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Brre/ an einen /ranLösisc/ren Lrennd
Tübingen, den 14 . Lebrusr 1946 8ekr verehrter Herr. . .
Ls war mir eine große Lreude, daß ick mich mit Lknen über die Lrsge 6er deutsclien Lugend, dis mir so sebr sm Herren ließt, besprechen durfte; ich stelle noch jetzt unter dem Lindruek des weit herzigen Verständnisses, das 8ie den gegenwärtigen Lckwierigkeiten in 6er Lükrung diesei^Lugend ent gegenbringen.
8ie stellten mir eingangs 6ie krage. ob dre deutsche /ugend verstört oder verstockt sei. lck aut wortete Ihnen, daß nach meiner Ansicht die sk« demiscke Lugend anfänglich nur verstört war, daß
Offenheit auseinsnderzusetzen; ick dark Ihnen, was ich mündlick sagte; in 6iesem meinem Briefe mit derselben Offenheit wiederholen. Dabei stütze ich v^ick snk 6ie Beobachtungen, 6ie ich in 6em kalben Lakre machen konnte, seit6em ick — nach käst zehnjähriger Abwesenheit — wieder mit 6er Hochschule in Verbindung steke.
Ls gab einzelne un^ ganze Oruppen unter 6ieser Lugend, 6ie 6em damaligen 8tsat mit klarer Ablehnung gegenükerstsnden. Ls gab auch isst üker- sll Kritik sm Dritten Beich. Orundsätzlick aber war die deutsche Lugend in 6er jüngsten Vergangenheit in weiten leileo 6er Auffassung, daß 6er lVstionsl- Sozialismus ihre 8scke sei. Dies war 6ss Lrgelrnis einer raffinierten Propaganda, 6ie nur 6ie seliim- mern6e Vorderseite 6es lVationslsozialismus weißte. 8o war 6ie Lugend etwa 6svon überzeugt, daß im Nationalsozialismus 6ie lebendige Volksgemein- Nchskt un6 ein echter, mit 6er nationalen 16 ee verbundener 8ozislismu8 verwirklicht seien, daß obns den Nationalsozialismus Deutsclrlsnd 6em Buin verfallen wäre, un6 daß schließlich 6er Krieg ein !hkt 6er gerecliten Notwebr sei.
Ls war nicht zu erwarten, daß 6er Ausammen- krrrc/r es vermocht bätte, 6er Lugend, 6ie nichts anderes wußte als 6ies, von einem laß auf 6en
wur6e. 8ie wur6e, wie 8ie es in lbrer Lrsge präzis susdrückten, „verstört"
Daß diese Verstörung sehr tiek ging, ließt insbesondere darin begründet, daß mit den Idealen, die die fußend im Nationalsozialismus sali, such der 8inn ihres eigenen Daseins zussmmenzubrechen drohte; denn sie hatte diesen 8inn ja bislang in der Hingabe an jene Ideale geseben. V^enn etwa der Krieg nicht ein gerechter Kampf des Volkes um seinen Bestand war, wie die Lugend es geglaubt hatte, wurde dann nickt auch 6er erzene
müssen, kam die große seelische Labilität und die moralische Lmslündlickkeit, die die ßeZenwartiße akademische lußend in Deutschland so weithin kennreicknete. Daker kam es auch, dsk die Ver- störunß sich von ^nssnß an in einer lisltunß der ^kwekr äuLerte. Dm den 8inn ihres eigenen ^nns, etwa ihres soldatischen Linsstzes, kür sich selker ru retten, sah die lugend keinen anderen ^eg als den, so viel wie möglich von dem Vergangenen ?u hewakren. Diese Haltung ist noch keine Verstok- kung. ^ss. sie sdleint mir. kür die Ankunft gesehen, fruchtksrer nu sein als ein allriu rasches wechseln der Lahne; denn sie reigt den Lrnst. mit dem die fügend in die Auseinandersetzung eintritt
DsK aus der anfänglichen Haltung der -^hwelir hereits heute weithin eine Verstockung geworden ist, und dsK die Oefakr weiterer Verstockung Ke- kiekt, das ist, wenn ich es recht sehe, nur runr geringen T'ei/ 6ie §e/rn/6 dieser /ugend se/dst. Ich hake — zu meinem eigenen Lrstaunen — festge- st^ilt, dsk der nationalsozialistische Deist weiten leil^n dieser lugend nur wie ein Lirnis «utlag, und dsK er nur selten als Vergiftung in sie eingedrungen ist. Aur Verstockung Kaken vielmehr vor allem, von suKen kommende Dründe geführt. Ls ist notwendig. sie klar nu sehen und, wenn möglich, 2U Inseitigen, da aus einer dauerhaften Verstockung der deutschen lugend eine ernstliche Defskr für Llirops erwachsen könnte.
