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Ablieferungssoll in Abrechnung gebracht wer- den. Dabei gehen wir von der Voraussetzung aus, daß eine rasche, gründliche Ernte die Ver- lustprozente so stark verkleinern kann, daß eine solche teilweise Bezahlung mit ,, Deputaten" der allgemeinen Ablieferung keinen Abbruch tun kann. Das alte„ Deputat", das, weil- der Bauer nie in der Lage war, hohe Löhne zu zahlen, immer gang und gäbe war, müßte hier Anwendung finden. Die Höhe kann ja entspre- chend festgesetzt werden, etwa so, daß sie dem Arbeitenden noch Anreiz ist und dem Bauern doch keinen fühlbaren geldlichen Ausfall be- deutet. Wir sind überzeugt, daß der„ Kräfte- mangel" so derzeit noch am besten überbrückt werden könnte.
Ferner könnte man auch an freiwilligen Schüler- Ferieneinsatz zu den gleichen Bedin- gungen denken und ebenso, das nicht in letz- ter Linie, an die Anwerbung von Arbeitslosen, die es, was außer Frage steht, bestimmt in nächster Zeit geben wird. Um diesen Preis wird mancher bereit sein, seine arbeitslosen Tage zu überbrücken und dem Bauern wird es in der nächsten Zeit auch leichter sein, diese geringen Deputate als Geld aufzubringen, das bei der noch zu erwartenden Belastung mehr als knapp bleiben dürfte.
Das Landwirtschafts- und Ernährungsmini- sterium müßte die Möglichkeiten für eine sol- che Sofortmaßnahme zur Behebung des akuten Kräftemangels in der Landwirtschaft prüfen. Was darüber hinaus zur Behebung der Land- flucht als solcher zu tun ist, bedarf eingehen- derer Prüfungen auf Grund der derzeitigen und voraussichtlichen wirtschaftlichen Gesamt- lage. Aber auch dabei sollte man vom Nächst- liegenden ausgehen und nicht gleich die Patent- lösung für das nächste Jahrhundert finden wollen.
Trizonenausschüsse tagen
FRANKFURT. Der Ausschuß für die Neuord- nung der Ländergrenzen setzt heute und morgen seine Besprechungen unter dem Vorsitz des Mi- nisterpräsidenten von Schleswig- Holstein, Her- mann Lüdemann, fort.
In dem Verfassungsausschuß, der unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Karl Arnold tagt, ist Südwürttemberg durch Justizminister Prof. Dr. Karl Schmid vertreten.
Nach einer Mitteilung des Ministerpräsidenten von Nordrhein- Westfalen, Karl Arnold, sind bis- her als Sitz für den Parlamentarischen Rat die Städte Karlsruhe, Koblenz, Bonn, Köln und Düs- seldorf vorgeschlagen worden.
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
Demontage, Amnestie und Schulgesetz
Fortsetzung von Seite 1
Man dürfe z. B. einem Betriebsleiter, der durch Kompensationen für seine Werkküche überhaupt habe, oder einem Kommunalpolitiker, der ,, un- erst die Fortführung des Betriebes gesichert ter Nichtachtung der Papiermauern den Wieder- aufbau schneller vorwärts getrieben habe, als seinem Amt angestanden hätte", keine Vorwürfe machen( Zwischenruf des Abg. Kalbfell:„ Es schwebt kein Strafverfahren gegen mich!" Ant- wort des Ministers:" Fühlen Sie sich betrof- fen?"). Gegen künftige Sünder allerdings for- derte der Justizminsiter ,, die Brutalität des Chir- urgen".
Abg. Schwarz( CDU) erklärte, daß durch die geplante Amnestie das Rechtsempfinden des Volkes verletzt werde. Dr. Leuze( DVP) hin- wiederum setzte sich für die Amnestie ein, da die Zwangsbewirtschaftungsgesetze im Wider- spruch zu den elementarsten wirtschaftlichen Re- gungen des einzelnen" gestanden hätten. Man könne es dem Kaufmann nicht verübeln, wenn er die für seine Existenz wichtigen Warenlager nicht gegen wertloses Geld verschleudert habe. ( Zwischenruf Dr. Müller( CDU): ,, Wofür hat dann der Beamte gearbeitet?" Antwort Dr. Leuze:„ Der Beamte hat sein Schicksal gewählt, es geht ihm bald besser, bald schlechter als dem Kaufmann. Man soll den Neid nicht zum Gesetzgeber erhe- ben!" Antwort Dr. Müller:„ Das ist nicht Neid, sondern Rechtsgefühl!"). Die kommunistische Fraktion gab durch den Abg. Acker„ mit einem lachenden und einem weinenden Auge" ihre Zu- stimmung.
