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Geltung haben. Es ist auch heute nicht denk- bar, daß Außenpolitik und Wirtschaft, Einheit des Rechts- und Verkehrswesens nicht in die Kompetenz des Bundes fallen sollten.
Die Länder haben als Bundesglieder ihre eigene Geschichte mit gewissen politischen und vielen verwaltungsmäßigen Eigenarten, vor allem aber mit einem oft sehr ausgeprägten kulturellen Eigenleben. Diese Mannigfaltig- keit ist ein Reichtum, wenn das Ganze und die Teile das richtige Verhältnis zueinander zu finden vermögen. Das aber kann nur gesche- nen, wenn die in den Bundesgliedern wirk- samen Kräfte untereinander im Gleichgewicht sind. Wir kennen den Gegensatz zwischen den stark unitaristischen Tendenzen des Nordens und den zuweilen recht heftig auftretenden partikularistischen Tendenzen des Südens. Da- zwischen stehen die beiden Staaten des Süd- westens, Württemberg und Baden, über die, bleiben sie getrennt, der große Gegensatz nur allzu leicht hinweggehen wird. Auch unter diesen beiden kleinen Ländern mögen gewisse Verschiedenheiten bestehen, aber sie sollten es als ein Gebot der Stunde betrachten lernen, ihre Gegensätzlichkeiten zu überwinden, um, in ein Land vereinigt, kraft ihrer demokra- tischen Tradition die bundesstaatliche Synthese zwischen den Gegensätzen des Nordens und des Südens zu finden. Darin liegt ihre deut- sche, vielleicht europäische Aufgabe, denn nur ein in sich ausgewogenes Deutschland wird im Dienste des Friedens und des kulturellen Fort- schritts der Menschheit seine Rolle in einem Vereinigten Europa spielen können.
Volksbegehren in Bayern? MÜNCHEN. Nach den Städtewahlen vom 30. Mai, die bekanntlich der CSU schwere Verluste gebracht haben, erklärte Ministerpräsident Dr. E hard, die Regierung habe ihr Mandat vom Landtag erhalten und seine Sache sei es, zu prüfen, ob das Ergebnis der Gemeindewahlen dazu zwinge, weitere Konse- quenzen zu ziehen. Er für seine Person verneine diese Frage.
Der Landesvorstand der Sozialdemokratischen Par- tei Bayerns erklärte am Freitag, die SPD erwarte von der Regierung, daß sie dem Wahlergebnis ent- sprechend handle. Sollte das nicht der Fall sein, so werde die Sozialdemokratie zu einem Volksbegeh-
ren aufrufen.
Die französische Zeitung ,, Le Monde" zieht folgen- des Fazit aus den bayerischen Gemeindewahlen: ,, Die alliierte Politik hat in Deutschland einen Zu- stand der Unzufriedenheit und des Widerstandes herbeigeführt, weil sie es nicht verstanden hat, ein endgültiges politisches Statut und eine genügende wirtschaftliche Aktivität zu schaffen."
Mörder Marums verurteilt
KARLSRUHE. Die Mörder des badischen Staats- rates Dr. Ludwig Marum, der 1934 im Konzen- trationslager Kislau umgebracht worden war, wur- den am Freitag verurteilt. Der Angeklagte Karl Sauer erhielt lebenslängliches Zuchthaus, Paul Häupel 12 Jahre, Heinrich Stix 3 Jahre und Otto Weschenfelder 1 Jahre und 3 Monate Zuchthaus.
Wurm bittet für Strafaufschub STUTTGART. Der evangelische Landesbischof D. Theophil Wurm hat General Lucius D. Clay te- legrafisch gebeten, er möge sich für einen Aufschub der Vollstreckung von Todesurteilen gegen Kriegs- verbrecher verwenden, bis eine entsprechende Be- rufungsinstanz eingesetzt worden sei.
Weniger Brot in der Bizone
DUSSELDORF. Auf Anordnung des Zweizonen- amtes für Ernährung und Landwirtschaft werden in allen Ländern der Bizone die Brotrationen im lau- ienden Monat um 2000 Gramm gekürzt, falls nicht in der dritten Dekade neue Einfuhren eintreffen, die eine Kürzung um nur 1000 Gramm zulassen.
