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den, daß jene Methoden der Willkür und der Denunziation angewandt werden können, die wir hoffen, nach so traurigen Erfahrungen endgültig überwinden zu können.
Nach Artikel 27 ist Grundsatz des Verfah- rens, daß alle erheblichen Tatsachen gewis- senhaft zu ermitteln sind. Es ist auch vorge- schrieben, daß Hauptschuldige oder Belastete vor dem Untersuchungsausschuß und der Spruchkammer gehört werden. Nach Artikel 29 aber werden die jetzt zu bildenden Spruch- kammern in der Regel doch nach Lage der Akten entscheiden, so daß der Betroffene also keinen Rechtsanspruch auf persönliche Anhö- rung besitzt. Es steht vielmehr im Ermessen der Spruchkammer, ergänzende Untersuchun- gen anzustellen, oder auch, im Regelfall, den Betroffenen vorzuladen.
Der Staatskommissar vertritt die Auffas- sung, daß von dieser Möglichkeit aber doch häufig Gebrauch gemacht werden soll. Trotz- dem muß bedauert werden, daß dem Betrof- fenen kein unbedingtes Recht auf Gehör zu- erkannt wurde; anders verhält es sich im Einspruchs- und Revisionsverfahren.
Die gesetzlichen Vorschriften ermöglichen daher gerechte Entscheidungen. Auch hier aber kommt es wieder darauf an, in welchem Geiste und durch welche Persönlichkeiten die Säube- rung als Ganzes durchgeführt wird.
SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Kollektivschuld der Regierungen
DORTMUND.„ Es gibt keine kollektive Schuld des deutschen Volkes, sondern höch- stens eine kollektive Schuld der europäischen Regierungen des Jahres 1933", erklärte der auf einer Deutschlandreise befindliche Chef- redakteur der New Yorker Zeitung Neue deutsche Volkszeitung", Friedrich Stampfer, vor Vertretern der SPD.( Stampfer war bis 1933 Chefredakteur des Vorwärts" in Berlin).
In den europäischen Ländern sei den sozial- demokratischen Emigranten ihr Kampf er- schwert worden, weil diese Länder ihre Be- ziehungen zu Hitler nicht hätten stören lassen wollen. Wenn sich jetzt zwei Jahre nach dem Kriege in der Welt und insbesondere in Ame- rika die Einstellung gegenüber Deutschland gewandelt habe, so müsse das als eine Hoff- nung für die Zukunft betrachtet werden.
Stampfer führt dies auf drei Ursachen zu- rück: Auf das lebendige werktätige Christen- tum in den USA., auf die militärische Ueber- legenheit der USA. in der Welt und auf die Einsicht, daß die Beherrschung des Weltmark- tes wenig Sinn habe, wenn es keine zahlungs- fähigen Kunden gäbe.
Amerika werde nicht mehr zum Isolationis- mus zurückkehren und Deutschland müsse, dem Völkerhaß entsagend, getragen vom in- ternationalen Sozialismus, neu aufgebaut wer-
den.
Gegen politische Befragung KOBLENZ. Der Innenminister von Rhein- land- Pfalz wandte sich in einem Erlaß gegen die Befragung der Beamten nach ihrer augen- blicklichen Mitgliedschaft bei politischen Par- teien und ihrer politischen Einstellung.
Prozesse und Spruchkammern DACHAU. Im Buchenwaldprozeß wurden alle Angeklagten der gegen sie erhobenen Anklage Verbrechen gegen die Gebräuche und Gesetze des Krieges" für schuldig befun- den. Zwölf der Angeklagten, darunter Ilse Koch, die Frau eines früheren Lagerkomman- danten, baten das Gericht um Zubilligung mildernder Umstände. Ilse Koch erklärte, sie sei durch einen Artikel in der amerikanischen Zeitschrift ,, News Week", in der Bilder über ihre Wohnung veröffentlicht wurden, veran- laßt, das Wort zu ergreifen. An Hand dieser privaten Großaufnahmen sei leicht festzustel- len, woraus ihre Lampenschirme bestanden hätten. Die Fotoalben selbst, die sich in ameri- kanischem Besitz befänden, hätten nicht aus Deutschland tätowierter Menschenhaut, sondern aus dunk- lem Leder und Leinen bestanden.
