Igold, den lO. April 1921.

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Anreise. S

Freunden und Bekannten die ^ e liebe Frau und Schwester ^

Maria W k

». Seeger

gern, in Geduld ertragenem >ie ewige Heimat abberufen

Keck»

)ath. Schaible geb. Seeger

am Miitwoch den 13. April ,gs 2 Uhr statt.

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-gold» den 10. April 1921

saguns. I

Beweise herzlicher Teilnahme während der Krankheit und scheiden unserer lieben Tochter, M r, Schwägerin und Tante ^

Emilie W

durften, für die trostreichen M )es Herrn Dekans und die «W : Pst ge der Schwester, sowie M zahlreichen Kranzspenden auch M csgen offen und -Genossinnen. M ichenbeglettung von hier und W m Dank. W

den Hinterbliebenen: M

drich und Kathr. Theurer. W

Nagold, den 10. April 1921.

LSgUNg.

Beweise herzlicher Liebe und nährend der langen Krankheit rlems

7-nfts

die zahlreiche Begleitung von NW u ihrer letzten Ruhestätte, die ^

! Herrn Sladtpfarrers, für die W lkenschwestern, Mr den schönen W z mit den Altersgenossen und M -gung derselben, sowie für die M umenspenden von allen Seiten M !

liern und Geschwister

Georg Angericht mit Frau

z. Sternen.

agerr eintreffend: nme holländische

ebahaea

^ 1SV Abgabe nicht

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Mgolder Tagblatt

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«r. 84

Mittwoch den 13. April 1921

verbreitetste Zeitung tm Oberamtsbezirk. An­zeigen find daher vor- bestem Erfolg.

Für teles. AnstrLae wird l«> nertet Gewähr übernommen «s wird keine Gewähr dafür übernommen, daß Anzeiger »der Reklamen in bestimmten Ausgaben oder an der ge- wünschten Stelle erscheinen In Fallen von höherer Ge- malt besteht kein Anspruch aust Lieferung der Zeitung oder an- Rückzahlung d, Bezugspreises.

Telegramm-Adresse Gesellschafter Nagold

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95. IahrtzsnK

Die Drahtzieher des diplomatischen Marionettentheaters.

Ein Beitrag zur Geschichte der Londoner Konferenz.

In der französischen WochenschriftLe Progrtzs Cimque" macht Herr Francois Delaisi interessante Mitteilungen über die Strömungen inneihalb der wirtschaftlichen Interessen­gruppen in Frankreich und England, deren Einwirkung, nach den Darlegungen des Herrn Delaisi, zu dem Abbruch der Verhandlungen in London und zur Verhängung der Sank­tionen führen mußte. Wir müssen ihm die Verantwortung sür die Richtigkeit seiner Darstellung überlassen.

In dem Aitikel, der die Ueberschrift führt:Diejenigen, die dre Fäden des diplomatischen Marionettentheaters in der Hand haben", wird zunächst eine Schilderung des Werde­gangs von Hugo Slinnes gegeben und ihm das Bild des Herrn Loucheur gegenübergestellt. Vor dem Krieg, so heißt es, war Herr C. Loucheur ein Industrieller zweiten Ranges, der sich dann durch Kriegslicssrurigen bereicherte, meisterbaft die Märkte ausnützte und schließlich mit Hilfe derSec ä 6 Eönöraie d'Entleprises" die bedeutendsten und verschiedensten Geschäfte ausfühne. Genau so wie sein deutsches Gegenstück interessierte er sich für die Presse.Petit Journal",Paris- Midi") Er war Deputierter, Kommissions-Berichterstatter, Minister der befreiten Gebiete, Rüstungsminister, Minister des industriellen Wiederaufbaues und endlich offizieller Dele gierter zur Londoner Konferenz. Den Deutschen erschien er als der eigeniliche Führer der französischen Polilik.Wenn wir unseren Stinn s haben, so habt Ihr Euren Loucheur", sagen sie gerne.Das zeigt, so fügt Herr Delaisi mit Ironie h'nzu,daß die Deutschen nichts von unserer demokratischen Psychologie ve> stehen". Im Weiteren schildert der Artikel die ersten Versuche zwischen Stinues und Loucheur, datz Wieder­aufbauwerk in Frankreich gemeinschaftlich in die Hand' zu nehmen, ein Vorhaben, dem derTempr" zunächst rechr freund­lich gegenübersland. Nach diesem Plane sollien die Deutschen Materialien, Arbeit?!, Lite, Maschinen nnr soweit li fern, a!s dadurch die französische Industrie nicht beeinirächtigt wurde.

