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Das Volk befragen!

Von Dr. Helmut Kiecza

Der Gedanke, die Nachkriegsländer Würt- temberg- Baden, Württemberg- Hohenzollern und Südbaden zu vereinigen, ist mit den Be- sprechungen auf dem Hohenneuffen, trotz al- ler Hinweise darauf, daß man sich erst ,, ken- nenlernen" wolle und daher keine Beschlüsse zu fassen beabsichtige, der Verwirklichung ein wesentliches Stück näher gerückt. Zumindest ganz Westdeutschland, darüber hinaus aber auch die Deutschen jenseits des Risses, der die heutigen Herren der Welt anklagt, und nicht zuletzt das europäische Ausland interessieren sich für diesen Vorgang. Die Neuordnung des südwestdeutschen Raumes droht am Widerstand Südbadens, um nicht zu sagen zu scheitern, so doch sich hinauszuzögern. Die Frist ist kurz. Zu kurz. Bei der Frankfurter Konferenz der Ministerpräsidenten mit den Militärgouver- neuren ließen letztere keinen Zweifel darüber aufkommen, daß, falls die Flurbereinigung jetzt nicht zustande komme, sie erst nach dem allgemeinen Friedensschluß erfolgen könne. Unser daseinsei haltender Optimismus geht hier aber nicht so weit, anzunehmen, wir- ren dem Frieden allzu nahe. Der Kriegsschluß liegt doch ,, erst" drei Jahre zurück! Die Pressekonferenz auf dem Hohenneuffen jedenfalls im Anschluß an die zwanglosen Besprechungen belehrte die Teilnehmer darüber, daß sich in den Auffassungen noch nichts geändert, eine Annäherung der Stand- punkte nur bei größtem Wohlwollen zu ver- zeichnen ist. Staatspräsident Wohleb wandte seine ganze Redekunst auf, die schon oft von ihm vorgebrachten Argumente gegen eine Vereinigung von Württemberg und Baden zu präsentieren: badische Tradition. Je mehr Stimmen in einem künftigen föderalistischen deutschen Bundesstaat, desto besser. Wirt- schaftlich keinerlei Vorteile usw. Er gestand zwar zu, daß die Parteien in Südbaden alle- samt leichte Variierungen können außer acht gelassen werden- den Zusammenschluß bejahen, meinte aber, die Bevölkerung werde bei einer Abstimmung sich wahrscheinlich we- nig um den Standpunkt der Parteien küm- mern und...? Das Ungesagte versteht sich von selbst.

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Wer weißẞ? Vielleicht kümmert sich die Be- völkerung auch nicht um den Standpunkt der Regierung. Das wäre zwar nicht schön von ihr, ist aber immerhin denkbar.

Das positive Ergebnis dieser Konferenz: der zehngliedrige Ausschuß. An ihm liegt es, die Entwicklung vorwärtszutreiben. Klärung bringt ja in jedem Falle erst die Volksabstimmung. Daher: Je eher desto besser. Die Sprecher al- ler drei beteiligten Länder sehen die Volksab- stimmung als unumgänglich an. Wäre demnach die Frage zu stellen: Warum findet die Volks- abstimmung nicht schon in allerkürzester Frist statt? Der Umbau der Verwaltung, die Schaf- fung einer Verfassung für das neue Land, die Klärung der Frage, wie regelt sich das Pro- blem des Regimes zweier Militärregierungen in diesem Raum, welche Mittelinstanzen kom- men in Frage, bedarf es einer zweiten Kam- mer für Vertreter eventueller Regierungsbe- zirke, welche Stadt wird die Regierung beher- bergen, also Hauptstadt, kann bedachtsam, in Ruhe vorgenommen werden. Gesetzt den Fall, es gelänge, der Bevölkerung von Südbaden zu suggerieren, die Württemberger wollten Ba- den tatsächlich ,, verschlucken": Eine scheuẞ- liche Situation. Man hätte wieder einmal um- sonst beraten. Seitdem aber die Koblenzer Gegenvorschläge zu den Londoner Empfeh- lungen einen so ruhmlosen Tod gestorben sind, sollte man doch den nicht ganz abwegigen Schluß ziehen: Es ist in jedem Falle ratsam, die Betroffenen zuerst zu hören und dann zu beraten. In Württemberg- Baden( Nord) scheint man sich, so hört man wenigstens, bereits ver- ständigt zu haben. Sie wollen beieinander bleiben. Staatspräsident Wohleb bezweifelt es. Meinung gegen Meinung. Südwürttemberg hält vom Zusammenschluß von ganz Würt- temberg und ganz Baden gleichfalls alles. Bleibt Südbaden.

