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sen schnellen Maschinen stellen sich Fleischmann und Nitschky, sowie Rührschneck auf der we- sentlich langsameren, kompressorlosen NSU zum Kampf. Atemlose Spannung liegt über dem Startplatz als Ernst Henne zum letzten Mal das Feld auf die 12 Runden lange Reise schickt. Fleischmann beendet die erste Runde als Erster, dann folgen Meier und Kraus. Doch Europa- meister Meier, der Gewinner des schwersten Motorradrennens der Welt, der englischen TT 1939, setzt sich an die Spitze. Auch Kraus wird schneller und rückt an zweite Stelle auf. Heiner Fleischmann hält als Dritter eisern den An- schluß eine unerhörte Leistung für die NSU, und der Amberger jagt mit vollendeter Technik durch die Kurven. Wiggerl Kraus verringert seinen Abstand zu Meier auf 1,7 Sekunden. Rühr- schneck und Nitschky, beide auf NSU, fallen in der 3. Runde aus, der Motor macht diese uner- hörte Verfolgungsjagd nicht mehr mit. Der Durchschnitt von Meier liegt dauernd bei 90,2 und 90,8 km/ Std. Ein schnelles Rennen, aber Meier weiß auch, daß ihm Kraus mit einer ge- nau so schnellen BMW im Nacken sitzt. In der 7. Runde hat Meier seinen Vorsprung zu Kraus auf 7 Sekunden vergrößert. Von Löwis auf Norton, der seit 1948 in Lizenzklasse fährt, zählt mit zu unserem hoffnungsvollsten Nachwuchs. Meier und Kraus führen wester mit großem Vorsprung. Fleischmann hält durch härteste Fahrweise sel- nen Abstand. Er ist der Sieger der Klasse der kompressorlosen Maschinen, da Meier und Kraus in Sonderwertung laufen. 1. Georg Meier, Mün- chen, auf Kompressor- BMW in 26.00.8 Min., Geschw. 89,2 km/ Std. und schnellste Zeit des Tages. 2. Ludwig Kraus, München, auf Kompres- sor- BMW in 26.07.0 Min., Geschw.: 89,0 km/ Std. 3. und 1. Privatfahrer mit einer kompressor- losen Maschine Heiner Fleischmann, Amberg, auf NSU in 26.20,2 Min., Geschw. 88,1 km/ Std. Die Reutlinger haben damit zum erstenmal in ihrer Stadt ein Motorradrennen veran- staltet, das in jeder Beziehung ein voller Erfolg wurde. In der kleinen Stadt am Rand der Alb kehrt wieder tiefe Ruhe ein. Weit über das Land ragt die Burg Lichtenstein und weiß in ihrer beschaulichen Ruhe nichts von schnellen Männern, Rekorden, Kurven und Sekunden. Der Polizei gebührt für ihren hervorragenden Ab- sperrdienst ein besonderes Lob.
Günther Molter
Bittere Wermutstropfen fielen freilich in den Becher der Freude. Ein Sportkamerad aus der Klasse der Lizenzfahrer in der schweren Seiten- wagenklasse, bewährt in vielen Rennen, Erich Sengebuscch aus München, erlitt auf der Strecke, in rasendem Tempo, den Rennfahrertod. Sein Beifahrer Hermann Huber kam, wie durch ein Wunder, mit dem Leben davon In Ehrfurcht gedenken wir des Toten, der uns allen ein guter Freund und ein vorbildlicher Fahrer war. Sein Name wird in der Geschichte des deutschen Motorsports weiterleben.
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Heiner Fleischmann, Sieger in der Klasse der Lizenz- fahrer bis 350 ccm, auf seiner NSU- Spezialmaschine in der Kurve während der Ehrenrunde, geschmückt mit dem wohlverdienten Lorbeerkranz. Studio Schwaben
SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Reutlinger Rennen technisch gesehen
Materialmangel überall Wie geht's weiter?
