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SCHWÄBISCHES TAGBLATT

Beim Landeshauptmann von Vorarlberg

Von unserem nach Bregenz entsandten LH.- Mitarbeiter

Ganz in der Nähe des lärmerfüllten Bahnhofs- platzes in Bregenz ist der Sitz der Vorarlberger Landesregierung. Im zweiten Stockwerk des ,, Grauen Hauses" hat der erste Bürger des Lan- des, der hier die Amtsbezeichnung ,, Landeshaupt- mann' führt, seinen Arbeitsraum.

Die Tür zu einem der Zimmer am Ende des Flurs steht einen Spalt offen. Aus einem Neben- raum ergeht nach Anklopfen die Aufforderung einzutreten. Dort sitzt an einem Schreibtisch, wie er in hundert anderen Büros auch steht, hin- ter einem Berg von Akten ein Mann zwischen 50 und 60, vielleicht auch schon über 60, offen- sichtlich bäuerlicher Herkunft. Er steht auf und stellt sich mit einem festen Händedruck seinem Besucher vor. Es ist nicht der Hüter des Vor- zimmers, wie der Besucher zunächst anzunehmen geneigt war, sondern der Landeshauptmann selbst Ulrich Ilg, Typ und Repräsentant der Vor- arlberger alemannischen Bauern.

Das Gespräch, das sich nur um wenige formelle und schon im voraus formulierte Fragen bewegen sollte, verlor alsbald die unpersönliche Note kon- ventioneller Interviews. Angeregt von der warm- herzigen, den Vater einer kinderreichen Familie ausweisenden Art Ulrich Ilgs, glaubte der Besu- cher alsbald einem alten Bekannten gegenüber zu sitzen. Er erinnerte sich. ähnliches anläßlich eines Gespräches mit dem verstorbenen Staats

präsidenten von Südwürttemberg, Lorenz Bock, in einem der gemütlichen Butzenscheibenzimmer des Schlosses Bebenhausen empfunden zu haben. Die Erklärung dafür fand der Besucher in der Verwandtschaft der Stämme, die um den Boden- see wohnen.

Durch die geöffneten Fenster des schmucklosen Raumes dringt der Lärm der Straße: das Hu- pen der Automobile, unter denen zu dieser Zeit

es war während der Bregenzer Festspielwo- chen auch deutsche Autos waren, und das La- chen freudig bewegter Menschen, unter ihnen viele Deutsche von jenseits der Grenze, Es war das erste Mal, daß Deutsche nach dem Krieg ohne große Formalitäten österreichischen Boden be- treten durften. Früher waren sie die Stütze des Vorarlberger Fremdenverkehrs gewesen. Ange- sichts dieser Tatsache stellte der Besucher dem

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Italiens Kolonien

auf den Fezzan und die Cyrenaika mit Italien sympathisieren, verhalten sich sehr still. Sie vermeiden es, sich festzulegen. Die Pariser ,, Le Monde" schreibt zu der Frage, daß das Ab- kommen den Ansprüchen der Italiener gerecht werden müsse, die die Kolonien für ihren Men- schenüberschuß notwendig hätten. Die Ameri- kaner dagegen, auf die sich die Hoffnung der breiten italienischen Massen in dieser Ange- legenheit stützt, hüllen sich womöglich in noch tieferes Schweigen als ihre französischen Kol- legen.

Landeshauptmann die Frage nach dem Schicksal der deutschen Alpenvereinshütten, eine Frage, die vielen deutschen Gebirgswanderern, denen das Vorarlberger Ländle in unvergeßlichen Berg- fahrten ans Herz gewachsen ist, sicherlich ebenso naheliegend erschienen wäre, hätten sie dem er- sten Mann dieses Landes gegenüber gesessen. Die Antwort war ausweichend: die Alpenvereinshüt- ten fallen unter den Begriff des deutschen Eigen- tums in Oesterreich, und dessen Schicksal ist, wie man ja aus Zeitungsberichten über das Tauzie- hen zwischen den Sowjets und den Westmächten weiß, nicht geklärt. Ob man die Alpenvereins- hütten billigerweise und herzlich gerne wieder den deutschen Alpenfreunden zurückgeben wür de? Diese Frage einem Mann zu stellen, der in seinen Entschlüssen nicht frei ist, verbot der Takt...

