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Weniger t^eclenmeki ^ aien!

Von IV i I k r e ck Valcer, I-snckesleiter cksr IcomwunistisabenLsrtei in 8ück-1Vürtte7v1>erx-

Es sind drei klar umrissene Begriffe, die als Er­kenntnis aus dem politischen Geschehen der letzten drei Jahrzehnte Wahlspruch und Namen für die dritte im französisch besetzten Gebiet zugelassene Partei bilden.

Christlich. Im Dritten Reich hatte diese Be­zeichnung einen sehr üblen Klang. Man sprach dort lieber von Vorsehung und in besonders brenzlichen Situationen wurde noch der Herrgott zur Ertei­lung seines Segens verpflichtet. Es war ein offener Kampf unter Anwendung jeden Mittels. Geschicht­lich gesehen sind diese Kämpfe keine Neuerschei­nung. Wie mancher gutgläubige Christ mag im stillen, vielleicht mit 'einem kleinen Vorwurf ge­gen den Herrgott, sich besorgt gefragt haben: soll das noch lange so weitergehen? Wie oft mag diese Frage von jenen Menschen zum Himmel gedrun­gen sein, die hilflos in ihren Wunden auf den Schlachtfeldern lagen, die jahrelang unter dem Ter­ror der Bombenangriffe leben müßten, die in Ge­fängnissen und KZ.-Laqern schmachteten und dort zu der verlorenen Freiheit noch gemartert wurden. Es gab innerhalb des deutschen Polkes zwei Schich­ten von Menschen, die an den Sieg glaubten, die einen an den Sieg Hitlers, die anderen an den Sieg Christi. Sie haben sich gefunden, diese ver­schieden gläubigen Menschen, die einen in den öffentlichen Versammlungen und propagandistischen Veranstaltungen, die anderen in den breiten Schich­ten des Volkes, in den Reihen der Soldaten und in den braunen Kolonnen. Mein Beruf brachte mich mit vielen fremden Menschen zusammen und auch beim Militär gab es ein Fragen und Ant­worten über die Meinungen der politischen Ent­wicklungen. Einmal konnte ich einen Herrn des Propagandaministeriums fragen über seine per­sönliche, nicht amtliche Ansicht, über den Ausgang dieses gigantischen Kampfes zwischen dem Dämon und dem Herrgott. Es war ein Jugendfreund, und er schien seiner Antwort nach von der eigenen Lehre schlecht überzeugt zu sein. Ich höre ihn'heute noch wie er nach eine», besinnlichen Pause sagte: Das kann nur ein Sieg Christi werden." Er wird wohl heute selbst darüber erstaunt sein, wie rasch sich seine Prophezeiung erfüllte.

Das Aufatmen nach dem Einmarsch der alliier­ten Truppen blieb auch nicht aus. Die Kirchen aller Konfessionen füllten sich und da, wo in man­chem Hause das Bild des Führers den Ehrenplatz eingenommen hatte, gibts jetzt wieder einen Herr­gottswinkel. Zu der reuigen Umkehr muß aber letzt die Wiedergutmachung kommen und dazu fehlt es nicht an Möglichkeiten. Neben all diesen Einzelheiten erscheint im Vordergrund die große und ernste Forderung: Cs darf nie wieder so weit komme h, daß der Herrgott aus dem pulsierenden Leben des deutschen Volkes durch dessen Regie­rung entfernt wird. Das kann nur vermie­den werden, wenn wir, d. h. alle christlich gesinn­ten Kreise, ihm den Ehrenplatz dort einräumen. Es kann uns nicht genügen, wenn den christlichen Leh­ren, ihren Kirchen und Priestern nur eine gewisse schuldige Toleranz zugebilligt wird. Wir wol­len den christlichen Geist durch unsere ge­wählten Volksvertreter hineintragen in die Kanz­leien und Amtsstuben, verbreiten in den Schulen und Jugendbewegungen, verankern in den Gesetzen und Verfassungen unseres Volkes. Ein christliches Volk wird der Herrgott nicht verlassen. Noch lastet auf uns die Passion des verlorenen Kriges. Hinter uns liegt die Passion des Dritten Reiches. Vor uns trotz der Dunkelheit der Zukunft kann es nur eines geben:Ein Ostern und ein Friede mit allen Völkern."