1 . Die innerdeutsche ^u/le/ärung in Lede und 8<hrift ist nscli dem Aussmmenkruch nicht kesyn- ders glücklich gewesen, und sie Hst, soweit ich sehe, von seiten der Lesstzungsmschte wenig frucht- hare .Anregungen erhalten.
s) Die Lresse und die Vortragstätigkeit machen weithin den Lindruck, als hätten sie nur die Lsrke gewechselt, sker das Niveau und die Terminologie
keihehsl^en. l)ie akademische lugend ist sker gegen nichts so empündlich wie gegen Lkrasen und „Lro psganda", und sie äst daher im kegrilf. sich gegen jedes an sie gerichtete ^Vort. such wo es mit ver sntwortlichem Lrust gesprochen wird. Lu verhärten k) Ls fehlt der studierenden lugend fast völlig die Möglichkeit, sich sach/ich iiöer die Degeurvarts /ragen ru orientieren. Die ^agesreitungen werden in der Lückenhaftigkeit und Xsivität ihrer Lerickt erststtung und in dem Lstkos ihrer l>eitsrtikel als kindisch empfunden lnskesondere ist es fast un möglich, üker das Lroklem „Luklsnd" Aufklärung ^u erhalten, üker das dakerdie fsntsstischsten Vor Stellungen kerrsclien Die akademische lugend glaukk aus diesen Dründen. dak ikr auch jetzt noch willentlich die Vakrkeit vorentkslten wird «ind sie miktraut allem Desprochenen und Deselvrieke nen, sei es deutscher, sei es ausländischer Herkunft kleine Vorschläge sind:
1. die sachliche Aufklärung vor der Propagandist! schen LeeinÜussung ru kevor/ugen;
2. von franLÖsischer 8eite aus sich otfen rui gegen wärtigen 8itustion. in all ihren Lroklemen und 8<hwierigkeiten. ?:u auüern. etwa in der Destslt, da6 man, worum iek micli seit einem kalken lskre vergehen« kemüke. Vertreter des französischen geistigen und politischen Lehens ?u der deutschen lugend sprechen lieke.
e) Ls fehlen fast völlig die konstruktiven /deen. für die sich die akademische lugend Hegeistern könnte. Im kleginn der Besetzung eines Landes mag für die lehendige Verwirklichung des (Gedankens der internationalen Verständigung, von Heiden 8eiten her gesehen, die Aeit noch nicht reik sein, ^ker auch die Idee des 8osüsIi8mus, wie sie von den wiydererstekenden sozialistischen Lsrteien vertreten v^cl. ist in ihrer dogmatischen 8tsrrkeit im gegenwaMigev aufgewühlten / 4 ugenklick nicht imstande, die^ugend ru fesseln. Ls fehlen vorerst noch die Vorkilder so^islistisclier Lükrung. Ls fehlt eine ükerrieugende Darstellung des 8o2islis- mus, die fähig wäre, erst einmal das soziale De- wissen zu wecken Ls kehlt schlielllich eine Verknüpfung der sozialistischen ldee mit den ?ro- Kiemen, die die lugend heute umtreiken, und die kis in das Dekret des Religiösen hineinreichen. 8o drohen Degrikke wie „Verständigung", „Demokratie", Sozialismus". „Lreikeit" im Dewulltsein der deutschen lugend zu ungreifhsren Phantomen zu werden, klier könnte, wie mir scheint, nur eine au/ krcdrer §a.^'.s durok^e/ü/rrte Aerukru/rL urr/ der lu- geud anderer Länder Heiken.