Nach Beendigung des ersten Reutlinger Rund- streckenrennens sind sich die Organisatoren und vor allem die Fahrer darüber einig, daß dieser Rennkurs von 3,220 Kilometer Länge mit seinen zahlreichen rechtwinkligen Kurven und seinen kur- zen Geraden mit zum Schwersten gehört, was wir zurzeit in Deutschland haben. Es gibt bestimmt schwerere Kurse in Deutschland, Kurse, die viel mehr Abwechslung bieten hinsichtlich der Mannig- faltigkeit der Kurven; aber es gibt kaum einen Kurs, der an den Fahrer solch hohe physische For- derungen stellt. Wenn man zusehen mußte, daß alte ,, Hasen", Fahrer, die früher Große Preise über 300 Kilometer gefahren haben, ohne deutliche Ermü- dungserscheinungen zu erleiden, in Reutlingen nach rund 30 Kilometer Fahrt das Rennen sichtbar„ fer- tig" beendeten, dann kommt unwillkürlich die Frage auf, wieso es zu dieser Minderung der kör- perlichen Widerstandskraft kommt. Aber wer die Strecke genau betrachtet hat, wer sich Zeit nahm, die Fahrer an verschiedenen Teilen des Kurses zu beobachten, der konnte feststellen, daß die Ursache darin lag, daß der Reutlinger Kurs dem Fahrer keine Schnaufpause" bietet. Hier sind keine so langen Geraden, daß er sich einmal ausschnaufen kann, hier sind keine sanftgeschwungenen Kurven,
die mit der Maschine ohne zu starkes Bremsen an- gegangen werden können. Hier in Reutlingen heißt es: schalten, aufwärts und abwärts, bremsen und wieder beschleunigen. Diese unnachgiebige Strek- kenführung fordert die höchste Konzentration selbst von Fahrern, die sonst mit nachtwandlerischer Si- cherheit Kurven zu umrunden verstehen.
Es ist natürlich klar, daß durch solche Forderun- gen an das Maschinenmaterial die Ausfälle sich häufen, und Reutlingen machte gegenüber den an- deren deutschen Rennen keine Ausnahme und be- stätigte damit, daß unsere Fahrzeugsubstanz schon sehr angeschlagen ist. Kein Wunder, wo sollten die Fahrer auch die nötigen Mittel auftreiben, die Be- schaffung von Ersatzteilen und vor allem durch Ausfall der Industrie die Anfertigung von Teilen finanzieren zu können.
Staunenswerter Idealismus
Es ist immer wieder staunenswert, welchen Idea- lismus die Fahrer an den Tag legen, seien es die Nachwuchsleute, die trotz Nichtbezahlung von Un- kostenzuschüssen so zahlreich sich zum Rennen mel- deten und am Start erschienen, daß die Rennleitung Mühe hatte, den Ansturm zu bewältigen, oder seien es die Lizenzfahrer, die immer wieder zu jedem Rennen mit einem hervorragend zurechtgemachten Fahrzeugmaterial erscheinen. Was das kostet, fragt kein Außenstehender. Erringt der Fahrer einen Sieg, dann hat er wenigstens für seine Arbeit einen moralischen Erfolg, vom finanziellen ganz zu schwei- gen, zu buchen, aber wehe, wenn ihn ein Schaden aus dem Rennen wirft! Kaum ein Mensch kümmert sich dann mehr um die Pechvögel, die bei der Sie- gesfeier still im Hintergrund sitzen müssen, über- strahlt vom„ Glück" der anderen. Wer ahnt zum Beispiel, was es den Karlsruher Nitschky gekostet hat, als er beim Samstagtraining an seiner DKW einen solchen Schaden hatte, daß er nicht mehr zu beheben war. Dieser Mann scheute sich nicht, so- fort nach Karlsruhe zu fahren und seine andere Maschine zu holen, bloß damit in der 350er- Klasse das Kampfmoment gewahrt blieb. Daß er richtig gehandelt hat, zeigte sein schöner Kampf mit Fleischmann, Bodmer und Schnell. Nur durch ver- sprühtes Oel auf dem Hinterreifen mußte er nach der Hälfte des Rennens seine großen Gegner ziehen lassen. Das Rennen der 350er- Klasse war ohne Zwei- fel das interessanteste des ganzen Tages, denn hier konnte man einen wunderschönen Kampf Mann ge- gen Mann beobachten und war sich über den Aus- gang des Rennens bis zum Schluß nicht klar. Dabei hatte Fleischmann, der Sieger, mit seiner NSU noch das Pech, daß sein Motor Oel verlor, aber wiederum auch das Glück, daß der Zweite, Schnell, nach der Hälfte des Rennens ohne Vorderbremse fahren mußte. Karl Bodmer, der in phantastischem Spurt sich die Spitze eroberte, riß die Aufhängung des Schwimmergehäuses ab, und damit war das Ren- nen zu Ende. Bodmer mußte für seine Bastelei, den Schwimmer am Fahrgestell und nicht am Motor aufzuhängen eine Ausführungstendenz, wie sie
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die berühmten Norton- und Velocettmaschinen auch aufweisen das Lehrgeld bezahlen, das damit be- gann, daß er nach dreiviertel des Rennens aufgeben mußte.