Der Justizminister schloß die Debatte. Er warf dem Abg. Dr. Leuze seine„ kommerzielle Ethik" vor und fragte ihn:" Wie wäre es, wenn der Ar- beiter einmal seine Arbeitskraft hortete?" Au- Berdem sei es unmöglich, den Beamten bald ei- nen„ Hungerleider", bald einen„ Faulenzer" zu schelten. Die Amnestie sei das Produkt der Ein- sicht, daß nicht nur diejenigen die Sünder ge- wesen seien, die die Polizei erwischt habe.
Mit 35:18 Stimmen bei einer Enthaltung wurde das Gesetz angenommen.
In Beantwortung einer entsprechenden Anfrage teilte Landwirtschaftsminister Weiß mit, daß die Angleichung der Ernährungslage an die Bizone ,, nicht nur kalorien-, sondern auch rationsmäßig" bis 1. Oktober erfolge
Der Rahmen für das neue Schulgesetz, das am Donnerstagmittag zur Debatte stand, ist durch den Artikel 114 der Verfassung festgelegt, in dem es heißt:„ Die öffentlichen Volksschulen sind christliche Schulen. Maßgebend für die Gestal- tung der Schulform ist der Wille der Erzie- hungsberechtigten." Das Gesetz bestimmt nun, daß folgende drei Volksschulformen zu errichten sind: Entweder die katholische Bekenntnisschule
Der bizonale Wirtschaftsrat soll seine Tätigkeit oder die evangelische Bekenntnisschule oder die im Herbst einstellen.
Konferenz aut dem Hohenneuiten
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NÜRTINGEN. Am Montagnachmittag um 16 Uhr trafen sich die Ministerpräsidenten von Nordwürt- temberg- Baden, Südwürttemberg- Hohenzollern und Südbaden, Dr. Reinhold Maier, Lorenz Bock und Leo Wohleb, auf dem Hohenneuffen, um in einer ersten offiziellen Fühlungnahme die Frage eines Zusammenschlusses ihrer Länder zu bespre- chen. Hohenzollern war durch den stellvertretenden Landeshauptmann, Bürgermeister Müller, Sig- maringen, vertreten In Begleitung des Staatspräsi- denten Bock befanden sich das gesamte südwürt- tembergische Staatsministerium sowie Landtags- präsident Gengler. Auch das südbadische Kabi- nett, die Fraktionsvorsitzenden und Landtagspräsi- dent Dr. Person waren erschienen.
in Prozessen
DACHAU. Die Vollstreckung von gegen Kriegsverbrecher im Lager Dachau gefällten Todesurteile ist auf Anweisung des Kriegsministers der USA, Kenneth Royall, aufgeschoben worden.
Der Meisterschwimmer
Eines schönen Tages teilte Fräulein Ingrid Ihrem Vater mit, daß sie ihren Schwimmleh- rer von SC Halensee zu heiraten gedächte. Der Vater nahm diese Eröffnung mit freund- Hichem Interesse entgegen, sprach dann drei Tage nicht mehr davon und kaufte am vier- ten Tage eine Fahrkarte nach Klein- Tommin. Denn dort hatte er einen entfernten Vetter wohnen, den Gutsbesitzer Kasekow, der ganz plötzlich in einem Eilbrief den Wunsch geäu- Bert hatte, seine kleine Berliner Nichte ken- nenzulernen.
Fräulein Ingrid feierte also Abschied im SC. Halensee und fuhr los, mit zwei Koffern an der Hand und einem Schwimmlehrer im Her-
zen.
