Schon bevor ei eigentliche MisstonSärzte gab, hat der mehr oder weniger reich auSgestattete medizinische Schulsack und Lrzueikasten so manches einfachen Missionars ihm sonst ver­schlossene Türen zu Haus und Herz der Heiden geöffnet, dem freundlichen, sauberen Cbristeudorf an australischem Strand sieht man e« nicht mehr an, daß die Einwohner Menschen­fresser waren, von denen der SchiffSkapttän den landenden Missionar zurückhalten wollte, der daneben durch Wunden- verbinden und andere Leibeshtife sich den Weg zu den Seelen bahnte. Der erste eigentliche MisstonSarzt, ein Amerikaner, fand 1835 in China nicht einmal Unterkunft, bis eine kranke Frau sich ihm anvertraute. Nun war aber auch das Eis ganz gebrochen. Seit vor 36 Jahren der erste deutsche Mis­stonSarzt, Dr. Fisch, auf die Goldküste (Westasrtka) hinaus­kam, hat sich die Znhl der deutschen MtistonSärzte vor dem Krieg auf ca. 20 vermehrt, die mit den pflegenden Schwestern zusammen jährlich ca 300000 Kranke behandelten. Im seel- sorgerltchen Gespräch zwischen Arzt und Patient, in den An­dachten an den MissionSspitälern, in der Liebe zu den bibli­schen Bildern und Geschichten die dort geweckt wird, zeigt sich das tiefe innerliche Ziel der ärztlichen Mission. Don ganz besonderem Segen war und ist sie in der Muhammedaner- mtssion: dem Missionar der Arzt ist öffnet sich auch die Türe zu den Harems mit ihrem Elend. Und ob der Haß Englands auf den deutschen MisstonSarzt in Afrika die Tür verschließt: in der Inselwelt Ostindiens ist genug Arbeit; ein weithin leuchtendes Denkmal der christlichen Liebe wie die ärztliche Mission sie übt, ist in der Heimat das Tropen-GenesungS- heim in Tübingen. Auf die neuen BaSler Missionsstationen in Süd-Borneo führte uns dann mit Joh. 9, 4 Missionar Wieder, dessen Mitarbeiter am Seminar Abetifi (Goldküste), Miss. Henktng nun die MisstonSstation in der Hauptstadt BorneoS, Bandjermastn, leitet. Schwer ist die Arbeit unter den ca. 800 Eingeborenen, Dajak. dort in dem Gemisch der Völker, Sprachen und Religionen der Hauptstadt mit ihren ca. 40Ö00 Einwohnern; große Mühe kostet allein schon dar drei­fache Sprachstudium: holländisch, malaytsch und Dajak. Ein­sam schon liegt 250 Kilometer nördlich, am Bartto-Strom in urwaldbedckter Ebene die Station Meng-Kattp; daS Leben der Leute spielt sich hauptsächlich ab auf großen, verankerten Flößen, die jeder vor seinem-Hause im Stom hat. Am selben Strom aber noch 250 lrm weiter nördlich, schon im GebtrgS- land haust einsam Missionar Huber mit seiner Frau in Pu- ruk-Tjahu. Auf BesuchSretsen wo man pro Tag 40 Bäche und Flüsse durchschreiten muß, hat der Missionar Mühe und Gefahr, aber auch wunderbare Errettung vom Tod deS Er­trinkens erfahren dürfen. Wieviel wäre geholfen, wenn die Liebe der Heimat sich einst in einem Motorboot auf dem Barttostrom zeigen würde! DaS Opfer nach dem Mis- fionSfest erbrachte die erfreuliche Summe von 1698,08

* Vezirksfürsorgeri«. Die Einwohnerschaft des Bezirks Nagold wird gebeten, die laut Anzeige in der heutigen Num­mer nunmehr aufgezogene BeztrkSfürsorgerin bet der Aus­übung ihrer fücforgerischen Tätigkeit bei den Säuglingen, Kost- und Pflegekindern, sowie den Müttern u. Pflegemüttern volle» Vertrauen entgegenzubringen u. sie jederzeit tatkräftig zu unterstützen.

