1946
6. Dezember 1946
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SCHWABISCHES TAG BLATT
Erzbergers Bruder protestiert
Endgültige Aufklärung der Hintergründe des Mordes gefordert Der Fehlspruch von Freiburg hat ein star- kes Echo in der Oeffentlichkeit gefunden. Die meisten Blätter haben in entschiedener Weise Stellung genommen. Auch der badische Justiz- minister sowie die Beratende Landesversamm- lung lehnten den Fehlspruch von Freiburg ab. MAINZ. Dr. Karl Erzberger, der Bru- der des früheren Finanzministers der Wei- marer Republik, hat in Worms im Verlauf einer der größten Versammlungen in der fran- zösischen Zone vor 1500 Hörern das Wort er- griffen und gegen das skandalöse Freiburger Urteil Protest erhoben.
lismus und damit zu unserem nationalen Un- glück wesentlich beigetragen hat."
FREIBURG. Die Beratende Landes- versammlung für Baden hat folgende Ent- schließung aller Parteien zu dem Urteil im Tillessen- Prozeß einstimmig angenommen.
,, Das Ergebnis des Prozesses gegen den Erz- berger- Mörder Tillessen, dessen Folge die Straffreiheit und Freilassung Tillessens war, wird von der Beratenden Landesversammlung auf das entschiedenste abgelehnt. Es würde die Grundlagen unserer werdenden demokra- tischen Ordnung erschüttern, wenn der Mör- der durch Berufung auf die als Verordnung der Hitlerregierung am 31. März 1933 zur Rechtfertigung des politischen Terrors verkün- dete Amnestie für Verbrechen, die im Kampfe um die sogenannte nationale Erhebung began- gen wurden, der verdienten Bestrafung ent- zogen würde. Die Beratende Landesversamm- lung erwartet, daß durch eine geordnete Ge- setzgebung der Weg zu einem Urteil frei- gemacht wird, das einem
demokratischen
Rechtsempfinden entspricht. Die Beratende Landesversammlung hält die Aufrechterhal- tung der Haft des Angeklagten Tillessen für selbstverständlich. Sie fordert die endgültige Aufklärung der politischen Hintergründe und Hilfsquellen seiner Tat, die letzten Endes zur Vernichtung der demokratischen Ordnung durch die Gewaltherrschaft des Nationalsozia-
Französische Zone
BERLIN. Landgerichtsdirektor Dr. Löwen- thal, der präsidierende Richter des Berliner Landgerichtes, erklärte, daß die durch das Freiburger Gericht getroffene Entscheidung jedes gesunde Rechtsempfinden verletze und untragbar erscheine. Mord sei das schwerste Verbrechen, das das Strafgesetz kenne. Das Recht würde gebeugt werden, wenn es ohne Sühne bleiben würde.
Das„ Totenbuch" von Mauthausen NURNBERG. Hier sind eine Anzahl Dokumente aufge- funden worden, aus denen der Tod von 39 696 im Lager von Mauthausen Ermordeter einwandfrei nachgewiesen
wird. Es handelt sich um acht starke Bände, die als ,, Totenbuch" bezeichnet wurden und die von den Wach- mannschaften, Schreibern oder SS.- Sekretären geführt worden sind. Vom 7. Januar 1939 bis zum 29. April 1945 ist eine peinlich genaue Aufstellung der Todesfälle aus- gefertigt worden. In diesen Listen sind der Name des Toten, seine Kennummer, seine Nationalität, sein Beruf, Geburtstag und Geburtsort und schließlich die offizielle Todesursache aufgezeichnet. Der erste Band beginnt mit dem 7. Januar 1939 und ist mit dem 12. August 1940 abgeschlossen. Die meisten in diesem Zeitraum getöteten sind Deutsche. Im zweiten Band vom 28. August 1940 bis 26. März 1942 findet man hauptsächlich jüdische und
holländische Namen. Im dritten Band vom 27. März 1942 bis zum 8. November 1943 tauchen die ersten Belgier und der bis zum 3. Januar 1945 reicht, ist eine Anzahl von
Hunderte von russischen Gefangenen auf. Im Band vier,
unübersehbaren Todesfällen angeführt, als deren Ursache grundsätzlich ,, Luftangriffe" angegeben werden. Hier tau- chen französische, italienische und ungarische Namen auf. Im fünften Band werden 687 Todesfälle innerhalb von zwei Monaten, vom 3. Januar 1945 bis 17. März 1945 regi- striert, denen am 6. März weitere 6616 Todesfälle bis zum 22. April folgen. Der siebenie Band enthält die Namen von 925 Toten, die innerhalb von sechs Tagen ge-
storben sind. Der letzte Band enthält nur die Namen.
