12. Dezember 1947
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SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Ueber Menschenrecht und Menschenwürde
Süddeutsche Journalisten als Gäste der Evangelischen Akademie in Bad Boll
Der Geist der beiden Blumhardt lebt in Bad Boll auf eine sehr evangelische, sehr aktive Weise weiter. Die Württembergische Landes- kirche ist heute nicht mehr die Pfarrers- und Herrschaftsform der Partei und der Diktatur Standeskirche von ehedem, als sie Christoph Blumhardt eben darum, weil er in der würt- tembergischen Sozialdemokratie und als Land- tagsabgeordneter tätig war, seines Predigt-
amtes enthob.
Die Not hat die Evangelische Akademie" geboren. Trotz des platonisierenden Titels ist ale im Grunde nichts anderes als die Wieder- belebung der Blumhardtschen Methode: Man ruft Männer und Frauen aus allen Schichten und Ständen nach Bad Boll, man diskutiert allerdings nicht weltlich- politisch um dies und das, sondern versucht, wie dies die Blumhardts getan haben, die christliche Verkündigung, die Botschaft der Bibel in ihrer uneingeschränk- ten Fülle und Wahrheit nitten in die Probleme der Welt, der Erziehung, der Wissenschaft, der Politik, der Presse usw. hineinzustellen, um so im lebendigen Gespräch zu erfahren, wo und wieweit wir heute- wir Leute des beruflichen Lebens noch Christen sein können.
I.
Die Vorträge, die wir geladenen Journalisten über das Wochenende hörten, wurden zwar durchweg von überzeugten Christen gehalten, doch waren sie so ausgewählt, daß schon aus der Themastellung ein reicher Diskussions- und Aussprachestoff heraussprang. Es ist nicht die Absicht dieses Berichtes, die Gedanken der einzelnen Redner hier wiederzugeben. Es spra- chen lauter Autoritäten und Kenner ihres Fach- gebiets: etwa der Kirchenhistoriker von der Hochschule zu Marburg, Professor Ernst Benz über Menschenrecht und Menschenwürde in der Geistesgeschichte der Ostkirchen", der Di- rektor des Predigerseminars im bayerischen Neudettelsau D. Georg Merz über dasselbe Thema im Blick auf die christliche Botschaft, Dr. Eberhard Müller über„ das Menschen- bild der biblischen Sündenfallgeschichte". Als Vertreter der Ostzone hielt der Generalsekre- tar der CDU in der Ostzone, Dr. Robert Till- manns, ein Referat über den Marxismus.
Es versteht sich fast von selbst, daß die Be- sinnung, sofern sie Aussprache wurde, sich des Gegensatzes zwichen Ost und West, anders ausgedrückt des Unterschiedes des Menschen- bildes im biblischen und im weltlich- kommu- aistischen Sinne bemächtigte. Da galt es zu- Bächst, sich die marxistische Weltanschauung au vergegenwärtigen. Ein marxistischer Sowjet- mensch versteht etwas anderes unter Men- schenrecht und Menschenwürde als ein Christ. Wir haben das miteinander besprochen und freimütig versucht, dem, was da drüben vor sich geht, gerecht zu werden. Theoretisch wenigstens fühlt sich der Sowjetmensch als ein Glied der kommunistischen Gesellschafts- ordnung, er ist zuerst ein gesellschaftliches und dann erst ein personhaftes Wesen, alles, was er tut, tut er als Funktionär einer Oef- fentlichkeit. Selbst die Frau gehört nicht der Familie und in die Familie, auch sie ist erst Mensch, wenn sie an irgendeiner öffentlich geforderten Aufgabe mitarbeitet. In der Würde, gleichberechtigte Personen am Aufbau der kommunistischen Ordnung zu sein, spielen im östlichen Marxismus das Geschlecht oder die geistig- intellektuellen Unterschiede zwischen Mann und Frau nur noch eine sehr geringe Rolle. Es fiel in der Diskussion auf, daß man, auch wenn man Christ ist, sich nicht mehr moralisch darüber entrüstet, wenn der Sowjet- mensch allen seinen Eifer nicht mehr für reli- giöse Fragen und Glaubensstandpunkte ein- setzt, sondern in einem Kultus der Arbeit, einer Verherrlichung der Technik, einer fast naiven Freude am Fortschritt, an materiellen Errungenschaften sein Genügen findet.
