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Gesamtstaates in irgendeiner Weise angepaẞt werden
Wenn auch im Laufe der deutschen Ge- schichte Grenzänderungen meistens die Folge
von Kriegen waren oder in einigen Fällen auf Grund von Erbschaften der Landesfürsten ein- traten, so gibt es doch für diese Art des frei- willigen Zusammenschlusses in der Vereini- gung der thüringischen Länder( 1920) ein Vor-
bild.
SCHWABISCHES TAGBLATT
Die Demontagelisten
Dörfflinger, Metzingen; Maschinenfabrik Ravensburg; Steinel, Schwenningen,( Teil- demontage); J. Wörner, Schwenningen;
TÜBINGEN. In seiner Erklärung vor dem 5 Betriebe des Werkzeugmaschinenbaues: Landtag am 6. 8. 1948 hat Wirtschaftsminister Eberhard Wildermuth bekanntgegeben, daß der Staatsregierung am 20. 7. 1948 von der Militärregierung vier Listen überreicht wur- den, in denen die Betriebe aufgeführt sind, 3 Betriebe der Uhrenindustrie: die demontiert werden sollen, bzw. die aus der Demontageliste vom 30. Oktober 1947 her- ausgenommen worden sind. Die Listen I bis III waren die unmittelbare Veranlassung für den Rücktritt der Regierung des Landes Würt- temberg- Hohenzollern und für den Beschluß der Gewerkschaften, zu einem zwölfstündigen Proteststreik aufzurufen.
Die Vorteile, die man von dieser Vereinigung erwartet, werden sich nicht am ersten Tage zeigen. Es ist ein umständlicher Weg erforder- lich, nicht weil es den Regierungen so Spaß macht, oder weil es ihnen an Phantasie fehlt, einen einfacheren zu finden, sondern weil die verfassungsmäßigen Vorschriften und die or- ganisatorischen Verhältnisse es bedingen. Wenn zwei Betriebe zu einem zusammengeschlossen, sind 3 ehemalige Rüstungsbetriebe, nämlich
zwei Häuser durch Umbau zu einem Gebäude vereinigt werden sollen, ist eine solche Ver- bindung nicht ohne zeitweise Störung der nor- malen Lebens- und Arbeitsweise, ohne zusätz- liche Arbeit, ohne Schwierigkeiten und Um- stände zu erreichen. Dasselbe gilt in noch höherem Grade für den komplizierten Prozeß des Zusammenschlusses dreier Länder zu einem neuen Staat. Sie müssen in Kauf genommen werden, wenn das Ziel erreicht werden soll,
Die Liste I nennt 16 Betriebe. Von diesen
Dornier, Rickenbach; Dornier, Wangen; IG Farben( Pulverfabrik), Rottweil, letz- tere bereits demontiert. Weiter sollen sofort demontiert werden: 3 Betriebe des Maschinenbaues:
Genkinger, Münsingen; Mehrer, Balin- gen; Stotz, Weingarten; ferner 2 Betriebe des Werkzeugbaues:
Fahrion, Bitz, Kreis Ebingen; Montan- werke Walter, Tübingen( Teildemon- tage);
Protestaktionen gegen Preissteigerungen ferner 2 Betriebe des Werkzeugmaschinen-
FRANKFURT. Aus allen Teilen Westdeutschlands gehen im wachsenden Maße Nachrichten über Käu- ferstreiks und Protestkundgebungen gegen zu hohe Lebensmittelpreise ein. Tellweise wurden Obst- und Gemüseverkäufer vor die Entscheidung gestellt, ihre überteuerten Preise herabzusetzen oder die Läden zu schließen.
