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16. April 1948

Auf des Messers Schneide

LM. Seit vielen Monaten bereits droht das geschäftliche Leben dieses Landes zu erliegen. Alles starrt wie gebannt auf den Kalender, auf den 18. April. Ob es sich lohnt, einzukau- fen? Ob es sich lohnt, die Preise herabzuset- zen? Wenn die Rechte siegt, ob dann nicht der Faschismus wieder kommt? Und wenn die Linke gewinnt, kommen dann nicht sofort die Volksgerichte? Und die Deportationen? Und weiß Gott was noch alles? Dieses Italien des Frühlings 1948 ist ein Fleck Erde voller Ge- rüchte, voller Befürchtungen. Hoffnungen.

Und dabei gibt es keinen Staat, in dem die Kommunistische Partei so stark an Mitglie- dern ist( gemessen zur Bevölkerungsdichte) und in dem sich die ärgsten Gegner mit einer derartigen Höflichkeit behandeln wie hier. Der Innenminister Scelba( Christlicher Demokrat) sprach am gleichen Tage wie der Kommuni- stenführer Togliatti in Neapel. Beide zogen scharf vom Leder, denn sie sind politisch Erz- feinde, Was sie aber nicht hinderte, in der gleichen Trattoria zu Mittag zu essen und sich so zu unterhalten, daß der Unbefangene nicht geahnt hätte, daß sich hier die beiden Antipo- den des politischen Lebens des Landes gegen- übersitzen.

Nun, es ist immerhin bemerkenswert, daß Italien zu über die Hälfte amerikanisches Brot- getreide iẞt, und daß trotzdem ein großes Teil der Bevölkerung in der antiamerikanischen Front steht.

Im Norden hatte die Linke schon gute Er- gebnisse vor den letzten Wahlen im Juni 1946, im Süden und auf den Inseln begann die große Schlacht um den Wähler nach dieser Volksbe- fragung und in der ersten Runde siegten ohne Zweifel die Sozialkommunisten.

Aber das italienische Volk ist nun in der zweiten Runde. Und an wen wird sie gehen? Im ersten Abschnitt konnten die Kommuni- sten im Süden und auf den Inseln vordringen. Aber sie machten einige große Fehler, die sich jetzt zu rächen scheinen und die Partie offen halten. Der erste große Fehler war die anti- amerikanische Politik. Wer die Italiener kennt, weiß, wie sehr sie im Familienleben verwur- zelt sind. Hunderttausende Süditaliener, ja Millionen sind in die USA ausgewandert. Sa- gen sie einem Süditaliener, daß die USA ver- dammenswert sind. Sie werden auf wenig Liebe dabei stoßen, denn ein jeder von ihnen bekommt fast irgendwie doch einmal ein Care- Paket, hat doch einen Vincenze oder einen Mario jenseits des großen Teiches sitzen. Der zweite Fehler ist die Propaganda gegen die Auswanderung, die die Kommunisten machen. Wenn bisher der Süden sichtlich nach links eingeschwenkt war, so ist er jetzt wieder in einigen Teilen nach rechts abgedreht.

SCHWABISCHES TAGBLATT

elementen zur Demokratischen Volksfront" unter dem Zeichen des Garibaldikopfes zusam- mengeschlossen. Regierung und Rechte er- kannten die große Gefahr, die Anziehungs- kraft, die der Name Garibaldi bei allen Ita- lienern besitzt. Sie entfesselten nun eine groß- angelegte Gegenpropaganda mit dem Tenor: Die Kommunisten verstecken sich hinter Ga- ribaldi, die Volksfront ist kommunistisch, hin- ter dem Barte Garibaldis steckt der Schnurr- Es dauerte eine ganze Zeit, bart Stalins! aber schließlich gelang es ihnen, den Massen einzuhämmern, daß Volksfront gleich Kom- munismus ist. Und daß, wer für die Front wählt, ein ,, Verräter an Italien und ein Ruß- landhöriger" ist.

