gegenüber dem bisherigen Stand bringt, Verbesserungen, auf die die württembergische Beamtenschaft ohne dieses vorläufige Verzeichnis noch längere Zeit hätte warten müssen. Die endgültige Regelung des Ortsklasssnoerzeichnisses soll bis zum 1 Oktober 1S2l mit Wirkung vom 1. April 1920 erfolgen.

Nach dem vorläufigen Verzeichnis find die württember- gischen Orte wie folgt etnyestust: Ortsklasse H.: Stuttgart; Ortsklasse 6: Feuerbach, Kornwestheim und Zuffenhausen; Ortsklasse 6: Aalen, Böblingen, Bückingen, Botnang, Dürr­menz Mühlacker, Eßlingen, Frsudenstadt, Friedrichshafen, Gmünd, Göppingen, Heidenheim, Heilbronn, Kaltental, Lud­wigsburg, Möhringen a. F., Münster, N ckarsulm, Obertürk­heim, Raoenburg, Reutlingen, Kottweil, Schwenningen, Sindel- fingen, Tübingen, Tuttlingen, Ulm. Vaihingen a. F., Wein­garten und Wildbad; weitere 104 Orte in Ortsklasse v, alle übrigen in Ortsklasse L_

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, 6. Mai 1921.

Vas Laiidesfinanzanlt Abteilung für Besitz- und Verkehrssteuern hat die Mathilde Wandel, Kanzlist bei dem Finanzamt Stuttgart- Stadt, auf Ansuchen aus dem Rcichrfinanzdienft entlassen.

Der Präsident de- Landerfinanzamts hat zu Zollsekreliiren ernannt u a. in Btdliuqen den Zollbetriebssekretär Huber, in Freudcnstadt den Zollbeutebssekretär Vogel.

Gemetnderatsbericht vom Mittwoch. 4. Mai: Der Vor­fitzende, Herr Stadlschultheiß Mater, teilt mit, daß für das Notstandsunternxhmen Abfuhrweg im Killberg eine Abschlagszahlung von 15923 aus Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge oerwilligt wurde. Der Oberpost- direklion wird bekannt gekannt gegeben, daß der Gemetnde- rat nichts gegen den neuen Fahrplan der Kraftwagenver- btndung NagoldHsrrenberg und Haiterbach einzuwenden hat, wenn auch der Mittagskuis nach Herrenberg nicht be­liebige, und eine Früh- und Abendverbindung entschieden »orzuziehen sei. Unter dem Zwang der Verhältnisse müsse man sich eben abfinden. Die Fahrgelder beim Pastauto find entschieden zu hoch, eine Herabsetzung würde eine bessere Be nützung und Rentabilität zur Folge haben. Vergeben wurden Arbeiten und Lieferungen für das große Wohnhaus in der Calwerstraße. Der Besitzer vom Sägewerk Graf sucht um dis Genehmigung nach, einen Fahrweg von der Calwerstraße zur Ernmingerstraße anzubringsn. Er über­nimmt die Verpflichtung, den Weg dem öffentlichen Verkehr freizugeben und dauernd zu unterhalten, ebenso die Einfüh­rung des bisherigen Fußwegs in den neuen Fahrweg zu be werstelligen. Dem wird unter' den übl. Bedingungen zuge stimmt. Anfallenden Boden führt Gras als Aussüllmaierial in die Calwerstraße für 10 pro cdm, was angenommen wird. Die Lieferung von Tuchen für die genehmigten neuen Fenerwehrunisormen wird an Herrn Wilh. Kapp um 125 pro m vergeben; die Anfertigung wird den Herren Schneidermeistern Rähle und Beutler bei einem Preis von je 150 samt allen Zutaten übertragen. Bei dem von Herrn Werkmeister Kaupp zu erstellenden Wohnhaus über­nimmt die Stadt das Gemeindedarlehen und die sonst üblichen städt. Leistungen. ;

Meisterprüfungen. ....