am
Der Landesverband des bayerischen Einzelhan- dels rief die Bevölkerung zu einem Käuferstreik gegen die Obst-, Gemüse- und Eierpreise auf. Die Frankfurter Gewerkschaften veranstalteten Donnerstag eine Protestkundgebung. Etwa acht- tausend Beamte, Angestellte und Arbeiter be- teiligten sich an der Kundgebung gegen Lohn- druck und überhöhte Preise. Die Demonstranten trugen Transparente mit sich, auf denen sie den Rücktritt des Direktors der Wirtschaftsverwaltung, Prof. Erhard, und die Herabsetzung der Prelse for- derten. Während der Kundgebung kam es zu meh- reren Zwischenfällen. U. a. wurde ein Jeep mit amerikanischer Besatzung umgestürzt und die In- sassen auf die Straße geworfen. Die sich einmi- schende deutsche Polizei wurde tätlich angegriffen. Von seiten des hessischen Gewerkschaftsbundes be- zeichnet man die Kundgebung als letzten Appell an die Vernunft der Besatzungsmacht.
Auf einer Tagung des Rheinischen Landwirt- schaftsverbandes in Düsseldorf wurde festgestellt, daß Aufschläge von 70 Prozent bis 80 Prozent auf den Erzeugerpreis bei Obst und Gemüse jeder Be- rechtigung entbehrten. Die Landwirtschaft wolle sich nicht länger vom Handel als Prügelknabe miẞ- brauchen lassen. Die Vertreter des Obst- und Ge- müsehandels in Westfalen wiederum beschlossen, in der 2. Hälfte dieser Woche kein inländisches Obst und Gemüse einzukaufen. Von Donnerstag bis Sams- tag wollen sie nur importiertes Obst und Gemüse verkaufen.
In Bayreuth wurde verschiedenen Hausfrauen das Obst, das sie gekauft hatten, wieder entrissen und auf die Straße geschüttet. Ein Demonstrationszug von Frauen zog vor das Rathaus und wollte wissen, wohin das wesentlich billigere italienische Obst
verschwunden sei.
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baues:
Hegner, Schwenningen; Wafios, Reutlin- gen( Teildemontage); schließlich 6 Betriebe der Uhrenindustrie:
Hermle, Gosheim; Jäckle, Schwennin- gen; Junghans, Schramberg( Teildemon- tage); Hugo Kern, Schramberg( Teil- demontage); Uhrenfabrik Mühlheim; Würthner, Schwenningen. Außerdem wurde die sofortige Demontage der in dieser Liste nicht genannten Firma
Maybach- Motorenwerke, Friedrichshafen
angeordnet.
Die Liste II nennt 9 Betriebe, die für die Demontage außerhalb des Anteils IARA vor- gesehen sind, und zwar 1 Betrieb des Werk- zeugbaues:
Keller, Meßwerkzeuge, Aldingen;
Landolt, Gosheim; Urgos, Schwennin- gen; Johann Weiß, Gosheim.
schon zuerkannt, von dieser jedoch noch nicht Die Liste III nennt 6 Betriebe, die der IARA auf die einzelnen Länder aufgeteilt worden sind. Es sind dies 2 Betriebe des Werkzeug- baues:
Gottlieb Gühring, Ebingen; Müller& Christner, Metzingen;
ferner 4 Betriebe der Uhrenindustrie:
Hengstler, Aldingen( Teildemontage); Kienzle, Schwenningen( Teildemontage); Mauthe, Schwenningen( Teildemontage);
Schlenker- Grusen, Schwenningen( Teil- demontage).
Die Liste IV endlich nennt 10 Betriebe, die aus der Demontageliste vom 30. Oktober 1947 herausgenommen oder für welche Erleichte- rungen vorgesehen worden sind. Auf die De- montage wird verzichtet bei 8 Betrieben des Maschinenbaues:
Bischoff, Mühringen; Bernhard Braun, Klosterreichenbach; Robert Bürkle, Freu- denstadt; Horst, Urach; Keinath, Onst- mettingen; Teufel, Nagold; Wandel, Freudenstadt; Zahnradfabrik, Friedrichs- hafen;
ferner bei einem Betrieb des Werkzeugmaschi- nenbaues:
Otnima, Tübingen;
ferner bei einem Betrieb der Uhrenindustrie:
Oscar Müller, Schwenningen. Erleichterungen treten bei folgenden Be- trieben ein:
Junghans( Außenwerke); Hugo Kern, Schramberg; Montanwerke Walter, Tü- bingen; Steinel, Schwenningen; Wafios, Reutlingen; Maschinenfabrik, Wein- garten.
