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SCHWÄBISCHES TAGBLATT

MITTWOCH, DEN 31. MÄRZ 1948 VERLAG UND SCHRIFTLEITUNG: TÜBINGEN, UHLANDSTRASSE 2 4. JAHRGANG/ NUMMER 25

Die Kontrolle der Atomenergie Besatzungsverwaltung wird vereinfacht Es muß etwas geschehen

Frank-

LAKE SUCCESS. Die reichs, Englands, Kanadas und Chinas wiesen In einem gemeinsamen Bericht kategorisch den russischen Vorschlag über eine internationale

Kontrolle der Atomenergie zurück. Als Grund wurde angeführt, die periodisch stattfindenden Inspektionen und Untersuchungen böten nicht genügend Garantien gegen eine Verwendung des gefährlichen Materials und erlaubten nicht die Aufhebung illegaler Tätigkeit, da die UdSSR die Vollmachten der Kommission ein- chränken wolle.

Der russische Vorschlag, alle vorhandenen vention zu zerstören, sei unannehmbar, da man gich nicht vergewissern könne, ob alle Länder Ihre Atombomben vernichteten und die Pro- duktion einstellten.

Atombomben vor Abschluß einer Kontrollkon-

Neue Währungsmaßnahmen in Frankreich?/ Die Preissenkungsaktion PARIS. Am Karfreitag trat in Paris ein

französischer Ministerrat unter Vorsitz von Ministerpräsident Schuman zusammen, an Staatssekretär für deutsche Angelegenheiten, dem u. a. Außenminister Bidault und der Schneiter, teilnahmen. Zur Diskussion stand die Frage einer Reorganisierung der französischen Besatzungszone Deutschlands, Wie aus Paris gemeldet wird, soll es sich da-

bei vor allem um eine Vereinfachung der Ver- waltung und bedeutende Personaleinsparun- waltungszweige soll auf 11, die der Zentral- verwaltungen auf 2 herabgesetzt werden. Bis- her waren es insgesamt 29 Verwaltungszweige. Die Beschlüsse stützen sich auf einen Bericht

gen handeln. Die Zahl der verschiedenen Ver-

Erhöhung des Militärbudgets der USA gefordert

Der Handel mit der UdSSR/ Sklaverei schlimmer als Krieg WASHINGTON. Der Verteidigungsminister der USA, Forrestal, forderte am vergange- nen Donnerstag den Kongreß auf, das Militär- budget zusätzlich um 3 Milliarden Dollar zu erhöhen. Es sei notwendig, weitere 349 500 Of- fiziere und Mannschaften einzustellen, um die Effektivkräfte von Armee, Marine und Luft- waffe auf die genehmigte Gesamtstärke zu bringen. Armeeminister Royall, Luftwaffen- minister Symington und Marineminister Sullivan unterstützten die Forderungen des Verteidigungsministers, der erklärte, es müß- ten 220 000 Rekruten im Alter von 19 bis 25 Jahren ausgehoben werden.

Nach einer New Yorker Zeitungsmeldung hat die Regierung der USA in einer der letz- ten Kabinettssitzungen ein Uebereinkommen über eine neue Inkraftsetzung des Pacht- und Leihverfahrens für Europa getroffen. Die in Vorbereitung befindlichen Pläne sollen die Aus- rüstung von 40 französischen Divisionen, die Lieferung von Handwaffen nach Italien, von Waffen und Kriegsschiffen nach Norwegen und eine beträchtliche Verstärkung der Royal Air Force in Erwägung ziehen.

Forrestal betonte, das langfristige Verteidi- gungsprogramm der USA könne ohne Einfüh- rung der allgemeinen Wehrpflicht nicht durch- geführt werden: ,, Sollen wir mit unseren Vor- bereitungen erst nächstes Jahr oder vielleicht im nächsten Monat beginnen, wenn Nordita-

lien, das Ruhrgebiet, Schweden und Frankreich als reiche Beute in die Hände des Angreifers gefallen sind? Wir müssen uns schon jetzt vor- bereiten."

20 000 Reserveoffiziere, die vom Militär- dienst verabschiedet werden sollten, sollen nun im Dienst verbleiben, bis das Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht verabschiedet ist. Ein Sprecher des Kriegsministeriums gab be- kannt, daß für die amerikanischen Streitkräfte eine allgemeine Urlaubsperre verhängt wurde.