Weiterentwicklung fordert Opfer
Es ist nur gut, daß die Fahrer sich durch Pech nicht so schnell entmutigen lassen. Wo kämen wir nach dem Ausfall der Industrie hin, wenn nicht der Privatfahrer heute die Initiative zur Weiter- entwicklung ergriffen hätte. Leider ist es so, daß
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das Publikum, vor allem der dem Motorsport etwas fernstehende Laie, die mühselige Kleinarbeit der Fahrer gar nicht zu Gesicht bekommt oder gar keine Gelegenheit hat, sie festzustellen, denn es sind doch mehr oder weniger kleinere Arbeiten, die nicht besonders auffallen. Wert hat zum Beispiel die gekonnte Arbeit des Feuerbacher Ingenieurs Aldinger bemerkt, der an seiner 350er- Rudge selbst- gebaute Leichtmetallbremsnaben verwendet und so auf eine erhebliche Bremsmehrleistung gekommen ist? Im Reutlinger Rennen fiel dieser Mann, nach der Spitzengruppe mit Schaible( Norton) einen wun- derbaren Zweikampf führend, durch Benzinrohr- bruch so weit zurück, daß er nicht mehr unter die Preisträger kam. Und trotzdem macht dieser Mann, machen alle weiter. Thorn Prikker, der scheinbar mit den Kerzen zu tun hatte, wird am nächsten
Hier beobachtet Schorsch Meier seinen schärfsten Kon- zustellen, wo Sekunden gutzumachen" sind. Foto Lückel kurrenten, Wiggerl Kraus auf der Rennstrecke, um fest-
Sonntag seine schnelle Velocette schon wieder renn- fertig haben, und der kleine Schorch, der seinen Motor den internationalen Betriebstoffbestimmun- gen freiwillig angleicht, unter Verzicht auf Mehr- NSU, die in Reutlingen streikte, wieder zum Start leistung und erhöhte Siegeschance, wird seine treue fertigbekommen. So könnte man viele Beispiele stillen Kämpfertums aufzählen, und es konnte mit Freude festgestellt werden, daß das Reutlinger Mo- torsportpublikum auch dem Unterlegenen Anerken- nung und Beifall zollte. Man findet das nicht überall. So wurde zum Beispiel über den Loh- mannschen Versuch, eine normale gestößelte Renn- sport- BMW mittels Kompressor aufzuladen, nur sehr kritisch, nicht aber abfällig geurteilt, als die- ser Fahrer mit seiner Maschine immer mehr von der Spitzengruppe der Halbliterklasse abfiel, ja selbst gegen seine kompressorlose Schwester- maschine, wie Hoske, Eberlein und Wolz sie gefah- ren haben, nicht ankommen konnte. Ein solcher Versuch erfordert viel Mut und Zähigkeit unter Hintansetzung des persönlichen Erfolges. Nur eine unheimliche Ausdauer und Zuversicht trotz vieler Unkenrufe kann einer solchen Kompressor- Kon- struktion eines Tages den Erfolg bringen. Man übersehe nicht, daß z. B. die BMW- Werkskompres- sormaschinen, wie Meier und Kraus sie fahren, eine jahrzehntelange Tradition und Erfahrung auf diesem Sondergebiet der Leistungssteigerung des Motors in sich vereinigen. Daß gegen deren enorme Leistung, die bei etwa 60 PS liegt, die NSU von Fleischmann lange Zeit mithalten konnte, ist eines der großen Wunder des Reutlinger Rundstrecken- das hat er in Garmisch, Mainz und Bad Kreuznach rennens. Aber Fleischmann liegen solche Stadtkurse, bewiesen.