Dagegen erschien es dem Besucher nicht un- schicklich, sich nach dem Ergehen der Reichs- deutschen in Vorarlberg zu erkundigen. Es wird ja keine Indiskretion ausgeplaudert, wenn man daran erinnert, daß sich die Reichsdeutschen nach dem Zusammenbruch von 1945 in Oesterreich

keiner besonderen Sympathien erfreuten. Offene und versteckte Schikanen und Belästigungen, Möbelbeschlagnahmungen und schließlich Mas- senausweisungen mit nur 35 Kilo Gepäck pro Kopf waren einige Monate hindurch an der Ta- gesordnung. Die Deutschen, die von solchen Maß- nahmen betroffen wurden, sind begreiflicher- weise geneigt, sie den Oesterreichern zuzuschrei-

ben.

Der Landeshauptmann, dem der Besucher diese Ressentiments erklärt, hat dafür Verständnis. Gewissermaßen zur Erklärung der damaligen Situation weist er darauf hin, daß bei Kriegs- ende 40.000 reichsdeutsche Evakuierte auf 120 000 Vorarlberger kamen. Der Wohnraum war eng geworden, und nach dem Aufhören der Lebens- mittelzufuhren fehlte es in den ersten Monaten nach der Kapitulation oft an Brot, Kartoffeln und anderem Notwendigen. Der Sündenbock, der in einer solchen Lage von den Einheimischen ge- sucht wird, war schnell in dem starken reichs- deutschen Element gefunden. Die Möbelbeschlag- nahmungen und die Ausweisungen hingegen will der Landeshauptmann nicht im österreichischen Schuldbuch stehen lassen Eines Tages wird sich auch dieser Fall klären. Die Möbel, die Reichs- deutsche heute noch in Vorarlberg stehen haben, können, wie der Landeshauptmann erklärt, auf Antrag abgeholt werden. Von österreichischer Seite steht dem Abtransport jedenfalls nichts im Wege.

Drei- bis viertausend Reichsdeutsche wohnen auch heute noch in Vorarlberg. Sie haben nichts zu klagen, es sei denn, daß sie in ihrer Bewe- gungsfreiheit über die Demarkationslinien der Besatzungszonen hinweg noch nicht so frei sind wie die Oesterreicher. Aber wir Deutsche inner- halb Deutschlands haben ja länger als drei Jahre gleichfalls einen Paß benötigt, um im Westen reisen zu können, und eine Reise nach Ost- und Mitteldeutschland ist noch heute mit ähnlichen Schwierigkeiten belastet wie eine Reise ins Aus-

land.

So sehr man in Vorarlberg auf den deutschen Reiseverkehr Wert legt die paar tausend Hol- länder und Engländer, die in diesem Jahr ihre Ferien dort verbrachten, können keinen ausrei- chenden Ersatz für die ausgefallenen deutschen Gäste bieten, so gibt man sich doch darüber keinen Illusionen hin, daß nur sehr wenige Deut- sche in den nächsten Jahren Auslandsreisen ma- chen können, weil eben die Devisen knapp sind. Aber an eine andere Möglichkeit, mit Deutsch- land ins Geschäft zu kommen, denkt der nüch- terne und sachliche Landeshauptmann: an die Intensivierung des Wirtschaftsverkehrs vor allem mit dem neuen südwestdeutschen Staat und mit Bayern. In den letzten Jahren ist dieser Wirt- schaftsverkehr über einige kümmerliche Kom- pensationsgeschäfte Vorarlberg liefert Vieh, Süddeutschland dafür Heu und einen Rest in

Wein

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nicht hinausgekommen. Vorarlberg könnte in der Hauptsache Nutzvieh und Holz ex- portieren. Sein Importbedarf, der wesentlich grö- Ber als der Exportwert ist, liegt vor allem bei hochwertigen Maschinen. Ein Ausgleich könnte nach der Ansicht von Landeshauptmann Ilg da- durch geschaffen werden, daß man, ähnlich wie im Wirtschaftsverkehr zwischen Oesterreich und der Schweiz, auch zwischen Süddeutschland und Oesterreich einen Clearing- Verkehr einrichtet.