In
Der Paradiesapfel
MUNCHEN. Weihbischof Dr. Neuhäuslerlegte einer Pressekonferenz gegen den Film„ Der Apfel ist ab", der zurzeit von Hellmuth Käutner Jn Geiselgasteig gedreht wird, Verwahrung ein, weil er eine Verhöhnung der biblischen Schöpfungsge- schichte darstelle. Kultusminister Dr. Hundham- mer erklärte in diesem Zusammenhang: ,, Der Staat kann niemanden das Recht geben, Gift zu säen und das Volk zu verderben."
BERLIN. Nach der CDU- Zeitung ,, Der Tag" wer- den in den Ländern der Sowjetzone alle Zeitungen and Zeitschriften durch eine sowjetische Zentral- instanz verteilt.
Die Plaidrolle
Von Maré Stahl
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Seht, sie hat alles überdauert- diese merk- würdige Schöpfung aus Segelleinen und Kane- vas: ein Kaiserreich stürzte, eine Republik ward geboren und starb in den Windeln, ein Diktator regierte in tyrannis, Deutschland zerfiel in vier Teile und siebzig Millionen verschiedene Meinungen aber ihr Leben währet ewiglich!
Sie war die Inkarnation der Epoche des un- erschütterlichen Spießbürgertums. Sie glich ihren Trägern in Umfang und Aufmachung. Sie stammte aus der Schonzeit, dieser Bron- gezeit des bürgerlichen Zeitalters, der Zeit der schonenden Sesselüberzüge, Kofferhüllen, Klaviertastenläufer und in Gaze gemummten Kronleuchter. An ihrer Wiege stand keine Fee Feen sind nicht für Sofadeckchen und wür- den lieber die als Fliegenschutz gedachte Ro- sagaze bei ihren unsittlichen Tänzen um die elfenbein weißen Glieder wickeln, nein, an ihrer Wiege stand der leicht aufgeplusterte Geist der Nützlichkeit.
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Sie wurde in einer schlaflosen Nacht von einer kinderreichen Mutter erfunden, die mit sämtlichen Sprößlingen auf die Reise gehen wollte. Sie nahm ein Stück graues Leinen, versah es mit Futter, Knöpfen und Durch- zügen, stickte darauf( in Plattstich) ,, Gute Reise!", von Heckenröschen und Immergrün ( in Stilstich) umrankt, und besah ihr Werk voller Zufriedenheit, obwohl es vorerst dürftig and unterernährt aussah. Ihre Kraftnatur of- fenbarte sich erst, als man daran ging, sie vollzustopfen. Sie verschlang zahllose Hem- den und Unterröcke, Dutzende von Windeln und Hunderte von Taschentüchern denn man liebte es damals, mit allem Besitz auf die Reise zu gehen wozu hatte man ihn
denn sonst? Sie mästete sich geradezu mit Wäsche und wurde zusehends dicker, von Minute zu Minute schwoll sie mehr an. Ihre zu Rosetten zusammengezogenen Seiten saßen
SCHWABISCHES TAGBLATT
,, Vereinigung von Württemberg und Baden"
Eine Entschließung des Landesparteitags der DVP zur deutschen Verfassungsfrage und Dr. Hans Kohler( Schwenningen) zum 2. und 3. Landesvorsitzenden gewählt.
REUTLINGEN. Am Samstag und Sonntag fand der Parteitag der demokratischen Volkspartei Süd- württembergs unter dem Vorsitz von Postpräsi- dent Wilhelm Wirthle statt. Zur Verfassungs- frage wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt, daß die deutsche Einheit begrün- det werden müsse durch die Schaffung einer aus allgemeinen, gleichen und direkten Wahlen her- vorgehenden Volksvertretung, die ihrerseits die vom Vertrauen des Parlaments abhängige Bun- desregierung zu bilden habe.
Die in einem Bundesrat vereinigten Länder- vertretungen müßten im Gesamtstaat diejenige verfassungsrechtliche Stellung einnehmen, die sie zur wirksamen Wahrung der Interessen und des Eigenlebens der Länder befähige, denn die Man- nigfaltigkeit dieses Eigenlebens bilde die Grund- lage deutscher Kultur.
