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6. Dezember 1948
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
schen Karren zeigten die friedliche Sowjet-
2000 Mailand- Deutsche packen Weihnachtsgaben union und den polypenartigen Marshall. Einige
Von unserem Mailänder CM- Korrespondenten
Wie eine Glocke hat sich der Nebel über die Hauptstadt der Lombardei gesenkt. Er steht seinem Londoner Bruder in der Qualität nicht nach, nur erreicht er nicht grz die gelbe Fär- bung. Aber hin und wieder ommt die Sonne durch und dann erscheinen Le Mailänder auf den Straßen und in den lagen, um die ,, Sonne des Südens" zu genießen. Diese Stadt mit dem unangenehmsten Klima Italiens hat eine Straßenbahn, die bei Nebel im Schritt fährt. Vor zwei Jahren noch war sie derma- Ben desorganisiert, daß man im berüchtigten Herbstnebel oft umsonst auf sie wartete. Aber seitdem Adler, ein ergrauter Ingenieur, der einst die Berliner Straßenbahn leitete, die Sache in die Hand genommen hat, funktio-
niert es hier wie am Schnürchen.
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Die Mailänder sind fast preußisch" in ih- rem Auftreten, von einer Genauigkeit und einem Pflichtbewußtsein, das den Fremden überrascht. Aber mit einem großen Herzen. ,, Un gran bel Milan." Ein großes schönes Mailand, sagen sie zu ihrer Heimatstadt mit Stolz. Und mit etwas Verachtung sehen sie auf die beweglichen Napolitaner herab, die in immer beängstigenderem Maße im Norden er- scheinen. Erst kommt Mario, er handelt mit Kleinigkeiten. Dann kommt Frau Mario, die Mutter, der Vater, die Verwandtschaft und schließlich sind wiederum 46 Napolitaner zu ,, Mailändern" geworden. Man trifft sie überall im Handel, man stößt auf sie aber bestimmt bei der Polizei, der Finanz, den öffentlichen Aemtern, wo sie in strahlender Ueberzahl sind. Und so vermischt sich der herbe Mai- länder mit dem milden Napolitaner. Eine gute Mischung. Wenn auch beide kein gutes Haar aneinander lassen. Die wache Intelligenz des Südens und die zähe Arbeitskraft des Nordens. In der Gegenhauptstadt" wohnen rund 2000 ,, amtliche" Deutsche, die heimlichen" nicht eingerechnet. Die deutsche Kolonie Mailands, die einst ein sehr fester Blod war, ist heute völlig aufgesplittert, nur in losem Familien- zusammenhang. Aber alle geben sich in die- sen Wochen einer Tätigkeit hin: Päckchen- packen für Deutschland. Alle haben Wäsche, Kleider bereit gelegt für den Tag, an dem die Paketpost wieder zugelassen wird. Denn daß die Deutschen und auch die Italiener heute nur 500- g- Sendungen als ,, Muster ohne Wert" schicken können, das betrübt sie alle sehr. Was hier zu Weihnachten für Opfer gebracht wer- den, um den Lieben in der Heimat zu helfen, kann man sich kaum vorstellen. Der kleine Kurt K. schrieb auf den Wunschzettel: ,, Lieber Weihnachtsmann, bringe mir bitte diesmal nichts und schicke dafür der Oma in Augs- burg ein Paar Bettschuhe...". Die Postbeam- ten wissen schon, daß, wenn einer mit 30 Päck- chen zu einem halben Kilo unter dem Arm am Schalter erscheint, dies nur ein Deutscher sein kann. Die Büros der Hilfsorganisationen, die über die Schweiz Sendungen nach Deutsch- land gehen lassen, machen Goldgeschäfte. Aber auch die Italiener denken an ihre deutschen Freunde und es gibt italienische Firmen, die erhebliche Summen für diese Hilfe zugunsten von deutschen Werken ausgegeben haben.