Demokratisch. Ein Begriff, von dem sich die Menschen alles versprochen haben. Wie man­cher beschwert sich heute, wenn er eine Auswirkung des verlorenen Krieges zu verspüren bekommt: das ist doch nicht demokratisch. Es ist notwendig, ein­mal klar zu unterscheiden, daß die demokra­tische Meinung s- und Gesinnungs­freiheit nichts zu tun hat mit der Einlö­sung von Verpflichtungen, die sich aus der augenblicklichen Notlage er­geben haben. Der ungleiche Ausgang dieses Krieges belastet zunächst uns als Gesamtheit des deutschen Volkes. Davon kann uns kein Mensch freisprechen. Ein mea oulpa wird jeder von uns zu sprechen haben, inwieweit sich dies in ein msa waxiwa culpa. erweitert, festzustellen, wäre ein unnötiges Vargreifen in die weitere Entwicklung.

Demokratisch heißt für uns: Achtung und Respektieren der politischen Mei­nung des anderen. Wir haben noch nie eine so gleichgeartete Basis zu einem gemeinsamen politischen Wiederaufbau gehabt, wie wir dies heute verzeichnen müssen. Für einen klar denken­den und nüchtern urteilenden Menschen sind die Unterschiede von Klasse und Stand bereits als Auswirkung des Krieges verschwunden. Wir tra­gen alle an einer Riesenschuld, der nur ungenü­gend Aktiva gegenüberstehen. Es hat den An­schein, als ob noch viele Menschen das gar nicht wißen oder es in sträflichem Leichtsinn zu ver­gessen suchen. Allein schon die Ruinen und Trüm­merhaufen im eigenen Land, die vielen Kriegs­versehrten und Hinterbliebenen unserer Gefalle­nen müßten uns den Ernst der Zeit zur Genüge zeigen. Cs gibt nicht nur ein demokratisches For­dern, sondern auch ein demokratisches Hel­fen und das wird nottun. Eines sollte es nicht mehr geben, den politischen Gegner, son­dern den politisch Andersdenkenden: und wenn ich noch einen Wunsch aussprechen^ möchte, was es nicht mehr geben möchte dann wäre dies: der politische Beamte. Es wäre eine un­verzeihliche Sünde am Volk, wenn das Parteibuch, vor kurzem noch der Grund der Entlassung, jetzt wieder die erste Voraussetzung zur Stellen­besetzung wäre. Gerade der Beamte muß der ver­körperte Begriff des demokratischen Gedankengutes sein und für die Einhaltung dieser ersten Voraus­setzung müßten alle Parteien ängstlich besorgt

Union ist die Vereinigung Gleichgesinnter. Sie ist in unserem Falle das Ausschalten früher ge­trennt marschierender politischer Parteien der ver­schiedenen christlichen Richtungen. Der gemeinsame Abwehrkampf im Dritten Reiche zur Erhaltung der fundamentalen christlichen Grundsätze ist wohl der tiefste Grund zu diesem Bündnis aller christ­lichen Kreise gewesen. Ein altes Volkssprichwort

sagt:Not lehrt beten." Wie wahr das ist und auch heute noch gilt, haben wir alle erfahren. Unsere Not ist größer denn je und darum kann auch unsere Notgemeinschaft nicht groß genug sein. Vor­urteile irgendwelcher Art müssen fallen. Nur der Verantwortungslose kann sich ausschließen aus den Reihen der ausbauwilligen Kräfte.

Wer noch nicht begriffen hat, daß es heute um Höheres geht als nur um die Bildung einer Par­tei, und dabei etwa Vergleiche zieht mit seiner Zugehörigkeit zu den Nazis, oder ähnliches aus den trüben Erfahrungen anderer ablcitet, für den wäre es gut, nochmals den ganzen Leidensweg unseres Volkes mit aktiverer Anteilnahme zurück­zugehen, oder sich einmal in einer ruhigen Stunde zu überlegen, wie viel an Gut, Blut und Leben, an Unschuld und Familienglück zerstört wurde, und das dann umsonst, nur weil die Menschen unserer Tage nicht imstande waren, eine neue Saat auf dem blutgetränkten Boden Europas ausznstreuen.

