18. April 1947

Das geht alle an

Wichtig für Handwerker Handwerksmeister sind seit 1. Januar 1939 ange- stelltenversicherungspflichtig, soweit sie nicht durch Abschluß einer ausreichenden Lebensversicherung von der Versicherungspflicht befreit sind. Die in die Handwerksrolle eingetragenen Handwerksmei- ster müssen laufend ihre Pflichtbeiträge entrichten und etwaige Beitragsrückstände alsbald nachholen. Preisregelung im Damenschneiderhandwerk Im Bezirk der Handwerkskammer Reutingen sind in Zusammenarbeit mit dem Fachinnungsverband des Damenschneiderhandwerks Südwürttemberg- Ho- henzollern und der Landesdirektion der Wirtschaft, Preisaufsichtstelle, die Damenschneiderbetriebe in Preisgruppen eingestuft worden. Die Preistabelle muß dem Kunden zugänglich gemacht werden.

Wer will nach Frankreich?

Die französische Regierung hat beschlossen, unter den sich in der französischen Zone aufhaltenden verschleppten Personen freiwillige Arbeiter für die Bergwerke in Frankreich anzuwerben.

Eine Delegation des französischen Arbeitsmini- sterium und des Einwanderungsamtes ist, wie be- reits gemeldet, in Baden- Baden eingetroffen, um die erforderlichen Vorbereitungen für die ge- plante Anwerbung zu treffen. Diese wird unverzüg- lich praktisch durchgeführt werden.

Bericht über den Tillessen- Prozeß Das Journal officiel du Commandement en Chef français en Allemagne hat in einer 32 Seiten um- fassenden Broschüre den vollständigen Bericht über den Prozeß Tillessen in französischer, englischer und deutscher Sprache veröffentlicht. Die Broschüre ist bei der Administration du Journal officiel, Baden- Baden, Bäderstraße 2, zum Preise von 40 Pfg. er- hältlich. Zahlung bei Bestellung. Briefmarken wer- den nicht angenommen. Alleinverkäufer dieser Bro- schüre für die amerikanische Zone ist die Firma Ju- lius Richard Hampel, Heidelberg, Brunnen- gasse 24.

Frauen der Widerstandsbewegung

Wir werden gebeten, folgenden Aufruf zu ver- öffentlichen:

Um der These, daß es in Deutschland keinen Wi- derstand gegen das Hitlerregime unter den Frauen gegeben habe, entgegenzutreten, bitten wir alle Frauen, die an der Widerstandsbewegung teilge- nommen haben, für eine Broschüre ,, Den Frauen des Auslandes gewidmet", kurz und wahrheitsgetreu ( höchstens vier Schreibmaschinenseiten) ihre Erleb- nisse in Konzentrationslagern, Zuchthäusern und Gefängnissen zu schildern und eingeschrieben einzu- senden an: Nora Winkler von Kapp und Luise Rin- ser,( 13b) Partenkirchen( Oberbayern), Maxstadt- straße 5.

Roumains!

Les ressortissants roumains de la Zone Française d'occupation en Allemagne volontaires pour le Rapatrie- ment doivent en faire d'urgence la déclaration soit à Monsieur le Délégué Supérieur Section des Personnes Déplacées, soit à Messieurs le Délégués de. Cercle de la province dans laquelle ils résident. Le Chef de la famille fera cette déclaration pour lui et les membres de sa fa- mille vivant sous son toit en mentionnant l'identité de chacun et l'adresse précise du domicile.

Les maladés hospitalisés indiqueront le délai prévu pour leur rétablissement./

Les prisonniers de guerre doivent également se- clarer.

Une date de départ pour le rapatriement sera ultérieu- rement portée à la connaissance des intéressés..

Romanii!

Toti romanii din Zona Francesa d'ocuaptie din Germa- nia cari doresc sa se intoarca in Tare, trebuie sa se anunte de urgenta fie Delegatului Superior al Sectiei Persoanelor Deplasate, fie Domnilor Delegati de Cerc ai Provinciei in care locuesc.

