Januar 1948
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9. Januar 1948
Tatberichte:
Jugendnot
1. Allein in Hamburg vagabundieren 1000 heimat- lose junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren. Seit der Kapitulation wurden 20 000 herúmstrolchende Jugendliche in der Hansestadt fürsorgerisch betreut. 2. In Groß- Berlin sind bis Dezemberende 1946 in- nerhalb zwölf Monaten 26 000 Jugendliche straffällig geworden, 60 Prozent davon zwischen 16 und 17 Jah- ren. 30 Prozent waren Mädchen.
3. In Köln wurden durch den Jugendrichter in den ersten neun Monaten des Jahres 1946 nicht weni- ger als 618 Vergehen, 253 Verbrechen und 582 Ueber- tretungen abgeurteilt.( Dié Zahlen stammen aus der Broschüre ,, SOS", Hoheneckverlag, Büren, 1947.) Aber bei uns in Württemberg
ist der Schwarzhandel unter den Jugendlichen durch- aus nichts Unbekanntes. Beweis: die Berichte und Erfahrungen unserer Bahnhofsfürsorge
ist die Süchtigkeit unter den Jugendlichen in stän- digem Steigen. Beweis: der gesteigerte Nikotin- verbrauch
ist der Anteil der Jugendlichen unter den Neuzu- gängen der Hautklinik gegen 75 Prozent. Die Zahl ist Beweis genug.
Was tun?
1. Sehen: Es ist wertlos, vor Tatsachen die Au- gen zu schließen. Sie sind da und fordern uns zur Stellungnahme. Auch wenn die äußere Not die der zerstörten Großstädte des Nordens nicht erreicht, BO schwelt doch viel ungelöschte Glut unter der Decke. Wer das Jugendleben kennt, läßt sich durch Zeichen äußerer Ruhe nicht irreführen. Bei der Durchmischung der gesamten Bevölkerung ist eine Abkapselung des Südens vom Norden, des Landes von der Stadt einfach unmöglich.
2. Urteilen: Zweifellos ist viel Verwahrlosung. und Verrohung unter jungen Menschen zu finden; in den seltensten Fällen aber wirklich böser Wille. Die Jugendnot ist zu einem Gutteil Schicksal, nicht Schuld; wo aber Schuld, da in erster Linie Schuld der älteren Generation: Zerfall des Familienlebens, mangelnde Erziehung, intellektuelles und charakter- liches Versagen der Schule, Zerbrechen an unbe- das ist der Weg zum wältigten Kriegserlebnissen äußeren und inneren Ruin unserer Jugend. Mit moralischem Aburteilen ist hier wenig geholfen. Wohl dürfen die sittlichen Grundsätze weil sie mehr als ein Jahrzehnt in verantwortungsloser Weise heute weniger denn je an- untergraben wurden getastet werden. Der Anfang zu einem inneren Auf- stieg liegt aber nicht im Verurteilen, sondern im Verstehen.
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3. Handeln: Die Jugendnot kann nur durch Taten bewältigt werden, freilich nur durch sinn- volle Taten. Die geschäftige Betriebsamkeit, die übereifrige Macherei, die heute auf dem Gebiet der Jugendpflege weithin Mode geworden ist, stiftet wenig Segen. Alle Massenveranstaltungen führen meist nur zu Statistiken und Zahlen, nicht aber zu wirklichem Leben. Alles hundertprozentige Erfassen- und Betreuenwollen verrät sich in seinen Konse- quenzen immer wieder als ein hartlebiges Ueber- bleibsel einer gottlob überwundenen Zeit. Was ge- leistet werden muß, ist vielmehr dies: die Voraus- Betzungen zu einem inneren Aufstieg schaffen.
Dazu gehört zunächst die Bildung eines Kreises von Eltern und Erziehern, die das Herz am rechten Fleck haben. Jugend will nicht„ erfaßt" und„ be- umsorgt treut" sein, aber sie will immer noch und geliebt sein. Sie will Wurzel fassen in Familie und Beruf, im Heim und in der Oeffentlichkeit. Und dazu soll man ihr Ruhe, Sammlung und Besinnlich- keit verschaffen. Aus solcher Umgebung wachsen die Menschen, die sich in einer Jugendgemeinschaft finden können geeint durch innere Berufung, durch einen einfachen, gesunden und sauberen Le- bensstil, wie ihn unsere Notzeit verlangt. Aus der Begegnung zwischen beiden, der älteren Generation und der Jugend bildet sich der echte Jugendbund, der stets soviel wert ist, als er innere Werte in sich trägt.