Präsident Truman erließ am Karfreitag eine Anordnung, wonach alle Flugzeuge, technischen Ausrüstungen und Werkzeuge, die militäri- schen Zwecken dienen könnten, künftig der

Ausfuhrkontrolle unterstehen.

Truman erklärte in einer Pressekonferenz, der Versand von Material und Maschinen nach Rußland gehe auf einen Ankauf Rußlands von vor zwei Jahren zurück. Im übrigen sei die Sowjetunion nach wie vor eine den USA ,, be- freundete" Nation.

Präsident Truman erklärte bei einem Oster- diner: Es gibt schlimmere Dinge als den Krieg. Zum Beispiel die Sklaverei." Die USA würden einer Entwürdigung der Freiheiten in der Welt nicht untätig zusehen.

Der Vorsitzende der Budgetkommission und republikanische Abgeordnete Knutson for- derte in einem Zeitungsartikel den Rücktritt von Staatssekretär Marshall, dessen Unter- nehmungen alle gescheitert seien, und griff die Politik von Präsident Truman an: ,, Es ist tra- gisch zu sehen, daß die Außenpolitik unserer Regierung in den Händen zweier unfähiger Männer Truman und Marshall liegt. Wenn die USA einen Krieg vermeiden wollen, muß Marshall nach Hause geschickt werden."

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von General Koenig, auf Anordnungen der parlamentarischen Untersuchungskommission und auf einen durch Staatssekretär Pierre waltungsreform in der französischen Besat- Schneiter ausgearbeiteten Plan. Die Ver- zungszone ist als Teil der allgemeinen Ver- waltungsreform in Frankreich und den vor- gesehenen Beamtenabbau, der insgesamt 150 000 Personen betrifft, anzusehen.

Seit dem Besuch des Präsidenten des Inter- nationalen Währungsfonds Camille Gutt am 26. März bei Ministerpräsident Schuman und Finanzminister Mayer verlautet aus Paris ge- rüchtweise, daß es sich hauptsächlich darum gehandelt habe, Gutt von neuen Währungs- maßnahmen in Kenntnis zu setzen, die die französische Regierung zu treffen im Begriff sei. Es soll sich dabei um nichts Geringeres als um die Schaffung eines neuen Franc handeln. Durch Herabsetzung aller Preise und Löhne um einen bestimmten Prozentsatz in seinem Wert erhöht, wolle man die ,, leicht" gewordene Währung durch einen Franc von normalem Wert ersetzen. Dieser Plan bedürfe allerdings längerer Vorbereitungen, wird aber als die Krönung des Mayer- Planes angesehen.

Frank-

Die von der Regierung gestartete Offensive zur Preissenkung will u. a. die landwirtschaft- lichen Preise durch Einfuhr gewisser Nah- rungsmittel und die strenge Kontrolle der Märkte blockieren. Als nächster Schritt ist die Senkung der Industriepreise vorgesehen. Zu den durch General Marshall bekannt- gegebenen Kriegsmaterialeinkäufen reichs in den USA äußerte bei der Parlaments- diskussion über die Militärkredite in der Woche vor Ostern Verteidigungsminister Teit- gen: ,, Glaubt man denn wirklich, daß Frank- reich mit seinen augenblicklichen finanziellen und materiellen Mitteln in der Lage ist, in einigen Monaten sein militärisches Potential wieder aufzubauen und eine neue Armee, wie wir sie uns wünschen, zu schaffen? Das ist ein leerer Wahn." Frankreich werde notwendiges Kriegsmaterial, das es nicht selbst herstellen könne, in jedem Falle kaufen. Im übrigen gäbe es kein Land in der Welt, das von einer sol- chen Politik nicht Gebrauch machen würde.

Palästina und die ,, Sicherheit der USA"

JERUSALEM. Während in der Palästina- frage die Sowjetunion nach wie vor am Ter- lungsplan festhält, beabsichtigen die USA, dem Sicherheitsrat die Einberufung einer außer- ordentlichen Vollversammlung vorzuschlagen, um in Palästina für unbestimmte Zeit ein Treuhänderschaftsregime der UN einzusetzen. Diese Schwenkung wird von Staatssekretär Marshall nicht durch die Lage in Palästina oder im Mittleren Orient begründet, sondern durch die allgemeine internationale Lage und durch ,, Ueberlegungen von lebenswichtiger Bedeutung für die nationale Sicherheit Ame- rikas".