* Feuerlöschprobe. Die Einwohnerschaft wird auch an dieser Stelle aus die heute Abend 7 Uhr beim Städtischen Spital stattfindende Feuerlöschprobe aufmerksam gemacht. (Näheres s. Anz.)

Reichs-Gesetzblatt Nr. 91 hat u. a. folgenden Inhalt: Verordnung über das Brennen von Gerste. Verordnung über den Ausgleich von Härten bei Anwendung des ß 15 »Nr. 8 über da» Reichsnotopfer. Verordnung, betr. Auflösung der Reichsstelle für die Versorgung mit Vieh und Fleisch (Reichs fletschsteüe). Verordnung des Reichspräsidenten auf Grund deS Artikels 48 der RetchSvsrfafsung. AuSführungsdestim- mungen zu den Verordnungen deS Reichspräsidenten vom

Dante und wir.

Zum 600. TodeStag des italienischen Dichters

6. September 1921.

Spitteler sagt irgendwo, Dantes Göttliche Komödie sei uns heutigen MenschenVtschnu", abgesehen von den zahl­reichen poetisch hübschen Einzelheiten, die, unbeirrt vom Wan­del der Zeitanschauungen, ihren dichterischen Wert behielten.

Gewiß, im Dantelahr kann man diese freimütige Aeuße- rung schwerlich Herausstellen, ohne überall auf abweisende Entrüstung zu stoßen. Man würde ja ollzuleicht in den bösen Geruch des Banausentums kommen, wenn man es wagen wollte, anders zu fühlen und zu reden, als die große Menge der Gebildeten, die eben, mag sie auch 1920 noch nichts Rechtes von dem großen italienischen Dichter gewußt haben, doch 1921 für ihn schwärmt, weil das eben zum guten Ton gehört; genau so, wie die Tagorebegetsterung von heute und die E.T.A. Hoffmann-Verzückung, die im nächsten Jahr (zum hundertsten Todestage des Dichters) fällig sein wird. Und doch ist SpittelerS Bekenntnis anerkennenswerter und bedeutender, als zahllose JubtläumShymnen. Denn eS leuch­tet wie ein Blitz in den Abgrund hinein, der unsere Litera­tur und damit auch unser ganzes Lebensgefühl von der Kunst und dem Weltgefühl nicht nur eines Dante, sondern deS ganzen christlichen Mittelalters trennt. In dem Werk des Florentiners sind ja die poetischenEinzelheiten" nichts als Schmuck, sind nur Beiwerk und Stimmung. DaS Schwer­gewicht dieser Dichtung liegt ganz und gar auf dem Gedank­lichen, dem Begrifflich-Unanschaulichen, also, mit einem Wort gesagt: auf dem Theologischen. Und das natürlich ist unserer ZeitVtschnu".

Wollte man aus der einfachen Feststellung ein Wert­urteil zugunsten der Mittelalters machen, dann würde man zweifellos 'ür rückständig angesehen. Denn heute erscheint uns alles Begrisflich Unanschauliche in der Dichtung, also dasTheologische", als eine Angelegenheit der Vernunft, als totes Dogma, das ohne Rest vom Menschen getrennt werden kann. Der Begriff im religiös-weltanschaulichen Sinne hat für uns seinen ErlebniSwert verloren ; wir faffen ihn einerseits nur noch historisch, andererseits, soweit er für die Dichtung in Frage kommt, als Spiel oder geistreiche Alle­gorie. Wir müssen also für fast alle Schickten unserer Kul­tur das Wort SpittelerS als reine, harte Wahrheit anerken­nen; weil unserer Zeit der Glaube fehlt, darum muß ihr Dante fremd sein wie ein ferner Planet. Alter Glaube war

29. und 80. Aug 1921 auf Grund des Artikels 48 der Reichs- Verfassung.

