8e!te 2 / Nr. 52
2. jul! 1946
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Der Vlgnn «m ^likropkon
Hans l'ritrsciie üker die cleutsllren kropsxsuäsIÜLea
Nürnberg. Hans Fritzsche, der sechs Jahre lang nur vom „jüdisch-demokratisch-bolsche- wistischen Untermenschentum" sprach, bekennt sich heute zur Demokratie und hält „das autoritäre Prinzip nicht einmal in Notzeiten für gerechtfertigt". Seine wohlbekannte, etwas ölige Stimme erhebt sich während feiner Aussage nie über den angenehm gleichmäßigen Ton, in dem er seine „leicht improvisierten Plaudereien", wie er seine Reden bezeichnet, über den deutschen Rundfunk hielt. Mit sparsamen Handbewegungen unterstreicht er geschickt die Spannungsmomente seiner Aussage.
Diese Beherrschung der Redetechnik kennzeichnet Fritzsche als ein Mitglied jenes Ministeriums, das die Anklage als „die märchenreichste Lügenfabrik aller Zeiten" bezeichnet hat. Auch im Propagandaministerium wgxde, wie Fritzsche selber sagt, „technisch vollkommen und in Einzelheiten ganz sauber und ehrlich gearbeitet. Hätten wir in tausend kleinen Dingen gelogen, so hätte der Gegner es leicht gehabt". Unwahr war nur dieBasis derganzendeutschenPropaganda, der Glaube an die Sauberkeit der Staatsführung, der. wie Fritzsche ausführte, durch „sinnlose Greuel und Morde" betrogen worden sei. Fritzsche zählt dann eine ganze Reihe von unverantwortlichen Propagandalügen auf, mit denen das deutsche Volk über die nahende Niederlage hinwegaetäuscht worden ist: das Märchen von der „Wunderwaffe", die ständige Ankündigung militärischer Gegenstöße oder diplomatischer Verhandlungen, die den Krieg beenden sollten, und die alle erlogen waren, wie Fritzsche erst jetzt erkannt haben will, denn das ist die Quintessenz seiner Aussage: selbst der Mann, der jahrelang das Nachrichtenwesen in Deutschland geleitet hat, will nichts über die wahren Vorgänge in und um Deutschland gewußt haben.
hat esax verraten/"
Wieviel ehrlicher und auch männlicher bat dagegen Speer die Schuld einer Staatssührung dargelegt, deren Grundlage Lüge und Verbrechen waren. Als ihn der amerikanische Ankläger Iack - s o n über seine Verantwortung für das Führerprinzip befragte, antwortete Speer: „Ich persönlich habe mich dadurch, daß ich im Februar 1942 Minister wurde, diesem Führerprinzip unterstellt. Aber ich habe in meiner Organisation erkannt daß dieses Führerprinzip ungeheure Fehler hat und darum versuchte ich, es abzuschwächen. Aber die ungeheure Gefahr, die in diesem autoritären System liegt, wurde eigentlich erst völlig klar in dem Moment, als wir dem Ende entgegengingen. In diesem Augenblick konnte man sehen, was das Prinzip, daß jeder Befehl ohne Kritik auszusühren ist, bedeutet. Alles, was in dieser Phase des Krieges vorkam, alle Befehle, die ohne jede Rücksicht durchgeführt wurden, haben sich letzten Endes als ein Irrtum erwiesen. Das endgültige Resultat der Zerstörung war eine Schlußfölge des autoritären Systems. Das Ende hat erwiesen, welche ungeheuren Gefahren in diesem System an sich liegen — ganz abgesehen von der Person Hitlers. Die Verbindung Hitlers mit diesem System hat diese ungeheure Katastrophe über die Welt gebracht."
Wie auch Speer zugab, haben die vielgerühmten deutschen Wunderwaffen gar nicht bestan- d e n. Man wollte mit ihnen nur Front und Heimat täuschen, um den Widerstandswillen zu erhalten. „In diesem Glauben haben viele Deutsche ihr Leben gelassen." Und Speer schloß: „Das deutsche Volk hat Hitler bis zuletzt die Treue gehalten, Hitler aber hat das deutsche Volk verraten!"
