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DeutschlandsBevölkerung in denZonen

BERLIN. Nach den bisherigen amtlichen Verlautbarungen über das Ergebnis der Volks- zählung vom 29. Oktober 1946 verteilen sich die 65 930 327 Einwohner Deutschlands in sei- nen jetzigen Grenzen wie folgt auf die vier

Zonen:

Sowjetische Zone Amerikanische Zone Britische Zone Französische Zone Stadt Berlin

17 332 909

16 682 573 22 794 655 5 939 807 3 180 383

Die Gesamtzahl von 65 930 327 Einwohnern gliedert sich in 29 322 499 Männer und

36 607 828 Frauen. Demnach wohnen im heuti- gen Deutschland 6,14 Millionen oder 10,3 Pro- zent Menschen mehr, als bei der letzten Volks- zählung vor Kriegsbeginn 1939 im gleichen Raume vorhanden waren. Die Bevölkerung hat sich infolgedessen von 167,5 Personen je Quadratkilometer im Jahre 1939 auf nunmehr 184,6 im Jahre 1946 erhöht.

Die Bevölkerungsdichte ist in der britischen Zone am größten, sie zählt hier 231,4 Personen je Quadratkilometer. Am geringsten ist sie in der französischen Zone mit 138,8 Personen, während in der sowjetischen Zone auf den Quadratkilometer gerechnet 160,8 Menschen wohnen, in der amerikanischen Zone 155,8.

Verteidiger für Entlastung Schachts STUTTGART. Die Spruchkammerverhand- lung gegen Schacht wird am 9. April be- ginnen. Inzwischen hat der Verteidiger Schachts die Einreihung seines Klienten in die Gruppe der Entlasteten beantragt. Selbst wenn die Spruchkammer Schacht in einzelnen Punkten als verantwortlich erachten würde", so wird in der Verteidigungsschrift gesagt, wäre die Verantwortlichkeit durch Schachts Widerstand überwiegend ausgeglichen." Schacht könne nachweisen, daß er nach dem Maße seiner Kraft Widerstand geleistet und dadurch Nach- teile erlitten habe. Schacht habe Hitler und seine Ideen von Anfang an als nicht unge- fährlich erkannt und versuche daher nicht, sich auf ,, den guten Glauben" hinauszureden. Er habe aber nicht hinter der Polizeisperre re- signiert, sondern sich an die Brandstelle be-

geben, um der erkannten Gefahr entgegenzu- treten. Und abschließend heißt es: ,, Daẞ Schachts Widerstand, wie der Ankläger meint, im Verlaufe des Dritten Reiches nicht spürbar gewesen sei, ist leicht zu behaupten. Dasselbe könnte er all den Toten nachsagen, die aus gleichen Gründen vor dem Volksgerichtshof oder in einem KZ. mit dem Leben bezahlten." Interzonale Eisenbahnerkonferenz BIELEFELD. In einer Entschließung der in Bielefeld tagenden Interzonenkonferenz der Eisenbahnergewerkschaften wurde die Neube- setzung der leitenden Stellen in allen Ver- kehrsverwaltungen durch bewährte Antifa- schisten verlangt, ferner das volle Mitbestim- mungsrecht der Gewerkschaften als gleichbe- rechtigte Faktoren in den Verkehrsverwaltun- gen und die Sicherstellung des Mitbestim- mungsrechtes der Betriebsräte. In einer wei- teren Entschließung wurde festgestellt, daß das augenblickliche Einkommen vieler Eisen- bahner nicht ausreiche, um die Kosten der Le- benshaltung zu decken. Die Eisenbahn sei auch eine der ,, Problem- Industrien". Die Leistun- gen und die Arbeitsfreudigkeit des Eisenbahn- personals müßten daher durch eine Einkom- menserhöhung gesteigert werden, damit die Wirtschaft wieder aufgebaut und die Bevöl- kerung versorgt werden könne.

Neues Nachrichtenbüro BADEN- BADEN. Die Südwestdeutsche Nach- richtenagentur( Südena) wurde heute in Ba- den- Baden als G. m. b. H. deutschen Rechtes gegründet. Die neue Nachrichtenagentur über- nimmt die Nachfolge der Rheinischen Nach- richtenagentur( Rheina) und wird von nun an den Zeitungen der französischen Besatzungs- zone die aktuellsten Auslands- und Lokal- nachrichten übermitteln.

