neu, sein»: Nachfolger sollten klüger geworden sein. Gräben dieser Art. welche gegen Natur und Geschichte sind, weiden bei der ersten stärkeren Bewegung übersprungen. Aber an- genommmen, eS glänge, um Oesterreich auf drei Seiten einen eisernen Ring zu legen: sehen die weisen Väter dieser Poli­tik denn nicht ein, daß sie dann Oesterreich erst recht stark nach der einzigen Seite drängen, an der es noch offene Bahn hat, zum Anschluß an Deutschland? Der slawische Ring müßte eS um so sicherer mit dem deutschen Mutterlande zu- sammenpreffen. DaS ist ja nun wohl doch nicht die Mei- i nung in Paris, Prag und Belgrad. >!

Me intermiimle PttisSMWg md die ! Koste» »er LedmWlW >

Die im Frühjahr 1920 einsetzende rückgängige PreiSbe- : wegung am Weltmärkte hält andauernd an und zieht immer ; wettere Kreise um sich. In den Vereinigten Staaten von s Nordamerika büßten die wichtigsten Artikel im Verlauf eines ! Jahres ein Drittel bis zwei Drittel ihres Wertes ein. Der z WeizenpretS stet von 2.85 Dollar pro Büchel auf 1,65, der r Preis von Mais auf 0,65 Dollar gegenüber dem Höchststand ' von 1,68, der Zuckerpreis fiel sogar von 18 56 Cent pro Pfd. i auf 6,02 Cent. Sehnliche Preisrückgänge verzeichnen auch der ' Kohlenmarkt und die Metallmärkte. Roheisen notiert gegen- - wärtig 25 Dollar pro Tonne gegenüber 46 Dollar im Juli s vorigen Jahres, Kupfer 11,87 Cent pro Pfund gegenüber : 19,25 Cent. Ergänzt wird noch das Bild durch den bekannten j Preissturz von Baumwolle, deren Preis rund ein Viertel der - Vorjahrespreise beträgt. Die zwei letzterwähnten Waren: j Kupfer und Baumwolle sind bereits billiger als im Friedens- ! fahre 1913. Ein ähnlicher Preissturz wenn auch etwas we- ! Niger scharf ausgeprägt, hat sich in England vollzogen. Die > Preise der wichtigsten Artikel fielen im Durchschnitt um 40"/o.

In Deutschland verhinderte der Stand der Valuta einen entschiedenen Preisrückgang. Unter den Einwirkungen deS Rückschlages am Weltmärkte und der Besserung deS Mark- ^ kurses fielen zwar im Juni 1920 auch hier die Preise merk- s lich, doch zogen sie nachher wieder an und erreichten in ununter- l brochener Aufwärtsbewegung Ende des vergangenen Jahres s ungefähr ihren früheren Hochstand. Seitdem macht sich die > herrschende Tendenz dcS Weltmarkt s, wenn auch in stark ab- ! geschwächtem Maße, geltend. Nach den Berechnungen der i .Franks. Zkg." fielen die Preise von 77 Großhandelsartikeln , seit Dezember durchschnittlich um l5*/». j

Die Bewegung der Großhandelspreise wirkt nicht unmittel- j bar auf die Kosten der Lebenshaltung der breiten Mafien. ! Die hierfür entscheidenden Preise im Detailhandel haben ersah- i rungsgemäß eine größere Bcharrungstendenz u. schloffen sich i auch diesmal nur zögernd der allgemeinen Abwärtsbewegung ; an. Der zur Erhaltung einer Familie erforderliche Aufwand ; weist in den Ver. Staaten erst im September 1920, in England ! im Dezember 1920 und in Deutschland im Februar laufenden i JahreS eine Verringerung auf. Nach einer Zusammenstellung s in derWirtschaft und Statistik" zeigerr die Lebenshaltungs» j kosten feit dem Kriegsausbruch folgende Gestaltung: Setzt ! man dieselben für jedes der drei Länder im Juli 1916 gleich 100, io erreichten sie in den Ver. Staaten ihren Gipfelpunkt in l den Sommermonaten 1920 mit der Verhältniszahl 215 und . fielen im Januar 1921 auf 169 zurück. In England ist die . Höchstziffer im November 1920 mit 276 erreicht, bis Februar deS laufenden Jahres ist dann ein Rückgang auf 251 fest­zustellen. Im Deutschen Reiche stieg die Verhältniszahl bis 924 im Januar empor und zeigt im Februar den geringen . Rückgang auf 893. Nach diesen Berechnungen betrugen also die Kosten der Lebenshaltung anfangs des laufenden Jahres , in den Ver. Staaten etwa um zwei Drittel mehr als im letz- ! ten Friedensmonat, in England das Zweieinhalbfache und in Deutschland rund das Neunfache. j

