Der kommunistische Redakteur Dr. Stern ist nach drei» wöchiger Haft von Stuttgart aus über die jtschechoslowaktsche Grenze adgeschoben worden.

Dem Reichstag ist vom Reichsminister der Justiz ein Weißbuch, enthaltend Abdrucke der vom Reichsgericht auf Grund der Gesetze zur Verfolgung von Kiiegsverbrechen u. Kriepsvergehen bisaer erlassenen Urteile, vorgelegt worden.

DerBerliner Lokolanzeiger" meldet ans Königsberg in Pr.: In dem unweit der Grenze im Kreise Ottelsburg gele­genen Dorfe Fürstenwalde entstand Großfeuer, das 10 Wohn­häuser und Wirtschaftsgebäude einäscherte. 15 Familien sind obdachlos.

Ja Berlin kursiert das Gerücht, daß im Zusammenhang mit der Entscheidung über Oberschlesten der Reichstag schon vor dem 6. September zusammen gerufen werden soll

Ein polnischer Streikaufruf im oberschlesischen Industrie­gebiet ist fast ganz Wirkung;loS geblieben.

AuS dem Internierungslager in Kottbus sind bei einem gemeinsamen Burbruchsversuch 30 internierte polnische In­surgenten en.floh'n.

Nach einer Meldung aus Madrid wird Maura die Neu­bildung des Kabinetts übernehmen.

Der Mörder des ungarischen Ministerpräsident Tisza, der frühere Offizier Ozsermyak, ist gestern in Hamburg verhaftet worden.

Wirtschaftliche Wochenschau.

Geldmarkt. Je näher die Entscheidung des Obersten Rates über Oberschlesten heranrückt und je unk'arer die außenpolitischen Verhältnisse tm allgemeinen geworden sind, desto aufgeregter waren in der letzten Woche die Vorgänge auf dem Geldmarkt, der, bloß von innen betrachret, ziemlich flüssig ei scheint, über dem aber als ewige Sorge die Stabilisierung der Markonluta steht. Diese war mehr­

fachen Schwankungen unterworfen, ging anfangs der Woche erheblich herunter, erholte sich dann wieder und gelangte schließlich etwa aus den Stand der vorausaegangenen Woche. Am 5. August notierten 100 deutsche Mark in Zürich 7.40 (am 28. Juli 7,50) Fcankm, in Amsterdam'-4,03 (4,00) Gulden; in Kopenhagen 8,>0 (8.35), in Stockholm 6,05 6 05) Kronen; in Wien I2I2V, (1189) Kronen; in London 2.9 ^ (2 90V,) Schilling: in Ncuyork 1,23 (l,S3) Dol- lar und in Paris?/g (>6V,) Franken.

Börse. Zu Beginn der Woche gab es eine wilde Hausse an der Binse. Die wider finnigen Kurssprünge der Woche zuvor setzten sich fort. Man bekundete rin großes Vertrauen im Hinblick auf das Zustandekommen ausgedehnter K edite in Amerika und England. Einige Tage hiiß es auch, das Schicksal von Oberschlesten sei zu unseren Gunsten schon jetzt entschieden, bevor dcr Oberste Rat zusam- M'Ntrete. Dann aber kam eine Ernüchterung, die mit diesen aus­schweifenden Hoffnungen ein Ende machte und unserer Warnung vor dem Haussetaumel recht gab. Die Kursrückschläge waren gewaltig. Aber bevor die Woche zu Ende ging setzte schon wieder eine Echo- lang ein. Die Tendenz blieb aufgeregt. Die Auswüchse der Speku- lation schreien förmlich nach, Maßregeln des Reiches, aber die Börse ist immun und aus die Selosthilse angewiesen, mit der es trotz ge- legentlicher Konferenzen durch die Großdanken nicht zu eilen scheint. Der Anlagemarkt war ruhig: Reichsfchotzlcheine 98 (minus 1), Kriegs­anleihe 77 35 (unverändert), 4°/o!ge Württemberg» 75,50 (minus t).

Produktenmarkt. Die Meinung im Produkiengeschäst ist sehr fest. Die Verschlechterung der Markwährung und das trockene Wetter treiben die Preise in die Höhe, die nachgerade aus der Welt­mai ktbasis angelangt ist. Wurden doch am l. August in Stuttgart für den Doppelztr. württ. Heu ab Station nicht weniger als 130 bis 170 und für drahtgeprehtes Stroh 6070 ^ not-ert. Am 5. Aug. notierten in Berlin Wetzen 480-484 (plus IS), Roggen 364-370 (plus 15). Wintergerste 4' 0-4l8 (plus 20), Sommergerste 500 bis 516. Haber 381-390. Mal» 300 - 304. Biktoriarrdsen 460500 (plus ItO), Futtererbsen 350360 plus 50), Raps 530570 und Lein­saat 570-590 Die Notierungen an der Stuttgarter Landes- produklenböise waren durchweg noch höher.

