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tet, auf eine abendländische europäische Ord- nung im föderativen Geist. Insofern gewinnt das Wort von Konstantin Frantz seine Bedeu- tung, daß der Föderalismus das der Welt zu- gewandte Gesicht des Christentums ist.
Föderalismus in diesem Sinne hat neben den zentralistischen Bestrebungen nur einen Feind. Das ist die durch die gegenwärtigen Besatzungsverhältnisse bedingte Zersplitterung Deutschlands in zahlreiche, weder durch Ge- schichte, Volksgefühl oder wirtschaftliche Ge- gebenheiten zusammengehörende Teile, die widersinnige Trennung in Zonen, die durch die Zonentrennung geschaffene Spaltung etwa von Württemberg und Baden, die Abgrenzung der Zonen und Länder, als wären sie feind- liches Ausland, lauter Momente, die den Wunsch und das Bedürfnis nach Zusammen- fassung des Zusammengehörigen so stark ma- chen, daß die mit Geschick verbreitete Losung von der zentralistischen Einheit des Reiches nur allzu willige Ohren finden möchte. Dieser psychologischen Folgen mögen sich alle die- jenigen bewußt sein, die mit der unvermeid- lichen Inangriffnahme der Zusammenfassung allzulange zögern. Die neuen Mächte, die jetzt den Gang der Geschichte bestimmen, können die Ordnung der Welt nicht sichern, wenn sie nicht Europa in Ordnung halten. Europa aber ordnen, heißt Deutschland am Leben halten.
Dr. Paul begründet seine Flucht MÜNCHEN. Der ehemalige thüringische Ministerpräsident, Dr. Rudolf Paul, der An- fang September 1947. die sowjetische Besat- zungszone verlassen hatte seit jenem Zeit- punkt fehlte jede Spur von ihm gangenen Donnerstag in München eingetroffen.
SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Was geschah in Ellwangen und in München?
TÜBINGEN. Staatssekretär a. D. Dr. Paul Binder( CDU), Mitglied des Landtags von Württemberg- Hohenzollern, der an den Be- sprechungen führender Politiker der CDU und CSU in Ellwangen und München teilgenom- men hatte, erklärte nach seiner Rückkehr aus München bei einem Presseinterview, die Ell- wangener Konferenz sei einberufen worden, um den in der praktischen Politik und mit der Leitung der CDU betrauten Männern die Möglichkeit zu geben, sich auch einmal mit grundsätzlichen Fragen, losgelöst von der All- tagspolitik, zu beschäftigen. Außer dem Ver- fassungsproblem sei beispielsweise auch der Frankfurter Wirtschaftsrat zur Debatte ge- standen, ebenso die Frage, wie die französi- sche Zone im Falle des Anschlusses in diesen eingebaut werden könne.
Die CDU sei zur Auffassung gekommen, daß schon aus grundsätzlichen Erwägungen an dem Gedanken einer föderalistischen Lö- sung festzuhalten" sei, auch auf die Gefahr hin, daß sie in einem eventuellen Länderrat einer sozialistischen Mehrheit gegenüberste- hen werde, falls die Ostzone mit einbezogen werden könne. Bei einem Verfassungsentwurf müsse die Möglichkeit des Beitritts der Ost- zone selbstverständlich offengehalten werden. Die Münchener Begegnung habe sich fast zufällig ergeben Da indes in Ellwangen kein abschließendes Ergebnis erzielt hätte werden können, sei eine Fortsetzung der angelaufe- nen Gespräche unbedingt erforderlich gewe- sen. Daß für die Münchener Besprechungen das Gebäude der bayerischen Staatsregierung vielleicht auf die bequeme Lage zurückge- als Tagungsort gewählt worden sei, könne führt werden. Es sei darin jedoch keineswegs eine Identifizierung der CDU- Politik mit der bayerischen Regierungspolitik zu sehen. Ueber- dies sei ein Gremium, das ausschließlich zu Studienzwecken zusammenkam, niemals auto-
Besprechungen aufgetreten. Im Gegenteil, man habe klar zum Ausdruck gebracht, daß die Anbahnung des föderalistischen Prinzips ge- fährlich sein könnte, wenn es überspitzt werde. Deshalb hätten sich alle Teilnehmer für einen gemäßigten Föderalismus ausgesprochen.