Die Christlich-demokratische Union wird unbe­irrbar ihren Weg gehen, dessen Meilensteine und Wegzeiger die Aufschrift trogen:Zum christ­lich-demokratischen Deutschland!"

8 PO. uncl

Von Vntc> n Bäcker, Llitglieck ckk

Wenn heute, nach diesem größten Zusammen­bruch aller Zeiten, überall und auf jedem Gebiet wieder Aufbauarbeit geleistet wird, so ist das nicht zuletzt das Verdienst der SPD. Sie hat sich auch diesmal wieder, wie nach dem ersten Weltkrieg 1918, sofort zur Verfügung gestellt, um aus die­sem gewaltigen Trümmerfeld auf der ganzen Linie aus dieser Not und diesem Elend, das uns zwölf Jahre Hitlerbanditentum hinterlafsen hat, wieder ein geordnetes Ganzes zu formen.

Auch damals, nach 1918, übernahm die SPD. die Verantwortung, trotzdem sie nicht die Mehr­heit bei den damaligen Wahlen bekommen hatte. Wenn es ihr nicht gelungen ist, seinerzeit das Steuer des Staatsschiffes fest in die Hand zu bekommen, so war viel daran schuld, daß die da­maligen Verantwortlichen des verlorenen Krieges nicht sofort abgeurteilt wurden. Im Gegenteil: nach und nach kamen alle diese Herrschaften, die sich aus Angst feige überallhin verkrochen hatten, wieder zum Vorfchein, um gegen die junge Republik zu wühlen und sie mit der Zeit zu Fall zu bringen.

Auch damals hatte das deutsche Volk aus diesem Zusammenbruch nichts gelernt. Die SPD. hat im­mer und immer wieder ihre warnende Stimme erhoben, bei jeder Wahlperiode, in der Presse wurde auf das verwerfliche Tun und Treiben der damals in den Kinderschuhen steckenden Hitlerbe­wegung hingewiesen Immer stärker und immer frecher erhoben diese Söldlinge des Großkapitals ihr Haupt und leider ist es ihnen gelungen, mit dem Geld der Jndustriebarone an die Macht zu kommen.

Unsagbares Elend, Not und Sorge, zertrüm­merte Städte, Millionen Tote und Krüppel und Kranke, das ist die Bilanz der zwölfjährigen Hit­lerherrschast.

Und heute? Wenn man sieht, wie gleich­gültig viele Volksgenossen ihren Weg gehen und dabei denken, ein anderer oder die anderen werden schon für Ordnung, Freiheit und Brot sorgen und den Staat wieder aufbauen, so muß man sich sa­gen, viele, sehr viele sind noch nicht zur Besinnung gekommen. Und warum? Ihnen fehlt der nötige Schwung, die Begeisterung zum Mitkämpfen und Mitstreiten, zum Mitbauen an einem besseren und schöneren Staat, der uns die Demokratie, die Freiheit bringen wird.

Der Aufbau dieses neuen Staates, darüber sind wir uns klar, erfordert viel, viel Arbeit: Not

Die Ueberschrift ist schon eine Aufforderung, doch sie sollte noch mehr sein eine Verpflichtung. Und diese Verpflichtung sollten freiwillig alle anerken­nen, sofern ihnen in den Wirrnissen der vergange­nen Jahre der gesunde Menschenverstand nicht abhanden gekommen ist. Ein Weiteres gehört dazu, um diese Forderung zu verwirklichen, diese Ver- pfliclstuna einzuhalten: Verantwortungsgefühl vor dem Volk.

Gesunder Menschenverstand und Verantwortungsgefühl sind die zwei unentbehrlichen Grundnieilcr beim Neuaufbau unserer Heimat. Die Annahme, daß es wei­ten Kreisen unseres Vo'kes und dessen Vertretern an diesen elementaren Begriffen beim Neuaufbau fehlt, ist berechtiat es sei denn, daß diese Leute wider besseres Wissen ihre persönlichen oder G^up- "eninteressen vor die Interessen von Land und Volk stellen.