Er nährt seinen sehr starker Elan aus einem grenzenlosen Optimismus, aus einem verstan- desmäßig kaum faßbaren Glauben an den end- gültigen Sieg seines Gesellschaftssystems über den Kapitalismus. Undiskutierbar ist für ihn der von Marx prophezeite Untergang jeglicher kapitalistischer Wirtschaftsform. Für ihn gibt
Aus der christlichen Welt
Der Herr ist nahe
Die Adventsbotschaft vom nahen Gott scheint nur soch für Kinder recht zu sein, die die Tage auf Weihnachten zählen. Den andern ist Gott ferne im Alltag ihrer Sorgen. Wo ist er denn auf den großen Konferenzen, auf denen das Schicksal von Millio- sen entschieden wird? Es ist, als ob sein Mund Stumm wäre, uns keinen Rat in unserer Ausweg- losigkeit, unsern Feinden und den Feinden seiner Kirche keinen Fluch mehr übrig hätte, als ob sein Ohr taub wäre für unser Flehen und Bitten und sein Auge blind für unsern Jammer und unsere Not. Ruft lauter, möchten die Ungläubigen in seltsamer Vertauschung der Rollen uns zurufen, vielleicht Schläft euer Gott oder ist er auf Reisen!
Dann aber greift plötzlich die Hand Gottes ganz sahe, in eigener Fügung, in unser persönliches Le- Den herein. Steht nicht er hinter der Gestalt des Todes, der da schnell den jungen Menschen aus un- gerer Mitte hinwegnimmt? Steht nicht er vor uns, wenn die Gestalt dieser Welt in tausend Zuckungen
kündigung drüben? Manche von uns meinten zweifeln zu müssen. Fehlt es uns an leitenden Ideen? Leben wir nicht zwischen den Zei- ten?" Sind die wirklich frommen christlichen Reste etwa Ueberbleibsel oder keimende Zu- kunft?
es im Grund nur eine Würde und eine Frei- heit, im primitivsten Sinne aufgeklärt" zu sein, frei vom Aberglauben der Religion. Die des Proletariats nimmt er dafür hin. Er denkt also so wie die Nazi auch gedacht haben: Wer Luthers berühmter Doppelsatz., Ein Christen- ein Feind des Systems ist, hat kein Lebens- recht mehr, er wird untergehen. Die Brüder- mensch ist ein freier Herr aller Dinge... und lichkeit und Zusammengehörigkeit aller Men- ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht ." enthält ja wohl das ganze schen und Völker wird erst dann reale Wirk- aller Dinge. lichkeit, wenn der Kapitalismus, der Exponent Geheimnis und die ganze Spannung, in der der Ausbeutung, Versklavung und des unsitt- sich der Christ innerhalb jedes staatlichen Ord- lichen Gewinnstrebens, nicht mehr besteht. Wo nungsgefüges bewegen kann und muß. Aber er noch besteht, sind die Menschen schlecht, er wirft den Menschen zugleich zurück auf unfrei, würdelos. Als Herr Tillmanns einen den ganz personhaften Glauben an die gefal- höheren russischen Offizier fragte:„ Was tun lene, sündige Schöpfung, aus der nur und ein- Sie, wenn die von Marx prophezeite Produk- zig durch den Glauben an Christus, an das tionskrise in den USA nicht eintritt und der Kreuz, an den Ueberwinder Rettung möglich Kapitalismus sich als lebensfähig erweisen ist. Das war die Botschaft der Blumhardts: wird?", antwortete dieser: ,, Dann will ich Mit- ,, Jesus ist Sieger!" und wie es auf Christophs glied der römisch- katholischen Kirche werden." Grabstein in Boll steht:„ Es bleibt ewig aus- Wir wurden uns in der Ausprache einig, gemacht, Sein wird die ganze Welt." Wer aber daß die Mobilisierung der„, emotionalen Schich- vermöchte das noch in seiner vollen Einfalt ten" im Menschen die Gefahr allen Fana- tismus' heraufbeschwört: das Gewissen wird narkotisiert, das Kollektivdenken erstickt das Gefühl für die persönliche Freiheit und ist bereit, die scheußlichsten Versklavungs- maßnahmen entweder kritiklos hinzunehmen oder überhaupt nicht zu bemerken, daß es sich hier um Verbrechen handelt. Wir haben dafür genügend Parallelen aus dem Dritten Reich,
II.
