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Am Samstag, dem 15. Juni, treten die vier Außenminister wieder in Paris zur Vor­bereitung der Friedensverträge zusammen. In der Zwischenzeit haben die stellvertretenden Außen­minister vorbereitende Arbeit geleistet. Sie wer­den den Außenministern in einem zusammenge­faßten Bericht alle Punkte unterbreiten.

Auf die neue Viererkonferenz in Paris blickt die ganze Welt mit gespannter Erwartung. Werden die großen Vier sich über die wichtigsten Probleme diesmal einigen können? Gerade in den letzten Tagen ist ja in bedeutungsvollen Reden auf die Notwendigkeit hingewiesen worden, unter allen Umständen im Interesse eines dauerhaften Frie­dens zu einer Uebereinstimmung zu gelangen. Auf der Tagung der englischen Arbeiterpartei in Bour- nemouth hat der Vorsitzende, Professor L a s k i, gesagt, daß die englische Arbeiterpartei als mäch­tigste Arbeiterbewegung Westeuropas niemals di­rekt oder indirekt eine Regierungspolitik stützen werde, die die Sicherheit Rußlands gefährdet. S o> zialistische Regierungen wie in Großbritan­nien und in Rußland seien die sicherste Gewähr für einen dauernden Frieden, wenn sie ihre Kräfte vereinigen und die sozialistische Idee interna­tional wirksam werden lassen. Der Bestand der Zivilisation sei gefährdet, wenn nicht ein Einver­ständnis erzielt werde.

Diese markanten Sätze sind von Außenminister Bevin in seiner Rede vor der Parteikonferenz noch unterstrichen worden. Er habe alles getan, um Rußlands Vertrauen zu erringen, und hoffe, daß dieses sich ebenso vertrauensvoll zu einer enaen Zusammenarbeit bereitfinden lassen werde. Eine Teilung Europas in zwei getrennte Sphären sei eine Gefahr. Er habe absichtlich nach kein Bünd- nis England-Frankreich in Vorschlag gebracht, um eine Blockbildung zu vermeiden.

Auch die deutsche Frage ist vor dem Par­teikongreß zur Sprache gekommen. Staatssekretär Baker warnte davor, Deutschland gewaltsam zu zerstückeln. Es müsse wirtschaftlich geeint werden.

Ueber die staatsrechtliche Neugestaltung Deutsch­lands bringt, nach Meldungen aus Washington, der amerikanische Außenminister Byrnes einen Vorschlag nach Paris mit. Schon der frühere fran­zösische Botschafter in Berlin Frangois Pon­cet hatte einen solchen ausgearbeitet, der die Auf­teilung in sechs Staaten vorsah. Der Entwurf des amerikanischen Außeniministers sieht nun die Auf­teilung Deutschlands in zwölf Staaten vor. Byr­nes glaubt, daß dieses Projekt auch die Zustim­mung Englands finden würde. Ein 25jähriger Vertrag der vier Großmächte solle die Entmilitari­sierung Deutschlands überwachen. Mit besonderem Nachdruck hat Byrnes erklärt, daß ein neuer Fehl­schlag der Außenministerkonserenz ein. unwieder­bringlicher Schaden für die ganze Welt sein würde.

Während Byrnes nach einer weiteren Meldung schon zufrieden wäre, wenn die neue Konferenz einige Fortschritte" machen würde, gehen B e - vins Hoffnungen erheblich weiter. Er hat in sei­ner Rede dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß in Paris in der nächsten Wochedie entscheidenden Grundlagen für den endgültigen Frieden" gefunden werden möchten, wobei er gleichzeitig durchblicken

In einer f r a n z ö s i s ch e n Not«, die in Washing­ton übergeben worden ist. wird eine Erhöhung der deutschen Kohlenlieferungen gewünscht.

Churchill ist vom Papst in einer längeren Au­dienz empfangen worden.

Der Generalsekretär des englischen Gewerk- schaftsbnndes ist mit anderen Persönlichkeiten in den Adelsstand erhoben worden.