In Klein- Tommin wäre sie bestimmt vom dritten Tage an zur Langeweile verurteilt ge- wesen, wenn nicht der Sohn des Hauses, Hein Kasekow, aufgetaucht wäre. Heinz studierte in Greifswald Landwirtschaft und war im dritten Grade mit ihr verwandt. Aber das war auch alles, was zu seinen Gunsten sprach, Be- sonders, wenn sie ihn mit ihrem Schwimm- lehrer verglich. Denn Heinz war weder schlank noch geschmeidig wie jener, sondern ging mit den schweren Schritten eines Alt- knechts auf dem Gute umher. Es war also eine schwierige, wenn auch edle Aufgabe für sie, ihn mal kräftig in die Schule zu nehmen. Am Sonntag zog sie sich daher schon in al- ler Frühe den Badeanzug unter das Kleid und stleg hinunter in die Wohnstube, wo Heinz sich lang in einem Ohrensessel niedergelassen hatte und die Zeitung las.
,, Mensch, Heinz, das ist aber doch die Höhe! Bei diesem herrlichen Sommerwetter räkelst du dich hier im Großvaterstuhl herum wie ein alter Mann."
,, Aber das ist doch gerade das Schöne am Sonntag, daß man sich mal so richtig räkeln kann."
,, O nein, das gibt es nicht. Wir beide gehen jetzt schwimmen. Hast du Badezeug da?"
christliche Gemeinschaftsschule. Der Schulort er-
hält diejenige Schulform, für welche die größte Stimmenzahl abgegeben worden ist. Sind für eine andere Schulform mindestens 150 Stimmen abgegeben worden, so können auch für diese Kin- der angemeldet werden. Werden mindestens 50 Kinder für eine zweite Schulform endgültig an- gemeldet, so ist eine solche einzurichten. Abstim- mungsberechtigt sind Vater und Mutter schul- pflichtiger oder noch schulpflichtig werdender Kinder. Für jedes Kind steht dem Abstimmungs- berechtigten eine Stimme zu.
Kultminister Sauer führte
aus,
daß die
Schule mit Weltanschauungsunterricht, die der Nationalsozialismus eingeführt habe, nach Kriegs- ende wieder durch die Rechtslage, wie sie das Schulgesetz von 1909 geschaffen habe, ersetzt worden sei. Das neue Gesetz, das auf diesem aufbaue, habe ,, Freiheit und Vielfalt" zum Grund- prinzip. Durch die Differenzierungsmöglichkei- ten, die auch z. B. religiös nicht gebundene Pri- vatschulen gestatteten, solle dem Willen jeder Bevölkerungsgruppe Gerechtigkeit widerfahren. Dr. Kohler( DVP) sah in der durch das Ge- setz geförderten Zersplitterung des Schulwesens die Gefahr eines Leistungsabfalls und einer un- tragbaren Verteuerung und wandte sich vor al- lem gegen das mehrfache Stimmrecht. Er setzte sich für die christliche Gemeinschaftsschule ein. Der kommunistische Abgeordnete Becker unterstützte diese Ausführungen voll und ganz, während der Abg. Wirsching( CDU) als ,, Wortführer weiter evangelischer Kreise" gegen die„ Leugnung der göttlichen Gesetze durch die sogenannten Gebildeten und Fortschrittlichen", die eine weltliche Schule forderten, auftrat. Das Naturrecht der Eltern auf ihre Kinder stehe vor dem anonymen Anspruch des Staates, der die Ju- gendlichen nicht wieder wie unter dem Nazismus dem Elternhaus entfremden dürfe.„ Der Geist der Schule muß den Geist des Elternhauses wi- derspiegeln."
Entgegen den von seiten der DVP und der Kommunisten geäußerten Wünschen, die Schul- gesetzdebatte bis nach dem Zusammenschluß mit Nordwürttemberg- Baden zu verschieben, wurde von CDU- Seite festgestellt, daß man eben für die Verhandlungen zu diesem Zusammenschluß mit dem bereits angenommenen Gesetz ein ent- sprechendes Pfand in den Händen haben wolle. Der Geschäftsordnung entsprechend wurde trotz gegenteiliger Bemühungen des CDU- Fraktions- führers dem Antrag des LDP- Fraktionsvorsitzen- den auf Verschiebung der dritten Lesung des Gesetzes bis zur nächsten Landtagssitzung statt- gegeben.
