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Oie-nstax, ci^n 12. Lekrunr 1946

Kummer 12

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brit»losigk«it geben, wett wir un» fett lan­gem von den kapitalistischen Ketten und der Ty­rannei des Privateigentums befreit haben."

In der vergangenen Woche hat der russische Volkskommissar für die auswärtigen Angelegenhei­ten, M 0 l 0 r 0 w, im Hinblick auf den Wahltag <10. Februar) in Moskau eine grohe Rede gehalten. Er hat darin den Weg nachgezeichnet, den Sowjetruß­land seit der Gründung des Sowjetregimes zurück- gelegt hat, und die Ausgaben behandelt, die künftig zu erfüllen seien. Die Wahlen seien ein Prüfstein für die Anhänglichkeit des Volkes an die bolsche­wistische Partei und an die Sowjetregierung. Im Ausland möchten zwar gewisse Kreise die Kommu­nistische Partei gerne von ihrem Plaß an der Spitze der Regierung entfernt sehen.Aber es Hilst nichts, es ist eine Tatsache: das Sowjetvolk ist eng mit seiner Kommunistischen Partei verknüpft. Falls dies jemand im Auslande mißfallen sollte, dann können wir ihn beruhigen: es ist jetzt nicht selten, daß in anderen Ländern führende Kom­munisten, die in der Regierung sind, das Ver­trauen der Volksmassen haben. Dies beweist nicht nur, daß sich die Erde dreht, es will auch besagen, daß sie sich nicht vergeblich dreht. Sie verfolgt ihren Weg einer besseren Zukunft entge- g e n."

Molotow vergleicht die Schwäche des zaristischen Rußlands im Jahre 1917 mit der starken Stellung, die Sowjetrußland nach dem zweiten Weltkriege einnimmt. Die Sowjetunion sei zu einem der wich­tigsten Faktoren des internationalen Lebens ge­worden, kein internationales Problem könne ohne seine Beteiligung gelöst werden.Wir haben den gefährlichsten Feind zerschmettert, wir haben einen glorreichen Sieg errungen, wir haben die Familie der Sowjetvölker enger als jemals zusammenge- schmiedet, wir haben einen höheren Grad interna­tionaler Autorität als jemals erlangt kann man einen besseren Beweis für die Richtigkeit der Poli­tik der bolschewistischen Partei verlangen?"

Endlich, fährt Molotow fort, könne das russische Volk die friedliche Arbeit wieder aufnehmen, um das von der Kommunistischen Partei kurz vor dem Kriege festgesetzte Ziel zu erreichen, nämlich die am weitesten entwickelten kapitalistischen Län­der Europas und Amerikas einzuholen und hinter sich zu lassen". Die Friedenspolitik Rußlandsist keine vorübergehende Erscheinung. Sie entspricht den grundlegenden Interessen und den wichtigsten Bedürfnissen unseres Volkes, sei­nem Wunsche, den Wiederaufstieg so rasch wie mög­lich durchzustihrcn, seinen Willen, materielles Wohl­ergehen zu erlangen, seiner tiefgehenden Ueberz.cu- gung".

Der Sowjetstaat werde alle seine Aufgaben er­folgreich durchführen, vorausgesetzt, daß die Angrei- fcrmeute zurückgehalten werde. Deshalb sei das Sowjetvolk so wachsam allen möglichen Herden einer Aktion gegen den Frieden, die Sicherheit und jeder in diesem Sinne geführten Intrige gegen­über. Er wünsche, daß es der ONU. gelingen möge, ihr Hauptziel zu erreichen: überall in der Welt je­den Krieg und jede Angriffstätigkeit unmöglich zu machen. Er wisse, daß gewisse reaktionäre Kreise des Auslandes schon über die Möglichkeit eines dritten Weltkriegesfaseln". Aber diejenigen Völ­ker, die den Frieden wollen und für die Freiheit eintretcn, werden stets von der Sowjetunion unter, stützt werden. Die Rote Armee sei zurzeit stärker und kriegstüchtiger als jemals, und die Sowjet- regicrunq werde alles dafür tun, um ihr eine mo­derne Ausrüstung zu verschaffen, auch mit den allermodernsten Waffen.

Das russische Volk brauche jetzt eine lange Friedens Periode; eben deshalb müsse es darauf bedacht sein, seine Sicherheit zu garantieren. In unserem Jahrhundert des ununterbrochenen Fortschritts könne nur höchste Wissenschaft und mo­dernste Technik es Rußland ermöglichen, sein Ziel zu erreichen und zu behaupten.