* Ein Wüstling. Auf dem Weg von Mötzingen nach Nagold wurde am Sountag vormittag */,12Uhr die 17jährige Luise Eipper von Bondorf in der Nähe der Steinbruchs von einem Mann angefallen, der sie zu vergewaltigen versuchte. Dem verzweifelten Widerstand de» Mädchen« gelang e», sich endlich loSzuretßen; zuvor entriß ihr der Sckufl die Hand­tasche, die glücklicherweise nur einen kleineren Geldbetrag ent­hielt. Der Täter wird beschrieben als ein etwa 25jährtger Mann von bleichem Aussehen und Stoppelbart; sein Anzug bestand wahrscheinlich in einer hellgrauen Hose, braunroter Juppe, Manchestersamtweste, hellgrüner Hut. Die Landjäger- Mannschaft nahm sofort die Untersuchung auf; die Nachfor­schungen sind bisher leider erfolglos geblieben. Um sach­dienliche Mitteilungen wird gebeten.

* Aniformverbot. Der Württ. Offizterbund hat an die württ. Staatsregierung eine Eingabe gerichtet, in der er sie ersucht, bei der ReichSregterung gegen dar Verbot an die früheren Offiziere. Uniform zu tragen ohne besondere Erlaubnis, vorstellig zu werden.

* An» und Verkauf von Zuchtziegen. Um den Ziegen züchtern den An- und Verkauf von Zuchtmaterial in Ziegen zu erleichtern, hat die Württ. Landwirtschaftskammer eine Ver» mittlungSstelle eingerichtet. Die Vermittlung erstreckt sich nur auf solche Tiere, die im Herdbuch einer Züchteroereintgung eingetragen und im Besitze eine» AbstammungSnachweises sind. Die Vermittlung erfolgt kostenlos, jedoch auf eigene» Risiko deS Käufer» bezw. deS Verkäufer».

* Der Sternenhimmel im September. Der Herbst naht heran; die Tage werden immer kürzer. Dafür lohnt sich jetzt die Betrachtung deS Sternhimmel« immer mehr. Im Juni und Juli leuchteten auch unter sonst günstigen Verhältnissen die Sterne schwach, gleichsam als wären -sie hinter einem dünnen Schleier verborgen. Es war die Zeit der Mi'.ter- nachtsdämmerung. Jetzt blitzt und funkelt e» am Himmel, gleich als wollten unS die Sterne au» ihren unendlichen Weiten ihr Licht als Ersatz bieten für die immer früher schei dende Sonne. Scheitelnah erstrahlt als erster Stern Wega im Sternbild der Leier, an ihrem Hellen, weißen Licht leicht erkennbar. Etwas südöstlich davon Atair, der Haupistern tm Adler. Au die Leier schließt sich im Westen das Sternbild deS Herkules an, daS trotz seiner Größe nicht besonders auf- fällt. Dann folgt die leicht erkennbare halbkreisförmige Ko rona (das Diadem) mit dem Hauplstern Gemma (Edelstein) in der Mitte, noch weiter westlich Bootet mit dem röilich- gelben Rtesenstern Arktur. Im Nordwesten finden wir den großen Bären. Oestlich der Leier, schon nahe dem Zenith, steht der Schwan, auch daS nördliche Kreuz genannt, mit dem Hauptslern Deneb an der Spitze, südöstlich davon das Stern­bild deS Pegasus und ganz nahe am Horizont der südliche Fisch mit dem Stern erster Größe Fomalhaut. der in unseren Breiten nur kurze Zeit sichtbar ist. Oestlich vom Schwan fällt noch be­sonders Casfsopeia auf, deren Hauptsterne ein IV bilden. Ueber dem östlichen Horizont steht PerseuS mit dem veränder­lichen Stern Algol, darunter gegen Nordosten die helleuch­tende Capella im Fuhrmann. Gegen Mitternacht erscheint am Osthimmel schon das Sternbild des Stieres, ihm voran das Siebengestirn (Plejaden), da« den Reigen der schönen, eindrucksvollen Wintersternbtlder ansührt. Der Abendhimmel zeigt keine Planeten mehr. Am Morgenhimmel sind Venus und Mars kurze Zeit sichtbar. Am 9. vorm, ist 1. Viertel, am 17. vorm. Vollmond, am 24 abends letztes Viertel. Am 23. nachm, tritt die Sonne aus dem Zeichen der Jungfrau in das der Wage. Gleichzeitig überschreitet sie den Aequator süd­wärts. Tag und Nacht sind gleich lang; der Herbst beginnt.

