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Die neue Vierer-^onkerenr in?nri8
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Kon k. 6. Sasbter
Nachdem die Außenminister der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Rußlands in Paris eingeirossen sind (Byrnes kam in Begleitung der Senatoren Vandenberg und Conaly und Molotow in Begleitung einer russischen Abordnung von 36 Mitgliedern), hat am Sonntag nachmittag die erste Arbeitssitzung der großen Vier in Paris stattgefunden. Gegenstand der Beratungen ist die Aufstellung der Tagesordnung für die neue Zusammenkunft gewesen und infolge der Vorarbeiten der stellvertretenden Außenminister über die strittigen Fragen, konnte ein festes Arbeitsprogramm für die Konferenz der Vier aufgestellt werden. Es sieht die eingehende Behandlung der Friedensver- trägs mit Italien, den Balkanländern und Finnland vor. Daneben soll auch nach der Friedensvertrag mit Oesterreich und die deutsche Frage erörtert werden. Auf Wunsch Molotows wird man noch über die politische Lage in Italien sprechen. Der Friedensvertrag mit Italien wird als erster Punkt auf der Tagesordnung stehen. Außerdem werden gleichzeitig auch die jugoslawisch-italienischen und französisch-italienischen Grenzfragen zur Besprechung kommen, ebenso das Problem der italienischen Kolonien, der italienischen Reparationen und das Schicksal der italienischen Flotte. Bezüglich der vielumstrittenen Frage, ob Triest zu Jugoslawien oder Italien kommen soll, hat seht der italienische Gewerkschaftsbund in einer Note an die in Paris tagenden Außenminister die Bitte gerichtet, den Einwohnern von Triest und dem Hin- terland im Rahmen einer Volksabstimmung die Wahl zwischen Italien und Jugoslawien zu überlassen. Die Gewerkschaften stehen auf dem Standpunkt, daß ein gerechter Friede, der keinerlei Ver-
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stimmungen über Grenzziehungen hinterläßt, zu einer besseren Verständigung zwischen Italien und Jugoslawien führen könne.
lieber die Behandlung des deutschen Problems und gewisse damit in Zusammenhang stehende Vorschläge liegen nähere Mitteilungen noch nicht vor. Dis Nachricht, daß der amerikanische Außenminister Byrnes einen bestimmten Vorschlag zu unterbreiten beabsichtigt, wonach die Aufteilung Deutschlands in zehn oder zwölj Staaten vorgesehen sei, wird von Byrnes dementiert. Dagegen scheint es, daß der englische Außenminister Benin einen ähnlichen Vorschlag zu machen gedenkt. Auch die Londoner Zeitung „Times" beschäftigt sich in einem Leitartikel mit der deutschen Frage und bezeichnet Deutschland als Schlüsselpunkt der europäischen Politik. Die Meinungsverschiedenheiten unter den Alliierten seien durch die Scheidung Deutschlands in zwei Lager hervorgerufen worden. Das Blatt vertritt deshalb den Standpunkt, daß die sogenannte „deutsche Gefahr" beseitigt werden könne, wenn Deutschland ein föderalistischer Staat werde. Voraussetzung ist für die Londoner Zeitung, daß die Verfügung über die Bodenschätze (gemeint ist das Ruhrgebiet) mit der Kontrolle der Alliierten unterstehe.
Die Pariser Presse übt im Hinblick auf die Vierer-Konferenz in ihren Kommentaren starke Zurückhaltung, um nicht die Einigung zwischen den Äußenminstern zu erschweren. Doch unterstreichen die Pariser Blätter allgemein, daß die deutsche Frage im Mittelpunkt der Pariser Konferenz stehen wird, da auch neben Frankreich die Vereinigten Staaten und Großbritannien sich entschlossen mit diesem Problem befassen würden. Zur Festigung
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der Sicherheit Europas seien, so hebt „Le Monde" hervor, besondere Garantien bezüglich des Ruhrgebietes unerläßlich. Ein föderatives Deutschland würde, so sagt das Blatt weiter, aufhören, das Einsatzpfand zwischen den Mächten zu sein und schließlich auch eine solide Basis für das ganze europäische Friedensgebäude sein.