Kleine politische Nachrichten.

Wichtiger Zusatz zur schwedischen Berfafluug.

Stockholm, 4. Mai. Der Reichstag hat mit 73 gegen 40 Stimmen in der Ersten Kammer und mit 119 gegen 59 Stim­men in der Zweiten Kammer zum erstenmal einen Zusatz zur Reichsversassuug angenommen, wonach in wichtigeren Fragen eine konsultative Volksabstimmung stattfinden kann.

Bereitwilligkeit der deutschen Regierung zur Unterstützung.

Oppeln, 4. Mai. Der deutsche Bevollmächtigte in Op­peln hat heute erneut nachdrücklichste Vorstellungen bei der Interalliierten Kommission erhoben und verlangt, daß um gehend alle erforderlichen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung und zum Schutze der friedliebenden Bevölkerung im Abstimmungsgebiete getroffen werden. Er hat weiterhin im Namen der deutschen Regierung mitgeteilt, daß diese bereit sei, der interalliierten Kommission alle Hilfs­mittel zur Verfügung zu stellen, die sie etwa für notwendig erachte und mehrere Hundertschaften Schutzpolizei zur Unter­stützung angeboren. Der Vorsitzende der interalliierten Kom­mission erklärte, er werde sofort den übrigen Mitgliedern der interalliierten Kommission von dem Angebot der deutschen - Regierung Kenrtnis geben und dem deutschen Bevollmächtig­ten von der Entscheidung der interalliierten Kommission Mit- ; teilung machen. s

Planmäßige Organisation der Aufstandsbewegung. i

London, 6. Mai. Das Reuter Büro verbreitet eine Meldung, daß eine Anzahl polnischer Truppen, gut bewaff- z net und ausgerüstet und mit Maschinengewehren versehen, > an der Aufstandsbewegung in Oberschlesien teilgenommen > haben. Es herrsche kein Zweifel mehr, daß die Bewegung planmäßig organisiert sei. -

Eine vierte Bizepräfidentenstelle im Reichstag. i

Berlin, 6. Mai. Der Aeltestenausschuß des Reichstags beschloß gegen die Stimmen der Teutschnationalen die Er- - richtung einer 4. V'zepräsidsntenstelle, die von der deutschen Volkspartet zu besetzen wäre. ;

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, 7. Mai 1921.

* Glockensprnde. Der Aufruf zu einer Glockenspende für die eoangeltjche Stadlkirche hier hat bis jetzt ein erfreuli­

ches Ergebnis gehabt. ES sind im Ganzen 16261 j eingegangen von 178 Gebern. Und zwar wurden gegeben: ! 1 mal 2 000 3 mal 1 000, 5 mal 500, 1 mal 400. 7 mal 300, j

1 mal 250, 5 mal 200, 2 mal 180, 14 mal 100, 1 mal 65, 30 s mal 50. 3mal 40, «mal 30. 9mal 25. 41 mal 20, 3 mal 15,