Wie war es doch im April 1945? Da gab es wohl kaum eilten Menschen oder eine Richtung, die nicht vom Zusammcnftehen, vom Zusammen- belfen und Zusammenaufbauen svrach. Angesichts der Situation die nach dem Zusammenbruch des

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! Lreisvorelavckes cker 8BI). Tübingen

und Sorge werden die ständigen Begleiter bei die­sem Unternehmen lein. Mancher wird sich fragen, werden wir es schaffen, werden wir zur Zeit fertig werden, damit das deutsche Volk bald wieder unter einem Dach wohnen kann? Nun, die Archi­tekten sind am Werk, das neue Staatsgebilde zu gestalten. Männer aus dem Volke, aus ollen Schichten, alle Helsen mit an diesem gewaltigen Bau.

Arbeiter zu sein an diesem Gebäude, setzt aber voraus, daß man innerlich frei und unbeschwert ist. Man muß sich losgelöst haben vom Hitlerismus der letzten zwölf Jahre, muß Kämvfer und So­zialist sein. Die Bahn ist jetzt endlich frei. Die deutsche Arbeiterschaft drängt empor zum Licht, der Sonne, der Freiheit entgegen. Zu groß ist der Blutzoll gewesen, den das deutsche Volk, ins­besondere die Werktätigen, in der Hitlerzeit ent­richten muhten, dazu geknechtet und geknebelt in allen Lebenslagen getreu dem Worte desgrößten Staatsmannes aller Zeiten", der einmal sagte: Deutschlands ärmster Sohn ist mir der liebste.

Die SPD. als solche hat immer in vorderster Linie gestanden, wenn es galt, für höhere Ziele und Besserstellung des Lebensstandards des deut­schen Volkes zu kämpfen. Sie ist sich immer treu geblieben und ist auch heute wieder die alte, schlag­kräftige Vertreterin aller schaffenden Volksgenossen. Auch heute steht die SPD. wieder beim Neuauf­bau des kominenden Staates in vorderster Front. Daß sie auf dem richtigen Weg ist, zeigen die bis jetzt überall erzielten Wahlergebnisse in den anderen Zone,,.

Was die Partei schon geleistet hak fest dem vergangenen Jahr, kann sich sehen lassen, und un­beirrt wird sie so weiterkämpfen für die Verwirk­lichung eines wahrhaft demokratischen Staates, eines sozialistischen Staates, in dem das deutsche Volk, seinen Fähigkeiten entsprechend, auch leben und wirken kann, um mit der Zeit auch wie­der als gleichberechtigtes Glied in die Front der übrigen Völker eingereiht zu werden.

Dafür zu kämpfen, dafür den nötigen Idealis­mus und die Tatkraft aufzubringen, wahrlich, das dürste nicht schwerfallen, trotz der Not der Zeit. Jeder muß mithelfen und keiner darf beiseite ste­hen, denn es geht jetzt um das Ganze, um die Wiedergesundung des ganzen deutschen Volkes.

Oie kHau in OeKenvvnrl nnc^ Ankunft

Als Folge des Krieges blieben Millionen Män­ner Deutschlands auf den Schlachtfeldern. Millio­nen sind zu'Krüppeln geworden oder befinden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Zubzeit stellen die Frauen die Mehrheit des deutschen Volkes dar. Der Frauenüberschuß ist außerordentlich hoch. Das Frauenproblem ist daher heute zum Problem un­seres ganzen Volkes geworden. Die Frauen stellen einen so entscheidenden Faktor dar, daß die Auf­gaben aufgezeigt sind, die in politischer und wirt­schaftlicher Hinsicht daraus erwachsen.