Echte Bemühung um eine Bewältigung der Jugend- not muß immer den Kampf mit der öffentlichen Meinung wagen. An sich sollte man meinen, daß die verantwortlichen Stellen ein ureigenes Interesse daran hätten, das Aufbauwerk von Elternhaus, Schule und Jugendgemeinschaft nach Kräften zu schützen. Allein die Gedankenlosigkeit, Grundsatz- losigkeit und Verantwortungslosigkeit hat sich in die Veranstaltungen des öffentlichen Lebens so tief eingefressen, daß man gar nicht mehr gewahr wird, daß man mit der einen Hand niederreißt, was man mit der anderen aufgebaut hat. Erst gestern sah ich einen bestempfohlenen Spitzenfilm: Technik vollendet, Darstellung meisterhaft aber der Geist des Ganzen?- Dekadenz auf weiter Front, eine Schule der Vermassung, eine Huldigung vor der Macht, wie sie der Nationalsozialismus nicht besser hätte propagieren können. Wann haben die Verant- wortlichen den Mut, in Presse und Film, in Theater und Unterhaltungswesen nicht an den Symptomen herumzudoktern, sondern das Uebel der Jugendnot an der Wurzel zu fassen?
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Alfred Weitmann, Mitglied des Landesjugendausschusses
Aus der christlichen Welt
Er war ihnen untertan
Diese Worte aus dem Evangelium nach Lukas kennzeichnen die Jugendjahre des Jesus Christus in der Obhut von Maria und Josef.
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Man hat ein liebliches Idyll aus diesem Satz ge- macht: das traute Heim von Nazareth. Mit aller Farbenpracht einer satten Bürgerlichkeit wurde dieses Idyll gemalt und geschildert. Oder man hat dieses Haus von Nazareth mit seiner heiligen Fa- milie zum Ideal erhoben; gleichsam einer aus den Bahnen geratenen Zeit mit erhobenem Finger zu- gerufen:„ Das sei euer Vorbild!" Wir spüren, daß unser Herz nicht mehr warm werden mag daran. Nicht am Jdyll". Denn da regt sich mit Bitter- keit unsere Armut. Nur zu gut weiß jeder, daß die Zeiten des„ Idylls" uns untergegangen sind. Auch nicht am„ Ideal". Seit Jahren jetzt bald quält sich ja unser Gewissen um eine Antwort darauf, ob wir den Zusammenbruch von Haus und Heimat, Ehe und Familie denn wirklich durch einen Mangel an. Idealismus verschuldet haben,
,, Er war ihnen untertan." Die alte Kirche sah in diesem Satz mehr den theologischen Hintergrund. Gott rettet durch Jesus Christus die Welt. Der aber ist kein Schwärmer und kein Weltverbesserer. Er lockt mit keinem Idyll" und preist kein„ Ideal" an. In einer letztmöglichen Hinwendung geht Gott in diese Welt ein und„ erfüllt" sie.
Das bedeutet sehr viel. Die Welt wird in keiner ihrer Zeitepochen durch Kritik oder Predigt, durch Propaganda oder Schulung gerettet. Mensch und Welt bedürfen nicht so sehr der Belehrung oder Verbesserung. Sie brauchen es nur, durch ihn„ er- füllt" zu werden. Rettung ist dort, wo dem Geist Gottes nicht widerstanden wird, der an der Tür un- seres Wesens steht und anklopft( vergl. Apk. 3, 20). Dann aber werden bedeutungslos„ Idyll" und ,, Ideal". Mit Zutrauen soll dann die Liebe gelebt, Ehe und Familie vollzogen, Wirtschaft und Politik geplant
und erfüllt werden.