Gegen deutsche Kohle könnte Vorarlberg Elek- trizität in noch größerem Umfang als bisher lie- fern, denn die Absichten der Wiener Instanzen, den Elektrizitätslieferungsvertrag mit Deutsch- land durch den Bau einer über den Arlberg füh- renden 700 km langen Hochspannungsleitung nach Ostösterreich unmöglich zu machen, sind fehlge- schlagen. Landeshauptmann Ilg bestätigt, daß diese Leitung, die zwar fertig ist, aber nicht be- nützt wird, sich als eine glatte Fehlinvestition er- wiesen hat. Durch einen Omgusvertrag wird den Wienern ohnehin billiger Strom aus Bayern ge- liefert.

Vom nahen Bahnhof dringt das Pfeifen des Triebwagens herüber, der den Besucher wieder nach Lindau bringen soll. Rascher Aufbruch und Verabschiedung. Zwanzig Minuten später steht er wieder auf deutschem Boden.

Nachrichten aus aller Welt

TÜBINGEN. Der Staatspräsident von Südbaden, Wohleb, und der Ministerpräsident von Rheinland- Pfalz, Altmeier, statteten dem erkrankten Staats- präsidenten Württemberg- Hohenzollern, Dr. Gebhard Müller, in Bad Ditzenbach einen Besuch ab, um ihm ihre Glückwünsche zu seiner Wahl zu überbringen.

von

BADEN- BADEN. Der Südwestfunk wandte sich gegen die Vorwürfe der Freiburger SPD- Zeitung Das Volk", er treibe Hetzpropaganda und gebe

der Ländervereinigung.

Nur die Russen sind klar. Sie wollen, daß Italien seine Kolonien wieder bekommt. Die kommunistische Presse Italiens bezichtigt Eng- land offen, eine italienfeindliche Kolonialpoli- einseitig gefärbte Berichte insbesondere zur Frage tik zu betreiben, die antikommunistische Presse des Landes schreibt, daß Rußland nur für die Rückgabe der Kolonien an Italien ein- trete, um zu verhindern, daß die amerikani- schen Bomber Stützpunkte in der Libyschen Wüste haben.

Die Italiener sind in der Masse von diesem ,, kolonialen Kuhhandel" enttäuscht. Sie hän- gen vielfach auch aus Romantik an diesen Ländern, die sie mit Schweiß und Blut ge- düngt haben und erleben nun, wie Großmacht- politik nicht danach fragt, ob ein Land An- recht auf etwas hat, sondern daß diese Kolo- nien nur Steine auf einem großen Schachbrett sind. Die Italiener wissen aber auch, daß sie eine große Chance haben, um wieder nach Libyen zurückkehren zu können: Die Uneinig- keit der vier Großmächte. Falls man zu keiner Einigung kommen sollte, kann nämlich der Fall eintreten, daß die Westmächte es vorzie- hen, Italien die Treuhänderschaft über Libyen anzutragen, an Stelle einer gemischten Vier- mächteverwaltung für diese Kolonie, die sich schüchtern am Horizont abzeichnet. Diese Vier- mächteverwaltung würde bedeuten, daß sich die UdSSR im Mittelmeer einnistet. Dann aber würde man doch lieber Italien vorziehen, falls bis dahin nicht wieder Rußland seine Stellung- nahme zugunsten Italiens geändert haben sollte.

Bedeutung der Wettereintlüsse

auf den Organismus

VILLINGEN. Die in Villingen zu demontierenden zwei Fabriken müssen am 10. September schließen. 550 Beschäftigte werden hiervon betroffen. In den Autoreparaturwerkstätten der Villinger Kaserne wurden über 150 Kündigungen ausgesprochen. MÜNCHEN. Rudolf Heß, der im ersten inter- nationalen Kriegsverbrecherprozeß in Nürnberg zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden ist und sich in der Festung Spandau befindet, wurde von einer Münchener Spruchkammer in die Gruppe der Hauptschuldigen eingereiht und formell für zehn Jahre in ein Arbeitslager eingewiesen.

DÜSSELDORF. Die KPD von Nordrhein- West- falen verteilt Ehrenmarken an alle diejenigen, die 10 Prozent der restlichen Kopfquote für die Zwecke der Partei zur Verfügung stellen.

HAMBURG. Das KPD- Organ Hamburger Volks- zeitung" wurde auf unbestimmte Zeit unter Vor-

zensur gestellt.

BERLIN. Anläßlich ihrer 1000. Nummer erhielt die sowjetamtliche Tägliche Rundschau" einen sinn- vollen Glückwunsch von dem französisch lizenzier- ten ,, Kurier": Geschimpfe verdirbt selbst den besten Charakter und tierischer Ernst macht alles nur schwerer." Das Distichon ist einem kommu- nistischen Lehrgedicht entnommen.