Der Faßhahnen

Eine heitere Geschichte von Gotthilf Hafner Im Steinlachtal, darauf der Herrgott am Schöpfungstag einen besonderen Blick seines Wohlgefallens gerichtet hat, dieweil es gar lieblich geraten ist, im Steinlachtal gibt es mancherlei Ortschaften und Menschen. sotte und andere.

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Im ganzen herrscht eine Art vor, die kein lautes Geschrei erhebt oder auffälliges Wesen zeigt, es aber nach schwäbischem Herkommen dick hinter den Ohren hat.

Von diesem Schlag sind jedenfalls die Ehe- leute, der Baltes und das Bärbele, gewesen, über die nachfolgende leibhaftig passierte Ge- schichte wahrheitsgetreu berichtet.

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Sie waren geboren und aufgewachsen in einem Ort, hineinversteckt zwischen Berg und Hang, buchenwaldüberwachsen, zwischen- gel und Tal, hatten dort geliebt und geheira- tet und waren nun, nach langen Jahren einer mäßig durchwärmten Eheschaft so vertraut miteinander geworden, daß ein jedes sachte beginnen konnte, seine eigene Weise und son- derliche Beschaffenheit immer freier gewäh-

ren zu lassen.

Dabei zeigte sich ein Grundzug ihres We- sens, der ihre Zusammengehörigkeit, ohne daß dies eines vom andern gewahr wurde, deutlich und fest bestimmte. Beide wurden nämlich, heimlich oder unheimlich, wie man sagen will, von einem Gefühl und Verlangen umge- trieben, das man Durst heißt.

Nun ist es so im Schwabenland, um den Durst zu löschen, hat man, auch heutigentags noch, ein Getränke, nämlich den Most. Davon hatten der Baltes und das Bärbele ein paar rechtschaffene Tässer voll im Keller. Sie konn- ten langen.

Fürsichtig nach Schwabenart herbergten sie noch ein übriges geräumiges Faß, aufzufüllen in guten Jahrgängen für die trockenen, einen Rückhalt also, einen Notgroschen gewisser- maßen.

SCHWÄBISCHES TAGBLATT

SS.- Landsknechte auf der Anklagebank

50 Zigaretten für drei Erschießungen/ Goebbels: ,, Legal, um illegal sein zu können" RASTATT. Im Rastatter Prozeß wurden die angeklagten Wärter und Kommandoführer ver- hört. Einige unter ihnen sind Ausländer, Lands- knechte also, die um klingenden Lohn zur deutschen SS. gestoßen sind. Der Angeklagte Wiesenmayer, ein Rumäne deutscher Her- kunft, behauptete, der ehemalige rumänische Staatsführer Antonescu habe mit der deut- schen Reichsregierung ein Abkommen getrof- fen, wonach alle Volksdeutschen in die SS. überführt worden seien. Der schwerbelastete schießung von drei Gefangenen 50 Zigaretten Holländer van der Veer bekam für die Er- und drei Tage Urlaub.

ten, Tausende von Menschen aus dem KZ. ent- lassen. Der Angeklagte bekannte sich dazu, die Sulfonamid- Experimente verantwortlich geleitet zu haben, er vertrat jedoch den Stand- punkt, daß die letzte Verantwortung in einem totalen Staate dieser selbst trage.

den, Herren" der OT. zu. Diese hätten ihn Der Angeklagte Muth schob alle Schuld dauernd daran gehindert, ordentliche Zustände im Lager zu schaffen. Auch der Hauptange- klagte Buck ist natürlich die Unschuld selbst. Er hätte die Erschießung der ,, Unsicheren" un- terlassen und obendrein noch die Vorwürfe seines Chefs in Strasbourg dafür eingesteckt. Die gleiche Behauptung hörte man im Nürn- berger Aerzte prozeß aus dem Munde des Angeklagten Gebhard. Er habe trotz des letzten wahnsinnigen Befehls, daß keine Ge- fangenen in die Hände des Feindes fallen dürf-

Im Nürnberger Juristenprozeß unter- strich der Hauptankläger Taylor in seiner Eröffnungsansprache die Tatsache, daß hier Angeklagte beschuldigt werden, im Namen des Gesetzes Verbrechen verübt zu haben. Er zi- 25. November 1934, worin es hieß: Wir waren tierte dabei einen Artikel von Goebbels vom nicht legal, um legal zu sein, sondern um zur Macht zu gelangen. Wir gelangten zur Macht, deln." um die Möglichkeit zu haben, illegal zu han-

BADEN- BADEN. Der Regens( Leiter) des

11. März 1947

Nachrichten aus aller Welt

Französische Zone

KOBLENZ. Ein Schwindler ließ sich bei der Aus- gabestelle für Tabakwaren in Koblenz 1,2 Millionen Zigaretten aushändigen, die er nach Norddeutsch- land verschieben wollte.