Näher als die Hoffnung liegt uns die Klage:„ Wir sind gering auf dieser Welt. Die Erde gibt nicht Raum, nicht Brot. Kein Mensch erbarmt sich unser Not. Mein Gott; komm uns zu Hilfe"( Th. Klausner). Dabel klagen wir keinen Gott an, daß er es fehlen Heße an Hilfe für uns. Wir wissen, daß Gottes Hilfe nur den Weg nimmt durch die Hände der Menschen. So gilt unsere Klage allen, die uns hindern an
SCHWABISCHES TAG BLATT
AUS DEM WIRTSCHAFTSLEBEN
Zum Wiederaufbau der Wirtschaft
Von Dr. Karl Albrecht, Tübingen
In Fortsetzung der in der Neujahrsnummer be- gonnenen Betrachtung über die wesentlichen Vor- aussetzungen für den Wiederaufbau unserer Wirt- schaft veröffentlichen wir als Abschluß der Arbeit die Stellungnahme des Verfassers zu den Fragen einer neuen Preis- und Steuerpolitik, zur Wäh- rungsreform und zum Abbau der Bewirtschaf- tung. Die Redaktion
IV. Neue Preispolitik Auf dem Preisgebiet soll keineswegs einer unver- züglichen Aufhebung der Preiskontrolle das Wort geredet werden. Wohl aber sollte die reale Steige- rung der Kosten insoweit Ausdruck finden, als er- forderlich ist, die finanzielle Substanz zu erhalten. Für die einzelnen Branchen wären gewisse Preis- spannen entsprechend den Erfordernissen eines Durchschnittsbetriebs zu ermitteln, bis zu denen zwecks Ausgleich unvermeidlicher Kosten die Preise in eigener Verantwortung erhöht werden können. Es ist kein Zweifel, daß schon beachtliche Preis- erhöhungen auf legalem Weg entstanden sind. Die- ser Weg wird weitergehen. Dabei sollte berücksich- tigt werden, daß die Intensität der Nachfrage, die auch unter sozialpolitischen Gesichtspunkten berech- tigterweise den Preis mitbestimmt, in keiner Weise mehr den Vorkriegszeiten entspricht. Die Wert- relation zwischen den einzelnen Erzeugnissen bzw. die Intensitätsrelation zwischen den einzelnen Be-
darfsfällen hat sich grundlegend geändert. Es war
ein wirtschaftlicher und sozialer Fehler, für die Ge- genstände des täglichen Bedarfs nur unzureichende Preise zu bewilligen, während für weniger wichtige Erzeugnisse zum Teil starke Preiserhöhungen bewil- ligt wurden. Der umgekehrte Weg hätte zu einer stärkeren Ausrichtung der Produktion auf volks- wirtschaftliche Bedürfnisse geführt. So wie die ge- änderte Bedarfsstruktur künftig in den Preisen ihren Ausdruck finden sollte- denn nur damit übernimmt der Preis wieder seine natürliche Aufgabe der Ab- stimmung der Produktion auf den Bedarf- so müs- sen andererseits auch die strukturellen Kostenände- rungen in den Preisen ihren Niederschlag finden und Preisstop ebenso wie Subventionen ablösen. Subventionen sind demoralisierend. Wenn aus so- zialen Gründen vorübergehend gewisse Verbilli- gungsmaßnahmen unvermeidlich erscheinen, so sollte man nach dem Vorbild der früheren Margarine- Verbilligungsaktion Einkaufsverbilligungen bestimm- ten Bevölkerungskreisen zukommen lassen, um so- ziale Härten zu mildern.
Im übrigen werden wir es in Kauf nehmen müs- sen, daß vielerlei Artikel bis auf weiteres nicht hergestellt werden können und daß die Herstel- lung entbehrlicher Artikel auf längere Zeit unter- sagt wird. Wenn es dadurch gelingt, die Betäti- gungsmöglichkeiten auf die Erzeugung der drin- gendst benötigten Waren zu konzentrieren, dafür aber so viel Rohstoffe zur Verfügung zu stellen, daß in der Produktion und im Vertrieb dieser Er- zeugnisse wieder ein Wettbewerb eintritt, dann
wird man rechnen dürfen, daß in verhältnismäßig kurzer Zeitspanne etwaige übermäßige Preissteige- rungen wieder abgebaut werden.