Fritzsche ist, wie er ausdrücklich bei seiner Vernehmung betont hat, nicht etwa ein Gegner des Systems, sondern nur ein „Gegner der Mißbräuche" gewesen. Interessant ist noch, zu erfahren, daß der militärische Rundfunkkommentator Generalleutnant Dietmar Fritzsche als einen „heimlichen Opponenten" bezeichnet hat, der versucht habe, „das Vertrauen zum Regime zu vermindern". Das steht in einer Erklärung Dietmars, die vom Verteidiger Fritzsches verlesen wurde. Göring machte nach Kenntnisnahme dieser Erklärung eine empörte Handbewegung, was in diesem Falle verständlich ist, denn wer Fritzsche während des Krieges am Radio gehört hat. wird nicht den Eindruck gehabt
haben, daß seine „Plaudereien" das „Vertrauen zum Regime" vermindern sollten. Im Gegenteil hat Fritzsche noch zugegeben, es sei nun einmal der Fluch der Propaganda gewesen, im Krieg schwarzweiß malen zu müssen. Dafür muß der „Waler" Fritzsche jetzt die Verantwortung tragen.
Der üorman/r
„Es ist nicht erwiesen, daß Martin Bormann tot ist. Jedenfalls ist er Angeklagter vor diesem Gericht." Mit diesen Worten wies der russische Ankläger auf die Tatsache hin, daß immer noch nichts Genaues über das Schicksal Bormanns feststeht. Sein ehemaliger Chauffeur und der frühere SS.-Obergruppenführer Rattenhuber, die zusammen mit Bormann Berlin zu verlassen suchten! könnten allein Auskunft geben, sind aber nicht auffindbar. Zwar hat der Verteidiger Bormanns einen mit Martin Bormann Unterzeichneten Brief erhalten, doch scheint es sich hier um eine Mystifikation zu handeln. Bezeichnend ist, daß der Verteidiger bisher keinen Entlastungszeugen finden konnte, da keine der 25 Personen, die mit Bormann privat oder dienstlich zu tun hatte, für Bormann aussagen konnte. Zwangsläufig wird sich der Verteidiger daher auf die Vorlage einiger Dokumente beschränken, falls sich der ehemalige Staatssekretär Dr. Gerhard Klopfer als Zeuge nicht melden sollte.
Der Verteidiger Bormanns versuchte nachzuweisen, daß die von Bormann angeordneten Maßnahmen weniger radikal gewesen, als es nach dem bisherigen Prozehverlauf scheine, und daß er die „legendenhaft große Rolle", die ihm allge- gemein zugeschrieben werde, nicht gehabt habe. Er konnte sich aber nur auf wenige Dokumente stützen, die recht unerheblich waren, und schloß dann die Verteidigung seines Klienten, den er nie gesehen hatte, mit den Worten: „Damit wäre meine Beweisführung bereits zu Ende."
Oer sücchsisesie Volksenlsclielc!
Dresden. Aus 34 von insgesamt 53 Wahlbezirken lagen bis Sonntagabend die Ergebnisse der Volksabstimmung in Sachsen vor. Die Wahlbeteiligung erreichte durchschnittlich die hohe Ziffer von 93,7 Prozent. Davon wurden 82,9 Prozent Ja-Stimmen abgegeben. In den Landkreisen erreichte die Wahlbeteiligung 95,4 Prozent. Sie war damit im ganzen größer als in den Städten, wo der Durchschnitt nur 92,1 Prozent betrug. Auch die Zahl der Ja-Stimmen war in den Landkreisen mit 83,6 Prozent größer als in den Stadtkreisen, wo 82,3 Prozent Ja-Stimmen abgegeben worden sind.
Nach den letzten Meldungen betrug die Wahlbeteiligung 94 Prozent. 77,7 Prozent der abgegebenen Stimmen haben sich sür den Volksentscheid ausgesprochen. Es sind keinerlei Zwischenfälle vorgekommen.