Amerikanische Zone

STUTTGART. Der frühere Kreisleiter von Rosen-

heim, Ziennert, und der ehemalige Kreisleiter von Ingolstadt, Sponsel, wurden im Landsberger Gefäng- nis durch Erhängen hingerichtet.

FRANKFURT. Die amerikanische Militärregierung wird eine Kontrolle des Staates oder irgendeiner Interessengruppe über den Rundfunk nicht gestat- ten, heißt es in einer Erklärung der Radio- Kontroll- abteilung.

MÜNCHEN. Der vom 15. Januar bis zum 1. März erklärte Kohlennotstand wurde auf Grund der an- haltenden Verkehrsschwierigkeiten bis zum 15. März verlängert.

DACHAU. Das Interniertenlager in Dachau ist das befindet. Seit Dezember 1946 ist die Zahl der unter amerikanischer Kontrolle stehenden Zivilinternie- rungslager von fünf auf eins reduziert worden.

Priesterseminars Rottenburg bittet uns um die mung im Rottenburg- Prozeß in bezug auf den Feststellung, daß er bei seiner Zeugenverneh- letzte, das sich noch unter amerikanischer Kontrolle Angeklagten Dr. Büttgen gesagt habe: ,, Die einen Gefangenen haben ihn gelobt, andere meinten:, Etwas oben hin.' Persönlich habe ich Englische Zone Dr. Büttgen in seiner Eigenschaft als Hausarzt unserer Anstalt als jederzeit dienstbereiten und gewissenhaften Arzt kennengelernt."

SPD. gegen autoritären Staatsaufbau

Die Beantwortung der von unserm Mitarbeiter gestellten Fragen ter an die Vertreter aller Parteien gestellten TÜBINGEN. Auf die von unserem Mitarbei- Fragen liegen jetzt die Antworten der SPD.

vor.

CDU. in der Beratenden Landesversammlung 1. Frage: Wie stehen Sie zu der von der vertretenen Meinung von der Notwendigkeit dung von Kirche und Staat, c) eines Staats- a) eines Zweikammersystems, b) einer Bin- präsidenten, d) der Konfessionsschule?

Antwort:

a) und c): Die SPD. hält den vom Volke ge- wählten Landtag für die alleinige Instanz, die in der Lage ist, die von der Gesamtheit des Volkes gewünschte Gesetzgebung und Regie- Kammer, ein Staatsrat oder ein Staatspräsi- rungsbildung zu verantworten. Eine zweite Staatsaufbau sind Organe, die keinen andern dent in dem von der CDU. vorgeschlagenen Zweck haben, als den Willen des Volkes bei- seite zu schieben und Willensänderungen des Volkes unwirksam zu machen. Wenn auf diese Weise ein Teil der staatlichen Organe vom Landtag und von Wahlen durch das Volk un- abhängig gemacht wird, so entsteht ein auto- ritärer Staatsaufbau, der notwendig zur Dik- tatur führt.

b) Die Bindung von Kirche und Staat be- deutet heute ausschließlich, daß die Kirche sich Rechte gegenüber dem Staat sichert, nicht aber

Verfassungsentwurf vor dem Ausschuß Die Weimarer Verfassung war das Ergebnis eines Ausgleichs zwischen Theorie und Praxis. Die ehrwürdige Formel von der Teilung der Staatsgewalt in eine gesetzgeberische, voll- ziehende und richterliche war insofern aufge- geben, als der Reichstag zugleich die Funktio- nen des Gesetzgebers und der Regierung aus- übte. ,, Die Staatsgewalt geht vom Volke aus", das war der grundlegende Artikel der Reichs- verfassung. Demnach hatte der Reichstag das Recht, die Regierung zu bilden und zu stürzen, so oft es ihm notwendig erschien.

