Die Neuregelung der Getreidewirtschaft. '
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund, der Allgemeine Freie Angestelllenbund und der Deutsche Beamtenbund — die 3 Verbände, die gewöhnlich als Spitzenorgantsationen der Freie» Gewerkschaften bezeichnet werden, haben an den RetchSernährungsminister einen gemeinsamen entschiedenen Protest dagegen eingereicht, daß bet der Neuregelung der Getreidewirtschaft für das nächste Wirtschaftsjahr die ZwangS- bewirtschaflung aufgehoben oder auch nur ein Teil des Brotgetreides zum Verkauf freigegeben wird. Jede solche Aende- rung der Bewirtschaftung müsse den Brotpreis erheblich verteuern und neue Lohn- und Gehaltsforderungen nach sich ziehen. Für die daraus sich ergebenden Folgen erklären die genannten Verbände im voraus, jede Verantwortung ablehnen zu müssen.
Die Verhaftung des Banditen Hölz.
» Berlin. 16. Apr. Wie die B. Z. am Mittag zur Verhaft tung von Max Hölz erfährt, hatte die Kriminalpolizei ermittelt, daß dreser sich schon seit mehreren Wochen in Berlin oufhielt und ihn vor 2 Tagen in einer Pension im Westen entdeckt. Kurz vor seiner Festnahme war es ihm jedoch gelungen, wieder zu entkommen. Heute Nacht beobachteten 2 Polizeibeamte, wie Hölz, der veisucht hatte, sich durch Abnahme des Bartes und Kurzschneiden des Haupthaares, sowie durch eine Hornbrille unkenntlich zu machen, ein Kaffeehaus aufsuchte. Als er dieses zusammen mit einem Begleiter verließ, wurden beide von den Beamten festaenowmen. Auf die Frage, wer er sei, erwiderte er, das müßten sie ebenso gut wissen wie er, sie brauchten ja nur im Fahndungsblatt nach- zufehen. Als ihm aus den.Kopf zugesagt wurde, daß er Hölz sei, gab er dies zu. Die Verhafteten wurden nach dem Polizeipräsidium gebracht. Die Polizei sucht noch drei Koffer, die Hölz mit sich führte und in denen man außer geraubtem Geld und Wertsachen das gesamte Material über die Organisation des Märzaufstandes vermutet.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, 18. April 1921.
* Dienstnachricht. Die Eisenbahn Gensraldirektion hat die BetriebSsekreläre Döltling in Freudenstadt Hbf. nach Hochdorf, auf Ansuchen versetzt und eine Eiseiibahnassistentenstelle mit der Amtsbezeichnung „Betriebssekretär" an nachstehenden Dienstorlen übertragen den Eisendahnpraktikanten I. Klasse: Hopfensitz in Calw, Günter in Herrenberg; Lieb in Fieuden- stadt (Betriebswerkstätte), Gann in Calw^Kempf in Wiidberg, Grauer in Calw, Hartmann in Freudenstadt Hbf., Karcher in Nebringen, Dettling in Horb.
»SSL- Die Freiw. Feuerwehr Nagold hielt Samstag abend im „Deutschen Kaiser" ihre jährliche Korpsver- sammlung ab. Kommandant Stadtschultheiß Mater gedachte zu Beginn derselben der Veränderungen in der Leitung, indem er gleichzeitig ein Dankschreiben des früheren Kommandanten Gabel verlas und im Namen der Feuerwehr diesem nochmals den Dank für seine langjährigen wertvollen Dienste ausspcach. In der Wahl des Herrn Schnepf habe die Wehr den rechten Mann erhalten. Des Ablebens des H. Alb. Raas wurde durch Erheben von den Sitzen gedacht. Aus dem von Kommandant Schnepf verlesenen Mannschaftsstande geht hervor, daß die Wehr die Etatsstärke (205) um 28 Mann überschritten hat, somit 233 Mann, einschl. Kommand. und Offizieren, beträgt. Es sei sehr zu begrüßen, daß die Anmeldungen so zahlreich eingelaufen seien; dieses wäre zweifellos eine Folge der erhöhten Feuerwehrabgabe, die nachdem von Kommand. Maier gemachten Angaben von 350 Mann erhoben würde. Der Kassenbericht erforderte keinerlei Krikik. Dem Kassier, Herrn Kond. Gauß, wurde Entlastung erteilt. Der Jahresbericht, welcher von Adjut. Strenger vorgetragen wurde, besagt u. a., daß dos vergangene Jahr, in dem die Feuerwehr 1 mal gegen Hochwasser und 1 mal gegen Feuer kämpfte und 7 Hebungen durchsührte, einen für die Wehr guten Abschluß fand. Bei der Festlegung des Uebungsplans handelte es sich um die grundsätzliche Frage, ob künftig statt des Sonntagmorgcn der Samstagabend die Uebungszeit sein solle. Ohne große Diskussion wurde beschlossen, daß am Sonntagmorgen festzuhalten
8 Wer dein bedarf an Leib und Seele, und wo du ^ X helfen kannst, leiblich und geistlich, das ist Gottesdienst 0 K und gute Werke. Luther. A
Im Schatten -er Schuld.