Das sächsische Volk hat nun also die Betriebe der Nazi- und Kriegsverbrecher in Besitz genommen. Es handelt sich um 4800 Betriebe im Gesamtwert von 2,8 Milliarden Mark.
Oenersl ^sucNurnov vviinsclil Livßeit
Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland, General MacNar- n ey, hat in seinem letzten Monatsbericht erneut die Forderung nach wirtschaftlicher Einheit Deutschlands gemäß den Potsdamer Beschlüssen gestellt. Die Einfuhr auf Kosten der Steuerzahler anderer Länder sei keine Hilfe für einen dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland. General MacNarney stellt fest, daß die deutsche industrielle Erzeugung nicht ausreichte, um den Mindestlebensstandard des deutschen Volkes gemäß den Potsdamer Beschlüssen herbeizuführen. Als weiteres Problem bezeichnete er den steigenden Zustrom von heimatlosen Flüchtlingen aus dem Osten.
SclilesrviK vill bei Deutschland bleiben
2m schleswig-holsteinischen Provinziallandtag haben sich SPD., KPD. und CSU. für das Verbleiben bei Deutschland ausgesprochen. Der dänischen Minderheit wird jeder Minderheitenschutz zugesagt. Der Landtag hat ferner die neue vorläufige Verfassung angenommen, in der Schleswig-Holstein nicht mehr als Provinz, sondern als „Land" bezeichnet wird. In der Präambel der Verfassung wird ausdrücklich erklärt, daß Schleswig deutsch ist.
Anschließend ordnete Lordrichter Lawrence an, den ehemaligen Chauffeur Hitlers, Kemka, als Zeugen zu laden oder von ihm eine schriftliche Erklärung über die Umstände von Bormanns Verschwinden zu verlangen. Der nochmals in den Zeugenstand gerufene Fritzsche erklärte zu dem Plan Goebbels, abgesprungene feindliche Flieger erschießen zu lassen, daß Goebbels aus Abschreckungsgründen solche Meldungen lanciert hätte, daß ihm aber kein einziger konkreter Fall bekannf sei. Nach den Luftangriffen auf Dresden habe Hitler angeordnet, daß kriegsgefangene Flieger in den Trümmern der zerstörten Städte erschossen werden sollten, und Goebbels habe ihm den Auftrag zur Vorbereitung dieser Aktion gegeben. In erregten Szenen wäre es ihm aber gelungen, durch Verhandlungen mit dem Schutzmachtgesandten einen Austausch deutscher gegen englische Kriegsgefangene in Aussicht zu stellen und Goebbels dadurch von seinem Plan abzubringen.
Oeberkall unk 8c4i»eden >vur Keplnnl
Moskau. Die Zeitung der Roten Armee „Roter Stern" veröffentlicht eine Erklärung des ehemaligen deutschen Generalleutnants Rudolf Bamler, in der es heißt, daß nur der sowjetische Vorstoß im Jahre 1942/43 Schweden vor einer deutschen Invasion bewahrt habe. Bamler berichtet, wie er 1943 von General Jo dl beauftragt wurde, einen Angriffsplan auf Schweden auszuarbeiten. Der Hauptstoß sollte von Norwegen aus erfolgen. Weitere Einheiten sollten aus dem finnischen Gebiet nach Schweden einrücken. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Norwegen, General v. Falkenhorst, bestand darauf, daß der Plan in großer Schnelligkeit und mit möglichst wenig Truppen durchgeführt werde. „Außerdem", so erklärte Bamler weiter, „rechneten wir mit dem Einfluß des Leiters der Informationsabteilung beim schwedischen Generalstab, Oberst Axel Adle r k r e u tz, der bereits seit langer Zeit mit der deutschen Abwehr zusammengearbeitet hatte, und mit der Unterstützung eines beträchtlichen Teil des schwedischen Offizierskorps.