Seful familiei va face declaratia pentru el si pentru membri familiei sale cu care locuesc impreuna aratand identitatea fiecaruia si adresa precisa a domiciliului, Bolnavii internati in spitale vor arata terminul prevazut pentre insanatosirea lor.

Deasemenea si prisonieri de razboi liberati trbuie sa faca aceastea declaratie.

Data plecarii primului transport va fi aduse la cuno- stinta interesatelor mai tarziu.

Bekanntmachung an alle Rumänen Diejenigen Rumänen, die aus der franz. Besatzungszone Deutschlands freiwillig heimkehren wollen, sollen sich dringend melden, entweder an den Herrn Delegue supe- rieur, Abteilung personnes deplaces oder an den Dele- gue de cercle von ihrem Kreis.

Der Familienvorstand soll diese Erklärung für sich und für alle Mitglieder seiner unter einem Dach lebenden Familie melden, indem er die Daten jedes Mitgliedes und die genaue Adresse seiner Wohnung angibt. Jene, die sich im Krankenhaus befinden, sollen ihre Adresse und die voraussichtliche Zeit ihrer Genesung an geben. Auch die befreiten Kriegsgefangenen sollen sich melden. Der genaue Zeitpunkt der Repatriierung wird den Heimkehrenden rechtzeitig mitgeteilt,

Wanderung

Eine Geschichte aus Mittelamerika Seit Tagen sind sie schon gemeldet. Sie kommen aus den Urwäldern des unteren Pangualate und sind auf dem jenseitigen Ufer seines Neben-, unseres Grenzflusses heraufgestiegen: dunkle Ströme raub- gieriger Wanderameisen, die sich langsam, doch un- aufhörlich vorwärtsschieben wie alles zermalmende Straßenwalzen. Einmal im Jahr, vor Anfang der Re- genzeit, packt es sie: der Nomadentrieb, der ganze Stämme zu einer einzigen, unübersehbaren Flut- welle vereint, die, grauenhaft lautlos, doch in steter Bewegung, die gesamte Tierwelt in Schrecken ver- setzt.

SCHWABISCHES TAG BLATT

WIRTSCHAFT UND VERKEHR

Die Bodenreform in der französischen Zone

Wünsche und Anregungen der Militärregierung

Schon im Spätsommer 1946 wurde auf einer Kon- ferenz der Ministerpräsidenten der französischen Zone den Provinzen die Direktiven hinsichtlich der Durchführung einer Bodenreform gegeben. Land- wirtschaftliche Besitzungen mit einer Bodenfläche von mehr als 100 ha, abgesehen von Forstbetrieben, sollten grundsätzlich in eine bestimmte Anzahl klei- nerer Wirtschaften aufgeteilt werden; wirkliche Landwirte und ländliche Flüchtlinge sollten die Be- günstigten dieser Aktion sein.

Seitdem ist viel über Bodenreform gesprochen und geschrieben worden. Es scheint, daß, die Ver- wirklichung der Pläne trotzdem wenige Fortschritte gemacht hat. Die eingereichten Vorschläge zeugen nach der Auffassung der Militärregierung weder von einem gründlichen Studium noch von einer mit dem genügenden Ernst erfolgten Bearbeitung der Frage. Nicht einmal die Grundzüge, welche seitens der Militärregierung vorgeschlagen wurden, fanden, wie auf einer Pressekonferenz am 12. April in Ba- den- Baden bekanntgegeben wurde, die Berücksich- tigung, die hätte erwartet werden dürfen. Die deut- scherseits zu diesem Problem gemachten Vorschläge sind als ungenügend zurückgewiesen worden.

Es muß begriffen werden, daß in landwirtschaft- lichen Dingen das Problem der Ertragssteigerung den Vorrang vor allen anderen Ueberlegungen ha- ben muß. Die Erfahrung hat gelehrt, und es steht durchaus fest, daß allein der wirkliche Eigentümer seinen Grund und Boden so zu bewirtschaften be- flissen ist, wie dies bei der notwendigen Intensivie- rung unserer Landwirtschaft dringend erforderlich ist. Ein Pächter, der seine Felder zu Eigentum er- hält, wird mehr Sorgfalt und Fleiß als Eigentümer denn als Pächter walten lassen. Dieses Moment be- gründet am stärksten die Notwendigkeit, alle die- jenigen aus der Landwirtschaft zu entfernen, die nicht selbst die Bewirtschaftung versehen. Man hat die Aufschiebung der Bodenreform unter anderem damit begründet, daß die in der französischen Be- satzungszone liegenden Betriebe mit mehr als 100 ha an Zahl äußerst klein ist. Dem ist aber entgegen- zuhalten, daß andererseits die allgemeine Durch-