sowjetischer Kriegsgefangener. Für sie alle ist die gleiche Todesursache angegeben, die in diesem Falle sogar stimmt: Unterernährung und Typhus.
Nachrichten aus aller Welt
OFFENBURG. Hier ist der Landesverband Südbaden im Deutschen Presseverband in der französischen Zone gegründet worden. Erster Vorsitzender ist Dr. Gießler ( ,, Badische Zeitung", Freiburg), stellvertretender Vorsit- zender Hermann Dörflinger( ,, Südkurier", Konstanz). Amerikanische Zone
STUTTGART. Der Länderrat hat das Programm einer Gartenlandaktion für Flüchtlinge ausgearbeitet. Danach sollen jedem Flüchtlingsehepaar 200 Quadratmeter Gar- tenland zur Verfügung gestellt werden. Ferner ist der Militärregierung ein Gesetzentwurf über die Erfassung von Hausrat für Flüchtlinge zur Genehmigung vorgelegt worden.
MUNCHEN. Nach dem jetzt feststehenden Endergebnis hat die CSU. im neuen Landtag 112 Sitze erhalten, die Sozialdemokraten sind mit 58 Sitzen vertreten, die WAV. hat 4 Sitze, die LDP. 6 Sitze. Die Kommunisten sind aus den schon mitgeteilten Gründen nicht vertreten.
MÜNCHEN. Der Schauspieler und Redner der WAV., Max König, hat wegen Beleidigung des bayerischen Land- Wahl- wirtschaftsministers Baumgartner während des kampfes eine Gefängnisstrafe von vier Monaten erhalten. TRAUNSTEIN. Zum Tode verurteilt wurde der Säge- werksbesitzer Anton Leutführer. Er hatte ein Mädchen, das von ihm ein Kind erwartete, ermordet.
ASCHAFFENBURG. Mit roten Hakenkreuzen über- strichen wurde von unbekannten Tätern der hier am frü- heren Synagogenplatz angebrachte Gedenkstein. Hoffent- lich werden die Täter bald ermittelt.
NURNBERG. Der Hauptankläger der Spruchkammer Nürnberg hat jetzt die Anklageschrift gegen Fritzsche überreicht. Er beantragt, ihn in die Gruppe der Haupt- schuldigen einzureihen und begründet dies mit der um- fassenden propagandistischen Tätigkeit Fritzsches durch Zeitungsartikel, die Herausgabe von zwei Büchern und als Rundfunksprecher.
FRANKFURT a. M. Die Tochter des früheren Reichs- statthalters Terboven, die 16jährige Rosalie Terboven, die unter falschem Namen von Ort zu Ort reiste und wegen Diebstahls schon mehrfach bestraft werden mußte, ist jetzt in eine Erziehungsanstalt überwiesen worden. Englische Zone
DUSSELDORF. Eine Anzahl westdeutscher Industrieller ist jetzt aus dem Interniertenlager entlassen worden. LUNEBURG. Bei der Hausdurchsuchung im Gehöft eines Bauern in der Lüneburger Heide wurden vier Zent-
son
vor
Das Schicksal
der Margarete Seyfarth
Ein Tagebuchbericht von Bruno Goldschmit
Es mag in jedem Krieg vorgekommen sein, was Tenny- mehr als achtzig Jahren mit seiner Dichtung ,, Enoch Arden" der Menschheit erzählt hat. Es sind im- mer wieder Krieger heimgekehrt, die ihren Platz im eige- nen Haus inzwischen besetzt gefunden hatten. Sie sind dann entweder wie ihr Vorbild verzichtend wieder von dannen gezogen oder haben einen andern Weg genom- men. Barmherzig ist das Leben auch nach dem Kriege nie gewesen.