d) Der stärkste ^nlaK zur Verstockung kommt aus der Tatsache, dsK die Propaganda okt nicht unterscheidet zwischen der VerrverMekkert der Are/e, kür die die vergangenen klachtksker den Krieg führten, und der Lcklkert des Einsatzes der dugend
Punkt im 8ewu6tsein der gegenwärtigen deutschen lugend; hier such ist ihre Lmpündlichkeit ni^it ohne Berechtigung. Veröffentlichungen, die dies nicht keachten, fordern den l'rotz käst der gesamten lugend heraus. Verfehlte lVIaLnakmen, wie etwa die, alle ehemaligen Offiziere von der Universität suszuschliellen, können nur dazu führen, gefährliche bester der Opposition zu Hilden. Ls müLte vielmehr von verantwortlicher 8eite aus deutlich ausgesprochen werden, daÜ die klingske der lugend in dem Kampfe, den sie in seinen fragwürdigen Aielen nicht durchschauen konnte, der Achtung der heute in Deutschland Legierenden und such der Besstzungsmächte sicher ist. Lrst wenn dies grundsätzlich anerkannt ist, wird man hekut- ssm dsrsngeken können, die lugend auf die ethische Aweikelkaftigkeit des Krieges aufmerksam zu machen.
Lntscheidend scheint mir such zu sein, da6 man darauf verzichtet, der lugend aus ihrer nationalsozialistischen Betätigung, etwa in der klrt/er- jugend, einen generellen Vorwurf zu machen. Ls gsk freilich einige, die im Nationalsozialismus ihre üklen Instinkte sngesprocken fühlten; ihre Vergehen wird man im einzelnen festzustellen und sk- zuurteilen haken. Die Nehrzak! sker machte aus Dutglaukigkeit mit, weil sie dem suÜeren Anschein traute und nicht sehen konnte, was seihst die Lr- wschsenen nur selten durchschauten Dnd was die führenden 8tellungen in der Hitlerjugend angeht, so strekten sie viele lugendliche nur darum an, weil dies di« einzige Nöglichkeit war, ihre geistige und moralische Dekerlegenheit üker die blasse ihrer Kameraden zu pädagogischer Lruchtksrkeit zu kringen.
^Venn die ^Lelt ükerksupt noch auf die deutsche lugend zahlen will, dann kalte ich es für eine
8sche von suLerster Dichtigkeit, dsL sie sich zu einer Denera/amnestre dieser lugend entschlieKe. Denn nur dann, wenn man diese lugend grundsätzlich von der 8chuld an dem Vergangenen frei spricht, wenn man ikr die Lksnee eines unkelsste- ten I^euankanges gikt, und wenn man ikr wirkliches Vertrauen entgegenkringt, kann es. wie mir scheint, verhütet werden. da6 sie in eine endgültige Verstockung kineingerät. die eine neue V^eltver wirrung heraufhesekwören müüte.
2 . Der zweite wesentliche Drund. der in die teilweise Verstockung kineingekükrt Kat. ist die f/nge- ^c/ärt/reit der gegenwärtigen po/itiscken 8ituation.
al Die deutsche lugend lieht Deutschland, such und gerade in seiner gegenwärtigen Aerrissenkeit: ich war Ihnen dsnlcksr, dsü 8ie diese Leststellung mit Achtung und Verständnis zur Kenntnis nahmen. ^us dieser Lieke aker kommt es, daL die lugend unter der Dngeklärtkeit der Ankunft dieses Vaterlandes schwer leidet und sich deskslk leicht in eine unfruchtkare nationalistische Oppostion drängen läKt.
lch hin mir klar darüker. dsL man die Lreig- nisse der ^Leltpolitik nickt vom Horizont der pro- klemalilc der deutsch^ fugend her herrschten kann !>I„r möchte ich darauf Hinweisen. da6 jedes Aogern in der klaren Lestlegung dessen, was mit Deutschland geschehen soll, diese lugend in ihrem lVotz verhärtet. Dewisse ^la/lnskmen der Drenz- regelung wird sie wie jeder Deutsche nicht ver- schmerzen können; aker im ükrigen wird alles um so schlimmer, je länger die Aeit der DngewiLkeit dauert
k) Ick Kake kei der akademischen lugend viel Verständnis dafür gefunden, da6 der Desichtspunkt der Bache nur ganz vereinzelt zur Deltung kam. Dleichwohl kleiken die Alliierten kür die deutsche lugend die fremden Okkupationsmächte, und diese Tatsache hekördert die Bildung eng nationalistischer Desinnung. Dem wird man am Kesten dadurch entgegentreten können, daö die Politik einer /ruma- nen Ae/rand/ttng der Bevö'/Lernng. die sich erfreulicherweise immer stärker durchsetzt, weiter kort- gekükrt wird; viel Heiken könnte such eine Lösung des proö/ems der deutschen Kriegsge/angenen; sollte Lrankreick such in Ankunft deutsd^e ^r- keitskräfte henötigen, so würde ein Austausch der Kriegsgefangenen gegen politische Dekangene die Lage sicherlich weiter entspannen.