66) Original-Roman von Hanna Förster.
Als Benno den Blick des Bruders immer noch fragend auf sich gerichtet sah, fuhr er fort, im stillen erstaunt ob dessen Benehmen:
„Am Dienstagabend kam Fräulein von Ullmer von einem Spaziergang nach Hause und fand ihre Großmutter bewußtlos. Sie ist seit jenem Tag nicht mehr aus den Kleidern gekommen und pflegt die Schwerkranke mit unermüdlicher Aufopferung, nur unterstützt von der alten Wirtschaft lerin. Gestern telephonierte sie Anneliese an und teilte ihr mit. daß sie nicht abgereist sei, weil ihre Großmutter plötzlich krank geworden sei, es» sei eine Art Gehirnhautentzündung und der heute aus Berlin hinzugezogene Arzt habe die Erkrankung als lebensgefährlich bezeichnet. Da eilte natürlich Anneliese mit Einverständnis ihrer Eltern sofort nach Hollwangen, um ihre Freundin zu unterstützen."
Graf Eberhara hatie in atemloser Spannung den Worten des Bruders gelauscht. Es war eine große Erleichterung für ihn gewesen, zu hören, daß Renate selbst nicht krank war. Aber es war ihm jetzt erst recht unbegreiflich, wie sie ihm jenen Brief schreiben konnte. Wenn sie Frau von Neh- ring schon bewußtlos fand, als sie nach ihrem Zusammensein mit ihm zurückkehrte, so konnte sie doch keine Aussprache mehr mit der alten Dame gehabt haben.
Wieder tauchte der schon einmal gefaßte Verdacht in ihm auf — sollte Renate doch von dem Gedanken an die große reiche Erbschaft verlockt, ihrer Liebe zu ihm entsagen wollen? Gerade jetzt, wo Frau von Nehring schwer krank war und
sei, da viele Berufsgruppen SamStagS am stärksten berufstätig sind und die Hebungen durch Störungen des öffentlichen Veikehrs usw. sehr beeinträchtigt würden. Die UebungStage sind wie folgt vorgesehen: 8., 22., 29. Mat. dann ein unbekannter Probealarm, 4. (Beznkrfeuerwehrfest) und 25. Sept. Dem Bezirksfeuenvehrtag soll eine Probeübung vorausgehen, die vorstehend nicht enthalten ist. Bei Punkt Sonstiges gab besonders die projektierte, von H. Landesfeuerwehrinspektor Zimmermann angeregte Gründung eines Löschzuges zu ausgedehnter Aussprache Veranlassung. Es wäre das ein 30 Mann starker Zug, der einen Auszug aus der Gesamifeuerwehr bilden würde und in besonderen Hebungen zu einer Elite herangebildet werden müßte, sodaß dieser Löschzug bei kleinsten Bländen die Gesannlöicharbeit zu verrichten hätte. Das Mehr an Arbeit dieser Feuerwehrleute müßte besonders entschädigt werden. Der Anregung wurde die gebührende Sympathie nicht versagt und bedauert, daß sich noch nicht genügend Leute zu dieser Neueinrichtung bereit finden konnten, bet deren Einführung selbstverständlich die Wachkommandos in Wegfall kämen. — Die Mmimox- Apparate müssen der Mannschaft praktisch vorgeführt werden, um ihr dieselben vertrauter zu machen. — Jeder Führer soll, da sie ganz neu sind, seine Feuerwehrvorschrifien erhalten. — Bekanntlich hat der Gem. Rat beschlossen, für 20 jährige Dienstzeit eine Ehrengabe von äo und 1 Essen zu ver
abreichen. Diese Vergünstigung ging deü Leuten, die vom Jahre 1915 bis voriges Jahr ihr Jubiläum feiern konnten, verloren. Es soll deshalb dem Gemeinderat die Bitte vorgetragen werden, diese Härle auszugleichen. — Die neuen Abzeichen für 10-, 15- und 20 jährige Dienstzeit werden bekannt gegeben. — Die Turnvereinstrommeln sollen im Falle der Beschädigung vergütet werden. — Nachdem Avj. Sircnger den beiden Kommandanten und den Führern für ihre Arbeit gedankt, schloß Herr Kommandant Maier die Versammlung nachdem er seiner Freude über den kameradschaftlichen Geist, der sich immer mehr vertiefe und zum gegenseitigen Verständnis führe und den zahlreichen Besuch Ausdruck gegeben hatte. Er vergaß nicht, dem Kommandanten Schnepf für seine wohl durchdachte Führung im Namen der Gemeinde Dank zu sagen.
