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Zernsprecher Nr. S.

verantwort!. Schriftlettung: Zrieärich Hans Scheele, vruck unä Verlag >1« A. oekschlägerfchen Suchäruckerei.

Nr. 118

Dienstag, den 25. Mai 1926.

101. Jahrgang

Voraussetzungen deutscher Außenpolitik.

Eine Unterredung mit dem Neichsautzenminister.

TU Stettin, 25. Mai. Reichsaußenminister Dr. Stresemann gemährte dem Vertreter des Stetliner Generalanzeigers eine Un­terredung, in der er über die Voraussetzungen und Ausblicke der deutschen Außenpolitik u a- folgendes erklärte:

Das Ziel unserer Außenpolitik ist klar. Es ist die Gesundung unseres Volkes auf friedlichem Wege unserer Wiedererstarkung und damit die Schaffung der Grundlage einer freien gesicherten und entwicklungsfähigeren Existenz des Einzelnen und der Na- ition. Die Erreichung dieses Zieles erfordert als Grundbedin­gung eine Zusammenfassung des deutschen Volkes zu einem ein­heitlichen Willen. Eine Außenpolitik, die nicht durch einen star­ken Volkswillen getragen wird, kann nie Erfolg versprechen. Ob unsere Generation die Zeit der deutschen Freiheit erleben wird, Ist zweifelhaft, und doch müssen wir alle sie herbeiwünschen und unausgesetzt daran arbeiten, um sie für unsere Kinder und Kin­deskinder zu erreichen. Wer an das Ziel nicht glaubt und in­nerlich nicht davon überzeugt ist, daß die Arbeit erfolgreich zu leisten ist, wird nie in der Lage sein, allen Schwierigkeiten der Außenpolitik zum Trotz sich durchzusetzen. Von besonderer Be­deutung sind beim Heranarbeiten an das Ziel die von der poli­tischen Führung einzuschlagenden Methoden. Jeder Realpolitiker ist sich klar darüber, daß die Methode der Gewalt für uns nicht in Frage kommen kann. Es bleibt uns also nur die diploma­tische Kleinarbeit übrig. Unsere Diplomatie kann sich nur durch­setzen, wenn sie alle internationalen Beziehungen benützt und tusüaut. Auf dieser Linie liegt auch die Arbeit im Vvlkrrüuud. Selbstverständlich kann und wird die Entscheidung, ob wir in Genf Mitarbeiten sollen, nur davon abhängen, ob wir uns für inser« eigene politische Arbeit einen Erfolg versprechen. Allein

schon die Tatsache, daß Genf bei jeder Völkerbundstagung ein Treffpunkt der Staatsmänner der Welt ist, wo die verschieden­sten, in fast allen Fällen unsere Interessen berührenden Fragen zur Erörterung stehen, macht es wünschenswert, dort vertreten zu sein, natürlich nur unter Voraussetzungen, die dem Ansehen und der Würde des Reiches in jeder Form gerecht werden, Vor­aussetzungen. an denen aber nicht gczweifelt werden braucht. Zum Schluß kam Dr .Stresemann auch auf die wirtschaftliche Geltung Deutschlands zu sprechen und betonte, die Wiederher­stellung des wirtschaftlichen Gleichgewichtes setze voraus, daß auch das politische europäische Gleichgewicht wieder hergestellt werde. Europäisches Gleichgewicht sei aber ohne ein gesundes Deutschland nicht möglich-_

Interparlamentarische HanLeLskonferenz in London.

Beginn der internationalen interparlamentarischen Handels­konferenz in London.

TU London, 24. Mai. Heute beginnen im Oberhaus die Be­ratungen der internationalen interparlamentarischen Handelskon­ferenz. Auf der Konferenz sollen folgende Probleme erörtert werden: 1. Die internationale Kohlenfrage, 2. der internatio­nale Kapitalsumlauf, 3. mitteleuropäische Binnenschiffahrts- sragen, 4. Aufhebung der Lin- und Ausfuhrverbote, 5. das inter­nationale Wechselrecht.

Die deutsche» Vertreter.

Wie die Morgenblätter melden, wird Dcutschlaiü» auf der in­ternationalen interparlamentarischen HanLelskonfercnz in Lon­don durch Reichsminister .a D. von Raumer (DVP.), Reichs- ministcr a. D. Hilferding (Soz.), Staatssekretär a. D. Oskar Meyer (Dem.), Syndikus Dr. Lejeune (Deutschnat. Bolksp.) und Dr. Brüning, Geschäftsführer des Deutschen Eewerkschaftsbundes (Zentrum) vertreten.

Abrüstung und Sicherheit.

Vorschläge Boneours iN Genf.

TU Paris, 25. Mai. Paul Boncouc übermittelte der Ab­rüstungskonferenz in Genf ein Memorandum zur Unterstützung her französischen Vorschläge. Das Memorandum legt die Vor- lchläge Boncours, welche die Verminderung der Rüstungen von wirksamen Sicherheitsgarantien abhängig machen, noch einmal besonders fest.