c) Die deutsche lugend herrschtet die weltpolitischen Descheknisse scharf unter dem Desichts- punkt. ok dort die Ideen verwirklicht werden, unter denen man den Nationalsozialismus keksmpfte.
Vor allem die polnischen Usönskmen sind nickt dazu angetan, sie vor der Dekskr einer völligen 8/cepsis a//er rdeo/ogischen po/itik gegenüber zu hewakren. Uögen die Lrwachsenen such die historischen und politischen 8lhuldzussmmenhänge zu ke- greif^n keginnen, unter denen die polnischen De- waltakte steken, so sieht die lugend darin doch zunächst ein Unrecht, das an I^lenschen geülrt wird, die zum grollen lei! unschuldig sind. Lind daraus entwickelt sich schon jetzt ein IksL gegen den östlichen lVschharn Deutschlands, den ich nur mit groKer 8orge wachsen sehen kann.
3 . Anr Verstockung der deutschen akademischen lugend tragt schlieLIich noch entscheidend die l'at- ssche kei, da6 die begrünende Oppostion gegen a/ie Ansätze des Veuau/baus aus denr Kreise der Lr- wac^rsenen bernrb'eb gesebürk wird. Dies ist ein Lak- tum, und mir scheint, es nützt nichts, davor die / 4 ugen zu versckIieLen und zu Kolken, ds6 es mit der Aeit schon kesser werde.
8ie werden mir erlsuken, daL ick mich darauf kesckränke, suk diese l'stssche und die daraus zu kefürchtende Dekskrdung der lugend hinzuweisen. Lleker die praktischen Konsequenzen zu urteilen, die sich daraus ergehen, möchte ich berufeneren Männern ükerlsssen
Aussmmenksssend erscheint es mir als das dringendste Lrkordernis, dsL man sich, um drohende Dekskr für die V^elt zu verhüten, von seiten der /Llliierten ernsthaft um die Dewinnung der deutschen lugend kemükt, ds6 man ikr die ^löglich- keiten einer sachlichen und vorurteilsfreien Orientierung kietet, und daL man dafür sorgt, daL die, die unmittelkaren Linkluö auf die lugend Kaken, die Dewäkr für eine verantwortliche Belehrung und Lrziekung hieten. Voraussetzung kür eine dauerhafte Dewinnung ist vor allem dies, da6 man dis detttscbo lugend grundsätz/iob. von einizeln festzustellenden Vergehen akgeseken, von der §cbu/d an der Vergangenbeit /rer'sprr'clrt. daL man ikr die Dksnee gikt, okne Belastung durch den l^lakel dessen, was geschehen ist, ihre Kraft kür die D^- staltung der Ankunft einzusetze«. und daü man ihr das Bewußtsein schskkt, da6 die lVe/k, nae/rdem die vorangegangens Deneration vertagt bat, au/ dieis kommende Deneration, auelr in Deutseb/and, reeb- net. ?^ur so. scheint mir, kann man die deutsche lugend mit einsetzen für den I^eukau der V elt. um den es ja letztlich — das ist trotz allem meine tiefe Llekerzeugung — diesseits und jenseits der Dren- zen geht.
Ich versichere 8ie. sehr geehrter Herr .... meiner aufrichtigen kkochschätzung und kegrüße 8ie als Ikr sehr ergebener 1 Lr//re/m IVeise/redei
/rma §uirberger.-
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Line Lrinnerung an dis Aeit vor I 9 AZ
Lin heißer ^ugusttsg. Draußen vor einer schws- kischen 8tsdt liegt, von allen 8eiten mit Okstkäu- men umgehen, eine schlickte, sker gemütlich sus- sekende lugendkerkerge. 8ie stekt kür den ^Länderer kesonders einladend da, wenn er müde und verstsukt die ^lkkerge hinter sich gelassen Kat und dankbar kür ein Obdach ist.
l^oek ist es verhältnismäßig stille im Dause, flacht es die Ditze aus?