Bei den diesjährigen Meisterprüfungen vor der Hand­werkskammer Reutlingen haben insgesamt 422 Kandidaten die Prüfung bestanden und sich somit das Recht zur Füh rung des Meistertitels erworben. Unter den jungen Meistern befinden sich u. a: Elektroinstallateurmstr.: Georg Brendle, Hugo Monauni, Nagold, Ernst Seeger, Rohrdorf; Gipser- meister: Wilhelm Nestle, Pfrondorf; Glasermeister: Gottlieb Schwarz, Nagold; Maurermeister: Eugen Hörrmann, Sulz, Wilhelm Schultheiß, Gültlingen; Mechanikermeister: Jakob Maier, Rohrdorf; Metzgermetster: Georg Ehret. Egenhausen, Wilhelm GroßhanS, Schönbronn; Rotgerbermeister: Karl Mayer, Nagold; Schlosssrmeistec: Karl Maier, Wildberg; Schmiedmeister: Christian Krauß, Nagoid; Schneidermeister: Christian Binder, Wildberg; Schreinermetster: Friedrich Buz, Gustav Koch, Georg Maier. Fritz Rühm, Christian Seeger, Fritz Walz, Paul Walz, Nagold, Friedrich Dsngler, Sulz, Karl GökttSheim, Karl Schmid, Wilsberg, Gottlieb Single, Philipp Single, Haiterbach; Schuhmachermeister: Eberhard Schüttle, Ebhausen; Wagnermeistsr: Johannes Mast, Nagold, Joh. Georg Roller, Ebershardt; Windenmachermeister: Friedr. Benz, Nagold; Damenschneidermeisterin: Emma Müller, Oberlchwandorf; Vflästerermeister: Karl Spreng, MinderSbach.

Begrabenes Glück. Anläßlich der Einweihung der Friedhos- kirche Ist uns eine kleine geschichil. Erzählung zur Verfügung gestellt worden, die sich aus die Entstehung der Remigius-Kirche bezieht und dankbare Aufnahme finden wird.

Weiterzahlung der vorläufigen Einkommensteuer.

Der Retchsfinanzm'nister hat auf Grund des Artikels II des Gesetzes vom 24. März 1921 zur Aenderung des Ein­kommensteuergesetzes vom 29. März 1920 folgendes an­geordnet.

8 1. Bis zum Empfange des endgültigen Steuerbescheides für das Rechnungsjahr 1920 haben die Steuerpflichtigen im Rechnungsjahr 1921 die Einkommensteuer vorläufig weitec- zuzahlen die nach der Verordnung Über die vorläufige Er­hebung der Einkommensteuer sür da« Rechnungsjahr 1920 vom 20. April (Reichs-Gesetzblatt S. 565) im Rechnungsjahr 1920 zu bezahlen war.

8 2. Die näheren Bestimmungen zur Durchführung der im 8 l getroffenen Anordnungen werden von den Präsidenten der Landesfinanzämter erlassen; diese bestimmen insbeson­dere die Zahlungszeiten, innerhalb deren die Steuer zu ent­richten ist.