Das war eine Regelung, die zwar von der nationalen Opposition als öder Parlamentaris- mus beschimpft worden ist, aber im Prinzip ein recht brauchbares Bollwerk gegen Macht- ansprüche volksfeindlicher Regierungen war.

Wir stehen vor der Aufgabe, uns wieder eine Verfassung zu schaffen. Der Entwurf, der jetzt dem Verfassungsausschuß der Beratenden Lan- desversammlung vorgelegt worden ist, stammt aus der Feder der CDU.- Abgeordneten Bock und Dr. Niethammer.

HANNOVER. Dr. Kurt Schumacher richtete aus Anlaß des internationalen sozialistischen Frauen- tages eine Botschaft an die deutschen Sozialistinnen. HAMBURG. Zwei ehemalige Angehörige der SS. wurden von einem Militärgericht wegen Mordtaten an alliierten Staatsangehörigen zum Tode durch den Strang verurteilt.

POTSDAM. Der Vollzug von Gefängnisstrafen an erstmals Verurteilten wird durch Ableistung freier Arbeit beim Wiederaufbau ersetzt.

und der heutigen Rechtsauffassung entspre- umgekehrt. Soweit diese Rechte begründet sind Russische Zone chen, werden sie auch von der SPD. aner- kannt. Die SPD. fordert jedoch, daß auch die kerott des Dritten Reiches tragen. Kirchen ihren Anteil am wirtschaftlichen Ban-

d) Die Konfessionsschule beruht nicht, wie sondern auf dem Anspruch der Kirchen, in behauptet wird, auf dem Recht der Eltern, erster Linie der katholischen, auf eine in- direkte Schulaufsicht. Durch sie wird der Leh- rer praktisch unter die Aufsicht der Kirche gestellt. Zur religiösen Erziehung im christ- lichen Geiste, die von der SPD. voll anerkannt wird, ist es unnötig, die Kinder außer im sen zu trennen. Die SPD. fordert daher die Religionsunterricht selbst nach Bekenntnis- tums, der Humanität und des Sozialismus. Gemeinschaftsschule im Geiste des Christen- 2. Frage: Wie stehen Sie zur nordwürt- tembergischen Verfassung?

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Antwort: Die nordwürttembergische Ver- fassung stellt einen recht glücklichen Kompro- miß zwischen den Auffassungen aller Parteien dar. Zudem enthält sie nichts, was einer zu- künftigen Wiedervereinigung Württembergs und einer gesamtdeutschen Lösung entgegen- stünde. Aus diesem Grunde tritt die SPD. ent- schieden für die Annahme dieser Verfassung auch in Südwürttemberg ein.

der Gewaltenteilung zurück. Die vollziehende gierung. An der Spitze steht der Staatspräsi- Gewalt liegt ausschließlich in Händen der Re- dent, der zugleich Ministerpräsident ist. Er wird vom Volke gewählt und zwar, jeweils zu- vier Jahren. Er beruft und entläßt die Mini- sammen mit dem Landtag, auf die Dauer von ster und bestimmt Ziel und Richtung der Staatsführung.

in Konfliktsfällen der Regierung gegenüber Der Landtag beschließt die Gesetze. Er hat lösung des Landtags nur eine Waffe: die Selbstauflösung. Die Auf- die übrigens auch der Rücktritt der Regierung zur Folge. Staatspräsident durchführen kann hat den

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dem im einzelnen noch vieles zu sagen wäre, Wir dürfen annehmen, daß der Entwurf, zu in der vorgeschlagenen Form nicht angenom- men wird, sondern lediglich Grundlage eines Gespräches über die Frage parlamentarische Regierung ist. Auch die nord- utoritäre oder württembergisch- badische Verfassung hat ge- wisse Vorkehrungen gegen einen allzu üppig wuchernden Parlamentsbetrieb geschaffen. Aber sie hat dabei das Kind nicht mit dem

Die Vorlage kehrt zu der Lehre von Bade ausgeschüttet.

Ein Hahnen war nicht an diesem Faß, damit ein eiliger Gang in den Keller sich nicht an dieser Zuflucht vergreife.