Herr Charlls Laurent, Präsident derUnion des Indu­stries M6tavura,'qms et Mimöretz" und Präsident desAus­schusses zur Wiederbelebung der industriellen Tätigkeit in den zerstörten Gebieten", war inzwischen zum Botschafter Frank­reichs in Berlin ernannt worden. Er galt als Anhänger der Stinnes-Loucheur-Pläne.

Diese Pläne haben jedoch nicht im Interests Englands gelegen. Eines der Hauplkriegsziele Englands wäre es ge­wesen, die deutsche Schwerindustrie vom Weltmarkt zu ver­drängen und jetzi hätte England durchaus nickt den Wunsch, anstelle der deutsch; n eine mächtige französische Metallindustrie enlstihen zu sehen. Für England böte es die beste Garantie dafür, dcß auf dem Kontinent keine industrielle Konkurrenz entstehe, wenn es gelänge, auf der einen Seite der Grenze die Koks, und auf der anderen die Mineralien zu konzen­trieren und zu verhindern, daß sich beide verbinden. Jeder A?" eine Verständigung der deutschen und franzö­

sischen Gruppe bringt, erschiene wie eine Gefahr, die ver­mieden werden müßte.

Nun trat Lord o'Abernon in Wirksamkeit. Als Vertreter der tüiknchen Schuld und einstiger Direktor der ottomani- schen besaß er eine genaue Kenntnis der deutschen

Finanz Methoden und der Wirtschaftslage Zentraleuropas.

«""E sofort, daß die Donaustaaten nicht ohne die Schaffung einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit leben könnten, ,v der Schlüssel hierzu in der Wiedergesundung Oester- reichs liege. Für diese Pläne wurde im März 1920 eine Kombination der mächtigsten englischen Banken geg-ündet.

hatte sich bciefts Ler Skoa-Werke in Böhmen nii. 11^'^' sranzösilche Finanzmänner unterhandelten L E ^ Kontrolle der Eisenbahnen etc. zu ^ begann der Kampf. Von dem Augenblick

m" seinem ..Comuä des Forges"'einer

»n sich die Enalckm ^ Deutschen zuzuneigen schien, näher- ^ der Gruppe Loucheur. Um aber die

kämvwn milk». dringen, die Slinnespläne zu be-

^ ^ Kowp. nsation anbieten. Die b°>t?oor^ "SociS S G^rale d'Emrcprises"

fthen Monarchie erhal-en?^di?°ste'nu7"b!" dem^nttdüaen Stand der Kronen besonders gerne aus nützen ^wollte. ^Das englische KonsoNrum gab seinerseits zu verstehen hast es gerne französische Industrielle in seiner Körperschaft auf- nebmen würde. Herr Loucheur unterbreitete daber im ver- ganoenen Februar der Paiiser Konferenz einen Bericht über AE iwarizielle Wrederausrichtung Oesterreichs. Es sollte eine ^ »'S"? mit einem Anfangskapital von 200 Millionen Frcs.

werden, bei der englische, französische, italienische Unternehmungen zu gleichen Teilen inte- A « Hiermit ergriffen also die Finanzmänner

desttz von allen öffentlichen und privaten Quel- ^ Landes, besten industrieller Apparat im großen und Das Verlockende dieses Planes verleitete zahlreiche französt'che Finanzmänner, sich von dem SiinneS- ?^lEkt abzrlwenden, und es war selbst die Rede davon, daß oe- Botschafter Laurent abberufen würde.