Für die Volksfront sind die Verräter am arbeitenden Volk", die nicht für Garibaldi stimmen.( Die Tochter des italienischen Frei- heitshelden, Clelia Garibaldi, stimmt übrigens für die Republikaner und nicht für die Linke.) Die Italiener sind also in der nicht zu benei- denden Lage, auf jeden Fall von einer der bei- den Seiten zum ,, Verräter" erklärt zu werden. Und es muß leider gesagt werden, daß in der Propaganda von allen Seiten manchmal in den Plakaten ein Ton angeschlagen wird, der die Grenzen des Geschmackes überschreitet. Jeder malt den Gegner schwarz in schwarz, jeder klagt den anderen des Verkaufs des Vater- landes an den Fremden" an.

Es ist in gewisser Beziehung ein Wahlkampf der Skandale. Als Monsignore Cippico die Un- terschlagungen beging, fiel die Linke mit Freu- den über diesen Wahlbraten her und startete den Slogan: Monsignore Cippico würde Christ- liche Demokraten wählen, er wählt nicht, weil er im Gefängnis sitzt." Aber die Angegriffe- nen antworteten prompt: ,, Die Räuber des

Nr. 30/ Seite

Dongoschatzes sind nicht im Gefängnis, sie tragisch genommen. Wer die Wahlversamm- wählen Volksfront!" lungen stört, wird eingesperrt, wer Mussolini feiert, ins Gefängnis gesteckt. Sonst aber geht alles unheimlich glatt. Man hat den Eindruck der Ruhe vor dem Sturm Denn das Schwere kommt erst nach den Wahlen, wenn es darum geht, wer mit der Regierungsbildung beauf- tragt werden soll usw. Man muß sich nur die Bedeutung einer Erklärung liberaler Kreise, die Volksfront nicht an der Regierung zu be- teiligen, auch wenn sie 49 Prozent aller Stim- men erhalte, genau überlegen, um den Ernst der Lage zu erkennen.

Darauf wurde es um Cippico und Dongo wieder ruhig und andere schmutzige Wäsche wurde gewaschen. In Mailand erschien ein Pla- kat der Volksfront: Der Märtyrer von 1848 grüßen den Oesterreicher von Gasperi" und weiter, 1848 gegen die Oesterreicher, 1948 ge- gen den Oesterreicher!" Und die Christlichen Demokraten bestätigten der Bevölkerung, daß sie vor einem Jahrhundert erfolgreich gegen die Oesterreicher gekämpft hätten und jetzt gegen Hammer und Sichel ins Feld zögen. Als die Linke das Kreuzschild der Partei de Ga- lizierten die Gegner geschwind ein Haken- speris mit einem Hakenkreuz überdeckte, pub- kreuz, das in Sichel und Hammer ausläuft. Nichts gegen die Hakenkreuzreklame, aber weswegen muß Oesterreich in diesem inneren Kampf herhalten? Und es ist sehr billig, Al- cide de Gasperi als Oesterreicher hinzustellen, obwohl man genau weiß, daß er es war, der die italienischen Interessen im Donauparla- ment hartnäckig verteidigt hat. Oder ist Oester- reicher schon wieder ein Schimpfwort in Ita- lien?

Einer der Auswüchse dieses Wahlringens ist die Tatsache, daß man nur von amerikanischer oder russischer Hilfe spricht, vom Kriege, vom Frieden, der vom Gegner in Gefahr gebracht ist. Fast niemand spricht von dem, was er in den fünf Jahren leisten will, wenn er an der Macht sein sollte. Hie Washington- hie Mos- kau, das ist die Formel. Und ein jeder ist da- von überzeugt, daß er das Beste will.

Inzwischen arbeitete das Komitee für den Wahlwaffenstillstand. Bisher ist alles gut ge- gangen, denn die Ruhe ist nicht wesentlich ge- stört worden. Wenn man von einigen politi- schen Morden absieht, die spontan verübt wur- den. Aber, da man bereits mit dem Schlimm- sten gerechnet hatte, wird dies nicht weiter