Handelsminister Harriman indes gab Mit- gliedern des Verteidigungsausschusses gegen- über zu, daß es schwierig sei, die Ausfuhr nach der Sowjetunion herabzusetzen, da Amerika Es geht also um das Oel. Die USA aus Rußland auch Lieferungen strategischen wollen zudem keine Lösung mehr, die eine Materials( Chrom- und Manganerze) erhalte. Intervention von bewaffneten internationalen

für die Millionen amerikanischer Neger wenig und andererseits könne man in Rußland das allmähliche Verschwinden der elementarsten Freiheiten feststellen.

Edwards folgerte daraus, daß bei einer Ent- scheidung für das eine oder das andere der beiden Lager Krieg und Sklaverei unausbleib- lich seien.

Die politische Säuberung in England LONDON. Vor dem englischen Unterhaus UdSSR die Schlagworte ,, Demokratie" und ging Premierminister Attlee auf die Frage ,, soziale Gerechtigkeit" auf ihre Fahnen ge- einer politischen Säuberung der britischen Be- schrieben habe. Das Wort, Freiheit" bedeute amtenschaft ein. Es handle sich jedoch nicht um eine allgemeine Säuberung oder eine poli- tische Inquisition. Solange ein Krieg drohe, müßten die Geheimnisse der Landesverteidi- gung geschützt werden. Die. Entscheidung über eine Entlassung liege in den Händen eines dem Parlament verantwortlichen Ministers. Außerdem werde eine beratende Kommission aus drei im Ruhestand befindlichen Beamten aufgestellt, vor denen die Betroffenen ihren Fall darlegen könnten. Attlee schloß seine Ausführungen mit der Versicherung, daß er nicht an umfangreiche Entlassungen glaube. Ein konservativer Abgeordneter betonte die Gefahr der ,, fünften Kolonne", die in England ihr Unwesen treibe. Man müsse einen Unter- schied machen zwischen ,, dem sozialistischen Schaf und der kommunistischen Ziege". Er fügte hinzu: ,, Wurde nicht Attlee selbst 1937 mit dem Kommunistengruß der erhobenen Faust fotografiert?" Der dem linken Flügel angehörende Abgeordnete Davies wandte sich gegen die Regierungsvorschläge und erklärte,

es sei nur in Diktaturen üblich, Leute im Na- men des Staates zu verurteilen, ohne sie zu hören.

Der britische Kriegsminister Shin well hat auf einer Versammlung der Arbeiterpartei erklärt: Wir dürfen niemals aufhören, eine Verständigung mit Rußland zu suchen. Wenn uns diese Bemühungen mißlingen, wird die Welt früher oder später vor einem neuen Krieg stehen."

Der Vorsitzende der englischen unabhän- gigen Arbeiterpartei, Bob Edwards, erklärte auf der Jahreskonferenz der Partei, es sei die oberste Pflicht eines jeden Sozialisten, sowohl Rußland als den USA alle Unterstützung zu verweigern. Amerika habe einen Kreuzzug unter dem Banner der Freiheit und des freien Unternehmertums entfesselt, um seinen Dol- larimperialismus zu verbergen, während die

Spanisch- portugiesischer Pakt? LISSABON. In diplomatischen Kreisen Por- tugals wird darauf hingewiesen, daß häufige Besprechungen der Generalstäbler Portugals und Spaniens seit einigen Monaten darauf hin- deuteten, daß die beiden Länder in Anbetracht des Ernstes der augenblicklichen Lage ent- schlossen seien, sich notfalls zur gemeinsamen Verteidigung der iberischen Halbinsel zusam- menzuschließen. Eine derartige Zusammen- arbeit wird ausdrücklich als im Rahmen des zwischen Präsident Salazar und General Franco abgeschlossenen iberischen Paktes von 1939 liegend bezeichnet.

General Franco erklärte in Madrid an- läßlich des Jahrestags der Beendigung des spanischen Bürgerkrieges, Spanien sei anderen Völkern, die sich nicht seiner Einheit erfreu- ten, um zehn Jahre voraus. Jeder Versuch, das Land in den Dienst ausländischer Interessen zu stellen, werde scheitern. Spanien kümmere sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Im weiteren Verlauf seiner Rede griff Franco in scharfer Form die Sowjetunion und den Kommunismus an.

Die Rolle Japans TOKIO. Der amerikanische Unterstaats- sekretär William Draper wies bei seinem Besuch in Japan in einer Unterredung mit Ministerpräsident Ashida auf die Notwendig- keit, die japanische Kohlen-, Stahl- und Nah-

Streitkräften einschließlich solcher der Sowjet- union in Palästina nach sich zieht.