Aber auch Herr Stinues blieb nicht untätig. Als er sein französisch-deutsches Projekt scheitern sah, ging er auch nach Oesterrenh. Steiermark besitzt reiche Effenminen und Hoch­öfen. die aber wegen Kohleninangel gelöscht werden mußten. Es genügte also, ihnen Ruhrkohle zu schicken, um sie wieder in Betrieb zu bringen, womit reicher Nutzen erz'elt werden konnte. Vor einigen Wochen erfuhr man, daß dieser kühne Geschäftsmann von einer italienischen Gruppe 2500V0 Aktien der Alpinen Montan-Gesellschaft, der wichtigsten Eisenerzgesellschaft in Steiermaik und zwei metallurgische Fabriken in G az und Triest gelaust habe. Außerdem veipflichteie ec sich der Alpinen Montan-Gesellschaft täglich 120 Waggon Ruhrkohlen zu liefern. Dieses Vorgehen erweckte bei den englischen und französischen Geschäftsleuten eine wahre Wut. Alio die deutsche Industrie sollte in Steiermark das Eisenerz wieder finden, das man ihm in Lothringen genommen hatte! Nun sollte Herr Slinnes für seine Kühnheit bestraft werden.

In dem Artikel wird als dann die Einwirkung LoucheurS auf den Gang der Verhandlungen in London geschildert. Lloyd George, der bereits vom englischen Botschafter in Berlin oriemiert war, gab sich klugerweise den Anschein, daß er sich erst allmählich der Beredsamkeit B.Lands füge. Die Ungeich cklichkeit des Herrn Simons erleichterle Lloyd George die Aufgabe, und so wurden die deutschen Vorschläge zurück- gewieien.

Als Dr. Simons die Seydnxschen Projekte aufnahm, be­gab sich Loucheur in Begleitung des Lord d'Abernon und des belgischen Delegierten Theunis zu L oyd George nach Che- quers, um die neuen deutschen Anerbietungen zu überbringen, und wiederum war es Loucheur, der der deutschen Delegation die Zurückweisung ihrer Vorschläge und die Gegenvorschläge der Alliierten übermittelte, und der auch, am 7. März mit Lord D'Abernon die deutsche Antwort einholte und schon, bevor er mit Herrn Briand gesprochen hatte, den Journalisten mitteilte,es lägen keine Tatsachen vor". Es erfolgte dann um 4 Uhr abends die Erklärung, daß die Sanktionen sofort verhängt würden.

Herr Delaisi setzt dann auseinander, daß die Besetzung der Kohlenhäfen Düsseldorf. Duisburg und Ruhrort am 10. März die F- steluna der Kohlen und - des Koks zur Folge halten, die für die Fabriken des Herrn Slinnes einschließlich seiner Unternehmungen in Steiermark bestimmt sind. Am 11. März erörterte Herr Loucheur bereits mit den österreichi­schen Ministern sein Programm für den Wiederaufbau Oester reichs und am 12. unterwirft Oesterreich seine Finanzen der Kontrolle der Alliierten. H'ermil ist die deutsche Konkurrenz für alle Konzessionen und öffemftchen Ai beiten in Oesterreich ansgeschaltet. Herr Loucheur kehrt befriedigt nach Paris zu­rück und Hugo Slinnes ist gezüchtigt. Sehr klar zeigt dann De aist daß bei dem ganzen Vorgang lediglich England ge­wonnen habe, während Frankreich aus den Sankiionen keinen Nutzen ziehe, und daß dieser ganze Komplex der Verfolgung fiaanzwirtschafllicher Sonderinteresten auf der Londoner Kon­ferenz lediglich dazu geführt habe, statt der verwüsteten Ge­biete in Frankreich, Oesterreich Ungarn wieder herzustellen.

EnsW-franzMe Kaiastrophenpolitlk.