Wir waren selbstverständlich daran interes- siert, zu erfahren, wie weit die Ostzone schon vom Kommunismus durch die Berührung mit den Sowjets vorgeformt ist. Herr Tillmanns ließ keinen Zweifel darüber, daß die CDU in der Ostzone auf einem verlorenen Posten steht. Sie hält so lange aus, bis sie erledigt ist. Dann wird sie in die Katakomben gehen. Die Ver- sammlungsräume der SED sind leer. Man will nichts von ihr wissen. So sehr die CDU die ethischen Impulse des Marxismus ernst nimmt und sie bejaht, so sehr man die Mißbräuche des Monopolkapitalismus ablehnt, so wird man doch die Sowjets nie befriedigen können, deren ganze Taktik das Entweder- Oder verlangt. Die Versuche, kommunistische Wirtschaftsformen in der Ostzone anzuwenden, müssen deshalb als gescheitert betrachtet werden, weil sich die russichen Ordnungen nicht auf die deutschen Verhältnisse übertragen lassen. Um nun den kommunistischen Anzug für den deutschen Menschen passend zu machen, müssen den Deutschen die Arme abgehackt werden. Welche Verkehrung des Menschenbildes! Der Mensch als Person wird vernichtet, damit der oeconomicus" marxistisch- ostlicher homo
Herkunft lebe!
Was für Aussichten hat in Rußland die ortho- doxe Kirche? Herr Benz ist zuversichtlich, er glaubt nicht an den eisernen Vorhang, hüben wie drüben begegnen sich Christen in einem gemeinsamen Glauben an die Menschenwürde, die ihre Kraftquellen anderswoher erhält als aus der marxistischen Weltanschauung. Aber er weiß, daß die von Stalin erlaubte Ausübung des orthodoxen Kultus fast gar keinen Einfluß auf die Masse der Sowjetmenschen hat und in gar keiner Weise in freien Wettbewerb mit der marxistischen Propaganda treten kann. Immer- hin hat der Patriarch von Moskau in seinen neuesten Erlassen diejenige Taktik befürwor- tet, die bei uns die Deutschen Christen unter Hitler ausübten: Die russische Kirche ist eine nationalrussische Angelegenheit, sie ruft alle Ostkirchen, also die Balkankirchen, unter den Befehl des Moskauer Patriarchen. Sie wird freilich keine Staatskirche wie unter den Zaren, sondern eine Missionskirche, die wie die kom- munistische Propaganda nur der Machterhö- hung Moskaus dient.
III.
Welchen Aspekt bietet dagegen die west- liche Welt? Hat sie dem Glaubenfanatismus der Sowjets etwas entgegenzusetzen, das heute ebenso das Ohr des Volkes hat wie die Ver-
ter aus der Not, wie lang bleibst du verborgen?, auf das Beten der Kirche: Biete auf deine Macht, o Herr, und komm und eile uns zu Hilfe mit starker Macht! Der Herr ist nahe. Schon greift sein Reich herein, schon will sein Licht aufgehen in der Nacht, schon steht er mitten unter uns im Geheimnis der Abend- mahlsworte. Was werden wir tun? Immer nur im Kreise herumlaufen um unser eigenes Ich? Heraus aus der Enge unseres Gesichtsfeldes, das nichts kenni als Schlangenstehen vor den knappen Ange- boten dieser Welt! Der Herr ist nahe! Auf, ihm entgegen! H. Tüchle
Neue Verfassung der katholischen Kirche? CND. Im Zusammenhang mit den immer wieder auflebenden Gerüchten über die bevorstehende Ver- öffentlichung eines päpstlichen Rundschreibens wird in gutunterrichteten römischen Kreisen über eine Umgestaltung der römischen Kurie gesprochen, die demnach weitgehend internationalisiert werden soll. Statt eines Kardinalstaatssekretärs würde es dem- nach einen Kanzler der Römischen Kirche geben. Damit würde auf alte Einrichtungen zurückgegriffen
su zerbrechen scheint? Wenn die Seele ihr eigenes werden, wie die noch heute bestehende Apostolische Ungenügen und Unerfülltbleiben und Harren und Warten schmerzlich empfindet?