PARIS. In strömendem Regen feierte am vergan- genen Sonntag Paris den vierten Jahrestag der Befreiung. Sechs Stafettenläufer brachten am Morgen eine am Grabmal des Unbekannten Sol-

daten entzündete Fackel vom Triumphbogen zum ,, Baum der siegreichen Befreiung" auf dem Stalin- gradplatz. Der Bruder von General de Gaulle, Pierre de Gaulle, empfing als Vorsitzender des Pa- das riser Stadtrats Aktionskomitee der Wider- standsbewegung.

BESANCON. Der Schnellzug der Linie Lyon- Straßburg fuhr bei Besancon auf einen Güterzug auf. Nach bisherigen Meldungen wurden 4 Perso- nen getötet und 64 verletzt.

BASEL. Durch einen von Kindern in Gang ge- setzten und mit 40 km/ std. davonrasenden Trieb- wagen der Straßenbahn wurden durch Zusammen- stoß mit einem Straßenbahnzug 13 Personen schwer verletzt.

CASTELGANDOLFO. Dem Schah des Iran wurde vom Papst der Orden des Goldenen Sporns ver- liehen.

PRAG. Der stellvertretende sowjetische Außen- minister Wyschinski reiste, von der Donaukon- ferenz kommend, nach kurzem Aufenthalt in Prag nach Moskau zurück.

LONDON. Die Art und Weise, wie in Munster- lager die Marschälle v. Manstein, v. Rundstedt und v. Brauchitsch behandelt werden, verletzt unseren Gerechtigkeitssinn", schreibt der Manchester Gu- ardian" und fordert die Freilassung, da sie keines Verbrechens beschuldigt seien.

CLEMENS( Michigan). 15 Düsenjäger haben, von Fürstenfeldbruck bei München kommend, den er- sten Transatlantikflug in der Geschichte der-

senflugzeuge vollbracht.

SAINT JEAN( Kanada). Im Laufe einer Woche lan- dete nun die zweite Gruppe von diesmal 42 est- nischen Flüchtlingen, die an Bord eines nur 60 t großen Seglers ihre Heimat verlassen hatten, nach einer 30tägigen Seereise an der kanadischen At- lantikküste. Mit der Legalisierung ihrer Einwan- derung befassen sich jetzt die Behörden.

TOKIO. Japanische Polizei nahm auf der Insel Hokkaido Massenverhaftungen von streikenden Eisenbahnarbeitern vor. Der Streik breitet sich auch im Norden der japanischen Hauptinsel Hondo aus.

24. August 1948

Unser täglich Brot

cz Unter den Artikelschreibern aller Länder sind zurzeit wieder einmal diejenigen die be- gehrtesten, die über mutmaßliche Kriegsvorbe- reitungen und Erfolgsaussichten, neue Waffen, Kampfstärken und ähnliches sich auslassen. Dabei interessiert, wie nicht anders zu erwar- ten, am meisten, was sich in der Sowjetunion ab- spielt. Beherrscht man dort doch die Kunst, sich von niemandem in die Karten schauen zu lassen, in einem geradezu genialen Maße. Dies führt wiederum dazu, daß sich im Bereich der West- mächte eine mythische Furcht vor den sowjeti- schen Möglichkeiten entwickelt hat, die ihre Hauptnahrung aus unkontrollierbaren Gerüchten zieht. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei das Bemühen, die eigenen Anstrengungen, sich für eine als unausbleiblich angesehene Ausein- andersetzung West- Ost vorzubereiten, zu recht- fertigen.

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Da weiß die ,, Haagsche Post" von einem Ge- biet der Wissenschaften" an der Grenze von Südsibirien und der Mongolei zu berichten, autonomes Gebiet Tana Tuwa benannt, das als Rußlands Zentrum der Atomforschung be- zeichnet wird. Dort leben, eben nach diesem Blatt, Hunderttausende von Gelehrten und Ar- beitern", umgeben von einem ,, kaum vorstell- baren Luxus", mit der Aussicht, bei Erfolg ih- rer Arbeiten hoher Belohnungen teilhaftig zu werden. Und all das befindet sich in einem, rie-

sigen Tal" inmitten unüberwindlicher Gebirgs- züge". so daß die ganze Anlage von einer einzi- gen, gut ausgerüsteten' Kompanie für unbe- grenzte Dauer gegen jede feindliche Uebermacht" verteidigt werden kann. In dem Tal wächst alles Erdenkliche, im Gebirge selbst ist jedes benö- tigte Metall in überreichem Maße vorhanden. Riesige unterirdische Höhlen sorgen dafür, daß die Atomenergieerforschung und-auswertung völlig atombombensicher vor sich gehen kann. Von Zeit zu Zeit rollen Züge mit Menschen und Material dorthin. Zurück kommen nur höhere Offiziere und einzelne Gelehrte. So weit die Haagsche Post".