,, Der Gesamtstaat", so heißt es dann in der Entschließung wörtlich,„ kann nur lebensfähig sein, wenn die in den Bundesgliedern lebendigen Kräfte untereinander in einem Verhältnis des Gleichgewichts stehen. Dies ist bisher nicht der Nordens und des Südens stehen die beiden klei- Fall, denn zwischen den größeren Einheiten des nen Länder Baden und Württemberg. Die Ver- einigung von Württemberg und Baden einschließ- lich Hohenzollerns in einem Bundesstaat ist ein dringendes Gebot."
Wirtschaftsminister Wildermuth lehnte die Sozialisierung ab, weil sie in den Totalitarismus münde.
Weitere Entschließungen traten für eine deut- sche Teilnahme an der Weltwirtschaft, für eine sinnvolle Steuerreform, für die christliche Ge- meinschaftsschule und für eine weitgehende Be- gabtenförderung ein. Außerdem wurde bekannt- gegeben, daß noch im Laufe dieses Monats mit einer Generalamnestie für viele Tausende säu- berungspflichtiger Personen zu rechnen sei.
Landtagsabgeordneter Wilhelm Wirthle( Tü- bingen) wurde wieder zum 1., die Landtags- abgeordneten Dr. Eduard Leuze( Reutlingen)
Auch die südbadische CDU befaßte sich auf ihrem 3. Landesparteitag in Freiburg am ver- gangenen Wochenende mit ähnlichen Problemen, wie sie in Reutlingen diskutiert worden sind. In einer programmatischen Rede wies der Lan- desvorsitzende Dichtel auf die Diskrepanz hin, die zwischen den durch die Verfassung ver- brieften Rechten und der Befehlsgewalt der Be- satzungsmacht bestehe. ,, Es hat keinen Zweck", so führte er aus ,,, wenn man in der Verfassung alle möglichen Rechte verspricht, die Verspre- chungen später aber nicht halten kann. Wenn nicht bald die Möglichkeit gegeben wird, daß wir wirklich als Regierung, Landtag etwas zu sagen haben, dann sehe ich in absehbarer Zeit keine Möglichkeit mehr, unsere Partei für die weitere Entwicklung die gesamte Verantwortung in der Offentlichkeit tragen zu lassen." Dichtel erinnerte an das vor einiger Zeit feierlich gegebene Wort des französischen Staatssekretärs Schneiter, der versprochen hatte, daß sich die Besatzungs- macht lediglich auf Kontrollfunktionen zurück- ziehe und den deutschen Stellen größere Kompe- tenzen einräume.
Jakob Kaiser, der aus der Ostzone gekom- men war, unterstrich die gegenwärtige Bedeu- tung Berlins als Wellenbrecher gegen eine kom- munistisch- sowjetische Expansion.
Der Landesparteitag billigte die Bildung einer Kommission, die sich mit den Plänen für eine Neu- ordnung im westdeutschen Raum befassen soll.
In einem gewissen Gegensatz zu diesen An- regungen des Parteitages führte Staatspräsident Wohleb in einem Artikel in der ,, Südwestdeut- schen Volkszeitung" aus, daß das badische Land wieder in seinen alten Grenzen hergestellt wer- den müsse: ,, Die Forderung, daß das künftige Deutschland aus einer kleinen Zahl von Mittel- staaten bestehen soll, ist eine bedenkliche Be- hauptung."
Nachrichten aus aller Welt
MÜNCHEN. Die interzonale Juristentagung faßte am vergangenen Donnerstag eine Entschließung, in der zur Wahrung der Rechtseinheit die Schaffung eines für alle Zonen zuständigen Obersten Gerichts gefordert wird. Ferner wurde die Unterstellung der DP's unter die deutschen Gesetze verlangt. FRANKFURT. 99 leitende Offiziere des amerikani- schen Geheimdienstes und die Militärattachees der amerikanischen Diplomatenvertretungen in Europa sind zu einer Jahreskonferenz in Frankfurt einge- troffen.