Sinn und Ziel der Prioritätsbetriebe

Die wirtschaftlichen Erschütterungen, die der Zu- sammenbruch mit sich brachte, mußten notwen- digerweise Gefahren für den sozialen Frieden mit sich bringen. Grundlegende Aufgabe der unmittel- baren Nachkriegszeit war es daher, diesen zu er- halten, indem der schaffenden Bevölkerung die Arbeitsplätze und, soweit möglich, auch das Re- aleinkommen gesichert wurde. Letzteres ließ sich nur durch strenge Beobachtung des Preisstops er- streben. Die Löhne wurden praktisch auf dem Ni- veau von 1938 gehalten. Das Dritte Reich hatte da- mals bei Abschluß oder Neuordnung von Tarifver- trägen eine Rangordnung geschaffen mit dem Ziel, dle Rüstungsindustrie mittelbar und unmittelbar zu Nach Kriegsende ergab sich daher bevorzugen

die Notwendigkeit, diese in direktem Gegensatz zu der neuen Wirtschaftspolitik stehenden Maßnah- men dadurch auszuschalten, daß man die Unzuläng- lichkeiten der Entlohnung in verschiedenen Wirt- schaftszweigen durch Gewährung von Realzulagen wobei im übrigen aber der Lohnstop ausglich streng einzuhalten war. Nicht nur aber das Entlohnungssystem, sondern auch die Arbeitskräfteverteilung entsprach nicht Es erwies mehr den neuen Produktionsplänen. sich als notwendig, weitgehende Verschiebungen durchzuführen und zu begünstigen. So hatte bei- spielsweise die Energiewirtschaft unter den Folgen des Krieges besonders gelitten. Somit richteten sich denn auch die ersten Anstrengungen bereits im Den Winter 1945/48 auf diesen wichtigen Sektor.

Mein Portier ist ein Linkssozialist. Er schwört auf Pietre Nenni und sieht im Zusammen- gehen mit den Kommunisten die einzige Mög- lichkeit, der schwarzen Gefahr" Halt zu bie- ten. Mit den Schwarzen" meint man hierzu- lande die Geistlichkeit. Vor einigen Wochen bot er mir eine Wette an. Er wollte Geld set- zen. Und meinte die Volksfront würde über 50 Prozent der Stimmen zusammenbringen. Als ich ihm erklärte, daß ich absolut neutral sei und darum auch nicht an seinem privaten Totobetrieb teilnehmen könne, lachte er listig Schaffenden wurden gewährt: Lebensmittelzulagen, und sagte: Schade, dabei hätte ich so gerne einmal 1000 Lire von ihnen gewonnen

Vor einigen Tagen habe ich den Hauswart wieder gesprochen. Und ich war nicht beson- ders überrascht, als er mir( sehr im Vertrauen natürlich) ins Ohr sagte: ,, Wissen Sie, ich bin froh, daß ich nicht mit Ihnen gewettet habe, denn es scheint doch so, als ob die anderen mehr Stimmen haben werden." Ich war nicht erstaunt, denn in den letzten Wochen hat sich ein Wandel vollzogen. Er begann mit dem Fenstersturz von Prag" und zeichnete sich immer deutlicher ab, bis er bei dem Vorschlag der Westmächte zur Rückgabe Triests an Ita- Hen ganz klar wurde.

Die Idee der Volksfront stammt nicht von den Kommunisten. Nenni hat sie geboren und Togliatti hat lange gezögert, ob er sie anneh- men sollte. Schließlich haben sich die beiden großen Parteien zusammen mit anderen Links-

Hundert Jahre Hagenbeck

Wir haben in diesen Tagen doppelten Anlaß, den Blick nach Hamburg auf den berühmtesten und einstmais größten Tierpark der Welt zu richten. Vor wenigen Wochen feierte er sein

hundertjähriges Bestehen und am 14 April sind es 35 Jahre gewesen, daß Carl Hagenbeck

starb.

Wie so vieles Gute in der Welt verdankt auch der Hamburger Tierpark Stellingen einem Zufall seine Entstehung: Der Hamburger Fisch- händler Gottfried Clas Hagenbeck erhielt vor hundert Jahren neben der täglichen Sendung Heringe, Kabeljau und Rotbarsch auch einmal einige Seehunde, die seine Logger irgendwo in der Nordsee aufgetrieben und aus Jux" mit nach Hause gebracht hatten. In einem Wasch- bottich stellte er sie auf dem Spielbudenplatz in St. Pauli aus, und, siehe da, es fanden sich wirklich Neugierige, die das Seehundpärchen bestaunten. Angespornt durch diesen unerwar- teten Erfolg, zeigte der geschäftstüchtige Clas fortan laufend Seehunde, Robben, Seelöwen und Eisbären, legte 1857 das Fischgeschäft ganz auf Eis" und vermehrte seine Tierkol- lektion noch um afrikanische Tiere. Wenig später, 1863, betrat der erste afrikanische Ele- fant deutschen Boden, wurde der Tierhandel von dem Sohn Carl Hagenbeck in großem Stil aufgenommen.