In einem Artikel von Georg Bernhard in derVossischen Zeitung" wird nach Informationen eines ausländischen Ge währSmannes in Aussehen erregender Foim Mitteilung von der Ex stenz eines Geheimabkommes zwi'chen England und Frankreich gemacht, das zwischen der Londoner Konferenz und der Briandschen Kümmernde abgeschlossen worden sei. Im Kern trrffl diese Mineilung sicherlich das Richtige, insofern nämlich als es fraglos ein zwischen den beiden Westmächten vereinbartes Programm gibt, besten Grundlinien wohl den E öffnungen des Berliner Blattes ziemlich ähnlich sehen wer­den. Die beiden im Rat der siegreichen Länder dominieren­den Staaten haben sich, wie man mit eftüaer Sicherheit an­nehmen darf, Über ihre Politik gegenüber Deutschland, Ruß­land und Vorderasten verständigt, und daß man dabei einen politischen Handel getrieben hat, läßt sich, bei den diplomati­schen Methoden, die nun einmal in der Welt herrschen, den ken. Aber der Abschluß eines förmlichen Gch imabkommens war dazu kaum nötig. Den Zwrck einer Einigung harte die kürzlich abgehaltene Londoner Konferenz zu erfüllen. Briand und Lloyd George sind von London als fthr gute Freunde auseinandergeaangen. England hat sich auf den Boven der französischen Sanktionspolitrk gestellt, und daß es dafür Zu- gtständniste in der russischen und der vorderasiatischen Frage erhalten bat, liegt auf der Hand und mittlerweile auch schon durch politische Ereignisse bestätigt worden. In der Repa- rationsangelegenheit haben wir also bei den schwe-wiegerckisn Entscheidungen, die aus Anlaß des 1. Mat hinsichtlich der Anwendung verschärfter Gewaltmoßnahmen beoorsteh-n, sicherlich mit einer englisch französischen Einheitsfront zu rechnen. Das englische Auswärtige Amt mag noch versuchen, hier und da im Sinne der Vernunft mäßigend zu wirken, aber die schiefe Ebene ist beschritten und das Matz um das es dem Abgrund enigegengehen soll, wird von Frankreich bestimmt werden. Enqland und Frankreich haben sich auf eine Katastrophenpolitik festgelrgt, und zu ihr wird es kom men, wenn von deuifcher Seite nicht noch rechtzeitig ein ver­ständiger Eiriigungsoersnch gemacht wird. Aber dringend notwendig ist es, daß sich auch in den Ententeländern der

Berständigungswille rege. Die Laae ist äußerst kritisch. Sie ist von ebenso verhängnisvoller Schwere wie in den Juli­tagen des Jahr.'s I9l4 Die Völker werden zeigen müstsn. ob sie aus Ler fürchterlichen Lehre des Weltkrieges gelernt haben. Zu einem neuen Kriege wird eS nicht kommen. Aber Deutsch!«' d soll wirtschaftlich zerrissen werden, und die Folgen dieses Vorgehens wird ganz Europa zu spüren haben. Nach ist es Zeit, den Sturz in den Abgrund zu verhindern. Doch wenn das Unheil gebannt werden soll, muß bald ge­handelt werden.

Englische Phantasten

über Deutschlands militärische Bereitschaft.

London, 12. Apr. DemDaily Telegraph" berichtet der bekannte Oberstleutnant Rcpington, der kürzlich Deutschland besuchte: Deutschland ist nicht entwaffnet, wird nie entwaffnet sein. Es ist bekannt, daß es noch 4 500 000 Gewehre besitzt und einige 10000 Maschinengewehre, die nicht abgekiefert wurden. Wie viel Kanonen verborgen sind, weiß niemand. Die Sicherheitspolizei ist keine reguläre Truppe, aber eine Truppe erster Klaffe. Sie bildet die Kadres der neuen deut­schen Armee. Der Große Generalstab soll noch ex stieren, aber seine Offiziere sind in Zivil und in keiner oifiziellen Liste vorhanden In fünf Jahren wird Deutschland seine alte militärische Macht wieder erlangt haben. Das Kriegs­material kann in ein oder zwei Jahren vervollständigt wer­den. Ich beschuldige Deuischlano nicht einer Angriffslust, das Volk ist krank am Kriege, aber die Geschichte und die Tradition der deutschen Nation bleiben die Gesinnung und der Geist. Das darf nicht vergessen, sondern muß klar be­urteilt werden. ^

Spannungspause.