Anglo- amerikanische Zone

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schnittsgröße der Parzellen verhältnismäßig gering ist und daß der Großbetrieb dem landläufigen Typ der ländlichen Wirtschaft schlecht angepaẞt ist. Aus dieser Feststellung ergibt sich nach der Auffassung der Militärregierung die Notwendigkeit, den Groß- betrieb abzuschaffen. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß die Schaffung einer bestimmten Anzahl mitt- lerer Betriebe im Hinblick auf eine Ertragsstei- gerung nur günstig sein kann; sie wird ganz gewiß nicht ohne Auswirkung auf eine allgemeine Besse- rung der Ernährungslage bleiben.

Schließlich ist es aber auch wichtig, den von der französischen Zone aufgenommenen Flüchtlingen ländlicher Herkunft die Einfügung in die Landwirt- schaft zu ermöglichen. Die Bodenreform bietet dazu eine einzigartige Gelegenheit.

Aus all diesen Erwägungen heraus darf die Boden- reform nicht als zweitrangige Aufgabe betrachtet werden. Es ist wichtig, zu erkennen, daß gerade mit Rücksicht auf die Flüchtlingsfrage eine der- artige Reform eine moralische Bedeutung hat, die ihre materielle Tragweite übertrifft. Die wahre Demokratie kann in ihren Grundsätzen keine Kom- promisse erlauben. Auch wenn die Zahl der durch

den geringen Bestand an Großbetrieben bedingten Ungerechtigkeiten klein ist, darf nicht versäumt werden, sie zu beheben.

Auf diesen hier angestellten Ueberlegungen sollen die Länder nach den Wünschen der Militärregie- rung ihre Gesetzesvorlagen aufbauen. Die bisheri- gen Textvorschläge einiger Provinzen sahen die Uebertragung des Großbesitzes an ganze Gruppen von Landwirten vor; sie stellten in dieser Form keine brauchbare Lösung dar, entsprachen sie doch keineswegs dem Geist der echten Demokratie. Es ist zu fordern, daß die Domänen tatsächlich auf- geteilt und durch namentliche und endgültige Zu- teilung denjenigen Landwirten zur Verfügung ge- stellt werden, welche sie selbst bewirtschaften. Das sind nach den Anregungen der Militärregierung die Ziele, die durch die Bodenreform erreicht werden sollen; es sind Maßnahmen elementarer sozialer Gerechtigkeit.

Wirtschaftsnachrichten

KÖLN. Die Ford- Werke stellen zurzeit nur den 3- t- Lkw. mit 4-8- Zylindermotor her, der sowohl in der britisch- amerikanischen Zone, wie auch in ge- wissem Umfange in der französischen Zone aus- schließlich an die private Wirtschaft geliefert wird. Die Zuweisung erfolgt durch die Straßenverkehrs- ämter. Die Personenwagenproduktion ist in Aus- sicht genommen worden. Der Termin ist aus zeitbe- dingten Schwierigkeiten noch nicht festgelegt. oeh ESSEN. Das Rheinisch- westfälische Institut für praktische Wirtschaftsforschung, seit 1926 als Nie- derlassung des Instituts für Konjunkturforschung Berlin in Essen bestehend, hat sich neu konstituiert. Zum Präsidenten wurde Professor Kuske, Köln, ge- wählt. Zu den Gewerkschaften ist eine Verbindung geschaffen worden. Die Geschäftsführung hat Prof. Dr. Däbritz.