1 mal 12, 23 mal 10, 2 mal 8, 19 mal 5, 1 mal 3 Allen diesen freundlichen Gebern, unter denen auch hiesige Ge­schäfte und Fabriken mit großen Gaben vertreten sind, wird hier nocheinmal herzl. Dank ausgesprochen. Dadurch, daß nun */» der vermutlichen Kosien schon in kurzer Zeit zusam­mengekommen sind, ist die Wiederbelchoffung von 2 Bronze- glccken in greifbare Nähe gerückt. Vielleicht können sich jetzt auch diejenigen, die sich bisher zuwartend verhielten, ent­schließen, mit ihren Gaben heroorzutreten und zur Vollendung des Werks mitzuhelfen. Die Herren Kirchen pfleger Weit­brecht und Weinhändler Schuon nehmen auch weiterhin gerne Gaben für die Glocken in Empfang. Außerdem wird das Kirchenopfer am morgigen Sonntag auf Beschluß des Kirchengemeinderats ganz für die Glockenbeschaffung bestimmt. Damit ist den weitesten Kreisen der Gemeinde, auch denen, die bis jetzt nicht besonders darum angegangen wurden, Ge­legenheit gegeben, sich nach Vermögen an der Glockenspende zu beteiligen und sie vollends ihrem Ziel zuzuführell.

* Beilage. Die heutige Beilage des Gesellschafters ent­hält den ausführlichen Bericht über den Verlauf der Ein­weihung des Krtegergedächtnismals der Stadt Nagold.

* Die Eisenbahnfahrpreise ab 1. Juni. Der Mindestpreis für eine Fahrkarte beträgt ab 1. Juni in der ersten Klaffe 3 zx, in der ?. Klasse 1,70^!, in der 3. Klaffe ung in der 4 . Klaffe 0,70^, für Hunde i^l. tkm kostet für die 1. Kt. 58,5 M., für die 2. Kl. 32,SPfg., für die 3. Kl. 1S,5Pfg. für die 4. Kl. 13Pfg, für Hunde 1V Psg. Die Fahrpreise werden bis zu 5«4k auf volle ILPsg , von 5 lO^L aus »olle 50Pfg. und über 10 « aus ganze Mark ausgerun- det. Für Schnellzüge erhöht sich der Personenzngssahrpreis um den Schnellzugszuschlag, der in der ersten Zone (bis 75km für 1. u. 2. Kl 8^k, für die 3. Kl. 4^4k beträgt, in der zweiten Zone (bis >50km)

16 bezw. 8^il und in der dritten Zone (über 15s km) 24 bez« 12.4k. Arbeiterrückfahrkarten, die jetzt auch au Beamte und Angestellte aus­gegeben werden, kosten ab I. Juni für Hin- und Rückfahrt den ein­fachen Fahrpreis 4. Kl , Schülerkarten bis 100km Entfernung den halben, Fahrpreis der 3. oder 4. Kl Die Sätze für Monats- und Wochenkarten werden ebenfalls erhöht, dagegen nicht die Preise für Bahnsteigkarten (SOPfg) und Nachlöskarlen.

r Zur Aushebung der Milchwirtschaft In der baye­rischen Staatszeiiung erscheint eine offiziöse Auslassung des bayr. Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, wo­rin ausgeführt wird, daß Bayern die UebergangSbestimmun gen zur Anwendung bringt. Die Milchpreise/ die Bestim­mungen über Lieferungsverträgs, sowie über Butter und Käseoersand bleiben danach bestehen. Diese Verordnungen sollen in dem Ausmaße abgebaut werden, als die Milchver sorgung der Verbraucherstädte sichergestellt wird. Zum Schluß fordert die Noiiz auf, den Abschluß von Lieferungsvertiägen mit allem Nachdruck weiter zu fördern. Es darf wohl erwar­tet werden, daß die wiirtt. Regierung eine ähnliche Rege­lung trifft.

Württemberg.

Der Siebener-Appell.