Allein unserer Zeit blieb es vorbehalten, diese nämliche Unbarmherzigkeit im Leben einer Frau zu schauen. So sei denn hier davon erzählt, von jenem weiblichen Gegen- bild zu Enoch Arden. Aber nur, was sich in ihrem Tage- buch fand. Und selbst da muß das meiste unerzählt blei- ben
So lesen wir denn folgende Worte:
-
Nun soll es doch soweit sein? Dr. Schersky will mich Wie lange ich gelegen wirklich für gesund erklären? sein mag? Aber ich weiß ja nicht einmal, welchen Tag wir heute haben. Auf solche Fragen dürften die Schwe- stern keine Antwort geben. Auch mir, ihrer Mitschwester nicht? Da muß meine Krankheit lange genug gedauert ha- ben! Was mir gefehlt hat, ist mir auch noch von nieman- dem verraten worden. Und erst recht ward mir auch noch kein einziges Lebenszeichen von meinem Manne zugetra- gen. auch nicht über mein Kind, mein Trautchen. Als Klei- nes habe ich es zu Kriegsbeginn verlassen und seiner Pa- tin, meiner guten Amalie zurückgelassen. Wie alt mag es jetzt sein? Werde ich es noch einmal zu sehen bekommen, wird es seine Mutter dann noch kennen? Mein Traut- chen, mein Trautchen! Aber gerade auch hiervon soll keine Schwester mit mir sprechen. Dabei hat sich jedoch Schwe- ster Anje verplappert: Damit es nämlich keinen Rückfall bei mir gäbel Da scheine ich über die ausgebliebenen Nachrichten über Otto und aus lauter Sorgen für mein Trautchen krank geworden zu sein. Nervenfieber oder was sonst? Ach, einmal werde ich es doch erfahren...
-
Nach der Kriegslage habe ich auch schon immer vergebens gefragt Der Krieg soll zu Ende sein? Aber Hier? Was warum sind wir denn noch immer hier? heißt ,, Hier?" Sind wir denn noch am gleichen Platze, an den ich mich als letzten Aufenthalt vor meiner Erkran- kung entsinne? Sind wir nicht kilometer- und meilen weit irgendwo anders hin geraten? Die Umgebung, die ich bloß in kleinen Ausschnitten aus meinem Fenster sehen
ner Rindfleisch, sechs nicht angemeldete Schweine und elf Klaviere vorgefunden..
OLDENBURG. Maria Sevenich hat nach 30 Tagen, während denen sie nur Tee zu sich nahm, ihren Hun- gerstreik aufgegeben.
Berlin
BERLIN. In einer Vorstandssitzung des Freien Deut- schen Gewerkschaftsbundes ist eine Streikordnung aufge- stellt worden. Der endgültigen Beschlußfassung über
einen Streik muß die Zustimmung des Zentralvorstandes der Industriegewerkschaft eingeholt werden. Bei Streiks in lebenswichtigen Betrieben ist auch die Zustimmung
des Vorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes er- forderlich.
BERLIN. Dr. Otto Suhr, Generalsekretär der SPD., ist einstimmig zum Stadtverordneten- Vorsteher gewählt worden. Zum ersten stellvertretenden Stadtverordneten- Vorsteher wurde Dr. Walter Schreiber( CDU.), mit 101 gegen 29, zum zweiten Stellvertreter Ottomar Geschke ( SED.) mit 90 gegen 39 Stimmen gewählt.