Keinen Staat- Nur ,, staatähnlich"
Verfassungsausschuß vertritt Gedanken des Provisoriums HERRENCHIEMSEE. Der auf Herrenchiem- see tagende Verfassungsausschuß einigte sich in seiner Generaldebatte am Mittwoch und Donnerstag darauf, daß das zu schaffende Verfassungswerk nur provisorischen Charak- ter haben dürfe. Staatsrat Prof. Dr. Karl Schmid erklärte in einer Pressekonferenz am Mittwoch, es herrsche bei dem Ausschuß nahezu Einstimmigkeit darüber, daß für das zukünftige westdeutsche Machtgebilde der Name ,, Staat" nicht gebraucht werden sollte. Man sei übereingekommen, sich in dem Sinne festzulegen, daß Hoheitsbefugnisse auszuüben wären, die innenpolitisch denen eines Staates gleichkämen. Einem staatsähnlichen Gebilde, dessen Gründung nur vorbehaltlich der Ge- nehmigung fremder Mächte erfolge, könnten keine außenpolitischen Entscheidungen zu- gemutet werden. Nach wie vor müsse es das Hauptziel der Bestrebungen sein, alle Türen offenzuhalten, um doch noch zu ge- samtdeutschen Institutionen zu gelangen.
kommissionen gebildet, die nach Abschluß der Generaldebatte am Donnerstag die Ar- beit fortführen sollen.
Am 18. und 19. August wird der von der Konferenz der westdeutschen Ministerpräsi- denten gebildete Ausschuß für die Regelung der Fragen der Ländergrenzen zu einer Ta- gung auf dem Jagdschloß Niederwald bei Rü- desheim zusammentreten, um sich vor allem mit den Ergebnissen der Hohenneuffener und Karlsruher Besprechungen zu befassen.
Die Hauptgemeinschaft des Einzelhandels der Bi- zone forderte über 280 000 Einzelhändler auf, die bisherige Durchschnittshandelsspanne in Höhe von 30 Prozent vom Einkaufspreis nicht zu überschrei- ten. Gleichzeitig wurden die Händler aufgefordert, nicht um jeden Preis zu kaufen. Verwiesen wurde auf die Lederauktion in Stuttgart, wo die Schuh- fabrikanten schließlich die für Rohleder gezahlten Preise auf 19 Prozent über den Weltmarktpreis hinaufgetrieben hätten, so daß man gezwungen ge- wesen sei, die Auktion zu schließen, um weitere trat die Ansicht, daß Deutschland als Staat Preissteigerungen zu verhindern.
Der Vorstand des bayerischen Gewerkschafts- bundes will die Wiedereinführung der Bewirtschaf- tung bei lebensnotwendigen Verbrauchsgütern und die Angleichung der Löhne an die Preise fordern.
Er hält außerdem die Festsetzung von Höchstprei- sen für notwendig. Von seiten des bayerischen Ge- werkschaftsbundes wird zudem berichtet, General Clay habe geäußert, freie Preise bedingten auch freie Löhne. Ab September werde sich die US- Militärregierung von der Arbeitsregelung zurück- ziehen. Damit kämen auch die Bestimmungen über Streiks in Wegfall und die Gewerkschaften hätten somit die Möglichkeit, auf diese Weise Lohnerhö- hungen zu erzwingen.
Die ganze Welt in Deutschland
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zu ver-
Die Mehrzahl der Verfassungsexperten ver-
noch vorhanden, allerdings desorganisiert sei. Es brauche deshalb nicht neu geschaffen, sondern nur neu organisiert zu werden.
Der Verfassungsausschuß war sich darüber einig, daß es nicht seine Aufgabe sein könne, eine fertige Verfassung zu schaffen, sondern Unterlagen zu geben, die es den Minister- präsidenten in kurzer Zeit ermöglichen könn- ten, sich zu einigen.