BERLIN. Nach Mitteilung der amerikanischen Mi- litärregierung ist die Eisen- und Stahlerzeugung in der britischen Zone im Monat März erneut gestie- gen. Es wurden nach neuen vorliegenden Zahlen 216 000 t Flußstahl und 157 000 t Walzwerkerzeugnisse produziert. Dies bedeutet gegenüber dem Vormonat eine Erhöhung der Flußstahlerzeugung um 53 231 t und der Walzwerkerzeugung um 48 811 t.

Sowjetische Zone

CHEMNITZ. Der Wert der industriellen Produk- tion in der Ostzone wird vom sächsischen Wirt- schaftsminister Selbmann auf 7,5 Milliarden Mark beziffert. Das ist etwa die Hälfte der Produktion von 1938. Diese 7,5 Mrd. bedeuten eine 70prozentige Ausnutzung der nach den Demontagen noch vorhan- denen industriellen Kapazität. 10 Prozent dieser lau- fenden industriellen Erzeugung nimmt Rußland als Reparationen in Anspruch. Auch die Produktion der russischen Aktiengesellschaften in der Ostzone wird auf Reparationskonto gutgeschrieben. Diese Gesell- schaften arbeiten teilweise auch für den deutschen Be- darf, wie z. B. Kraftwerke und Hydrieranlagen.

BITTERFELD. Das Elektrochemische Kombinat Bitterfeld ist aus den ehemaligen IG.- Farbenwerken hervorgegangen und beschäftigt heute nach Abschluß der Demontage wieder 9000 Arbeitskräfte. Das Un- ternehmen stellt Igelitschuhe und-stiefel, Regenum- hänge und Mäntel aus Igelit her.

OLDENBURG. Der freie Handel mit Pferden und Nutzvieh ist nunmehr auf Grund einer Verordnung der sowjetischen Militärregierung in der gesamten Ostzone zugelassen.

Stückchen zurück. In zwei Minuten ist ein Meter durchlaufen, in sechzig Minuten sind's dreißig Meter. Es ist zehn Uhr morgens, als die schwarze Spitze sich vor den sperrweit geöffneten Türflügeln befindet. Einen Augenblick scheint die Spitze zu zögern, und damit der ganze Zug zu verharren. Es geht ein Zittern durch die Reihen, ein Zaudern, Warten, ein Ueberlegen. Die Vordersten scheinen auf der Stelle zu treten, bewegen sich vor der breiten Schwelle, ohne sie jedoch zu überschreiten.

Jetzt aber hat sich die Führung entschlossen. Die Reihen erbeben, der Einmarsch beginnt! Doch nun scheint die Spitze sich selbst zu bedrängen: ihre Flügel werden zusammengeschlagen, wie zwei über die Mitte gefaltete Decken. Die Ameisen turnen auf- und übereinander, ein Tier scheint ein zweites auf die Schultern zu nehmen. Wie sollten sie sonst durch das Tor gelangen?

Auch nach dem Ueberklettern der breiten Schwelle vollführen die Ameisen die gleichen Bewegungen. Die zweite steigt von der ersten hinab; ruckartig

Peter Bauer, der Pflanzer, gibt Anweisungen. Die Ostseite des Maisschuppens wird weit geöffnet, das Tor nach Westen geschlossen gehalten: damit das Raubzeug nicht vorzeitig entwischt!" Zwischen beiden Türen sind an der südlichen Längswand die in Säcken befindlichen Maiskolben geschichtet, hin- wie ein Fächer sich nach links und rechts öffnet, ter denen besonders das Rattenzeug nistet. Das gibt ein Schlachtfest, eine Metzelei, ein für die Ameisen hochzeitlich üppig gerichtetes Mahl!

Wir lassen unsere Arbeit Arbeit sein, nachdem wir in Säcken und Körben einen Großteil der- chenvorräte an der entferntesten Hofseite gestapelt haben. Vielleicht verschonen sie Küche und Haus, da der Maisschuppen so einladend geöffnet ist. Und die Maiskolben selber?" ,, Rohen Mais wollen sie nicht, wenn sie Mäuse-, Insekten- und Rattenfleisch wittern."