Berlin. 12. Apr. Tie Luft ist wieder mit Elektrizität geladen. Hie und da sprühen Funken auf. Dr. Simo: 8 Un­terredung mit dem Pressevertreter in Bern ist schon m hr ein kleines Vorspiel und man hat fast das Gefühl, als wenn ein unliebsamer Ku'zichluß daraus werde. Nach einer Meldung des Petit Parisien soll auch der Staatssekretär Bergmann in Brüssel einen kleinen E-tladungsveriuch oemachr haben, der allerdings gründlich fehl gelungen ist. Aber auch auf der Gegenseite zittern die Nerven. Man hört so mancherlei von allerlei Verhandlungen, diezwischen Frankreich und Eng­land hin und her gehen. Vioianis Reise nach Amerika hat neben unleugbaren Erfolgen jedenfalls nicht den Erfolg ge­habt, den die französischen Politiker unter allen Umständen zu erreichen wünschten, nämlich den Abschluß eines Schutz- nnd Trutz'ündn ff s der Verein gten Staaten mit der großen Nation, die immer noch so klei r ist, daß die Furcht vor dem völlig darntederiiegenden Deutschland sie keine Stunde ruhig auf den Lorbeeren von 1918 ruhen läßt. Gerüchtweise ver­lautet, daß Frankreich bereit ist, neue schwere Opfer zu brin­gen, um sich der Unierstützung Amerikas für seine europäi­sche Politik dennoch in einem weiteren Maße zu versichern. Man hört so allerlei von einem Anaebot Frankreichs, einen Teil seines westindischen Kolonienbesttzes an die Vereinigten Staaten abzutreten, einmal natürlich gegen gute Bezahlung, d. h. in Aufrechnung gegen seine Kriegsschuld bei Amerika, das andere Mal sicherlich in der Hofft ung, auf diesem Wege von den Vereinigten Staaten dcch noch die Garantie weit­gehender Unterstützung erhalten zu können, da es ihm selbst vor seinem Mute in der europäischen Polilik graust. T ifft es zu, daß dieses Angebot gemacht worden ist, so müßte man fast daraus schließen, daß Viviant noch weniger Erfolge mir h-im gebracht Hot, als es zuerst den Anschein hatte. Die für heute in Aussicht stehende neue Botschaft des Präsi­denten Harding wird, wenn sie auch haupisäch ich der inner- amerikanischen Polilik gew dmet sein soll, vielleicht doch einige Leuchtfunken über die äußere Politik sprühen und manche dunkle Stelle erhellen, die fttzt noch mit freundlichem Schleier die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich drcki.

Briand hat in seiner bekannten Kabinettsrede zu aus­drücklich von der Kraft Frankreichs gesprochen, als daß sich nicht der Verdacht nahe legte, diese Kraft sei schon irgendwie im Wanken. Das eine erscheint jedenfalls sicher: Auch von Frankreich aus bemüht man sich, den Faden der Verhand- lungsmöolichkeit mit Deutschland nicht ganz abreißen zu lasten. Wäre man so ganz überzeugt davon, daß nach dem I. Mai nur noch Marschall Foch das Wort haben würde, so würde sich die RcparntioMkommission nicht so viel Arbeit mit der Festsetzung der Gcsamthöhe der deutschen Schuld und mit der Besprechung über die Zahlungswodaliläten machen. Die Verhandlungen mit der deutschen Abordnung darüber gehen einem Parlier Telegramm zufolge heute zu Ende. Man erklärt im Quai d'Orsay, daß Di ülschlcmd dann nicht mehr weiter befragt werden soll, aber man stellt sogleich ein Piogramm auf über die wetteren deutschen Kohlenlieferungen, das am 1. Mai in Kraft treten soll. Hat man wirklich diese unumstößliche Absicht, am 1. Mai das Ruhrgebiet zu besetzen, so erübrigt es sich eigentlich, noch ein Programm der deutschen Kohlenlieferungen aufzustellen. Daß man aber in Paris den schönen Optimismus hegen sollte, Deutschland werde nach dem kräftig betontenUnmöglich!" in der letzten Aprtlwoche doch noch weh- und demütig zu Kreuze kriechen, erscheint nicht ganz glaubhaft. Daß diese Hoffnung enttäuscht werden