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SCHWÄBISCHES TAGBLATT

AUS DEM WIRTSCHAFTSLEBEN 20 ninda

Russischer Weizen

" Corn Trade News" meldet, daß die Sowjetunion in diesem Jahr 3 Millionen Tonnen Weizen expor- tieren wird, von welcher Menge ungefähr ein Vier- tel für Großbritannien bestimmt ist, während der Rest fast ausschließlich nach Polen, der Tschecho- slowakei, Rumänien und Bulgarien gehen wird. Kleinere Mengen sind für Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Belgien bestimmt.

Kreise um die Londoner Produktenbörse haben unlängst mit einigem Erstaunen gewisse Unter- schiede in den Preisberechnungen der russischen Weizenlieferungen registriert. Neben der Verschie- denheit der Preisstellung bestehen dazu auch un-. terschiedliche Mengenzuteilungen bei den russischen Weizenlieferungen innerhalb den von der Sowjet- regierung abgeschlossenen verschiedenen Handels- verträgen. Diese Beobachtung hat zu Beginn dieses Jahres Anlaß zu den verschiedensten Kommentaren gegeben, als in London aus Helsinki die Nachricht eingetroffen war, daß die finnischen Weizensach- verständigen, die über russische Weizenlieferungen in Moskau verhandelt hatten, nach Helsinki zur Unterzeichnung paraphierter Verträge zurückge- kehrt waren. Damals wurden, wie verlautet, die finnischen Forderungen zu zwei Dritteln befriedigt, während kurz vorher Norwegen nur die Hälfte der aus Rußland erhofften Getreidemengen zuge- standen worden waren.

Der Weizenpreis für die Sowjetlieferungen hielt sich noch Ende vergangenen Jahres an die Notie- rungen der Produktenbörse von Chikago, bewegte sich infolgedessen damals zwischen 105 und 110 Dol- dar pro Tonne. Nachher hat man dann in London festgestellt, daß die Sowjethandelsvertretungen, je nach der politischen Stellung ihrer Verhandlungs- partner, ganz andere Preise in Rechnung stellten. So zahlte beispielsweise zu Jahresbeginn:

105 Dollar pro Tonne

Polen

Tschechoslowakei 116 Großbritannien

"

"

"

136

"

"

"

Belgien

165

"

99

99

Der Preis für Belgien ist insofern charakteristisch, als das russisch- belgische Abkommen Preisschwan- kungen vorsieht, welche mit der Entwicklung der belgischen Stahllieferungen an Rußland in direk- tem Zusammenhang stehen. Man nimmt in Kreisen der Londoner Wirtschaft an, daß Rußland infolge der Angleichung seines Eisenbahn- systems an die europäischen Bahnnetze ver- größerten Stahlbedarf hat, und daß bei der Errech- nung der Weizenpreise von der Sowjetunion neben politischen Gesichtspunkten in erster Linie die Frage der Nützlichkeit der vom Vertrags- partner zu erwartenden Gegenlieferungen in Be- tracht gezogen wird.

Frankreich verpflichtet sich für fünf Jahre zum Getreideankauf

WASHINGTON. Der französische Botschafter Henri Bonnet unterzeichnete im Staatsdepartement zu Washington im Namen Frankreichs ein internatio- nales Abkommen, in dessen Rahmen sich Frank- reich verpflichtet, während 5 Jahren bei den Natio- nen, die über einen Getreideüberschuß verfügen, jährlich 975 000 Tonnen Getreide zu kaufen. An diesem Getreideabkommen sind unter anderem die USA, Kanada und Großbritannien beteiligt.

Ehemaliges Wehrmachtsgut gegen Devisen HAMBURG. Von britischer Seite soll demnächst ehemaliges deutsches Wehrmachtsgut, das heute als britisches Beutegut gilt, der britischen Zone zum Kauf gegen Devisenberechnung angeboten werden.

