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SCHWÄBISCHES TAGBLATT
10 000 Pilger aus 26 Nationen beten um gerechten Frieden
1600 deutsche Pilger bei der internationalen Pax- Christi- Wallfahrt in Lourdes
landes und unterstrich dabei:„ Es gibt heute zwei Mittel, den Frieden zu erhalten, das Ge- bet und die Presse." Der Kardinal beschönigte in keiner Weise die unter dem Hitlerregime und während des zweiten Weltkrieges began- genen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es sei dies nicht zuletzt die Schuld der damaligen Presse, die mit einem geradezu diabolischen Raffinement die öffentliche Meinung hinters Licht geführt und die Volksseele vergiftet habe. Man dürfe jedoch im Ausland nicht übersehen, daß trotz allem im deutschen Volk, das der Welt auf dem Gebiete der Künste und
Eigenbericht unseres Herausgebers Alfred Schwenger italienischen, spanischen und deutschen Bi- schöfen gehalten wurden. Die Wahrheit und den Frieden bezeichnete darum Erzbischof Msgr. Béguin von Auch als ein kostbares Gut, den Krieg mit Recht ein Uebel, gegen das wir mit allen Mitteln anzukämpfen hätten.. Eine so klare öffentliche Meinung müsse dar- aus entstehen, daß sie von den einzelnen Re- gierungen nicht mehr übersehen werden könne. Die Tätigkeit des Katholiken in der moder- nen Welt, vor allem die aktive Mithilfe des Laien in der Kirche behandelte Erzbischof Feltin von Bordeaux, während Bischof Pinson von Saint Flour an Beispielen aus der Praxis die Arbeit der Action catholique indépendant herausstellte. Den Pax- Christi- Gedanken verwirklichen, heiße immer und überall in jedem Ausländer keinen Fremden, sondern den Bruder zu sehen, forderte Msgr. Beaussart, der Weihbischof von Paris. Auch aus ihrer Heimat weggeschickten Deutschen müsse Gerechtigkeit willfahren.
X Die Welt ist ein Opfer der eigenen Sünde. Sie sucht den Frieden, ohne ihn zu finden, weil Mächtige den bedingungslosen Führungs- anspruch ebenso wie die blinde Unterwürfig- keit fordern, und weil Verzeihungsuchen und Verzeihunggewähren nicht miteinander Schritt halten. Dieses Bild verspricht wenig Hoffnung. Was schadet das, wir haben keinen Grund, hoffnungslos zu sein, denn der glühende Bitt- ruf ,, Da pacem Domine"- ,, Herr schenk Friede denen, die auf dich harren", durchbricht die Grenzen aller Staaten, überfliegt Berge und Meere, weckt alle, die guten Willens sind, ver- einigt sie im Gebet und wird sie auch in der Tat vereinigen. Der Anfang ist gemacht! ,, Da pacem Domine" beherrschte die ganze vergan- gene Woche mehr als 10 000 Gläubige aus 26 Nationen, die sich in Lourdes, drunten in Südfrankreich am Fuße der Pyrenäen, trafen und dort bei unserer Lieben Frau von Lourdes für die Pax- Christi- Idee eintraten.
Pax Christi! Schon wieder eine neue Idee oder schon wieder ein neuer Propagandatrick! Kei- nes von beiden. Pax Christi legt keinen Wert auf Politik, Pax Christi wird nie für die Wirt- schaft von Bedeutung sein, denn sie ist eine rein geistige und nur von Christus abhängige katholische Weltvereinigung. Das Gebet und die christliche Haltung sind ihre Waffen. Zur Gewinnung und Bewahrung eines gerechten und dauerhaften Völkerfriedens ruft die Re- wegung auf und tritt auch nachdrücklichst da- für ein. Das besondere Verdienst dafür fällt
französischen Katholiken zu. Sie sind der Motor der Pax- Christi- Bewegung, der läuft und hoffentlich auf solch hohe Touren kommt, daẞ materialistische Ideen gegen ihn nie an- kämpfen können.
