag zusam-
einc allgemeine Erklärung Mer den Abschluß der Operationen in Marokko und die Gefangennahme Abd el Krims abgeben. Ein kurzer Hinweis auf die Besserung der Finanzlage dürfte ebenfalls zu erwarten sein. Eine lebhaftere Debatte wird wohl erst anfangs Juli in der Frage der Wahlreform zu erwarten sein die der Innenminister morgen der Kammer vorzulegen gedenkt. Es verlautet, daß die Negierung nur bei der Wahlresorm die Vertrauensfrage stellen wird und nicht bczügl. der Ratifizierung des Schuldenabkommens. Die Debatte über dieses Abkommen dürfte längere Zeit in Anspruch nehmen. Die Regierung hat beschlossen, die Kommission der Kammer und des Senats zuvor mit der Abfassung eines Berichtes zu beauftragen. Dieser Bericht wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor Schluß der Kammerscssion, also vor dem 14. Juli, erstattet werden- Neuer Frankensturz in Paris.
TU Paris, 27. Mai. Trotz der Nachricht von der Unterwerfung Abd el Krims ist der Franc am Mittwoch wieder stark gesunken. Me Besserung am Dienstag ist damit wieder verloren gegangen. Wie verlautet, wagt es die französische Regierung nicht, von der Bank von Frankreich eine weitere Stützung des Franken zu verlangen, ohne von dem Parlament die Zustimmung zu einem Kredit von einer Milliarde Goldfranken zu erbitten, den sie bei der Bank beantragt hat, und der ihr auch mit Vorbehalt zugestanden worden war-
Rücktritt Perets?
Trotz der Dementis am Dienstag wird an den: Gerücht Mer den möglichen Rücktritt des Finanzministers Peret festgchalten Der französische Finanzminister soll im Gespräche mit englischen Sachverständigen erklärt haben, daß er der aus ihm ruhenden Last nicht gewachsen sei und daß wahrscheinlich ein anderer Finanzminister die franko-englischen Schuldenverhandlungen fortführen werde.
mentretenden ständigen Militärkommijsion des Völkerbundes tcilznnehmen. _
Die DulkarrkaLasLeophe in Japan.
TU London, 26. Mai. Nach einer Timesmeldung aus Tokio ist der Ausbruch des Vulkans Tokachi auf Hokkaido mit seinen schweren Erdstößen eines der ernstesten Naturereignisse, die die Geschichte Japans verzeichnet. Nur die Vulkanausbrüche des Mandat im Jahre 1888 und des Sakurajima im Jahre 1914 Libertrafen den gegenwärtigen Vulkanausbruch an Gewalt. Die Eruption fand in einem Krater statt, der seit undenklichen Zeiten von einem See gefüllt war. Der erste Ausbruch warf alles Wasser aus dem Krater, das die Vergabhänge herabströmte und dabei die Dörfer und «inen großen Teil der Stadt Furyano vernichtete 900 Personen sind nach den vorliegenden Berichten getötet worden, von denen allein 200 Personen ertrunken sind. Inzwischen haben drei weitere Ausbrüche stattgefuuden, die starke Lavamassen in die Umgebung schleuderten. Das Land ist meilenweit von Lava und Schlamm bedeckt. Die Erdstöße dauern an.
Ueber die Katastrophe werben von den Berlinern Morgenblättern noch folgende Einzelheiten mitgeteilt: Der Ausbruch des Vulkans Tokatschi wurde von einem donnerähnlichen Geräusche begleitet, das im Umkreis von 20 Meilen zu vernehmen war. Etwa 200 Häuser von Parlapo würben unter den Laoa- massen begraben. Während die erster^ Nachrichten besagten, daß 120 Einwohner, zumeist Bergarbeiter, vermißt seien, berichtet Nishi-Nishi, daß etwa 1000 Personen umgekommen seien. 200 seien allein durch eine nach dem Ausbruch des Vulkans aus dem Krater hevoorbrechende Wassersäule ertrunken. Von dieser Was- sermasse seien auch mehrere Hundert auf der Weide befindliche Pferde fortgeschwenrmt worden. Die Bewohner der am Fuße des Vulkans gelegenen Dörfer sind geflüchtet. Der Eisenbahnverkehr ist unterbrochen. Dem Vulkanausbruch folgte eine Flußwelle. Die Flußbetten sind durch die Fluten um 20 Fuß gestiegen. Durch die Fluten wurden 300 Häuser hinweggespült. Ungefähr 2000 Menschen sind obdachlos geworden. Obgleich die Vulkane sich noch immer in Tätigkeit befinden, sind die Rettungsarbeiten begonnen worden, die aber durch die Flammen und die Fluten sehr erschwert werden.
Schweres Erdbeben im »Erblichen Japan.
TU Rewyork, 26. Mai.Nach Funksprüchen aus Tokio haben in Japan neben dem Vulkanausbruch auch cm anderen Stellen Erdbeben Verheerungen angerichtet. In der Provinz Akita ist das riesige Mayama-VerieselungsLecken zusammengestürzt. Seine Fluten haben sich auf den Ort Kitanoura ergossen und den größten Teil der Stadt, die etwa 7000 Einwohner zählt, hinweggeschwemmt. Ewa SO Häuser Men von den stürzenden Flute«
Tages-Spiegel.