Der Nachwuchs schließt auf Sehr gut fuhr der junge v. Löwis mit seiner Nor- ton, ein Nachwuchsmann, von dem noch allerhand zu erwarten ist. Seine Maschine ist immer toppfit! In der leichten Seitenwagenklasse wütete der Teu- fel in Gestalt von Motorschäden, Reifenschäden, Kupplungsschäden wie im Falle Ziemer, Schmid und Schumann. Schumann konnte auch in Reutlin- gen wieder nicht zum Zuge kommen, diesmal rutschte die Kupplung seiner bärenstarken DKW. Sehr gut war die Fahrt von Seppenhauser- Höller in beiden Seitenwagenklassen, sehr schön getrimmt die BMW der Münchner Klankermeier- Wolz, Sie-
3. August 1948
ger der 1200er Seitenwagen. Sie hatten in Mohr- Fritz, Schweinfurt, einen ernsthaften Gegner, und nur dadurch, das letzterem im Laufe des Rennens die Kupplung wegbrannte, wurde ein noch schär- feres Duell vermieden. In dem schönen Königs- wellenmotor der Schweinfurter muß allerhand Lei- stung stecken! Die nächsten Rennen werden dar- über Aufschluß geben. Sehr interessant die 250er- Klasse, in der H. P. Müller erneut bewies, daß er technisch sehr beschlagen ist! Seine Maschine ist im Abzug immer noch die beste, obwohl eine Kom- pressormaschine, die Eigenbau- DKW des Stuttgar- ter Beinamputierter Paul Schwarz, mitlief. Aber der Stuttgarter war durch eine schwere Entzündung an seinem Bein nicht in der Lage, das Letzte aus seiner Maschine herauszuholen. Von ausgesproche- nem Pech verfolgt war Daiker, Stuttgart, dem der Vergaserstutzen wegbrach und Meller, Hamburg, dessen Motor ihn wieder einmal im Stiche ließ. Auch Lottes hatte man konnte es deutlich hören unter Kerzenschaden zu leiden, und nur durch zeitweiliges Schließen der Benzinzuführung konnte er den Motor noch über das Ziel hinüberretten. Altmeister Kohfinks Maschine lief wie immer sehr schnell, der Mann aber war nach dem Rennen fertig.
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Es ist immer erfreulich, zu sehen, wie sehr die 125er- Klasse sich der Beliebtheit erfreut und mit welch netten Bastelkonstruktionen die Fahrer am Start erscheinen. Sehr schnell die Puch des Réut- linger Rolf Hammer, die DKW von Döring, Wies- baden, bei den Lizenzfahrern, sehr schön zurecht- gemacht und anscheinend auch sehr schnell die wassergekühlte Puch des Ausweissiegers Treiber, München. Oberingenieur Pohl, Sarstedt, erschien mit einer DKW am Start, die er aus Teilen, vom Schrotthaufen aufgelesen, zusammengebaut hat. Alles ging etwas überhastet, und so kam er in Reutlingen nicht zum Zug.
Das Maschinenmaterial, das unser Nachwuchs fährt, ist mit wenigen Ausnahmen nicht mit dem Begriff„ Rennmaschine" zu bezeichnen. Aber wo- her sollen die jungen Leute, die erst nach dem Kriege zum Rennsport gekommen sind, die Maschl- nen nehmen? So werden eben Sportmaschinen fri- siert und mit diesen gefahren. Den Unterschied zwischen unserer Maschinenlage und der Englands brachte die Fahrt des Bündener Ponton auf seiner neuen Norton sichtbar zum Ausdruck. Ohne über- haupt einmal den Eindruck erwecken zu können, die Maschine würde ausfallen, drehte der englische Gast mit Uhrwerkspräzision seine Runden. Fürwahr ein deutlicher Fingerzeig, wohin wir unsere tech- nische Aufmerksamkeit in Zukunft zu richten ha- ben.
Während des Rennens wurde noch eine technische und organisatorische Meisterleistung vollbracht, die aber von den Zuschauern unbewußt geschluckt"
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So geht der mehrfache deutsche Meister H. P. Müller, Bielefeld mit seiner DKW in die Kurve! Unangefochten siegte der große Stilfahrer in der 250er Lizenzklasse. Studio Schwaben
wurde. Die Zeitnahme unter Ingenieur Kast hat durch ihre Arbeit wesentlich zum Gelingen des Ren- nens und zur Orientierung des Publikums beige- tragen.