Wir gehen nicht weit. Wir sehen sie den Hügel heraufmarschieren, in Reih und Glied; in immer neu quellenden winzigen Tröpfchen. Nicht immer sichtbar, doch stets bemerkbar unter den kurzen, zerräderten Halmen, die sich zitternd unter dem Ansturm neigen. Ein Tintenstrom, eine Mohren- armee, eine mit Spießen bewehrte Phalanx! Wehe dem Tier, das ahnungslos zwischen die schwarzen Reihen gerät, wehe dem Menschen, der im Schlaf. überrascht, sich nicht rechtzeitig zur beschleunigten Flucht aufrafft! Hier ist der Anfang, wo ist das Ende? Wie viele Tage müßten wir reiten, um auf die schwarze Nachhut zu stoßen? Solche Wan- derungen unterbrechen jedweden Verkehr. Nur El- sen und Stahl können Widerstand leisten: der Trak- tor vielleicht, das Automobil... Bis das Triebwerk, von den Leibern erboster, selbstmörderisch angrei- fender Ameisen verfilzt, zum Stillstand kommt. Sie klettern langsam; wir weichen wieder ein

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schwärmen die schwarzen Kolonnen aus, fangen den Schwung nach rückwärts auf und setzen, nun in ursprünglicher Breite, den Vormarsch im Halb- dunkel des Schuppens fort. Einzelnes entzieht sich von nun ab dem Blick. Ueber die Erde des geräu- migen Lagers scheint sich ein schwarz- wolliger Teppich zu schieben, der zu breit für den Raum, den Ueberhang an den Seiten gehoben hat und ihn, in ein Drittel der Mauerhöhe, über die lehmigen Wände schleift. Geräuschlos, von unsichtbarer Me- chanik getrieben, rückt die lebendige Decke vor, bäumt sich an den wulstigen Säcken hinauf, hebt sich, zudeckend, über den losen, auf dem Boden verstreuten Mais.

Eine Schar großer und kleinster Mäuse huschen auf ihrer Flucht vorbei, verschwinden unter unse- ren Fenstern, wo wir sie aus den Augen verlieren. Eine Ratte schaut funkelnden Auges hinter einem der Säcke hervor, zieht sich, verstört, blitzschnell zurück.

Drei Ratten brechen auf einmal aus; sie rasen zu dem lichtvollen Eingang hin. Ein überaus großes und starkes Tier entkommt nach einigen gewaltigen Sätzen; die anderen, noch weit von der Tür ent- fernt, stürzen wie auf Verabredung zusammen, wälzen sich schreiend auf Seite und Rücken, ge- lähmt, dann erstickt von dem ätzenden Gift, das sich in ihre Organe bohrt. Schon sind die unschö- nen, buckligen Lücken mit elastischem schwarzem Garn gestopft.

Außenhandel

ver-

BERLIN. Eine schwedische Delegation ist zur Ein- leitung von Handelsbesprechungen mit den englisch- amerikanischen Behörden eingetroffen. Man spricht sich viel von den Verhandlungen, denn vor dem Krieg kamen 24 Prozent der schwedischen Ein- fuhr aus Deutschland und 16 Prozent der schwe- dischen Ausfuhr gingen nach Deutschland.- Schwe- den möchte in Deutschland Fotoapparate, optische Präzisionsinstrumente, Dieselmotoren und chemische Produkte einkaufen und im Austausch Sulfate, Fische und Arsenik liefern.

BERLIN. Auf Einladung der dänischen Regierung fanden in der letzten Märzwoche in Kopenhagen Verhandlungen über Handels- und finanzielle Fra- gen statt, die den Ex-, und Import zwischen Däne- mark und der anglo- amerikanischen Zone in Deutsch- land betrafen.

HAMBURG. Wie aus einer amtlichen Statistik des Ausfuhramtes in der britischen Besatzungszone hervorgeht, wurde die Ausfuhr aus der britischen Zone im Jahre 1946 auf 145 Mill. Dollar geschätzt. An erster Stelle steht die Kohle mit 117 Mill. Dollar. BERLIN. Zurzeit sind Verhandlungen im Gange, wonach 250.000 Kilogramm Baumwollgarn aus der britischen Zone nach Großbritannien geliefert wer- den sollen. In einigen deutschen Häfen sind schon große Mengen ägyptischer Baumwolle abgeladen worden, so daß genügend Rohstoff zur Verarbei- tung vorhanden ist.