* Gemeinsame Benützung der Telephonanlagen. Nach der vom 1. Oktober ab gültigen neuen Fernsprechordnung ist im Hinblick auf die noch herrschende Anschlußnot sowie

eben mehr als ein erkenntnismäßiges Fürwahchalten be­stimmter Dogmen oder heidnisch gesprochen Mythen. Die Menschen von heute find ja nicht Christen, nicht Heiden, sondern eine besondere Art deS domo 83pien8, die in allen älteren Kulturen unbekannt war: und daS ist der domo meclisnicrw Denn eS scheint nicht» als eine unheilvolle Verblendung zu sein, wenn immer wieder die wissenschaft­liche Ueberwindung de» Materialismus verkündet wird. Nein, jetzt erst beginnt sich der wirtschaftliche Materialismus in den breitesten Mafien der Menschen auszuwirken Oder will man von einer Ueberwindung dieses Materialismus sprechen, weil seit etlichen Jahren der Spiritismus und Okkultismus sozusagen ltteratur- unb kathederfähtg geworden ist? Weil man alexandrinerhaft aus allen möglichen Kulturen, heute aus der buddhistischen, morgen aus der germanischen, über- morgen aus dergotischen" etwas wie einen neuenMythos zusammenzubrauen sucht? Weil man mit klugen Worten von Ethos und Ero» zu reden weiß? Alles daS ist armer Ersatz. Eine im tiefsten unreligiöse Zeit hat weder einen Glauben noch einen Mythos. Alter Glaube war etwas Er- lebnishafteS, und darum paßt auf das Dogma dieses Glau­bens auch nicht das aus heutigem Lebensgefühl geprägte Bei­wortbegrtffltch-unanschaulich". Für Dante man kann ohne weiteres den Namen für die Zeit da» Mittelalter setzen war das Dogma nicht ein Erkenntnisgegenstand, sondern GrlebniSform. Wir trennen allzu leichtsinnig bei diesem und überhaupt bet jedem Dichter von Dantes Geblüt die Form von dem Inhalt. Denn unsere Kunst arbeitet, im Gegensatz zu der alten, zum großen Teil mit leeren Formen, die eben nichts als Formen sind: mitEinzelheiten" also, um Spit­telerS Wort zu wiederholen: schönen Worten, Klängen, will­kürlichen Begriffen, die leer im Raum schweben, ohne jeden notwendigen Zusammenhang mit dem Weltgeschehen und -geschick; mit Literatenphantasien statt mit dem Weltatem. Bet Dante und den Alten aber erweitert sich der Formbegriff: was wir au» der Göttlichen Komödie so gut wie aus den mittelalterlichen Mysterien, dem Parztval Wolframs und den Legenden der Gesta Romanorum als Inhalt und begriff­lichen Stoff loslösen, war eigentlich die Beseelung der Form.

Zuerst liegt ja jedem Wort eine» Dichters irgend ein be­stimmter Begriff, eine Vorstellung zugrunde; und diese Vor­stellungen sind in der Dichtkunst von heute so sehr mit den Dingen des Alltag» ein», daß wir nie mehr im Wort jene geheimnisvolle Spannung zwischen dem Begriff und dessen sprachlichem Abbild fühlen, die zum guten Teil den Zauber und den jenseitigen Schauer, wie ihn echte Poesie empfinden läßt, autmacht. Unsere Sprache, also unsere Weltanschauung

wegen de» bestehenden WohnungSmangelS künftig die ge- meinsame Benutzung von Fernsprechetnrtchtungen durch meh- rere Personen gestattet. Auf Antrag werden solche Personen Firmen usw. nach dem Ermessen der Telegraphenverwaltuna auch in die amtlichen Fernsprechbücher eingetragen.