Schließlich liegt noch eine Aeußerunq des Vorsitzenden des amerikanischen Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten vor. Auch er betrachtet eine schnelle und endgültige Einigung auf der Pariser Konferenz als notwendig und erklärt, daß die Vereinigten Staaten keinen gemeinsamen Block mit Großbritannien oder anderen europäischen
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Fuk Leite 6 dieser Kusgsbe veröllenrtichen vir dris neue Züuberunßsßesetz kür die lrsurösisch besetzte Zone ZiidviirNemberx».
Ländern bilden. Amerikas größte Hoffnungen für einen dauernden Weltfrieden gründen sich auf die starke Organisation der Vereinten Nationen. Wenn Amerika auch an vielen Fragen nicht selbst interessiert sei. so wünscht es dach, die Differenzen zwischen den anderen Nationen mit zu bereinigen. Erst wenn die Konferenz der Vereinten Nationen zu keinem Ergebnis käme, bliebe die letzte Möglichkeit, getrennte Friedensvcrträge abzuschließen.
Eine Nachricht aus amerikanischer Quelle, wonach Truinan die Absicht habe, bei einem erneuten Mißerfolg der Pariser Konferenz sich persönlich nach Moskau zu begeben, um mit Stalin zu sprechen. wird von dem Sekretariat des Präsidenten in Abrede gestellt. _
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Leon Blum hat „im Namen der Sozialisten Kontinentaleuropas und vor allem im Namen der Sozialisten Westeuropas" auf der Konferenz der englischen Arbeiterpartei ein Ansprache gehalten, in der er darauf hinwies, daß die Aufspaltung der antikapitalistischen Massen in drei Richtungen in Europa einheitlich gebildete Regierungen unmöglich mache. Die einzige Lösung wäre, Regierungen zu bilden, die auf der Grundlage der Fusion der sozialistischen und der kommunistischen Parteien beruht. Eine derartige Fusion betrachtet Leon Blum in Frankreich als zurzeit unmöglich.
In der Bedeutung, die den internationalen Problemen im innenpolitischen Leben jeder europäischen Nation gewidmet wird, sieht Leon Blum einen Grund zu berechtigter Hoffnung. Er stellte deshalb fest, daß der echte Sozialismus — der im wesentlichen international und demokratisch ist, und der immer versucht, das eigene Interesse jeder Nation dem gemeinsamen Interesse der menschlichen Gemeinschaft unterzuordnen — gegenüber diesen Problemen der internationalen Organisation den ganzen Wert seiner Vorteile unter Beweis stellen müsse. „Die Beziehungen der Staaten zueinander sind noch gekennzeichnet durch jene außergewöhnlichen und von Mißtrauen getragenen Formen des Patriotismus, die sich naturgemäß in Kriegen und nach Abschluß derselben entwickeln. Die Menschen aber sehnen sich nach dem wahren festen und dauerhaften Frieden, sie begreifen es und werden cs immer klarer begreisen—, daß die erste Garantie für den Frieden im Zusammenhang und in der Wirksamkeit einer internationalen Organi-
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sation begründet ist, die über allen nationalen Autoritäten steht."
Bezüglich der Lage der englischen Arbeiterpartei sagte Leon Blun), gelte es zu beweisen, daß eine sozialistische Regierung jederzeit die Interessen der Nation genau so sicher vertritt, wie jede andere Partei, daß jedoch gleichzeitig alle Probleme unfeinem anderen Gesichtspunkt ausgegriffen und in anderem Geist gelöst werden, und anderen Zielen zuzuführen sind, die denjenigen des internationalen Sozialismus entsprechen. Leon Blum schloß seine Ausführungen mit der Feststellung, der der internationale Sozialismus fähig sei, die Menschen aus der gefährlichen Psychose zu befreien, die Ungewißheit und Furcht erzeugen.