Das Memorandum enthält Ausführungsbestimmungen für tin beschleunigtes Verfahren des Völkerbundsrates bei der Be- tynmung des Angreifers. Es wird besonders Bezug auf das Borgehen des Völkerbundsrates anläßlich des griechisch-bulga­rischen Zwischenfalls im vergangenen Herbst genommen. Beson- -ere Bedeutung wird der Schnelligkeit bei der Durchführung der beim plötzlichen Ausbruch eines Konfliktes vom Völkerbundsrat gegebenen Empfehlungen militärischer und wirtschaftlicher Hilfe- ietstung beigemessen. Der Rat soll im Ernstfall spätestens 48 Stunden nach Eintreffen der Nachricht von einem Konflikt ln Genf zusammentreten. Besondere Unterausschüsse sollen im Voraus gebildet und ihre Arbeitsweise soll im Voraus festgesetzt werden. Einstimmigkeit soll bei dem Beschluß darüber nicht nötig sein, weil sonst die Aktion des Rates gefährdet werde- In dem Memorandum wird gefordert, daß im Falle eines plötzlich ruSbrechenden Konfliktes der Völkerbundsrat einen sofortigen Waffenstillstand vorschreibt. Das Beispiel des griechisch-bulga- . rischen Konfliktes zeige- wie wirksam diese Maßnahme sein könne, wenn ste mit der nötigen Schnelligkeit getroffen werde- Für die Durchführung der in Artikel 16 des Völkerbundspaktes vorgesehenen militärischen Hilfleistungen wird eine enge Zusam­menarbeit der Gencralstäbe jener Länder vorgeschlagen, die ge­gebenenfalls teilzunehmen gewillt sind. Auch für die wirtschaft­lichen Hilfeleistungen sollen im voraus methodische Regeln aus­gestellt werden. Me Länder, die für Hilfeleistungen in Betracht kommen, sollen vom Rate erst im Bedarfsfälle bestimmt werden.

Wichtige Beschlüsse der Abriistungskommission.

Die AbriSstungskommission hat am Pfingstmontag Beschlüsse von außerordentlich weittragender Bedeutung gefaßt. Zunächst hat im Redaktionskomite« di« Debatte um den Artikel 16 des Völkerbundspakles mit der Annahme eines von Paul Voncour und Lord Robert Lecil gemeinsam gestellten Antrags geendet. Zn diesem Kompromißantrag wird der VMerbundsrat aufgefordert, erstens di« geeigneten Methoden und Anordnungen zu studie- «en, um im Falle eines Krieges oder einer Kriegsdrohung bin- «en kürzester Frist eine Ratstagung herbeizuführen und zweitens de« Erlaß von EvMeidmrgen de- Rates zur Inkraftsetzung dr.

militärischen uno wirtschaftlichen Verpflichtungen des Völler­bundspaktes zu beschleunigen.

Ferner soll die ständige Militärkommisston des Völkerbundes ersucht werden, festzustellen, welcher Grad von Sicherheit für die Staaten aus den Bestimmungen des Völkerbundspaktes und eventueller besonderer Abkommen, wie Locarno-Vertäg«, Garan- iieverträge und so weiter, sich im Hinblick auf die Abrüstungs­möglichkeiten ergibt. Sie soll weiter ein Verfahren studieren, das die schleunige Durchführung der militärischen Hilfeleistung nach Artikel 16 ermöglicht, sobald der Rat sie empfohlen hat und die Maßnahmen, die zur Verhinderung der Weiterentwicklung von Feindseligkeiten ergriffen werden könnten. Das Wirtschaftskomi­tee soll ferner die Mittel für Gewährung der wirtschaftlichen und finanziellen Hilfe für den angegriffenen Staat studieren, sobald der Rat entsprechende Beschlüsse gefaßt hat.

Wie verlautet, ist nicht daran zu zweifeln, daß der Völker­bundsrat st chin seiner Junitagung mit diesen Anträgen befas­sen wird, die natürlich auch die nächste Völkerbundsversammlung im September beherrschen werden. Dagegen dürfte der Rat den von Paul Boncour beabsichtigten Antrag auf Aufhebung der Einstimmigkeitsklausel in bestimmten Fällen wohl bis zum Sep­tember, das heißt bis zur Mitwirkung des deutschen Ratsmit­gliedes, zurückstellen. Die Tagung der Abrüstungskommisston wird am Mittwoch vormittag zu Ende gehen.

Der deutsch« Delegierte, Graf Bernflorff, hat dem französisch- englischen Kompromiß zugestimmt und seiner Freud« darüber Ausdruck gegeben, daß in einer so heiklen Frage eine Einigung zwischen England und Frankreich erzielt werden konnte.

Von der kleinen Entente.

Erneuerung der Freundschaftövcrlräge Rumäniens mit der Tschechoslowakei und mit Jugoslawen.

TU Bukarest, 25. Mai. Me Universal meldet, läuft im Juni der Freundschaftsvertrag Rumäniens mit der Tschechoslowakei und im Dezember der Vertrag mit Jugoslavien ab. Dir Vor­verhandlung über die Erneuerung dieser Verträge ist jetzt ab­geschlossen. Me Unterzeichnung erfolgt am 17. Juni in Bled anläßlich der Konferenz der Kleinen Entente.