Die Schrift ist erfüllt von der Botschaft vom nahen Gott. Er ist nicht ferne einem jeden von uns: in am leben wir, bewegen wir uns und sind wir, lehrt Paulus in Athen. Nahe ist der Herr denen, die ihn anrufen, ermutigt das Alte Testament. Mitten unter euch steht er, verkündet der Täufer. Gott mit uns wird der Name des Erlösers sein und der Herr wird unter ihnen wohnen, so wie er einst im Paradies mit ihnen gewandelt. Hat er doch den Menschen te verlassen. Nur wir flohen ihn hinab die Tage, binab die Nächte. Er aber:„ Ich werde mich Ihnen Bähern wie das Kleid ihres Körpers, denn ich bin ein nähernder Gott und nicht ein Gott der Ferne, spricht der Herr."
So meint es Paulus: Der Herr ist nahe." Er be- Bleht es nicht auf die nahe liturgische Feier der Geburt Christi. Es ist nichts in diesem Wort von dem sehnsüchtigen Warten der Kinder auf das Christkind, nichts von dem ungeduldigen Zählen der noch verschlossenen Fenster ihres Adventshau- Bes. Aber es ist Antwort auf das ungeduldige war- ten des kämpfenden und unterliegenden Menschen auf Hilfe, des Gefangenen auf Befreiung, des Kran- ken auf den Tag der Heilung; es ist Gegenruf auf den Sehnsuchtsruf der Welt: Wann kommst du Ret-
Kanzlei, die seit dem Ausbau des Staatssekretariats in den Hintergrund getreten war. Der Kanzler stünde wie ein Premierminister über den Kongre- gationen, die nicht von Kardinälen, sondern von Sekretären geleitet würden. Der Kanzler hätte, da er nicht für Lebensdauer ernannt würde, dem Papst gegenüber die Verantwortung eines Ministerpräsi- denten. In diese neue kuriale Verwaltung sollen all- mählich Persönlichkeiten aus allen Ländern, in denen eine katholische Hierarchie besteht, berufen werden. Die Persönlichkeit Pius XII. wäre für die Durchführung einer solchen Reform besonders ge- eignet, da er mit der Internationalisierung des Kar- dinalskollegiums im Jahre 1946 einen Schritt getan hat. der als Vorbereitung einer solchen Aenderung verstanden werden kann.
Die Lage in Deutschland
Der päpstliche Visator Bischof Muench, der in die- sen Tagen aus den USA nach Frankfurt zurück- gekehrt ist, schilderte dem amerikanischen Episkopat die ungeheuren Nachkriegswehen Deutschlands. Er erwähnte die Unzulänglichkeit der Zonengrenzen, die schlechten wirtschaftlichen und sozialen Verhält- nisse und die große Not der Vertriebenen und Hel- matlosen. Keine Nation in der ganzen Geschichte ist jemals von so hohen Wogen mit Elend überspült
und Wucht zu glauben!
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verantwortliches Christentum, das unter der Autorität des Herrn steht.
Als manche von uns eine größere Oeffent- lichkeit der Kirche wünschten, hat das Herr Merz zurückgewiesen. Kirche kann nur sein in der Freiheit von der Welt, um wirken zu
können durch Predigtamt und Sakramente in die Welt. Karl Barths theologische Arbeit der letzten drei Jahrzehnte hat ihre Früchte ge- tragen. Sogar der Laie weiß heute, daß die
Kirche mehr ist als ein Caritas- und Wohl- mehr ist als ein Welt- tätigkeitsverband, anschauungsverein, daß von der Kanzel herab weder dogmatische Lehren noch politische Stel- lungnahmen verkündet werden dürfen. Die Zeitgemäßheit der Kirche besteht in ihrez jederzeitigen Unzeitgemäßheit. Sie darf als Kirche nicht dem einzelnen Menschen die Ent- scheidung über weltliche Dinge abnehmen, sie muß ihm aber zeigen, von welchem irrationa- len Grund aus er ermächtigt wird, so und nicht anders zu handeln, so und nicht anders dem freien Mitmenschen zu helfen.
Herr Merz hat die unlösbare Verschränkt- heit aller Menschenrechte mit der christlichen Botschaft gezeigt. Für ihn können darum ,, Fa- milie, Predigtamt und Oberkeit" gar nicht durch eine weltliche Doktrin im Ernste über-
wunden werden. Sie können zwar gefährdet, bedroht, entstellt, aber nicht aufgehoben( d. h. vernichtet) sein in einer kommunistischen Ge- sellschaft.