Schlußfeier der Latein« und Realschule 1921.
Die hiesige Latein- u. Realschule hielt am Sonntag im Traubettsaal ihre sehr stimmungsvoll verlaufene Jahresschluß feier ab. Umrahmt wurde die Feier, welche sehr zahlreich sowohl von den Eltern der Kinder, wie auch den Behörden und vielen Gönnern besucht war. von.sehr hübschen, von den Schülerinnen und Schülern vorgetragenen Gesangsvorträaen, welche von gutem Können ».eifriger Arbeit, sowohl der Herren Lehrer, wie auch der Schule,innen u. Schüler Zeugnis ablegten. Unter den vorgetragenen Gedichten müssen als ganz besondere Leistung in Bezug auf die durchgearbeitete Technik der Vor tragenden, die Gedichte „Der Hugenott" und „Walk von Staufs" erwähnt werden.
Nach dem Liede „Im Frühling muß man wandern", welches von dem gemischten Chore der Schule vorgetragen wurde, hielt Herr Oberpräz-ptor Nagel eine Ansprache, in welcher er eine kurze Uebsi sicht über den Verlauf des Schuljahres gab. Er hleß zunächst die Gäste willkommen und sührie dann etwa folgendes aus:
Der hierher ernannte, wegen Wohnungsmangel aber am Aufzug verhinderte Herr St.R. Waldmann wurde am 17. April 1920 auf eine Oberreallehrerstelle in Künzelsau, seinem bisherigen Wohnorte ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde am 5. Juni 1920 Herr St.R. Bretschneider ernannt, der sein Amt am 20. Juni 1920 aritrat.
Auf denselben Termin wurde die Hilfslehrer)» Hilda Raustr ihrer hiesigen Dienstleistung enthoben und an ihre Stelle der bisherige Stellvertreter auf der Oberreallehrerstells Herr Studienassessor Ludwig Lang bestellt.
Vom 31. August bis 30 September wirkte in Vertretung von Herrn Oberpräzeptor Nagel Herr 8tuci. tlreoi. Kurt Rosch- mann aus Stuttgart.
Dis Schülerzahl betrug am Stichtag 15. Dez. 1920 in Klasse I 24. in Kl. II 29, in Kl. III 25, in Kl. IV 19. in Kl. V 12 Schülerinnen und Schüler, zusammen 109 Schüler und Schülerinnen; davon waren es 84 Knaben und 25 Mädchen. In Klasse I waren 4 Latein- und 20 Realschüler, Kl. II 7 und 22, Kl. III 6 und 19, in Kl. IV 5 und 14, in
die Aussicht bestand, bald ihre Erbin zu werden, hatte vielleicht doch der Gedanke an die großen Reichtümer, die ihr unter Umständen schon sehr bald zufallen konnten, in ihr gesiegt.
Während er so voll Mißtrauen nach einem Grund für Renates ihm ganz und gar rätselhaften Brief suchte, stand plötzlich vor seiner Seele ihr Bild: ganz deutlich sah er das .zarte liebliche, von der weichen Fülle goldblonden Haares umrahmte Gesicht, sah die schönen samtbraunen Augen, deren klarer offener Blick der Spiegel ihres reinen gütigen Herzens war. Und da schwanden plötzlich alle quälenden Mißtrauens gedanken. Nein, diese Augen hatten nicht gelogen, und Renate konnte jenen Brief nur geschrieben haben unter einem furchtbaren Druck und in der Ueberzeugung, daß sie so handeln müsse. Jeder selbstsüchtige Gedanke hatte ihr dabet sicher fern gelegen und sie war gewiß jetzt todunglücklich.