,, Genau so wenig wie österreichische Ver- treter an der Besprechung teilgenommen ha- ben, stand auch je eine süddeutsche katholi- sche Staatenföderation zur Debatte."
Zu dem Plan, eine Konferenz führender christlich- demokratischer Politiker europä- ischer Länder in Luxemburg abzuhalten, äu- Berte Dr. Binder, daß er in München erfahren habe, daß der Landesvorsitzende der CSU Bayerns, Dr. Müller, und Dr. Adenauer teilzunehmen beabsichtigen. Es handle sich hierbei um eine persönliche Fühlungnahme. Von separatistischen Ideen könne auch hier keine Rede sein.
Die russisch lizenzierte Nachrichtenagentur ADN brachte in einer aus München datierten Meldung, daß in der bayerischen Staatskanz- lei„ Besprechungen über die Frage des künf- tigen Staatsaufbaus" geführt worden sind, gleichsam in Fortsetzung der Ellwanger und Münchener Gespräche der CDU- Politiker und daß bei dieser Besprechung auch Staatsrat Prof. Dr. Schmid teilgenommen hat.
Staatsrat Prof. Dr. Karl Schmid erklärte
verfassungstechnischer Art -, ist ver-
Dr. Paul hat an die Neue Zeitung" eine Erklärung gegeben, in der er ausführte, er hätte ursprünglich die Absicht gehabt, sofort nach Verlassen der sowjetischen Zone die Gründe für diesen Schritt darzulegen. Da je- doch zu jenem Zeitpunkt die Londoner Kon- ferenz unmittelbar bevorgestanden habe, wäre es ihm sinnvoller erschienen, auch den Schein einer Störung dieser Konferenz zu vermeiden. Sein Weggang aus Amt und Pflicht sei nach hartem innerem Kampf erfolgt:
,, Ich verließ meine Heimat, weil ich nicht länger mit gebundenen Händen zusehen und mit meinem Namen decken konnte, wie von Monat zu Monat zunehmend die Verlogenheit der Demokratie der Ostzone, die Lüge und die Einheit und der Verrat deutschen Landes und deutschen Volkes immer offenkundiger und dreister sichtbar wurden
Einer der letzten Gründe, die meinen Weg- gang auslösten, war der: Als im Juni der Marshall- Plan bekannt wurde, habe ich zu ihm in der Oeffentlichkeit und schriftlich po- sitiv Stellung genommen. Wenige Wochen spä- ter ging durch die Ostpresse ein Aufruf der führenden Männer der Ostzone gegen diesen Marshall- Plan. An der Spitze der Unterschrif- ten stand mein Name, vom ersten bis zum letzten Buchstaben gefälscht. Fälschungen ähnlicher Art waren auch zuvor schon in der Uebung.
Zu dieser Fälschung gesellte sich als einer der weiteren Gründe, daß in meinem Kampf gegen die kriminelle Unterwelt diese immer fühlbar gestützt wurde und sie in ihrer engen Verbundenheit mit linksradikalen Elementen ständig an Boden gewann und sogar in hohen Amtsstellungen zu halten versucht wurde."
,, Die Freiheit" verboten KOBLENZ. Am 22. Dezember 1947 hat die Militärregierung der französischen Besatzungs- zone verfügt, daß die in Mainz herausgegebene SPD- Zeitung 14 Tage lang( vom 29. Dezember 1947 bis 11. Januar 1948) nicht erscheinen darf. Nach der ,, Nouvelles de France" wurde das Verbot damit begründet, daß das Blatt über einen Versuch des Ministerpräsidenten von Rheinland- Pfalz, Peter Altmeier, vor dem Landtag über die Demontage zu sprechen, berichtet hatte. Außerdem habe„ Die Frei- heit" ausführlich die Etatdebatte im Land- tag wiedergegeben und dabei auch gemeldet, es eien über 74 Millionen Mark zur Dek- kung des Defizits der Saargruben verwendet worden.