Es wird zugegeben, daß ein solches Verfahren unter sozialen Gesichtspunkten zunächst nicht be- friedigt. Es ist anzunehmen, daß die Preise sehr stark hochgetrieben werden und damit der Kreis der möglichen Käufer eingeengt wird. Es ist aber kein Zweifel, daß die Rückbildung der Preise nach einem oder eineinhalb Jahren den Kreis der Käufer wieder wesentlich vergrößern wird.
Die Auflockerung der Preise kann also zwar da- hin führen, daß vorübergehend nur einige wenige, zufällig Bevorzugte Anschaffungen vornehmen können. Sie wird aber in einer nicht zu fern liegenden Zukunft eine wesentlich brei- tere Bedarfsdeckung gestatten als das Festhalten an einem unzureichenden Preisniveau.
V. Neue Steuerpolitik
Eine solche Preispolitik kann also durchaus poli- tischen Erfordernissen genügen. Daß sie dem Ziel der Steigerung des Sozialproduktes dient, kann vor allem durch steuerpolitische Maßnahmen erreicht werden, denen sich die Währungsreform anzuschlie- Ben hat. Es wäre sinnlos, durch Auflockerung der Preispolitik Gewinne entstehen zu lassen, die ent- weder reizlos sind, weil sie weggesteuert werden, oder die keine reale Kaufkraft darstellen; es wäre andererseits politisch nicht zu verantworten, wür- den diese Gewinne lediglich dazu dienen, die Markt- spannungen zu verschärfen.
Man sollte daher bei der notwendigen Steuer- reform eine selbstverständliche Voraussetzung für die Wiederbelebung unserer Wirtschaft- einen großen Unterschied hinsichtlich der Behandlung
Raum und Brot. Wir wünschten, daß sie uns wenig- stens verschonten mit allem Gerede von Idyll und Ideal. Martin Gritz
,, Ein Jahr unwiderruflicher Entscheidungen" ( CND) ,, Auch die Nationen, die hier nicht vertre- ten sind, stehen vor meinem geistigen Auge. Unsere Wünsche gehen auch zu ihnen, auch sie sind Ge- genstand unserer ständigen Gebete," betonte Papst Pius XII. beim Neujahrsempfang der beim HI. Stuhl akkreditierten Diplomaten. Der Papst wies in seiner Ansprache nachdrücklich auf die Unteilbar- keit jeder echten Friedenslösung hin. Wenn die Widerstände und Schwierigkeiten auch groß seien, so habe er doch das Vertrauen, daß das Jahr 1948 nicht das unglücklichste der Geschichte sein werde, wie viele Menschen fürchteten. Ohne Zweifel aber werde es ein Jahr schwerster, vielleicht unwi- derruflicher ein Entscheidungen werden, Jahr, in dem die Welt sich wie selten in der Ver- gangenheit am Scheidewege sieht. Daher werde er fortfahren, alle Verantwortlichen zu beschwören, die Unteilbarkeit des Friedens nicht aus dem Auge zu verlieren.
Rat der Evang. Kirche tagt am 14. Januar
derjenigen Gewinne machen, die für den Wieder- aufbau eines leistungsfähigen Produktionsapparates Verwendung finden und denjenigen, die lediglich der Erhöhung des Konsums dienen.
Die Zulassung zum Konsum ist eine Verteilungs- frage mit politischer Färbung Hier geht es darum, welchen Anteil am konsumfähigen Teil des So- zialproduktes der einzelne haben soll. Lohn-, Steuer- und Preispolitik können hierauf entschei- denden Einfluß haben. Wir sollten aber in den letzten 15 Jahren gelernt haben, daß sie nicht jeden Produktionsanreiz nehmen darf und daß der Er- satz der Verteilerfunktion des Preises durch den Bezugschein und das Kontingent zu neuen Unge- rechtigkeiten, zu wirtschaftlich unerwünschten, weil leistungsunabhängigen Monopolen und zum Erlie- gen der Produktion führt. Eine sozialpolitisch wich- tige Aufgabe wäre die Entwicklung eines Systems hoher Verbrauchsbesteuerung unter Aussparung des existenznotwendigen Bedarfs und Entlastung be- stimmter sozial schwacher Verbraucherkategorien.