Paris. Zum Präsidenten der verfassunggebenden Versammlung ist Vincent Auriol (Sazh gewählt worden, nachdem die republikanische Volkspartei auf ihren Kandidaten Gay verzichtet hatte.
Am 2. Jahrestag seiner Rückkehr nach Frankreich hat General de Gaulle in Bayeux eine Rede gehalten, in der er auch auf die französische Verfassung zu sprechen kam. Die Arbeit der Regierung werde, so sagte er, manchmal durch eine übertriebene Parteipolitik gehemmt und es entstünden Unzufriedenheiten mit der Verfassung. Das Volk brauche für seine Freiheiten eine starke Verfassung, die eine scharfe Trennung von gesetzgebender, richterlicher und vollziehender Gewalt vorsehe. Durch die Schaffung eines Zweikammersnstems würden (Überspitzungen der Parteieinflüsse verhindert. Außenpolitische Fragen berührte de Gaulle nicht, nur wies er darauf hin, daß das Saargebiet zu Frankreich kommen müßte.
Lrücjce rvvisclron Ost unU ^Vost
Berlin. Auf dem Parteikongreß der Christlich- Demokratischen Union sprach der Fllbrer der Partei, Jakob Kaiser, über die zukünftige Organisation Deutschlands. Er erklärte: „Obwohl ich kein Freund des Föderalismus bin, muß ich doch zugebezx. daß. diese: unter den gegenwärtigen Bedingungen unvermeidlich erscheint." Kaiser bezeichnet die Gerüchte über einen bevorstehenden Krieg, die zurzeit in Deutschland im Umlauf sind, als ein Verbrechen. Die Aufgabe Deutschlands ist es, eine Brücke zwischen Ost und West zu sein zum Wahl Deutschlands und zum Wohl Europas. Cr brachte weiter die große Besorgnis des deutschen Volkes zum Ausdruck, mit der es die Ergebnisse der Pariser Außenministerkonferenz erwarte. Das deutsche Volk hoffe, daß die Grenzen nicht durch das deutsche Lebenszentrum gezogen werden-
Das Oren/slilcommen »nterreicstnot
Moskau. Außenminister Molotow und der Botschafter Afghanistans haben ein Abkommen unterzeichnet, das die Grenze zwischen beiden Ländern festlegt.
Auch das Problem von Aserbeidschan ist nach Meldungen aus Teheran endgültig bereinigt worden. Die persische Regierung hat dem von der Re- gicrungsdelegation unter Führung des Prinzen Firus geschlossenen Abkominen mit Aserbeidschan ihre Zustimmung erteilt. Die Provinz wird wieder unter die Verwaltung der persischen Zentralregierung gestellt. Die Ansprüche der Provinz Ascr- beidschan auf Selbständigkeit sind aufgegeben worden. Der Ministerpräsident von Aserbeidschan hat aus nicht bekannten Gründen seinen Rücktritt an- geboten.
Zwischen Frankreich und Jugoslawien ist ein Handelsvertrag unterzeichnet worden.
Zum Vorsitzenden der englischen Arbeiterpartei ist Staatsminister Noel Baker als Nachfolger Laskis gewählt worden.
Die englische Arbeiterpartei fordert die Bildung einer internationalen Streitmacht, um Aggressionen zu verhindern.
Masareyk hatte in London über die Ansprüche der Tschechoslowakei auf kleine wirtschaftlich wichtige Te,le Preußens Besprechungen mit Benin.
Die belgische Kammer hat der Regierung mit 07 gegen 84 Stimmen ihr Vertrauen ausgesprochen.
Die Gewerkschaften in Athen haben als Protest gegen diktatorische Rcgierungsmaßnahmen einen 24- stündigen Generalstreik für Dienstag ausgeruscn.