Stuttgart, 5. Mai. Trotz Schneegestöber und Regen hatten sich bis 11 Uhr etwa 3-4000 alte Siebener zusammengefunden. Das war eine Begrüßung, ein Fragen und ein Händedrücken, schildern konn man es nicht, man mußte es selbst mitmachm. Einige Minuten nach 11 Uhr begrüßte Kamerad Fasse, nachdem die Musik einen Fanforen­marsch gespielt, die Erschienenen in markigen Worten, um gleich dar­auf dem alten Regimentskommandeur, Gen. d. Inf. Frhr. v. Soden, - Platz zu machen. In wohl durchdachter Rede wurde uns ein kurzer Rückblick über die Geschichte de» Rgts. veranschaulicht, ausklingend in der Ermahnung, fest zusammenzuhalten im Bande der treuen Kameradschaft usw. Nachdem die Musik den Torgauermarsch ge­spielt hatte, ergriff O.B.M. Lautenschlager das Wort zu einer herzlichen Begrüßung im Namen der Stadt, wobei er das gute Ein­vernehmen hervorhob, das stets zwischen Rgt. und Stadt, Bürger und Geschäftsleuten heischte. Nun bestieg General v. Stühmke die Rednertribüne und er brachte es, als ehem. Regimentskommandeur während des Feldzuges, fertig, in zu Herzen gehenden Worten den Verlauf des Feldzuges und die Toten des Rgts. zu schildern. Als > er dann in ehrenvollen Worten der Schwerverletzten und Gefallenen j gedachte und die Anwesenden aufforderte zum ehrenden Gedenken den Kopf zu entblößen und die Musik intonierte .Ich halt' einen Kameraden" da tönte es dann erst schwach und dann immer mäch­tigerer ging an meiner Seite in gleichem Schritt und T itt". Zum Schluß forderte Gen. Stühmke noch auf, dem Regiment treu zu I bleiben als alteSiebener". Mit dem LiedDeutschland über alles" ! und einem Parademarsch (alter Siebener Marsch) endete die erhe- s bende Feier. Nach unendlich vielen Begrüßungen landete man um ! 12l/g Uhr in der Komp, und soviel ich vernommen, war die Bewir- - tung im allgemeinen sehr gut, so daß, als sich alles um 2 Uhr in ' der Liederhalle zum Festbankett einfand, die Stimmung als sehr s gehoben bezeichnet werden mußte. Bei einem sehr schönen und ab­wechslungsreichen Programme und den herrlichen Klängen der Mu­sik unter Leilung unsres alten Karl Müller verflogen die paar Stun­den nur zu schnell. Alles in allem war es ein sehr schöner Tag, getragen vom Gefühl echter Kameradschaft und Zusammengehörig­keit und wir sind dem Ausschuß, hauptsächlich Kamerad Fasse dank­bar für diese Riesenarbeit, die er geleistet. Aber er hats fertigge- bracht, sie zusammenzubringen, die alten "Siebener".

r Bo« der Flugpost. Stuttgart, 6. Mai. Im April führte Ingenieur Strähle aus der Linie StuttgartKonstanz 50 Postflltge aus. ferner 3 Lichtbild- und 10 Rundflllge ohne jeden Zwischenfall.

71 Fluggäste wurden befördert und insgesamt 7676km gefahren. Die einfache Fahrt kostet 45v^l, Hin- und Rückflug 7rv^t.

r Bund höherer Beamter Württembergs. Stuttgart,

5. Mai. Am 23. April hat der alle höheren Beamten Würt­tembergs umschließendeVerband von Vereinen höher geprüf­ter württ. Staatsbeamten" sich bei seiner Jahresversammlung in Stuttgart einstimmig den neuen NamenBund höherer Beamten Württembergs" gegeben, sowie neue Satzungen an­genommen. Seine Zugehörigkeil zu der Großorganisation der höheren Beamten (BHB) im Reich schließt die Fortsetzung der bestehenden Arbeitsgemeinschaft mit dem die meisten ande­ren Gruppen umfassenden sog.Württ. Beamtenbund" bet Verfolgung gemeinsamer Belange nicht aus, solange die Rechte der höheren Beamten und die Unabhängigkeit ihrer Organi­sationen nicht angelastet werden, wie das vom deutschen Be amteriaund geschehen ist. Ebenso ist gemeinsame Arbeit bei bestimmten Fragen in den zahlreich emporgeschoffenen Be amtenbünden auf dieser Grundlage mit den Bestrebungen des B.h. B. nicht unvereinbar. Die Berufung eines Geschäfts- - führerS ist in die Wege geleitet. Die Neuwahlen haben im f wesentlichen dieselben Namen wie seither ergeben. Eine Kran- k kerikaffenkommission ist eingesetzt.