Präsident Truman hat erklärt, die USA hätten den Vorschlag einer provisorischen Treuhänderschaft befürwortet, um die Gefahr eines Krieges in Palästina zu bannen. Truman teilte mit, er habe die führenden arabischen und jüdischen Persönlichkeiten vor den Sicher- heitsrat geladen, um die für einen Waffen- stillstand im Heiligen Land erforderlichen Maßnahmen zu treffen.

Nach einer Mitteilung des Unterstaatssekre- tärs im britischen Kolonialministerium, Wil- liams, zählt die jüdische Bevölkerung in Pa- lästina jetzt 460 000 Personen, während zur Zeit der Uebernahme des englischen Mandats im Jahr 1923 89 000 Juden in Palästina an- sässig waren.

Ein Sprecher der norwegischen Regierung hat zu dem Vorschlag der jüdischen Agentur, die britischen Truppen ab 15. Mai durch 10 000 bisher als Besatzungstruppen in Deutschland eingesetzte norwegische und dänische Soldaten zu ersetzen, bekanntgegeben, daß ein solches Ansuchen bisher nicht an Norwegen gerichtet

worden sei.

Nach einer Meldung des ,, New York Herald" soll Frau Eleanor Roosevelt in einem Schrei- ben an Truman und Marshall den Rücktritt von ihrem Posten als UN- Delegierte erklärt haben, weil sie mit der Palästinapolitik der USA nicht einverstanden sei.

rungsmittelproduktion zu erhöhen, hin, da Ja- pan für seinen Bedarf aufkommen müsse.

Ministerpräsident Ashida gab am vergan-

genen Montag bei einer Konferenz mit japa- 1948 von den USA eine Finanzhilfe in Höhe

nischen Geschäftsleuten bekannt, daß Japan

von 1 Milliarde Dollar erhalten solle.

In maßgeblichen japanischen Kreisen sieht man die neue amerikanische Politik in bezug auf Japan dergestalt, daß es nach wie vor die Mission Japans sei, für die Stabilisierung im Fernen Osten zu arbeiten. Der wirtschaftliche Wiederaufbau mache notwendigerweise eine wirtschaftliche Expansion erforderlich. Hinzu käme ,, glücklicherweise" noch eine geistige Mission", die Aufhaltung des Kommunismus. In China Erfolge auf beiden Seiten

NANKING. Der erste Erfolg der chinesischen Regierungstruppen seit Beginn der kommuni- stischen Offensive in der Inneren Mongolei ist der Rückzug der kommunistischen Truppen im Südwesten der Provinz Chahar. 20 000 Kommunisten sollen dort eingeschlossen und abgeriegelt sein.

Nach einer Meldung der russischen Agentur Taß steht seit der Offensive im Januar etwa ein Viertel von ganz China unter kommuni- stischer Kontrolle. Acht Divisionen der Regie- rungstruppen seien zerschlagen und seit dem 1. November 1947 17 Generale und über 100 000 Mann gefangengenommen worden.

Von Dr. Helmut Kiecza

Der Krach im Alliierten Kontrollrat in der Woche vor Ostern kam nur für diejenigen überraschend, die erst durch Theaterdonner darauf aufmerksam werden, daß eine latente flikt sich entladen hat. Es war eben soweit- Spannung, ein, in der Luft liegender" Kon- die denkbar einfachste Erklärung unter den möglichen.

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Als Ergebnis wäre zu verbuchen, daß prak- tisch im Augenblick kein Organ besteht, das die oberste Gewalt in Deutschland ausübt; daß jede Zone von der zuständigen Besatzungs- macht ,, befohlen" oder regiert" wie man wird. Da jedoch die ,, Fehlkonstruk- tion" Kontrollrat- eine keineswegs neue For- sitzende der FDP in der britischen Zone, Blü- seit Jahr und Tag, wie der Vor- cher, feststellte, nur ein ,, Nährboden für Dauer- auseinandersetzungen" war, eine bevorzugte Arena des ,, kalten Nervenkrieges" und aus der gemeinsamen Regierung über Deutschland ein " Kampf um Deutschland" wurde, ging so oder so kaum jemals mehr etwas Entscheidendes von ihm aus. Er hat in erster Linie wohl noch

Symbolwert, eine Position, die gehalten wer- den soll und wäre es um der, Reichshaupt- stadt" Berlin willen.