Pierre- Maria Théas, Bischof von Tarbes und Lourdes, der einstige Gefangene der Ge- stapo, hat recht, wenn er sagt:„ Wenn Christi Liebe unter den Völkern herrscht, dann wird auch der irdische Friede auf dieser Welt end- lich eine Wirklichkeit werden." Die 1600 Deut- sche, die sich vom 25. bis 31. Juli an der Pax- Christi- Pilgerfahrt nach Lourdes beteiligten, spürten die Wahrheit dieser Worte. Man ver- gesse nie, wir kamen als Vertreter jenes Vol- kes, das den Stein des Hasses vor Jahren ins Rollen brachte, durch den dann unüberseh- bares Unglück, Lüge und Unwahrheit entstan- den ist. Trotzdem hat niemand an unserer An- wesenheit Anstoß genommen. Kein Kongreẞ hat über die deutsche Gleichberechtigung ab- gestimmt, denn für Christen sind die Men- schenrechte unantastbar. Niemand sprach auch nur ein Wort des Hasses, alle aber waren sich einig, christliche Liebe zu säen, um christliche Liebe ernten zu können. Niemand sprach von der deutschen Kollektivschuld, alle aber stimm-
ten Bischof Théas von Lourdes zu, der am Montagnachmittag bei seiner Eröffnungsan- sprache sagte: ,, Wir alle haben gesündigt und viel gesündigt. Wenn mehr Liebe in uns gelebt hätte, wäre weniger Haß um uns gewesen." Darum festigte sich in allen der Vorsatz, aufs neue die christliche Brüderlichkeit zu aktivie- ren und den Willen zur Stärkung und Läute- rung unserer gegenseitigen Liebe zu bekräf- tigen.
Da pacem Domine baten außer uns Deut- schen die Pilger aus Frankreich, Belgien, Ita- lien, Spanien, England, der Schweiz, Holland, Portugal, Malta, der Ukraine, den Vereinig- ten Staaten, Kanada, Luxemburg sowie Ab- ordnungen aus zwölf weiteren Staaten. Die Kardinäle von Toulouse und Sevilla, da- zu 15 Erzbischöfe und Bischöfe, ebenfalls aus den verschiedensten Nationen, waren Zeuge der großen internationalen Pilgertagung. Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, und der Aache- ner Bischof van der Velden vertraten den deutschen Episkopat. Kardinal Graf Preysing, Berlin, wurde durch Domkapitular Puchow- ski vertreten, auch Prälat Wolker war un- ter den Wallfahrern.
Da pacem Domine war das Grundthema der verschiedenen Referate, die von französischen,
Geheimnisumwobener Orient- Expreẞ
KRP. Der Orient- Expreß, um den Schrift- steller internationalen Formats wie zum Bei-
Agatha Christie ihre Romane geschrie- ben haben, ist wohl einer der geheim- nmwobensten Züge der Welt. Zwar bietet keine der sonst üblichen Attraktionen. Er it nicht so schnell wie der ,, Super Chief" der Sadt Los Angeles, der durch die USA braust. E: ist auch kein traditioneller fahrplanmäßi- ger Zug wie der„ Flying Scotsman" von Lon- don nach Edinburgh. Er hat keine so lange Fahrtstrecke wie der„ Transsibirien- Expreß", der von Moskau nach Wladiwostok neun Tage braucht. Was der Orient- Expreß aber reich- lich zu bieten hat, ist Romantik.
In zwei Tagen und drei Nächten passiert er sieben verschiedene Landesgrenzen, mehr als irgendein anderer Zug auf der Erde. Er ver- bindet zwei Welten, von denen die eine durch Paris, die andere durch Istanbul repräsentiert wird. Zahlreicher als die Länder, durch die er fährt, sind die Nationalitäten, die er ihren Schicksalen entgegenbringt. Seit 1883 sind es dieselben Menschen: in Nerz gekleidete Ge- heimagentinnen, Herren mit Monokel und Bärtchen, undefinierbare Häuptlinge irgend- welcher Volksstämme, bildhübsche Frauen, von denen niemand weiß, wovon sie leben, königliche Hoheiten auf der Flucht und in- dische Maharadschas.
In den bequemen Ledersesseln des Orient- Expreß räkeln sich Menschen, die zu Berühmt- heiten wurden, ohne daß jemand ihren Na- men zu nennen wüßte. Eine mit Orchideen geschmückte Belgierin, die ihren Gatten zum Abschied küẞt, in den Expreß einsteigt und, bevor der Zug die Halle verlassen hat, einem jungen tschechischen Künstler in sein Abteil folgt.
Ebenso berühmt und unbekannt ist jene Italienische Gräfin, die jeden Monat im Orient- Expreß reist. Im Speisewagen unterhält sie sich mit wohlhabenden Industriellen, macht
Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, sagte den mehreren tausend internationalen Zuhörern, welch tiefen Eindruck die Worte des Pariser Kardinals Suhard auf ihn gemacht ha- ben, als dieser ihm im Jahre 1946 sagte:„ Wir sind Brüder". Auch jetzt strecke man in Lour- des den Deutschen die Bruderhand entgegen. Darein einzuschlagen und mit allen Nationen um den Frieden Christi zu bitten, erscheine den Deutschen eine dankbare Pflicht.