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Robert Bosch
Von Theodor Heuß
Die Aufzeichnungen halten auch ein paar- mal Ausschau in die kommende Zeit. Etwas überraschend der Einfall, kurz vor der An- kunft( der Lotse bringt Zeitungen an Bord), daß es doch eine schlimme Geschichte für mich wäre, wenn Deutschland jetzt in Krieg käme. Sollte ich dann gleich wieder umkeh- ren? Ich glaube, jeder, der mich näher kennt, wird mich alles anderen eher beschuldigen als der Feigheit; aber unter solchen Umständen nach Deutschland zurückkehren, sich vielleicht zum Krüppel schießen lassen, und sich am Ende sagen müssen, daß man eine solche Va- terlandsliebe vor sich selbst nicht verantwor- ten kann, weil man sein eigenes Glück ver- nichtet und schließlich dem Vaterlande doch nichts oder noch nicht viel genutzt hat, wäre das vernünftig? Ich glaube, daß in diesem Kampfe zwischen Vernunft und Herz schließ- lich doch das Letztere siegte..."
Die Fahrt war in zuversichtlicher Stimmung angetreten. Einen fischblütigen Holländer" könnte er zwar ,, fast beneiden um die Sicher- heit, mit der er an sein kommendes Glück glaubt. Aber wo ejn Holländer hoffen kann, kanns ein Schwabe auch". Die Tage vor der Landung offenbaren dann eine verhaltene Un- ruhe:„ Bin gespannt, was ich mit meinen Empfehlungen ausrichte, ob ich nicht vielleicht doch ganz unten anfangen muß. Es könnte mich unter Umständen um Jahre zurückbringen, wenn ich erst Kellner oder Bäckerjunge wer- den müßte. Wir haben oft über diese Aus- sichten gelacht, und wenn man davorsteht und es ist nicht mehr voller Spaß, dann ist es mit dem Lachen nicht mehr weit her. Es ist mir aber immer, wie wenn mich das Glück nicht verlassen würde, und wenn es auch nicht latt abgeht, durchgehauen wird, es mag gehen, vie es will. Vielleicht ist es besser, wenn ich ich zuerst etwas plagen muß, ich glaube, man
risiert, irgendwelche Beschlüsse zu fassen. Separatistische oder auch nur partikularisti- sche Tendenzen seien zu keinem Zeitpunkt der
" Durch höhere Gewalt behindert" BERLIN. ,, Wir fühlen uns nach wie vor als Vorsitzende der Ostzonen- CDU", erklärte Ja-
kob Kaiser auf einer Pressekonferenz in Berlin." Wir sind lediglich in unseren Funk- tionen durch höhere Gewalt behindert".
Verschiedene Meldungen aus der Ostzone besagen, daß von den CDU- Zeitungen in der Sowjetzone der Nachdruck eines in der ,, Täg- liche Rundschau"( maßgebende von der sowje- tischen Militärregierung herausgegebene Zei- tung für die deutsche Bevölkerung) veröffent- lichten Artikels über Jakob Kaiser und die CDU der Ostzone verlangt worden sei. In die- sem Artikel war Kaiser als ,, Agent der ameri- kanischen Reaktion" bezeichnet worden.
Als die Chefredakteure der Zeitungen sich dagegen wehrten und auch die Androhung eines Befehles erfolglos blieb, soll den Vor- standsmitgliedern der Landesverbände der CDU nahegelegt worden sein, den Abdruck des Ar tikels zu veranlassen.