Warenmarkt. Dl« Kohlenzusuhr geht rapid zurück. Wenn der Wasserstand sich nicht bald hebt, haben wir schon im August mit Schwierigkeiten, wie sonst erst im November, zu rechnen. Die Ent­deckung neuer Eisenerzlager bei Goslar kommt der deutschen Eisen­industrie sehr zu statten. Die Textilindustrie scheint, nach der Kurs­bewegung ihrer Aktien zu schließen, sich in einer günstigen Lage zu befinden, obgleich die Fabrikationskosten immer noch zunebmen Die deutschen Weltpreise stehen jetzt ungesähr auf der Höhe der Welt­marktpreise Flachsgarne sind vom 1. September an frei.. Die HSuiepreise steigen beständig weiter und damit auch die Leder- und Schuhpreise.

Biehmarkt. Berichte über fallende Weltpreise u. mangelnde Kauflust auf den Märkten lausen aus Württemberg und Baden in gleicher Weise ein, aber dir Schlachioiehpreise brginnen schon wieder anzuzlehen. worüber ein erregter Meinungsaustausch In der O-ffent- lichkett eingesetzt hat. Auch Ferkel sind erheblich billiger, dagegen: dss Schweinefleisch im Konsum teurer. Das Geschäft in Pserden liegt z. Zt. ganz darnieder.

Holzmark l. Lage unverändert.

Obst- und Gemüsemarkt. Nach den Mitteilungen der Zmtraloermittlungsstelle des württ. Obstbauoereins e. B hat der Obstverkehr, aus dem Großmarkt am Samstag einen fühlbaren Rück­schlag erlitten; die starken Zufuhren in Birnen, Zwetschgen und A-psel aus Baden und der Psaiz wurden nur zum Teil geräumt. Die Ware ist einerseits zu teuer, andererseits sind virle Verbraucher» insbesondere die Schulkinder, in Ferien. 2m Kleinhandel gibts viel Verderb, weshalb auch von dieser Seite im Einkauf Zurückhaltung geübt wird. Die ersten reifen Weintrauben von einem S uttgarter Züchter find durch Schönheit und Süße aufgefollen. Tomaten kom­men reichlich, gehen ober restlos bei festen Preisen ab. Die Gemüse­zufuhr geht zuiük, Bohnen find nur noch spärlich und in halb aus­getrockneter Ware zu haben, auch in allen übrigen Gemüsearten wird die Nachfrage kaum gedeckt.

Mutmaßliches Wetter am Mittwoch und Donnerstag.

Meist trocken, vielfach bedrckt, strichweise regnerisch.

Amtliche Ber«m»tm«ch»r»k

Der am 17. August ds. Is. fällige Vieh- und Schweinemarkt tu Egenhausen ist aus

seuchenpolizeilichen Gründen verboten. 50l

Nagold, den 8. August 1921. Oberamt:

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In den kommenden Wintermonaien finden wieder Meister­prüfungen in sämtlichen Gewerben statt.

Den Piüfungen gehen nach Bedarf freiwillige Bor- bereitungtzkurse in Buchführung, Kalkulation, Wechselkunde». Geweiberecht und Gesetzeskunde voraus.

Je nach der Zahl der Beteiligten werden wieder von den gewerblichen Vereinigungen der verschiedenen Oberamts- bezirke Vorbeieitungskurse, die von der Handwerkskammer und dem Landesgewerbeamt finanziell unterstützt werden, abgehalten.

Anmeldungen zur Prüfung, wozu Formulare unentgelt­lich von der Geschäftsstelle der Kammer bezogen werden löanen, sind mit Nachweis (Zeugnis oder amtliche Beschei­nigung) Über das Bestehen der Gesellenprüfung und einer mindestens 4jähiigen Gesellenzeit, sowie mit der Angabe, ob ein Borbereituno«kurs besucht werden will, spätestens bis 8. September 1921 an die Handwerkskammer Reutlingen einzureichen.

Mit der Anmeldung ist die Prüfungsgebühr von 78 auf unser Postsch, Skonto Nr. 847 Stuttgart einzubezahlen.

Wegen der Einteilung in die Dorberettnnge Kurse und der Festsetzung der Prüfungstermine ist der Anmeldetermin genau zu beachten. 503

Reutlingen, den 5. August 1921.

Der Vorstand der Handwerkskammer:

Vorsitzender: K. Vollmer. Syndikus: I. B. Eberhard!»

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