Sonderzuteilungen an Bekleidung, Leistungsprä- mien und Zuschüsse an verschiedenen Verbrauchs- gütern. Bereits im darauffolgenden Frühjahr zeig- ten sich schon günstige Ergebnisse. Diese Tatsache auf ermutigte die die dazu, Anstrengungen Schwerindustrie und die Schlüsselindustrien auszudehnen( Kaligruben, Eisen- und Metallgruben, Forstbetriebe, Säge- Stahlwerke und Kokereien, werke usw.). Die Erfahrungen führten dann zur Schaffung der Prioritätsbetriebe".

Es erwies sich aber sehr bald, daß die franzö- sische Zone aus der eigenen wirtschaftlichen Sub- stanz nicht lebensfähig ist und der Ergänzung in Form von Warenaustausch mit den übrigen Zonen und mit dem Ausland bedarf. Der Bedarf an Im- porten, die zur Aufrechterhaltung eines minimalen Lebensstandards erforderlich sind und sich in der Hauptsache auf Lebensmitteleinfuhren machte es notwendig, auch die Warenausfuhr zu entwickeln, damit die Wirtschaftsbilanz im Gleich-

bezieht,

gewicht gehalten werden konnte. Zur Förderung des Exports wurden daher die Prioritätsbetriebe der sogenannten zweiten Kategorie geschaffen. Die

zu Feuerlandindianern an die Elbe holte, so- wie der Tierfang und Tierhandel machten den Namen Hagenbeck bald überall bekannt. Nicht weniger als 5000 Großtiere, ungezählte Tau- sende von Vögeln und Kleingetier barg der Tierpark in seinen besten Jahren. Die uner- hörten Raubtierdressuren des Wanderzirkus Hagenbeck wurden in der ganzen Welt ge- feiert und erbrachten bei einer einzigen Ost- asientournee vor dem zweiten Weltkrieg nicht weniger als 1% Millionen RM. Devisen.

einzeln und unabhängig voneinander getroffenen Maßnahmen mußten gruppiert und schließlich zu einem organischen Ganzen vereinigt werden. Dies alles geschah, um den Schlüsselindustrien das für die Erhaltung und Förderung der Wirtschaft der Zone notwendige Maß an Leistungsmöglichkeit wiederzugeben, den Export anzuregen und über- haupt die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit auf breitere Grundlagen zu stellen.

Es ist immer recht schwierig gewesen, wirtschaft- liche und soziale Notwendigkeiten miteinander in Einklang zu bringen. So war und ist denn auch diese aus wirtschaftlichen Ueberlegungen heraus geführte Politik energischen Angriffen seitens des- jenigen Teiles der schaffenden Bevölkerung ausge- setzt, welcher die Vortelle der Prioritätsbetriebe nicht genießt. Es ist ja nur zu verständlich, daß der Arbeiter eines nicht als Prioritätsbetrieb gel- tenden Unternehmens, der unter ebenso schweren Bedingungen arbeiten muß, wie seine Kameraden in den bevorzugten Betrieben, seine Benachtei- ligung als ungerecht empfinden muß. Andererseits ist es aber eine grundlegende Notwendigkeit, die Produktion bestimmter Wirtschaftszweige anzure- gen, wenn man erreichen will, daß die Wirtschaft den Zustand der Lähmung überwindet. Das liegt durchaus im Interesse der Gesamtbevölkerung. Lie- ber jetzt, für eine begrenzte Zeit, eine gewisse Un- gleichheit der Lastenverteilung auf sich nehmen, damit nach einer bestimmten Zeit die dringend be- nötigten Verbrauchsgüter, auf die alle ein gleiches Recht haben, endlich zur Verfügung stehen, als den Zustand eines in seinen Ausmaßen grotesken Man- gels ins Endlose ausdehnen.

Nehmen wir dazu ein Beispiel: Die Spinnereien können den Webereten nur dann die notwendigen Garne liefern, wenn sie selbst genügende Mengen von Energie, Rohstoffen, sowie in ausreichendem Maße Arbeitskräfte erhalten.