Da, so gegen 5 Dbr. kommt die erste Lsbrten- gruppe durch den Dsrten getippelt. 8onnverbrsnnt, staubig und etwas durstig siebt sie aus.
^ker das Aiel ist ja erreicht. Ls ist eine snge- meldete Druppe aus dem Unterland, deren Lehrer jedes lskr 8 —10 läge seiner Lerien opfert, um mit seinen 8<hülern eine Lskrt zu machen. 8ie sind 8tsmmgssre hier. Lntsprechend herzlich fällt dis Begrüßung mit der Derkergsmutter aus.
,,^un müssen 8ie uns mal wieder haken." Lind fröhlich kommt die Antwort: „ls, ja, da ick Luch schon Kaken muß, so will ick Luck such gerne Kaken." Verschiedene Desichter vom letzter^ lskr sind wieder dabei, unter anderen ..Bohhi". der Linsnz- gewaltige der Druppe. Die Neulinge gucken neugierig und erwartungsvoll.
!^un vollzieht sich der feierliche ^kt der Lintra- gung in das „Derkergsbuch" und des Bezahlen». Das Liekernschten ist ja wirklich nicht teuer mit 20 Pfennigen je Kopf und ^sckt. „13 lVlsnn ssrk", meint die Derkergsmutter; „wir Kaken einen Baum mit je 12 und 6 Betten oder den großen 8ehlsk- ssal. 8ie dürfen wählen." Derr Doktor entscheidet sich für die 2 Bäume. „Letztes lskr Kaken wir im 8ch!sfs«sl geschlafen. ^Vir legen kalt die drei Bravsten besonders." Diese Bemerkung wird allerdings etwas mißtrauisch ausgenommen. ?lun noch die Bettkarten; ob man oben oder unter scklsken dark, darüber wird nicht gestritten.
Dann gebt» zum Oblegen und Droßreinemschen. wenige lVlinuten spater ballt es im Brsusersum geräuschvoll und lustig zurück.
Ls dauert nickt lange, so sitzen sie alle krisch und strahlend um den lisch und lassen sich einen beachtlichen lopf mit Milchreis schmecken.
Inzwischen sind noch mehr Däste einretrudelt, und es wogt eine frohe 8timmunx durch das ganze Daus.
Der ^Lbend bringt etwas Kühlung, und die Däste verziehen sich in den Dsrten. Da tsncht «uck der Herbergsvater suk. 8o ein richtig Aünktiger. mit kurzen braunen 8smlhosen und kneippssndakeu. Usn bst allerdings nickt den Lindruck, als ob dis kurzen Dosen, wenn es drauf snkäme, den schuldigen Bespekt verwischen könnten. Letzt gerade tut er freilich lustig mit den Hinterländern und sonstigen Buben 8chenkelpstsrhen. Lr und der Doktor schreiben eine ganz ordentliche Handschrift. Di« sich darum scharenden l^lädchen linden es eine V^eile interessant, aber dann zieben sie sick zur Bank unter dem großen Birnbaum zurück.
Langsam senkt «ick die Dämmerung kernieder, und kei den Lungens macht sich die Uüdigkeit bemerkbar.
Line Panse entsteht, und jedes spürt den /^bend- lrieden. Dsnz leise raunt der ^Vind durck di« Bäume. Da, irgendwer batte es snsestimmt: ..Ls dunkelt schon in der Deide, nach Dause laßt uns gebn." ^Ile fallen ein. Dann bolt einer seine Deigs und der Herbergsvater seine Klampfe. „V^ie schön blübt uns der klaien" klingt es in den / 4 bend bin- ein. Die Aitker lockt, die Deige klingt. — „V enn alle Brünnlein hießen" — ein Volkslied lost das andere ab. Lind alle lassen sich von dieser 4 bend- Stimmung geksngennekmen. Bis der Herbergsvater zum Abschluß anstimmt: „kein schöner Land in dieser Aeit..."