* Preiserhöhung für Messing. Die Messingwalzwerke haben infolge dauernder Steigerung der Preise für Rohmetallr den Preis für Messingbleche auf 2400 und Messingstanae» auf 1450 erhöht.

* Konkurse im August. Das wichtig« Wirlschastsbaromri« drr Konkurseröffnungen steht zurzeit auf beständig. Nach einer Zusammen- stelluog der Finanzzeitschrts« .Die Bank" sind im August 2SV Konkurse eröffnet worben, gegen 291 im Juli. Im August 1920 belief sich di, Zahl drr Konkurse aus 129.

* Rebstandsbericht. DerWeinbau - da» Organ des württ Wein- bauveretns schreibt über die Aussichten für den heurigen Herbst u a.: Der Sommer 1931 wird in den Anlagen des Weinbaus eine besonder, Stelle einnrhmen. In Hinsicht aus die Dauer Wärmesumme übertrifft er di« beiden trockenen Jahrgänge von 1893 und l SU. Bet den früheren Traubensorten waren Ende August viele Traubenim Wein", die späteren Sorten namentlich Trollinger und Weißrieslina für Niederschläge rmp. Mgltch. Prächtig grün und gesund steht das Laub. Dir Peronaspora blteb fern, der gefürchtete Sauerwurm zeig« nur ein ganz schwaches Bor- kommen. Nur der wahie Mehltau erforderte schärfere Bekämpfung», matznahmen. Alles in allem haben sich die Aussichten auf einen in drr Menge befriedigenden, in der Güte hervorragenden Wein gefestigt Gün­stiges Traubenwetter vorausgesetzt, werden wir eine frühe Weinlese be-

Dom Schwarzwaldveretn. Altensteig. 5 Sept. Die hiesige Ortsgruppe des Württ. SchwarzwaldvereinS machte am Sonntag unter ihrem neuen Vorstand Keppler einen TageSausflug nach Hirsau, der trotz de» drohenden Regens zur Ausführung kam. Der Weg führte über MarttnSmooS. Teinach, Zavelstein. Altburg und durch das Schweinbachtal. Unter der Staubplage hatte man nicht zu leiden, denn eS regnete unterwegs, besonders von Teinach, biSw -tlen gründ- sich. Nachher heiterte sich das Wetter zum Glück wieder auf. Die Wanderung bot trotz de» Regens manches Schöne und wird die Teilnehmer nicht abhalten, auch wieder mit dabei zu sein.

Herbstfeier des Radfahreroereins. Altensteig, 5. Sept. Die Herbstfeier des Radfahrervrreins war von der Witterung nicht besonders begünstigt. Morgens während des Vereins- Rennens setzte ein kräftiger Regen ein. Die Rennen wurden trotzdem unter strömendem Regen zu Ende geführt und gingen ohne Unfall glatt von statten. Die Nachmittagtvnanstaltung litt noch mehr unter dem dis in die Nachmittagsstunden niedergegangeuen Regen. Da sich jedoch auch mehrere aus­wärtige Vereine eingestellt hatten, wurde das Programm auf dem Festplatz mit einiger Verspätung weiter abgewickelt. Trotz des schlüpfrigen Bodens wurden die Reigen der Reigenmann­schaft schön und sicher durchgeführt. DaS Radballspiel erregte viel Interesse. Biel Heiterkeit erregte dos Hiudernisrennen und etwas Neuartiges zeigte der Verein in Festgruppen. Eine Schießhalle gab Gelegenheit, sich reizende und auch prak­tische Gegenstände zu erringen. Die Preisverteilung konnte der vorgeschrittenen Zelt halber nicht mehr vocgenommen werden und erfolgte mit Ausnahme des Jugendrennens abends bei der Unterhaltung imStern".