Herr Merz hat uns gezeigt, daß dieser Glaube in den Bodenschwinghs und den Blumhardts frei von allen Ideologismen, Programmen und Philosophien, offiziellen Moralen eine bewun- dernswerte soziale Tat ermöglichte: die Mün- digkeitserklärung aller Verstoßenen, Land- streicher, Arbeitslosen, physisch und seelisch Verelendeten zu Bürgern und Erben des Got- tesreiches, indem diese großen Christen ihnen ,, Herbergen der Gerechtigkeit" erstellten, wo ihre geschändete Ehre, ihr von dem Kapitalis- mus oder durch Erbschuld zerstörtes Leben zu echter Gottebenbildlichkeit wieder her- gestellt wurde. Herr Merz zog daraus auch die Konsequenzen für ein mögliches Christen- tum von heute: Es kann freilich nie und nim- mer ein einfaches, aufgeklärtes natürliches Christentum sein, es kann nur sein ein sich dem zweischneidigen Ernst des Schriftwortes zu geben?
Herr Merz hat sehr richtig bemerkt, daß gerade in den ländlichen Siedlungsformen das Familien- und Personleben eine Art Schutz gegen die Veröffentlichung des Lebens bildet. Und in diesen, auch wirtschaftlich rentablen Kleinbetrieben ist der christliche Sozialismus mehr als in den Großbetrieben eine lebendige Macht, ein Ausstrahlungszentrum. Es ist denk- bar, daß von solchen Kleinzentren aus wieder, wie zur Zeit der Blumhardts, Gustav Werner und Bodelschwingh ein christlicher Sozialis- muß größerer Bedeutung entstehen kann. Ha- ben wir also Grund zu zweifeln oder auf das allumfassende Liebes- und Schöpferwort des Herrn der Kirche nur eine stumme Antwort Dr. Ernst Müller
Lange Geduldsprobe...
Hirnverletzte werden unterrichtet- Schwer- Kieferverletzte wieder zurechtgeflickt
Mehr noch als eine Rente ist für Schwerkriegsbe- schädigte die Steigerung des Lebensgefühls wich-
tig. Alle Bemühungen im Versorgungswesen gehen geeignete Behandlung teilweise die Arbeitsfähigkeit wiederzugeben. Der Hirnverletzte, der nach langer Behandlung wieder einigermaßen im Leben seinen
deshalb darauf hinaus, diesen Kriegsopfern durch
Mann stellen kann, der seiner Hände beraubte Ar-
beiter der Faust, der nach der kunstvollen und be- währten Operationsmethode des großen Chirurgen Sauerbruch unter Zuhilfenahme von Prothesen nicht mehr vollkommen hilflos und total arbeitsunfähig ist, der Schwerkieferverletzte, dem der hohe Stand der Kieferchirurgie und die Kunst der Gesichtspla- stik zugute kommen, sie alle sind von Herzen dafür dankbar, daß ärztliche Kunst sich emsig um sie bemüht. Es gehört aber auf beiden Seiten eine un- endliche Geduld dazu. Zum Lobe vieler Schwer-
diese Tugend entwickeln und auch die notwendige Kriegsbeschädigter kann gesagt werden, daß sie willenskraft aufbringen, von der starken Hoffnung
auf den Erfolg beseelt.
Die ärztliche Wissenschaft wiederum bemüht sich,
alle Fortschritte den Schwerkriegsbeschädigten zu- gute kommen zu lassen. Beachtliche Erfolge sind
zweifellos zu verzeichnen, nicht nur bei der Be- handlung, sondern auch bei der Beratung. So kann die seit 1½ Jahren bestehende Beratungs- und Für- sorgestelle für Hirnverletzte beim Hauptversor- gungskrankenhaus Tübingen, die einzige dieser Art für ganz Südwestdeutschland, melden, daß bis heute 90 Prozent der von ihr in Obhut. genommenen Hirn- verletzten wieder berufsfähig tätig sein können, wobei natürlich auch eine Umschulung unvermeid- lich war. Für die Erprobung derartiger Umschu- lungsversuche stehen erfreulicherweise 58 Tübinger Betriebe zur Verfügung. Hirnverletzte müssen eine besonders lange Geduld haben, weil sie oft wie ein kleines Kind von vorne wieder anzufangen ge- zwungen sind. Psychologen- von Haus aus Stu- dienräte die in gleicher Eigenschaft schon wäh- rend des Krieges in Lazaretten gearbeitet haben, sind mit viel Spürsinn und beruflicher Hingabe bei der Arbeit, um im Einzel- oder-Gruppenunterricht die Denkfähigkeit der Hirnverletzten durch geeig- nete Methoden anzuregen. Das ist eine mühevolle Arbeit, die vom Lehrer sehr viel Geduld voraussetzt
worden wie jetzt, Deutschland." Bischof Muench for- derte die amerikanischen Katholiken auf, noch mehr als bisher zu spenden.