„Mein armes Lieb," dachte er voll heißen Mitleids, „und ich kann nicht zu dir eilen, um alles zu klären und alle Hindernisse aus dem Weg räumen I" Ja, wenn Frau von Neh ring nicht schwer krank gewesen wäre, dann hätte ihn jetzt nichts davon abgehalten, Renate aufzusuchen und ihr zu sagen, daß er sich nie und nimmer mit dem rätselhaften Verzicht zufrieden gebe. So mußte er abwarten und dieses Abwarten erschien ihm wie eine Qual.
Graf Benno wunderte sich nicht, daß sein Bruder nichts auf seinen Bericht erwiderte. Er glaubte ja zu wissen, wie jener über die Bewohner von Schloß Hollwangen dachte und hatte sich schon gewundert, daß er etwas Interesse für Annelieses Dortweilen gezeigt hatte. Zu gern hätte er den Bruder gefragt, wie es mit ihm und Hllla von Gebhardt stehe — eS war ihm in der letzten Zeit gewesen, als sei die Verlobung wieder in weite Ferne gerückt.
Die beiden Brüder aßen dann in der Laube ein einfaches Abendbrot, das die alte Wirtschafterin selbst brachte, worauf Graf Benno wieder nach D. zurückritt. Noch eine ganze Weile saß Graf Eberhard in tiefe Gedanken ve-funken in der kleinen Laube. Es hatte ihn große Mühe gekostet, sich mit
Kl. V 3 und 9 Latein- und Realschüler. Zusammen 85 Latein- und 84 Realschüler. In dem vergangenen Jahre haben drei Visitationsprüfungen stattgefnnden. Am 31. Mat prüfte Herr Obeistudienrat Entrrß die wissenschaftlichen Fächer um 9. Juni Herr Prof. Dr. Ebeihart den Turnunterricht und am 8. Fevruar Herr Prof. Kolb, Göppingen den Zeichen- unterricht.
Dank der angestrengten Arbeit der Lehrer und der eif- rigen Mitarbeit der weitaus meisten Schüler konnten die Lehrziele in den einzelnen Klassen im allgemeinen erreicht weiden., Einige Schüler können leider nicht in die nächste Klasse versetzt werden. 24 Schüler und Schülerinnen konnten für besonders gute Leistungen mit Preisen, resp. Belobigungen ausgezeichnet weiden. Von den 12 Schülern der höchsten Klasse treten 10 Schüler an die sechste Klasse einer anderen Lehranstalt über, 5 von ihnen gehen nach Calw, 1 an da» Realgymnasium nach Stuttgart, 1 an das Gymnasium nach Heildronn, 1 an die Oberrealschule Reutlingen und 1 an die Oberrealschule nach Pforzheim. 1 Schüler der 5. Klasse, Joh. Klenk aus Mindersbach, hat das ev. Landexamen bestanden. Er tritt in das ev. Seminar Maulbronn über.
An der Real- und Lateinschule Nagold eine sechste Klasse zu errichten, ist leider, trotz der Bemühungen der Schule in Stuttgart und trotz des dankenswerten eifrigen SicheinsetzenS der städtischen Verwaltung, nicht möglich.
Fünf Schüler verlassen überhaupt die Schule und treten in das Elternhaus zurück. Die Schule hofft ihnen neben einer gediegenen und immerhin abgeschlossenen wissenschaftlichen Allgemeinbildung, vor allen Dingen auch eine Ausbildung der sittlichen Qualitäten mit auf den Weg gegeben zu haben. Im Anschluß hieran hob der Vortragende nochmals ganz besonders hervor, wie sehr es notwendig ist, daß die Schule nicht allein die Pflicht haben dürfe, ein gutes Wissen zu vermitteln, sondern wie sehr es auch ihr Bestreben sein müsse den inneren Menschen der Schüler vorwärts zu entwickeln und ihn für die kommenden schweren Zeiten zu stählen. Denn der Jugend gehört heute unsere Hoffnung, dis sie nur erfüllen können wird, wenn sie vor allen Dingen auch über starke sittliche Qualitäten verfügt. Diese zu schaffen muß aber außer der Schule auch das Bestreben des Elternhauses sein und hier eröffnet sich ein weites Gebiet der Zusammenarbeit mit dem Lehrkörper. Ganz abgesehen davon aber, wird eine Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus eS möglich machen, die Schüler bedeutend besser zu fördern, als wenn dieses nicht der Fall ist. Der Lehrer ist in den kurzen Schulstunden nur sehr schwer in der Lage seine Schüler eingehend kennen zu lernen. Fingerzeige und Vertrauen der Eltern können hier Wunder nmkcn Darauf sprach Herr Oberpräzeptor Nagel den scheidenden Schülern das Lebewohl und die Mahnung weiterer treuer Pflichterfüllung im Namen des Kollegiums aus. Ebenso dankte er nochmals den Anwesenden Freunden und Gönnern, sowie den Eltern für ihr Erscheinen und richtete einen ganz besonderen Dank an die Stadtverwaltung für die treue Unterstützung, welche sie der Schule stets hat zuteil werden lassen. Zum Schluffe gelangten, nach langer Zeit, zum erstenmal wieder von der Stadt gestiftete Bretzetn zur Verteilung.