,, 200 000 Männer des Rheinlandes haben um Vergebung unserer Schuld und den Frieden gebetet, berichtete Bischof van der Velden. Bi- schof Théas hat uns als Franzose, als katho-
lischer Bischof bei seinem Besuch in Kevelar Worte des Friedens gesagt. Die ganze katho- lische Welt muß darum beten, daß wir als Brüder und Schwestern in Christus leben kön-
nen.
Da pacem Domine war die Bitte aller Gläu- bigen, die während der internationalen Pilger- woche in Lourdes Tag und Nacht, Stunde für Stunde in stiller Andacht oder im Gemein- schaftsgebet an der Grotte knieten, das Aller- heiligste in der Sakramentsprozession begleite- teten, mit innerer Anteilnahme der Segnung der vielen Kranken folgten und jeweils abends nach Einbruch der Dunkelheit in einer einzig- artigen Lichterprozession Unserer Lieben Frau von Lourdes ihre Friedensbitten vortrugen. Und als am Mittwoch um Mitternacht auf der weit ausgedehnten Esplanade an 15 Altären Priester der verschiedensten Nationen die hl. Messe lasen, als sie ihr Introibo ad altare Dei beteten, die dem Mitternachtsgottesdienst bei- wohnenden Franzosen, Engländer, Schweizer, Italiener, Spanier, Malteser, Deutsche usw. ge- meinsam in lateinischer Sprache das Credo sangen, 15 Priester auf der Esplanade die hl. Kommunion austeilten, die harrenden Bitt- steller segneten, beherrschte auch hier die ständige Bitte ,, schenk Frieden Herr, denen die auf Dich harren", die Herzen aller Gläu- bigen.
Zusammen und einmütigen Herzens wohn- ten die Pilger am Donnerstagvormittag dem Pontifikalamt bei, das Kardinal Frings auf der Esplanade unter großer Assistenz zele- brierte. Ein Gottesdienst vertrauenden Ge- betes wurde daraus, erst recht als der Kardi- nal von der Verschiedenheit der Völker, aber auch von der Gemeinsamkeit wichtiger Auf- gaben sprach. Wir müssen eine große Familie der Menschheit werden, bei der Christus das Haupt ist. Die Christenheit verglich der Kir- chenfürst mit einer Orgel, die in ihren Einzel- heiten nie gleich sei, aber im Zusammenspiel einen wunderbaren Klang hervorzaubere. Daran teilnehmen zu können, seien vor allem die deutschen Pilger dankbar, weil sie damit als Gleichberechtigte bestehen dürfen. Ab- schließend gedachte der Kardinal noch der Opfer von Ludwigshafen und die Gläubigen beteten für sie.
Am Nachmittag empfing der Erzbischof von Köln die Pressevertreter des In- und Aus-
Besuche in deren Abteilen oder empfängt in ihrem eigenen. Sie lebt davon.
In den guten alten Tagen, von denen die Kondukteure Dubois und Aublard in drei Sprachen fließend berichten, war das Diner im Orient- Expreß eine kleine Attraktion. Es gab sechs Schränke im eleganten Speisewa- gen des Zuges. Jeder Schrank repräsentierte die Nation, die der Expreß passierte. Er ent- hielt die Delikatessen und Weine seines Lan- des. Es war immer nur der Schrank geöffnet, durch dessen Land der Zug rollte.
Wenn der Orient- Expreß Paris verließ, ser- vierten die„ Chefs" französische Weine und ein Dutzend" Hors d'Oeuvres. Wurde die schweizerische Grenze passiert, schloß ein französischer Zollbeamter den französischen Schrank und sein Schweizer Kollege öffnete
den Schrank seiner Nation. Es gab Schoko- lade, Käse und Marmelade. Heute sind fünf Schränke leer und nur der Schweizer birgt die alten Genüsse.
Monsieur Bortolotti, seit 20 Jahren franzö- sischer Kondukteur des Orient- Expreß, erin- nert sich mit behaglichem Schmunzeln an ei- nen reichen indischen Herrscher, der sich ei- nen ganzen Schlafwagen mit 24 Betten mie- tete, um ganz privat eine reizvolle Sammlung mitzunehmen.„ Dieser Inder, ein Maharadscha, verlangte, daß außer mir niemand den Wa- gen betreten durfte. Der Maharadscha hatte natürlich seinen ganzen Harem mitgenommen. Diese Damen waren bildschön und trugen alle kostbaren Schmuck."