Abschluß der Marokko-Offenstve.

Zusammenbruch der Front Md el Krim».

TU Paris, 25 Mai. Dir Operationen in Marokko werden durch die Einnahme von TarMist als abgeschlagen betrachtet. Sämtliche Stämme von Targuist sollen sich am Sonntag nach- mittag unterwarf«, haben. ALS »l Krim hat dem imuqöstschW

Tages-Spiegel.

Die Pfingstfeiertage sind im Reiche ruhig verlaufen. Im Rhein­land fanden Kundgebungen der vaterländischen Verbände, in Berlin ein kommunistischer Frontkämpfertag statt. Zu Zu­sammenstößen ist es nirgends gekommen.

Als Kandidaten für das Reichsjustizministrrium und das Mini­sterium der besetzten Gebiete werden Dr- Heinze und Dr. Mol­denhauer (DVP) genannt.

Die Abrüstungskommisfion des Völkerbundes faßte wichtige Be­schlüsse über militärische und wirtschaftliche Hilfe im Kriegs­fälle-

Die Stützungsaktion für den Frank, die durch Intervention der Bank von Frankreich erfolgt, wird in Paris außerordentlich ungünstig beurteilt.

Der englische Bergarbeiterfireik ist auf dem toten Punkte an­gelangt; keine der Parteien hat offenbar die Möglichkeit zu längerem Durchhulten.

Pilsudsli hat sich als Präsidentschaftskandidat für Polen auf- stctten lassen.

Abd el Krims Hauptquartier wurde von den Franzosen genonm men. Man rechnet mit einer baldige« Beendigung des Ma- rolkofcldzuges.

Eeueralrestdenten Steeg durch den Leiter der ins Rifgebiet ent­sandten Roten Kreuz-Mission, Pfarrer Arent, einen Brjxf mit Verhandlungsvorschlägen Lberbringen lasten. Me Meldung fin­det ihre Bestätigung in einer amtlichen Mitteilung des Mini­steriums des Aeutzern, die besagt, daß der Eeneralresideut am Montag in Fez eine Unterredung mit Pfarrer Arent hatte, der ihm zwei Briefe AR> el Krims überbrachte. Abd el Krim erklärte daß er durch die von den Alliierten errungenen Erfolge sich ver­anlaßt sehe, sein Schicksal dem Großmut der französischen Regie­rung zu übergeben.

Kleine politische Nachrichten.

Das neue belgische Kabinett. Das neue belgische Kabinett hat sich konstituiert. Es setzt sich w iefolgt zusammen: Minister­präsident und Minister des Innern Jaspar, Justizminister Paul Hymans, Auswärtiges Emile Vandervelde, Finanzministerium Baron Houdart, Kolonialministerium Arnold, Ministerium für Landesverteidigung Graf Broqueviile, Eisendcchnministerium Anseeles, Kunst und Wissenschaft Camille Huysman, Öffent­liche Arbeiten Boels, Industrie und Arbeit Walters, Schatzamt Francqui.

Danzig und der Umschwung in Polen. Eine grundlegende Besserung der polnischen Verhältnisse zu Deutschland und zu Danzig ist aus dem Umschwung in Polen zunächst nicht zu er­warten. Im Gegenteil ist für Danzig di« polnische Krise inso­fern von schwerwiegender Bedeutung, als durch die weitere wirtschaftliche Depression auch das Danzig« Wirtschaftsleben überaus scharf betroffen wird und die geschäftlichen Beziehungen durch die Ungewißheit und Unsicherheit eine weitere Störung «fahren müssen.

Nintschitsch nach Rom abgerrist. Der jugoslavische Außen­minister Nintschitsch ist nach Rom abgerrist. M« Blätter bezeich nen als Zweck der Reffe, die Nintschitsch nach Paris führt, die Einleitung neuer Verhandlungen zum Abschluß von Freund­schaftsverträgen mit Italien und Frankreich.

Einschränkung des italienischen DevffenhandelS. Me Agen- cta Economica kündigt eine weitere Einschränkung des Devisen­handels durch den Finanzmintst« an. Für jeden Devisenkaus soll in Zukunft ein schriftliches Gesuch und eine Rechtfertigung des Inspektors des Schatzamtes an der Börse eingereicht wer­den. Der italienische Schatzausweis für Ende April verzeichne, einen Ueberschuß von 68v Millionen Lire gegen ein Defizit von 226 Millionen Lire im April 1925. Der Notenumlauf, der 19,9 Milliarden Lire beträgt, hat gegenüber dem Vormonat um 397 Millionen abgenommen.

Nichtzulassung des Roten Kreuzes im Rif- Rach Meldungen aus Genf protestiert ein Teil der schweizerischen Presse gegen das Verbot der französischen und spanischen Regierung. Rote Kreuz-Kolonnen in das Rtfgebiet hinein zu lassen. Von schwei­zerisch« Seite wird beabsichtigt, Vorstellung btt der Gens« Zentral« des Roten Kreuzes zu «heben