Wenn der Mailänder auch das ganze Jahr über nicht ausgesprochen gut lebt, zu Weih-
nachten und zu Ostern wird gefeiert. Zum Schrecken der Regierung, die all die Lebens- mittel bereitstellen muß. Die Schaufenster sind voll der herrlichsten Dinge. Kaviar und Hummer, Pelzmantel aus Silberfüchsen, New- Look- Kleider, Juwelen... Und die Kinder drücken sich die Nasen platt, wenn sie all die Herrlichkeiten sehen, von denen die deutschen
Kinder nur noch vom Hörensagen wissen. Die Regierung hat darauf verzichtet, das 13. Monatsgehalt, das am 20. Dezember ausgezahlt wird, zugunsten des Wohnbauplans zu„, be- schlagnahmen", die Volksstimme hat sich in diesem Fall zu sehr bemerkbar gemacht. Die Preise steigen zu Weihnachten, aber das scheint keine Rolle zu' spielen. Es sieht hier in der Via Torino so aus wie in der Fried- richstraße in Berlin am 24. Dezember im Jahre 1929.
,, Das heilige Experiment" Erstaufführung im Stuttgarter Neuen Theater Das Stuttgarter Neue Theater läßt dem ,, Oef- fentlichen Ankläger" von Fritz Hochwälder ein anderes Stück des gleichen Autors auf dem Fuẞe folgen: dem Reißer aus der französischen Revolution die vergeistigtere Auseinanderset- zung um das christlich- sozialistisch Staatsexperi- ment der Jesuiten in Paraguay.
Der Salzpreis soll von 20 auf 40 Lire per Kilo erhöht werden. Mit den daraus zu gewin- nenden 20 Milliarden Lire will man die An- sprüche der schlechtbezahlten Staatsangestell- ten wenigstens teilweise befriedigen. ,, Gut", schreibt ein Mailänder Blatt ,,, das wären nun 20 Milliarden Lire mehr, aber seid ihr euch darüber klar, daß, wenn ihr die Freuden- häuser abschafft, rund 35 Milliarden Lire an Steuern weniger in die Staatskassen fließen?" Das mit dem Kampf gegen die ,, case di tol- leranza" ist ein Kapitel für sich. Die linksso- zialistische Senatorin Merlin will es der fran- zösischen Kollegin Marthe Richard nachma- chen und es ist anzunehmen, daß( wohl oder übel) die beiden Häuser in Rom das Projekt der Abschaffung der„ Case" annehmen. In- zwischen debattiert man darüber auch in Mai- land, die Alten sind dagegen, die Frauen sind dafür( für die Abschaffung!). Und ein Advokat hat sogar geschrieben, daß jede Frau, die sich durch„ Gefälligkeiten wirtschaftliche Vorteile verschaffe", eigentlich usw.... Man kann sich den Entrüstungssturm gegen den unvorsichti- gen Mann des Rechts kaum vorstellen..
Die italienischen Kommunisten verhalten sich propagandistisch sehr ruhig und propa- gieren eifrig den Frieden. Sie sind vorsichtig. Vor einiger Zeit fand in Mailand eine Kund- gebung zugunsten der sowjetisch- italienischen Freundschaft statt, bei der Togliatti sprach und es auch einen Umzug gab. Die allegori-
Abgeordnete der Christlichen Demokraten fanden es unpassend, daß man einen Staats- mann einer befreundeten Nation in so unge- bührlicher Weise darstelle und sie veranstalte- ten eine Interpellation in Rom. Aber Rom ist weit und außerdem hatte der Umzug schon stattgefunden. So kam es nur zu einigen pla- tonischen Erklärungen.
Mailand ist eine Stadt, in der es eine Bau- disziplin nicht zu geben scheint. Die Wolken- kratzer schießen wie die Pilze aus der Erde. Der Corso Buenos Aires, der von San Babila zum Piazzale Loreto führt, hat ein Hochhaus bekommen, das von weitem wie das Fieber- thermometer unter dem Arm eines Patienten aussieht. Und auch San Babila wird immer moderner, die Kirche soll bald verschwinden. Im Stadtparlament wird des öfteren darüber gezetert, aber zwischen ,, Reden und Tun liegt ein Meer", sagen die Italiener. Und die Mai- länder? Sie haben keine Zeit nach oben zu sehen. Sie sind Tag und Nacht beschäftigt Geld zu scheffeln, zu arbeiten, zu schuften. Mailand ist eine Stadt, grau, feucht in diesen Tagen, aber unentbehrlich für dieses Land. Denn es ist die wahre Hauptstadt Italiens. In Rom sitzt der Papst, wirken die Ministerien, viel- leicht wohnt Freund Pippo dort. Aber hier spürt man den Pulsschlag einer Nation. Und das haben die Napolitaner in ihrer wachen Art erkannt. Und eines Tages werden sie wirklich recht haben, wenn sie sagen: Schickt uns Napolitaner fort und Mailand ist eine leere, öde Stadt...!"