VI. Erfordernisse der Währungsreform Maßnahmen auf dem Preis- und dem Steuergebiet müssen von der Geldseite her ihre Unterstützung finden. Vielleicht würde die Notwendigkeit einer Währungsreform in dem Maße gar nicht bestehen, in dem sie heute vorhanden ist, wenn nicht, zur Unzeit und am unrechten Platz allzu viel davon gesprochen worden wäre. Heute hat das Geld jede Funktion in unserer Wirtschaft verloren, sei es als Wertmesser, sei es als Kaufkraftträger. Die Währungsreform wird somit zu einer entscheiden- den Voraussetzung des Wiederaufbaus. Sie kann aber auch, falls sie falsch angefaßt wird, den end- gültigen Zusammenbruch herbeiführen. Wenn sie sich das Ziel setzt, das Mißverhältnis zwischen Kauf- kraft und Sozialprodukt zu beseitigen, so braucht dies in keiner Weise nach den allzu starren Ge- sichtspunketn der Quantitätstheorie zu geschehen. Vielmehr sollte man daran denken, daß wohl auf keinem Gebiet psychologische Momente eine grö- Bere Bedeutung haben als im Bereich des Geldwe- sens. Es wird daher nicht unbedingt notwendig sein, daß alle vorhandene oder wirksam werdende Kaufkraft im Augenblick ihre Deckung durch Ware findet. Als wir zur Zeit der Goldwährung die un- eingeschränkte Einlösungspflicht gegen Gold hat- ten, brauchte die Reichsban keineswegs hundert Prozent des Notenumlaufs in Gold bereitzuhalten, sondern nur einen wesentlich kleineren Teil. Kann einmal wieder Kaufkraft, d. h. Geld, im Falle des effektiven Bedarfs seine Befriedigung in Ware oder in Leistung finden, dann wird bei entsprechender Knappheit des Geldes der Sparwille und die Vor- sorge für Notzeiten mit dazu beitragen, daß nicht alle verfügbare Kaufkraft sofort in Güter umge- wandelt wird.
Wie im einzelnen eine Währungsreform aussehen mag, so werden doch folgende Gesichtspunkte in jedem Fall bedacht werden müssen.
a) Die deutsche Wirtschaft hat ein bestimmtes Li- quiditätsbedürfnis. Dieses Bedürfnis dürfte zurzeit bei etwa 40 Milliarden Mark liegen. Jede Währungs- maßnahme sollte diesem Liquiditätsbedürfnis ent- sprechen. Denn ein Wiederaufbau der Wirtschaft nur mit fremden Mitteln erscheint unmöglich, da niemand bereit sein wird, für fremde Mittel ein abge- gleiches Risiko einzugehen wie für eigene sehen davon, daß zu hohe Zinsbelastung die Wirt- schaft konkurrenzunfähig macht.
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b) Jede Währungsreform wird den Kreis derjeni- gen, die auf Arbeit angewiesen sind, erhöhen. Be- steht nicht die Möglichkeit, Arbeitssuchenden genü- gend Arbeit zu geben, dann sind verschärfte poli- tische Spannungen zu erwarten, die den Leistungs- grad der Wirtschaft mindern. Außerdem werden dann Sozialaufwendungen notwendig, welche zusätz- liche Kaufkraft ohne Vorhandensein eines entspre- chenden Sozialprodukts bedeutet und somit neue Inflation hervorrufen.
c) Auch nach Einführung einer Geldreform muß ein erheblicher Anteil des Sozialprodukts investiert werden. Solche Investierungen bedeuten grundsätz- lich eine neue Inflationsgefahr, denn das Arbeits- einkommen aus Investitionen drängt zur raschen Befriedigung durch Konsumgüter. Es erscheint da- her unerläßlich, daß eine Währungsreform von einem erheblichen Auslandskredit begleitet wird, der nicht nur für Rohstoffe und Nahrungsmittel, sondern auch für Konsumgüter Verwendung finden darf. Der arbeitende Mensch wäre von seinem Wunsch nach Befriedigung dringendsten Bedarfs an Konsumgütern auch durch Bewirtschaftungsmaß- nahmen nicht abzuhalten. Weiterer Naturaltausch und weitere Schwarzmarktgeschäfte würden die Folge sein. Nur eine ausreichende Versorgung mit
religiöse Gebiet: Gebet und Opfer bleiben die Ar- beitsmittel der Bewegung. Bischof Theas hat die deutsche„ Pax- Christi- Bewegung" für 1948 wiederum zum Internationalen„ Pax- Christi"-Kongreß nach Lourdes eingeladen.