Die Frau muß in das politische Leben einbezo­gen werden. Sie muß aktiv an der Gestaltung der Demokratie in Deutschland interessiert werden. Wir stehen vor der gewaltigen Aufgabe, den deutschen Staat von Grund auf neu zu gestalten. Wenn wir das vornehmste Ziel darin sehen, mit den anderen Völkern in ewigem Frieden und Freundschaft zu leben, dann dürfen die Frauen nicht unin­teressiert beiseite stehen, da ja gerade s i e in doppelter Hinsicht die Opfer des Krieges sind. Wir wissen, wie schwer es ist, die Frau in das Organisationsleben einzubeziehen. Kommt doch neben einem gewissen Widerstand des Ehegatten und der Eltern die Doppelbelastung durch Berufs­und Hausarbeit dazu. Dann vor allem in der Ent­täuschung aus der Vergangenheit und der Rat­losigkeit vor dem, was sein wird.

Es ist eine tiefe Tragik um das Schicksal der Frauen und unserer weiblichen Jugend. Jahrelang hat man den Frauen und Mädchen das allein erstrebenswerte Ideal, die umsorgte Häuslichkeit, als den besonderen Lebenskreis der Frau einge­impft.

Heute stehen viele Mädchen und Frauen vor dem Nichts. Millionen davon mit der Aussicht, einen langen Lebensweg allein gehen zu müs­sen. Was das bedeutet, .können in seiner Tragweite heute viele noch nicht übersehen. Auch sind sich viele Frauen und Mädchen aller Wahrscheinlichkeit dieser Tragik noch nicht bewußt. Und wenn wir von verwahrloster Jugend und fehlender Moral gerade bei den Mädchen und jungen Frauen spre­chen, dann ist es wahrscheinlich, daß diese instink­tiv die Unsicherheit der Zukunft spüren und glau­ben, dem Leben einige Stunden schaler und leerer Freude mit Gewalt abtrotzen zu müssen. Wir sol­len deshalb nicht mit erhobenem Zeigefinger vor ihnen stehen, sondern ihre geistige und see­lische Not zu verstehen versuchen. Es wird an uns liegen zu beweisen, daß sie Irrlichtern nach­jagen, wenn sie glauben der Wirklichkeit aus dem Wege gehen zu können. Erwerbsarbeit wird für

Millionen unserer Frauen und Mädchen keine Uebergangsarbeit, sondern ein Dauerzustand sein. Nur ein geringer Teil der weiblichen Jugend hat Aussicht, einen Ehebund schließen zu können. Die jungen Mädchen von heute müssen sich für eine gründliche Berufsausbildung interessieren. Millionen Witwen müssen heute selbst für die wirtschaftliche Existenz ihrer Familie sorgen und eine große Anzahl früher bereits berufstätiger Frauen müssen sich umstellen und sich neuen Er­werbsmöglichkeiten zuwenden.

Die Lebens- und Daseinsbedingungen der Mehr­heit der deutschen Frauen sind daher auf das eng­ste verknüpft mit den politischen, wirt­schaftlichen und sozialen Bedingun­gen im demokratischen Deutschland. Es ist nicht nur eine politische, sondern auch eine menschliche Pflicht unseres Volkes, für die Frauen einzu­treten. Sie arbeiteten jahrelang über ihre physi­sche Kraft, trugen still die Trennung von Bräuti­gam, Gatte und Söhnen und allein die wirtschaft­liche Last und zu ungezählten Hunderttausenden den Verlust ihrer Lieben, und stehen nun nicht nur vor den sichtbaren Trümmern ihrer Wohnun­gen, sondern auch vor den unsichtbaren Trüm­mern ihrer Gefühlswelt. Millionen Frauen müs­sen herausgerissen werden aus der menschlich all­zu begreiflichen Lethargie. Wenn jemals es gebiete­risch notwendig war, eine ernste Arbeit zur Ge­winnung der Frauen für die demokratische Neu­gestaltung Deutschlands zu machen, dann ist es heute, wo aus Trümmern ein neues Gebäude ge­baut werden muß.

Im jetzigen demokratischen Staat muß die Frau nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich dem Manne gleichgestellt werden. Gleicher Lohn für gleiche Arbeitsleistung. Jede Stelle und jeder Beruf muß der Frau offen stehen. In den Ver­waltungen muß die Frau auf die Gesetzgebung Einfluß nehmen. Sie muß Eingang in die akade­mischen Berufe entsprechend ihres Bevölkerungs­anteils finden. Die Frau muß die Lücken in der Industrie, des Handels und des Gewerbes ausfül­len.