Dis löne sind verklungen. Line Viertelstunde spater verlöschen such die letzten Lichter, und Lriede lagert über Daus und ^lstur. — Ist alles verklungen?
Dieter 8ro/r:
vik
„8ckreiben 5 ie eine Kurzgeschichte", sagte der Bedakteur „8te!len 8ie Ibre LIKr, jetzt ist es 1 l LIbr 20 borgen um diese Aeit werden die restlichen Nummern mit lkrem Artikel schon wieder
lc^> ging. Die LIbr ging Llebersll sab ick Aeiger riuken. > 4 l»er mir liel nichts ein kein Badkabrer gab 4 .nlsß zu Betrackitungen. kein Bekannter wußte ein*>n zündenden ^itz kein iVIädcken sprach mick Ln. etwa so: „Delken 8ie mir, man verfolgt mich.
IVickts.
Au Danse legte ick die Beine auf den lisch und hielt das 8<hreibzeug bereit. Nichts lck kaute den Bleistift gründlich aus. ick spitzte ibn vorn und hinten. Nichts Die 8rhublsde zog ick «uk. in der »lte 4.epkel vor sich bin dukten, und schnupperte lange Aaeb 8ekillers Bezept. wissen 8ie? Xlsn bat es mir jedenfalls so berichtet, ^ber es bslf nichts. Ich zerriß rebn Manuskripte und verbrannte sie, um den Unsen ein Bsucbopker zu bringen. Die -^schc- streute ich aus dem Lenster in die winkle. Die Uusen schwiegen, nur die Leute unter mir nicht, weil sie gerade die frischgewssckene XLäsche da draußen ankgebringt batten
Dkr/.eit: 16 Dkr 30
Ich legte mich ins Bett. Vielleicht, daß mich nun die U'ise küßte. Ls war ein kleiner lrick. sozusagen Nachts, wenn ick gerade''sm Abgrund des 8<h!ates ein Pein bebe, um kinakzuspringen. fällt mir nämlick immer etwas wichtiges ein,- und aus ist's mit der wohlverdienten Luke kennen 8ie das?
Vas soll ick llinen sagen! Diesmal sehlief iek pütürlich ein. Ich träumt« von der Lründung de.
lelekons. 8ekr interessante 8ache. Lin erbebender Augenblick, als es zum erstenmal klingelte. Line 8timme riek zärtlich: Dallo —
Ls klingelte wirklich. Immer klingelt es, wenn ich schlske. 8onst kommt niemand ^ker liege ich erst im Bett, dann jagen sich die klingelzieker» und jeder läßt dem anderen gerade so viel Abstand, daß ich inzwischen wieder ins Bett steigen kann.
/ 4 !so: es batte geläutet. Dbrzeit: 19 Dbr 10 . Ich eilte zur lür. Lin Derr lüftete den Dut gemessen und sprach: „Deststten, plinkel." Ich gestattete. „Lrlsuben 8ie", fubr er kort, „daß ich nsbertrete." Ich erlaubte es. Derr plinkel, ein würdiger Lnd- vierziger, sank zwanglos auf einen bequemen 8itz, wobei er den Dut auf den L'isch legte, seufzte und erklärte: „Uein Derr, die Veit ist schlecht."
„Haben 8ie Beweise?" kragte ich, noch ungewiß über den 8inn der Lage.
„O ja!" nickte Derr plinkel mit nachdrücklich erhobenen Brauen. „Nehmen wir — beispielsweise — die Lrsuen." Lr setzte den Kneifer ab, zog sein Lsschentuck und begann eine gründliche Beinigung der Dläser. „Die Lrauen", kubr er bedächtig kort, „sind käst alle schlecht. Lind sind sie nicht schlecht, dann sind sie langweilig. Lin betrübendes Phänomen Versieben 8ie das, junger Usnn?" Lr setzte den Kneifer wieder suk die l^sse und prüfte mick
..Dm — man könnte vielleicht durchaus, wenn such mit einem gewissen Vorbehalt. . ." begann ick Derr plinkel lächelte wilde: „XLir versteben uns. wie ich sebe." Dabei zog er aus der rechten Lsckentssche ein Brillenetui, öffnete es vorsichtig und entnabm ibm eine Dornbrille ..^Lie ünden 8ie die politische Lage?" bemerkte er. „lrritie- rend, nicht wahr?" Lr versenkte den Kneifer in der reckten Lackentascka „n»t Brillenetui »nd
setzte das Dorngestell ank. Lke ick antworten konnte, kukr er kort: „8eken 8ie die Lliexe dort?"