Molotow erklärte, daß die von Sowjetrußland auf allen Gebieten erzielten Erfolge der Weisheit der Politik der Partei und der Regierung zu ver­danken sind: diese Feststellung trifft nicht nur für die Kriegszeit, sondern auch für die Periode zu, die kurz vorher zu Ende gegangen ist.Wir haben mit allen unseren inneren Feinden abgerechnet, mit allen diesen Saboteuren, die sich in eine Bande

von Spionen verwandelt hatten, di« von unseren äußeren Feinden beauftragt und bezahlt waren. Das sowjetrussische Volk hat derartig gehandelt, daß Ausländern die Lust vergangen ist, sich mit unseren inneren Angelegenheiten zu beschäftigen; trotz der Bemühungen unserer Feinde, ihm Knüppel zwi­schen die Beine zu werfen, ist es dem sowjetrussi- schen Volk möglich gewesen, seinen Wünschen ent­sprechend einen sozialistischen Staat auf­zurichten."

Der Redner sprach schließlich über die gegenwär­tige Lage der Sowjetwirtschaft: er erinnerte daran, daß während des Krieges Millionen von Frauen und Halbwüchsigen dazu gezwungen gewesen sind, die mobilisierten arbeitsfähigen Männer zu ersetzen.' Cs werde eine gewisse Zeitspanne nötig sein, um die sozialistische Industrie auf die Höhe zurückzu­führen, die sie vor dem Kriege erreicht hatte. Aber sie werde kürzer sein als in jedem kapitali­stischen Land. Der Kapitalismus werde mit einer solchen Aufgabe nicht fertig werden.Bei uns wird es keine Krisen wie in den kapitalisti­schen Ländern geben; es wird bei uns keine A r -

In der Sowjetunion soll in Kürze die Lebens­mittelrationierung abgeschafft werden. E» ist er- strebt, die Vorkriegsproduktion nicht nur zu errei­chen, sondern sogar zu überschreiten.

Während Frankreich, England und Amerika über das spanische Problem, die Entfernung Francos und die Begünstigung der repuhlikanischen Exil­regierung Giral beraten, ist D 0 n Juan in Lissa­bon sehr geschäftig, macht und empfängt Besuchs, darunter auch die Habsburger Erzherzöge Rudolf und Karl Ludwig, die Brüder Ottos, die kürzlich aus Oesterreich ausgewiesen worden sind, und entwirft Proklamationen, von denen freilich noch nicht sicher ist, ob sie an die Öffentlichkeit kommen werden. In Madrid ist es immerhin schon zu mo­narchistischen Demonstrationen gekommen.

Der ehemalige amerikanische Staatssekretär M 0 rgenthau hat die Regierung Englands und der USA. scharf kritisiert, weil sie dem französischen Vorschlag gus Abbruch der diplomatifchen Bezie­hungen mit Franco noch nicht zugestimmt haben.

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Oie »meriiisnistlie Hille

In einer offiziellen Erklärung hat Präsident Truman bekanntgegeben, daß die Regierung der Vereinigten Staaten Sofortmaßnahmcn für die Erhöhung der Ausfuhr von Weizen, Fetten und Fleisch nach Europa treffen wird. Die wichtig­sten Maßnahmen betreffen die Ausfuhr von zwan­zig Millionen Scheffel Weizen und Gerste, die nor- malerweise für die Herstellung von alkoholischen Getränken in den Bereinigten Staaten Hütten Ver­wendung finden sollen, die Ausfuhr von 375 000 Tonnen Fetten und ungefähr 700 000 Tannen Fleisch.

In seiner Botschaft hat Präsident Truman u. a. gesagt:Die Ernährungskrise ist für die ganze Welt die schrecklichste der modernen Zeit. Es ist jetzt eine größere Zahl von Personen vom Hungertode bedroht als während des Krieges. Die Vereinigten Staaten und andere Länder haben sehr grohe Quantitäten von Lebensmitteln nach den zerstörten Ländern geschickt; aber die Spanne zwischen den Mindestbedüxjnisjeu und j>en zur Verfügung .ste­henden Nahrungsmitteln nimmt nicht ab. In Amerika stehen jedem Bürger täglich 3300 Ka­lorien zur Verfügung. In Europa leben 125 Mil­lionen Menschen mit weniger als 2000 Kalorien.

In diesem Zusammenhang wies Präsident Tru­man darauf hin. daß die englische Regierung die Herabsetzung der Fettrationen und die Rückkehr zum schwarzen Kriegsbrot bekanntgegeben hat.

Der Generaldirektor der UNRRA., Lehman, hat an den Generalsekretär der Vereinigten Nationen, Trygve Lie, eine Botschaft gerichtet, worin er die Generalversammlung auffordert, bei den Produk- tiansländern dahin zu wirken, daß sie ihre Aus­fuhr erhöhen, und bei den Verbraucherländern die Einfuhr mit der größten Sparsamkeit verteilen.