* Freigabe von Fett, Butter, Milch und Käse. Ver­handlungen der deutschen Ernährungsminister in Bremen haben zur Freigabe einer weiteren wichtigen Gruppe von Nahrungsmitteln von der öffentlichen Bewirtschaftung geführt. Zwei Verordnungen des Reichsmtnisters für Ernährung und Landwirtschaft, die derReichsanzeiger", veröffentlicht, geben die Bewirtschaftung von Speisefetten und Käse gänzlich ans und befreien die Milch grundsätzlich von allen Erfassungsmaß- nachmen beim Landwirt. Die Verordnungen treten am 1. Juni 1921 in Kraft. Von diesem Tage an findet weder eine Erfassung noch eine Verteilung von Butter weiterhin statt. Alle Rationierungen und Pceisbeschränkungen für Butter kommen damit in Fortfall und die Versoraüng mit Speise­fetten wird völlig dem freien Markte überlassen. In der Be­arbeitung und Verwendung der erzeugten Milch werden Pro duzenten and Molkereien von jedem Zwange befreit. Es ist ihnen freigestellt, die Milch in eigenem Betriebe zu verwert den, zu Butter oder Käse zu verarbeiten oder als Frischmilch zu verkaufen. Zur Aufrechterhairung der Lieferungsbezieh­ungen nach dem bisherigen Nerbraucherbezirk sind ftdoch be­stimmte Sicherungsnmßnahmen getroffen. die von Verbraucher und Trzeugerseite als natrvendig anekkannt wurden. Es ist in Aussicht genommen, in einiger Zeit auch die Einfuhr von Auslandsbutter allgemein freizugeben. Auch die KondenzmilÄ- einfuhr soll freigegeben werden, wenn die Vorräte zur Dek- kueg des Bedarfs nicht mehr ouSreichen. Die zuständigen Stellen erwarten, daß dis Freigabe des Milch- und Butter- verkauf« nicht zu übertriebenen Preissteigerungen führen wird.

* Freigabe des Petroleums. Die Zwangsbewi tschaftung für Petroleum wurde am i. Mai ds. 3s. ausgehoben. Lediglich Uder die aus dem Auslands einzufiihrenden Gesamtmengen behält sich da» Reich gegenüber den Einfuhrgestltschaften noch die Kontrolle vor. 3m übri­gen aker wurde der Handel mit Petroleum am 1. Mai dr 3s. voll­ständig frei. Höchstpreise für Petroleum werden von der Regierung nicht mehr festgesetzt, vle Petroleum-3mport-Gesellschasten haben den Großhandelspreis für Petroleum neuerdings um mehr als 1 fürs Liter ermäßigt.

Verlängerung der Polizeistunde? Aus Berlin wird geschrieben: Die Gasthuus und andere Interessentengruppen sind wiederholt beim Ministerium des 3anern vorstellig geworden wegen einer Verlänger­ung der Polizeistunde. Gegenwärtig ist noch immer der § 3 der Be­kanntmachung vom 11. Dezember 1916 in Kraft, der mit Rücksicht

den IvUhr-Schluß Vorsitz und AusnWne« für bestimmte Bezirke bis höchstens 11 3ll Uhr gestaltet« Danach wäre die generelle Ausdehnung der Polizeistunde bis II.30 Uhr rechtlich unzulässig. In Anbetracht der jetzigen Bestrebungen, deren Berechtigung im Ministerium des 3nsen nicht verkannt wird, hat die Mutzische Regierung sich j-tzt ensschloffsn, bei den zuständigen Reichsstellen anzuregen, alsbald in eine Nachprüf­ung der Verordnung von 1916 eiuzuireten. Man nimmt an, daß viel- leicht den Wünschen der 3ntrikflenten und der Bevölkerung mit Rück­sicht auf den Beginn der Sommerzeit entgegengekommen werden könnte. Es würde dabei der Wunsch, den Fremdenverkehr zu heben, miisprechen und ebenso die Erwägung, daß gewisse Besserungen in der Kohlenlage eingetrelen sind Da die Verhandlungen mit tunlichster Beschleunigung geführt werden, dürfte mit einer baldige« Bekanntgabe des Ergebnisses gerechnet werden

- Briefe nach Aebersee. Die Handelskammer in Stutt­gart macht darauf aufmerksam, daß ihr von jetzt an monat­lich vom Reichspostministerium eine Leitübersich: über Bcief- sendungen nach außereuropäischen Ländern zugehen wird Diese Liste kann bei der Verkehrsabteilung der Handelskam­mer, Zimmer 49, eingeseben werden.