CDU- Kongreß mit Hindernissen
BERLIN. Am vergangenen Sonntagvormittag wurde in Gegenwart der Vertreter aus der sowjetischen Besatzungszone, Jakob Kaiser und Prof. Hickmann, sowie des Führers der Christlich- sozialen Union in Bayern, Dr. Josef Müller, der Kongreß der Führer der Christlich- Demokratischen Partei der vier Be- satzungszonen im sowjetischen Sektor Berlins eröffnet.
Der Vorsitzende der Christlich- sozialen Par- tei Bayerns, Dr. Müller, bat zu Beginn der Sit- zung die beiden Beobachter der sowjetischen Militärregierung auf die Teilnahme an der Sitzung zu verzichten und den Saal zu ver- lassen. Die beiden sowjetischen Offiziere wa- ren von dieser Wendung sichtlich überrascht, kamen jedoch dieser Bitte nicht nach, so daß daraufhin die Sitzung aufgehoben wurde.
In Anbetracht dieser Situation forderte der Leitungsausschuß der Partei die britische, amerikanische und französische Militärregie-
wird dann rascher das, was man in Amerika smart nennt." Und am Tag darauf das bie- dere Sichselbst- Zureden: ,, Ich will aber auch jetzt alles einsetzen, um vorwärts zu kommen, und es müßte sonderbar sein, wenn ich nicht durchhaue in einem Lande, wo schon mancher etwas geworden ist, der noch nicht einmal den guten Willen dazu hatte, und an dem wird es bei mir nicht fehlen."
Auf den ersten Seiten des Büchleins, da von der Begegnung heimkehrender und auslaufen- der Schiffe die Rede war, steht der beschei- dene Satz, in dem ein tieferer Unterton mit- schwingt:„ Es ist hübsch, andere zu über- holen." Dies Empfinden hat der Ankömmling in der neuen Welt nicht recht auskosten kön- nen, und auch das zu werden ,,, was der Ame- rikaner smart nennt", ist ihm nicht gelungen. Aber die Sache selber ließ sich nicht schlecht an. Sein Lehrer Dietrich hatte ihn, bevor Bosch die Ausreise antrat, nach München gesandt, wo damals der Ingenieur Seubel das Hofthea- ter im Auftrag der amerikanischen Edison- gesellschaft mit elektrischer Beleuchtung aus- rüstete. Der Mann sollte ihn beraten; er steckte ihm einige Empfehlungen in die Tasche, und eine davon half rasch über die Sorge hinweg, als Kellner beginnen zu müssen. Diesen ro- mantischen Schnörkel hat das Schicksal nicht in Boschs Leben geschrieben. Der Brief war an Bergmann gerichtet nach Fein und Schuckert trat Bosch einem dritten der Pio- niere der werdenden Elektrotechnik entgegen. Mit acht Dollar Wochengehalt wurde er als Mechaniker eingestellt.
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Sigmund Bergmann, zehn Jahre älter als sein neuer Arbeiter, war schon ein arrivierter Mann. Er hatte, ein gelernter Schlosser, 1869 seine thüringische Heimat verlassen, in Brook- lyn als Mechaniker Verdienst gefunden, die Werkstatt fabrizierte Börsenkursdrucker, und dort entdeckte ihn Thomas A. Edison, der eben begonnen hatte, seinem jugendlich genialen Erfindertum eine Wendung ins Systematische und Industrielle zu geben. Er konnte zuver- lässige, geschickte Leute brauchen, junge Leute,
demgegenüber, daß es sich bei dieser Mün- chener Besprechung darum gehandelt habe, gewisse Probleme verfassungsrechtlicher und zu diskutieren. nichts mit den CDU- CSU- Gesprächen Ganz abgesehen davon, daß diese Begegnung Ellwangen und München zu tun gehabt hät- ten, habe keiner der Teilnehmer den Auftrag, einen Verfassungsentwurf vorzubereiten. Be- sprochene Modelle würden als Material archi- varisch verwertet.
von
Er habe an dieser Konferenz lediglich in seiner Eigenschaft als Professor des öffent- lichen Rechts teilgenommen.