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Das Gesuch der Frau des früheren Reichs- gesundheitsführers Dr. Contium Zuzugsge- nehmigung nach Bielefeld ist vom Wohnungs- amt abgelehnt worden. Frau Conti hatte an- gegeben, sie wolle bei einem Schlossermeister als Hausgehilfin arbeiten.
Die Spruchkammerverhandlung gegen die Witwe des ehemaligen Reichsministers Dr. Todt wird in Kürze in Berchtesgaden be- ginnen. Frau Todt ist als Hauptschuldige an- geklagt..
Der ehemalige Weihbischof von München, Dr. Anton Scharnag 1, wird ebenfalls vor eine Spruchkammer gestellt werden. Schar- nagl soll, durch die Gestapo wegen eines Fehl- trittes erpreßt, als Agent in der Gestapo ge- arbeitet und Informationen über kirchliche Angelegenheiten weitergegeben haben.
Verhaftung von Jugendlichen
BERLIN. Im Laufe des Juni ist eine beson- ders große Zahl von Jugendlichen spurlos aus Berlin verschwunden. Nach einer Statistik der Kriminalpolizei handelt es sich dabei um 114 Jugendliche beiderlei Geschlechts und 51 Kin- der, nebst 33 Männern und 22 Frauen. Eine Reihe von Eltern wandte sich an die Dienst- stellen der SED., die angab, es handle sich hier nicht um Einzelfälle, sondern Tausende kämen in der Hoffnung auf Hilfe.
In dem Erlaß heißt es: ,, Ich halte es für einen Mißbrauch demokratischer Freiheit und eine Miẞachtung wiedergewonnener Gewis- sensfreiheit, durch amtliche Befragung des un- terstellten Personals seine Zugehörigkeit zu
einer der zugelassenen politischen Parteien zu erkunden. Im Interesse einer ungestörten Wiederaufbauarbeit hat die Befragung der Beschäftigten nach ihrem politischen Bekennt- nis zu unterbleiben. Für die Einstufung und Beförderung dürfen nur die dienstlichen Lei- stungen maßgebend sein."
Dieser Erlaß erstreckt sich nicht auf die Wahrnehmung der Dienstgeschäfte für poli- tische Beamte.
Antisemitismus in Deutschland MÜNCHEN. Der Berater General Clays in jüdischen Angelegenheiten, Rabbiner Bern- stein, berichtete der Untersuchungskommis- sion für Palästina bei ihrem Besuch in Deutsch- land, daß der wachsende Antisemitismus als Erbe des Hitlerregimes es den Juden unmög- lich mache, in Deutschland oder den osteuro- päischen Ländern zu verbleiben.
Er habe keine Aenderung in den Beziehun- gen zwischen Deutschen und Juden feststellen können.„ Wenn die Tore Palästinas geöffnet werden sollten, werden 90 Prozent aller Ju- den dorthin gehen." Solange die amerikani- sche Armee in Deutschland sei, werde es nicht zu Pogromen kommen. Was jedoch später eintreten werde, wenn die Armee dieses Deutschland verlasse, könne er nicht sagen.
General Clay selbst war der Meinung, es hieße zweifellos den in Deutschland beste- henden Antisemitismus fördern, wenn man die Aufnahme jüdischer Verschleppter in die deutsche Wirtschaft in größerem Stile betrei- ben wolle.
Beim Besuch der Palästinakommission in Wien erklärte ein Mitglied des Ausschusses, 34 500 Juden warteten in Oesterreich auf ihre Einreisegenehmigung nach Palästina. Außer- dem hätten 200 000 Juden Italiens, Frank- reichs, Belgiens und der Schweiz ihre Ein- reise beantragt.