* Das Jugendamt Nagold-Herrenberg. Diese Wohl- fahrtSeinrtchtung faßt künftig alle die Liebestätigkeit zusam­men, welche seither zerstreut in freiwilligem oder amtlichem Dieftst getan wurde. Die Not unserer Zeit, die besonders unendlich viel Jugendblüte unseres deutschen Volkes als Op­fer mäht, muß einheitlich bekämpft werden. Dem neuen Jugendamtführer müssen besondere praktische Erfahrungen

auf dem Gebiete der Jugendpflege zur Seite stehen. Er mutz persönliche Beziehungen zu Kirche und Schule und zu all den Einrichtungen haben, die in den Dienst für das Wohl der Ju­gend gestellt werden können. Die Beratung wird wohliäkig empfunden werden und sin wachendes Auge muß den Ge­fahren der Jugendlichen begegnen können. Oidnung unk Sparsamkeit müssen neben dem Segen regelmäßiger Arbeit wieder Gemeingut des jungen Volkes werden. Die Gesund­heitssorgen werden durch He:beizieh mq von Arzt u. Kranken­pflegerin, Benützung der Kinderheüstätten, eine Förderung staden. Neben der amtlichen Tätigkeit wird das Jugendamt freiwillige Mitarbeiter aus allen Schichten edetdenkender Mit­menschen haben. Wir dm sen nicht ruhen, solange ein einziger Kind ohne Schutz und Pflege aufwachsen muß und solange nicht Gottesfurcht unsere Jugend führt. I. Traub. Herrenberg.

Württemberg.

r Das Erholungsheim für Kriegsbeschädigte. Herren­berg, 2. Mai. Die Hauptfürsorgestelle Smttgart hat bekannt­lich das Schloßgut Gültstein, 25 Minuten von hier käuflich erworben und richtet eS zu einer Erholungsstätte für.er­holungsbedürftige Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene ein. Da« Gut umfaßt 14 Morgen, besteht aus Park, Wald- und Obstanlagen, außerdem aus eigener Milchwirtschaft, für die es gelungen ist, fünf amerikanische Milchkühe zu erhalten. Eigemltch Kranke und Bettlägerige finden keine Aufnahme. Der Kuraufenthalt dauert zunächst je 14 Tage, um möglichst viele Erholungsbedürsttge erfreuen zu können. Im Mai, Juni, September, November, Dezember, März und April sollen Kriegsbeschädigte, in den anderen Monaten Krieger- witwsn unrergebracht werden. Die Eröffnung erfolgt Mitte Mai mit Jahresbetrieb und eigener Bewirtschaftung. Der Tagesverpfiegungssatz beträgt 15 in dringlichen Fällen tritt eine Ermäßigung ein.

Landesflschereitogung.

r Horb, 2. Mai. Am Sonntag hielt der württ. Lander­fischereiverein seine Hauptversammlung unter dem Vorsitz von Kommerzienrat Schwenk hier ab. Der seitherige Vorsitzende mußte sein Amt aus Gesundheits- und Dsiussrücksichten niederlegen; Geh. KriegSrat Dr. Dreiß wurde als sein Noch­folger berufen/ - Unter den Gästen war auch der Präsiüent des Deutschen Fischereivereins, Oberregierungsrat Dr. Mayer, und der Leiter des Wissenschaftlichen Instituts sür See sorschung in Langenargen, Dr. Bauer. Namens der Stadt Horb begrüßte Gemeindera! Thomma, für die Württ. Land- wirtschaftskammsr der neue Landesfischereisachverständige Dr. Braun. Oberregierungsrat Dr. Mayer teilte mit, daß der Deutsche Fischerei», rein seine nächste Tagung in Friedrich« Hafen, gemeinsam mit der Hauptversammlung des württ. Fischereivereins abhalten wird. Aus dem Geschäftsbericht de« Hofrats Hinderer ist hervorzuheben, daß bezüglich der gelten­den Tartfbestimmuiigen für den Transport von Fischen auf der Buhn in einer Entschließung eine wesentliche Milderung gefordert wird. Beleuchtet wurde auch die Entensrage. Die Entenbesitzer sollen gehalten werden» ihre Tiere wenigsten« in der Laichzeit der HaupMHartLN von den Gemässen fsrn- zuymwn. Wener wurde me Futielfrage und die Forellen­ausfuhr behandelt Für dis Erlegung von Fischreihern und Fischottern werden von der Landwirtschaftskammer Prämien eingeführt. Zusammenfassend wurde gesagt, daß die Zeiten für das Ftschsreigewerbe trostlos sind. Die Fvrsllenausfuhr ist zurückgegangen, die Lieferung von Fischeiern nach Frank­reich wird durch den Dentschen Fischereioerein vermittelt. Hierauf hielt Dr. Braun Stuttgart einen Vortrag über di« Bewirtschaftung von Forellengewässern, der beifällig aufge­nommen wurde.