rung auf, ebenfalls Vertreter zu dieser Sit- zung zu entsenden
Europäisch denken
BERLIN. Der Vorsitzende des Exekutivrates im bizonalen Wirtschaftsrat, Dr. Spiecker, erklärte in einem Presseinterview als Antwort
30. Dezember 1947
Unser Wunsch
nachdenken, was uns für das Jahr 1948 am meisten cz. Wenn wir am Ende dieses Jahres darüber Augenblicke zögern, denn gar zuviel ist es, was am Herzen liegt, werden wir vielleicht für einige uns die zurückliegenden Jahre vorenthielten auch nur an Dingen, die normale Zeiten zu er. wähnen vergessen würden. Hinzu kommt, daß wir skeptisch geworden sind und Wünsche nur noch in den seltensten Fällen auszusprechen wagen.
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Dieses Zögern wird aber nur ganz kurz an. dauern: Wir wünschen uns in jedem Falle, daß Ende 1948 wirklich alle Kriegsgefangenen wieder frei sein mögen, mit den Ihrigen vereint als freie Menschen soweit von Freiheit die Rede sein kann leben, arbeiten und wiederaufbauen dür. fen, was ein frevelhaftes Regime und durch dieses ein wahnwigiger Krieg zerstörte.
Auf der Moskauer Konferenz hat im zurücklie- genden Frühjahr der Außenministerrat beschlos sen, alle Kriegsgefangenen sollen bis Ende 1940 in ihre Heimat entlassen werden. Inzwischen hat
eine weitere Konferenz ein ungutes Ende genom- men. Es ist nur zu hoffen, daß ältere Beschlüsse dadurch nicht beeinflußt werden. Irgendwo muß ja einmal zum Ausdruck kommen, daß daran ge- arbeitet wird, die Welt im Zeichen der Humanität wieder einer Ordnung zuzuführen, auf der sich aufbauen läßt. Dazu gehört auch, daß möglichst schnell das Wort„ Kriegsgefangene" in die Ge- schichts- und Geschichtenbücher verbannt wird.
An uns liegt es nur, derer zu gedenken, die noch ihrer Entlassung harren. Wenn wir an sie denken, fällt es uns mitunter schwer, unsere eigene Frei- heit und mag sie noch so relativ sein, als zu Recht bestehend anzusehen. Schon deshalb wollen wir mit ihnen hoffen.
Kleine Weltchronik
DÜSSELDORF. In Nordrhein- Westfalen sind zur- zeit 120 000 Personen darunter 29 000 Kinder, tb- krank. BERLIN. Die deutschen Kriegsgefangenen in Jugo- slawien haben für die Waisenkinder in allen vier Besatzungszonen 4 500 000 Dinar gesammelt. Der Be- trag ermöglichte die Zusammenstellung von 13 000 Paketen, die noch während der Weihnachtsfeiertage in Berlin eingetroffen sind.
WIEN. Das Ansuchen der österreichischen Regie- rung, den ehemaligen SS- Obergruppenführer Sepp Dietrich an Oesterreich auszuliefern, ist, wie die ,, Weltpresse" berichtet, in ein entscheidendes Sta- dium getreten, so daß in Bälde mit seiner Auslie- ferung gerechnet werden kann.
SOFIA. Die bulgarische Nationalversammlung bil- ligte am vergangenen Donnerstag und Freitag ein-
und Banken.
auf die telegraphische Aufforderung des SED- stimmig die Verstaatlichung der privaten Bergwerke Vorsitzenden, Wilhelm Pieck, nichts gegen die deutsche Einheit zu unternehmen: ,, Wir wollen mehr als die Einheit Deutschlands. Wir wollen die wirtschaftliche Einheit Europas. Die Einordnung Deutschlands in eine europäi- sche Solidarität ist die einzige Chance für Deutschland."
Dr. Spiecker wies auf die besondere Bedeu- tung der Haltung Frankreichs für die Ver- wirklichung der europäischen Einheit hin, da ,, Frankreich die einzige kontinentale Macht in Europa darstellt, die übrig geblieben ist". Es sei deshalb notwendig, daß man deutscherseits vor allem ,, mit den Franzosen in die Reihe zu kommen" versuche.