Das geheimnisvolle Land Dalstroy
Aus Sibiriens Goldhölle entkommen
Wladimir Petrow ist zurzeit das Tagesge- spräch in den USA. Dieser russische Inge- nieur, der heute 32 Jahre alt ist, studierte vor Jahren auf dem Technologischen Institut von Leningrad. Ein junges Mädchen vernarrte sich in ihn. Doch zu seinem Unglück stellte sich später heraus, daß seine Freundin in den Diensten des NKWD, der politischen Polizei der Sowjets, war. Sie versteckte eines Tages nach einer Eifersuchtsszene angebliche Ge- heimdokumente in seinem Zimmer, erstattete nun Anzeige bei ihrer Behörde, die eine Haussuchung vornahm. Man fand die Papiere, der junge Ingenieur wurde der Werkspionage bezichtigt und zur Verbannung verurteilt. Man transportierte ihn in ein Arbeitslager des Di- strikts Kolyma. Das geheimnisvolle Land Dal- stroy hatte ihn aufgenommen.
Was ist Dalstroy? Niemand in den USA und vielleicht in der ganzen Welt hat jemals diesen Namen gehört, bevor es Wladimir Pe- trow gelang, auf ebenso geheimnisvolle wie abenteuerliche Weise aus dem Arbeitslager zu
entfliehen und in Amerika Bericht darüber zu erstatten, was er erlebte. Das Land Dal- stroy liegt rund 3600 Kilometer Luftlinie ost- wärts des nördlichen Urals, 3000 Kilometer nördlich von Wladiwostok und ungefähr 1500 Kilometer westlich der Beringstraße. Sein Ge- dreifache Fläche Frankreichs. Es ist der öde- ste und zugleich unwirtlichste Teil des gewal- tigen asiatischen Kontinents. Vor etwa 50 Jahren hatte der Bezirk Kolymsk, ein Teil des heutigen Dalstroys, bei rund 688 000 Quad- ratkilometer Fläche ganze 6500 Einwohner. Pro 100 Quadratkilometer also ein Mensch. Kein Wunder, denn es ist wohl der kälteste Bezirk der Erde. Schneestürme jagen über die unermeßliche Einöde, die Temperaturen bis zu Minus 70 Grad Celsius kennt. Der Fluß Ko- lyma ist nur 70 Tage eisfrei.
biet umfaßt im Nordosten Asiens etwa die
Hier ist in den letzten Jahren nach den Aus- sagen Petrows eine ungeheure Massenan- von Deportierten erfolgt. Man sammlung nennt sämtliche 1000 Arbeitslager, die sich in dieser Weltabgeschiedenheit befinden, ganz allgemein das Land Dalstroy. Es untersteht einem von Moskau ernannten Kommandan- ten, der nur Stalin persönlich Rechenschaft schuldig ist. Dalstroy ist eine Art selbständi- ger Sklavenstaat, der durch eine eigene Poli-
Das Stück ist eindeutig dort zu Ende, wo er sich nach der Unterredung mit dem jesuitischen Le- gaten, allein gelassen mit seiner Verzweiflung, , Warum mein im Gebet auf die Knie wirft: Gott, verläßt du immer diese Welt-?" In die- sem Augenblick stirbt das Prinzip, dem er sein Leben geweiht hat. Sein persönlicher Untergang wirkt neben diesem essentiellen nur noch deko- rativ. Er ist überflüssig und langweilt. Hoch- wälder hat alle aristokratischen Einheiten be- nur nicht die Einheit des Stils. Er be- achtet
Ein Männerstück: Keine Frau erscheint auf der Bühne. Ein Ideendrama: Es geht nicht um ginnt und kulminiert in der Manier des Denk- um spiels Georg Kaiserscher Prägung und endet im die Personen, sondern um die Prinzipien die Prinzipien der göttlichen Liebe und der ir- konventionellen Bühnenjargon der individuali- dischen Macht. Es geht um die Frage, ob beide stischen Tragödie. Daran liegt es wohl, daß die von Fred Schroer geleitete Aufführung nach der fesselnden ersten Hälfte fortschreitend an Spannung und Atem verliert.