WSHleroersammluug. Wtldberg. 4. Sept. Anläßlich deS Wechsels in der Stadtvorstandschaft findet am i ächsten Frei­tag voraussichtlich eine Wählerversammlung statt, bei der eine engere Wahl zwischen den 8 Bewerbern um den Stadt- vorstandSposten vorgenommen werden soll. Es dürfte dann auch offenbar werden, welcher von den Kandidaten bisher am meisten Anklang gefunden hat.,

Württemberg.

Blühender Apfelbaum. Mötzingen, 5. Sept. Vor dem Haus deS Schneidermeisters Wagner blüht ein Apfelbäumchen,

ist so geartet, daß sie, ganz auf daS rein Errechenbare und Zählbare ausgehend vergessen läßt, wie wenig Wort u. Ding einander entsprechen. Darum wagen wir auch nur mit sol­chen Worten zu arbeiten, die ein Sichtbare« und Alltägliche» ^ auSdrücken. Und wenn unsere Dichter je eine andere Be- - griffswelt, wie etwa die theologische eines Dante, darsteüen , wollen, so suchen sie sie in der Weise erlebnishaft zu machen, daß sie sie nicht etwa an sich selbst, in ihrer ganzen harten ! Begrifflichkett darstellen, sondern sozusagen symbolisch und allegorisch in die greifbaren Dinge hinetnverlegen. Diese Symbolik aber versiert stets den Charakter der Notwendigkeit, f wird mehr oder minder zum geistreichen Spiel, und so erhol- I ten wir die leeren Formen, von denen oben gesprochen wurde. > Die beseelte Form indes gibt, gerade pieil sie auf ein Glaub­haftmachen deS Wortes deS Begriffes durch ein Hineinvsrle- gen in die sichtbare Ebene verzichtet, einen Ausblick in ge- heimniSvolle Fernen. Abgründe tun sich auf, im Wissen steht plötzlich ein mystisches Nichtwissen, ein überraschendes Schauen in die Metamorphose aller Dinge, in die Üebergänge vom Stoff zum Geist. So ist e« bei Dante und im ganzen Mit- telalter. Wir aber haben eine naturwissenschaftliche Kunst, deren Gegenstand also Psychologie und Natur ist; die Alten eine Kunst, die aus dem Glauben wuchs einem Glauben, der in seiner herben Transzendenz schon an sich ein forma­ler Wert für die Kunst ist.

Und das ist daS zweite, dar, was vor allem unsere Welt von der Dantes trennt. Diesem Dichter bedeutete das Dogma bereits an sich ein Fletsch- also Formwerden der gänzlich um­saßbaren Jenseitigkeit. In dem Glauben deS Mittelalters nahm das Transzendente erste Ordnung und Form an. Wir brauchen uns nur ein paar von Dantes Themen zu verge­genwärtigen: wir sehen hier, wie Gott aus der unfaßlich un­aussprechlichen Tiefe seines Wesens vor uns hinaufwächst in geheimnisvoller Dreietnheit, wie er sich darstellt al» Anfang und Ende, Schöpfung, Erlösung und Heiligung. Diese Ord­nungen also bedeuten schon eine erste Formung deS Stoffes vor seiner zweiten dichterischen Gestaltung. Und so hat em Dante uns heutigen das voran», daß er. als er seine Dich­tung begann, nicht vor einem naturhaften Chaos, sondern einem KoSmoS stand.

Und diese Welt ist uns versunken. Vielleicht hören wir im Dantejahr ihre Glocken aus dem Meer heraufklingen? DaS wäre ein Erfolg. Aber auch an ihn vermag ich nicht zu glauben. Dante wird unserer Zeit Vtschnu bleiben, bi» wir den komo mectranious Überwunden und so einenneuen Himmel und eine neue Erde" geschaffen haben. bl.

b-