Die nächste Landtagssitzung, in der neben der Demontage das Gesetz zur Wahl für den parla- mentarischen Rat und die Frage der Volksab- stimmung über die Vereinigung mit Württem- berg- Baden behandelt werden sollen, wird vor- aussichtlich am Donnerstag stattfinden.
Nachrichten aus aller Welt
TÜBINGEN. Der südwürttembergische Landwirt- schaftsminister, Dr. Franz Weiß, führte am vergan- genen Donnerstag zusammen mit den beiden ande- ren Landwirtschaftsministern der französischen Zone erneut Besprechungen mit Vertretern der Bizone über die Angleichung der Rationssätze in den drei Westzonen.
LINDAU. Der Kreispräsident von Lindau, Anton Zwisler, erklärte, Lindau wünsche auch bei Bildung eine Staates Schwaben bayrisch zu bleiben und habe keinesfalls die Absicht, sich Baden und Würt- temberg anzuschließen.
KARLSRUHE. Staatsschauspielerin Melanie Er- math, die Mutter des ehemaligen Intendanten von Radio Stuttgart, Dr. Fritz Ermath, hat aus Gram über den Freitod ihres Sohnes, wie aus einem hin- terlassenen Brief hervorging, gleichfalls Selbstmord begangen.
STUTTGART.
Dr. Hugo Eckener, der bekannte deutsche Luftschiffkonstrukteur, wurde vom öffent- lichen Kläger der Spruchkammer in Schwäbisch Gmünd als nicht belastet erklärt und das gegen ihn schwebende Verfahren eingestellt. STUTTGART. Das Direktorium des Süddeutschen Länderrates will bei den zuständigen deutschen Stellen beantragen, daß beim Lastenausgleich Kriegsgefangenschaft als soziale Benachteiligung be- wertet wird.
DÜSSELDORF. Der Vorsitzende der CDU in der britischen Zone, Dr. Konrad Adenauer, forderte erneut den Anschluß des Gebietes Trier- Koblenz an Nordrhein- Westfalen. Dem Land Gesamtwürttem- berg- Gesamtbaden sollte die Pfalz angeschlossen werden, falls die Bevölkerung es wünsche.
BERLIN. Der demokratische Frauenbund Berlin richtete an die vier Kommandanten die Bitte, die Staatsanwaltschaft von Berlin Schwangerschaftsunterbrechungen weder den Arzt anzuweisen, bei noch die Schwangeren strafrechtlich zu verfolgen.
,, Badehose gabe ich schon, aber..."
99.
was?" Na, es schadet nichts, ich werde es dir du kannst natürlich nicht schwimmen, beibringen. Los, marsch, auf mit dir!" Damit nahm sie ihm die Zeitung weg, und Heinz
mußte wohl oder übel seinen weichen Sonn- tagsplatz verlassen.
Es wurde kein heiterer Spaziergang für ihn, der Weg zum See. Ingrid verbreitete sich zu- nächst in ein paar einleitenden Worten über die Kunst des Schwimmens überhaupt und kam dann des Näheren auf ihren Schwimm- lehrer zu sprechen. Und je länger sie darüber sprach, desto mehr wuchs dieser gegen den armen verdumpften und verstockten Faulpelz Heinz zur wahren Idealfigur eines Mannes heran.
Unten am See stießen sie dicht am Ufer auf ein kleines schwarzes Kreuz.
,, Was hat denn das da zu bedeuten?", fragte Ingrid ,,, liegt da jemand begraben?" ,, Ja, ein Hund, ein kleiner Spitz." ,, Wieso? Wer hat ihn denn da eingebuddelt?" ,, Der Förster, weil er seinen Sohn vor dem Ertrinken gerettet hat."
,, Hier im See? Wie kam denn das? Erzähl doch mal!"
,, Ach, was soll ich die alten Kamellen auf wärmen. Es ist ja schon ein Jahr her."
,, Also Heinz, du bist der langweiligste Pe- ter, den ich kenne, Los, sofort erzähl!"