Eugen K. Schwarz
In Luzern wurde eine neuartige Prüfungsfahrt in Form eines Autoslaloms durchgeführt, bei dem die Fahrer eine Reihe von Toren zu durchfahren hatten, die durch Stroh- ballen gekennzeichnet und nur 40 cm breiter waren als der Wagen. Das Verschieben eines Strohballens wurde mit 10 Strafsekunden geahndet. Anschließend solite auf einer 10 km langen Geraden die Höchstgeschwindigkeit aus dem Wagen herausgeholt werden.
Das schnelle„ ABC"
Aphoristische Glossen zum Reutlinger Jungfernstieg in den Motorsport Aphorismen können Sektspritzer, Oelflecken, Freuden- tränen oder Gifttröpfchen sein. Diese hier sind alles zu. gleich: ein Cocktail, den ein alter Hase mit einer Jung- frau trinkt.
In Reutlingen tut man so etwas nicht.
Und in Tübingen bringt man solche Dinge ,, unterm Strich".
Man ist das sozusagen seiner geistigen Vergangenheit schuldig.
Babys gesunde Babys kommen mit Gebrüll zur Welt. Die Sport- Woche des Schwäbischen Tagblattes" mit Motorengebrüll.( Damit die Tübinger eine neue Sport- zeitung herausbringen können, mußten die Reutlinger Stadtväter den Kopf hinhalten.)
So war das schon immer. Reutlingen hat seither die Kühe gefüttert, die die Tübinger heimlich oder un- heimlich gemolken haben.
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Ceterum censeo das Wachstum des Babys, das bald selbst wird laufen können, ist gesichert. Nürnberg gegen Kaiserslautern um die Deutsche", die Olympischen Spiele in London...
Wer das mit der Muttermilch einzieht, wird gedeihen. Hoffentlich vergessen es die Tübinger Sportredakteure nie, daß es Reutlinger Motorengebrüll war, das ihr Blatt zur Welt brachte.
Und das der 63 000 Paten. Sie hätten sie hören sollen! ( Man muß den Leuten die weißen Brötchen nur mit Wurst belegen...)
Dans la Cité Rennen. Diese französische Version des Motorsports hat nun auch in Deutschland Fuß gefaßt, Vor allem in der französischen Zone: Neuwied, Mainz, Kreuznach, Reutlingen.
Aber die Franzosen bevorzugen dabei Bergstädte wie Monte Carlo und Pau,
Wir liegen vorerst noch flach, In jeder Hinsicht.
Europameister die guten Jahrgänge 1937/1939 waren der Clou des RRR. Georg Meier, Heiner Fleisch- mann und Hansl Schumann. Reutlingen sah sie ganz groß, Den Hansl nur im Training. Aber vergessen wir nicht, daß er einst nur durch seinen Willen das wurde, was er wurde. Er wird auch das Come back herbeizwingen. Gewiß kochen auch Europameister nur mit Wasser. Aber während des Rennens ist das ungesund,
Fleischmann Heiner fuhr das beste Rennen des Ta- ges. Die 350- ccm- Klasse mit ihrem ausgeglichenen mensch- fichen and technischen Kraftfeld brachte den sportlich wertvollsten Kampf. Wie der Heiner seine Gegner ab. schüttelte, wie er später in der Halbliterklasse mit sei- 12 Jahre alten kompressorlosen NSU hinter den
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maschinell um 10 PS stärkeren BMW blieb, das brachte die Zuschauer auf ihre DM- Rechnung. Hammer ein neuer Name im deutschen Motorsport. Eine Rennfahrerfamilie, ein Rennstall.
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Der jüngste Sprof, der vor einem Jahre in Bad Ems nicht an seinen Sieg glauben wollte, ist heute Spitzen- fahrer der 125er- Klasse. Das Duell Puch DKW hat begonnen.