Staatspräsident Wohleb versäumte nicht, dar- auf hinzuweisen, er habe versucht, mit Süd-

Die Welt ist rund und bunt Ist es ein Verbrechen, 600 Frauen zu haben?

Die Vereinten Nationen hatten sich kürzlich mit der außerordentlich interessanten Frage zu befassen, was man gegen den 80 Jahre alten afrikanischen Häuptling Fon unterneh- men könne, von dem behauptet wird, daß er in Britisch- Kamerun einen Harem mit 600 Frauen unterhalte, die zum größten Teil junge Mädchen seien. Vor Beginn der Debatte stellte der Vertreter der britischen Verwaltung zu- nächst einmal fest, daß es sich bei dieser An- klage um böswilige Uebertreibungen handle, da amtlich festgestellt sei, daß der alte Fon nur 110 Frauen besitze, von denen 44 die Erb- schaft seines Vorgängers darstellen. Der ame- rikanische Delegierte schlug alsdann vor, die Angelegenheit der Kommission für Menschen- rechte zu überweisen. In der sehr geistreichen Debatte, die daraufhin folgte, meinte der Ver- treter Iraks, der einzige Junggeselle der Ver- sammlung, man dürfe die Sache nicht mit den Maßstäben der christlichen Moral messen, und wenn er auch dem Vorschlag zustimme, sie der Kommisison für Menschenrechte zur wei- teren Behandlung zu übermitteln, so sei es für ihn dennoch klar, daß es das unbestreitbare Recht jedes Menschen sei, sich so viel Frauen zu halten, wie ihm gefalle.

SCHWABISCHES TAGBLATT

Demontageabsichten darstellen, als Land mit sechs Millionen Einwohnern besser und deut- licher zu Wort melden könnte usw. usw.

Es blieb dabei: Nur unter bestimmten Vor- aussetzungen ist die Regierung von Südbaden bereit, dem Zusammenschluß zuzustimmen. Da diese bestimmten Voraussetzungen, die nach einer Aeußerung von Ministerpräsident Maier in einer Liste von 18 Punkten zusammengefaßt wurden und unter denen hier so am Rande liegende Forderungen, wie die Berücksichti- ggun der südbadischen Anschauungen in Lohn- fragen auftauchen, ist man versucht, deren Ernsthaftigkeit zu bezweifeln.

5. August 1948

Kleine Weltchronik

KOBLENZ. Der Ministerpräsident von Rheinland- Pfalz, Peter Altmeyer, hat den Ministerpräsiden- ten der westdeutschen Länder vorgeschlagen, Kob- lenz als Tagungsort für den parlamentarischen Rat, der am 25. August zusammentreten soll, zu wählen. MUNCHEN. Der stellvertretende bayerische Mini- sterpräsident und Landesvorsitzende der CSU, Dr. Joseph Müller, wurde am vergangenen Montag von Papst Pius XII. in Privataudienz empfangen. Dr. Müller, der sich seit 2. Juli in Rom aufhält, führte u. a. auch Besprechungen mit dem italienischen Mi- nisterpräsidenten de Gasperi über eine verstärkte Zusammenarbeit der christlichen Parteien Europas. GARMISCH- PARTENKIRCHEN. Der 63jährige ehe- malige oberste Parteirichter der NSDAP, Walter als Hauptschuldiger in die Gruppe I eingestuft und für fünf Jahre in ein Arbeitslager eingewiesen. Sein Vermögen wird bis auf 2000 DM eingezogen. Außer- dem wurde ein zehnjähriges Arbeitsverbot ausge- sprochen.