Die höchste norwegische Auszeichnung, der St. Olafsordcn. ist Frau Älerandra Kollontai, der ersten sowietrussischcn Gesandten in Norwegen, verliehen worden.

Der österreichische Außenminister Dr. Eruber ist nach Wien zurückgekehrt, nachdem er in London und Paris Besprechungen gehabt hat.

Oesterreich wist die Südtiroler Frage anläß­lich der Friedenskonferenz erneut aufwerfen

Der ungarische Ministerpräsident ist an der Spitze einer Abordnung in Washington eingstroyen.

Rumänien lehnt jedes Kompromiß über Sieben­bürgen ab. Diese Erklärung steht im Zusammen­hang' mit der Reise der ungarischen Regierungs­abordnung nach Amerika.

Der Vatikan hat Monsignore Caususto auf Er­suchen der rumänischen Negierung von seinem Posten als Vertreter des Heiligen Stuhls in Rumänien ab- berusen.

Der englische A r b e i t e r k o n g r e ß hat st-k mit 2 078 NO« Stimmen gegen die Berschmelzunq mit der Kommunistischen Partei ausgesprochen. 488 000 Stimmen waren dafür.

Der neue sowjetische Fünsiahresplan steht «ine Steigerung der Industrieproduktion um 40 Pro- zent des Vorkriegsstandes vor.

Distürkischen Wahlen sollen schon am 21. Juli erfolgen, um der demokratischen Opposition keine Ge­legenheit zu geben, ihre Organisation aufbauen zu können.

Rekordernten an Weizen werden in Amerika und Australien erwartet.

Die Ratifizierung des franz ö s i s ch - ch ine s i - scheu Vertrages über Jndochma ist im chinesi­schen Außenministerium in Nanking erfolgt. Frank- reich verzichtet auf alle exterritorialen Rechte m China.

Die neue japanische Verfassung ist im Gehei­men Rat gebilligt worden und wird dem Reichstag am 20. Juni vorgelegt werden.

Der Waffenstillstand in der M a n d s ch u r e ü ist nach dreistündiger Dauer von den kommunistischen Etreitkrästen gebrochen worden.

Frieden abschließen würde, falls auch vor den Vereinten Nationen nicht erzielt wer­den könne.

8 psalc lief Riäsult

Paris. Der belgische Außenminister Spaak hatte mit Außenminister Bidault eine Bespre­chung über das Problem des Rhein- und Ruhr­gebietes und der deutschen Kohle, da dadurch Bel­giens Interessen besonders berührt werden.

IVeuer 8 cliritt Iruinsus bei 8 talin London. Der Korrespondent desEvening Standard" in NewPork teilt mit, daß Prä­sident Tr um an im nächsten Monat einen neuen Schritt bei Stalin unternehmen werde, um zu versuchen, aus der diplomatischen Sackgasse her­auszukommen, in der dieGroßen Drei" sich be­

finden. Die Mittelsperson soll der amerikanische Reparationskommissar Edwin Pauley sein, der zurzeit die Welt mit dem Rang eines Botschafters bereist. Die Londoner Zeitung betont, daß Pauley im Juli in Moskau sein wird.

Der neue britische Botschafter in den Vereinig­ten Staaten beurteilt die Verständigungsmöglich­keiten zwischen den Westmächten und der Sowjet­union sehr günstig. Er befand sich früher als Ver­treter Großbritanniens in Moskau. Seiner Ansicht nach wünscht die russische Regierung eine Verstän­digung mit den Westmächten und ist lebhaft an der Arbeit der Vereinten Nationen interessiert.

IVeue korUerungen sn Teheran

Teheran. Offiziell wird zwar gemeldet, daß die Verhandlungen über Aserbeidfchan nicht unter­brochen worden sind und der Gedankenaustausch wei­ter vor sich geht, doch soll die demokratische Regie­rung in Aserbeidfchan neue Forderungen in Teheran gestellt haben. Der persische Propagandaminister hat sich im Flugzeug nach Täbris begeben, um Einzel­fragen über die Rückführung Aserbeidschans unter die Oberhoheit der persischen Nationalregierung zu besprechen.