Die Ritenkongregation gab bekannt, daß gegen- wärtig über 800 Heilig- und Seligsprechungsangele- genheiten anhängig seien. Die Seligsprechung des Staatspräsidenten von Ecuador, Garcia Moreno, der 1875 ermordet wurde, soll nahe vor dem Abschluß stehen. Es wäre dies der erste moderne Staatsmann, welcher zur Ehre der Altäre erhoben würde.
Kardinal Hlond, der Primas von Polen, hat die Entsendung eines apostolischen Visitators nach Polen angeregt, um so die nötige Verbindung der Kirche in Polen mit dem Hl. Stuhl aufrechtzuerhalten. Der Primas von Polen ist dieser Tage wieder nach Rom abgereist, um dort über die wirkliche Lage der Kirche in Polen, die sich seit einem Jahr wesent- lich verschlechtert hat, zu informieren.
Die Laienspielstudientagung, die in Altenberg bei Köln auf Einladung des Bundes der deutschen katholischen Jugend stattfand, betont in einer Reso- lution an die deutschen Bischöfe, das Laienspiel sei eine der stärksten Möglichkeiten der Jugend zur Verwirklichung der katholischen Aktion.
Der Vatikansender gibt seine, Nachrichtensendun- gen nunmehr auch in tschechischer, slowakischer, kroatischer und slowenischer Sprache. Bisher sandte in Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Holländisch, Polnisch, Litauisch, Ungarisch und Arabisch.
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( CND) Am 14. Januar, nicht am 11. Januar, wie andere Meldungen besagen, wird der Rat der Evan- gelischen Kirche in Deutschland zusammentreten, um über den Antrag des Berliner Bischofs Dibelius zu beraten, der die Einberufung eines deutschen Kirchentages gefordert hatte, um dem Wunsch aller Christen in Deutschland Ausdruck zu geben, daß die verantwortlichen Stellen weiterhin ihre Be- 53 Prozent aller französischen Schüler höherer mühungen fortsetzen sollten, um die Einheit Lehranstalten besuchen katholische Schulen. In 12 250 Deutschlands zu erhalten und einen echten Frieden kath. Schulen mit 55 000 Lehrkräften werden 1,5 Mil-
zu gewährleisten.
In Trier wird ein liturgisches Institut eingerichtet, das im Sinne des neuen Weltrundschreibens von
Papst Pius XII. das liturgische Apostolat fördern, liturgische Fragen wissenschaftlich bearbeiten, durch Konferenzen und Vorträge beraten und aufklärend wirken und entsprechendes Schrifttum bereitstellen soll.
lionen Schüler unterrichtet. Fünf kath. Univer- sitäten, die offiziell Institute heißen, gibt es außer- dem noch.
( epd) Der Leiter des kirchlichen Außenamts, Kir- chenpräsident D. Martin Niemöller, wird sich Mitte Januar nach Genf begeben, um an einer von Generalsekretär Dr. Visser ten Heoft einberufenen Tagung zur Vorbereitung der Weltkirchen- konferenz von Amsterdam teilzunehmen. D. Niemöller wird bei diesem Anlaß in einer der Genfer Kirchen einen Gottesdienst halten und dem oekumenischen Institut in Bossey am Genfer See einen Besuch abstatten.