Dieser, nämlich der Faßhahnen, sollte erst eingeschlagen werden, wenn die Erkenntnis der Not und gemeinsamer Wille, ihr zu steuern, dazu aufforderten.

Eines Tages jedoch sprach der Baltes beim Hahnen an mein Mostfaß machen." Küfer vor. ,, Du solltest mir", sagte er, einen

Der Meister Küfer kannte den Baltes schon von der Schule her und wußte ihn als Kunden zu schätzen, denn der Baltes hatte eine eigene Landwirtschaft.

Darum sprach der Meister, das mit dem Hahnen lasse sich schon machen, er habe noch einen und ob der Baltes morgen. daheim sei.

derntags im Keller ,,, den Hahnen solltest mir ,, Dia Sach isch so", erklärte der Baltes an- sein Bärbele zu einer Base gegangen und die hinten ins Faß machen." Nämlich heute sei Weibsleut brauchten ja nicht alles zu wissen. ,, Nadierlich, nadierlich", sagte der verstän- dige Küfer, schlug den Hahnen hinten ins Faẞ und probierte mit dem Baltes zusammen, ob der Hahnen gut sitze, also einwandfrei laufe und daß der Most gleichermaßen einwandfrei, will sagen, trinkbar sei.

In der Stube schlossen sie ein ordnungs- gemäßes Vesper an. Danach beglich der Baltes, gleichfalls ordnungshalber, seine Schuldigkeit und freute sich inskünftig bei manchem heim- lichen Schoppen seiner Schlauheit und der Güte seines Mostes.

Einige Wochen später kam das Bärbele ganz zufällig beim Küfer vorbei, denn sie hatte unweit einen Kartoffelacker gehäufelt und fragte, ob der Küfer nicht im beilichen an ein Faß in ihrem Keller einen Hahnen machen könnte?

Der Meister Küfer kannte das Bärbele schon von der Schule her und wußte, daß sie selber buttere und auch das Rauchfleisch verwalte.

Das mit dem Hahnen, sagte er also, lasse

sich schon machen, er habe noch einen und ob das Bärbele morgen daheim sei.

,, Nämlich der Hahnen", belehrte das Bärbele ihn anderntags im Keller, ,, sott henta ans Fäßle." Ihr Baltes sei heute auf den Markt und alles brauchten die Mannsleut ja nicht zu

wissen.

,, Nadierlich, nadierlich", erwiderte der- fer, klüpfelte ein wenig an dem Faẞ herum und ließ sich darauf in der Stube das gute Vesper schmecken, das vom Bärbele aufmerk- sam und reichlich zugerichtet war.

keit und freute sich inskünftig bei manchem Alsdann bezahlte das Bärbele ihre Schuldig- Hahnen abzapfte, ihres guten Einfalls. heimlichen Schoppen, den sie am hinteren

Nun war ja beschlossen, dem aufgesparten Faẞ in Notzeiten einen Hahnen einzusetzen und die Notwendigkeit ergab sich, weil die übrigen Fässer erschöpft waren.

weit, daß man selbigem Fäßle einen Hahnen einsetze und sie solle, das Bärbele, nächstdem Es sei jetzt, meinte der Baltes obenhin, so den Küfer bestellen.

ihr Baltes wolle jetzt vornen im Fäẞle einen Also ging das Bärbele zum Küfer und sagte, Hahnen. Solche Wünsche zu erfüllen, war Be- ruf und Lebensaufgabe des Küfers, daß es recht geschehe, sein Anliegen und seine Ehre. in die Stube tretend, allwo nun auch der Bal- ,, Sodele", sagte er nach vollbrachtem Werk tes wieder verweilte, sodele, der Hahnen sitze, Darauf ließ er sich das Vesper schmecken, das vom Bärbele aufmerksam und reichlich hin- gerichtet war.

Berlin

BERLIN. Der Berliner Magistrat hat der Stadt- verordnetenversammlung den Entwurf eines Schul- gesetzes vorgelegt, nach dem die Schulpflicht in Groß- Berlin einschließlich der Berufsschulzeit auf zwölf Jahre festgesetzt werden soll.

BERLIN. Das Rote Kreuz ist in der amerikani- schen und in der britischen Zone aufgelöst worden. An seine Stelle tritt, wie das in der französischen und in der russischen Zone bereits geschehen ist, das Hilfswerk Gesundheits- und Wohlfahrtsdienst".