Die deutsche Delegation für Amsterdam Die deutsche Delegation, die die Evang. Kirche in Deutschland auf der Weltkirchenkonferenz 1948 in Amsterdam vertreten wird, ist jetzt vom Rat der Evang. Kirche in Deutschland aufgestellt worden. Sie umfaßt fünf Kirchenführer, fünf Sachverstän dige, vier Vertreter der kirchlichen Verwaltung und sechs Laien. Unter den Delegierten befinden sich die Bischöfe D. Wurm, Stuttgart; Dibelius, Berlin; Lilje, Hannover; Kirchenpräsident Niemöller, Frankfurt; Oberbürgermeister Metzger, Darmstadt; Minister- präsident a. D. Steltzer, Kiel; Justizminister Heine- mann, Essen und Prof. Ritter, Heidelberg.
( CND) Führende katholische Schulmänner, leitende Angehörige der süddeutschen Kultusministerien und andere maßgebende Persönlichkeiten haben auf Ein- ladung der über ganz Deutschland verbreiteten ka- tholischen Schulorganisation eine Tagung in Stutt-
gart abgehalten. Sie haben in einer gemeinsamen
Entschließung die christlichen Grundsätze der Schul- organisation festgelegt. Grundsätzlich wurde die An- erkennung des Elternrechts gefordert.
Der Bischof von Limburg, Ferdinand Dirichs, und der Abt von Maria Lach, Blasilius Ebel, erhielten von der Katholisch- theologischen Fakultät der Uni- versität Mainz die Würde eines Ehrendoktors der Theologie.
Papst Pius XII. verlieh dem berühmten Wiener Chirurgen, Prof. Dr. Finsterer, das Komturkreuz des Silvesterordens.
Vergangenen Sonntag feierte Landesbischof D. Wurm, das Oberhaupt der Evangelischen Kirche Deutschlands, seinen 79. Geburtstag.
( CND) Landesbischof D. Wurm hat in seiner Eigen- schaft als Oberhaupt der evang. Kirchen in Deutsch- land Dr. Eidem, den Erzbischof von Upsala, nach Stuttgart eingeladen, um mit ihm Möglichkeiten einer Einwirkung auf die Londoner Konferenz von nicht politischer Seite her zu besprechen.
( CND) Prälat Dr. Karl Hartenstein, seit 1939 der Bevollmächtigte der Basler Mission für Deutschland, tellt mit, daß im letzten halben Jahr 120 im Mis- sionsdienst tätige Männer mit ihren Frauen und Kindern aus Japan, China, Indien, Indonesien, Afri- ka, Jamaika in ihre Heimat zurückgekehrt sind.
und vom„ Schüler" größte Bereitwilligkeit erfor- dert. So mühen sich beide Teile monatelang ab, bis endlich eines Tages ein Erfolg sichtbar wird. Die Geduldsprobe war nicht umsonst.
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Auch die im Versorgungskrankenhaus Urach untergebrachten Schwerkriegsbeschädigten müssen noch mehr Geduld aufbringen. Professor Dr. von Danckelman, ein früherer Mitarbeiter Sauer- bruchs, behandelt dort nach orthopädisch- chirurgi- scher Methodik schwerste Fälle mit recht gutem Er- folg. Der ehemalige Maurer kann um nur ein Beispiel zu erwähnen nach glücklicher Operation unter Zuhilfenahme von Prothesen demnächst als Krankenkassenkontrolleur doch wieder einen Po- sten im Leben ausfüllen, auch wenn ihm beide Hände fehlen. Zur hochentwickelten Kunst des aus Kreẞbronn stammenden Kieferchirurgen Dr. Dr. Schmid haben die Patienten uneingeschränktes Vertrauen. Das wird auch uns verständlich, nachdem wir an einem Dutzend vorgestellter Fälle die einem Laien unleugbar phantastisch( der Ausdruck ist hier durchaus am Platze) erscheinenden Ergebnisse fest- stellen konnten, die auf dem Gebiet der Kiefer- chirurgie in Urach verzeichnet werden können. Wie kunstvoll werden hier Kinn und Kiefer geformt, ent- stellte Gesichter wieder zurechtgeflickt und Nasen peinlich genau nach alten Fotografien, Gesichtsmas- ken und Modellen rekonstruiert. Aber 22 Opera- tionen sind keine Seltenheit, bis ein derartig Ver- stümmelter wieder einigermaßen menschenwürdig aussieht. Das ist eine wahrhafte Geduldsprobel Aber sie wird willig überstanden, weil vom Erfolg der Behandlung eben die Steigerung des Lebensge- fühls des Patienten in hohem Maße abhängt.