HEIDELBERG. Das amerikanische Hauptquartier für den europäischen Befehlsbereich wurde ab 1. Juni nach Heidelberg verlegt, um in Frankfurt für die erweiterten Zweizonenbehörden Platz zu machen. WEIMAR. An Stelle des zurückgetretenen Dr. Külz jun. wurde der bisherige Oberbürgermeister von Goslar, Dr. Loch, zum Justizminister von Thüringen ernannt.
BERLIN. Die deutsche Wirtschaftskommission der Ostzone fordert die Bevölkerung in einem Appell auf, sich wegen der Pläne für die Durchführung ei- ner von der Sowjetzone unabhängigen Währungs- reform Westdeutschlands nicht zu beunruhigen und erklärt, daß hinreichende Maßnahmen getroffen wer- den sollen, um eine Benachteiligung der Wirtschaft in der Ostzone zu vermeiden.
BERLIN. Zu den Initiatoren der National- demo- kratischen Partei in Weimar gehören nach einer Meldung der Berliner Zeitung ,, Der Tag" führende Mitglieder der SED.
BERLIN. Nach einer Mitteilung des SED- Organs ,, Neues Deutschland" sollen die Reparationsleistun- gen der Sowjetzone und der Aufwand für den Un- terhalt der Besatzungstruppen für 1948 um 1 Mil- liarde Mark herabgesetzt werden.
BERLIN. Die jüngste deutsche Kriegsgefangene, die 9jährige Rosemarie Wesemann, die zusammen mit ihren Eltern in Polen gefangengenommen wor- den war, ist dieser Tage aus der Sowjetunion zu- rückgekehrt.
nestie für ehemalige Unterscharführer und Rotten- BERLIN. General Robertson kündigte eine Am- führer der SS an, soweit sie nicht als Wachmann- schaft in Konzentrationslagern eingesetzt waren oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen ha- ben.
BERLIN. Die amerikanische Militärregierung hat die sowjetische Behauptung, amerikanische Flug- zeuge hätten am 28. April ein sowjetisches Trans- portflugzeug auf der Strecke Zürich- Berlin belä- stigt und seine Sicherheit gefährdet, zurückgewiesen.
PRAG. Der stellvertretende Außenminister der UdSSR, Zorin, befindet sich augenblicklich in Prag.
jetzt prall wie Riesenwurstzipfel an dem wulstförmigen Leib. Ihre anfängliche Wohl- genährtheit wich einer beängstigenden Hyper- trophie. Sie knirschte in den Nähten, drohte jeden Moment ihr Innerstes nach außen zu krempeln und wurde nur durch ein Dutzend Perlmutterknöpfe, die man kategorisch zu- knöpfte, daran gehindert. Sie sah jetzt aus wie eine trächtige Seekuh, die jeden Augen- blick Junge bekommen wollte; darum schnürte man schnell den Plaidriemen herum, diese geniale Erfindung aus Rindsleder mit einem Handgriff.
Jetzt war dieses Monstrum endlich gebän- digt. Dienstmädchen bogen sich unter ihrer Last wie Streichhölzer, Droschkenkutscher fluchten und rüstige Dienstmänner brachen unter ihr zusammen. Alles, was zu guter Letzt noch vergessen war, wurde in die klaffenden Schlitze zwischen den Knöpfen gesteckt ein Portemonnaie, ein Kinderlätzchen, Näh- zeug und eine Tafel Schokolade, sie schluckte es widerwillig und versuchte, ihren Peinigern die Finger abzuquetschen, die sich ihr zwischen die Zähne schoben aber sie schluckte. Bis sie endlich durch von Butter, Speck und Eier gemästete Bizepse in das Gepäcknetz hinauf- geschwungen wurde und dort wie ein mit Gas überfüllter Miniatur- Zeppelin ausruhte. Ich weiß nicht, wohin sie dann in einer ver- snobten Zeit entschwunden war, als man ver- achtungsvoll auf Reisekörbe und Schachteln aus Japanmatten herabzusehen begann. Sicher hielt sie, zusammengelegt und sauber geplät- tet, im Nußbaum- Vertiko eine Art Winter- schlaf. Sie, verschlief die Vulkanfiberzeit, die Zeit der gelben handgesteppten Lederkoffer und die Autodukzeit. Sie schlief, bis die Trom- pete des Jüngsten Gerichts sie aus dem hei- ligen Vertikos scheuchte.