Weitere bleibt dem neuen Ausschuß, der näch- Buch, wurde von der Lagerspruchkammer Garmisch

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württemberg ins Gespräch zu kommen und angesichts der Zonengrenzen den vorläufigen Zusammenschluß von Südbaden und Südwürt- temberg in Erwägung zu ziehen. Die südwürt- tembergische Regierung habe das aber nicht gewollt, es abgelehnt und auf dem Zusam- menschluß mit Nordwürttemberg bestanden. Wohl ihr. Aus vielerlei Gründen. Sollten denn die unseligen Zonengrenzen länderbil- dend wirken? Und wenn: Warum würden sich denn in diesem Falle Württemberger und Ba- dener vertragen, sonst aber nicht? Fragen über Fragen. An Antworten mangelt es noch. Der südbadische Staatspräsident sprach des öfteren vom Nahziel": Vereinigung von Süd- und Nordbaden. Und dann noch vom Fern- ziel": Vereinigung von Württemberg und Ba- den. Dabei existiert das Nahziel gar nicht mehr, wenn Nordbaden und Nordwürttemberg beisammen bleiben wollen. Daraus ergibt sich ein weiterer Schluß: Was geschieht, wenn sich nun Südwürttemberg mit Nordwürttemberg- Nordbaden vereint, Südbaden aber streikt? Das Ergebnis der Hohenneuffener Bespre- Kann es das überhaupt dann noch? Es hängt chungen war nicht allzu üppig, eher etwas also im Endeffekt alles davon ab, ob die Teil- ,, mager". Mag es auch Aufgabe der Fachmän- vereinigung der US- Zone stabil genug ist. Das ner in den Regierungen sein, die praktischen liefe jedoch auf das hinaus, was Staatspräsi- Vorbereitungen zu treffen, die politischen Wil- dent Wohleb mit, Muß- Schwaben" bezeich- lensentscheidung der Bevölkerung müßte so nete. früh wie möglich erfolgen. Wir sind der Mei- nung, man sollte in einem demokratischen Staat in erster Linie das Volk befragen.

Es wurde darauf hingewiesen, daß man sich bei Problemen, wie sie etwa die neuesten

Hohenneuffen

So weit der Hohenneuffener Tatbestand. Das sten Besprechung in Karlsruhe und, sobald es soweit ist, den Volksabstimmungen vorbehal- mächte den versprochenen Segen dazu geben. ten falls dann am Ende die Besatzungs- Der stellvertretende Landeshauptmann von bei den Beratungen: Hohenzollern wolle weder Hohenzollern fand die richtige Formulierung zum Vater, noch zur Mutter, sondern zu den Eltern. Möge er recht behalten.

der erste Schritt

Zehnerausschuß gebildet/ Südbaden nur mit Vorbehalten HOHENNEUFFEN. Nahezu 60 Vertreter der Länder Württemberg- Baden, Südbaden und Württemberg- Hohenzollern fanden sich am Montagnachmittag auf dem Hohenneuffen ein, um erstmals miteinander die Frage der Län- dervereinigung im südwestdeutschen Raum zu prüfen und festzustellen, inwieweit eine An- näherung der verschiedenen Standpunkte mög- lich ist. Von den drei Ländern nahmen fast alle Kabinettsmitglieder, die Landtagspräsi- denten und die Fraktionsführer der CDU, der SPD und der DVP teil. Staatspräsident Bock konnte wegen Erkrankung an der Sitzung nicht teilnehmen. Justizminister Prof. Dr. Karl Schmid, der sich auf einer Vorstandssitzung der SPD in Hannover befand war ebenfalls nicht anwesend. Die Regierung von Württem- berg- Baden hatte den bayerischen Staatssekre- tär Dr. Anton Pfeiffer eingeladen. Nach etwa stündigen Beratungen wurde in einer Pressekonferenz, die Ministerpräsi- dent Dr. Reinhold Maier abhielt es be- teiligten sich an ihr Staatspräsident Leo Wohleb und Innenminister Viktor Ren- ner, der die südwürttembergische Delegation führte folgendes Kommunique bekanntge-

Der Ausschuß soll innerhalb einer Frist von zwei Wochen einer weiteren in Karlsruhe stattfindenden Konferenz über die Bedingungen und Voraussetzungen einer Vereinigung Be- richt erstatten.