Bei der ONU. wird voraussichtlich eine Welt­organisation zur allgemeinen Kontrolle der Vorräte eingerichtet werden

Washington. Präsident Truman hat vor einer Pressekonferenz gesagt, in den USA. werde die Fleischrationierung wieder eingestihrt werden, wenn dies im Interesse der Lebensmittel­versorgung Europas notwendig sein sollte. Es könne keine Rede davon sein, daß die Interessen Deutschlands denen der alliierten Länder vorgezogen werden. Dach entspreche es nicht den amerikanischen Idealen, Feinde Hungers sterben zu lassen, selbst wenn die Lage, in der sic sich jetzt be­finden, das Ergebnis der von ihnen begangenen Fehler sei.

Ottawa. Kanada will von Februar bis Juli dieses Jahres 140 Millionen Scheffel Weizen nach Europa schicken. Der gegenwärtige Vorrat Kana­das heträgt 217 Millionen Scheffel. Van August 1945 bis Ende Januar hat Kanada 200 Millionen Scheffel Weizen ausgeführt.

London. Sir Ben Smith hat im Unterhaus eine Herabsetzung der Lebensmittelrationen ange­kündigt. Infolge der Mißernte von Brotgetreide in Australien, Südafrika und Indien müsse Eng­land eine Verringerung der Getreideeinfuhr um 250 000 Tonnen für das erste Halbjahr 1946 auf sich nehmen. Daraus ergebe sich eine stärkere Aus- Mahlung des Getreides; das Brot werde schwärzer. Eine andere Folgeerscheinung sei die Herabsetzung der Einfuhr von Futtermitteln: das bedeutet: we­niger Speck, weniger Eier, weniger Geflügel. Von März an wird die wöchentliche Fettration herab­gesetzt.

Ln ropiii Lositeuorxsulsntion

London. Mit dem Sitz in London ist eine eu­ropäische Kohlenorganisation gegründet worden, die gleichzeitig die Interessen der Verbraucher und der Erzeuger wahrnehmen soll. Das Abkommen ist unterzeichnet van Frankreich, England, Irland, BelMn, Holland. L"x§mburg, Griechenland, Tür­kei und Norwegen.

Llrmiiliisclik Lror«»»«

Bukarest. Der Volksgerichtshof wird jetzt in Bukarest seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Es sind 5 große Prozesse vorgesehen: 1. Der Prozeß gegen die ehemaligen Leiter derjüdischen Zen­trale Rumäniens", die unter dem Regime Anto- nescus damit beauftragt waren, .alle rumänischen Juden zu kontrollieren, und die, obgleich sie Israeliten waren, mit der Gestapo zusammenarbei­teten. 2. Der Prozeß gegen die ehemaligen Ver­waltungsbeamten der Gebiete jenseits des Dnjestrs, die sich Verbrechen gegen die russische Bevölke­rung haben zuschulden kommen lassen, während sie diese sowjetrussische Provinz verwalteten. 3. Der Prozeß gegen die Verantwortlichen für den bekann­tenT 0 deszu g", der mit jüdischen Deportier­ten beladen im Juli 1941 zwischen Jassy und Po- dulilcaiei, bis alle unglücklichen Insassen tot wa­ren hin und her fuhr; die Agonie der Zuginsassen dauerte über eine Woche lang. 4. Der Prozeß ge­gen den Ermarschall Antonescu und seine Mi­nister. 5. Der Prozeß gegen die ehemaligen Mit­glieder der Scheinregierung, die nach dem 23. Au­gust 1944 von Horia Sima und dem ehemaligen Botschafter Rumäniens in Berlin, General Gheorghe, gebildet worden war.

Der Wirtschafts- und Sozialrat der O.N.Il. hat ei- neu russischen Antrag aus Bildung eines Unteraus­schusses für Flüchtlingsfragen angenommen.

Vor ihrer Rückkehr von der O.N.U.-Tagung nach Amerika wird Frau Noosevelt di« amerikani­schen Soldaten in Deutschland besuchen.