15. August 1947
Vom Zweizonen- Wirtschaftsrat FRANKFURT. Der Staatssekretär im würt- tembergisch- badischen Staatsministerium, Her- mann Goegler, wurde in einer Sitzung des Ministerrats von Nordwürttemberg- Baden als Nachfolger des zurückgetretenen Finanzmini- sters Dr. Heinrich Köhler zum Vertreter in Exekutivrat des Zweizonen- Wirtschaftsrates bestimmt.
Wirtschaftliche Demokratie BERLIN. ,, Wenn wir den Grund für eine wirtschaftliche Demokratie in Deutschland le- gen können, in der kleine Unternehmen kon- kurrieren und sich frei von Einschränkungen und Anweisungen von Regierungen, Kartellen oder politischen Parteien entwickeln können, wird Deutschland durch einen erhöhten Le- klärte der Direktor des Büros für politische bensstandard außerordentlich profitieren", er- Angelegenheiten bei der amerikanischen Mili- tärregierung
Die Anstrengungen der amerikanischen Mi- litärregierung, die I. G. Farben und andere Kartelle in Deutschland aufzulösen, das deut- sche Bankwesen zu dezentralisieren und den Ländern und Gemeinden mehr wirtschaftliche und politische Verantwortung zu übertragen, brächten für Deutschland die Möglichkeit, ein dem amerikanischen Wirtschaftsaufbau ähn- liches Wirtschaftsgefüge zu erreichen.
Die Bodenreform in Bayern MÜNCHEN. schaftsministerium fanden sich alle an der Im bayerischen Landwirt- Bodenreform beteiligten beiden Ministerien zu einer Konferenz zusammen, die nach Ab- schluß der Vorbereitungen die verschiedenen Pläne koordinieren soll. Landwirtschaftsmini- ster Dr. Baumgartner machte darauf aufmerk- sam, daß in Bayern nur 2,5 Prozent des ge- samten Grundbesitzes in Gütern über 100 ha landwirtschaftlicher Nutzungsfläche enthalten seien und für die Bodenreform in Frage kämen. 97 Prozent der Siedlungsstellen würden auf Kleinsiedlungen, Gartenland, Arbeiterstellen und Stadtrandsiedlungen fallen, nur 3 Prozent auf bäuerliche Siedlungen. Mehr als 20 000 BERLIN. Der britische Kriegsminister Bellenger Anträge auf Landzuteilung lägen bereits ist nach einer Reise aus der britischen Zone in vor. Das Hauptproblem sei die Frage der Berlin eingetroffen. Baustoffbeschaffung.
Nachrichten aus aller Welt
NEUSTADT. Der Landesverband Pfalz des Sozia- len Volksbundes hat unter Aufgabe seines Namens sein Aufgehen in die Demokratische Partei Rhein- land- Pfalz beschlossen.
MÜNCHEN. Das statistische Landesamt hat in Bayern Haushaltsbücher verteilt, in die außer den normalen Ausgaben auch Käufe zu Ueberpreisen und auf dem Tauschwege eingetragen werden sollen. Die Buchführung ist geheim. Es werden bei gewis- senhafter Buchführung über Schwarzmarktgeschäfte sogar Sach- und Geldprämien verteilt.
HANNOVER. Die CDU.- Abgeordnete Maria Se- venich hat wegen der Haltung der VVN. gegenüber Pastor Niemöller ihren Austritt aus der Vereinigung der politisch Verfolgten erklärt.
Reuters als Oberbürgermeister durch die alliierte BERLIN. Nach der endgültigen Ablehnung Ernst Kommandantur gibt es nach Berliner Stimmen drei Möglichkeiten: einen neuen Kandidaten, Louise Schröder oder nochmals Ernst Reuter zu wählen. BERLIN. Bei einer Kontrollratssitzung wandte sich General Clay gegen den Druck des neuen deutschen Papiergelds in Leipzig.