Am Donnerstag wurden in der Generalde- batte die Fragen Neubildung von Ländern und Formen der provisorischen Bundesre- gierung besprochen und besondere Unter-
Am heutigen Tage treffen sich die Vertreter der drei Länder Württemberg- Baden, Würt- temberg- Hohenzollern und Südbaden in Karls- ruhe, um die auf dem Hohenneuffen begonne- nen Besprechungen zur Vorbereitung des Zu- sammenschlusses dieser Länder fortzusetzen.
Zahlreiche Ueberschwemmungen MÜNCHEN. Aus zahlreichen Gegenden der Al- penländer werden Unwetterkatastrophen und Ueberschwemmungen gemeldet. Besonders der bruck wurden die Straßen und die Keller der Inn ist seit Dienstag stark angestiegen. In Inns- am Fluß liegenden Häuser überschwemmt. In Rosenheim mußte die Ernte teilweise mit Käh- nen geborgen werden. Das Hochwasseer wird als das schlimmste seit 1889 bezeichnet. Auch der Oberrhein in der Schweiz ist über die Ufer ge-
treten. Ganz Norditalien wurde von schweren Regenfällen heimgesucht. Bei einem Erdrutsch in der Nähe von Novara wurden zwei Personen getötet, zwei weitere schwer verletzt. In Venedig fielen taubeneigroße Hagelkörner, in Alessandria, Genua und Savona kam es zu Ueberschwemmun- gen. An der italienischen Riviera wurden die Gartenkulturen verwüstet. In der Umgebung von Ventimiglia suchte ein Adler vor dem Sturme Schutz im Zimmer eines Bauern.
14. August 1948
Kleine Weltchronik
MÜNCHEN. im Juli sind nicht weniger als 8362 illegale Grenzgänger auf bayerischem Gebiet fest- genommen worden. Ueber die Hälfte kamen aus der Ostzone, um sich Lebensmittel zu verschaffen. Die Festgenommenen werden nach ihrer Aburteilung in ihre Heimat zurückverwiesen.
NÜRNBERG. In einem Ergänzungsverfahren zu dem im November 1947 abgeschlossenen Pohl- Prozeß wurden vier der Urteile geändert. Ein Todesurteil wurde in lebenslänglich Gefängnis umgewandelt, hohe Gefängnisstrafen um einige Jahre herabgesetzt. legte gegen alle Urteile der Nürnberger Gerichte NÜRNBERG. Die Verteidigung im Krupp- Prozeß Protest ein. Sie fordert Aufklärung darüber, welche souveräne Macht die Verantwortung für die Urteile in Nürnberg trägt und auf welches Recht sich die Urteile stützen. Sie protestiert außerdem gegen die erstmalig im Krupp- Prozeß angeordnete Beschlagnahme des Vermögens, zumal auch der Präsident des Gerichts dieses Urteil als ungesetzlich erklärt habe.
KÖLN. Der britische Minister für Zivilluftfahrt, Lord Pakenham, der früher das englische Deutsch- landministerium leitete, wird am Sonntag an der 700- Jahrfeier des Kölner Domes: teilnehmen.
BERLIN. Die Zahl der Arbeitslosen in der ame- rikanischen Zone ist von 239 180 Ende Juni auf 342 565 Ende Juli gestiegen. Die Zahl der Beschäf- tigten beträgt bei einer Gesamtbevölkerung von 16,6 Millionen 7,45 Millionen.
LONDON. Die norwegische Regierung hat mit Großbritannien einen Vertrag über die Lieferung einer größeren Anzahl Düsenjäger abgeschlossen. PARIS. Frankreich hat wegen der fortgesetzten Ausschreitungen gegen Europäer in Aegypten bei der Regierung in Kairo Protest eingelegt.
GENF. Die UdSSR forderte in einem an den Wirt- schafts- und Sozialrat der UN gerichteten Resolu- tionsentwurf die Zulassung der„ Republik Vietnam" zur Wirtschaftskommission für Asien und den Fer- nen Osten. Der französische Delegierte wandte sich energisch dagegen und betonte, eine derartige Re- publik bestehe nicht.