Nicht weniger spannend ist, was über nachge- baute amerikanische Superfestungen, Typ B 29, berichtet wird, über sowjetische Düsenjäger, Ma- schinen die mit Ueberschallgeschwindigkeit, die amerikanischen bei weitem übertreffen, ge- messen mit Radargeräten von Alaska aus. Dazu kommen am Boden Weiterentwicklung des T 34, Stalin- Panzer, eine neue Strategie und riesige Manöver. Man rechnet aus, wieviel Truppen von den 3,5 Millionen angeblich unter Waffen ste- henden Sowjets für einen plötzlichen Ueberfall eingesetzt werden könnten. Der ehemalige fran- zösische Ministerpräsident Daladier meint in ei- nem Zeitungsartikel höchstens 350 000. Die so- wjetischen Truppen in der Ostzone werden auf über eine Milion geschätzt usw. Rätsel reiht sich an Rätsel.

Was Amerika bereits hat, haben die Russen auch schon nachgebaut und ihren Gegebenheiten angepaẞt, also verbessert. Ob das nun der vom Kriegsdeutschland geerbte U- Bootschnorchel ist, der Düsenjäger, die Superfestung, V 1 bis V x oder die Atombombe. Bloß über das modernste Seegespenst, die fliegenden Untertassen" macht man sich anscheinend weniger Kopfzerbrechen. Der Eigentümer muß demnach bekannt sein oder zumindest der Erfinder dieses Gruselns.

Damit nicht genug, beschäftigen sich zahlreiche Autoren mit Bakterienkrieg und wollen endlich das Mittel finden, wie die ganze Menschheit mit einem Schlag ausgerottet werden könnte, sie selbst natürlich ausgenommen. Und hin und wie- der sorgt ein hoher Militär durch mahnende Re- den und flammende Appelle dafür, daß die Kriegsfurcht, um sich nicht zu überschlagen, noch grausigere Methoden der Menschenvernichtung ersinnen möchte.

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Unser täglich Brot: Angaben über Flugzeuge, Panzer, Truppenstärken, Atomschrecken usw. Unsere tägliche Hoffnung aller derer, die imperalistischen Machtwahn und Expansions- drang verfluchen, weil sie selbst einmal davon angeweht wurden: wann kommt die Zeit, da man anstatt 2,2 Millionen Dollar für einen ein- zigen Bomber Typ B 50, 1,8 Millionen Dollar für einen Vierdüsen- Bomber aufzuwenden Ernst macht mit dem Willen zum Frieden?

Man berufe sich nicht auf den bösen Nachbarn. Der Nachbar ist immer böse. Und dabei will die Bevölkerung des Abendlandes nichts als den Frieden. Welche Absurdität, daß niemand es ver- mag, diesen Willen durchzusetzen..

Herausgeber und Schriftleiter: W. H. Hebsacker( z. Zt. in Url.) Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.80 DM, durch die Post 2.16 DM. Einzelverkaufspreis 20 Pf. Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag

len Türme, der Steinmetzarbeiten und der Mauern wird unter der Leitung des angesehenen Kunst- historikers Igor Grabar durchgeführt. Die unter der Regierung Peters I. verbreiterten Spitzbogen- fenster eines der Türme haben bereits ihre ur- sprüngliche Größe zurückerhalten. Bei der Restau- ration wird nur solches Material verwandt, wie es lichen Ziegeleien hat daher unter Leitung des keramischen Laboratoriums der sowjetischen Bau- akademie für die Kremlmauern und-türme 600 000 Spezialziegel hergestellt. Ein anderes Werk produ- zierte 100 000 glasierte Dachziegel, die zum Decken der Turmhelme bestimmt sind.