r Arbeitsbeschaffung im Baugewerbe. Stuttgart, s. Mai. Das städt. Nachrichrenamt schreibt: Um die im Baugewerbe herrschende große Arbeitslosigkeit zu vermindern, hat die Stadtverwaltung beim württ. Arbeitsministerium Schritte ge- tan, durch die eS ermöglicht worden ist. daß von jetzt an bis zum 3l. Oktober d. Js. für Ausbtsserungsarbeiten an Pri- vathäusern uno Wohnunren Groß Stuttgarts Zuschüsse au» Mitteln der produktiven Etwerbslosenfürsorge gewährt wer­den. Diese Zuschüsse kommen nicht etwa bloß für Hausbe­sitzer, sondern auch jür Mieter in Betracht und sie betragen bis zum Doppelten der durchschnittlich ersparten ErwerbS- losenunterstützung, nämlich bis zu 32 für jeden ArbeilStag eines Erwerbslosen. Voraussetzung sür die Gewährung ist, daß es sich um Wiederhetstellungsarbeilen, nicht um Renan- lagen in oder außerhalb des Hauses handelt. Die Anträge auf Verwilligung sind an das städt. Baupolizeiami zu richten, das darüber entscheidet, ob die betreffenden Arbeiten für die Förderung in Frage kommen.

Württembergische Ausstellung über Inhalt vnd Wirkung des Friedensoertrags.

Die sachliche Aufklärung über den Vertrag von Versailles gehört zu den wichtigsten Aufgaben, die in der Oeffentlichkeit zu leisten sind. In Ergänzung der durch Broschüren und Vorträge begonnenen Aufklärungsarbeit soll eine Ausstellung über den Inhalt des Friedensveitrags eingerichtet werden, die durch möglichst viele Städte und Ortschaften Württem­bergs wandern wird. Die Ausstellung soll anfangs Juni eröffnet werden.

Todesfall.

Oberbürgermeister Gödel von Heilbronn hat am Him­melfahrtsfest während des Gottesdienstes in der Kirche einen Sch'.aganfall bekommen, dem er in wenigen Augenblicken er- lag. Die Heilbronner Bürgerschaft trauert aufrichtig um ihr allgemein beliebtes Stadtoberhaupt.

Letzte Drahtnachrichten.

Urteile der führenden Parteiblütter zum Ultimatum.

Während die Rechtspresse kategorisch die Ablehnung des Enlenteultimatums fordert, nehmen die Blätter des Zentrum, der Demokraten und der Sozialdemokraten entweder eine abwartende Haltung ein oder enthalten sich jeder Stellung­nahme.

DieDeutsche Allg. Ztg." bezeichnet das Ultimatum als unerträglich und sagt: Auch heute noch sind die Deutschen bereit, zu einer Einigung mit ihren Gegnern zu gelangen und in Jahren härtester Arbeit herzugeben, was sie aufzu­bringen vermögen. Wenn aber der Oberste Rat von un­verlangt, daß wir unsere Ost-Festungen entwaffnen sollen in einem Augenblick, da die Polen schnöde Gewalt gegen uns verüben, dann gibt es auf diese Forderung nur eine Ant­wort, die einer ehrenhaften Nation würdig ist: Nein und tausendmal Nein!