MÜNCHEN. Durch die Lieferung von 4 Schiffs- Diesel- Motoren im Wert von 108 800 Dollar, die von Frankreich erworben wurden, hat der bayerische Export im März seinen Höchststand seit Kriegsende

erreicht.

Ausland

BASEL. In Anwesenheit von 650 Vertretern der Schweizer und ausländischen Presse wurde die Baseler Mustermesse am 12. April eröffnet. Sie über- trifft die Messen der früheren Jahre bei weitem an Bedeutung; die Zahl der Aussteller hat sich auf 2200 erhöht.

ROM. Italien hat sich genötigt gesehen, seine größ- ten Mustermessen zu verschieben. So wird die Mai- länder Mustermesse erst am 24. Juni eröffnet wer- den, während die Mustermesse von Padua erst am 15. September abgehalten werden soll.

LYON. Die Internationale Messe in Lyon wurde eröffnet. Verschiedene Staatsmänner, darunter Edou- ard Herriot, wohnten dem festlichen Akt bei.

Unhörbar wandert der Teppich nach vorn, schlingt sich um den Fuß gestapelter Säcke, brandet an ihrem Gewebe empor. Eine Anzahl ausgewachsener Ratten flüchtet in den freien Raum und zieht sich in die äußersten Winkel zurück. Eine kleine Zahl noch junger Tiere ist auf die höchsten Säcke ge- flüchtet, wie Schiffbrüchige auf kleine gebirgige Inseln, umbrandet von einer schwarzen See. Vogel- spinnen klettern hinauf unters Dach.

Die schwarzen Legionen haben die Mitte erreicht. Hinter Maissäcken spielt sich Schauriges ab; es pfeift, es schreit; hier wird die junge Brut, von den Müttern verteidigt, mit diesen zusammen über- rannt und vernichtet. Dann stößt diese Festung das Letzte aus: Ratten und Mäuse in Scharen, die sich verängstigt, zu ihresgleichen in die hintersten Ecken gesellen.

Nun sind sie über die Mitte hinaus,

Patsch!

fällt ein Skorpion von der Decke herab. Ein Skor- pion braucht nicht von der Decke zu fallen! Was treibt ihn zu einer verzweifelten xt? Ist es die Kampfgier, die ihn beseelt, die Freßgier vielleicht, die ihn niemals verläẞt? Er fällt in die aller- schwärzeste Tinte. Wie der Blitz ist er auf, rast nach rechts, pflügt nach links, seitwärts, rückwärts mit schlagenden Scheren: lange, schwarze, schmerz- hafte Bahnen in die schwarze Wolle reißend. Bis es sich an und um ihn krallt, ihn wie dunkler Samt bedeckt, Feuer in die Augen spritzt, ihm die Zunge zerbeißt und zerfetzt. Als der grimmige Streiter bewegungslos liegt, zuckt noch immer der Schweif, hebt sich wütend zum Stich...

Zwei Drittel Raum bedeckt nun der Teppich; in sich kleinen. sanften, niedrigen Wellen hebt er über die Kadaver hinweg. Dies alles war Spiel, der Ernst beginnt.

Peter fängt an, die Ratten zu zählen: zwölf, neunzehn, vierundzwanzig. die sich vor der ver- schlossenen Tür in den letzten Winkeln gesammelt

haben.

Auf dem ihnen verbliebenen Platz laufen die Tiere umeinander. Die größeren stoßen die kleinen beiseite; sie sind bis auf den Tod erregt.

Eine riesige Ratte, ein weißgraues Männchen, mit grausamen, ungefügen Tatzen, hat sich wie zum Schutz vor die anderen gestellt. Nun starren sie auf das fließende Band, das sich dunkel und dro- hend näher schiebt.

Die große Ratte gleitet voraus. Und alle gleiten sie hinterher. Angesteckt von dem Angriffsgeist, springen die fünf Jungen von den Säcken hinab. Die Schlacht...!