BERN. Am Dienstagabend wurde dem in der Schweiz weilenden Schah von Persien im Berner Wattenwylhaus vom Bundesrat ein Empfang gege- ben, bei dem Bundespräsident Celio, sowie die Bun- desräte Petitpierre und Rubattel anwesend waren. Die„ Casset de Lausanne" vermutet, daß der Schah dle Bundesregierung um die Gewährung einer An- leihe bitten wird.
WIEN. Einem Bericht der vom britischen Nach-
richtendienst in Oesterreich herausgegebenen ,, Welt- presse" zufolge, ist kürzlich eine ganze ungarische Grenzschutzkompagnie, insgesamt 120 Mann, zum Teil mit Frauen und Kindern, nach der Steiermark übergetreten.
ROM. Zwischen der abgespalteten christlich- demokratischen Richtung und der sozialistisch- kom- munistischen Mehrheit der italienischen Gewerk- schaften wurde ein Abkommen über die Teilung des Vermögens der Gewerkschaften getroffen, wo- nach die christlich- demokratische Gewerkschaft 23 Millionen Lire erhält. Wahrscheinlich wird es au- Berdem noch zur Bildung einer dritten Richtung, eines Gewerkschaftsverbandes der freien Arbeiter, kommen.
PRAG. Das Zentralkomitee der tschechoslowaki- schen Gewerkschaften beschloß, die Sokolorganisa- tion durch die Aufnahme„ fortschrittlich gesinnter" Arbeiter aufzufrischen". In allen Betrieben sollen Sokolabteilungen gegründet werden.( Bekanntlich war es bei dem jüngsten Sokolfest in Prag zu Sym- pathiekundgebungen für Tito gekommen! Die Red.) ATHEN. Die Balkankommission der Vereinten Na- tionen hat am Donnerstag beschlossen, die Regie- rungen von Albanien, Bulgarien und Jugoslawien zu ersuchen, alle griechischen Partisanen, die auf die Gebiete dieser Staaten übertreten, zu internie-
ren.
TIRANA. Wie das albanische Innenministerium erklärt, ist in den letzten Tagen eine beträchtliche Anzahl griechischer Partisanen auf albanisches Staatsgebiet übergetreten. Sie wurden sofort ent- waffnet und in ein Sammellager gebracht. NEW YORK. Die Regierung Israels hat bei der amerikanischen Ein- und Ausfuhrbank um die Ge- währung einer 100- Millionen- Dollar- Anleihe nachge- sucht.
OTTAWA. Auf Grund der kanadisch- amerikani- schen Abmachungen über eine gemeinsame Landes- verteidigung wird zur Zeit von kanadischen und USA- Experten ein Plan für die Errichtung eines von Radar- Stationen in Nordkanada und
Netzes
Alaska ausgearbeitet.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer
Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.80 DM, durch die Post 2.16 DM. Einzelverkaufspreis 20 Pf. Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag
ben? Ebenfalls im Kreis Ost- Sternberg in Wo liegt der Mont Blanc? Nur nicht wieder Brandenburg.