Erklärungen von Dr. Lckumseker
In einem in Frankfurt gegebenen Interview hat sich der Führer der SPD. Dr. Schumacher für eine enge Zusammenarbeit mit den anderen demokratischen Parteien ausgesprochen. Er bejaht im Prinzip die Ausarbeitung von Verfassungen; die Kompetenzabgrenzung zwischen Ländern und Reich sei dabei die wichtigste Frage. Seiner Ansicht nach sollen die Länder nicht mehr als 7 Millionen Einwohner haben. In der Frage der Sozialisierung und Bodenreform tritt er für eine Ausgestaltung des Genossenschaftswesens ein. Im beiderseitigen Interesse ist er für Trennung von Kirche und Staat, weshalb er die Bekenntnisschule ablehnt.
Die Durchführung der Pläne der SPD. werde nur durch Zusammenarbeit mit den anderen Parteien möglich sein; doch werden nach seiner Meinung einige der jetzigen Parteien nicht erhalten bleiben. Die CDU. der Ostzone sei anders einzuschätzen als die der Westzonen. Jakob Kaisers Formulierung, daß die CDU. eine Synthese zwischen Ost und West schaffen müsse, begrüßt Dr. Schumacher. Entscheidend für das Verhältnis der Parteien untereinander sei die Frage, wer das Dritte Reich und den zweiten Weltkrieg bezahlen solle.
Der „Henker von ?»ris" Wuppertal. Vor dem Militärgericht von Wuppertal, das zurzeit gegen sechs Kriegsverbrecher — darunter den Stabschef der Gestapo von Straßburg und den Chef der Gestapo in Frankreich. General Oberg —. verhandelt, erklärte Major Schlierbach, der Kommandant des Vernichtungslagers Schirmeck, daß er nur die Befehle ausgefühlt habe, die ihm vom Stab in Straßburg gegeben worden seien. Der Angeklagte weigerte sich, offen aus die Fragen zu antworten, die ihm zur Feststellung seiner Verantwortung an der Ermordung der Fallschirmab- fpringer vorgslegt wurden. Seine Einheit, sagte er, sei im August 1944 nur deshalb nach Schirmest geschickt worden, um das Lager gegen eventuelle Maquisangriffe zu verteidigen.
Der Fall des Generals Oberg, der den Beinamen „Henker von Paris" erhalten hat. kommt in den nächsten Tagen zur Verhandlung.
krunrösiscker Oestaposgenl »usgelieiert Madrid. Die spanische Regierung genehmigte die von Frankreich geforderte Ausliefeung des Ee- stapoaaenten Pierre Jacques, der in der Gegend von Perpignan Franzosen an die Deutschen ausgeliefert hatte. Nach der Befreiung Frankreichs flikch- tete er nach Spanien, wo er sich zurzeit im Gefängnis von Barcelona befindet.
Or'e Lickte
Lin LriLkIrnxslsZ, so sckön un6 Iin6,
Die koke Lickte rsusckt irn XLin6.
Lin Lssr sitzt sn ikr enxxekützt,
8iv küssen sick un6 sin6 vergnügt.
Dann buttern sie nock, nickt knapp,
Dn6 /ieken von 6er Lrrene sk.
8ie kinterlsssen im Revier
Viel AeitnnAs-, Ltullen-, XLurstpsprer.
IIn6 eins von iknen klickt jetzt fest In unsrer Lickte ßrün Oeäst Dn6 sprickt: „Oeliekte Drrnsma:
Dein Lnkelkinü ist vvieäer 6s!
Kennst 6u nickt mekr mein kickten XLsms? ^svokl 6u: ick Irin deines §tsmms!
Usn riü mick einstens von 6ir los,
V^srk mick in 6er ülssckinen 8cko6,
Dst mick xekrükt uu6 ein8e6smpkt,
Au Aellulose umxestsmpkt.
8o vur6e ick, 6u siekst es kier,
Lin stolres Lutterkrotpspier."
Ls re6ete nock lsn§e kort.
Die Lickte aker sprsck kein XVorl,
Osk sick 6em 8ckaukeln kin 6es V^in6s:
8ie sckämte sick 6es Lnkelkin6s.