Der in dem Kommunique erwähnte Aus- schuß wurde sofort gebildet. Von Württem- berg- Hohenzollern gehören ihm Innenminister Renner, Kultminister Dr. Sauer und Wirt- schaftsminister Wildermuth, sowie für Hohenzollern der stellvertretende Landes- hauptmann Bürgermeister Müller, Sigma- ringen, von Württemberg- Baden Finanzmini- ster Köhler, Innenminister Ullrich und der Landtagsabgeordnete Dr. Keẞler, von Südbaden Justizminister Dr. Fecht und Oberlandesgerichtspräsident Dr. Zürcher ( der dritte Vertreter Südbadens wird erst noch bestimmt) an.

geben:

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,, Die Konferenz der Länderregierungen und berg- Baden und Württemberg- Hohenzollern Parlamentarier der Länder Baden, Württem- bejaht die Notwendigkeit der Prüfung der Ver- einigung der Länder Baden und Württemberg. Die Konferenz beschließt, einen zehngliedrigen Ausschuß mit dieser Prüfung zu beauftragen.

Hilfe für Ludwigshafen LUDWIGSHAFEN. Mit der Leitung der Hilfs- aktion zuguns.en der durch die Explosionska- tastrophe Geschädigten wurde Oberregierungs- präsident Bögler( Neustadt) betraut. Den Hinterbliebenen der tödlich Verunglückten wur- den als erste Unterstützung Beträge von 200 bis 300 DM übergeben. Die Zahl der Toten hat sich bis Dienstag auf 188 erhöht, von denen 16 im- mer noch nicht identifiziert werden konnten. Die Presseabteilung des französischen Außen- ministeriums gibt über die Ursache des Un- glückes folgendes bekannt: Die erste Explosion um 15.45 Uhr deutscher Sommerzeit war die eines Tankwagens mit einer Flüssigkeit auf Aetherbasis. Wahrscheinlich kam sie infolge der Sonnenbestrahlung zur Explosion. Der Wagen befand sich zwischen den Lagern C 200 und B 217, in denen sich Farbstoffe und Chlorbenzol befanden. Das Ausmaß der Katastrophe ist dem Umstand zuzuschreiben, daß diese entzündlichen Stoffe in unmittelbarer Nähe lagerten.

Ministerpräsident Maier wies zu Beginn der Pressekonferenz darauf hin, es handle sich vor allem darum, sich auf ein Ueberleitungsver- fahren zu einigen. Die Entscheidung über die Frage der Vereinigung werde in jedem Falle bei einer Volksabstimmung liegen. Diesen Standpunkt bekräftigten auch Staatspräsident

Wohleb und Innenminister Renner.

ESSEN. 12 500 Pensionäre der Krupp- Werke haben in Telegrammen an den Papst, an Frau Roosevelt, die Generale Robertson und Clay, Graf Bernadotte, Lord Beveridge, Landesbischof Wurm und an das Internationale Rote Kreuz ihre tiefe Erschütterung über das Urteil gegen Alfred Krupp und seine Werkdirektoren zum Ausdruck gebracht und im Na- men der Menschlichkeit um Ueberprüfung gebeten. KIEL. Der dänische Außenminister G. Rasmussen

traf auf Einladung des britischen Militärgouverneurs zu einem mehrtägigen Besuch in Schleswig- Holstein ein. Er stattete dem Ministerpräsidenten Lüdemann einen Besuch ab.