Das Bewußtsein der Frau wird sich mit ihrer Stellung im politischen und wirtschaftlichen Da­seinskampf entwickeln. Sie wird zur Staats­bürgerin werden. Sie wird sicher in den Reali­täten des Lebens bestehen und über den engen Kreis der Familie hinaus in erster Linie das Ge­samtinteresse unseres Volkes sehen. Die charakter­liche Stärke und Größe der Frau wird entscheidend di« kommende Generation beeinflussen. L. L-l

Hitlerregimes bestand war diese Reaktion der ein­zelnen Menschen und politischen Richtungen der Ausdruck des gesunden Menschenverstandes, denn es war jedem klar daß wir Not und Hunger nur durch gemeinsame Anstrengungen, nur durch ge­genseitige ehrliche Zusammenarbeit überwinden können.

An vielen Orten waren für diese einzig wirk­same Aufbautätigkeit bereits erfreuliche Ansätze vorhanden. Es schien, als o^ mon begri'fcn'«e, daß die notwendige Poliük des Tages in der Be­schaffung von Ernährung. Wohnung und Kleidung tu bestehen habe. Wer kann sich ausdenken wo wir heute beim großen Werk des friedlichen Wi d.-r- aufbaus schon wären, wenn sich diese Entwicklung vertieft hätte und von allen maßgeblichen Stellm wirksam gefördert worden wäre? Eine solche Po­litik wäre eine Politik, die sich ausschließlich den Interessen des gesamten Volkes unterordnen würde. Stattdessen lebte nach kurzer Zeit der alte be­rüchtigte Parteiengeist wieder auf, jener Geist, der nicht nur die Not unseres Volkes mißachtet, son­dern der darüber hinaus dem Namen Deutschlands in der ganzen politischen Welt einen schlechüm Klang verliehen hat. Jene, die sich in den erben Monaten im Gefühl ihres Schuldbewußtseins in den Hintergrund verzogen hatten, faßten wieder Mut und präsentierten sich als Biedermänner mit weißer Weste dem vergeßlichen Publikum. Sie geben heute vielerorts wieder den Ton an.

DerBolschewistenschreck", die Hetze gegen die Kommunisten, feiern im Geiste der nationalsozia­listischen Schule neue Orgien Ist sich dis Oeistnt- lichkeit darüber klar, daß die Politik futlers, s-ine Niederhaltung des Volkes, im wesentlichen auf die­ser Massenpsychose basierte? Es ist die alte Taktik, den Unwillen der Massen auf den vermeint­lichen Feind abzulenken.

Wie verhält es sich in Wirklichkeit mit den Zielen und der praktischen Tätigkeit der Kommunisten? Es braucht nicht festgestellt zu werden, daß für die niedrige Kommunistenhetze, angefangen vom Reichstagsbrand bis zur Gegenwart, jede sachliche Motivierung fehlt. Dagegen muß erwähnt wer­den, daß sich 80 Prozent aller Kämvfer und Opfer gegen den Faschismus in Deutschland aus den Reihen der Kommunisten rekrutieren. Allein di-se Tatsache beweist, daß die Kommunisten aufrichtige Freunde des Volkes sind. Nachdem es trotz aller Anstrengungen nicht möglich war, das Unheil von unserem Volke abzuwenden, haben sich die Kom­munisten nach dem Zusammenbruch des faschisti­schen Regimes sofort tatkräftig in den Dienst des Wiederaufbaus gestellt. Ihrem Ruf nach Zusam­menarbeit folgte die praktische Tat. In den ver­schiedensten Städten entstanden Arbeitsausschüsse, die die Aufgabe hatten, alle aktiven antifaschisti­schen Elemente. Menschen aller Parteirichtungsn, zusammenzufassen, um das herrschende Chaos zu entwirren, den städtischen Verwaltungen in der Beschaffung von Nahrungsmitteln und Heizmate­rial für die notleidende Bevölkerung zu helfen. Antifaschisten aller Richtungen fanden sich auf die Initiative der Kommunisten hin zusammen, um in den bombengeschädigten und zerstörten Städ'en Hand an.zulegen. Sie haben als erste Hilse die Trümmerhaufen gelichtet und die schlimmsten Schäden beseitigt. Man hätte mehr tun können, viel mehr! Aber dazu gehört der Wille aller, dazu gehört der aufrichtige Wille zur Zusammen­arbeit, dazu gehört nicht zuletzt auch derWille des Volkes.