Ausland
PARIS. Der Leiter der Direktion für industrielle Pro- duktion der französischen Abteilung im Kontrollrat in Berlin, Josef Doysson, ist zum Kommandeur der Ehren- legion, Yves Grandval, Gouverneur für das Saarland zum Offizier der Ehrenlegion und Pierre Juilitte, Kabi- nettchef beim französischen Deleque Superieur für Rhein. land- Hessen- Nassau zum Offizier der Ehrenlegion er- nannt worden.
ROM. Die Namen von sieben im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die englische Botschaft in Rom verhaf- teten Personen werden vom ,, Messagero" bekanntgegeben. Es handelt sich um einen Professor Epstein, einen be- kannten zionistischen Vorkämpfer, und um fünf weitere Mitglieder zionistischer Organisationen sowie um einen Italiener.
PRAG. Rund 250 000 Deutsche befinden sich noch in
der Tschechoslowakei. Es handelt sich um Spezialisten, die zurzeit nicht zu ersetzen und Deutsche, die mit Tsche- chinnen verheiratet sind. Die noch zur Ausweisung Kom- menden werden im Frühjahr 1947 nach Deutschland ab- transportiert.
STOCKHOLM. Ein schwedischer Krämer, Olaf Johan- son, hat eine Uraniumader entdeckt und will sie selbst Uranium ergeben, meldet ein Korrespondent der Londoner ., Daily Mail".
ausbeuten. Eine Tonne des Mineralerzes habe 25 Gramm
kann, erkenne ich nicht mehr. Sie scheint völlig entstellt zu sein. Durch die Jahreszeit, durch den Krieg? Oder ist es wirklich eine ganz andere Gegend?
Seit wieviel Tagen fahren wir denn nun schon? Immer nach Westen, sagen sie. Das hieße nach Hause? Wie? Fahren die Russen auch nach Deutschland? Nach Berlin soll ich dürfen? Und bin deshalb bei den Russen zum Transport zugelassen? Wieso können Russen jetzt nach Deutschland fahren? Dann ist der Krieg doch noch nicht aus? Oder? Wie..oder"? Ach mein Kopf schmerzt noch immer. Klare Gedanken kann ich nicht fassen, und was man mir erzählt, nicht begreifen...
... Ich habe meine Papiere erhalten. In russischer und in deutscher Sprache wird mir bezeugt, ich sei zuletzt Pflegerin im russischen Lazarett Nr.. gewesen. Man
spricht mir hohes Lob aus, vollauf meine Pflicht getan zu haben, ja rechnet es mir ganz besonders an, nicht mit den andern Deutschen geflohen zu sein. Es wird also an- erkannt, daß ich bei meinen Schwerverwundeten geblie- ben bin und mich mitgefangen nehmen ließ, nur um sie nicht im Stich zu lassen. Allein ich weiß davon gar nichts mehr. Weiß nur, daß ich mich an fast nichts mehr ent- sinne. Daß ich nie etwas von Otto mehr erfahren konnte, als er mit seinem Lazarett nach dem Westen versetzt worden war.
Was ich gestern schrieb als unmöglich und ganz unausdenkbar: es ist doch wahr. Heute hat es mir der Transportleiter, Major Murmann, selbst mitgeteilt. Höflich und in feinster Form. Ich möchte, ja müßte mich auf alles gefaßt machen. Ein Deutschland, wie ich es gekannt, bestünde nimmer und werde nie wieder bestehen...
Gestern abend lief unser Zug noch in Berlin ein. Major Murmann hat mir Wohnung besorgt. Ich weiß aber weder ihre Straße, noch ihren Namen. Das war meine erste Nacht unter einem deutschen Dache. Ob in einem deutschen Hause oder in einem, das nunmehr den Rus- sen gehört? Allmählich scheine ich mich in dem Gang der letzten Ereignisse zurechtzufinden. Was müssen die Men- schen durchgemacht haben, bis sie einigermaßen wieder aufleben konnten!...