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Ich habe mein Büro für Industriebera- tung von Mössingen nach Tübingen, Karlstraße 13( Tel. 31 88), verlegt. Dr. jur. Horst- Günther Hisam, Wirt- schaftstreuhänder

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Es sind Bestände im Werte von etwa 2 Millionen Pfund Sterling vorgesehen, und zwar Bekleidungs- gegenstände, Medikamente, Lederausrüstungen, Zelt- bahnen, Kleineisenteile wie Nägel, Schrauben usw. Bis zum 15. September 1947 sind Güter aus ehemali- gen deutschen Wehrmachtsbeständen, die sich in britischen Beutelagern befanden, der deutschen Wirtschaft gegen Reichsmarkzahlung auf Vorkriegs- preisgrundlage abgegeben worden. Seither wurde nichts mehr zur Verfügung gestellt; dagegen wur- den Beutebestände nach England verfrachtet oder von britischen Besatzungsdienststellen für den Ei- genbedarf verwendet.

Liquidierung deutscher Vermögenswerte in Schweden WASHINGTON. Zwischen Schweden, den USA, Frankreich und Großbritannien ist über 225 Mill. Schwedenkronen deutsche Vermögenswerte ein Uebereinkommen erzielt worden: 150 Mill. Skr. sol- len zur Finanzierung von Hilfslieferungen an Deutschland gegen die Ausbreitung von Krankhei- ten und Unruhen" Verwendung finden, die rest- lichen 75 Mill. erhält die Interalliierte Reparations- agentur. Diese meldet, daß augenblicklich wegen der deutschen Vermögenswerte in Spanien und Portugal Verhandlungen geführt werden.

Auflösung des Boschkonzerns BERLIN. Die britische und amerikanische Militär- regierung haben die Dekartellisierung der Robert- Bosch- Werke beschlossen. Dazu erklärte Mr. Char- les, M. Collison, Abteilungsleiter für Entkar- tellisierung der amerikanischen Militärregierung:

„ Die Bosch- Werke sollen nicht aufgelöst werden. Ihre hauptsächlichsten Rechte in den Fabriken Stutt- gart und in den Zweigstellen in Eisenmann, Sund- gau und Giengen sollen erhalten bleiben. Alle an- deren Unternehmungen des Bosch- Trusts sollen je- doch verkauft werden. Die Ausländer, die schon vor dem Kriege in Deutschland Besitz hatten, sollen be- rechtigt sein, diese Unternehmungen zu erwerben, und zwar bis zur Höhe ihres früheren Besitzes in Deutschland. Die Käufer sollen das Recht haben, kostenlos an den Patentrechten beteiligt zu sein, die Bosch augenblicklich besitzt."

Schweden verkauft deutsche Patente STOCKHOLM. Das schwedische Kontrollamt für ausländisches Kapital hat laut AEP- Bericht weitere

der I.G. Farben gehörende Patente zum Verkauf ausgeschrieben, und zwar im wesentlichen über fol- gende Verfahren: Stoffbleicherei,-reinigung und -färberei sowie Stoffappretur; Chemische Verfahren und Apparate, die nicht unter besonderen Positionen eingegliedert sind; Dampfmaschinen und Dampf- maschinenaggregate und ähnliche Anlagen; Farb- stoffe, Lacke usw.; Gerbereistoffe, Gerbereiverfahren

von

Europawährung?

2. April 1948

BRÜSSEL. Nach einer Darstellung in der„ Finan cial Times" hat Maurice Lambillio te, der Wirt- schaftsberater des belgischen Ministerpräsidenten Spaak, dem Vertreter einer großen Pariser Nachrich- tenagentur gegenüber die Schaffung einer Europa- währung als„ höheren Orts" in Vorbereitung befind- lich geschildert. Lambilliote sei dabei von dem Ge- danken ausgegangen, es sei ein Irrtum, die in den meisten Ländern verfolgte Mangelpolitik weiter zu betreiben, weil diese das Leben der Masse täglich schwieriger mache und ein Klima erzeuge, das allen totalitären und kommunistischen Abenteuern günstig sel. Europa sei nicht so verarmt, wie man dies mit Hin- weis auf die Kriegsereignisse immer darstelle; eine vernünftig aufgebaute Koordinierung würde mit Hilfe der modernen Technik und bei Aktivierung der arbeitenden Massen durchaus gestatten, das Pro- duktionsniveau der Vorkriegszeit zu übersteigen und damit dem Warenmangel abzuhelfen. Man müsse nur verstehen, die dafür notwendigen Vor- aussetzungen zu schaffen. Das Kernstück einer dem- entsprechenden Reform sei eine Art von„ Ueber- währung" oberhalb der europäischen Zahlungsmit-