Diese Rohstoffe aber werden fast ausschließlich aus dem Ausland eingeführt. Man muß Devisen ha- ben, um sie kaufen zu können; Devisen erhalten wir aber nur für unsere Exporte. Dazuhin ist es notwendig, die Energieerzeugung zu fördern und die Arbeitskräfte anzuregen, sich solchen Betrieben zuzuwenden. Gleiche Verhältnisse gelten für Be- kleidungsindustrie und Wirkerel, die ja von den Weberelen und Spinnereien abhängen.

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Es wäre vielleicht auch möglich gewesen, die Ar- beitskräftelenkung durch Zwangsmaßnahmen her- beizuführen: das heißt, Bevölkerungs- Umsiedlungen durchzuführen und die Annahme einer bestimmten Arbeit an einem bestimmten Ort durch Gewalt zu erzwingen. Darauf hat man aber wohlweislich ver- zichtet, weil einmal die Umsiedlungsschwierigkeiten

Die Liebe weint

Von Jo Hanns Rösler

,, Wie ich meinen Mann kennenlernte?", ant- wortete Mathilde und sah träumend in die Ferne ,,, das ist eine romantische Geschichte. Ich war damals gerade zwanzig Jahre alt geworden und wußte nicht viel von der Welt. Ich lebte mit meinen Gedanken in einem Märchenreich, ich stellte mir einen Prinzen vor, der auf einem goldgezäumten Schimmel über die Dornenhecke des Alltäglichen setzen würde und der gegen das Pfand seines Kopfes die sieben Rätsel zu lösen bereit war, da er Heber sterben wollte, als mich nicht zu be- sitzen. So malte ich mir die Liebe aus. Da ,, Der Prinz auf dem Schimmel?" trat Marinus in mein Leben."

Vier knappe Jahre zerstörten dann eine nahezu hundertjährige Aufbauarbeit. Der Luft- angriff am 25. Juli 1943 vernichtete in Stellin- gen innerhalb von 90 Minuten 450 Großtiere, ein Dutzend Tierhäuser und Gehege, das Zir- kuswinterquartier mit Wagenpark, Tieren und Zelten, Ein Jahr später wurde auch das Wie- , Er kam auf einem Fahrrad. Es war ein ner Zirkusgebäude, zerstört. 1946 wurden die unvergleichlichen Dressurgruppen des Zirkus, kleines Gartenfest bei Freunden. Erst fiel er die zu Kriegsbeginn an den schwedischen Zir- mir gar nicht auf. Er hatte ein alltägliches kus Trolle Rhodin verpachtet worden waren, Gesicht, war nicht sehr groß und als er mich vom schwedischen Fluchtkapitalbüro beschlag- zum Tanzen aufforderte, war es mir eigentlich nahmt und an den amerikanischen Zirkus gar nicht recht. Lieber hätte ich mit dem Ringling verschleudert. Im vergangenen Jahr jungen Mediziner getanzt, der mich schon ein- mal hinter der Ecke geküßt hatte, aber er mußte ein weiterer wertvoller Transport von 46 seltenen Tieren auf Befehl der Militärre- machte jetzt meiner Freundin Marianne den Hof und ich sah gerade, wie er sie hinter die gierung an den Londoner Zoo abgegeben werden. Und doch gab man bei Hagenbeck nicht auf. gleiche Ecke führte, hinter der er mit mir ge- War auch der Großtierbestand von 5000 auf standen hatte. Ich nickte also dem unschein- baren jungen Mann zu, erhob mich und ließ Der Enkel des alten Clas jedoch vertauschte 500 reduziert worden, man baute wieder auf, mich zum Tanze führen. Ich hatte ein kleines den Waschbottichzoo auf dem Spielbudenplatz zäh und verbissen. Neue Gehege entstanden. Tuch in der Hand, wie es damals die jungen and nachher auf dem Neuen Pferdemarkt mit alte wurden wieder geflickt; eine große Bison- Mädchen beim Tanzen trugen. Wie überrascht war ich, als mein Tänzer das Taschentuch dem Tierpark Stellingen, den er ganz nach anlage ist im Bau; ein Aquarium, eine Raub- eigenem Muster anlegte und zu einem Vorbild vogelvoliere sind für das nächste Jahr ge- nahm und in sein Gesicht führte, um es erst für alle modernen zoologischen Gärten machte. plant. Auch die ersten Tiersendungen aus dem Das Berliner Patentamt schützte ihm 1896 seine Ausland fangen wieder an. So kam im vorigen dann wieder in meine Hand zu legen. Während umwälzende Idee der gitterlosen Freianlagen", Jahr aus Chile ein Geschenk südamerikani- des Tanzes sprach er nicht, aber zum Abschied die in der Folgezeit den Namen Hagenbeck scher Freunde, bestehend aus drei Riesenschild- legte er noch einmal das Tuch an seine Lippen. und Stellingen in aller Welt berühmt machten, kröten, von denen eine das respektable Alter und nach deren Muster viele amerikanische Tierparks und der moderne Zoo in Rom an- gelegt wurden. Ein eigener Zirkus, vorbild- liche Völkerschauen, zu denen man eigens