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Liäault »iill clie neue kkexierunz liileien

Die neue verfassunggebende französische Natio­nalversammlung ist am Dienstag zu einer kurzen formellen Sitzung zusammcngetreten und hat das Rücktrittgesuch des bisherigen Kabinetts Gau in entgegengenommen. Gouin wird jedoch die Negie­rungsgeschäfte weiterfllhren, bis eine neue Regie­rung gebildet ist. Da der Arbeitsausschuß der Re­publikanischen Volksbewegung (MRP.) den bis­herigen französischen Außenminister Bidault als neuen Regierungschef in Vorschlag bringt, wird die neue französische Regierung voraussichtlich ein Kabinett Bidault sein, entsprechend dem Ausgang der Wahlen, die der MRP. die Höchstzahl der Mandate eingebracht haben. Nach Erklärungen führender Persönlichkeiten dieser Parteien bean­sprucht sie noch das Außenministerium, das Fi­nanzministerium und andere wichtige Regierungs­ämter.

Der Nationalrat der sozialistischen Par­tei Frankreichs (SFJO.) hat am Pfingstsonntag in Paris einstimmig einen Antrag angenommen, wonach die Partei bereit ist, in die neue-Regie­rung einzutreten, aber die Üebernahme der Mini- sterpräsidentschast ablehnt. Ferner hat folgende Entschließung Annahme gefunden:Der Nativnal- rat beschließt, nicht erst die Wahlperiode abzuwar- ten, sondern sofort den anderen Parteien den wis­senschaftlichen ,demokratischen, menschlichen, natio­nalen und internationalen Sozialismus von Iau- rcs, Jules, Guesde und Vaillant, der die Grund­lage der sozialistischen Arbeitereinheit darstellt, mit Loyalität aegenüberzustellen." Zum Vorsitzenden der sozialistischen Parlamentsgruppe ist wieder Edouard Depreux gewählt worden. Der National­

rat der Partei und die sozialistischen Parlamenta­rier sind sich in der Auffassung einig, die Partei dürfe durch die Üebernahme der Ministerpräsident­schaft nicht mehr belastet werden. Was die Beteili­gung an der zukünftigen Regierung Bidault betrifft, so wollen sich die Sozialisten vorerst ab­wartend verhalten und einen endgültigen Stand­punkt erst einnehmen, wenn bestimmte Vorschläge Bidaults über die Zusammensetzung seiner Regie­rung vorliegen.

Ein Teil der Pariser Presse deutet diese Taktik dahin, daß die Sozialisten sich noch nicht festlegen wollen, ob sie mit den Kommunisten oder mit der MRP. gehen wollen.

Das Zentralkomitee der MRP. hat am Pfingst­montag zwei Anträge angenommen. Im ersten wird Bidault als Regierungschef vorgeschla­gen, weil er die Einheit aller Republikaner auf breiter Grundlage verwirklichen könne. Im zwei­ten legt die MRP. ihren Standpunkt zu den wirt- schaftlichen Problemen fest, vor allem zu den Löh­nen und Preisen. '

Das Zentralkomitee der Kommunisten wird erst am Samstag zusammentreten, um die Richtlinien für die zukünftige Haltung der Partei festzulegen. Ihr Führer Duclos hat erklärt, daß er die Forderungen des Allgemeinen Gewerkschaftsver­bandes in der Lohnfrage unterstütze. Die MRP. will einer Erhöhung der Löhne nur bis zu einem gewissen Grad zustimmen, damit die Stabilität des Franken nicht gefährdet wird.