r Konferenz Württ. Wohnungsbeamtrn. btuttaort, 4. Mai. Am verflossenen Samstag f nd in Stuttgart die dritte K»nsere»z der Leiter von »3 württembergtschen Wohnungsämtern statt. Di« Kon­ferenz beschäftigte sich eingehend mit der Wohnungsnot und beschloß, sich diesbezüglich wiederholt an den Städtetag, ferner an den Gr» meindetag und die einzelnen Fraktionen des Landtags zu wenden. Eine sehr lebhafte Aussprache «der die Zwang-bewirsschoftung de» Wohnraums urd über tue gegenwärtige Praxis im Beschwerde- verfahren schloß die Tagung.

r Noch ein Nachspiel zum Generalstreik. Stutgart, 3. Maj. Wegen einer Aufforderung an die Arbeiter der Filder- bahn beim letzten Generalstreik standen sechs Arbeiter, Georg und Karl Auch, Härle, Harm, Schmied und Reifing vor dem hiesigen Amtsgericht. Letzterer wurde freigesprochen, die üb­rigen erhielten Gefängnisstrafen von 24 Wochen.

Hütet die Kinder. Lauckheim, 4. Mai. Die Kinder des Bauer» Alois Thorwardt vergnügten sich am Gänsewelher. Plötzlich fiel da»

8 Geduld, du ungeheures Wort!

L Wer dich erlebt, wer dich begreif:, -

« erlebt hinfort, begreift hinfort, «

^«2

Wer dich erlebt, wer dich begreift, erlebt hinfort, begreift hinfort, wie Gottheit schasst, wie Gottheit reist.

Morgenstern

Begrabenes Glück.

Eine Erzählung aus Nagolds Vergangenheit.

Nachdruck verboten.

Kaiser Karl der Große selbst hatte ihn zu sich gerufen, den jungen Ba imeister Sigbert.Ich will cs so: Drüben über dem Rheinstrom und dem schwarzen Walds ist ein Tal, vom wilden Nagaltbach durchzogen. Dort wäre mir bet der Durchfahrt jüngst schier ein Uebles geschehen von dem schlim­men Heidenvolk, das dort noch haust Schon Hab ich den Hauptmann Bertilo auSgesandt, ebenda eine bewehrte Sied­lung zu schaffen. Er verstehts; die Leute dort sollen sich mir beugen und vor einem anderen auch I Du ziehst mit und schaffst in den starken Mauern eine Kirche. Um einen altrömischen Säulenaltar sah ich sie noch tanzen in stürmischer Geisternacht. Das soll aufhüren. Das Kreuz soll sie beugen; du baust die Kirche! Ich will es so". Schaffensdrang und Wanderfreude leuchtete auf in den Augen des stämmig-auf­rechten Bauherrn. Schon plante und türmte es sich ihm in nerlich auf, und auszusühren, was er an Kunst im Kloster des hl. Remigius gelernr. das war eine Lust! Doch ein Schatten über seinem Gesicht? Blanko, sein junges Weib,