BERLIN. Die sowjetischen Behörden haben in ihrem Sektor alle Plakate zu der SPD.- Versamm- lung Dr. Schumachers verboten, weil Schumacher sich der sowjetischen Besatzungsbehörde gegenüber nicht loyal verhalten habe. Auch Franz Neumann ( SPD.) hat im sowjetischen Sektor Redeverbot.
BERLIN. Nach einer amtlichen Erklärung des bri- tischen Außenministers werden aus der britischen Besatzungszone keine Lebensmittel zum Export nach England und für die Besatzungsarmee entnommen. BERLIN. General Koenig hat den Marschall der Sowjetunion, Sokolowski, mit dem Rang eines Groß- offiziers der Ehrenlegion ausgezeichnet.
BERLIN. Der WAV.- Abgeordnete Meißner will die
alle Länder der anglo- amerikanischen Zone aus- dehnen.
BERLIN. Die Stadt Görlitz liegt auf beiden Seiten der Neisse und besteht somit aus einem polnischen
und einem deutschen Teil. Sie wird aus Deutschland
Die SED. habe regelmäßig Gesuche um Frei- lassung aus Internierung bei der sowjetischen Tätigkeit seiner von Loritz gegründeten Partei auf Militärverwaltung vorgelegt und hin und wie- der eine Freilassung erwirken können. Als Gründe für das Fehlen von Nachrichten über die Inhaftierung und über das Schreibverbot für die Inhaftierten wurde angegeben, die SMA. beabsichtige, die Internierungslager in deutsche Hände zu übergeben und habe des- halb keinen Lagerpostdienst aufgebaut. Au- Berdem fehle es an Zensoren und Dolmet- schern.
DIE MASKE
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mit Wasser und Strom, aus Polen mit Gas versorgt. BERLIN. Der stellvertretende SED.- Vorsitzende Ulbricht warnte in einer Rede die Funktionäre, sich in bezug auf die Verhältnisse in der Ostzone all zu große Illusionen zu machen. Zurzeit sei jede Hand- lung der SED. von der Besatzungsmacht gestützt.
Er gab mechanisch seine Adresse an, und wäh- rend sich das Gefährt in Bewegung setzte, saß er, ohne sich zu rühren, da. Ein brodelnder Novelle von Helene von Ssachno Haß war in seiner Brust und dieser Haẞ rich- tete sich gegen alles, was dazu angetan war, Als der Schlitten vor seinem eigenen Hause ihn weich, fügsam und seinen Begierden ge- hielt, klopfte sein Herz zum Zerspringen. Er genüber nachsichtig zu stimmen. Seine Kind- heit, seine Jugend fielen ihm ein und anstatt sprang in den Schnee hinab, stammelte einige wie sonst Wehmut und Rührung zu empfin- Worte, die nur undeutlich den Zustand seines den, sah er in den in seiner Phantasie ver- Gemütes offenbarten, und stürzte davon. Er beschleunigte, als suchte er einem Verhängnis Schwommen aufsteigenden Bildern nur die zu entgehen, und als wäre die Versuchung ken, der von ihm Besitz ergriffen hatte. Wo- Bestätigung für den einen furchtbaren Gedan- mächtiger als sein Entschluß, den Schritt bis hin er nicht blickte, welche Episoden er sich zu einem fluchtartigen, unsteten Lauf. Als er nicht ins Gedächnis zurückrief, es war immer den ersten Schlittenstand erreichte, ließ er sich erschöpft in die Polster fallen. Er nannte sich nicht daran erinnern, daß er einmal aus das gleiche Bild der Verschwendung. Er konnte das Haus des Würdenträgers, warf dem Kut- eigenem Antrieb einer Laune, einer Marotte scher einen Rubel zu und rief: „ Das Doppelte, wenn du dein Pferd nicht entsagt hätte, und angesichts dieser entsetz- lichen Tatsache fühlte er sich abermals vor Zorn erheben.
schonst!"