usw.; Spinnereifasern, medizinische Behandlungs- methoden, Metallbearbeitung, Verarbeitung Horn- und Schnitzstoffen sowie von Gummi, Gutta- percha u. dgl.; Metallschmelzverfahren mit Aus- nahme von Eisenschmelzung, Elektrometallurgie und Metallverfeinerungen; land- und forstwirtschaftliche Verfahren, Ungezieferbekämpfungsmittel und ähn- liche; chemische Metallverarbeitungsverfahren; Nah- rungsmittelherstellung; nichtschienengebundene Fahr- zeuge; Herstellung von keramischem Material, Kunst- seiden, Zement, Gips, Asphalt, ferner Brikettpressen. ,, Times" stellt Scheitern der Reparationspolitik tel. Diese könnte den Güteraustausch zwischen den

fest

LONDON. In einem Leitartikel, den die„ Times" vor den Osterfeiertagen veröffentlicht hat, stellt sie das Scheitern der Reparationspolitik in Deutsch- land fest. Sie weist in diesem Zusammenhang da- rauf hin, daß die Russen in ihrer Zone unter mehr oder weniger großer Berücksichtigung der Inter- essen der Alliierten vorgehen". In Westdeutschland dagegen wäre man zu einer ständigen Herabsetzung der Reparationen übergegangen. Die Demontage von 228 Fabriken, die im Jahre 1946 durchgeführt worden sei, bedeutet nach der Meinung des Blattes einen beträchtlichen Beitrag zum Wiederaufbau der von den Deutschen zerstörten Länder. Aus der gegebe- nen politischen Lage zieht die ,, Times" die Konse- quenz:„ Es ist unmöglich, die Frage der Reparatio- nen von den politischen Meinungsverschiedenheiten der vier Großmächte zu trennen."

Holmag- Werke in Kiel arbeiten wieder KIEL. Die Holmag- Werke, die eine Belegschaft von 1500 Mann haben, erhielten von den britischen Militärbehörder die Erlaubnis, die Produktion in gewissem umfang wieder aufzunehmen. Das Werk wird in erster Linie Diesel- Lokomotiven und Wag- gons instandsetzen. Die vor längerer Zeit angeord- nete viel beredete Demontage dieses wichtigen Un- ternehmens ist damit hinfällig geworden.

Preissenkungsaktion in Frankreich

PARIS. Die von der französischen Regierung be- schlossenen Preissenkungsmaßnahmen zeigen in ih- rer Gesamtheit, daß die Regierung im Augenblick der Erhaltung des sozialen Friedens mit Hilfe einer unmittelbaren Senkung der Lebenshaltungskosten des Arbelters den Vorrang vor allen anderen Pro- blemen einräumt. So sind die Preise für Heizung, Licht, Bekleidung, Haushaltsartikel usw. herabge- setzt worden, um die Lebenshaltungskosten des Durchschnittsarbeiters direkt zu senken und gleich- zeitig einer Preissenkung der Lebensmittel dadurch entgegenzukommen, daß die wesentlichen Ausga- ben der Landwirtschaft, dabei insbesondere für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte sowie für Kunstdünger, herabgemindert werden. Die franzö- sische Regierung hat zum zweitenmal innerhalb von 14 Tagen eine Senkung der genehmigten Grund- preise für Gemüse, gleichzeitig aber eine Erleich- terung für den Ankauf der von den Bauern ge- forderten Nutzfahrzeuge und eine Zementverbilli- gung beschlossen. Die letztere Maßnahme soll nicht nur die Wiederaufbauarbeit unterstützen, sondern

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auch der drohenden Arbeitslosigkeit im werbe entgegenwirken. Die Abschaffung der Luxus- steuer, die verfügt wurde, dürfte den Zweck ver- folgen, in gewissen wesentlichen Produktionszwei- gen, so vor llem in der Modeindustrie, den Export zu beleben.