Die vornehmen Koffer mit den smarten Hotelschildchen aus aller Welt waren ver- brannt, geplatzt und in muffigen Kellern ver- fault. Trotz ihrer so großartig anmutenden Stabilität hatten sie dem wahren Ernst des
BELGRAD. Nachrichten des Rundfunksenders von General Markos zufolge haben die griechischen Re- gierungstruppen in der Zeit vom 20. April bis 20. Mai 2042 Tote und 2748 Verwundete verloren.
aus der
BERN. 200 mohammedanische Tataren Italien nach der Schweiz übergetreten waren, traten Krim und aus Aserbeidschan, die im Jahre 1945 von dieser Tage die Ausreise nach der Türkei an. Sie werden die türkische Staatsangehörigkeit erhalten. ROM. Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben eine von der italienischen Regierung am 18. Mai an die vier Großmächte gerichtete Note, in der um eine endgültige Festlegung der italienisch- jugo- slawischen Grenze ersucht worden war, positiv be- wjetrußlands steht noch aus. antwortet. Die Stellungnahme Frankreichs und So-
MADRID. Spanien wird in Westdeutschland wieder Konsulate errichten. Ein Generalkonsul für Ham- burg wurde bereits ernannt.
Königin Wilhelmine wurde auf den 4. September DEN HAAG. Der offizielle Abdankungstermin der
festgesetzt.
LONDON. Einer amtlichen Mitteilung zufolge wird die Niederkunft der Prinzessin Elisabeth Ende Ok- tober erwartet.
LONDON. Das britische Unterhaus hat das Ge- setz zur Abschaffung der Todesstrafe trotz der ab- lehnenden Haltung der Regierung angenommen. In- folge der Ablehnung durch das Oberhaus kann das Gesetz erst in zwei Jahren rechtskräftig werden.
Regierung mitgeteilt, sie werde auf die Hälfte der HELSINKI. Die Sowjetunion hat der finnischen finnischen Reparationsschulden an die Sowjetunion, d. h. auf ungefähr 70 Millionen Dollar, verzichten. ANKARA. Der türkische Kriegsminister Munir Birsel hat seinen Rücktritt eingereicht.
ANKARA. Bei Ueberschwemmungen im Gebiet von Amasya in Mittelanatolien kamen 88 Personen ums Leben.
WASHINGTON. Nach einer Erklärung des Gene- ralstabschefs der amerikanischen Luftwaffe ist ein
Plan ausgearbeitet worden, der die Schaffung eines ,, Radar- Netzes" zum Schutz der USA gegen plötz- liche Luftangriffe vorsieht.
LAKE SUCCESS. Die griechische Regierung er- klärte sich zum Abschluß eines Friedensvertrages mit Albanien bereit.
BUENOS AIRES. Die argentinische Kammer hat einen Antrag angenommen, der erneut die Rechte Argentiniens auf die Antarktis proklamiert. BATAVIA. Auf der Insel Timor sind in den letz- ten Monaten mehrere Vulkanausbrüche beobachtet worden.
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8. Ju
8. Juni 1948
Rheinreise 1948
GFH. Lägen im Strom vor Rüdesheim, Koblenz und Bonn nicht überall noch eine Mil- lion Tonnen als Wracks auf Grund oder an Land, man würde im sauberen D- Zug, der mit neuen Fensterscheiben, frisch gestrichenen Wa- gendecken in kaum vier Stunden von der al- ten Bäderstadt am Taunus ins ,, Heilige Köln" braust, vergessen, daß wir das Jahr 1948 schrei- ben. Weinberge säumen hinter Wiesbaden die Fahrstrecke, emsig sind die Winzer am Wer- ken, Namen bekannter Weinorte ziehen vor- über. In Eltville arbeiten sie wieder bei Ma- die Schornsteine von ,, Asbach Uralt". Schlepp- thäus Müller, in Rüdesheim rauchen wieder züge furchen den breiten Strom auf ihrer
Reise von Holland zur Schweiz. Neben der Trikolore und Hollands Fahne beherrschen der Union Jack und das Sternenbanner die Masten, die deutschen Schiffe führen den vom Kon- trollrat genehmigten blau- weiß- rot- weiß- blauen Wimpel am Bug, wir sind ein Volk ohne ei- gene Flagge, eine Nation der politischen Un- mündigkeit.