Bortolottis Kollege Dubois hat eine noch in- timere Erinnerung, von der er heute noch zehrt. Die berühmte Josephine Baker ver- langte von ihm morgens um 2 Uhr Käsebröt- chen und Bier. Die Genüsse waren nicht leicht zu beschaffen. Josephine versprach jedoch dem schlaftrunkenen Monsieur Dubois, für ihn al- lein zu tanzen, wenn er ihre Wünsche erfül- len würde. Dubois zögerte nicht. Als Dank tanzte sie dann im Speisewagen ,, La Bakhair" für den Kondukteur,
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Wissenschaften so viel Großes geschenkt habe nach wie vor außerordentlich wertvolle Cha- raktere und Gemütskräfte vorhanden seien. Aufgabe der Presse sei es, eben an diese zu appellieren und zu ihrer Entfaltung beizu- tragen.
Der Freitag war der Tag des Abschieds. Be- vor die Pilger sich nochmals an der Grotte versammelten, gedachten die deutschen Lour- desfahrer während eines von Domkapitular Pu- chowski zelebrierten Totenamtes der Opfer von Ludwigshafen. Dann hörten die Vertreter der einzelnen Nationen die Worte des Protek- tors der Friedens- und Bußwallfahrt, Kardinal Saliège, Toulouse. Gegen jeglichen Materialis- mus, aber für Gerechtigkeit, Liebe, Milde und Wahrheit einzutreten, war seine Bitte. Das Gott zu dienen. Gelöbnis aller hieß, dem Frieden und damit
Heiliges, hochgebenedeites Lourdes
,, Maria ist die Königin des Friedens. Unsere Pflicht ist es, sie um den Frieden anzuflehen, um den Frieden in unseren Familien, in unse- rem Vaterland, in allen Ländern", sagte Kar- dinal Saliège. Gab es deshalb etwas Herrliche- res, als gerade die erste Pax- Christi- Wall- fahrt, zu der auch Deutsche aus allen Zonen zugelassen waren, nach Lourdes zu legen, an jenen Ort, wo selbst schon verbittertste Feinde sich die Hände zur Versöhnung reichten.
Schon vor 90 Jahren machte diese französi- sche Stadt am Nordhang der Pyrenäen von sich reden. In wenigen Jahrzehnten war Lour- des der berühmteste, meistgenannte und der größte Wallfahrtsort der Welt geworden. Von Millionen besucht und ersehnt, von unerhörten und auffallenden Ereignissen begnadet und geradezu überschüttet.
Da und dort mag man darüber lächeln, aber wer selbst Gelegenheit hatte, diese Stätte zu besuchen, wo in der Grotte von Massabielle
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die Gottesmutter achtzehnmal der damals vierzehnjährigen Bernadette Soubirous schien( die erste Erscheinung war am 11. Fe- bruar 1858), der setzt sich über solche Erha- benheiten weg, denn die Gewalt der Ereig- nisse wiegt alles andere auf. Zu einem Sym- bol, zu einer heiligen Stätte ist die einfache Felsengrotte mit dem weißen Muttergottes- standbild geworden. Hier kniet niemand ohne Hoffnung, aber viele mit dankerfülltem Her- zen. Hier fühlt sich jeder Pilger alsbald zu Hause, denn hier lebt nur der Friede, die Reinheit und die Wahrheit. Zum Bild der Mas- sen, die Tag für Tag nach Lourdes pilgern, gehören, wie vielleicht bei keinem anderen Wallfahrtsort der Erde, die Scharen der Kran- ken. Ungezählte haben in Lourdes Heilung von Krankheiten und schwersten körperlichen Gebrechen erhalten. Doch ist niemand ge- zwungen, in diesen Heilungen Wunder zu sehen. Wer aber, der überhaupt die von Tau- senden beglaubigten und erhärteten Tatsachen gelten lassen und vernünftig denken will, ver- möchte sich dem zu entziehen, was dort ge- schieht. ,, Vielleicht ist dies von allen Wundern von Lourdes das größte: aus einem Ort, vor-
her buchstäblich verrufen, wüst und leer, wurde eine der größten Kultstätten unserer Zeit, aus dem ungenannten weltverlorenen Städtchen in einem entlegenen Winkel am Rande Europas ist ein Heiligtum von inter- nationalem Rang entstanden, einer der gehei- men Zentralpunkte der Welt, zu dem die Völ- ker_wallen. Millionen sprachen und sprechen in Freude und Ehrfurcht den Namen dieses Heiligtums aus, an dessen Beginn härteste Gegnerschaft der Offiziellen in Welt und Kir- che, Hohn und Spott, die Opposition der Wissenschaft und die erbitterte Feindschaft des Unglaubens standen."