DieTägl. Rundschau" schreibt: Uns bleibt nur eines übrig: passiver nationaler Widerstand. Solange wir uns nicht selbst aufgeben, sind wir nicht verloren.

Auch das führende Z-mtrumsblatt, dieGermania", nennt es unmöglich, die Forderung nach Entwaffnung der östlichen Festungen zu erfüllen in einem Augenblick, wo die Polen an den Grenzpfähien des Reiches rütteln. Nach dem Blatt liegt der Grund für den schleppenden Gang in dem Verfahren gegen die Kriegsbeschuldtgten einzig und allein bei der Entente, da bisher nur England etwas getan habe, um die notwendigen Unterlagen sür die Prozesse beizubringen.

Die Stellungnahme der Reichstagsfraktionen znm Ultimatum.

Berlin, 7. Mai. Die Reichstagsfraktionen haben bisher über ihre Stellung zum Ultimatum der Alliierten noch kei­nen Beschluß gefaßt. Nach Informationen des L. A. kann man die Haltung der Deutsch Nationalen dahin zusammen­fassen, daß die Fraktion jede Regierung bekämpfen wird, die bereit wäre, das Ultimatum anzunehmen. Auch die D. Volks- Partei und die Dem. Partei, sowie die Bayer. Volksp. soll sich noch nicht zu einer Unterschrift haben entschließen können. Auch die Haltunö des Zentrums sei noch nicht klar zum Ausdruck gekommen. Die Partei sei aber unter allen Umständen ge- sonnen, auch ohne die Doikspartei jene Unterschrift zu leisten. Ueber die Haltung der soziald. Partei ist man bis jetzt noch nicht unterrichtet.

Sie hoffen immer noch.

Wie die Voss. Ztg. wissen will, sei man in den Kreisen der Regierungsparteien zu der Ansicht gekommen, daß die finanziellen Forderungen des Ultimatums diLkussionsfähig seren. Dagegen machten sich starke Bedenken geltend, gegen jene Punkts, die den Bestimmungen des Friedensoertrags zuwiderliefen, so die Entwaffnng der Ost Festungen, die Be­stimmung, die den Alliierten das Recht geben würde, die Besetzung des Rheinlands zu verlängern und die Entwaff­nung der bayrischen Einwohnerwehren, die zu erzwingen die Reichsregierung keine Machtmittel habe.

Die französischen Rüstungen.

Gens, 6. Mat. Nach den amtlichen Mitteilungen de» französischen Kriegsministeriums haben insgesamt 140 000 Mann des Jahrgangs 19l9 Gestellungsbefehl erhalten. ES ist jedoch nicht beabsichtigt, diese Truppen zu einer besonderen Armee für die Besetzung des Ruhrgebiets zu vereinigen. Sie werden vielmehr der bereits vorhandenen französischen Rhein­armee als Verstärkungen zugesührt und General Degoutte bleibt Oberbefehlshaber aller französischen Truppen auf deut­schem Gebiet, deren Zahl mii der Ausdehnung der Besetzung auf das Ruhrgebiet auf rund 300 000 anwachsen würde. Das Preßbüro des Generals Degoutte in Mainz läßt denn auch bereits mitteilen, daß alle Vorbereitungen für die Be- setzung getroffen sind. Sogar die Dienstanweisung für den nach der Ruhr zu schickenden General rst schon fertig; sie ent­hält drei Punkte: 1. Sicherung des Zolldtenstes längs der 150 Kilometer langen Grenzlinie des Rnhrgebietes; 2 Unter­drückung von etwaigen Unruhen; 3. Bereitschaft zum Wider- stand gegen jede äußere Intervention. (Gemeint ist bewaff- neter Widerstand regulärer deutscher Truppen. Lächerlich!)

Das neue Kabinett.

Berlin, 6. Mai. Die Vorbereitungen zur Bildung der neuen Regierung sind im Gange. Die endgültige Entschließung kann naturgemäß erst erfolgen, wenn die Stellung der für die Zusammensetzung der Regierung in Betracht kommenden