miteinander vereinbar sind. Genauer: ob das Prinzip der christlichen Liebe sich in eine staat- liche Form bannen läßt. Wenngleich hier im Ge- wand des 18. Jahrhunderts gestellt, geht diese Frage gerade uns heute wieder an. Hochwälder gibt die Antwort, die die Ge- schichte gegeben hat. Das Experiment scheint zu gelingen. Es wird aber von der spanischen Krone kassiert, gerade weil es zu gelingen droht, weil sein gutes Beispiel die bösen, aber liebgewordenen Sitten der heimischen Feudal- herrschaft untergraben könnte. Der Gebieter des Jesuitenstaates fühlt sich in diesem Augenblick als Vertreter des göttlichen Willens gegen welt- liche Macht und stellt sich zum Kampf. Er läßt den aus Madrid in Buenos Aires erschienenen
Visitator verhaften. Da fällt ihm der Orden selber in den Rücken. Ein Legat des Generals befiehlt ihm, das Unternehmen aufzugeben, weil es den Bestand des Ordens in den spanischen Stammlanden gefährde. Die Gehorsamspflicht des Ordens läßt keine Wahl, sie fordert Unterwer- fung. Aber den dritten und schwersten Stoß empfängt das Haupt des Jesuitenstaates aus dem Kern seines Werkes selber: von den Indios, de- ren Führer ihm bekennen, daß sie in seinem Christus kaum etwas anderes als einen natio- nalen Heros sehen der sie zum Kampf gegen die spanischen Eindringlinge aufruft und um sich schart, daß also auch bei ihnen, den bekehrt Geglaubten, nicht das Prinzip der Liebe, sondern das Prinzip der Macht den Ausschlag gab. Alles dieses Unheil, von der äußeren Vernich- tung seines Werkes bis zur Erkenntnis von des- sen innerer Fragwürdigkeit, bricht an einem Tag über den Provinzial von Paraguay herein. Er ist ein leidender Held aus Oedipus' Geschlecht
Udo Löptin gibt den Provinzial in der Maske des Loyola: eine sehr konzentrierte und im Ausbruch überzeugende Leistung. Sein Gegen- spieler der Visitator, gerät Otto Brefin ein wenig zu schlendrig chevaleresk und vor allem zu jung. Eine klare Fehlbesetzung. Eindrucks- voller die Chargen( schon immer die Stärke die- ses Ensembles): Egon Clauder als Legat, Kurt Haars als der holländische Handelsherr, der an die Parallele des Calvinschen Gottesstaates zu gemahnen hat, und nicht zuletzt die prägnant umrissenen Gestalten der drei Patres von Hans Treichler, Franz Scharwenka und Fritz Albrecht. Das Publikum dankte mit anhaltendem Bei- fall. Ma.
,, Wir hassen die dunklen Mächte" Lusset über Aspekte der französischen Kultur Der französische Kulturattaché in Deutschland,
zei, eigene Luftflotte, eigene Gesetze ge- schützt und zugleich unterdrückt wird. Denn diese Eishölle, die noch vor wenigen Jahren menschenleer war, gehört heute zu den reich- sten Ländern der Erde, weil man in dem ge- frorenen Boden ungeheure Goldvorkommen entdeckt hat.
Die UdSSR schickt einen unaufhörlichen Strom von Deportierten dorthin. Ueber 100 000 Menschen mögen dort jährlich ankommen, um in den Bergwerken zu arbeiten, bis sie tot umfallen. Krankheiten, schlechte Behandlung, mangelnde sanitäre Einrichtungen und die unerbittliche Kälte dezimieren die Masse der Sklaven fortwährend. 70 große Goldvorkom- men
werden bereits unter schonungslosem Einsatz der Deportierten ausgebeutet. Tag und Nacht das ganze Jahr hindurch wird in zwei Schichten zu je 12 Stunden gearbeitet.