LONDON. Großbritannien wird, wie ein Sprecher des Außenministeriums bekannt gab, Transjordanien die Vierteljahresrate der Subsidien in Höhe von 500 000 Pfund Sterling, die auf Grund des anglo- 12. Juli fällig transjordanischen Abkommens am war, nunmehr zahlen, nachdem Transjordanien sich bereit erklärt hat, der Aufforderung des Sicher- heitsrats nach Verlängerung der Waffenruhe in Pa- lästina nachzukommen.

LONDON. Der Unterstaatssekretär im Foreign Office, Mayhew, erklärte im Unterhaus, die Ver- sorgung Berlins durch die RAF koste die britische Regierung annähernd 60 000 Pfund Sterling pro

Woche.

DEN HAAG. Die holländische Regierung, die Haus Doorn, den Exilwohnsitz des früheren deutschen Kaisers, als Kriegsbeute ansieht, will jetzt das Be- sitztum an private Hand verkaufen. Der ehemalige Kronprinz, der einen Prozeß um die Herausgabe von Haus Doorn verlor, beabsichtigt, gegen die Ent- scheidung des Gerichts Berufung einzulegen. PARIS. Der 28jährige Schah von Persien( Iran), Mohamed Pahlevi, ist aus London kommend in Paris eingetroffen. Er wurde auf dem Flugplatz Le Bourget von Ministerpräsident André Marie empfan- gen. Der Schah wird die Militärakademien von St. Cyr und Soumur besuchen, wo iranische Offiziere ihre Ausbildung erhalten.

ROM. Nach italienischen Zeitungsmeldungen steht ein Wechsel in der Leitung der Kommunistischen Partei Italiens bevor. Secchia, der seit dem Atten- tat auf Togliatti die Leitung der italienischen KP übernommen hat, sei ein Vertreter des Kominform. Man fragt sich, ob das Kominform sich die augen- blickliche Situation zunutze machen wird, um

Togliatti zu entfernen, der nicht mehr genehm sein soll, und auch in Italien einen neuen Kurs" einzu-

schlagen.

BUKAREST. Durch ein Dekret des rumänischen Unterrichtsministeriums sind ab sofort alle auslän- dischen Schulen auf rumänischem Boden, die ent- weder durch die Regierungen anderer Länder oder durch Vereinigungen oder Verbände ausländischer

Staatspräsident Wohleb betonte, seine Re- wesentliche Vorbehalte anzubringen. 150 Jahre gierung habe hinsichtlich einer Vereinigung badische Geschichte ließen sich nicht so ohne weiteres auslöschen Es falle den Badenern Staatsangehöriger gegründet und unterhalten wur- sehr schwer, sich an den Gedanken der Ver- einigung mit Württemberg zu gewöhnen.

Der Adjutant des französischen Kontrolloffi- ziers gab bekannt, daß das Werk mit einer nur geringen Verminderung seiner Produktion sofort weiterarbeiten werde. Von einer 80% igen Zerstörung der Anilin- Werke könne keine Rede sein. Es bestünde Hoffnung, in Kürze wieder die alte Produktionskapazität zu erreichen. Be- hauptungen über eine Beteiligung französischen Kapitals entsprächen nicht den Tatsachen.

,, Pfleger" Schacht

STUTTGART. In der Wiederaufnahmever- handlung gegen den ehemaligen Reichsbankprä- sidenten Dr. Hjalmar Schacht erklärte der An- geklagte, die Verleihung des Goldenen Partei- abzeichens sei lediglich als Auszeichnung für seine besonderen Verdienste um den Staat an- zusehen. Er habe mit Hitler zusammengearbei- tet, weil er ihn als eine Art gärenden Most an- gesehen habe, der einen verständigen Pfleger notwendig hatte.

Pfund ,, Braut" kostet bis fünf Mark.

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den, ferner Kindergärten, Volks- und Mittelschulen sowie Hochschulen, gleich welcher Organisation und welcher Sprache, geschlossen wurden. In Bulgarien wurden gleichzeitig ähnliche Maßnahmen durchge- führt.

WASHINGTON. Nach einer Mitteilung des Staats- departements haben die USA und Kolumbien be- schlossen, Untersuchungen über die Möglichkeit ei-

nes Kanalbaus in Kolumbien zur Verbindung des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans zu unter- suchen.