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Beschlüsse des Eisenbahnverkehrsrates Der Verkehrsrat der Südwestdeutschen Ei- senbahnen hat die Weiterbeschäftigung von Beam- ten im Alter von über 65 Jahren in Schlüsselstellun- gen beschlossen. Die französische Militärregierung hat diese Anordnung genehmigt. Für bestimmte Lohngruppen bei der Eisenbahn, soweit gestaffelte Zulagen in Frage kommen, ist eine Uebergangsrege- lung zustande gekommen, die auch nach Vereinba- rungen zwischen Vertretern der Gewerkschaften und der Privatbahnen auf dem Gebiet der Privatbahnen Gültigkeit hat. Die endgültige Regelung steht noch
aus.
Ordnung im Transportwesen wird erstrebt Reutlingen. Hier wurde als EGmbH. der Ver- band Kraftverkehr Württemberg- Hohenzollern" ge- gründet, der die Aufgaben des früheren Reichs- kraftwagen- Betriebsverbandes im wesentlichen über- nehmen wird. Der Verband will die Wiederherstel- lung der Ordnung im Transportwesen durchführen, wie z. B. auch die Tarifgestaltung wieder auf eine gesunde Basis führen und die augenblickliche Will- kür ausschalten. Die neugegründete Genossenschaft Bismarck- hat thren Sitz in Reutlingen. straße 33. Vorstandsmitglieder sind: Ferber, Reut- lingen; Ziegler, Reutlingen und Frey, Schönmünzach, Dem Aufsichtsrat gehören an: Adam Schneider, Reutlingen; Baum, Freudenstadt; Manz, Tuttlingen; Cammerer, Pfrondorf; Herrmann, Laupheim; Wag- ner, Weingarten; Albus, Bietenhausen( Kreis He- chingen); Diesch, Buchau; Buck, Betzingen und Fer- ber, Reutlingen.
Quer durch die Zonen Wegen fortgesetzter Amtsunterschlagung verur- tellte die Strafkammer in Rottweil den früheren Bahnhofvorsteher Jullius Ettwein aus Wellendingen, Kreis Rottwell, zu zwei Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust, seine Ehefrau wegen Hehlerel zu drei Monaten Gefängnis. Ettwein hatte Gepäck- stücke, Koffer und Kisten an sich genommen, den Inhalt für sich verbraucht oder weiterverschoben. Seinen 70. Geburtstag feiert am 18. Dezember Oberlehrer 1. R. Schmid in Kappel, Kreis Ravens- burg. Er hat dort über 30 Jahre als Lehrer, Organist Der See- Verlag in und Chordirigent gewirkt. Fiedrichshafen kann auf ein 25jähriges Bestehen zu- rückblicken.- Bei Ravensburg sprang ein Mädchen von einem fahrenden Güterzug ab. Ihm wurde das Im württembergischen linke Bein abgefahren. Oberland mehren sich Raubüberfälle. Im Kreis Saulgau wurden neuerdings ein Landpostbote und ein Mann überfallen. In dem einen Fall erhielt der Ueberfallene einen Stich in den Arm, der Landpost- In bote konnte seinen Angreifer überwältigen. Primisweiler im Oberland wurde der 42 Jahre alte Bauer Josef Knill von einem Farren getötet. Wegen Tierquälerei erhielt ein 64 Jahre alter Land- wirt aus Rickenbach vom Amtsgericht Lindau einen Monat Gefängnis. Er hatte seine beiden Kühe bis zu Skeletten abmagern lassen.
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