Der deutsche Botschafter von Hoesch besprach gestern mit Bria«d die Verminderung der Besatzung in der zweiten und dritten Zone.
Die Reichsregicrung wird in den nächsten Tagen über die Ver» üfsentlichiing des Pariser Luftfahrtabkonunens Beschluß fassen. .
Die Zahl der unterstützten Erwerbslosen im Reich im Monat Mai ist von 1782 000 auf 1743M», d. h. um etwas üb«- 2 v. H zurückgegangen. ^
Abd el Krim hat sich in französische Gefangenschaft begebe, Frankreich plant eine Konferenz der MittelmrcrmSchte K Verbindung mit den Verhandlungen über Marokko.
Die polnischen Rechtsparteien haben dem Sejmmarschall Rataj endgültig mitgeteilt, daß sie sich an der Nationalversammlung nicht beteiligen. ^
Im Frankenfalschcrprozrß in Budapest wurden Prinz Mndisch» grätz und der Polizeichef Radossy zu je vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
In Schönau im Wiesental zerstörte gestern eine Feuersbrunfl zweiundzwanzig Wohnhäuser.
mit sortgerissen sein .Man spricht von 17 Toten und zahlreichen Verletzten. Nähere Einzelheiten fehlen noch.
Werkstillegurrgerr im Rrrhrgebiet.
Abwanderung der Großindustrie aus dem Ruhrgebiet.
TU Hagen, 26. Mai. Auf der hier abgehaltenen Delegierten- Versammlung des Gewerkvereins deutscher Metallarbeiter machte Regierungspräsident König-Arnsberg wichtige Mitteilungen über die Stillegungen im westfälischen Industriegebiet. Der Höhepunkt in der Stillegungsaktion sei noch nicht erreicht. Es läge ihm eine große Anzahl von Stillegungen vor. In den nächsten Tagen werden die Stillegungsverhandlungen mit König in Hagen geführt, und man weiß noch nicht, welches Ergebnis sie haben werden. Wahrscheinlich werde aber das Königswcrk in Hagen stillgelrgt werden. Auch von anderen großen Werken werden Entschließungen oder Wbaumaßnahmen in Aussicht genommen. Sie werden in vielen Fällen damit begründet, daß die Produktion im rvestfäl. Industriegebiet wegen der hohen Transportkosten zu teuer geworden sei; sie müsse an den Rhein, um billiger ve^rachten zu können. Wenn keine Möglichkeit gefunden werde, die Industrie zu unterstützen, müsse mit der Abwanderung der Großindustrie gerechnet werden. Der Bergbau habe bereits den Anfang gemacht und die großen Eisen- und Stahlwerke würden folgen. Dann käme es so weit, daß die Hunterttausende von Arbeitern, die vor Jahren ins Ruhrgebiet eingewandert wären, wieder abwandern müßten. Man würde froh sein, wenn man dann für den verbleibenden Rest der arbeitenden Bevölkerung Arbeit übrig habe. Zum Schluß forderte der Redner gesetzlich« Maßnahmen gegen unberechtigte Werkstillegungen.
Politische Umschau.
Die französischen Sozialisten gegen eine RegierrmgSbeteiligunh
TU Paris, 27- Mai. Me Morgenblätter melden aus Paris: Auf dem Sozialistischen Parteitag in Clermont-Ferrand wurde am Mittwoch abend die Tagesordnung Blum, die sich gegen die Beteiligung an der Regierung ausspricht, mit 2249 Stimmen angenommen. Auf die Tagesordnung der extremen Richtung entfielen 166. Die Ministergruppe Renaudel hatte sich mit 685 Stimmen der Abstimmung enthalten.
Flottenbesuche.
Die schwedischen Schlachtschiffe Manligheten und Tapperheten werden während des Sommers verschiedenen englischen Häsen einen Besuch abstatten. — Das polnische Schulschiff Swüw wird, wie das schwedische Ministerium des Auswärtigen bekannt gibt, wahrend der Zeit vom 20. bis 24. Juni dieses Jahres die schwedische Hauptstadt besuchen.
Ueberlandslug Paris-Tokio.
Der französische Militärflieger Pelletier d'Oisy beabsichtigt, heute in Paris zu einem großen Ueberlandflug Paris-Tokio zu starten. Pelletier» Flugzeug soll bis Peking gehen. Die rund 9000 Kilometer sollen in sechs Etappen zurückgelegt iverden, und zwar Warschau-Moskau-Ta rgan-Krasnojarsk-JrkutSk-Peking. Die Strecke Peking-Tokio — 2500 Kilometer — wird Pelletier nach kurzer Dause in zwei Tagen erledigen. Auch die Rückreise soll nn Fkqzzeng erfolgen, wobei Pelletier sich womöglich noch beeilen werde.
Die Abriistungsverhandlungen in Genf.