Intelligenz bringt auch dem Rennfahrer die entschei- denden Erfolge. Hermann P. Müller ist das Wagnis ge- glückt, die DKW mit Alkoholbeimischung noch schneller zu machen. Wie er die Gefahr der Kondenswasserbil- dung an der Kerze wegräumte, ist eins der vielen, stil- len Geheimnisse im lauten Gedröhn der Rennen, die den Reiz des Motorsports ausmachen und sein Fluidum schaf- fen. Bei der Preisverteilung wurde Frau Müller beson- ders geehrt.
Sie läßt Hermann in der Küche bauen. ( Nicht das Geschirr spülen...) Kalbfell
ein Mann, der aussieht wie ein Schau- spieler, spricht wie ein Prediger, denkt wie ein Sports- mann, rüttelt an irgendeinem Sonntag nach Epiphanias seine Spießer aus dem Schlaf.
Ein Reutlinger Oberbürgermeister, den man den guten Friedrich List zu seinen Zeiten hätte wünschen mögen! Man hätte der ,, schwäbische Eiseboh" keinen Geifbock angehängt.
Lichtenstein dieses Weekend zwischen Hauffscher Romantik und einem schwäbischen Abendessen wird un- vergessen sein.
Dort sahen wir die Sorgen der Ahnen und ahnten die Sorgen der Sehenden.
Zuletzt begann einer von ,, Resonanz" zu sprechen und dachte dabei an das zwei Meter hohe Sektglas und die drei Flaschen Schampus, die da hineingeben.
Dabei fällt mir ein: man sollte doch einmal ganz plötz- lich einige unsrer Rennmotoren auslitern! Vielleicht würde man genau so staunen, wie vor dem Sektglas in Lichtenstein. Mon Dieu
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diese neue Linie, dieser New Look der reizenden Französinnen auf den Ehrenplätzen! Diese niedlichen Butterfly- Hütchen mitten in Reutlingen! Es war fast wie in Auteuil...
Wie ganz anders tragen Französinnen den New- Look als die Amerikanerinnen in der Stuttgarter Königstraßel Wenn zwei dasselbe tan, ist es doch nicht dasselbe. Meier ,, Schorsch" erhielt von General Widmer einen Preis persönlich überreicht, der mehr als eine wert- volle Bronze war. Diese charmante Auffassung von Ehrenpreisen ist uns Deutschen in unsrer materiel- leider verloren gegangen. Eine nackte Jang- frau auf einer Schildkröte... ... welch witziges Pendant zu dem ,, gußeisernen" Buam auf der BMW! Und was tat er?
len Not
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Er nahm sie unter den Arm. Wie andere Jungfrauen auch.
Nachwuchs im Motorsport ist ein labiler Begriff. Aber Roland Schnell, der im 350er Spitzenfeld dem Heiner wie ein Schatten folgte, und Max Klankermeier, der alte BMW- Ingenieur und junge Rennfahrer zeigen ständig ansteigende Form und stehen heute nur um Nüancen hinter den Fahrern von internationaler Klasse. Der Reutlinger Kurs war mal wieder ein Kriterium der Fahr- kunst!
Optimisten haben das Rennen aufgezogen. Optimisten bauten auch die Presse- Tribüne. Sie werden schon etwas sehen." ,, Es wird schon nicht regnen." ,, Sie wer- den sicher auf den Knien schreiben." Am Renntage stand dieses merkwürdige Konzertpodium zweckentfrem- det herum.
Man war sich nur nicht darüber im klaren, ob es eine nutzlose Liebenswürdigkeit oder eine liebenswürdige Nutzlosigkeit war.
Pressemänner des Motorsports sind eine Sekte für sich. ( er hält heute noch eine Serie internationaler Langstrek- Paul Schweder, einer der ihren kann nicht nur fahren kenrekorde), sondern auch organisieren.
Wir sind stolz auf diesen Kollegen. Wir möchten ihn uns am liebsten ins Knopfloch stecken.
und Deutschen Meister beim Tanzturnier und zwischen 13 und 1 Uhr nachts auf einer Lampion- Regatta schwitzen sieht.
Eugen K. Schwarz wird mit einer Flagge hinterher schwimmen, die die Inschrift tragen soll: ,, Rettet den Nachwuchs!"
Es gibt noch ,, Idealisten.
Ich schreibe auf Remington Portable.