Die Hauptstadt von Dalstroy liegt am Ko- lymafluß und hieß einst Srednje Kolymsk. Sie hatte vor 50 Jahren nur 590 Einwohner, die in Zelten und Holzhütten hausten. Heute
heißt der Ort Magadan und hat über 40 000 Einwohner. Die neu aus dem Boden aufge- schossene Stadt liegt fast an der Mündung des Flusses Kolyma gegenüber den Bäreninseln, wo jetzt, moderne Hafenanlagen aus dem Bo- den wachsen. Doch geht der Goldtransport aus Dalstroy nicht per Schiff vor sich. Das ge- wonnene Edelmetall wird in Holzkästen ver-
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Grenzen der Freiheit
Von Dr. Fritz Ehrle
In seinen Räubern läßt Friedrich Schiller den Roller die Worte sprechen: ,, Auch die Frei- heit muß ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt gingen Rom und Sparta zugrunde." Was hier in bezug auf die Freiheit im politischen Be- reich gesagt ist, gilt nicht minder für die Frei- heit auf dem Gebiet der Wirtschaft. Allzu viele haben aus der vom Frankfurter Wirtschafts- rat gegebenen Frei- Wirtschafts- Parole ein moralisch- unmoralisches Recht auf völlige Zü- gellosigkeit in wirtschaftlichen Dingen abge- leitet!
Da und dort soll es beispielsweile Einzel- händler geben, die in dem Käufer nicht mehr den Kunden, der gut und preiswert bedient sein will, sehen, sondern nur noch ein Objekt, das gerade gut genug ist, möglichst rasch und möglichst gründlich gerupft zu werden. Ist schon eine solche Beobachtung und Erfahrung nicht dazu angetan, dem sozialen Frieden zu dienen, so erst recht nicht die Entwicklung, die die Preise in den letzten Monaten- vor allem in der Bizone genommen haben. Kein ver- nünftiger Mensch wünscht die Rückkehr zur totalen Zwangswirtschaft, aber ebensowenig ist der großen Mehrzahl unseres Volkes mit wirtschaftlicher Zügellosigkeit gedient. Be- denken wir, daß rund 25 Prozent der Bevölke- rung der Westzonen auf Zuwendungen aus dem Lastenausgleich angewiesen sind und
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weitere 65 Prozent nur so viel verdienen, daß es gerade noch zu einem ganz bescheidenen Lebensunterhalt ausreicht! Die staatlichen Stellen wissen genau, daß man den Parasiten des Zwischen- und Kettenhandels, die die Preise hinaufgetrieben haben, nicht durch Ap- pelle an Gewissen, wirtschaftliche Einsicht und soziale Rücksichtnahme beikommen kann und sehen mindestens in Württemberg- Hohenzollern in der Durchbrechung der Preisvorschriften ein Verbrechen, das geahndet werden muß. Diese Auffassung hat erst vor wenigen Tagen auch die allgemeine Wirt- schafts- und Preiskommission des Landeswirt- schaftsrats von Württemberg- Hohenzollern vertreten, wenn sie sich für die Ueberprüfung des Einzel- und Großhandels mit dem Ziel einer Ausschaltung unzuverlässiger Elemente einsetzte; auch die geforderte Nachprüfung der Preise gewerblicher Betriebe in Zusammenar- beit mit der Preisaufsichtsstelle durch paritä- tisch aus Vertretern der Unternehmer und der Gewerkschaften gebildete Unterkommis- sionen des Landeswirtschaftsrats soll die Not weiter Kreise der Bevölkerung lindern.