wilde Völkerstämme von Grönlandeskimos bis

von 200 Jahren hat, sowie einer Kollektion exotischer Vögel Ebenso in seinem übrigen Tierbestand ist Stellingen neben dem Münche- ner Tierpark Hellabrunn der am besten be-

setzte deutsche Zoo.

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In Italien, das wie England in großzügiger die Wahlwette nicht fehlen In dieser neuen Form dem Wetten huldigt, kann natürlich auch Form von Tote muß der Bürger die Zahl der rund 550 Parlamentssitze im voraus festlegen. Die letzen quotierten Meldungen ergaben: Christliche Demokraten: 220, Volksfront 183, unabhängige Sozialisten 43, Republikaner 35, Neufaschisten 35, Nationalblock 30 Sitze. Der Rest an die kleineren der 12 nationalen Listen. Aber wie bei den Fußballwetten können und werden sich die Wetter irren. Und das genaue Ergebnis wird erst am 21. April des Jahres 1948 bekannt sein.

29 Millionen Italiener sind wahlberechtigt. Am 2. Juni 1946 gingen rund 80 Prozent zur Urne. Eines der Wahlplakate hat bei den Ita- lienern allgemeinen Anklang gefunden. Es trug die Aufschrift: ,, Wähle für wen du willst, aber wähle!" Außer dem ,, V" natürlich, daß überall an den Häusern erschien, das der verstorbene Dr. Goebbels dem Premier Churchill aus der Hand drehte und von der Kanalküste bis nach Warschau Deutschlands Viktoria" rufen ließ. Dieses V", das ein geschickter Mann unbe- nutzt in einem Londoner Magazin auf Plaka- ten wußte und nach Italien bringen ließ. Wo es nun hier in allen Farben prangt. V Vo- tare!( Wählen).

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bei der herrschenden Wohnraumnot fast unüber- windlich gewesen wären und weil andererseits eine solche mit Zwang herbeigeführte Umschichtung in bezug auf die wirtschaftliche Leistung der Unter- nehmen bestimmt keine günstigen Ergebnisse ge- bracht hätte.

Der notwendige Ausgleich soll auf eine ganz an- dere Weise herbeigeführt werden. Es ist der Wunsch der Militärregierung, den Prioritätssektor allmählich immer weiter auszudehnen, bis es keine Prioritäts- betriebe mehr gibt, oder eben alle Betriebe Priori- tätsbetriebe, sind! Diese Absicht ergibt sich auch aus den folgenden Ziffern:

Entwicklung der Prioritätsbetriebe Arbeiter in der Arbeiter in der 1. Kategorie 2. Kategorie 23-764

1.1.47 1.7.47

1. 1. 48

9898

13-526

28 300

insgesamt

33 662

42 947

56 473

37 071

63 371

Die Brotration aller Arbeiter in den Städten ist Belt Oktber 1947 um 1500 Gramm monatlich erhöht worden. Durch diese Maßnahme haben in Südwürt- temberg 180 000 Personen Erleichterung ihrer Le- bensbedingungen erhalten.