.. Ich war nahe daran, wieder völlig zusammenzubre- chen. Ich kenne Berlin nicht mehr. Aber was bedeutet Berlin! Ich kenne mich selbst, kenne mein Leben nicht mehr! Drei Tage war ich wieder auf den Tod gelegen. Von weiterem Schreiben, ja auch nur Denken konnte keine Rede sein. Ein russischer Generalarzt hat mich be- handelt. Vor dem Schlimmsten bewahrt" wie er sich ausdrückte. Vor dem Schlimmsten? Er meinte den Tod. Wäre das das Schlimmste gewesen? Nein! Jetzt leben zu müssen, ist schlimmer, weit schlimmer. Zu wissen, was mir Otto angetan hat und das Traurige doch nicht zu
,, Mir ist jedes Mittel recht!"
Nr. 97/ Seite 5
Rauschnings Gespräche mit Hitler/ Ungeschminktes Bild des Tyrannen
Hermann Rauschning war einst Senats- präsident des Freistaates Danzig. Er erfreute sich anfangs der besonderen Gunst Adolf Hit- lers und hatte deshalb in den Jahren 1932 bis 1934 oft Gelegenheit, mit ihm auf dem Ober- salzberg und in der Reichskanzlei in Berlin vertraute Gespräche zu führen, in denen Hit- ler ungeschminkt seine Ansichten äußerte. Nachdem Rauschning in Ungnade gefallen war, siedelte er nach der Schweiz über und lebt noch jetzt dort. Er hat 1940 ein Buch ,, Gespräche mit Hitler" erscheinen lassen. In ihm gibt er auf Grund seiner Auf- zeichnungen viele interessante Einzelheiten wieder, die einen geradezu erschreckenden Einblick in die Psyche des Mannes geben, der es als gewiegter Charlatan verstanden hat, ein ganzes Volk in die Irre zu führen.
Die Schilderung der Persönlichkeit Hitlers durch Rauschning überrascht gewiß diejenigen nicht, die sich auch im Dritten Reich ihre eigene Urteilskraft bewahrt hatten. Rausch- ning spricht von den schlechten Manieren die- ses zur Ekstase neigenden Menschen, dessen schlaffe Natur nervöser Reize bedurfte, um sich aufzuraffen. Krampfhafte Impulse, Rühr- seligkeit und Tränenausbrüche wechseln ,,, doch beherbergt er grenzenlose Haßgefühle". Un- sichere Bildung und unbedeutende Herkunft spiegeln sich nach Rauschning in vielen An- sichten Hitlers wider. Er bekommt oft tobende Wutanfälle, bei denen sich seine Stimme schrill überschlägt und wobei er mit dem Fuß auf- stampft und, Schaum vor dem Munde, in maẞ- lošem Jähzorn mit den Fäusten auf Tisch und an Wänden trommelt. Insofern erzählt uns Rauschning nicht allzuviel Neues, aber wichtig für die Geschichtsforschung sind seine weite- ren Darlegungen über die politischen Ansich- ten dieses Tyrannen, der sich Rauschning ge- genüber ungeniert kriegslüstern gegeben hat, während er gern nach außen den Friedens- freund markierte und lange auch das Ausland zu düpieren verstanden hat, bis es die wahre Natur dieses Gewaltpolitikers erkannt hatte. So sagte Hitler nach der Darstellung des frü- heren Intimus schon 1934:„ Den geeigneten
Im Interesse der Menschheit Der deutsche Nobelpreisträger Prof. Hahn gab in Göttingen einem Korrespondenten des„ Daily Herald" ein aufschlußreiches Interview.