Trotz der offensichtlichen Versuche, die Kommu­nisten aus den Verwaltungen fernzuhalten, die sich im besonderen darin ausdrücken, daß man den Kommunisten in den Verwaltungen die Kleinarbeit überläßt, währenddem die Vertreter anderer Par­teien in den Schlüsselpositionen sitzen, haben sich die Kommunisten nicht entmutigen lassen. Sie ha­ben die unpopulären Aemter übernommen, weil es ihnen nicht um den Glorienschein, um Propa­ganda und persönliche Positionen geht, sondern weil sie die Ausübung ihrer Funktionen als Auf­trag des Volkes betrachten, unseren zusammen­geschlagenen Wirtschafts- und Staatsapparat dem friedlichen Wiederaufbau und der Verbesserung «der gesamten Lebenshaltung entgegenzuführen. Die Tatsache, daß die Kommunisten wohl dis schwierigsten Aemter, wie Wohnungs- und Wirt­schaftsamt, Wohlfahrts- und Flüchtlingsamt, über­nehmendürfen", aber von den entscheidenden Stellen ferngehalten werden, ist am deutlichsten darin dokumentiert, daß vom ersten bis zum heu­tigen Tag von den Landratsfunktionen aufwärts keine einzige Stelle mit Kommunisten besetzt ist. Selbst in der Regierung ist kein kommunistischer Vertreter vorhanden! Wenn man berücksichtigt, wieviel heute von Demokratie geredet wird, so ist allein an diesem Beispiel klar, daß zu den Reden die Taten fehlen. Im weiteren ist diese Mißach­tung demokratischer Prinzipien der Beweis für un­sere Behauptung, daß es heute nicht um den fried­lichen Wiederaufbau, um Sicherung von Woh­nung, Nahrung und Kleidung, um die Sorge für die Kriegshinterbliebenen und die Kriegskrüppel geht, sondern in erster Linie um parteiliche Inter­essen und persönliche Machtansprüche. Diese Fest­stellung drückt sich neben vielen anderen Erschei- nungeA auch in der Art der Säuberung von Wirt­schaft und Verwaltung aus und in der Art. wie man Rechtsanordnungen, Gesetz und Verordnun­gen erläßt und durchführt, ohne die Vertreter jener Bevölkerungsschichten, die in der Vergangenheit am aktivsten gegen Nazismus und Militarismus kämpften, zur Mitarbeit und Mitbestimmung her­anzuziehen.

Diese Tatsachen müssen dem Volke bekannt sein. Aus diesen Bausteinen wird unser neues Haus errichtet, in dem zu leben wir alle gezwungen sein werden. Deshalb ist es im Interesse jedes Einzelnen gelegen, wenn er verlangt, daß den Reden die Taten folgen. Nur dann werden wir verhindern, daß unsere Not noch vergrößert und neues Unheil gesät wird. Wenn es uns endlich gelingen würde, vom Wort zur Tat zu gelangen, dann wäre der erste Schritt aus der Nacht ins Licht getan.

DieDrlbüns «ler härteren" »tebr rn xlelcbsn Deilen «len in «ler /ranrö»r»cb beeeyten Zone l)e»t»alrlan<l» ruxela»»enen Dart-ren rnr Ver/ÜAlinx; perrönlrebs Dolenrilr »oll «lobet ober nnterblei'ben- l)is Vurnugunx «le» l/inen nberla»»enen llounie, »kebr bel «len Dorleien. t u« «be bl'er er»«beinenck,'N .4o/-o«ss kraxen <lle»e, nlc/il «lie lieckabtion, «lle Ler- anrroortnnF.