NEW YORK. Am Montag fand im Madison Square Garden unter Teilnahme von 18 000 Personen das erste Meeting der Kommunistischen Partei der USA seit deren Neubildung im Jahre 1945 statt. Der Vorsitzende der Partei, William Foster, gab bekannt, die Kommunisten würden die Kandidatur von Wallace bei den Präsidentschaftswahlen unter- stützen.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer

Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.80 DM, durch die Post 2.16 DM. Einzelverkaufspreis 20 Pf. Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag

umgerechnet- vier ster deutscher Autoren, so daß die Gewähr gegeben scheint, daß die jugendlichen Leser spannende und zugleich wertvolle Lektüre in durch die hübsch ausgestatteten Hefte eine die Hand bekommen, die sie sich zudem bei dem billigen Preis von 30 bis 40 Pfennig pro Heft sogar vom eigenen Taschengeld kaufen können.

galerien, Museen, Universitäten und privaten Sammlern das Außenministerium mit Anträ- gen überhäufen, ihnen die Ausstellungsgegen- stände zu verkaufen. Bisher sind über 20 000 Nähe Roms hat sich ein wohl einzig da- Das Dach über dem Kopf gestohlen. In der Dollar eingegangen. stehender Diebstahl zugetragen. Eines Mor- gens erwachte eine schwertaube Frau, die in einem abgelegenen Hause wohnt, und schaute in den Himmel. Ueber Nacht hatten unbe- kannte Täter das Dach des Hauses, das aus Metallplatten bestand, abgetragen, auf Last- kraftwagen verladen und sind damit spur- los verschwunden.

Das Wundermittel Penicillin. Marcel Pagnol, der berühmte französische Schriftsteller und Filmregisseur, besuchte kürzlich einen kleinen Ort in Südfrankreich und kam während eines Spazierganges in der Nähe des Friedhofs an einer Steinmetzwerkstatt vorbei. ,, Nun, mein Freund, wie gehen die Geschäfte?", fragte Pagnol den inmitten von nagelneuen Grab- denkmälern stehenden Meister. Darauf dieser mit bekümmerter Miene: ,, Sprechen wir lieber nicht davon, mein Herr, dieses Penicillin bringt uns noch um!"

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Tagung für Lebensverlängerung. In dem bekannten französischen Badeort Vittel fand eine internationale Tagung für Lebensver- längerung statt, an der Sachverständige aus Amerika, Belgien, Frankreich und der Schweiz teilnahmen. Der leidenden Menschheit wird geraten, einen Hausarzt zu halten und sich orientalische Lebensformen zu eigen zu machen. Schriftsteller kein Beruf. Kasimir Ed- schmid, dem in Rupolding lebenden Schrift- steller, wurde vom Bürgermeister der Stem- Moderne Kunst als militärische Restbestände. pel für den Arbeitsnachweis zum Bezug von Verschiedene amerikanische Botschaften hat- Lebensmittelkarten verweigert. Als Begrün- ten vor einigen Jahren das Außenministerium dung sagte man ihm, daß Schriftsteller kein veranlaßt, modernste amerikanische Kunst- Beruf sei. gegenstände ins Ausland zu schicken, um dort ausgestellt zu werden. Als einige Bilder und Statuen in der amerikanischen Preses repro- duziert wurden, brach beim Publikum ein Sturm der Entrüstung aus über den von der Regierung zu Propagandazwecken angekauften ., Schund", und die Behörden hatten bereits die notwendigen Vorkehrungen getroffen, um sie als militärische Restbestände billig abzu- Ein Pfund Braut. Im indischen Eingebo- stoßen. Inzwischen aber haben die Ausstellun- renenstaat Mandi müssen die Männer ihre gen in verschiedenen Ländern einen derarti- Frauen kaufen. Die Höhe des Preises hängt Erfolg gehabt, daß eine Reihe von Kunst- von dem Gewicht der Angebeteten ab. Das

Shakespeare als Scheidungsgrund. Ein Chi- kagoer Bürger, der sich entgegen den Bitten seiner Frau weigerte, die Lektüre von Kri- minal- und Abenteuerromanen gegen die der Dramen Shakespeares zu vertauschen, wurde schuldig geschieden. Grund: Verletzung des seelischen Empfindens der Ehefrau.