In einigen Punkten deuten diese neuen Maßnah- men auf eine Aenderung der bisher von der fran- zösischen Regierung verfolgten Tendenz hin, nach welcher die Preise für gewisse Waren und Leistun- gen bewußt sehr hoch festgesetzt worden waren, um auf diese Weise einerseits überschüssige Kauf- kraft, etwa der landwirtschaftlichen Produzenten, abzuschöpfen oder, wie im Falle der Energieindu- strie, dieser durch hohe Strompreise die Selbstfinan- zierung ihrer Einrichtungen zu ermöglichen.

Aufhebung der Zollgrenze Frankreich- Saar BADEN- BADEN. Zwischen Frankreich und der Saar werden die Zollgrenzen ab dem 1. April auf- gehoben.

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europäischen Ländern unter Einbeziehung ihrer Ueberseegebiete erheblich erleichtern. Zunächst würde dieses„ Europageld" als Ergänzungswährung zu den vorhandenen Geldsorten Kurs haben, aber mit der Zeit an die Stelle der nationalen Zahlungs- mittel der einzelnen Länder treten. Der Einwand, daß es Europa, besonders Westeuropa, an Gold fehle, um diese neue Währung zu decken, sei nicht stich- haltig, denn Währung durch Gold zu decken, sei ein überholtes Vorurteil. Das Geld könne genau so gut auf der Arbeit, auf den Produktionsmitteln oder auch auf der Produktion selbst beruhen.

Die belgische Regierung hat übrigens besagte In- formation der Londoner„ Financial Times" demen- tiert.

Welthandelscharta unterzeichnet HAVANNA. Die internationale Welthandelskon- ferenz in Havanna wurde Mitte der vergangenen Woche mit der Unterzeichnung der Satzungen der Internationalen Handelsorganisation( ITO) durch 53 Staaten beendet. Die Satzungen werden allerdings erst in Kraft treten, wenn wenigstens 20 der Sig- natarstaaten dieses neue Grundgesetz des Welt- handels ratifiziert haben. Die„ Times" meint, daß dies noch wenigstens ein Jahr dauern würde.

,, Steueranpassung" in der Ostzone BERLIN. Verluste aus Enteignungen durch die Bodenreform und aus Ueberführungen von Industrie- betrieben in die Hand des Volkes dürfen steuerlich gewinnmindernd nicht berücksichtigt werden. Gläu- biger von enteigneten Landwirten oder Industrie- unternehmen können Forderungen gegen diese nur ansetzen, soweit sie nach dem 8. Mai 1945 entstan- den sind. Früher entstandene Forderungen müssen in die Wertberichtigung übernommen werden. ,, Schmiergelder" werden grundsätzlich für steuer- pflichtig erklärt; bisher konnten sogenannte Ver- trauensspesen oder Sondervergütungen, die von Be- trieben bezahlt wurden, als Betriebsausgaben vom Gewinn abgesetzt werden. Diese neuen Steueranpas- sungsbestimmungen sind in den Richtlinien der Zen- tralfinanzverwaltung für die Sowjetzone für die Ein- kommens-, Körperschafts- und Gewerbesteuer ent- halten.

Steuerermäßigung in den USA WASHINGTON. Mit 289 gegen 66 Stimmen nahm das Repräsentantenhaus den Gesetzentwurf einer Steuerherabsetzung von 4,8 Milliarden Dollar an. Diese Mehrheit ist mehr als ausreichend, um das Veto des Präsidenten, mit dem man rechnet, zu überstimmen. Nach dem Entwurf soll das Gesetz rückwirkende Kraft ab 1. Februar haben.

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