Die Pax- Christi- Bewegung"( Gebetskreuzzug der Nationen für den Völkerfrieden) befindet sich auch auf deutschem Boden in voller Entwicklung. Ver- schiedene deutsche Landessekretariate sind gegrün- det worden. Die Bewegung beschränkt sich auf das' epd) In dem Sheldonian- Theatre zu Oxford fand
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Konsumgütern über den Weg des Auslandskredites würde die deutsche Wirtschaft nach einer Währungs- reform instandsetzen, für die Verbesserung ihres Produktionsapparates diejenigen Teile des Sozial- produkts zu verwenden, die hierfür unbedingt er- forderlich sind.
d) Da die zusammengedrängte Bevölkerung auf dem verringerten Boden nur ernährt werden kann, wenn sie durch Steigerung ihrer Arbeitsleistung ge- nügend Produkte für den Export herstellt, bedarf es der Festsetzung eines richtigen Auslandskurses der Mark. Nur Kredite sehr großen Umfanges wer- den in der Lage sein, der deutschen Wirtschaft den- jenigen Start zu geben, der sie in den Stand setzt, dann aus sich selbst heraus den Heilungsprozeß durchzuführen. Das Ausland muß aber die künf- tigen Rückzahlungsmöglichkeiten solcher Kredite einigermaßen günstig einschätzen können. Nach dem Verlust aller Auslandsvermögen Deutschlands kann eine Rückzahlung nur durch Export von Gütern und Leistungen erfolgen. Da das derzeitige Preisniveau in Deutschland noch wesentliche Erhöhungen erfah- ren wird, muß die Festsetzung eines Währungskur- ses darauf Rücksicht nehmen. Eine deutsche Wäh- rungsreform kann das Ziel einer Aufhebung der Zwangswirtschaft nicht erreichen, wenn nicht durch uneingeschränkte Konvertierbarkeit in alle inter- nationale Währungen, sowie durch freie internatio- nale Handelsbetätigung gleichzeitig die Voraus- setzungen für eine freie Valutakursbildung geschaf-
fen werden.
VII. Der Sprung in den Markt
Es mag mancher davor zurückschrecken, durch eine radikale Wendung in bezug auf Préis-, Steuer- und Währungspolitik den„ Sprung in den Markt" zu tun, und das Argument, sozialpolitische Rück- sichtnahme mache ein Beibehalten der Zwangswirt. schaft solange notwendig, bis die Produktion im Verhältnis zum Bedarf wesentlich gestiegen sei, wird oft angeführt.
Demgegenüber wird hier mit allem Nachdruck fol- gende Auffassung vertreten:
a) Wir sind so arm geworden und haben durch Vorgriffe auf künftige Erträgnisse sowie durch Kriegsschäden und Besatzungsmaßnahmen so viel an wirtschaftlicher Substanz verloren, daß die Minde- rung des Realvermögens und des Realeinkommens auch in Zukunft in verschärfter Drosselung des Konsums ihren Ausdruck finden muß.
b) Die Wiedereinsetzung der marktwirtschaftlichen Funktion des Preises ist hierfür besser geeignet als Rationierungsmaßnahmen, weil sie unproduktive Verwaltungsarbeit mindert, Initiative freisetzt und die Konzentration auf die langfristige Aufgabe der Produktionssteigerung zuläßt.
c) Bewirtschaftung zwingt vielfach zum Handeln gegen die eigenen Interessen und kann daher auf die Dauer nicht durchgesetzt werden, wenn bei sin- kender Staatsautorität die Spannungen zwischen Befehl und Eigeninteresse ständig wachsen.
d) Mit wachsender Desorganisierung der Wirtschaft werden Fehler und Reibungen in der Bewirtschaf- tung immer größer.
e) Bewirtschaftung ändert nichts an den inneren Spannungsverhältnissen, sie behebt nicht die Ur- sachen, sondern verschärft sie im Laufe der Zeit. f) Es kann also nicht erwartet werden, daß mit längerer Anwendung der Bewirtschaftung die Mög- lichkeit wächst, sie aufzuheben; eine Ueberwindung des Spannungszustandes kann also nicht aus der Bewirtschaftung heraus erwartet werden. Grund- legende wirtschaftspolitische Entscheidungen außer- halb der Bewirtschaftung sind viel mehr erforder- lich. Sie können nur in der Wiedereinsetzung markt- wirtschaftlicher Funktionen und Kräfte liegen.