1,8 Dollar die Stunde. Amortisation natürlich. Völkerversöhnende Mission des Sports. Darüber haben die Besten geredet und geschrieben. Aber Georg B. Shaw und die Wirklichkeit haben ihnen das Gegenteil be- wiesen.
General Widmer, tief beeindruckt von dem Erlebnis der sportliche Haltung der deutschen Rennfahrer wird sich bei General Koenig um die Wiederaufnahme der deutsch- französischen Sportbeziehungen bemühen! Wir danken dem General, der nicht nur in seiner Er- scheinung ein tadelloser Sportsmann ist.
Ach, wenn doch die Sportsleute die Politik machen und die Politiker Sport treiben wollten! Wieviel Freude hätten wir mehr auf dieser Welt!
Vor allem über die Politiker, die Fußball spielen und Motorrad fahren!
Währungssanierung die große Gefahr für den Mo- kriegs auf die Beine. Der Mann stellte das bestorganisierte Rennen des Nach- torsport, ist überwunden. Reutlingen hat das bewiesen.
Und.. in Reutlingen!,
Querschnitte durch das Rennjahr beweisen das. Reut- lingen, ein zweitklassiger Anlaß, ist heute die Visiten- karte des jungen Automobil- und Motorsportclubs Würt- temberg- Hohenzollern, dem anzugehören eine Ehre sein wird.
sperrung
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Organisation, Fahrzeugbetreuung, Pressebetreuung, Ab- alles handgeschöpftes Bütten Ruhesteinbergrennen das wird diesem Club im In- teresse des deutschen Motorsports im nächsten Jahre eine sportliche Verpflichtung sein. Hans Schumann und sein Stab werden sie meistern.
Seitenwagen- Rennen mit der in Deutschland hochent- wickelten Gespannakropatik sind immer Höhepunkte. Erfreulich, daß der blonde Toni Neufner diesmal zum Zuge kam. Wenn das Publikum auch Hans Schumann als Sieger erwartete.
An einem Motorsport- Toto hätte es diesmal hohe Quo- ten gegeben.
Termine in unserem Südwesten: der 8. August in Ulm. Vor allem aber der 5. September am Eggberg im rei- zenden Rheinstädtchen des Trompeters von Säckingen, der früher einmal das Lied vom ,, treuen Husaren" blies und heute die Reveille zum Meisterschaftslauf für Räder und Wagen, der das einzige Bergrennen Deutschlands in die Straßenmeisterschaft einbaut.
" Unter schnellen Sternen" wird das Motor- Presse- Nachtfest heißen, das bei dieser Gelegenheit die Europa-
Der Sturm in der Aufstellung:
Hammer- Schumann- Schweder Kalbfell-Kuthe hat das bewiesen. Hammer und Kuthe rasante Außen- stürmer, die manchem ,, von der Flanke her" gekom- men sind in den letzten Wochen, Schumann halbrechts und Kalbfell halblinks die großen Verbinder", die ihrem Mittelstürmer" Paul Schweder die guten Sachen zuschoben, der dann die goals schoß.
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X Ausfall- Ursachen gab es: Daiker verlor den Ver- gaser, Thorn- Prikker hatte Lagerschaden, Nitschky vet lor Oel durch Dichtungsdefekt, bei Bodmer streikte dat Schwimmergehäuse, Ziemer hatte Getriebeschaden, Neuf- ner Kettenschaden, Schumann Kupplungs- und Kühlungs defekt.
Zum Schluß ein Wort zur deutsch- französischen Ka- meradschaft im Motorsport, die von Kommandant Chéry in warmen Worten wieder herbeigewünscht wurde. Sie ist so alt wie der Motorsport selbst; denn sie begann damit, daß 1894 der Sieger des ersten Automobilren- nens, Robert Levassor, bei einer Ehrung an der Porte Maillot auf einen kleinen Herrn im Pfeffer- und Salz- Anzug zeigte und in die Menge rief: ,, Diesem da danke ich meinen Sieg. Er baute den Motor meines Wagens. Beglückwünschen Sie nicht mich, sondern ihn!" Der kleine Mann" war Karl Benz, der für Peugeot, Panhard und Levassor die ersten Motoren baute. Heute fährt Frankreichs Automobilmeister Eugène Chaboud den deutschen ,, Veritas", der in Meßkirch ge baut wurde... Ernst Hornick