Von dieser einfachen Grotte aus setzt sich Tag für Tag der Zug der Sakrament- prozession in Bewegung, der schon so viele Tränen gestillt, der für zahllose kranke Men- schenkinder die Heilung gebracht hat. Männer und Frauen, Jungen und Mädel, Geistliche und Ordensleute bilden die kilometerlange Prozes- sion, derweil die Kranken unterdessen im offe- nen Viereck auf der großen Terrassse vor der Rosenkranzkirche sich niedergelassen haben. Ungeheuere Massen Volkes drängen sich von allen Seiten heran, trotzdem geht alles in größ-
Monsieur Aublard erzählt von Carl Für- stenberg, dem deutschen Bankier. Er war re- gelmäßiger Fahrgast des Orient- Expreß. Er liebte die Einsamkeit und mietete sich je- weils das untere und obere Bett eines Abteils. Der Zug war einmal gedrängt voll, und ein neuer Fahrgast bat, das obere Bett für die Nacht
benutzen zu dürfen. Fürstenberg
rümpfte die Nase:„ Ich mache es mir immer zur Regel, mein Herr, meine Entscheidungen zu überschlafen. Ich werde Ihnen meinen Ent- schluß morgen früh mitteilen."
,, Aber das waren die guten alten Zeiten", sagen die Schlafwagenkondukteure. Die mei- sten Reisenden sind Geschäftsleute, die nach Zürich fahren. Man trifft darunter Italiener, die Pässe gefälscht haben, französische Schwarz- händler und chinesische UNESCO- Delegierte. " Ich schätze, 40 Prozent unserer Reisenden be- oder schäftigen sich mit Schwarzhandel Schmuggel", sagt Monsieur Aublard.
Wie der Luxus, die Speisen und die Men- schen änderte sich auch der Inhalt der Ge- päckwagen des Orient- Expreß. Die seltsamste Fracht, die sie transportierten, war für den verstorbenen türkischen Diktator Kemal Ata Türk bestimmt, der Moscheen in Kornspeicher verwandelte und der Polygamie ein Ende setzte.
Ata Türk hatte beschlossen, sein Land durch das Verbot des traditionellen Fezes dem We- sten noch näher zu bringen. Die Türken wa- ren dann auf verzweifelter Suche nach einer neuen Art der Kopfbedeckung. Die Hutge- schäfte und Bazare von Instanbul und Ankara sandten SOS- Rufe an die Hutmacher in ganz Europa. Sozusagen über Nacht wurden die Gepäckwagen des Orient- Expreß mit Eilgut bepackt: steife Filzhüte aus London, Hombur- ger aus Paris, polnische Kappen( ,, Wasser- alles für die unbedeckten Häup- melonen") ter der Türkei.
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Das Gepäck von heute spiegelt die Zeit wi- der: Hunderte von Nahrungsmittelpaketen,
ter Präzision vor sich. Von Tränen ist manche Stimme erstickt. Viele knien und alles betet. Eine Szene, wie man sie nur in Lourdes sehen kann. Hier waren letzte Woche auch die 1600 deutsche Pilger mit dabei. Hier gingen die Ab- ordnungen der kath. Jugendverbände und der Kolpingsfamilie mit ihren Fahnen und Ban- nern mit in der Prozession und alle beteten sie für die Kranken und für einen baldigen gerechten Frieden.
So beteten die Pilger am Nachmittag und mit der gleichen Inbrunst am Abend bei der täglichen Lichterprozession. Jeder von den Pil- gern trägt diesmal eine Kerze in der Hand. Bald ähnelt die Esplanade einem gewaltigen Lichtermeer, aus dem heraus das Ave Maria klingt. Imposant ist der Blick auf die Front der Rosenkranzkirche und die darüberstehende Basilika. Tausende von kleinen Glühbirnen sprühen und glitzern, daß das Auge sich nicht wegwenden kann von dem berückenden, wun- dersamen Schauspiel. Und in all die Pracht und all den Kerzenschein leuchtet ruhig und majestätisch aus dunkler Nacht ein großes leuchtendes Kreuz von der hohen Bergesspitze des nahen Grand Ger, ein Sinnbild des Sieges, den das Kreuz errungen hat. Dicht gedrängt kranzkirche und singen zum Abschluß dieser großartigen Huldigung an die Gottesmutter
stehen am Schluß die Massen vor der Rosen-
gemeinschaftlich das Credo.