Bei Lorch stoppt der Schnellzug. Zonen- grenze. Bis vor kurzem noch wegen der schar- fen Kontrolle gefürchtet, beginnt hier doch je- ner weder politisch noch wirtschaftlich moti- vierte französische Zonenzipfel, der bis weit in den Westerwald hineinreicht. Rheinland- Pfalz heißt das Land, das Trier und Kaiserslautern umspannend hier die Staatshoheit ausübt.
Das Leben auf dem Strom fesselt unsern Blick, hier und da ein Personendampfer, die schnittigen Polizeiboote der Deutschen, Renn- boote der Besatzung, am andern Ufer die Tri- kolore. Ab und zu noch Brückentrümmer, aber drüben auf der linken Stromseite rasen genau so wie hier die Züge von Süden nach Norden und umgekehrt. Der Rhein wird wieder Ver- kehrsstraße. Ohne Halt eilt jetzt unser Schnell- zug den Strom entlang, windet sich unter dem Loreleifelsen durch, gibt vorher bei Rüdes- heim einen winzigen Augenblick den Blick auf das trotz aller Bombenkrater ringsum unver- sehrte Niederwalddenkmal frei und verhält sein Tempo, als wir unter dem Ehrenbreit- stein hindurch über das Wasser nach Koblenz blicken. Leer der Sockel des Deutschen Ecks, jenes Symbol einer Zeit, die nun endgültig vorüber ist, deren Wende nichts deutlicher be- kundet als die Regierung des Landes Rhein- land- Pfalz, die jetzt hier zwischen Mosel und Rhein ihr Domizil hat.
Rheinschiffer sein ist heute schwer. Noch sind auf den meisten reparierten Schleppern und Kähnen die Wohnräume aus Holzmangel nicht verschalt, noch fehlen die Bohlen für die Ladeluken, in jeder Zone gelten andere Le- bensmittelkarten, so daß meist ein Mitglied der Besatzung vorausreisen muß, um die Nahrung die Fahrzeiten von Rotterdam nach Mann- sicherzustellen. Viel länger als im Frieden sind heim, liegt der Strom doch noch voller Trüm- mer, mangelt es an Schleppkraft und Kahn- raum. Heizer, die alter Tradition gemäß seit alters her vom Hunsrück kamen, sind kaum zu bekommen, die Jugend will nicht mehr an die Kessel, die Arbeit ist zu schwer, zu gering die Zulagen und zu schlecht die Bezahlung. Frei- lich, man kann mit den Kameraden aus Hol- land und Belgien kompensieren, es gibt Tabak aus den Niederlanden und Kaffee vom Kongo, Schokolade aus der Schweiz und Zigaretten aus den Staaten, aber das alles ist doch kein solides Geschäft.