,, Na schön, meinetwegen. Das war nämlich so: Der Förstersohn war eines Tages mit zwei anderen Jungen in einem alten Kahn auf den See rausgefahren. Mit dem Hund natürlich. Draußen hatten sie dann allerhand Unfug ge- trieben und das Boot zum Kentern gebracht. Da hingen sie nun an dén Planken und schrien mörderisch. Und der Spitz schwamm inzwi- schen an Land und bellte auf dem Felde wie ein Verrückter die Leute an, bis sie dann auch das Unheil merkten und an den See runter- liefen. Tja, und gerade, als das Boot absackte, ging denn einer rein und holte sie raus." ,, Alle drei? Wer war denn das?"
PARIS. Durch die Ernennung zum Minister für Bevölkerungsfragen ist der Posten des Staatssekre- tärs für deutsche Angelegenheiten im französischen Außenministerium, den bisher Pierre Schneiter verwaltet hat, frei geworden. Eine Entscheidung über die Neubesetzung ist noch nicht getroffen.
DEN HAAG. Der bisherige Ministerpräsident von Holland, Dr. Beel( Kath. Partei), hat den Auftrag, eine Regierung zu bilden, zurückgegeben. Prinz- regentin Juliane betraute daraufhin damit van Schaik, der ebenfalls der Katholischen Partei ange- hört.
BERN. Am Sonntag beging die Eidgenossenschaft ihren Nationalfeiertag. Bundespräsident Celio be- zeichnete in der Gedenkrede die innere Einigkeit des Landes, die Aufrechterhaltung seiner Individua- lität und die ehrliche Zusammenarbeit mit den an- deren Staaten als die Grundzüge der schweizeri- schen Politik, der das Land sein geistiges und ma- terielles Aufblühen zu verdanken habe.
wandten
WIEN. Oesterreichische Tabakhändler sich an den Finanzminister, um gegen das Ueber- handnehmen des Schleichhandels mit ausländischen Tabakwaren zu verweisen. Dadurch werde nicht nur die Existenz der Tabakhändler, sondern auch das finanzielle Rückgrat des Staates ruiniert. Sie forderten, die Bundesregierung möge an den alliier- ten Rat eine Note richten, in der eine Beschränkung der Einfuhr von Tabakwaren für Angehörige der Besatzungsmächte gefordert wird. KAPSTADT.
Die Wahlen für den südafrikani-
schen Senat haben der Regierungspartei 22 und der Unionspartei 18 Sitze eingebracht. Weitere 4 Sitze fielen an eine Eingeborenenpartei, die im allge- meinen auch auf seiten einer Opposition steht. WASHINGTON. Der polnische Botschafter über- reichte in der vergangenen Woche dem Staatssekre- tär Marshall eine Note seiner Regierung, in der sich diese gegen die„ einseitigen Beschlüsse von London in der Deutschlandfrage" beschwert.
Nacheinander natürlich, bloß der Spitz er- ihm wohl die Puste dabei ausging." soff, weil er immer hinterherschwamm und
Spiel! Wer der Schwimmer war, will ich wis- ,, Aber laß doch mal den Spitz aus dem
sen. Aus dem Dorf jemand?"
,, Aus dem Dorf direkt nicht", sagte Heinz bedächtig und zog die Strümpfe aus.„ Hier die Narbe am Bein stammt übrigens noch da- von, da hatte sich einer von den Jungen in seiner Todesangst festgekrallt. Aber sonst
war alles halb so schlimm..."
Ingrid schrieb am nächsten Tage ihrem Va- ter einen Brief, in dem sie ihn bat, nicht böse zu sein, aber den Schwimmlehrer würde sie nun wohl doch nicht heiraten. Die Gründe möchte sie ihm später persönlich sagen.
Erich Paetzmann
Ein neues Buch
Fred Ottow ,,, Der besessene König", Willi Weismann Verlag, München.
Bismarck
3. August 1948
kann gemeinsam sein, sondern muß sich fragen: cz. ,, Ich glaube, man soll sich nicht fragen, was Was muß absolut gemeinsam sein? Und das- jenige, was nicht gemeinsam zu sein braucht, das soll man der speziellen Entwicklung über- lassen. Damit dient man der Freiheit, damit dient man der Wohlfahrt." Dieses Zitat ist einer Rede Bismarcks aus dem Jahre 1896 entnommen,
des ,, undemokratischen" Bismarcks, dessen To- destag sich am 30. Juli zum 50. Male jährte.