Und wirklich, wenn irgendwo auf der Erde dieser Credogesang seine vollste Berechtigung hat, so ist es in Lourdes, dem Orte der Gna- denerweisung, dem Orte der Wunder.
Der Dank der Pilger
Voller Erwartungen sind die deutschen Pil- ger am Sonntag, dem 25. Juli von Offenburg und Trier ausgezogen, um fünf Tage später
die Heimreise wieder anzutreten. Nicht ohne eine gewisse Wehmut trennten sie sich von Lourdes, denn trotz der Strapazen, die diese Tage mit sich brachten, war es eine Woche des inneren Ausgleichs, der Annäherung und Verständigung.
Darum ist es auch nicht mehr als billig, der Militärregierung, die alles tat, um vor allem auch den Pilgern aus den anderen deutschen Zonen, sogar aus Berlin die Fahrt nach Lourdes zu ermöglichen, aufrichtigen Dank zu sagen. Dank gebührt auch der französischen Eisen- bahnverwaltung, die alles daransetzte, den Transport der Pilger reibungslos durchzufüh- ren. Dank dem Bischof von Straßburg, der durch seinen Generalvikar die deutschen Pil- ger begrüßen ließ. Dank den französischen Freunden der Pax- Christi- Bewegung, denn sie haben es fertiggebracht, die deutschen Pil- ger auch auf der Fahrt nach Lourdes und zu- rück reichlich zu verpflegen. Dank dem fran- zösischen Episkopat, insbesondere Bischof Théas von Lourdes, der beim Eintreffen der deutschen Pilgerzüge jeden Pilger begrüßte, der sich so tatkräftig für unsere Kriegsgefan- genen und Fremdarbeiter eingesetzt und et- lichen von ihnen ermöglicht hat, in Lourdes mit ihren Angehörigen zusammenzutreffen.
Das ist die richtige Atmosphäre des Frie- dens. Sie zu erhalten und weiter zu fördern, muß die Zukunftsidee jedes friedliebenden Menschen sein, denn nur dadurch kann die Welt noch gerettet werden.
gebrauchte Fahrräder, etliche Kinderwagen und endlose Kleiderbündel. Einige wenige Koffer mit dem verblichenen Glanz der Stammgäste von Monte Carlo und St. Moritz sind die letzten Spuren der guten alten Zeit.
Zeitschriften
Kurz vor der Währungsreform sind noch zwei pädagogische Monatszeitschriften neu er- schienen: ,, Die pädagogische Akademie", Zeit- schrift für Studenten und junge Erzieher, herausgegeben vom Landesstudentenausschuß des Landes Nordrhein- Westfalen in der Ruhr- ländischen Druckerei und Verlagsanstalt Es- sen, und in etwas anspruchsvollerer Aufma- chung„ Levana", Zeitschrift für die pädago- gische Praxis, herausgegeben von Karl Bech- tolsheimer im Verlagshaus Wolfgang Schröter, Darmstadt. Während die erste grundsätzliche Fragen aus Schule und Erziehung, Weltan- schauung und Politik, Kultur und Geistes- leben behandeln will, sieht ,, Levana" ihre Hauptaufgabe in der Besprechung derjenigen Fragen, die für die pädagogische Praxis von unmittelbarer Bedeutung sind.
Die zwei letzten Hefte der„ Europäi- schen Rundschau", die vom französi- schen Pressedienst Wien herausgegeben wird, stehen je unter einem geschlossenen Thema. Im Heft ,, Städtebau" nehmen die Fachleute verschiedener Länder Stellung zu intereuro- päisch bedeutsamen Problemen der Architek- tur, das andere Heft, veranlaßt durch das Musikfest Wien 1948, bringt in erster Linie Aufsätze namhafter Autoren über Musiker und Musik.
Eine Sondernummer der ,, Neuen Film- woche" brachte die Neue Verlags- Anstalt Baden- Baden im Juli heraus. Sie bringt künst- lerische und wirtschaftliche Berichte von allen deutschen Filmzentren und läßt auch dem ausländischen Film weiten Raum.