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Wilhelmshaven. Einem Plan zur Umwandlung des früheren Kriegshafens Wilhelmshaven in eine Industriestadt, in der Friedenswaren hergestellt werden, ist von der britischen Kontrollkommission zugestimmt worden. Die Hafenbecken werden zum Teil mit Steinschutt aus den zerstörten Teilen der Innenstadt zugeschüttet werden. Nur für kleinere Fahrzeuge soll eine Fahrrinne vom Ems-Jade- Kanal in die Jade offen bleiben. Die gesamten Werftanlagen von Wilhelmshaven einschließlich der Werkzeugmaschinen werden zurzeit für Rsparationszwecke abmontiert. Sprengungen werden nicht vorgenommen werden. Die Werftgebäude, die außerhalb der Hafenanlagen liegen und nicht für eine Kriegsproduktion geeignet sind, sollen als Werkstättenraum zur Verfügung gestellt werden. Die Belegschaft der Werften, die noch immer 12 000 Mann beträgt, soll bis 15. September von der Friedensindustris übernommen werden.
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Wie die „Times" erklärt, ist die Haltung Eroß- bitanniens gegenüber Deutschland völlig eindeutig. Seine wichtigste Aufgabe bleibt die Bemühung um die Sicherung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands. Dies bedeutet die Ausnützung aller deutschen Hilfsmittel zugunsten des ganzen deutschen Volkes, einen interalliierten Vertrag über die gesamte deutsche Ein- und Ausfuhr und den freien Warenaustausch zwischen den Zonen. Diese Forderungen verlangen gemäß den Potsdamer Beschlüssen die Schaffung deutscher Zentralverwaltungen für Finanz, Verkehr und Wirtschaft und zwar untern alliierter Kontrolle.
Di« /VakittnaOHu NF in Ossterr-eicü
Die Wiener „Arbeiterzeitung" schreibt über die Nationalisierung, man müsse rasch handeln, da sonst Gefahr bestehe, daß die wichtigsten Werke in die Hand ausländischer Konzerne und Trusts gelangen. Auch das „Neue Oesterreich" steht in der Nationalisierung eine Schutzmaßnahme für die österreichische Unabhängigkeit gegenüber dem Zugriff des ausländischen Kapitals.
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Die englische Zeitung „Daily Worker" wirft der Wall Street vor, sie glaube, in der Kontrolle über die Lebensmitteloorkommen der Welt eine neue mächtige Waffe zu besitzen. Die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten sei heute eines der Hauptmittel der Politik geworden. Man habe Lebensmittel an Japan geliefert, um dort die Reaktion zu stärken.
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„Jswestija" behandelt die Lage in Japan und die Aussichten der Demokratie, nachdem die Wahlen im April eine Mehrheit der reaktionären Parteien gebracht haben. Die meisten Abgeordneten betrachten die „Demokratisierung" als ein unvermeidliches Uebel. Sie versuchen ihre Ziele durch Tarnung mit demokratischen Methoden zu verschleiern und die Besitzstruktur möglichst wemg zu verändern.
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6. Hauff r:um 80. Oeburislasf
Von Drokessor Di. Oeorg Tagner, Tübingen
Am 4. Juli feiert der Ehrendoktor der Universität Tübingen Bernhard Hauff in Holzmaden seinen 80. Gebrutstag. Weit über die schwarzroten Grenzpfähle hinaus hat sein Name einen guten Klang. Was er an Schätzen der Vorwelt geborgen und mühevoller Arbeit freigelegt hat, bildet nicht nur Glanzstücke der heimatlichen Museen, sondern ist auch hinausgewandert in die weite Welt. Und die Wissenschaft verdankt seiner schöpferischen Arbeit reiche Anregung und Förderung. Und wenn er nun in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit im stillen Holzmaden im Kreise von Kindern und Enkeln seinen Ehrentag feiert, so wollen wir dankbar seines reichen Lebenswerkes gedenken.