Kulturelle Nachrichten

Deutsche und französische Stellen bereiten ge- meinsam eine Ausstellung alter schwä- bischer Kunst vor, die in Paris gezeigt wer- den soll. Viele Gemälde und Bildhauerarbeiten schwäbischer Meister des 15. und 16. Jahrhunderts wurden bereits ausgewählt.

In Mainz wurde am vergangenen Sonntag in der Aula der Johannes- Gutenberg- Universität der zweite deutsche Philosophenkongreß eröffnet, an dem sich zahlreiche in- und ausländische Gelehrte beteiligen. Wir werden nach Abschluß des Kon-

gresses einen ausführlichen Bericht darüber bringen. Gestern begann in Konstanz ein internatio- nales Studententreffen, an dem über 150 deutsche und französische Studenten teilnehmen. In dem vierwöchigen Ferienkurs werden Fragen künst- lerischer, religiöser und geographischer Art disku- tiert werden.

Neue Bücher Franz Krezdorn, Das ewige Liebespaar, Nymphenburger Verlagshandlung, München. Ort der Handlung: meist ein bestimmter Abschnitt der Hölle, zuweilen der Himmel, schließlich auch die Erde. Personen: Höllen- fürsten und Höllendiener aller Grade, dane- ben Abgeschiedene, deren Einigen, vor allem dem Liebespaar Eva( aus der Hölle) und Do- natus( aus dem Himmel) die Rückkehr zur Erde gestattet wird, was als größtes Glück gepriesen ist. Thema: der Geist, zumal wenn er positiv eingestellt ist, überwindet selbst die Hölle. Gewisse Schlacken des Anfänger- tums sind unverkennbar, das Ganze aber bleibt ein beachtlicher Wurf. Strenge Logik, plastische Schilderung, farbiger Ausdruck, ren im vergangenen Semester insgesamt 28 595 Stu- klarer Stil Gute Probe eines surrealistisch bestimmten Talents. Doch wird sich erweisen müssen, ob Krezdorn auch bei weniger aus- gefallenen Motiven zu fesseln versteht. Denn erst hierin zeigt sich echte Könnerschaft.

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Der Verlag der Zeitung ,, Abendpost" in Hannover hat mit der Herausgabe einer neuen Schriftenreihe für die Jugend begonnen, der er den Titel Die bunten Hefte" gab. Die ersten drei liegen bereits vor: Walter Bauer ,, Die schwarze Sonne", Herbert Kretsch- mer ,, Columbus entdeckt Amerika" und Ste- fan Zweig ,, Kampf um den Südpol". Die wei- tere Planung umfaßt ebenfalls die Namen be-

Die illustrierte Zeitschrift ,, Weltbild", Nier- stein am Rhein, sucht in einem Preisausschreiben die schönste Liebesnovelle.

An den bayerischen Hochschulen wa-

dierende, davon 5477 weibliche, immatrikuliert. Da- von entfallen auf die Universität München 10 557, Würzburg 3574, Erlangen 5492, Technische Hoch- schule München 4707.

Das berühmte Londoner königliche Opernhaus Covent Garden, das im vorigen Jahr sein 100- jähriges Bestehen als privates Unternehmen feiern konnte, ist verstaatlicht worden.

Im Rahmen der olympischen Wettbe- werbe auf dem Gebiete der Kunst und der Wis-

senschaften wurden zwei Medaillen an Schweden verliehen. Für seine zwei junge schwedische Turner darstellende Gruppe ,, Ling zum Gedächtnis" erhielt der Bildhauer Gustav Nordhal die Goldmedaille. son für eine geschlossene Sporthalle eine Bronze- Im architektonischen Wettbewerb gewann Nils Ols- medaille.