Und was nun die wirtschaftlichen Tatsachen an- geht, so hat diese Politik recht befriedigende Re- sultate erzielt

1. Die Tongewinnung ist von 4000 t im März 1946 auf 45 000 t im September 1947 gestiegen.

2. Die Erzeugung von Tonwaren und verwandten Produkten hat sich wie folgt entwickelt:

Tonwaren von 1000 t im Februar 1946 auf 12 000 t im August 1947; Dachziegel von 1,5 Mill. Stück auf 5 Mill. Stück im Dezember 1947; Backsteine von 700 000 Stück im Februar 1948 auf 9 Mill. Stück im August 1947.

3. Die Einnahmen aus Verkäufen bei den IG.- Far- ben, Werk Ludwigshafen, stiegen von Februar 1946 bis August 1947 von 8 Mill. Mark auf 18 Mill. Mark. 4. Die Baumwollspinnereien lieferten monatlich im Dezember 1947 Erzeugnisse im Gewicht von 1170 t gegen 400 t Anfang 1946.

Nicht selten kann man die Meinung hören, daß nur solche Unternehmen als Prioritätsbetriebe ein- gestuft würden, die für den Bedarf der Besatzungs- truppen und der Militärregierung arbeiten. Dem- gegenüber ist zu sagen, was diese Erörterung im einzelnen erwiesen hat: Es ist das Ziel dieser Poli- tik, diejenigen Industriezweige mit allen Kräften zu bevorzugen, deren Arbeitsleistung im Laufe des Krieges herabgesetzt wurde, oder die unter den Kriegseinwirkungen besonders gelitten haben. Letz- ter Zweck dieser Wirtschaftsförderung ist, der Be- völkerung die Verbrauchsgüter zur Verfügung zu stellen, die ihr mit Recht zustehen.

Welch sonderbarer Mensch, dachte ich, wenn er mich um einen Kuß gebeten hätte, ich hätte es ihm nicht verwehrt. So sehr liebt er mich also, so keusch sind seine Gedanken, daß er sie nur dem Tuch, dem stummen Unterpfand der Liebe anvertrauen kann! Ich gab ihm das Tuch. Aber seine Schwärmere! hatte mich angesteckt, ich mußte immer an ihn denken, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und meine Gedanken waren bei mel- nem Tuch in seiner Hand. Wie brennend heiß war diese Hand gewesen, als er von mir ging. Es gab also einen, jauchzte mein Herz, der die Liebe nicht als leichtes Spiel nahm, es gab den Ritter aus dem Märchenland, auf den ich ge- Mannes sein, dem das Tuch der geliebten wartet hatte. Wie groß muß die Liebe eines Frau so viel bedeutet, daß er mit Tränen in den Augen darum bittet! Wir haben uns später ,, Wie ich meine Frau kennenlernte?", sagte geheiratet und sind sehr glücklich geworden." Marinus und lachte vergnügt ,,, das ist eine ganz einfache Geschichte. Ich war auf einem Gartenfest und hatte einen schrecklichen Schnupfen, der mir die Tränen in die Augen trieb. Zum Ueberfluß hatte ich mein Taschen- tuch vergessen und bat ein junges Mädchen um ihr Tuch. Aber verrate meiner Frau nichts davon, sie ist ein wenig romantisch und hat sich eine Geschichte ausgedacht, die sie sehr glücklich macht."

Trotz aller Proteste wird nun in Wien ein Film

mit Zarah Leander gedreht werden. Es han- delt sich um einen Chopinfilm. in dem Zarah Lean- der die George Sand spielen wird.

In Hollywood will man die Memorien des

gen seiner Verheiratung vom englischen Thron ab-

Herzogs von Windsor verfilmen, der bekanntlich we danken mußte.

Bei der Reinigung eines alten Gemäldes aus eng- lischem Privatbesitz, das man bisher für eine Werk- stattarbeit hielt, wurde festgestellt, daß es sich um einen echten Rembrandt handelt. Das Bild zeigt den Apostel Simon mit seinem Marterwerk-

,, Ich habe eine große Bitte", sagte er dann. ,, Kann ich sie Ihnen erfüllen?", fragte ich. Er nickte. Tränen standen in seinen Augen. ,, Geben sie mir das Tuch, das Sie bei un- serem Tanze trugen", flehte er ,,, ich wäre sehr, zeug und befestigt die Annahme, daß Rembrandt sehr glücklich darüber!"

die vollständige Apostelreihe gemalt hat.