Soweit festzustellen, hat bisher als einziger Theodor Heuß in der ,, Rhein- Neckar- Zeitung" ken, auf dessen Werk sich alle diejenigen beru- sich verpflichtet gefühlt, des Mannes zu geden- fen, die heute die Spaltung Deutschlands verur- teilen und für ein einziges Deutschland ein- treten.
Heuß warnt in seinem Artikel vor schnellen Urteilen. Er erinnert daran, daß Bismarck dem
„ Norddeutschen Bund" das allgemeine, gleiche das vornehmste Anliegen der Paulskirchen- Lin- und schließlich geheime Wahlrecht sicherte, was ken gewesen war. Der Führer der badischen Er- hebung in den 48er Jahren, Hecker, habe spä- ter festgestellt, Bismarck vollendete, wofür er einmal kämpfte. Heuß verkennt die Hinter- gründe von Bismarcks realpolitischen Absichten nicht. Er will ihm jedoch Gerechtigkeit wider- fahren lassen.
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Kanzler", der„ Einer" des Reichs", gestern ver- Ist es eigentlich erstaunlich, daß der ,, Eiserne dächtig war jenen, die sein Werk endgültig verspielt haben und auch heute den einen des Kulturkampfes, den anderen der Sozialisten- gesetze wegen suspekt ist. Dabei vergessen die einen, daß Bismarck immer sein christliches Ver- antwortungsgefühl betonte, die anderen, daß zu seiner Zeit das vorbildlichste Sozialgesetz- gebungswerk der Vorweltkriegszeit geschaffen wurde, die dritten schließlich, daß man sein Le- ben und Wirken nicht auf 1948 fußend verur- teilen sollte. Aus der Zeit begriffen, rechtfertigt sich manches, was heute Kritik herausfordert.
Wenn die Demokratie heute einmal mehr Ge- fahr läuft, zu verkümmern, ehe sie gereift ist, werden wir uns nicht naiv wie Kinder, die mit Geschichtsbüchern spielen, auf Bismarck berufen und behaupten können, er sei noch im- mer ,, an allem schuld". Schon deshalb erinnern wir uns Bismarcks mit demselben Recht, mit dem sich andere Völker ihrer großen Männer erinnern.
Vielleicht besinnen sich eines Tages auch die heutigen Staatsmänner dieses Satzes aus einer seiner Reden, in Erkenntnis der Fragwürdigkeit alles Bemühens: ,, An irgendeiner Forstschule steht die Inschrift: ,, Wir ernten, was wir nicht gesät haben und wir säen, was wir nicht ernten werden." Genau so ist es in der Politik. Das de- finitive Resultat des Staatsmannes ist niemals auf Jahr und Tag erkennbar.
Urteile im IG.- Prozeß NÜRNBERG. Am Freitag wurden vom ameri- kanischen Militärgericht folgende Direktoren der IG.- Farben verurteilt: Georg Schnitzler zu 5, Ernst Bürgin zu 2, Paul Häflinger zu 2, Max Ilgner zu 3, Friedrich Jähne zu 1½, Heinrich Oster zu 2, Hans Kugler zu 1½, Fritz ter Mer zu 7, Karl Krauch zu 6, Otto Ambros zu 8, Heinrich Büte- fisch zu 6 und Walter Dürrfeld zu 8 Jahren Ge- fängnis. Die Haft wird sämtlichen Angeklagten angerechnet. Alle übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. Der freigesprochene Professor Dr. Hörlein hat noch während seiner Inhaftie- rung von der australischen Regierung ein Ange- bot für Forschungsarbeiten erhalten, das er wahr- scheinlich annehmen wird.