Wir alle wissen, daß nicht volle Schaufen- ster, in denen Waren zu Phantasiepreisen aus- gestellt sind, eine blühende Wirtschaft aus- machen. Eine Besserung unserer Lage wird vielmehr nur dann eintreten, wenn es gelingt, Mißstände der oben geschilderten Art zu be- seitigen und vor allem, wenn es gelingt, eine bessere Versorgung des Marktes mit den wich- tigsten Gebrauchsgütern durch einen ausrei- chenden und gleichmäßigen Nachschub an Roh-
und Hilfsstoffen sicherzustellen. Daß eine sol- che Entwicklung eine Steigerung der Import- möglichkeiten durch Hebung des Exports un- ter Einschränkung und möglichst baldiger Auf-
hebung des Außenhandelsmonopols der Be- satzungsmächte, sowie der Erhaltung und Aus- nutzung aller Produktionsmittel des Landes und damit die Einstellung der Demontagen voraussetzt, darauf wurde in der oben er- wähnten Sitzung des Landeswirtschaftsrats mit
packt und dann in einem regelmäßigen Flug- dienst von Magadan über Strelka und Cha- barowsk nach Moskau transportiert. Es liegen heute keine genauen Zahlen über die Gold- produktion von Dalstroy vor, doch wird selbst in den USA angenommen, daß die Zahlen drei- mal so hoch wie die Förderungen in Nord- besonderem Nachdruck hingewiesen. Es wäre amerika sein werden.
Wer nach Dalstroy abtransportiert wurde, hinter dem senkt sich für immer der Schleier der absoluten Vergessenheit. Keine Nachricht, keine Post erreicht wieder die Angehörigen. Dalstroy schluckt die Menschen und gibt sie nicht wieder her. Soweit Nachrichtenstellen der USA darüber sich informiert haben, ist es jedoch Sowjetrußland durch die rücksichtslose Ausbeutung von Dalstroy gelungen, seine Goldreserven auf etwa 17 Milliarden Dollars heraufzuschrauben. Das sind etwa drei Viertel der gesamten USA- Bestände.
dringend zu wünschen, daß den Empfehlun- gen des Landeswirtschaftsrats Rechnung ge- tragen würde, denn nur dann kann so etwas wie eine vernünftige Wirtschaftspolitik getrie- ben werden, deren Ziel es sein muß und sein wird, die Interessen der Wirtschaft in Ein- klang zu bringen mit einer guten, billigen und ausreichenden Bedarfsdeckung; wenn dies er- reicht ist, bleibt für Parasiten, Ketten- und Schwarzhändler kein Raum mehr.
LONDON. Die Bevölkerung von Großbritan- nien beträgt zurzeit 50 033 000, meldet ,, Daily Ex-
Copyright Scanlit( Stockholm) preẞ".
nennt, und was man gewöhnlich mit Rationalis- mus gleichsetzt. Es habe in Frankreich neben der Tradition der klar voneinander getrennten Ideen auch immer eine Tradition der großen Lyrik, des Glaubens, des Mystizismus, der aben- teuerlichen Exaltiertheit gegeben. Von Mon- taigne und Rabelais über Voltaire und Rousseau bis zu Valéry und Claudel oder Benda und Ber- nanos ziehe sich dieses Gegenüber zweier verschie- dener Erlebnis- und Denkweisen durch die Ge- schichte der französischen Kultur. Auf der an- dern Seite lasse Deutschland sich nicht völlig mit Irrationalismus gleichsetzen. Der deutsche Geist könne durchaus logisch und klar sein, wofür es von Lessing bis Hermann Hesse zahl- reiche Beispiele gebe. Die Völker seien über- haupt nicht grundsätzlich verschieden. Ihre Ori- ginalität bestehe nur in den verschiedenen Kom- binationen derselben Grundlagen. Das sei ein tröstlicher Gedanke, er stelle das verbindende vor das trennende Moment.
Dieser Gedanke sei in Frankreich besonders verbreitet. Seit Montaigne wisse man dort, daß jeder Mensch in sich die ganze Form des mensch- lichen Daseins trägt. Der Franzose denke immer allgemein menschlich. Eine Wendung wie„ Wir deutschen Menschen", die man auch heute noch in allen Zonen hören könne, sei dort undenk- bar:„ Der Franzose kann sich als Franzose füh- len( womit er sich einschränkt) oder als Mensch, oder als Mensch und Franzose, aber nicht als französischer Mensch."