Chemie
Deutschlands größte Atomexperten sind ge- genwärtig dabei, in der britischen Zone neue Menschheit und des Friedens durchzuführen. grundlegende Forschungen im Interesse der Der Wahlpräsident dieses Gremiums hervor- ragender Wissenschaftler ist der 67 Jahre alte Professor Dr. Otto Hahn, der 1939 als Leiter des Berliner Kaiser- Wilhelm- Instituts für die Möglichkeiten entdeckte, den Urankern zu spalten, eine Entdeckung, die während des Krieges von den Alliierten zum Bau der Atombombe ausgenutzt wurde. Die neue deutsche Organisation wird den Namen„, Max- Planck- Gesellschaft" erhalten, zu Ehren des 89 Jahre alten ,, Vaters der deutschen Physik". Hahns rechte Hand ist Professor Dr. Werner Heisenberg, Leiter der Abteilung für kosmische Strahlen, der zur- zeit wichtige Experimente durchführt. Außer- dem arbeiten mit Professor Kornmüller, der sich mit der technischen Entwicklung und Verbesserung der Gehirnchirurgie beschäftigt. Professor Hahn, der im nächsten Monat nach Stockholm fährt, um den Nobelpreis entgegenzunehmen, sagte bei dem Interview. ,, 1939 entdeckte ich, wie man Uran spalten kann, und war zu Tode erschrocken, als mir das Ausmaß der dadurch freigewor- denen Energien zum Bewußtsein kam. Die deutsche Atomforschung beschränkte sich auf die Untersuchung von radioaktiven Produk- ten des Atomkerns." Hahn erklärte dem eng- lischen Korrespondenten, daß die Herstel- lung der Atombombe in Deutsch- land unmöglich gewesen sei, da die In- dustriekapazität des Dritten Reiches nicht da- für ausreichte.
-
verstehen!-- Nach, ich weiß nicht, wie langer Zeit, ließ ich mir am Morgen nach meiner Ankunft in Berlin eine Zeitung reichen. Sie war freilich schon ziemlich alt. Sollte es nun so sein? Fast der erste Blick fiel auf meinen eige- nen Namen! Oder hatte ich das alles nur geträumt? Nein! Ich habe mir ja die Zeitung ausgebeten und durfte sie behalten... Ich bin kann ich es denn mit meiner Ich bin schon lange für eigenen Hand niederschreiben? tot erklärt; für tot erklärt von meinem eigenen Mann! Von Otto! Und das Gericht hat die Erklärung angenom- men und bestätigt? Selbst der Anwalt, den ich in der ersten Verzweiflung drüben über der Straße wohnen fand und aufsuchen konnte, hatte darüber seinen Kopf geschüt- telt. Nur in besonderen Fällen, bei ganz dringenden An- lässen würden derlei Dinge schon jetzt erledigt, sonst nur- ach, ich weiß nicht mehr nach wieviel Monaten und Jahren und Fristen und Terminen man in" ,, nicht dringenden Fällen" und bei ,, nicht besonderen Anlässen" für tot erklärt werden kann! Ich bin also gar nicht mehr auf der Welt, und eine Margarete Seyfarth gibt es darum gar nicht mehr. Je nun, wer bin ich denn jetzt? Und wie soll ich als Tote leben? Oder soll ich selbst meinem mir abgesprochenen Leben ein Ende machen, um Otto und das Gericht nicht Lügen zu strafen? Und Trautchen? O wenn das Kind nicht wäre. Kurz vor dem Krieg habe ich dich mit Schmerzen geboren, habe dich bei unserer guten Amalie, deiner Patin gelassen, um mit Otto in den gleichen Dienst zu ziehen. Hätte ich dich nie verlassen! Jetzt büße ich das Verbrechen an meinen Mut- terpflichten. O Gott, du strafst hart! Daß ich über- haupt nur so weit noch oder schon wieder zu denken ver- mag! Ich hätte Gott nicht bitten sollen, mich gesund zu erhalten....
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Ich wohne noch immer in der Pension. Auf wessen Kosten und unter welchen Verhältnissen? Ich konnte nicht anders, ich mußte mein ganzes Unheil Murmann be- kanntgeben...