Die hier notwendigen Entscheidungen erfordern fraglos großen Mut, jedoch keineswegs ein Vabanque- spiel. Man vergesse nicht, daß die Ausschaltung der eigengesetzlichen Preisbildung zur Vielfalt der Be- wirtschaftungsmaßnahmen zwang. Nicht die Ueber- windung des Mangels ist daher Voraussetzung zum Abbau der Bewirtschaftungsmaßnahmen, sondern die Wiedereinsetzung der marktwirtschaftlichen Ord-
nungselemente.
Mit dem Wirksam werden der notwendigen neuen Preis-, Steuer- und Lohnpolitik werden die Bewirt- schaftungsmaßnahmen schrittweise entbehrlich wer- den. Nötig ist also, zunächst und energisch die Wen- dung in der allgemeinen Wirtschaftspolitik zu voll- ziehen.
In der Uebergangszeit kann freilich die Bewirt- schaftungstechnik vereinfacht werden. Weitgehende Anwendung von Herstellungs- sowie Verarbeitungs- und Verwendungsverboten unter gleichzeitiger In- kraftsetzung marktwirtschaftlicher Funktionen im Gebiet der erlaubten Produktionen kann verhältnis- mäßig kurzfristig zur Wiederherstellung einer Wett- bewerbswirtschaft wenigstens in wichtigen Be- reichen führen, und damit wäre der Ansatzpunkt zur Produktionssteigerung und zu freier Wirtschafts- betätigung gefunden, der„ Sprung in den Markt" vollzogen.
kürzlich eine von 3000 Menschen besuchte Kund- gebung statt, auf der die Zukunft.Deutschlands und die Versöhnung zwischen Siegern und Besiegten als das Problem einer christlichen Politik erörtert wurde. Victor Gollancz befürwortet die bedingungs- lose Versöhnung mit Deutschland. Die Rechnung des letzten Krieges sei so groß, daß sie niemals begli- chen werden könne. Es wäre darum besser, sie ganz zu streichen.
( epd) In Athen werden zurzeit Vorbereitungen für die 1950 stattfindende Feier zur Erinnerung an die vor 1900 Jahren erfolgte Landung des Apostels Paulus auf griechischem Boden getroffen. Der Hei- lige Synod der griechischen orthodoxen Kirche ist im Begriff, aus diesem Anlaß die Vertreter der Weltchristenheit nach Athen einzuladen.
( epd) In Brasilien arbeiten gegenwärtig 47 deut- sche Diakonissen. Auch während der Kriegsjahre blieben alle Arbeitsfelder bis auf das Krankenhaus in Rio do Sul erhalten. Ja, es hätten noch weitere Krankenhäuser übernommen werden können, wenn mehr Diakonissen da gewesen wären.
( CND) Eine vollständige Einrichtung für das Kran- kenrevier des Lagers Kienlesberg in Ulm( Donau), in das Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangen- schaft entlassen werden, hat das Evang. Hilfswerk in Stuttgart zur Verfügung gestellt. Weiterhin wer- den dem Lager monatlich 45 Pakete mit Nähr- und Stärkungsmitteln für besondere Bedarfsfälle aus- gegeben. Zur weiteren Erholung und Genesung stellt das Evang. Hilfswerk seine Heime in Isny, Oberstenfeld, Ludwigsburg und Großsachsenheim zur Verfügung, in denen bisher über 3000 Heim- kehrer betreut wurden. An deutsche Kriegsgefan- gene bei den verschiedenen Gewahrsamsmächten hat das Evang. Hilfswerk im Jahre 1947 über 50 000- Pakete und Päckchen versandt.
Die 1933 aufgelöste„ Vereinigung evangelischer Ar- beiter und Gewerkschaftssekretäre Deutschlands e.V.. ( Guter Kamerad) gegründet 1904" wurde in einer Zusammenkunft früherer Mitglieder aus allen deut- schen Zonen in Herne wieder gegründet. Mit der vorläufigen Geschäftsführung ist Sozialsekretär Paul Hartmann in Dortmund- Hörde beauftragt worden. Mit der Arbeit, Luthers Schriften in die indische Sprache zu übersetzen, sind Missionare der großen lutherischen Kirche Nordamerikas, der Missouri- Synode beschäftigt. Teile von Luthers Schriften sind bereits übersetzt und in steter Benutzung ein- geborener Mitarbeiter.