Die zweite Sitzung der verfassunggebenden Na­tionalversammlung hat am gestrigen Donnerstag stattgefunden.

in Italien

I?iir einen neuen Vollcsenlstcheill / Xrone Kexen RexiernnZ

Nach einer offiziellen Mitteilung des Kassations- gerichtshafes in Rom haben 12 672 767 Wähler für und 10 688 950 Wähler gegen die Republik ge­stimmt. Diese geringe Mehrheit veranlaßt die Mo­narchisten, von dem Kassationsgerichtshof die Be­kanntgabe der Zahl der Nichtwähler und der un­gültigen Stimmen zu fordern, da die vom Gesetz verlangte Mehrheit nicht nur durch Vergleich der Stimmen für Republik oder Monarchie zustande komme, sondern durch das Verhältnis dieser beiden Zahlen zur Zahl der Nichtwähler. Außerdem wird in einem Schreiben an den Chef der interalliierten Kontrollkommission, Admiral S t o n e, eine Ueber- prüfung der Stimmzettel gefordert, da angeblich zahlreiche technische Fehler und Fälschungen zu­gunsten der Republik vnrgenomincn worden seien. Entsprechend wird die Tätigkeit der Monarchisten immer intensiver, vor allem in Süditalien, dessen Autonomie in Versammlungen und Flugblättern gefordert wird.

Aus der Umgebung des Königs Umberto II. wird der Wunsch nach einer Wiederholung des Volksentscheids geäußert. Der König würde bis dahin einen Regenten ernennen, unter Umständen sogar de Gasperi selbst. Auch im Ministerrat wurde dieser Vorschlag erörtert, doch konnte keine Eini­gung erzielt werden.

Zwischen dem König und der Regierung de Gas­peri ist ein Konflikt wegen der Anerkennung und Ausrufung der Republik ausgebrochen. Der König will die endgültigen Ergebnisse des Volksentscheids abwnrten, die am 18. Juni vom Obersten Ge­richtshof bekanntgegeben werden. Bis dabin sei er Staatsoberhaupt, de Gasperi dagegen steht auf dem Standpunkt, daß die Funktion des Staats­oberhauptes bereits auf den Staatspräsidenten übergegangen sei. Er hat auch bereits die Geschäfte übernommen. Umberto II. hat sich nach Pisa be­

geben, wo er bis zum 18. Juni zu bleiben gedenkt. Auch der Präsident der alliierten Kommission, Ad­miral Stone, hat den Wunsch geäußert, die Pro­klamation der Republik solle nicht vor dein 18. Juni erfolgen, da erst dann die Ueberprüfung der Wahl­beschwerden abgeschlossen sei. Der König will dann dem provisorischen Präsidenten des republikanischen Staates persönlich die Regierungsbefugnisse über­geben. Falls nicht bald eine Lösung des Konflikts erfolgen würde, will der stellvertretende Minister­präsident für Samstag die verfassunoqebcnde Versammlung einberufen. Das italienische Kabinett tagt seit Dienstag fast ununterbrochen. Die Pro- der Republik wurde bisher immer noch

verschoben.

Ministersitzung wurde beschlossen, den auf die Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse des Volksentscheids folgenden Tag,' also de,, 19. Juni, zum Nationalfeiertag zu erklären. Außerdem soll eine umfassende Amnestie erlassen werden.

Unterdessen wurde der italienische Ministerprä­sident de Gasperi durch Beschluß des Ministerrates ermächtigt, die Vollmacht des vorläufigen Staats­chefs zu übernehmen.

Oie 81 srlce cier Karteien Rom. Die Sitze in der italienischen verfassung­gebenden Versammlung werden wahrscheinlich wie folg" " "

folgt verteilt werden:

Christliche Demokraten Sozialisten Kommunisten

Nationale demokratische Union Uomo gualunque Republikaner

Freiheitrblock (Monarchisten) Verschiedene

202 Sitze 118 108 38

24 15 35

Russisclie Oevverlcsclisktler in Lerlin Berlin. Eine Gewerkschaftsdelegation ist aus Moskau in Berlin eingetroffen. Leiter der Dele­gation ist Gasink, Mitglied des Präsidiums des Unionzentralrates der Gewerkschaften. Der Dele­gation gehören ferner an: Kovalewski, Vorsitzen­der des Zentralkomitees der Gewerkschaft der Ar­beiter in der Nahrungsmittelindustrie. Frau Be- lawa, Vorsitzende der Gewerkschaft der polygraphi­schen Industrie und der Presse, der Vorsitzende des Zentralkomitees der Arbeiter in der Metall­industrie, der Vorsitzende der internationalen Ab­teilung des Unionzentralrates der sowjetischen Ge­werkschaften und ein Vorsitzender der Gewerkschaft des Bildungswesens. Die sowjetische Gewerkschafts»

delegation will sich über die Tätigkeit des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes informieren.

Moskau. Auf der Tagung des Vollzugsaus­schußes des Weltgewerkschaftsbundes am 17. und 18. Juni in Moskau werden wichtige Fragen beraten. Vor allem steht die Entsendung einer Abordnung nach Deutschland und die Frage der Beziehungen mit dem Alliierten Kon­trollrat in Berlin zur Sprache. Ferner werden noch die Vertretung des Weltgewerkschaftsbundes bei der UN., die Wiederherstellung des allgemeinen Gewerkschaftsbunds in Griechenland und die Maß­nahmen gegen das Francoreqime zur Sprache kommen. Außerdem wird sich der Ausschuß über die Entsendung einer Abordnung nach Japan schlüssig werden. >

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Ülier die Vollcstümlicchlceit äer Universität

Von krokessor Or. Otto koräinx

Die Ausführungen von Ferdinand Zeeb im Schwäbischen Tagblatt vom 4. 6. 1946 sind, soweit sie die Universität betreffen, kennzeichnend für eine verbreitete Einstellung und sollen aus diesem Grunde nicht unerwidert bleiben.

Ueber das Wesen der Universität herrscht weithin Unklarheit. Ehe man an Hochschulprobleme rührt, sollte man sich aber darüber klar sein, wo die Auf­gaben der Universität, und auch, wo die Grenzen ihrer Zuständigkeit und ihres Einflusses liegen. Beides ist gleich wichtig.

Die Universität ist dazu da, um die Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit zu durchforschen und die ge­wonnenen Erkenntnisse gründlich zu vermitteln. Wer also die Universität kritisieren will, kann das nur, indem er fragt, inwieweit die Hochschule diese Aufgabe erfüllt. Dieser Begriff von der Universität gilt unumstritten in der Kulturwelt. Ein Blick auf manche Aeußerungen in der deutschen Presse könnte zu dem Zusatz verführen: außer bei uns.

Die Borwürfe gegen die Universitäten, die ich hier im Auge habe, sind immer von der gleichen merkwürdigen Natur. Sie besagen nicht etwa: die Universität betreibt die Wissenschaft zu wenig in­tensiv, ist zu wenig streng in ihren Ansprüchen an sich selber, sie schließt Kompromisse mit außerwissen­schaftlichen Tendenzen. Und das allein war doch, wo sie Fehler gemacht hat, ihre Schuld in der ver­flossenen Zeit, und umgekehrt lag, wo sie fest blieb, ihr einziges Verdienst darin, daß sie ohne Rück­sicht auf Nutzen oder Schaden in der augenblick­lichen politischen Situation der Erforschung der Wahrheit zu dienen suchte, denn nur so gelingen Erkenntnisse und Entdeckungen, auch die sogenann­tenpraktischen" (Atomenergie).