Ausland

LONDON. Deutsche Kriegsgefangene, die in den belgischen Bergwerken arbeiten, werden vom Juni

1947 an entlassen werden.

PARIS. Der frühere Botschafter der Vichy- Regie- rung bei den deutschen Behörden, Francois de Bri- non, ist zum Tode verurteilt worden.

ROM. In einem Rundschreiben an alle Präfekten Italiens gibt das Innenministerium bekannt, daß das Zeigen der italienischen Landesfarben, die das

Wappen des Hause Savoyen aufweisen, verboten ist.

malige Funktionäre der NSDAP., die sich unter fal-

WIEN. In der Gegend von Salzburg sind 57 ehe- schen Namen versteckt hielten, festgenommen wor- den.

HELSINKI. In Finnland sind 1311 illegale Waffen-

lager im Werte von etwa 88 Millionen Vorkriegs- zahi Generäle und hohe Beamte, befinden sich in

mark aufgefunden worden. 40 Personen, in der Mehr-

Untersuchungshaft.

WARSCHAU. Am 11. März beginnt der Prozeß ge- gen den ehemaligen Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Hoеß, der beschuldigt wird, für die Er- mordung von 4 Millionen Menschen verantwortlich

zu sein.

Nennwert von über 200 Lewa eingezogen. Die Re- gierung hofft, dadurch dem Schwarzen Markt ein Ende zu bereiten.

SOFIA. In Bulgarien werden alle Banknoten im

TOKIO. In Japan sind die Lebensmittelpreise in- nerhalb des letzten Jahres um 106 Prozent gestie- gen.

WASHINGTON. Für den Lebensmitteltransport aus den USA. nach Deutschland sollen nun auch deutsche Seeleute verwendet werden.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schitten helm, Alfred Schwenger Albert Ansmann, Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer. und Werner Steinberg. Weitere Mitglieder der Redaktion: Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag,

Die Zwillinge

Die Resl war ein fleißiges, aber nicht über- mäßig gescheites Mädchen. Das wäre weiter nicht schlimm gewesen. Aber sie war auch sehr liebebedürftig. Die Folgen zeigten sich bald.

So kam sie in die Frauenklinik, arbeitete ihre acht Wochen vor der Entbindung brav ab und dann bekam sie Zwillinge.

Kurze Zeit darauf erschien die Behörde, um die nötigen Feststellungen wegen der Vater- schaft zu machen.

Der Beamte fragte also die Resl, ob sie wisse, wer der Vater der Zwillinge sei?

,, Hajo", sagt die Resl ,,, des weiß i ganz ge- nau. Des oine, wo so schreiat, des isch vom Seppl aber bei dem annere, dem liebe Würmle, wo immer so still isch, bei dem isch's sicher der Toni gwä!"

Das fehlerhafte Gebiẞ Der Alois Zäpfle ist ein schon altes Männle. Aber sonst ist er kerngesund. Nur mit den Zähnen wills halt gar nicht mehr. Und so geht bedenklich das Haupt und meint, da helfe er zum Zahndoktor in die Stadt. Der schüttelt nichts mehr, da müsse er die Stumpen ziehen und ein schönes neues Gebiß machen. Sagt Gebiẞ!" der Alois: ,, Hajo, do machsch mir halt e nuis

Der Alois wird immer miẞmutiger. Das Gebiẞ Es verging ein Tag, es vergehen zwei Tage. hat einen Fehler, anders kann es nicht sein. Am dritten Tag weiß er auch, wo der Fehler

Küfer ging heim. Der Baltes bezahlte die Schuldigkeit und der liegt, und geht wieder in die Stadt zum Zahn-

Der Baltes ging auch.

In den Keller.

Das Bärbele begleitete ihn.

Sie hielt den Krug.

Und der Baltes drehte am Hahnen.

Jedoch das Krügle blieb leer.

Weil nämlich das Faß von hinten schon aus- gelaufen war.

arzt, das neue Gebiß schön sorgfältig ins Schneuztüchel verpackt.

Der Alois packt das Gebiß aus dem Tüchel und zeigt auf den linken Eckzahn: ,, Der muß wieder raus!"

,, Ja warum denn?" frägt der Arzt fas- sungslos. ,, Ha neihänge?"

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wo soll i denn sunscht mei Pfeif'

E

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