Zehn Tage bin ich weggewesen. Oder waren es mehr? Ich weiß es nicht. Murmann wollte es durch- aus nicht zulassen und der Generalarzt auch nicht. Aber ich fügte mich nicht. Ich reiste... nach Hause! Nach Hause? Wohin? Gibt es denn ein ,, Nachhause" noch für jemanden wie für mich? Dem die Heimat vernichtet und dem Kind und Mann, der liebevollste Mensch, dem man auf Erden je begegnet war, entrissen und dem gar das Leben abgesprochen ist?- Ja, ich war trotzdem zu Hause! Aber unser ,, Haus", die Stätte unseres Glücks, liegt unter gleichen Trümmern. Das ist so denn auch das Richtige. Kaum war sein Platz noch zu erkennen. An einem schief aus den Trümmern ragenden Balken fand ich einen Hinweis, der Arzt Dr. Otto Seyfarth wohne
Zeitpunkt zum Angriff bestimme ich. Ich werde mit eiserner Entschlossenheit auf ihn warten. Kein sogenanntes Völkerrecht, keine Abma- chung wird mich davon abhalten, einen Vor- teil zu benutzen, der sich mir bietet. Mir ist jedes Mittel recht. Der nächste Krieg, wird un- erhört blutig und grausam sein."
Frankreich und Rußland kommt", warf Rausch- ,, Wenn es aber zu einer Allianz England, ning ein. Hitler:„ Dann werde ich nicht mehr leben. Aber wenn wir auch dann nicht mehr siegen können, so werden wir selbst unter- gehend noch die halbe Welt in den Abgrund reißen und niemand wird eines Sieges über Deutschland froh sein." Einmal sagte Hitler noch:" Wir sind nicht in der Lage, auf hu-
mane Gefühle Rücksicht zu nehmen, wir müs- sen uns von allen sentimentalen Gefühlen frei- machen. Wenn ich eines Tages den Krieg be- fehlen werde, kann ich mir nicht Gedanken machen über die zehn Millionen Männer, die ich in den Tod schicke."
Rauschning gibt noch viele erschütternde Einzelheiten, mit denen wiederum bestätigt wird, in welch maẞloser Weise dieser ,, Poli- tiker" von dem ungeheuren Reich im Osten schwärmte, das sich bis zum Iran ausbreiten sollte, mit dem„, stahlharten Kern" von hun- dert Millionen Deutschen im Zentrum, wie er den Krieg um die Weltherrschaft als unaus- weichbares Ereignis betrachtete und dem deut- schen Volk die Rolle eines Herrenvolkes nach dem Sieg zugedacht hatte. Hitler glaubte, so sagt Rauschning ,,, daß wir am Ende des Zeit- alters der Vernunft stehen".
Daß der Diktator und die ihm ergebenen Kreaturen bar jeder Vernunft gewesen sein müssen, um derartige phantastische Pläne auszuhecken, wird wohl heute auch denen einleuchten müssen, die zu seinen fanatischen Anhängern gezählt haben. Das deutsche Volk mag aus den Aufzeichnungen Rauschnings( die wir der ,, Gegenwart" entnehmen) wieder ein- mal erkennen, welch verantwortungsloses Sub- jekt dieser gottbegnadete Führer" gewesen ist.
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,, Ich hoffe, daß nie wieder eine Atom- bombe geworfen wird", sagte er. Zusammen- fassend erklärte Professor Hahn: ,, Ich halte es jetzt für meine Lebensaufgabe, festzustellen, was von der deutschen Wissenschaft gerettet werden kann, um die wissenschaftliche For- schungsarbeit zu rein friedlichen Zwecken wieder aufzubauen."
Königsberg unter Sowjetherrschaft
MOSKAU. Ueber den Stand der Wirtschaft in der neuen russischen Provinz Kaliningrad, dem ehemaligen Ostpreußen, machte der Lei- ter der dortigen Zivilverwaltung, Za kha- renko, einige Mitteilungen. Nach diesem Bericht sind 50 Staatsgüter und 190 Kollektiv- farmen in dem früher ostpreußischen Bezirk Königsberg gebildet worden. In der Industrie arbeiten mehr als 200 Unternehmungen, unter ihnen eine Zellulose- und Papierfabrik, eine Brennerei, eine Fischkonservenfabrik und eine Anzahl kleiner industrieller Genossenschaften. Zwei Elektrizitätswerke sind wiederhergestellt worden und liefern Strom. Außerdem wurden zwei Wasserkraftwerke wieder instandgesetzt. Die großen deutschen Güter sind aufgeteilt und mit Bauern besetzt worden, die aus an- deren Bezirken nach Kaliningrad gebracht wurden.