Habe man einmal begriffen, daß es sich bei einem Volkscharakter immer nur um das Vor- herrschen bestimmter Eigenschaften handle, die als Grundanlage in allen Menschen aller Völker vorhanden seien, so begreife man auch, daß dann auch immer ein fruchtbarer Austausch Botschaftsrat Lusset, zeigte an zwei aufein- möglich sei. Jedes Land biete natürlicherweise anderfolgenden Abenden in Stuttgart, daß er das, was es am stärksten entwickelt habe, und ein ebenso klares, einfaches Deutsch wie Fran- das sei im Falle Frankreichs nun allerdings die zösisch zu sprechen weiß. Französisch hörte man Ratio, der Drang nach Klarheit:„ Wir hassen die ihn über„ L'Humanisme de Saint Exupéry", dunklen Mächte, und wir haben recht, sie zu deutsch über„ Aspekte der französischen Kultur hassen." Auch der Mann des esprit critique und in ihren Beziehungen zum heutigen Deutsch- der clarté sehe die Abgründe, ohne sich deshalb land". aber gleich hineinstürzen zu wollen. Im Kampf Exupéry als typischer Vertreter des französi- der Ratio gegen das Irrationale erscheine ihm schen Humanismus war einer dieser Aspekte, gerade auch heute jeder kleine Erfolg als ein ein zentraler, und daher ausführlicher für sich großer Sieg. -un. betrachtet. Abe Lusset legte Wert darauf, festzu- stellen, daß es mehrere Aspekte, ja sogar Wi- Zum 80. Geburtstag von Prof. Sommerfeld dersprüche, unvereinbare Gegensätze in dem Die Gedanken aller Naturwissenschaftler wand- gibt, was man umfassend französische Kultur ten sich am 5. Dezember nach München, wo
Prof. Dr. Arnold Sommerfeld die Schwelle zum 9. Jahrzehnt seines Lebens überschritt. In sei- ner Geburtsstadt Königsberg studierte der Ju- bilar Mathematik und Naturwissenschaften. Nach zweijähriger Tätigkeit als Dozent in Göttingen wurde er 1897 Prof. der Mathematik an der Bergakademie in Clausthal und im Jahre 1900 Ordinarus für Mechanik an der Technischen Hochschule in Aachen. Damals galt sein beson- deres Interesse Problemen der angewandten Mathematik, und in diesen ersten Jahren seiner wissenschaftlichen Laufbahn erschien das um- fassende Werk von Klein und Sommerfeld über die Theorie des Kreisels. Im Jahre 1906 wurde er dann durch Röntgen auf den Lehrstuhl für theoretische Physik als Nachfolger Boltzmanns er bis zu seiner nach München berufen, wo Emeritierung als Forscher und Lehrer eines gro- Ben Schülerkreises, aus dem eine große Zahl erfolgreicher Physiker hervorgegangen ist, wirkte. Die bedeutendsten seiner Arbeiten, die seinen Weltruf als theoretischen Physiker begründeten, stammen aus dieser Zeit, so z. B. die Erweite- rung der Bohrschen Atomtheorie und die An- wendung und Berechnung der Quantentheorie auf den Atombau und die Feinstruktur der Spek- trallinien. Ein großer Teil der theoretischen Grundlagen unserer heutigen Kenntnisse vom Atom gehen auf Sommerfeld zurück. In den letzten Jahren arbeitete der greise Gelehrte daran, seine gesammelten Vorlesungen heraus-
zugeben.
A
Sch.
Der Vorstand der Gesellschaft der
Freunde des Tübinger Kunstgebäu- des ladet sämtliche Mitglieder der Gesellschaft zu der am 7. Dezember 1948 um 20 Uhr im Ka- sino des Staatsministeriums, Nauklerstraße 47, stattfindenden Mitgliederversammlung ein. Da entscheidende Beschlüsse gefaßt werden müssen, bitten wir sämtliche Mitglieder zu erscheinen.
Das Gebäude des Stuttgarter Schau- spielhauses ist seinem früheren jüdischen Eigentümer Clemens Kraushaar wieder zuge- sprochen worden. Es steht noch nicht fest, ob das im Schauspielhaus unter städtischer Regie ar- beitende Stuttgarter Neue Theater bereits ab 1. Januar 1949 oder erst nach Ablauf der Spiel- zeit aufgelöst werden soll. Kraushaar beabsich- tigt in dem Haus ein Operettentheater zu er- richten.