Leicht erstaunt wandte ich mick um. „8ie meinen auf der Landkarte? Die auf dem ?lördlicken Lismeer sitzt?"
„ln der L'st", sagte Derr plinkel, leickt verstimmt. Lr nskm die Hornbrille ab, kukr in die linke Lsckentaseke, entzog ikr ein Brillenetui, diesem eine Brille mit »cklicktem 8 t»HIgeste! 1 , setzte sie auf und steckte di« andere samt Ltui in die l'sscke. „8eben 8ie die Ameise dort?" sprach er.
„8iv meinen die suk dem Lensterkrett?"
„La, allerdings." Derr plinkel war offensichtlich erbost. „Dock sei dem. wie ikm wolle", kukr er kort, „gewiß lesen 8ie die Aeitung. Oder mackt es lbnen 8«hwierigkeiten? ?lyin? 8o so .." Dabei kubr er in die obere reckte Westentasche, entnahm ikr ein Brillenetui, diesem eine goldgefaßte Brill« und ließ die stählerne verschwinden. „Usn sollt« nickt glauben, dsk so ein Aeitungssckreiker . sprach er dazu.
„Derr plinkel!" Lei ick ikm in die Bede. Ls mußte ein Irrer sein oder ein lVacktvandler, der zu krük sukgebrochen war und sick jetzt bei mir die Aeit vertrieb.
„Uein Derr", «prack aber jener unbeirrt, „erlauben 8ie mir noch die eine Lrsge: seben 8ie da» 'Liercken dort auf der Tapete?"
Daü dick das Uäuslein! dachte ick voll Orimm. Das war ja ... „^iein. ick» seke es nicht!" schrie ich. „^ber 8ie können mich — 8ie können mick endlich darüber sukklären. ws« 8ie eigentlich von wir wollen!"
Lr griff in die linke Westentasche. „Lassen 8ie die Dinger stecken!" flehte ich ..0 bitte", lächelte Derr plinkel versöhnt. ,.lek möchte lknen nur »och unser neue« 8o»uenbri1l«uuiodell zeigen, als
Angabe gewissermaßen. Ich bin gleich fertig." Ich war sprachlos. „Ls", kukr er kort, ..die jungen Leuts heutzutage sind eitel, lck dsckte es mir gleich. Lieber gebt man obne Brille, als daß man erkennen will, was über die V^snde lauft. Kleine Birma macht« es sich dsber zur dankenswerten Aufgabe..
„Derr plinkel!" riek ick und griff nach dem Brieföffner. ...letzt frage ick 8ie: seben 8ie die Lur?"
Derr plinkel suchte den ILneiker bervor. nahm seinen Dut und ging.
Ick zog einen Dsusschuh aus. erschlug die Lliegs im Nördlichen Lismeer, die Ameise auf dem Len- sterkrett und das L'ierchen an-der LLand. Daun kündigte ick meiner Wirtin das Aimmer.
Llkrzeit: 20 LIbr 43 .
lch eilte zur Bedaktion. .,8tellen 8ie sich vor", begann ick, „mir ist etwas dazwischen gekommen ..."
„^ukschreiken!" schrie der Bedakteur und legte die große 8ckere griffbereit. „In zwanzig Klinuten wird gesetzt!"
Deute können 8ie es lesen.
5däOWOkiv^r^ic^i8
öonrs
Chinesisch: Priester des Lo. Linier einem „Konzen" versieben wir einen Uenscken, der unter Ausnutzung bestimmter Lntwicklungserscheinungen sich eine Uachtposition verschafft, die er lediglich dazu benützt, seine persönlichen Belange vorwärtszubringen (psrteibonze, kulturbonze), oder um sich vor einer gekabrlick scheinenden politischen Bewegung
er sich zu einem Parteigänger eben jener Bewegung macht. Das Bonzentum ist die größte Oekabg einer jeden politischen Partei.