Allgemeine Weltabrüstung gefordert WASHINGTON. Eine Gruppe von Diploma- ten, Wissenschaftlern, Arbeiterführern, Rechts- anwälten, Abgeordneten des amerikanischen Kongresses und sonstigen prominenten Per- sönlichkeiten der Vereinigten Staaten haben Truman, Attlee und Stalin ein Me- morandum zugehen lassen, in dem diese auf- gefordert werden, das Ideal einer allge- meinen Weltabrüstung zur Wahrheit werden zu lassen.
jetzt in L. Ich reiste weiter, fand in L. auch sein neues Heim. Niemand hat mich in L. erkannt, niemand dort meine Anwesenheit erahnt. Ich hätte ja eintreten und nach Otto und dem Kinde fragen können. Aber das Schick- sal hat mich auch davor gewarnt und zurückgehalten. Ich sah von ferne die beiden Menschen, ohne die ich mein Le- ben nie hätte denken können, nie, seitdem sie zu mir ge- hörten und ich zu ihnen. Und ich sah mein Trautchen, ge- führt von seinem Vater und sah wie es sich losriẞ, einer jungen Frau entgegensprang, sie herzte und sich von ihr herzen ließ, und ich erkannte sie, der ich einst mein Kind ans Herz gelegt und es nun wohl nimmer davon zurückfordern kann. Und meine Sinne waren auf andere Bahnen gelenkt. Mußte nicht mein Kind eine neue Mutter bekommen? Und daher alles Leid? Denn hatte ich nie etwas von Otto, so hat auch Otto nie mehr etwas von mir erfahren. Er mußte mich ja für tot halten. Mußte seinem Kind wieder ein volles Glück geben, mußte ach mußte, mußte! Und ich muß jetzt auch. Verzichten muß ich und kann es nicht und muß es doch! Um des Kindes willen! Ich muß der Illusion leben: Um des Kindes willen!" Und ungesehen flüchtete ich und reiste in der gleichen Stunde wieder weg.
Major Murmann hatte es auf sich genommen, mit dem Anwalt weiter zu beraten, was nun werde. Un- ter der Bedingung allein stimmte ich zu, daß Otto nie- mals werde erfahren dürfen, daß ich noch lebte. Man willfuhr meinem Wunsch. Meinen zweiten Mädchennamen Erika sollte ich wieder annehmen und auch den Familien- namen, den ich als Mädchen getragen hatte: Heckenrath. Und eine Tätigkeit haben sie auch für mich vorgesehen. Dafür müßte ich Gott doch wieder danken. So kehre ich als Erika Heckenrath wieder ins Leben zurück, aus dem ich als Margarete Seyfarth ausgestoßen wurde. Ach, daß ich nicht einen weniger klingenden Namen hätte, daß ich nicht Mina Maier oder Frieda Müller heißen kann! Man käme dann doch nicht so leicht hinter mein leidvolles Geheimnis...
Sie haben mir eine schöne Lebensaufgabe zugewie- sen. Ich sollte die Pension übernehmen, in der ich wohnte. Sie gehört, wie ich vermutete, den Russen Ich sollte da- rinnen Kinder aufnehmen, die der Frevel ins Leben ge- setzt hat, als„, Geschenk" für den wahnsinnigen Men- schen, dem die Welt all dies Elend verdankt! Kinder soll ich aufnehmen und erziehen, die, wie ich mir erzählen ließ, in den Heimen seiner Söldlinge geboren wurden. ,, Lebensborn" und derlei Namen haben sie, vermeint- lich ehrend und doch entehrend, jenen Häusern gegeben, worin unschuldige Kinder in ein Leben hineingeboren wurden, das ihnen einmal so schwer fallen muß, wie mir das meine. Aber das macht mich jetzt stark...