Kriechenland und Italien werden diplomatische Vertreter austauschsn.
Griechenland will über die Frage Monarchie oder Republik am 1. Dezember einen Volksentscheid durchführen.
In Bolivien konnte ein militärischer Aufstand gegen das Regierungssystem niedergeschlagen werden.
Der USA.-Kongreß bat mit 244 gegen 18.4 Stimmen da? sogenannte Antistreikgesetz angenommen. Präsident Truman verhinderte durch sein Veto die Rechtsgllltigkeit des Gesetzes.
Die
setzes
Verlängerung des P ve i s k o n t r o l l ge- ist vom amerikanischen Senat beschlossen
worden.
Der Streik der amerikanischen Seeleute ist abgesagt
worden.
Gin neues Programm für militärische Unterstützung Chinas soll in Amerika vorbereitet werden.
In Nanking ist zwischen Tschiangkaischek und dem Führer der Kommunisten ein Friedensvertrag Unt-rzeiMnet worden.
Der Arbeitsausschuß der all indischen Kon- reßpartei hat die Verfassungsvorschläge der knitschen Kabinettsabordnung endgültig aogeiehnt.
Oer ^Voltx-ev-orlcscftnstsftiinkl
Moskau. Am Montag begann die Tagung des Exekutivkomitees des Weltgewerkschaftsbundes. Nachdem bereits in den letzten Tagen Vertreter zahlreicher Gewerkschaftsorganisationen in der sowjetischen Hauptstadt cinge- troffen waren, sind am Sonntag noch die britischen Gewerkschaftsvertreter angekommcn.
Drille Protestnote »n puinrinien
Bukarest. In einer dritten Note, die die diplomatischen Vertreter Großbritanniens und der Vereinigten Staaten am Samstag der rumänischen Regierung übergeben haben, bringen die Regierungen der beiden Länder ihre Unzufriedenheit über Rumäniens Antwort auf die frühere britische und amerikanische Note zum Ausdruck, da sich die Zustände in Rumänien nicht geändert hätten.
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Xritiscjie Xnnposteit »n nsinitteln Iris ?»r Ornte 1947
Hamburg. Hier ist eine Inter zonener- nährungs Konferenz eröffnet worden, auf der die Vertreter der britischen und amerikanischen Militärregierungen, Generalleutnant Robertson und General Ciay bedeutsame Erklärungen über die Ernährungslage in ihren Zonen und in der Welt abgegeben haben. General Robertson wies darauf hin, daß die kritische Knappheit an Lebensmitteln in der Welt bis zur Einbringung der Ernte des Jahres 1947 andauern wird, vorausgesetzt, daß im weiteren Verlauf des Jahres 1946 und in der ersten Hälfte des Jahres 1947 durchschnittlich gute Wetterbedingungen herrschen. Wenn auch im Vergleich mit 1944 in Europa und auch im Fernen Osten eine Erzcugungssteiqerung erwartet werden kann, so wird sie doch noch erheblich unter dem Vorkriegsniveau liegen. Dies beziehe sich jedoch nur auf Brotgetreide und Reis. Bei der Versorgung mit Fleisch, Fetten. Eiern und Milch werde die Knappheit wahrscheinlich länger anhalten.
Diese Erklärungen decken sich auch mit einer Mitteilung aus Washington, wonach der amerikanische Landwirtschaftsminister Andersen erklärt hat. daß die Kontrollmaßnahmen der Kriegs- zei! für Getreide. Brot, Fleisch und Fett noch weiter aufrecht erhalten werden müssen. Auch dos Jahr 1947 würde vergehen, bevor eine normale Produktion cinsetzsn könne. Der amerikanische Lnndwirt- schaftsminister schlägt'deshalb die Bildung eines Wrlternährungsplans vor, dessen Aufgabe
es sein müsse, einen Ausgleich zwischen schlechten und guten Zeiten im Interesse einer gesicherten Ernährung in der ganzen Welt herbeizufllhren.