Nr. 31/ Seite 5

Beschlagnahmte Betriebe in der französischen Zone In Süddeutschland sind die auf Grund des Kon- trollgesetzes 52 beschlagnahmten Betriebe in eine Treuhandgesellschaft eingebracht worden. Es sollen von den Länderregierungen Vorschläge unterbreitet werden, in welcher Form die Eigentumsverhältnisse geregelt werden sollen. Es wird seitens der fran- zösischen Militärregierung angestrebt, diese Be- triebe unter Beteiligung der Produzenten und Kon- sumenten zu sozialisieren. Nur diejenigen Betriebe sollen verstaatlicht werden und in die direkte Ver- waltung der Länder und Gemeinden kommen, die von besonderer Bedeutung für die Wirtschaft des Staates sind.

Als eine ideale Form der Wirtschaftsführung sieht die Militärregierung die gemischtwirtschaftlichen Betriebe an, bei denen auch ein öffentliches Inter- esse zu wahren ist, die aber nicht unbedingt aus- schließlich durch den Staat selbst betrieben werden müssen. Die Verwaltung der beschlagnahmten Be- triebe sieht zunächst Treuhänder vor, die möglichst die Verhältnisse in den einzelnen Betrieben aus persönlicher Anschauung kennen.

Die Betriebe, die endgültig in der Treuhandver- waltung bleiben, sollen auf ihre Sozialisierungsreife überprüft und in Zusammenarbeit mit der Landes- regierung und den Gewerkschaften in Gemeineigen- tum überführt werden. Die endgültige Entscheidung, ob sich der Betrieb für die Sozialisierung oder Ver- staatlichung oder für eine andere Form der Wirt- schaftsführung eignet, wird eine gewisse Zeit be- anspruchen.

Zur wirtschaftlichen Sicherheit für Frankreich Léon Blum befaßt sich im Populaire" mit dem Problem der wirtschaftlichen Regelungen für Deutsch- land. Nach Aufzeigung der Gegensätze auf der Mos- kauer Konferenz bemerkt er: Das System einer wirtschaftlichen Sicherheit, das durch eine allge- meine Verarmung Deutschlands verbürgt wäre, stößt auf sehr heftige Wiederstände. Es hat sehr wenig Aussichten auf einen praktischen Erfolg, ebensowenig wie das System einer politischen Si- cherheit, das durch eine territoriale Zergliederung verbürgt wird." An diese Ueberlegungen anschlie- Bend schlägt Léon Blum Beschränkungen bzw. Pro- duktionsverbot für besonders gefährliche Erzeug- nisse vor und sagt: Ich denke an Aluminium, Spe-. zialstahl, an Flugzeugbau, an die Zweige der che- mischen Industrie, die zur Herstellung von Explo- sivstoffen führen, und an Atommittel."

In der Frage der Enteignung und der Internatio- nalisierung der Ruhr unterstreicht Léon Blum noch- mals den sozialistischen Standpunkt und fährt fort: ,, Je mehr die Engländer, unsere Freunde und Ver- bündeten, auf die Notwendigkeit drängen, den all- gemeinen Stand der deutschen Produktion zu erhö- hen, um so gerechtfertigter ist es, daß wir Franzo- sen auf die entsprechende Notwendigkeit drücken, Leitung und Eigentum der gesamten Ruhrindustrie zu internationalisieren."

Holz für Itálien aus der französischen Zone Zwischen Italien und der französsichen Besat- zungszone ist ein am 1. April beginnendes, sechs Monate laufendes Abkommen abgeschlossen worden, das Italien den Bezug von bis 300 000 cbm Holz aus den Forsten der französischen Zone zusichert. Mit dem Einschlag und dem Abtransport sollen italie- nische Arbeiter beschäftigt werden. Italien liefert als Gegenleistung dafür vor allen Dingen Kraftfahr- zeugreifen und Pneumatiks, Schwefel( für den Wein- bau usw.) und Kalk. Es handelt sich, da Ware ge- gen Ware getauscht wird, um ein reines Kompen- sationsgeschäft.