Was aber wirft man der Universität vor?Ist niemandem unter den Gelehrten einmal die Idee gekommen, daß sie dem Volk eine Volkshochschule schulden?" Ist niemandem unter den Schneidern einmal die Idee gekommen, daß wir bessere Schuhe brauchen? Vielleicht sehr vielen. Aber das ist Sache der Schuster und nicht der Schneider. Die Begrün­dung von Volkshochschulen ist Sache des Staates und nicht der Universität und dieser hat auch schon Volkshochschulen eingerichtet. Daß sich Gelehrte der Universität in ihren Dienst stellen, wie überhaupt jede volkspädagogische Bestrebung unterstützen, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Es dürfte auch bekannt sein, daß die Universität seit ihrer Wiedereröffnung in ihren Aulavorträgen eigene volksbildende Veranstaltungen regelmäßig abhält. Sie sind jedermann zugänglich. Hie? wäre manche Antwort auf die Fragen zu hören, die im Schwäbischen Tagblatt vom 4. 6. gestellt wurden. Von der Unerreichbarkeit der Universität kann nur der reden, der nicht hingeht. Was die Volksgesund­heit anlangt, so darf aus die nicht ganz unbekannte Tatsache hingewiesen werden, daß die Tübinger Universitätskliniken einiges für sie leisten. Ich Hobe nie gehört, daß sie vom Volk so weit entfernt waren wieDas Schloß im Mittelalter".

Eine eigene Universitätszeitschrift gibt es übri­gens noch nicht. Die ..Oniversitas" ist ein rein pri­vates Unternehmen der Herausgeber, dem freilich eine Reihe Tübinger Gelehrter Beiträge zugesagt haben, aber die Universität als solche hat damit nichts zu tun.

Worauf warten die Professoren, um in Abend­kursen Beamte zu erziehen?" Auch die Schaf­fung einer solchen Einrichtung ist nicht Angelegen­heit der Hochschule, die mit der Erziehung der Stu­denten mehr als ausgefüllt ist, sondern des Staa­tes. Sache der Hochschullehrer wäre es dann, sich zusätzlich zu ihrer sonstigen Arbeit zur Verfügung zu stellen. Uebrigens läuft offenbar bei all diesen Theorien eine etwas naive Vorstellung vom Alltag eines Hochschullehrers und der ihm zur Verfügung stehenden Zeit mit unter. Pflicht der Universität wäre es allerdings gleichzeitig, hier zu warnen. Die Gegenwart mag Uebcrgangsmaßnahmen sol­cher Art fordern. Grundsätzlich aber erzieht man in Abendkursen keine Beamten.

Wer etwas Gültiges über Verwaltung und Der- fassung sagen, wer ihr bewußt dienen will, wer die Volksgesundheit verantwortlich fördern, wer in der Schule mehr bieten will, als was im Buche steht, der muß van Grund auf Jurist, Mediziner, Philologe sein und.dazu braucht er 4 bis 5 Jahrs intensiver Arbeit.

Dafür zu sorgen, daß dem Studenten während dieser Zeit nur das Beste geboten wird, daß er einen Eindruck mitbekommt vom Wesen geistiger Auseinandersetzung überhaupt, denn die Hochschule ist keine reine Berufsschule, das ist der Beitrag, den die Universität geben kann und muß: nur auf diese Art kann auch sie Volkshochschule sein. Den Zugang jedem Begabten zu eröffnen, ist Sache des Staates. Die Universität hat schon vor 1933 Er­fahrungen mit dem Begabtenabitur gemacht und begrüßt solche Maßnahmen sehr. Sobald sie aber ihrer Aufgabe untreu wird und in der Höhe ihrer Anforderungen Konzessionen macht, produziert sie jenen fötalen Typ des Halbgebildeten, der sich die Vereinfachung der Probleme" zur Aufgabe setzt nach Hitlerschem Vorbild. Die Resultate dieser Ver­einfachung genießen wir jetzt. Für solcheVerein- facher" will aber die Universität nicht verantv'"rt. lich zeichnen.

Damit soll nichts gesagt sein gegen den päda­gogischen Wert der volksbildenden Bestrebungen außerhalb der Universität. Aber für die eben er­wähnten Berufskreise reichen sie nicht aus. Jeder braucht die seiner Veranlagung und seinen Auf­gaben gemäße Erziehung: ein Handwerker, der sich in Volkshochschulkursen fortbildet, ist mehr wert und hat ein besseres Urteil als ein in vereinfachten Unioersitätskursen verpfuschter Lehrer oder Arzt.

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