Denn es wurde ihm nicht leicht gemacht. Sein Vater Alwin Hauff, ein Stifler. hatte versucht, bei Holzmaden Schieferöl zu gewinnen; aber dem damals gerade einsetzenden scharfen Wettbewerb des amerikanischen Petroleums war die junge heimische Industrie nicht gewachsen. So lernte der junge Bernhard in der Königlichen Naturaliensammlung in Stuttgart die Anfangsgründe des Präparierens von Versteinerungen, und der heimische Schieferbruch bot reiche Gelegenheit es anzuwenden. Schwäbische Gründlichkeit und Hartnäckigkeit, be- sonders bei immer neu auftauchenden Schwierigkeiten. Liebe zur Dache und Freude am Forschen machten die Liebhaberei zum Hauptberuf, den Anfänger zum besten Könner und Kenner. Wader eigene Steinbruch lieferte, wurde ergänzt durch die nachbarlichen Funde, die erst durch Hauffs Arbeit ihren vollen Wert erhielten. Sein klarer Blick erkannte sofort, ob die Bearbeitung eines Fundes sich lohnte. Die vielen Bruchstücke, aus denen fast jeder Fund bestand, mußten erst zusammengefügt und in monatelanger, mühevoller Kleinarbeit mit Meißel und Stichel, mit Schaber und Bürste, zuletzt mit feinsten Nadeln unterm Binokularmikro- skop sreigelegt werden, ehe sie als Schaustücke in die Museen der ganzen Welt wandern konnten. Das Handwerk des Präparierens wurde durch Bernhard Haufs zur Kunst und Wissenschaft; die
Arbeit der Hände führte zur geistigen Durchdringung, zur Forschung.
Am schönsten sehen wir das an den Fischechsen von Holzmaden, an den Ichthyosauriern, von denen er mehrere hundert geborgen hat. Von jedem einzelnen wurden Fundort und Gesteinsbank genau festgellt, so daß die Forschung über Fundumstände und Alterfolge genau unterrichtet war. Vom ungeborenen Tier im Mutterleib bis zur Einbettung der Leiche am Meeresgrund wissen wir genau Bescheid. Bis zu zwölf Junge konnte Hauff Nachweisen und dabei auch die Ehre der Ichthyosaura retten, die man zu Unrecht des Kannibalismus beschuldigt hatte. Denn in ihrem Magen fand er nie Reste von jungen Echsen, sondern nur von Tintenfischen: außerdem war der Schlund zu eng. In einem Fall konnte er sogar ein Junges freilegen, das gerade lchn Mutterleib verlassen wollte. Eine dunkle Lage, die er in der Nähe der Knochen fand, hatten andere als belanglos bezeichnet. Er aber ging der Sache auf den Grund und schenkte so der staunenden Mitwelt die erste Fischechse mit erhaltener Haut. Damit klärte er auch die Frage nach dem Knick in der Schwanzwirbelsäule; dort setzte ein knochenfreier Teil der Schwanzflosse an.
Seltener als die Fischechsen sauf 1700 cdm Gestein ein Fund) waren die Schlanaenhals- echsen, die Plesiosaurier, die ihren langen Hals vorschnellten, um ihre Beute zu fangen. Im Magen von Meerkrokodilen fand Hauff Gerolle, die sie am fernen Strand verschluckt hatten, rm Magen eines großen Hais 250 Belemniten. deren unverdauliche Hartteile nicht mehr als Gewölle ausge- fpien worden waren und daher wohl den Tod des Hais verursacht hatten. Häufig sind Fische mit glänzenden Schuppen. Zum schönsten aber gehören die Seelilien, Tieren des Üiasmeeres, die auf Treibholz sestgewachsen durch die Fluten getragen wurden, bis sie am Grunde eingebettet wurden. Eine Riesenplatte bedeckt angeschliffen eine Wand seines Museums: weiß leuchten auf dem dunklen Grund des Oelschiefers die Hartteile der Seelilien; bewundernd stehen wir vor so viel Schönheit von Form und Bau.