Nach Marschall Sokolowskis effektvollem

dete sich kurz vor Ostern General Clay

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Abgang aus der letzten Kontrollratsitzung mel- andere Seite" und die Welt hat eben heute nur noch zwei Seiten zu Wort. Clay sprach nach der geplatzten Sitzung von einer ,, eher politischen als militärischen" Situation. Ein Spiel mit Worten.

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Der deutschen Bevölkerung könne eine ei- gene Regierung nicht vorenthalten werden. Der Zeitpunkt für die Einsetzung einer gesamt- deutschen Regierung sei jetzt näher gerückt. Ein seltsamer Standpunkt. Sind wir denn augenblicklich nicht weiter denn je von der Möglichkeit entfernt, eine ,, deutsche" Regierung

einzusetzen?

Also dachte Clay doch an eine westdeutsche Regierung? Er antwortete auf eine diesbezüg- liche Frage nicht. Und die Folgen? Von Ost- zonenseite wurde bereits hierzu bemerkt, es stehe außer Zweifel, daß die russische ,, Ant- wort" innerhalb von 24 Stunden erfolgen würde wie auf die Reorganisation des Frankfurter Wirtschaftsrats die Umbildung der Ostzonen- Wirtschaftskommission folgte, so auch die ,, ost- deutsche Regierung".

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Hier wäre aus der ersten Erklärung des Chefs der Sowjetischen Militäradministration, Lukjatschenko, nach dem ,, Zwischenfall" ein- zufügen, die Vertreter der UdSSR seien auch weiterhin bereit, den Kontrollrat zu unter- stützen, wenn dieser danach trachte, die Ziele des Potsdamer Abkommens zu erreichen.

Fügen wir hier noch hinzu, daß von Washing- ton in Erwiderung der Protestnote der UdSSR gegen die Londoner Deutschlandbesprechun- gen Rußland beschuldigt wurde, das Pots- damer Abkommen verletzt zu haben und den Zusammenschluß der vier Besatzungszonen zu verhindern, so rundet sich das Bild. Beide werfen einander dasselbe vor, wie beide für Demokratie eintreten und etwas völlig ver- schiedenes darunter verstehen.

Doch zurück zur Pressekonferenz Clay. Der General äußerte zu den derzeitigen Kriegsge- rüchten: ,, In der ganzen Welt fürchten sich die Menschen vor einem neuen Krieg. Es gibt ge- wisse moralische Werte, die jene, die an sie glauben, um jeden Preis erhalten müssen. So- lange wi diese moralischen Werte hochhalten, brauchen wir uns nicht vor dem zu fürchten, was wir zu tun hätten, um diese Werte zu erhalten. Niemand wünscht als Einzelperson den Krieg. Lassen Sie uns auf Grund dieser Tatsache hoffen, daß es keinen Krieg geben wird."

Mit Katastrophenfurcht wird man den Krieg nicht eine Stunde aufhalten können, eher un- gewollt hineintaumeln. Die ,, hochgehaltenen" Ideale aber widerstehen dem rauhen Ostwind so wenig wie umgekehrt dem ,, milden" West. Clay versicherte, von sowjetischer Seite seien

im Kontrollrat keine militärischen Drohun- einen derartig geradlinigen Vormarsch gen We- gen" ausgestoßen worden. Wozu auch? Wer sten angetreten hat, kann sich das Drohen sparen. Er zieht ohne großes Aufheben die Konsequenzen aus der jeweiligen Situation und schwingt nur hin und wieder ein wenig die Kinderklapper, des Spasses halber.

Interessant, was die ,, New York Times" leit- artikelt: Die Veränderungen in der europäi-

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schen politischen Situation ,, machen aus West- deutschland das erste Bollwerk gegen einen erneuten kommunistisch- russischen Vorstoẞ" daher Kurswechsel. Die bisherige destruk- tive Politik( der US- Militärregierung) sei die Ursache dafür, daß die ,, amerikanische Flagge über der trostlosesten Gegend Europas w.eht". Vom Erfolg der Bemühungen unter den Al- liierten, sich gütlich zu einigen, hänge unter Umständen ihr eigenes Fortbestehen ab.

Letzteres mag stimmen. ,, Erstes Bollwerk" gen Osten zu sein, wird hingegen nicht auf Gegenliebe unter den Deutschen stoßen. War schon einmal da und ging schon einmal schief. Solche Angebote sind nicht einmal ge- I mit Dreingaben mundgerecht zu schenkt machen. Zum Thema Kontrollrat spricht man, um auch dies zu verraten, längst von einer ,, Ent-

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