In einem der Fenster seiner Wohnung brannte Licht wie von dem trüben Schein einer Kerze. Er schleppte sich mühsam die Treppe hinauf. Als er, ohne Pelz und Mütze abzunehmen, die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete, bot sich ihm ein seltsames Bild dar: im matten Schein einer Kerze unterschied er zwei Gedecke auf dem schneeweißen Tisch- tuch. Kristall und Silber gaben der Tafel ein festliches Gepräge. Auf einem der Teller, der mit einer Serviette bedeckt war, lag die schwarze Spitzenmaske.
Es war nach Mitternacht, als er den Ballsaal betrat. Die Musik schmetterte; verwelkte Blu- mengirlanden flatterten in der heißen und schwülen Luft, Seidenroben flogen gegen seine Knie, man rief ihn an, einige Regimentska- meraden zerrten ihn zum Bufett. Er sarrte sie an: ,, Habt Ihr nicht...", und er wußte nicht, wie er diejenige, die er suchte, beschreiben sollte. Er stürzte in den Wintergarten, aber er traf nur einige Pärchen an, die zwischen den Palmen und Oleandern Zuflucht gesucht hat- ten. So verging eine Stunde, in der er, von einer stummen Verzweiflung getrieben, von Saal zu Saal irrte, bis es ihm allmählich zum Bewußtsein kam, daß sich Irina nicht mehr unter den Geladenen befand. Er dachte an ihre Warnung und ein schwerer Seufzer ent- rang sich seiner Brust. Er blieb stehen, senkte den Kopf, warf einen stummen, anklagenden Blick um sich und ging langsam dem Ausgang zu. Er ließ lich von einem Bedienten den Pelz um die Schultern werfen und trat so, chne den Mann anzusehen, auf die Straße hinaus. Luftzug. Er wandte sich stöhnend um und ge- Ein vorübergleitender Schlitten nahm ihn auf, wahrte die Schlafende.
Alexej taumelte. Der Gedanke, daß die Maske seine Flucht benutzt hatte, um sich in seine Wohnung zu schleichen, erfüllte ihn mit Entsetzen. Die Vorstellung, daß sich im näch- sten Augenblick das Rätsel ihrer Person lö- sen und er ihr Angesicht zu Angesicht gegen- übertreten würde, ließ ihn erschauern. Es war totenstill, nur die Uhr tickte leise, und eben- so leise knisterte die Flamme der Kerze im
,, Was aber wird geschehen, wenn diese Macht nicht mehr da ist?"
Ausland
LONDON. Die Frage der Beschlagnahme der Oel- raffinerien von Lobau durch die Russen wird in der nächsten Kontrollratssitzung in Wien erörtert wer- den.
PARIS. Der Hochkommissar für Atomenergie, Fre- deric Joliot- Curie, erklärte in einer Pressekonferenz, daß die erste französische Fabrik für Atomenergie im Jahre 1953 ihre Arbeit aufnehmen werde.
PARIS. In Pariser politischen Kreisen begrüßt man den Standpunkt des Berliner Kontrollrats, der die sowjetrussischen Forderungen nach neuen Re- parationsleistungen Deutschlands bis zur Einigung der vier Mächte über das künftige Industrieniveau ablehnt.
ATHEN. In militärischen Kreisen wird das An- wachsen der Partisanentätigkeit und die Häufung der von unbekannten Flugzeugen durchgeführten Luftaufklärung auf einen sich vorbereitenden Parti- sanenangriff zurückgeführt. Die Partisanen sollen beabsichtigen, eine Rebellenregierung zu gründen.
MOSKAU. Nach russischen Meldungen sind fünf Millionen Polen auf ehemalig deutschem Gebiet öst- lich der Oder- Neiße- Linie angesiedelt worden. Die polnische Regierung plant, das Land in 613 000 Bauern- höfe aufzuteilen.
NEW YORK. Der polnische Delegierte bei der UN. erklärte zur Weltlage, die Ordnung in der Welt werde erst wieder hergestellt sein, wenn die Frie- densverträge mit Deutschland und Japan unterzeich- net sind.