Auch auf dem Kongreß der englischen Arbeiterpartei hat Minister Marrisan auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, die auf dem Ernährungssektor weiter bestehen werden.
Die deutschen Redner auf der Hamburger Konferenz, der Beauftragte für Landwirtschaft und Ernährung in der britischen Zone, Dr. Schlange- Schöningen und der frühere Reichsminister Dr. Dietrich als Beauftragter für Ernährungsfragen in der amerikanischen Zone, nahmen zu dem Ernährungsproblem Stellung und erstattet« ausführliche Berichte über die Sicherstellung der Ernährung. Dr. Dietrich betonte, daß das deutsche Land, über das wir noch verfügen, zu eng geworden sei und es handle sich darum, die zerrissene Verbindung zwischen Deutschland und der Welt wieder herzustellen. Cr sei überzeugt, daß die Besatzungsmächte uns helfen würden, diesen Weg zu finden.
Biistnnscti von InänstrieerLeuKnissen
Berlin. Zwischen Vertretern der russischen und der amerikanischen Zone ist auf der interzonalen Handelstagunq in Berlin eine Abmachung über den Austausch bestimmter Industrieprodukte getroffen worden. Eine ständige Kommission soll diesen Austausch festlegen.
In den vergangenen Monaten sind in deutschen Zeitungen und Zeitschriften mancherlei Erörterungen theoretischer Natur erschienen, die sich mit dem strukmrellen Neubau eines demokratischen Deutschland beschäftigten. Zentralismus, Förderalismus, Partikularismus, Separatismus waren die mehr oder weniger unklaren Begriffe, in denen aneinander oorbeigsredet wurde. Es gab viele staatsrechtliche Fantasien und Definitionen, die sich in dem vorerst noch luftleeren Raum bewegten, den man Deutschland nennt.
Trotzdem waren diese Bemühungen nicht ganz umsonst. Sie grenzten immerhin verschiedene Ideen gegeneinander ab und schälten schließlich die Komponente eines Mehrheitswillens heraus, der offenbar einen föderalistischen Aufbau erstrebt. Seine Abgrenzungen können freilich erst sichtbar werden, wenn man von der grundsätzlichen Diskussion zur praktischen und staatsrechtlich formulierten Gestaltung vorwärtsschreitet.
Es hat den Anschein, daß dieser Zeitpunkt nunmehr gekommen ist. Nordwürttemberg-Baden und Bayern haben Entwürfe zu Lände rverfas- sungen ausgearbeitet: auch in der englischen Zone sind vorbereitende Arbeiten in dieser Richtung in Angriff genommen.
Der schwäbisch-badische Entwurf, den vor einigen Tagen sein Verfasser, Staatsrat Professor Dr. Schmid, der vorläufigen Ländervertretung vorgelegt hat, und der bayerische Entwurf, die Arbeit des bayerischen Ministerpräsidenten zusammen mit einem kleinen Ausschuß und unter Mitwirkung des schweizerischen Staatsrechtlers Professor Nawiasky, unterscheiden sich in einer grundsätzlichen Frage: ob die neuen Hohcitsgebilde „Staaten" oder „Län- der" sein sollen. Je nachdem man diese Frage beantwortet, ergibt sich zwangsläufig die Folgerung, daß dann ein künftiges Deutschland entweder die staatsrechtliche Form eines Staaten-Bun- des oder eines Bundes-Staates haben würde.
Der bayerische Entwurf hat nirgends Bezug genommen auf einen künftigen deutschen Bundesstaat. Er sagt ausdrücklich: „Bayern ist ein Freistaat. Die Staatsgewalt geht vom (bayerischen) Volke aus." Dagegen ist der württembergisch- badische Entwurf so angelegt, daß er von vornherein mit einer übergeordneten Reichshoheit rech- net; in seinem Artikel 88 sagt er ausdrücklich, daß alle Artikel dieser Landesverfassung außer Kraft treten, sofern sie mit der zukünftigen deutschen Reichsverfassung in Widerspruch stehen.