BADEN- BADEN. Gemäß Verfügung des Admini- strateur General wurde M. Michel Mitzakis zum ,, Commissaire du Gouvernement Militaire" bei den Zentralbanken ernannt. Seine Aufgabe besteht in der Kontrolle dieser Banken und des Koordinations- komitees. Er nimmt an den Sitzungen des Koor- dinationskomitees, des Verwaltungsrats und des Beschlüsse, die nach seiner Meinung mit der allge- Vorstandes der Zentralbanken teil und kann gegen meinen Politik der Militärregierung nicht in Ein- klang stehen, Einspruch erheben. Er hat auch das Recht, in die gesamte Buchhaltung und in die ge- schäftlichen Unterlagen der Bankanstalten Ein- sicht zu nehmen und über alle abgeschlossenen oder laufenden Geschäftsvorgänge Auskunft zu verlan- gen, ohne jedoch Geschäftsführungsbefugnisse zu besitzen und Verantwortung für die Banken zu tragen.

MESSKIRCH. Die Beton- Baustoff- Kompagnie hat die Auswertung eines neuartigen Verfahrens zum Ausguß von Baustoffplatten aufgenommen. Mit die- sen Platten können ganze Gebäudeteile in kurzer Zeit errichtet werden.

RHEINFELDEN. Unter dem Firmennamen. Walter Storz wurde hier eine Uhrenfabrik neu gegründet.

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Die Ratten gelangen bis in die Mitte, bevor die Abwehr wirksam wird. Vierundzwanzig Angreifer, das will schon was heißen, doch sind's auf der an- deren Seite Millionen. Die Ratten haben die Keil- form gewählt. Wie eine messerscharfe Pflugschar die Erdschollen zerschneidet, so gräbt sich ein spit- zes, lebendes Dreieck ins Blut und Leben der Amei- sen ein. Aufgerissene Spalten und breite Bänder: geschaufelt von stämmigen tierischen Brüsten; tausende von winzigen schwarzen Wesen: schlagen von starken, grimmigen Tatzen! Noch wühlt und schlägt und stampft die Schar, die langsam dem Eingang näher kommt. Dort blitzt. es wie ein blanker Spiegel, die warme Sonne ruft und lockt. Es sterben die ersten auf beiden Flan- ken; bevor sie verrecken, schreien sie wie ein- ses Kind. So ist aus Angriff Abwehr geworden, Das weißgraue Männchen ist noch allen voran, begleitet von einer starken Garde. Es gibt das Bei- spiel, sie ahmen ihm nach. Sie fangen alle an zu hüpfen. Sie glauben sie besser abstreifen, zu kön- nen; diese brennenden, quälenden, grausamen Tier- chen, die ihnen wie mit Nadeln das Fell durchboh- ren, in die Augen, die Ohren, die Geschlechtsteile kriechen. Sie schnellen sich aufwärts, lassen sich fallen, mit Leib und Tatzen den Gegner zermal- mend. So hüpfen und tanzen sie langsam vor... Die Kräfte haben sie endgültig verlassen. Sie he- ben sich auf die Hintertatzen, putzen sich mit den Vorderpfoten den glühenden Schmerz von dem Körper ab. Und reiben sich neues Gift ins Gehirn. Fünf von den zehn haben ausgelitten, der Rest fángt wieder an zu tanzen. Die meisten sind blind und lahm und taub. Sie leiden an der Störung des Gleichgewichts, bewegen sich mühsam in falscher Richtung, drehen dem Eingang den Rücken zu. Fal- len, stehen auf, hüpfen rundum. Ein grotesker, schauriger Totentanz! Zwei weitere sterben.

Der weiße Bulle mit den gefährlichen Tatzen kämpft hart am Ausgang den letzten Kampf. Mit ihm seine zwei allerletzten Begleiter. Sie sind ge- blendet, sie drehen sich im Kreis; fallen, schreien, heben sich, schreien. Schreien, schreien, schreien, schreien...! Sie sind nicht mehr als Tiere er- kenntlich. Blutige Klumpen aus dunklem Staub... Auch aus mir bricht ein wütender, toller Schrei: " Agapito... 1"

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,, Hier Herr!" Er hält mir meine Flinte ent- gegen. Ich hebe den Lauf und beende die Qual.. Agapito reißt die westlichen Torflügel auf. Nun mögen die Ameisen weiterwandern. Wohin? W. R.