1914 verlieh ihm König Wilhelm II. die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. 1921 ernannte ihn unsere Landesuniversität zu ihrem Ehrendoktor. Zu seinem 75. Geburtstag wurde er Ehrenmitglied des Deutschen Naturkundevereins und des Vereins für vaterländische Naturkunde. Seine reichen Sammlungen waren zuerst in seinem Wohnhaus untergebracht. Aber der steigende Besuch und die zunehmende Fülle der Funde verlangten eine bessere Lösung. Mit Hilfe des Staates und einiger Gönner konnte ein schlichtes Museum gebaut werden, das er zu einem Schatzkästlein ausgestaltets, wo er sein ganzes Können entfalten konnte. Gründliche saubere Arbeit, unbestechliches, unbeirrbares Streben nach letzter Wahrheit und Vollkommenheit, feinstes Einfühlungsvermögen und künstlerische Schau haben hier beste bodenständige Leistung erzielt, die wir erst dann voll würdigen können, wenn wir sie unter seiner persönlichen Führung kennenlernen, am besten in trauter Aussprache mit ihm. Nur solch treuen Menschen gibt die Natur ihre Geheimnisse preis; nur sie sind würdig, die letzten Schleier zu lüften und andere mit ihrer göttlichen Schau zu beglücken.
Zu seinem 70. Geburtstag sollte ein Holzmadenbuch, von ihm und seinem Sohn verfaßt, weiteren Kreisen sein Lebenswerk zeigen; der Krieg hat alle Pläne zerschlagen und so stehen wir auch hier im Wiederaufbau. Möge es bald gelingen, die äußeren Schwierigkeiten zu überwinden, damit nicht nur die Eingeweihten sein reiches Lebenswerk überblicken können, damit er für viele Steine reden lassen, altes Leben wieder lebendig machen kann. Solch köstliche Frucht eines reichen Forscherlebens ist geeignet dem deutschen Namen Ehre zu machen; denn sie zeigt das bessere, das ewige Deutschland. Wir erinnern auch daran, daß Meisterpräparationen von Jchtyosauriern aus seiner Hand in den großen Museen der ganzen Welt ihn und unsere Heimat bekannt gemacht haben.
Möge es dem Jubilar vergönnt sein, in schönster Zusammenarbeit mit seinem Sohn auch weiterhin die Geheimnisse der Borwelt zu enthüllen! Möge die abgeklärte Reife seines Alters noch lange die forschende Jugend führen! Glückauf!
8eruli»rd Osulk ru Oßren
Die Tübinger Geologie —
Was ohn' Holzmaden wäre sie,
Was ohne unfern Jubilar,
Der frisch noch forscht mit 80 Jahr,
Dem es beschicken, reiches Leben Der Vorwelt an das Licht zu heben Und zu dem verbunden auch wir andern Nun oft in jenen Zeiten wandern.
Wir danken ihm und wünschen Segen,
Daß Hand und Geist noch lang sich regen, Daß ihm des Liasmeeres Flut Noch schenke manch ein kostbar Gut,
Und daß der Albstirn Heller Trauf Noch lange leuchte Bernhard Hauff!
Dr. Helmut Wider
IVeuerverbungen der Universitätsbibliothek
1. Iris 6. luli 1946
Die ffückcr siucl vom 8. jiili an vcrlcHikar össckkvl/ 2 , X.. Du uncl «Ke blasse. 19?8. Xe 1792 (7/ievrr7lcin, X.. la mensee sllemauäe. 19?4. Vo Xlla 4174 f'ünf Breies 6eutyrkc.8 Luck. 19??—19?8. Dx 80?
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19 ??'.' Lo'Xlla 4 ^ 86 ^ ^ ^ I Lurnpe.
^NeltAerickt^Uker clen ^u6en^s6. ^9?5. k'o XVIII 640
4. Xutl. 1944. D II 210
Leiencke-, kunktioii.-piukunx cke- Okres.
Ooce, 6., Die Oesckickte als Oe6snlce un6 als Lat. 1944. Ne 4154
N.r/ck. N.. Hismarck. ?. 1944. No Xlla 1590 t.
korieliti^unx
Durch ein Versehen inr Satz wurde der Schluß der Symphoniekonzcribesprechunq unvollständig. Er mußte lauten' „Denn die lebcnsbejabende Freudigkeit der 8. bleibt österreichisch erdgebunden, wahrend die der 7. in dionysische Ekstase hinausschwingt." Vck.