Voller Neid verfolgt man einen der neuen Personendampfer der holländischen Linie, die seit diesem Sommer wieder devisenkräftige Ausländer in drei Tagen von Rotterdam nach Basel befördern. Wir Deutschen sind schon froh, von Köln nach Bonn oder von Wiesba- den nach Rüdesheim in drangvoll fürchter- licher Enge ,, schiffahren" zu dürfen.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker. Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion:
Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer( z. Zt. i. Urlaub) Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.50 RM., durch die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
Lebens nicht standgehalten. Selbst der Ruck- cel eine Familie von Färbern namens Go- sack, ihre Epigone, hatte versagt. Er riẞ belin. In Paris geschah es oft, daß ein Vier- schmählich aus, trennte sich leichtfertig von tel im Volksmund den Namen einer bekann- Traggurt, Haken und Schnallen und hatte ten, dort ansässigen Familie annahm. So hieß trotz seiner maskulinen Forschheit schließ- der, Faubourg Saint- Marcel schließlich ,, Les lich doch nicht die Kraft, durchzuhalten. Gobelins". Und als Heinrich IV. aus Flandern Aber sie, diese ganz unsportliche, feminine, hatte Weber kommen lassen, denen er Werk- hilflos wirkende Plaidrolle sie hatte das stätten auf dem ehemals der Familie Gobelin Chaos überstanden! Sie war die Rettung, der gehörenden Gelände einrichtete, trugen diese Hafen für die letzten Habseligkeiten. Man Webereien( tapisseries) zunächst den Namen breitete sie auf dem Boden aus das Fut- ,, Manufakture de Tapisseries du Faubourg ter, die Durchzüge und die wie Eisen hal- tenden Knöpfe waren noch gut. Sie duldete wie in alten Zeiten, daß man sie vollstopfte, sie knirschte in allen Nähten, als man auf ihr kniete und trotzdem man mehr, als ihr Fas- sungsvermögen betrug, in sie hineinzwängte, behielt sie die Fassung.
Saint- Marcel", den sie schließlich gegen ,, Ma- nufacture Nationale de Tapisseries des Gobe- lins" eintauschten.
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Daneben entstanden aber auch andere be- rühmte Wandteppichwebereien, wie Aubusson und Beauvais. Und da die dort hergestellten Wandteppiche sich allein schon durch die ver- Sie lag nicht mehr oben im Gepäcknetz, die schiedenen Techniken unterschieden in den Bizepse der Menschen von heute waren nicht, Gobelins" wird z. B. vertikal gewebt( haute mehr dazu geeignet, dieses Kunststück fertig lisse), in Beauvais hingegen horizontal( basse zu bringen; außerdem war vom Gepäcknetz lisse) wurde der Herkunftsort gewisser- nur noch ein Eisengerüst ohne Netz vorhan- maßen zur ,, Marke". Man sprach also von den, sie versperrte den Gang, in dem zahl-„ Gobelins"," Aubussons" oder„, Beauvais". lose Leute standen und durch das mit Bret- Wandteppiche nennt man in Frankreich tern und Blech verschlagene Fenster regnete ,, tapisserie" oder es auf die roten Plattstiche.„ Gute Reise!" stand darauf( mit Heckenröschen und Immer- grün umrankt). Jemand setzte eine schmutzige Kiste darauf. ,, Das ist das Ende!", dachte sie, ,, ich platze!"
,, tapisserie murale". Sie durchweg als„ Gobelins" zu bezeichnen, ist an sich genau so falsch, wie wenn man Por- zellan allgemein ,, Meißen" oder ,, Sèvres" nen- nen wollte. Freilich dürfte die heute außer- halb Frankreichs gebräuchliche Bezeichnung Aber sie platzte nicht, man glaubt ja gar ,, Gobelin" für Wandteppiche überhaupt kaum nicht, was man alles aushalten kann. mehr aus dem allgemeinen Sprachgebrauch ausgemerzt werden können. Nur die Kenner und Liebhaber werden mit der genaueren Herkunftsbezeichnung zugleich die feineren Unterscheidungen vermerken.
Gobelins
In Deutschland und anderen Ländern be- zeichnet man einen Wandteppich schlecht- hin mit dem Wort ,, Gobelin", ohne sich über dessen Ursprung und Bedeutung klar zu sein. Stalin- Biographie in einer Auflage von In einem Moskauer Verlag wird in Kürze eine Woher kommt dieses Wort„ Gobelin"? Wo- 7 680 000 Exemplaren herauskommen, die in 54 Spra- durch ist es zu seiner heutigen Bedeutung chen übersetzt werden soll. gekommen?
Am Ufer der Bièvre, die unterirdisch einen Teil von Paris durchfließt, lebte im 15. Jahr- hundert im Stadtviertel Faubourg Saint- Mar-
Die Berufungsverhandlung gegen den Schauspie- ler Werner Krauß, der bereits in zwei Verfah- ren als„ nicht belastet" erklärt worden ist, hat in Stuttgart begonnen
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