Dieser staatsrechtlich bedeutsame Unterschied zwischen den beiden Entwürfen hat den Ministerpräsidenten Dr. Maier veranlaßt, vor der vorläufigen Volksvertretung in Stuttgart eine Erklärung abzugeben, nach der zwar das Reich faktisch nicht mehr bestehe, da die Reichsgewalt ruhe; aber juristisch bestehe es weiter. Deshalb würden die Länder grundsätzlich zusamwengehören, so daß sie keine souveränen Staaten bilden, sondern nur über die Staatsgewalt auf der Stufe der Landeshoheit verfügen.
Inzwischen ist unabhängig davon in der Bildung der staatsrechtlichen Struktur ein weiterer praktischer Schritt zur übergeordneten Einheit erfolgt. Der in der US.-Zone bestehende Länderrat — Großhessen, Württemberg-Baden. Bayern — wird in ein Dreiländer direktorium umgebildet. Allerdings: es muß im Zusammenhang mit unserem Thema hier ausdrücklich betont werden, daß dies Direktorium — und ebenso der Länderrat — keine Zonenregierung- ist. Es ist ein Arbeitskörper, eine Verwaltunasunion, ein Instrument, das in der Hauptsache für eine möglichst weitgehende Koordinierung der Angelegenheiten der drei Länder sargt. Aber dies Direktorium wird in der Praxis nicht ohne bedeutenden Einfluß sein; zumal wenn es als deutscher Gutachter zu künftigen Kontrallratsgesetzen gelten wird. Dr. Erich R o ß m a n n, der Generalsekretär des Direktoriums, hat erklärt, diese Einrichtung werde sowohl von den Zentralisten wie von den Föderalisten mit Bedenken betrachtet. Man sieht auf extrem föderalistischer Seite im Länderrat den Keim zu einein Zentralismus; die zentralistische Richtung aber befürchtet, daß hiemit und mit der Einrichtung ähnlicher Organisationen in der englischen und französischen Zone die Bildung der Einheit in der Reichsverwaltung erschwert werde.
In diesem Zusammenhangs ist es weiter von Bedeutung, daß auf der Tagung des Länderrates der US.-Zone am 4. Juni als Gast der Präsident des Landes Thüringen, Dr. Rudolf Paul, anwesend war und in einer Ansprache einige grundsätzliche Bemerkungen zu unserem Thema gemacht hat. Er sprach von der Schicksalsverbun- dcnhcit aller deutschen Länder: er sagte, importierte Regierungssysteme könnten uns nichts helfen; er schloß mit den Worten: „Wir haben einen gemeinsamen Weg zu einem gemeinsamen Ziel."
Nun, vorerst-scheint es mit diesem gemeinsamen Weg nach etwas problematisch auszusehen, wie unsere Uebersicht hier genügend beweist. Sobald man über so allgemeine Tbcsen in die Praris hineinsteigt, zeigt es sich eben doch, wie sebr die Meinungen und, was wichtiger ist, die Willensr^b ----- gen auseinandergehcn. Auch wenn an 1"-::, i.
Ziel kein Zweifel ist. Ganz nbo-ft'm davon, daß es nicht in unserer Macht siebt, unseren W.'.a unabhängig zu gehen: das Recht zu souveräner staatsrechtlicher Selbstgestaltung hat uns Hitler verspielt.
Aber vielleicht ist es ganz gut, wenn zunächst auf verschiedenen Wegen der Gang in die Zukunft versucht wird. Nur dürfen sie sichUcht geaenseitia sperren. Zwischen Notwendigkeit und Freiheit ist Raum genug, nicht nur für Theorien, sondern auch für die praktische Formung unseres politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebenswlllsn»,