und dazu Chiothilt, der 5jährige dunkle Lockenkopf die allein lassen?Darf ich die mitnehmen, dis mir die Liebsten find?"Bestelle dir selbst den Wagen dazu aus meinem Maistall!" Wie gut war der Kaiser heute, dessen Augen sonst oft so strenge funkelten! Und so zog ein glückliches Paar durch die dunklen Eichenforste von der Rheinebene her dem Nagoldtale zu. Auf munterem Rosse trabte Sigbert, beute um der Gefahren willen in Waffen gehüllt und einem Ritter vergleichbar, und schwang lachend seinen Federhut der Schar krächzender Raben nach, die aus dem Dickicht aufflogen. Hoffentlich bringen sie uns nicht Unglück; dreizehn stnd's," rief eine Stimme aus dem halbgedeckien Wagen, der neben­herfuhr. Blanka hielt das braunhaarige Töchterlein tm Arm und eng sich anschmiegend flüsterte dis Kleine:Ich fürchte mich; wie lange müssen wir noch durch den düsteren Wald? Vater, jag die schlimmen Vögel fort!" Und als sie an den ästigen Baum kamen, auf dem sich die Rabenschar nie­dergelassen, da holte ein Pfeil ans Sigberts Armbrust ziel sicher einen der schwarzen Gesellen herunter. Zwölf flogen scheltend davon und lange noch hörte man ihr Drohen : Warl, wart, wart!

Sinkende Nacht; immer noch nicht am Ziel. Ein Reiter sprengt aus dem Gewirr der ragenden Tannen hervor. Freund oder Feind? Vertilo war es. der Hauptmann, und gerne ließ Sigbert den schon erhobenen Speer sinkenGlück und Heil und froh Willkomm auf Frankengrund; nur ein halb Stündlein noch und ein warmes Nachtmahl, ein gutes Bett empfängt euch, ihr lieben Wandersleute."

Am andern Morgen reibt sich die holde Chlotbilt ihre Aeuglein und blickt hinaus ins fremde Nagoldtal.'Wo sind wir denn? Wa« ist dvrt drüben für ein Berg ei sieh, eine Burg droben sie glänzt in der Morgensonne." Ferka,

Vertilos Dienerin hielt sie auf dem Arme.Mutter Blanka, wir wollen hingehen." Aber Ferka wehrte ab:Biel Sumpf da und wilder Nagaltbach und Hirsch und Wild­schwein viel." Brodelnder Nebel stieg aus dem wilden Ge­strüpp im Tal und zog an dem turmgekrönten Bergvorsprung hin.Ist Ferka treu?" so frug Blanka den Vertilo. al« sie in den nächsten Tagen sah/ wie ihr Kind sich an die merkwürdige Dienerin hängte.Wo kommt sie denn her?" Ja, sie ist die Einzige, die hier Weg und Steg kennt, da­rum Hab ich sie festgehalten, als wir vor einigen Monaten hier einzogen. Alle anderen Eingeborenen sind geflohen; sie ist allein von dem schmutzigen Gesindel hier geblieben. Klug ist sie, doch sehr noch hängt sie an ihrem Götzenwesen. Manche sagen, sie hüte heimlich einen vergrabenen Heiden­schatz Darum wäre sie hier geblieben. Nun laß einmal das Kirchlein stehen mit dem Kreuze drauf und den Pater Rad- bertus aus Gallien kommen; dann wird der Teufe! schon au« ihr fahren und vielleicht verrät sie uns das verscharrte Gold. Das gäbe feines Kirchengut!" Nur ungern sah die Fränkin Blanka ihr Töchterlein mit dem stammesfremden Menschen­kinds durch die düstere Gegend ziehen. Denn, wenn auch in schönem, wildem Aufbau das Nagoldtal sich vor ihr dehnte und der vom Fluß in großem Begen umzogene Berg stolz inmitten tronte, wenn auch ihr Mann voll Lust in der Ar­beit des Ausmessens stand und sie sich glücklich schätzte, in seiner Nähe weilen zu dürfen eine gewisse Wehmut lag stets auf der zuvor so hellichten Frauenseele. Waren e« die düsteren Tannen ringsum, war es das Vermissen der Heimat, waren es die Gespenster, die sie in den Nebelfchwa- den frühmorgens um den Schloßberg jagen s«h, war e« da« Wart, wart!" der dreizehn Raben, das ihr noch in Ken Ohren klang? (Fortsetzung fvlgt).