sche Druckschwankungen in Föhnzeiten. Aber für jeden Ort eine besondere Aranhöhe an, auch diese kurzfristigen Druckoscillationen um welche dann relativ geringe Schwankun- konnten nicht die im Laufe eines Tages sich gen stattfinden. Hohe Aranwerte finden sich Seit Jahrhunderten weiß der Bauer und ändernden Körperfunktionen erklären. besonders bei Kaltlufteinbrüchen oder im Schäfer vom Wettereinfluß auf Mensch und Viel untersucht wurden die elektro- magne- ,, Kaltluftklima", dem K- Klima Currys. Bei Tier, ja er verläßt sich aus dieser Erkennt- tischen Erscheinungen der Atmosphäre, die, solchem K- Klima neigt der Mensch nach nis oft sogar auf Rückschlüsse auf das Wet- wie das Ehepaar Düll nachgewiesen hat, si- Curry zu Schläfrigkeit und Appetitlosigkeit bei der Erbauung benutzt wurde. Eine der staat- ter aus seinen Beobachtungen. Und auch beim cherlich einen Einfluß auf unser Leben be- sowie Ausbruch und Verschlechterung von Menschen gibt es eine ganze Reihe von mehr sitzen. Von ihnen konnte bewiesen werden, krampfartigen Beschwerden.. Umgekehrtes oder weniger bekannten Krankheiten, die mit daß wenige Tage nach magnetischen Störun- Verhalten soll bei Warmluft, im W- Klima dem Wetter in Verbindung zu bringen sind. gen im Kraftfeld der Erde die Sterbeziffern mit niedrigen Aranwerten auftreten, wo ge- Wir möchten hier nur an Podagra und Rheuma erheblich anstiegen. Nicht parallel lief aber ringes Schlafbedürfnis besteht und körper- erinnern als Ausdruck sichtbarer Wetterfüh- nach den bisherigen Untersuchungen der liche und geistige Spitzenleistungen bei schnel- Higkeit, die aber auch in der seelischen Hal- Krankheitsbeginn. In dieses Gebiet gehören ler Erschöpfbarkeit erreicht werden. Da nun tung bei Wetterumschwung und Föhn zum auch die oft vermuteten Zusammenhänge zwi- auch die Menschen je nach ihrer Konstitu- Ausdruck kommt. Die Wissenschaft beschäf- schen Sonnenflecken und Infektionskrankhei- tion verschieden auf diese Aran- Reize rea- tigt sich nunmehr seit etwa 40 Jahren mit ten, wie sie z. B. für die Kinderlähmung von gieren, bezeichnet er sie auch als K- oder der Erforschung der einzelnen, für die Beein- Prof. Petersen, New York, angenommen wer- W- Typen, wobei der K- Typ der ruhigere, flussung des Organismus verantwortlichen den. Ein einfacher Beweis, daß aber diese der Mensch vom W- Typ der lebhaftere ist. Faktoren. Als einer der ersten untersuchte Störungen, die jedem Radiohörer als Knat- in der Schweiz Prof. Dorno die Heilfakto- tern und Rauschen bekannt sind, nicht allein ren des Klimas der Lungenheilstätte und be- die Ursache der Wetterfühligkeit sind, gelang gründete damit die Bioklimatik", die Lehre Dr. Curry, Riederau, dadurch, daß er seine von Wetter und belebter Natur. In Deutsch- Patienten in einen geerdeten Drahtkäfig, ten Ozongehaltes seines Krankenzimmers eine land verdanken wir viele Untersuchungen einen sogenannten Faradayschen Käfig, brachte, über den Zusammenhang von Wetterereignis- der innen völlig frei von elektrischen Feldern sen und Krankheiten Prof. de Rudder, wäh- und Strömen ist. Trotz dieser Abschirmung rend der Altmeister der deutschen Bioklima- blieb die Wetterwirkung bestehen! Untersu- tologie, Prof. Häberlin, auf Föhr die beson- chungen der chemischen Bestandteile der Luft deren Bedingungen des Meeresklimas sowie ergaben dann erstaunliche Zusammenhänge der meteorologischen Veränderungen auf das zwischen dem Ozongehalt und dem Krank- Krankheitsgeschehen studierte. Trotz aller Un- heitsgeschehen. So tritt bei hohem Ozonge- tersuchungen fand sich bisher kein einheit- halt eine Hemmung entzündlicher Reaktio- licher Faktor, der alle bisher aufgedeckten nen im Organismus auf, während die Neigung Anordnung der Sowjetregierung einer gründlichen Zusammenhänge zwischen Wetter und kör- zu Gefäßkrämpfen und Koliken zunimmt. Ex- perlichen Funktionen und seelischer Stim- perimentell konnte in der Klimakammer mungslage erklären kann. Eine Reihe von durch künstliche Anreicherung der Luft mit Erscheinungen im Krankheitsgeschehen wird Ozon gleiches erreicht werden. Die weiteren mit dem Durchgang von Fronten" erklärt, also mit dem Wechsel von Luftmassen, die sich z. B. in der plötzlichen Aenderung des Luftdrucks äußern. Außer diesen relativ lang- samen Vorgängen, die bei stark veränderli- chem Wetter bis zu drei- oder viermal am Tag auftreten können, gibt es kurzperiodi- durchgeführten Untersuchungen gibt Curry Die Wiederherstellung der besonders eindrucksvol-