Wie unvollständig aber sind unsere Kennt- nise in der außerdeutschen Geographie! Bei Von Hermann Ulbrich- Hannibal Amerika denkt jeder immer gleich an das Mit den Städtenamen ist es gewöhnlich im- Wer glaubt, von der Schule her noch gut in Land jenseits des großen Teiches. Warum in mer noch schwieriger, sie alle an den rich- der Geographie Bescheid zu wissen, soll hier die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so tigen Platz zu bringen. Aber frisch gewagt! eines anderen belehrt werden Die Lehrer nah! Amerika ist erstens ein Dorf an der Wo liegt New York? Nördlich von Stargard haben zwar versucht, uns mit dem Rohrstock Mulde und zweitens eine Landgemeinde in in Pommern. Vielleicht haben sich die Ein- auf der Landkarte natürlich- alle mög- Oberschlesien Es hört sich heute unglaublich wohner der Stargarder Umgebung, in der, Hchen geographischen Kenntnisse an, wenn man sagt, daß auch Amerika unter wie schon erwähnt, auch Mexiko liegt, da der schaffen, aber es hat keinen Erfolg gehabt. polnischer Verwaltung steht, aber es ent- mitteleuropäischen Zeitrechnung der Stargar- spricht durchaus den Tatsachen. Da das eine der Meridian zugrunde liegt, so bedeutend Wer weiß beispielsweise- um erst bei den Amerika südlicher als das andere liegt, könn- gefühlt, daß sie ihren Ansiedlungen solche deutschen Landesteilen und Ortschaften zu ten wir auch den Unterschied zwischen Nord- große Namen gegeben haben. Aber unterrich- bleiben, was Preußen und was Bayern ist? und Südamerika machen. Brasilien liegt bei ten wir uns weiter. Philadelphia ist eine Ort- Preußen ist eine Ortschaft in Westfalen und Kiel, Mexiko südlich von Stargard im abge- schaft mit ehemals hundertundsechs Einwoh- Bayern ist eine Ansiedlung, die zu Egern- trennten Hinterpommern. Pennsylvanien ist nern in Warthebruch in der Mark Branden- dach am Fuße der deutschen Alpen gehört. ein Dorf von hundertfünfzig Einwohnern im burg. Rom ist etwas größer und hatte ohne Thüringen liegt nicht nur im Herzen Deutsch- ebenfalls abgetrennten Warthebruch. Und Ka- Flüchtlinge zweihunderte inundvierzig Einwoh- lands, sondern auch an der deutschen Süd- lifornien liegt dicht neben der idyllischen grenze. Es ist ein Dorf im Allgäu. Schwaben Kuhwiese bei Barth. Filmsterne wird man ner. Es liegt bei Parchim in Mecklenburg. Paris ist eine Ansiedlung, die zu dem Dorfe ist eine Landgemeinde in Sachsen, die noch dort allerdings nicht zu sehen bekommen. Dammrasch in Oberschlesien gehört. Basel, nicht dreihundert Einwohner hat. Und wer Grönland liegt bei Horst in Holstein. Sibi- ein Ortsteil von Wadersloh, liegt in Westfalen, weiß gar, wo Berlin liegt? Berlin ist ein rien liegt in Schlesien und ganz dicht daneben Konstantinopel liegt bei Jakobshagen in Hin- hübsches kleines Dorf südlich vom Plöner liegt. wie man sich durch einen Blick auf die terpommern. Als Kaiser Wilhelm I. einmal See im Holsteinischen. Sein Bürgermeister Landkarte überzeugen kann, Italien. Man hat während eines Manövers an diesem Ort vor- hat mehr Aemter zu bekleiden als der Ober- eine Felsschlucht in der Wekelsdorfer Felsen- beikam, fragte er einen Bauern aus dem nam- bürgermeister einer Viermillionenstadt. Er ist stadt wegen ihrer Kälte und des dort ewig haften Dorfe, ob er auch einen Sultan hätte. nämlich noch Amtsvorsteher, Leiter des Stan- liegenden Schnees Sibirien und eine andere ,, Jawohl", antwortete der Bauer ,,, de liggt desamtes, Leiter des Arbeitsamtes und der wegen ihrer auffallenden Wärme Italien ge- up'm Meß und schlöppt". Wohlfahrtsfürsorge, ferner Postdirektor und nannt. Palästina ist ein Teil der Ortschaft Vorsteher der Kreissparkasse. München ist Böhme in Oberschlesien. Großbritannien ist ein Dorf an der Schwarzen Elster im Regie- eine Landgemeinde von zweihundertachtzehn rungsbezirk Merseburg, und Bremen ist ein Einwohnern bei Neukirch in Ostpreußen. Dorf in Westfalen, das noch nicht sechshun- Schottland ist ein Ort dert Einwohner hat. ohne geizige Schot- ten, der zu Labenz in Pommern gehört. Schweden ist ein Gutsbezirk bei Heilsberg in Ostpreußen, der sechsundzwanzig Einwohner zählte. Holland liegt bei Büsum in Holstein. Mähren ist eine Landgemeinde mit hundert- dreiundachtzig Einwohnern bei Elbingen in Hessen- Nassau und Tessin liegt bei Rostock.