Zu den Wirtschafts- und Gebietsforderungen Frankreichs erklärte Dr. Spiecker: ,, Nicht nur die Saar und das Ruhrgebiet, sondern ganz Deutschland muß wirtschaftlich an Europa an- geschlossen werden. Wir müssen die künftigen Fragen europäisch sehen und müssen euro- päisch denken.
Ueberschwemmungen im Rheintal BADEN- BADEN. Aus dem Rheintal wird berichtet, daß die anhaltenden Regenfälle ein rasches Ansteigen der Flüsse zur Folge hatten. Alle Flüsse im Gebiet der Ruhr, der Eifel und in Ostfrankreich führen Hochwasser und sind über die Ufer getreten.
Aus Baden- Baden wird gemeldet, daß der Witterungsumschlag ein starkes Ansteigen des Rheins und seiner Nebenflüsse mit sich brachte. In Baden- Baden wurde die Feuerwehr am vergangenen Sonntagnachmittag erstmals zum Großeinsatz alarmiert. Eine Anzahl Wohnun- gen mußten geräumt werden. Der Zugverkehr in Richtung Rastatt ist eingestellt worden.
denen, wie ihm selber, keine Arbeit zuviel wurde, wenn eine neue Sache angepackt und zum Erfolg durchgezwungen werden sollte. Die Deutschen schienen sich besonders dazu zu eignen. Da arbeiteten ja schon in seiner Fa- brik in Newark der
Deutsch- Schweizer
Kruesi, der Nürnberger Schuckert; nun sollte Bergmann der dritte in diesem Stab der näch- sten Gehilfen werden.
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LONDON. Im Laufe des Jahres 1947 wanderten über 100 000 Emigranten aus Großbritannien aus und siedelten sich in den Dominions und in britischen Kolonien an. Weitere 500 000 Engländer, die sich im Laufe des Jahres 1948 in den Kolonien niederlassen wollen, bereiten ihre Auswanderung vor.
ALEXANDRIA. Exkönig Viktor Emanuel ist in Aegypten, wo er sich seit seiner Abdankung auf- hielt, im Alter von 78 Jahren gestorben. Der Ex- könig war vor 14 Tage an einem Lungenleiden er- krankt. Ministerpräsident Pascha erklärte, daß der Exkönig mit allen militärischen Ehren beigesetzt werde.
MOSKAU. Stalin und Molotow wurden bei den Wahlen für die Orts- und Bezirkssowjets einstim- mig in den Sowjet der Provinz Leningrad gewählt. TEHERAN. Besprechungen führten zur Umbildung sterpräsident Hakkimi steht. der iranischen Regierung, an deren Spitze Mini-
WASHINGTON. Die Dienststellen der amerikani- schen Luftwaffe teilten am vergangenen Donners- tag mit, daß die Stärke der amerikanischen Luft- streitkräfte im Laufe der nächsten 5 Monate von 335 000 auf 401 000 Mann erhöht werden sollen. WASHINGTON. In Alaska ist eine Staffel Düsen- jäger eingetroffen, um an der ersten größeren tak- tischen Operation" in der Arktis teilzunehmen. WASHINGTON.„ Die Zusammenziehung der Flot- teneinheiten in dem Gebiet des Eniwetok- Atolls, wo demnächst Atomversuche durchgeführt werden sollen, ist beendet", erklärte der stellvertretende Kommandant der amerikanischen Pazifikflotte, Kon- teradmiral Sallada.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hamas Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer
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kennenzulernen versäumt habe, ahnungslos, wie bedeutungsvoll das für ihn selber einmal werden sollte:„ Ich muß wohl sagen, daß ich überhaupt den geschäftlichen Dingen nicht die Wichtigkeit beilegte, die ihnen zukam. Ich das hinaus, was ich eben so als Mechaniker lernte jedenfalls für meinen Beruf wenig über miterlernte. Es war nicht eine Freude am Be- ruf und an der Arbeit, die mich veranlaßte, ich das Gefühl, daß ich als Mechaniker kaum zu arbeiten. Wenn ich so zurückblicke, so habe mehr als Mittelmäßiges leistete."