Untersuchungen ergaben, daß in der Luft außer dem chemisch reinen Ozon von der For- mel s auch organische Ozonverbindungen vor- kommen. Die gesamte Gruppe der Ozonide wurde von Curry als Aran bezeichnet.

Nach seinen in Deutschland und Amerika

Wenn weitere Untersuchungen diese Be- funde Currys bestätigen könnten, so dürfte das für die Medizin durch die Schaffung ei- nes für jeden Patienten individuell angepaẞ- erhebliche Umwälzung in der Therapie be- deuten. Vielleicht wird die im Oktober in Wiesbaden stattfindende Tagung der Biokli- matologen weitere Erkenntnisse auf diesem Gebiet bringen. Dr..

Restauration des Moskauer Kreml Das Wahrzeichen Rußlands, der Moskauer Kreml, der seit 1917 Sitz der Sowjetregierung ist, wird auf

Restaurierung unterzogen, die bald beendet sein wird. Der Gebäudekomplex sieht auf das ehrwür- dige Alter von 742 Jahren zurück. Die Umfassungs- mauern des Kreml mit ihren 19 Türmen wurden so, wie sie sich gegenwärtig dem Beschauer dar- bieten, unter der Regierung Iwans III. 1485 erbaut. Diese Befestigungsanlagen, die einen Umfang von zwei Kilometer haben, sind im Laufe der Ge- schichte häufig restauriert worden. Während des letzten Krieges wurden sie aus Gründen der Tar- nung mit einem Farbanstrich versehen, der dem Bauwerk viel von seiner Schönheit genommen hat.

Neue naturwissenschaftliche Fachzeitschrift Im Verlag der Wissenschaftlichen Verlagsgesell- schaft GmbH., Stuttgart, gibt Dr. H. W. Frickhin- ger unter der Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter die monatlich erscheinende Naturwissenschaftliche Rundschau" heraus. Das erste Heft enthält ausge- zeichnete Fachbeiträge von Wissenschaftlern der verschiedensten Gebiete und wird eingeleitet durch einen Beitrag des Nestors der chemischen Wissen- schaft, Prof. Dr. Paul Walden, in dem dieser zu dem Thema Das moderne naturwissenschaftliche Weltbild" Stellung nimmt. Die neue Zeitschrift bezeichnet sich ausdrücklich als Fachzeitschrift und wendet sich vorwiegend an naturwissenschaftlich Vorgebildete und an naturwissenschaftlich orien- tierte Berufe. Sie will verbindend zwischen den verschiedenen Sondergebieten wirken und der Wechselwirkung von Forschung und Praxis dienen. Wenn es dem Herausgeber gelingt, die so vielver- sprechende Arbeit in der gleichen Weise fortzu- setzen, so wird durch die Naturwissenschaftliche Rundschau" ein wirklicher Bedarf der interessier- ten Kreise befriedigt.

Kulturnachrichten

Der französische Filmkritikerverband hat Char- les Chaplin als Kandidat für den Friedens- nobelpreis vorgeschlagen, da seine Filme Der Dik- tator" und Monsieur Verdoux" ausgesprochen\ pa- zifistischen Charakter trügen und in großem Maße dazu beigetragen hätten, die Friedensidee unter den Menschen zu verbreiten.

Nach dem Bühnenstück ,, Euridice" von Anouilh drehte Marcel Carné in Rom einen Film, in dem Michèle Morgan die Hauptrolle spielt.