LAHORE. Bei Unruhen in Lahore wurden 62 Hin- dus und Sikhs getötet; bei Amritsar haben die Sikhs in drei Dörfern über 150 Einwohner getötet. KARACHI. Mohamed Ali Jinnah ist einstimmig zum Präsidenten der Verfassunggebenden Versamm- lung von Pakistan gewählt worden.
SCHANGHAI. Am 13. August hat die UNRRA. die Verteilung von Lebensmitteln in den kommunisti- schen Gegenden nördlich des 34. Breitengrades ein- gestellt.
BATAVIA. Der Kleinkrieg in Indonesien dauert immer noch an. Die Angriffe auf Patrouillen wer- den von beiden Seiten, die Säuberungsmaßnahmen holländischerseits weitergeführt.
Alexej preẞte die Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien. Es fiel wie Schuppen von seinen Augen. Er drückte die Hände gegen die Brust und lehnte sich an die Wand. Nach einer Weile jedoch durchquerte er auf den Zehen- spitzen das Zimmer, kauerte sich zu Häupten des Mädchens nieder und sprach sie flüsternd sie in seine Arme reißen, aber, als wenn sich ihm ihr Antlitz in einer neuen, bezaubernden Schönheit offenbarte, fiel er vor ihr auf die Züge versunken, das Gesicht über das ihrige und so, in das Geheimnis ihrer Knie nieder geneigt, wartete er, bis sie die Augen aufschlug.
Die Juwelen der Kaiserin BERLIN. Die amerikanische Militärregie- rung hat mit Erlaubnis der sowjetischen Be- hörden eine Untersuchung über den Tod der Prinzessin Hermine eingeleitet und festge- stellt, daß sie nicht, wie vermutet, einem Ver- brechen zum Opfer fiel. In diesem Zusammen- hang wurde einem schon im Juni begangenen Juwelendiebstahl wieder erhöhte Bedeutung zugemessen. Juwelen im Werte von 80 Mil- lionen Mark, die der Kaiserinwitwe gehörten. waren aus der Wohnung ihres Sohnes, des Prinzen Ferdinand von Schoenaich- Carolath, gestohlen worden. Die Freundin des Prinzen, Vera Herbst, hatte im Juni einen Juwelen- koffer in die im amerikanischen Sektor Ber- lins gelegene Wohnung des Prinzen gebracht. Bald stellte dieser fest, daß die Hälfte der Juwelen und einer der beiden Kofferschlüs- sel, die er ständig bei sich trug, verschwun- den waren.
Er meldete den Verlust sofort der ameri- kanischen Polizei. Diese verhörte sämtliche in Frage kommenden Personen und verdächtigte nicht zuletzt den Prinzen selbst. Vera Herbst wurde verhaftet, denn sie war außer dem Prinzen die einzige, die über den Inhalt des Koffers Bescheid wußte.
Inzwischen wurden die Schmuckstücke teils bei einer Schwester des Prinzen, teils bei Vera Herbst aufgefunden, die sie von der Verstor- benen zur Aufbewahrung erhalten hatte. Vera Herbst wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker. Dr. Ernst Müller( z. Zt. im Urlaub) und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.
Die Frage war nun, wie hier von Grund auf und unter Berücksichtigung der wirklich Befähigten Ab- hilfe zu schaffen wäre. Es ist unbedingt nötig, daß eine scharfe Auslese bereits durch das Abiturium getroffen wird und dafür war die bisherige deutsche
Abschlußprüfung nicht geeignet, wie Oberst Graf an Hand von Statistiken nachwies. Er betonte die
unterschiedliche Auffassung der Bedeutung des Abi-
an. Die Schlafende hörte ihn nicht. Er wollte turs in Frankreich und Deutschland. Dort bestün-
-
Ende!