Es waren lauter noch junge Leute, die da im Beginn der Siebzigerjahre experimentierten und bosselten, Edison, ihr Haupt, 1847 gebo- ren, aber bereits auf dem Weg, über seine Verbesserungen im Telegrafenwesen hinaus eigenen Arbeitsvermögens der Frühzeit kehrt Diese nüchtern- skeptische Beurteilung des neue Bezirke der Technik zu erschließen: Vor- bei Bosch öfters wieder; er schränkt sie dann studien zum Phonographen wurden gemacht, wohl ein, daß seine Fertigkeit ,, so sehr mittel- die Revolutionierung der Beleuchtung durch mäßig" doch wohl nicht gewesen sein werde, die Glühfadenlampe war unterwegs. Berg- denn schließlich sei er ja ,, überall wohl gelit- mann begründete 1876, zunächst im kleinen ten" gewesen. Bei dem Obermeister von Berg- Maße, die eigene Werkstatt, in gutem Einver- nehmen mit Edison; 1880 erweiterte er den mann traf das nicht ganz zu. Denn als ein- Betrieb in der Gesellschaftsform, wobei Edison sich als einer der ersten auf die Straße ge- mal eine Arbeitsstockung eintrat, fand Bosch ihn durch stille Teilhaberschaft stützte. Seit mit dem durchschlagenden Erfolg der Glüh- gung" vorangegangen, die er in der Erinne- setzt. Dem war eine individuelle ,, Lohnbewe- fadenlampe eine neue Aera der Beleuchtungs- technik begann, wuchs das Unternehmen rasch rung behielt:„, In Deutschland wäre ich davon- gelaufen, bevor ich auch nur daran gedacht Bergmann wurde der wichtigste Konstruk- hätte, mir auf diese Weise zu helfen." Das war Sicherungen, Abzweigungen usw. Bekanntlich ruchbar wurde, daß eine größere Bestellung teur und Hersteller der Zubehörteile, Schalter, so: er hatte einem Ulmer Lehrfreund, als hat Bergmann, vielleicht unter dem Eindruck auf die Hughesschen Typendrucktelegrafen des Schuckertschen Beispiels, im Beginn der Neunzigerjahre mit der Lösung seiner ameri- eingelaufen sei, auch die Anstellung bei Berg- kanischen Bindungen begonnen und in Deutsch- mann vermittelt, und der bekam zwei Dollars land ein neues, rasch zur Blüte wachsendes Dollars in der Arbeitswoche nicht hinausge- am Tage. Er selber, Bosch, war über die acht Unternehmen gegründet, das über die erste Spezialität des schon in Amerika erfundenen kommen, der Obermeister hielt ihn drunten; so Isolierrohrs hinaus bald zum Bau von Kraft- wurde Bergmann unmittelbar angegangen. Der maschinen weiterschritt. Als Bosch zu Berg- Bosch möge das dem Buchhalter mitteilen, was genehmigte die Erhöhung um einen Dollar, mann kam, wurden ,, Hughes- Schreiber und Telefone, Bogenlampen und Beleuchtungskör- heit zwei Dollars statt des einen meldete. auch geschah, wobei er in einiger Unbefangen- per, Grammophone und Fernthermometer, kurz alles gebaut, was eben verlangt wurde"." Tags darauf kamen sie dann miteinander an Rückschau keine große Meinung, es dünkt ihm, Weggehen: Well, gibt ihm. Ich hatte mich Von der eigenen Arbeit hat Bosch bei der Bergmann sah meine Arbeit an und sagte in war, wie Schleifmaschinen zum Rundschleifen daß er Wichtiges, das dort schon im Betrieb also schon ganz gut eingestellt."
( Fortsetzung folgt)