12 Jahre Gefängnis für Krupp NÜRNBERG. Am Samstag wurde das Urteil im Krupp- Prozeß verkündet. Alfred Krupp von Bohlen und Halbach wurde zu 12 Jahren Ge-, fängnis und zur Einziehung seines gesamten per- sönlichen und wirtschaftlichen Vermögens, Ewald Löser zu 7 Jahren, Eduard Houdremont zu 10 Jahren, Erich Müller zu 12 Jahren, Friedrich Janßen zu 10 Jahren, Max hn zu 9, Karl Eber- hardt zu 9, Heinrich Korschan zu 6, Friedrich von Bülow zu 12, Heinrich Lehmann zu 6 und Hans Kupke zu 2 Jahren und 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Bei sämtlichen Angeklagten wird die Haft auf die Strafe angerechnet. Der Verteidiger Rechtsanwalt Kranzbühler, bestritt die Zustän- digkeit des Gerichts im gesamten Krupp- Prozeß.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.50 DM, durch die Post 1.74 DM, Einzelverkaufspreis 20 Pf Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag
fluß über die Elbe und Werra und bis zum Inn. Der Schwede aus dem Hause Pfalz- Zwei- brücken hat seine geschichtliche Aufgabe mehr instinktiv geahnt, begriffen wohl ebensowenig wie das in Sonderinteressen zersplitterte Eu- ropa, das damals schon sich zu keiner einheit- lichen Aktion zusammenfand, um den Osten entweder in die gesamteuropäische Aufgabe einzugliedern, oder ihm stark und einmütig zu begegnen.
Die Persönlichkeit des Königs formt sich aus Anlage und Erziehung zum Vollstrecker eines göttlichen Auftrags. Starrsinn und Un- belehrbarkeit lassen weder diese Aufgabe er- füllen, noch edle und große, ja geniale We- senszüge ausreifen, denen man trotzdem die Bewunderung nicht versagen kann. Wie jeder absolute Autokrat ist er viel mehr den Ein- flüsterungen der um ihn gescharten Kama- rilla zweifelhafter Persönlichkeiten und Glücks-
jäger zugänglich als dem Einfluß aufrechter und verantwortungsbewußter Männer, die Volk und Reich sind ihm keine Verpflichtung, vergeblich gegen den verderblichen Einfluß je- ner anzukämpfen suchen. Er sieht nur sich, sondern nur Mittel zur Befriedigung seines Machttriebs. Parallelen zur Gegenwart sind auf, sowohl im Persönlichen wie in der gro- sparsam gezogen, drängen sich aber zwingend Ben Linie historisch- politischer Entwicklung.
-r.
der sich die kriegerische Romantik und die Karl XII. von Schweden ist eine Gestalt, Legende weitgehend bemächtigt haben. Histo- risch gesehen hat er Schwedens Sturz von der seines Staatsgebietes auf weniger als die Höhe glanzvoller Macht und die Verringerung spieler Peter I. von Rußland ermöglicht, dem Hälfte verschuldet und seinem großen Gegen- Großfürstentum Moskau den Weg nach We- sten zu bahnen und Rußland in die euro- Victor M ann, der in München lebende jüngste päische Politik einzuschalten. An seinem Ende Bruder von Thomas und Heinrich Mann, schreibt steht nicht die unter Schwedens Führung seine Memoiren, die unter dem Titel„ Bildnis einer möglich gewesene Zusammenfassung des ger- manischen Nordens zu einem bestimmenden Faktor der europäischen Politik, sondern der Untergang der schwedischen Ostseemacht als europäische Großmacht und die fortschreitende machtpolitische Einflußnahme Rußlands auf das Schicksal Europas. Den dabei in 240 Jah- In den letzten Monaten sind verschiedene deutsch- ren zurückgelegten Weg können wir heute verfolgen. Karl XII. suchte Peter dem Gro- Ben an der Newa und Düna und am Dnjepr zu begegnen, heute reicht der sowjetische Ein-
Familie" im Südverlag in Konstanz erscheinen wer- den.
Bei einem Besuch Schweizer Journalisten auf der Bodenseeinsel Mainau wurde mitgeteilt, daß die Absicht besteht, im nächsten Jahre im Schloß Main- liche Universität zu errichten. au eine für die Studenten aus ganz Europa zugäng-
sprachige Bücher ins Italienische übersetzt worden darunter Thomas Manns ,, Lotte in Weimar", Remar ques ,, Arc de Triomphe", Wassermanns„, Daniel Not hafft", und die Tagebücher Ulrich von Hassells.