Zur Reform des Abiturs
Es war vorauszusehen und ist auch tatsächlich ein- regierung in der französischen Zone veranlaßte Re- form der Methoden der Oberschulschlußprüfung nicht kritiklos hingenommen werden würde. Es ist daher besonders zu begrüßen, daß Herr Oberst Graf, der Leiter der Abteilung Erziehung der
getroffen, daß die von der französischen Militär-
Militärregierung für Südwürttemberg, in einer Pres- sekonferenz Gelegenheit nahm, die Gründe für diese Reform darzulegen.
Es ist allgemein bekannt und wir hier in der Universitätsstadt spüren es sozusagen am eigenen Leibe, daß sich heute an den Universitäten unge- fähr derselbe Vorgang abspielt wie nach 1918. Ein ungeheurer Andrang zum Studium setzte nach Kriegs- ende ein, für den weder die Universitäten noch später nach beendetem Studium die entsprechenden Berufszweige aufnahmefähig sind. Wird dieser An- akademisches Proletariat gegeben, dessen Gefahren drang nicht reguliert, ist die Voraussetzung für ein auf der Hand liegen. Wie Oberst Graf ausführte, habe dieser Zustand nach 1918 die Tradition der deut- schen Universitäten gefährdet, die zu Diplomwerk- stätten geworden seien. Das Werkstudium habe zu den vormilitärischen Arbeitslagern, die Finanzkrise zur Ueberführung der Landesuniversitäten in Reichs- universitäten geführt. Gegenwärtig studierten in Deutschland an 21 Universitäten 90 000 Studenten ( 1935: 77 000). 60 000 Anmeldungen konnten nicht be- rücksichtigt werden. In Tübingen mußten von 7000 Anfragen 3700 abgelehnt werden.
den nur 50 bis 60 Prozent die Prüfung, während hier das Reifezeugnis mehr oder minder nur die Bescheinigung für die Absolvierung der höheren
Schule darstelle. Dazu kommen noch die Nachteile der Ungleichwertigkeit der Schulen und der Ver-
schiedenheit der Notengebung.
Das nunmehr eingeführte System bedeute eine Zéntralisierung der Prüfung durch Stellung glei- cher Aufgaben für alle Schüler, wobei in diesem Uebergangsjahr noch einige Zugeständnisse gemacht wurden. Hinzu komme die Anonymität, da Korrek- tur und Bewertung der Arbeiten von zwei Lehr- kräften einer fremden Schule vorgenommen werde. Der häufigste Einwand gegen das neue System, nämlich daß es die Leistungen der Schüler während des Schulbesuches nur unzureichend berücksichtige, könne nicht restlos entkräftet werden. Jedoch sei in besonders krassen Fällen ein Ausgleich vorgesehen. In Frankreich werde bei der Beurteilung das Jah- resnotenheft hinzugezogen. Und schließlich bestünde immer noch die Möglichkeit, die Prüfung zu wieder- holen. Das Ausschlaggebende und Wichtigste sei die Regelung des Andrangs zum Studium und dafür sei die straffere Auslese beim Abitur die beste Lö-
sung. Das Punktbewertungssystem bilde eine weitere
Auswahlmöglichkeit: bei 15 bis 20 Punkten werde der Abiturient direkt zum Studium zugelassen, bei 13 bis 15 Punkten käme er ohne Prüfung zur Vor- bereitungsklasse für die Universität, während er bel 10 bis 12 Punkten keine Berechtigung zum Studium habe, aber eine Prüfung zur Aufnahme in die Vor- klasse ablegen könne.
Abschließend sagte Oberst Graf, daß man deut- scherseits zwar die Unzulänglichkeit der bisherigen Prüfungsmethoden zugebe, aber mit der eingeführ- ten Reform für die deutsche Tradition fürchte. Au Berdem habe man Bedenken gehabt, einer interzo- nalen Neuregelung des Prüfungswesens vorzugrei fen. Die getroffenen Maßnahmen seien jedoch nuf als ein erster Schritt anzusehen und könnten durch aus der deutschen Tradition angepaẞt werden.
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