Wie nüchtern sieht auch die Poesie um drei der schönsten deutschen Gegenden, um Rhein, Bodensee und Schwarzwald aus! Rhein ist eine kleine Stadt in Ostpreußen, die unter polnischer Verwaltung jetzt allerdings einen anderen Namen bekommen hat. Bodensee ist ein Ort in Hannover und Schwarzwald ist eine Landgemeinde in Thüringen. Oberammergau egt im Boberkatzbach- Gebirge und ist eben- 11s durch die Oder- Neiße Linie von Deutsch- 1 abgetrennt.
Auch die Inselwelt macht uns zu schaffen. Wer weiß, wo Korsika liegt? Es ist eine Ort- schaft von hundertunddreißig Einwohnern in dem brandenburgischen Kreis Ost- Sternberg. Und wer weiß, wo wir Malta zu suchen ha-
ten in Deutschland. Brügge liegt im Sauer- Den Namen Haag führen zwanzig Ortschaf- land, Lund in Holstein, Schaffhausen liegt in Schwaben, ohne daß seine hundertsiebenund- fünfzig Einwohner den Rheinfall rauschen hören. Bethlehem liegt in Württemberg und gehört zu dem Orte Wain, Jericho ist eine Stadt in der Provinz Sachsen, Jerusalem ein Dorf in Ostpreußen. Ja, selbst um nach Troja zu kommen, hätte Heinrich Schliemann nicht nach Vorderasien zu fahren brauchen, er hätte es nämlich in seiner Mecklenburgischen Hei- mat viel leichter gefunden. Es liegt in der Nähe des Müritz- Sees bei Mirow. Das mag von den Ortschaften genügen.
Aber über einige der schönsten Gegenden der Erde müssen wir uns noch unterrichten.
in die Ferne schweifen! Er liegt bei Rudol- stadt in Thüringen und bietet von seinem drei- hundert Meter hohen Gipfel eine entzückende Aussicht. Auch zwei andere Bergnamen sind uns bekannt: St. Gotthard und St. Bernhard. St. Gotthard ist eine Ansiedlung, die zu Golz- heim in Württemberg gehört, und St. Bernhard ist ein Dorf in Thüringen, das über dreihun- dert Einwohner hat. Und wo liegen die Abruzzen? Sie bilden eine Hügelgruppe bel Hirschberg in Schlesien.
Und zum Schluß wollen wir uns noch über einen bekannten Fluß unterrichten. Jordan ist eine Landgemeinde in der Mark Brandenburg, die nur einen Kilometer vom Paradies ent- fernt liegt.
Wir haben also in Deutschland alle mögli- chen Stätten aufgesucht, die einen weit auf dem Erdenrund verbreiteten Namen haben. Wir haben fremde Länder und Städte, aus- ländische Berge und Flüsse in Deutschland gefunden, und doch sagen die Menschen im- mer, es gäbe keinen Globus von Deutschland.
Kulturelle Nachrichten
Die Paul- Klee- Gesellschaft in Bern bereitet die Herausgabe eines Erinnerungsbuches mit zahlreichen Abbildungen und einem Original- text des Künstlers vor.
Intendant Heinz Hilpert hat dem bisherigen Stadt- theater Konstanz den Namen ,, Deutsches Theater" gegeben. Nach einer Mitteilung Hil- perts hat Carl Zuckmayer ihm das Uraufführungs- recht aller seiner neuen Stücke zugesagt. Hilpert plant später auch in Konstanz eine eigene Film- gesellschaft zu gründen.
In Deutschland gibt es gegenwärtig 8,5 Millionen Rundfunkhörer, in Europa 44 Millionen. Die bekannte Negersängerin Josephine Baker ist mit ihrem Gatten von Papst Pius XII. in Privat- audienz empfangen worden. Josephine Baker will Kinder einrichten. in Frankreich eine Schule für bedürftige katholische
In Oesterreich gibt es zurzeit 35 000 Studie- rende gegenüber 15 000 im Jahre 1938. Die Zahl der weiblichen Hörer hat sich verdreifacht.