Stenographenverein Gabelsberger. Auf Einladung des Herrn Mittetschultehrrrs Sandler fanden sich im Traubensaal am SamStag Abend die für Stenographie sich inteiessterenden Damen und Herren zu einer Versammlung zusammen, in welcher nach den Begrltßnngsworten des Herrn Sandler, Herr Studienrat Lutz einen Vortrag über „Wozu brauchen wir Stenographsnoereme?" hielt. Er zergliederte das Thema in drei Teile: 1. Brauchen wir Stenographie, 2. Hauptaufgabe unseres Stenographenvereins und 3 Wie kann derselbe dieser Aufgabe gerecht werden. HsrrSt.R. Latz zeigtean verschiedenen Beispielen, welche große Vorteile die Stenographie Kaufleuten und Behörden bietet, wie überhcnrpt ein moderner Betrieb, der konkurenzfähig bleiben, eine Behörde, die wirklich sparen will, gernicht ohne Stenographie auskommsn können. Daher werden bet der Besetzung der Stellen heute fast nur noch Srenographie- kundigs verlangt und eingestellt. Ja, es geht soweit, daß ohne Stenographie kaum noch eine Stellung zu bekommen ist. Deshalb ist die Hauptaufgabe des Stenographenvereins seinen Mitgliedern Kenntnisse in der Stenographie zu vermitteln und sie nach Möglichkeit so zu fördern, daß sie den Forderungen des praktischen Lebens, d. h. eine Fertigkeit von 150 bis 250 Silben in der Minute stenographieren zu können,
dem Bruder zu unterhalten, wo doch alle seine Gedanken in Sorge und Aufregung waren. Doch hatte er bemerkt, daß sein Bruder unter seinem Benehmen litt, und er hatte ihn viel zu gern, um das ruhig mitansehen zu können. So zwang er sich zu einer Unterhaltung, die ihm in seiner augenblicklichen Gemütsverfassung zur Qual wurde.
Langsam senkten sich die abendlichen Schatten aus den kleinen Garten vor dem Vorwerk. Betäubend süß dufteten die Rosen und die milde Sommerluft war wie erfüllt von träumerischer Sehnsucht.
Wild und heiß wogten Eberhards Gedanken, wenn er daran dachte, wie Renate unter der Schuld der alten Frau hatte leiden müssen, und die bittersten Vorwürfe peinigten ihn in der Erinnerung daran, daß ja auch er selbst sie, die verkörperte Reinheit und Unschuld, ihre Zugehörigkeit zu Frau von Nehring hatte fühlen lassen. Er schwor sich in dieser Stunde zu, daß er Renate nie aufgeben würde. Ganz fest war er davon überzeugt, daß es ihm kraft seiner großen und liefen Liebe gelingen würde, ihr alle Bedenken auszureden.
Der alte eiserne Wille erfüllte wieder seine Seele — er glaubte fest daran, daß er vorwärts kommen würde; auch wenn er endgültig auf Schloß Hollwangen verzichten müßte, was er sa übrigens schon längst getan hatte. Baron von Low tz, mit dem er bereits vor zwei Tagen gesprochen, war ihm in jeder Weise entgegengekommen, und wenn ihm das Unternehmen mit der Sägemühle glückte, wozu er bereit- einen tüchtigen Fachmann als Mitarbeiter in Aussicht batte, dann konnte er auch nach und nach seine anderen Pläne
verwirklichen. „ , ^ .
In ein paar Jahren konnte dann vielleicht hier am Waldessaum eine hübsche Villa sich erheben, und seine süße Renate, dann schon sein holdes junges Weib, brauchte nicht mehr in dem kleinen Vorwerk zu wohnen. So träumte Graf Eberhard und die Zukunft erschien ihm wie ein liebliches Eiland, auf das er mit allen Kräften zusteuerte, weil er wußte,
dort wartete sein das tieffte und schönste Glück.-
(Fortsetzung folgy.