Die in^one8i8e1ie I^iri^e

Als letzten Punkt seines Programms hat der Sicherheitsrat der ONU. in London noch die soge­nannte indonesische Frage behandelt. Die ukrai­nische Delegation unter Manuilski hatte eine Unter­suchung über die Tätigkeit unh die Notwendigkeit der englischen Truppen in Indonesien (so heißt man heute die großen Inseln Java, Sumatra, Bor­neo und Celebes, die man früher auch alsJnsu- linde" bezeichnete) angeregt. Sie gehören teils zum holländischen, teils zum englischen Kolonialreich und sind von Frühjahr 1942 bis August 1945 von den Japanern besetzt gewesen. Die japanischen Be­hörden wurden damals beauftragt, dieOrdnung' bis zum Eintreffen englischer Truppen weiterhin aufrechtzuerhalten. Dagegen wehrten sich die Em- geborenen. Es kam zu Unruhen, die auch weiter- dauerten, als englische Truppen Ende September in Batavia und Surabaja an Land gegangen wa­ren. Es erfolgten kriegerische Operationen, bei denen auch japanische Truppen verwendet wurden, die eigentlich hätten entwaffnet werden sollen. Die ukrainische Delegation erklärte dies für unzulässig und in Widerspruch mit der Charta der Vereinig­ten Nationen stehend.

Der englische Außenminister Bevm gab zur An - wort, die englischen Soldaten seien selber angegrif- fen worden'und hätten sich nur verteidigt. Ihre Aufgabe sei es gewesen, etwa 200 000 internierte Europäer und Kriegsgefangene zu befreien, und sie seien daran von gewissen verbrecherischen Ele-

menten gehindert worden, die man aber nicht mit den indonesischen Nationalisten identifizieren wolle. Die britische Regierung habe sich mit der Entsen­dung von Truppen nach Indonesien zurzeit sind es 3000 in Java nahezu gegen ihren Willen eine Last aufgebürdet, die, zu früh abgeworfen, das Land wieder in chaotische Zustände stürzen würde. Die Abschickung einer Kommission sei nicht erforderlich, eher schon eine Unterstützung bei den derzeit stattfindenden Besprechungen zwischen indo­nesischen Führern einer- und britischen und hollän­dischen Autoritäten andererseits. Der holländische Vertreter pflichtete den Ausführungen bei und sagte voraus, daß aus kommenden Ereignissen die holländische Sympathie mit den nationalistischen Bestrebungen deutlich werden würde.

London. Die ONU.-Versammlung ist dem­nächst mit ihrer Tagung zu Ende. Nur der Welt­sicherheitsrat wird noch einige Sitzungen haben. Als zweiter Teil der ersten Session wird im Sep­tember eine Tagung im Gebiet der USA. statt- findsn.

Oie Lrieäensverträxe

Mit der Unterzeichnung der Friedensverträge Deutschlands und Japans könne in 114 Jahren gerechnet werden, hat Außenminister Bevin erklärt, jedoch müßten die beiden Länder auch nach nach der Unterzeichnung des Friedensvcrtrages mit einer längeren Besatzungszeit rechne».

Das englische Oberhaus hat den Gesetzentwurf über die Verstaatlichung der Bank von England in dritter Lesung angenommen.

Die englische Marine hat seit Kriegsende auf Grund der Potsdamer Beschlüsse 114 Il.-Boote ver­senkt.

Frankreich hat die Mandate Togo und Kame- r u n unter die Trenhänderschaft der O.N.Il. gestellt.

In Nom ist ein italicnisch-franzSsischer Handelsvertrag abgeschlossen worden.

Am nächsten Sonntag sind Wahlen in Belgien.

Schweden verzichtet aus die Rückzahlung von 130 Millionen schwedischer Kronen, die es der norwegi­schen Exilregierung während des Krieges geliehen hat.

Ungarn verhandelt mit der Tschechoslowakei über einen Beoölkerungsaustausch.

Die britische Regierung hat die jüdische Einwan­derungsquote sür Palästina auf monatlich 1300 Personen festgesetzt.

Zwischen USA. und Argentinien hat wegen der Tätigkeit des faschistischen Kandidaten Peron ein Notenwechsel stattgefunden.

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Die Gesamtzahl der Opfer des Atombomben- wurfs auf Hirosbima beträgt 300 000, davon 78000 Tote, 14 000 Vermißte <die zu Atomen zcrblasen sind)

im» 100 000 Schwerverletzt».

VorK68lerQ

Von Or. kirick, tzebile»»

Wir sind belogen und betrogen worden", kann man es oft hören, wenn man einem früheren Pg. begegnet. Wahrscheinlich heißt es so in jedem Volk, wenn es einen Krieg verloren hat; und wahr ist es auf alle Fälle. Wann wäre ein Volk, das in einen Krieg hineingeführt wird, nicht belogen worden? Aber wenn ein Krieg gewonnen wird, etwa wie anno 1871, dann pflegt jener Satz nachher nicht aufzutauchen; man entrüstet sich in diesem Fall durchaus nicht darüber, daßgeniale Diplomatie" eine Emser Depesche gefälscht hat.

Schaden macht klug, lautet ein Sprichwort, au» -dem man nun Hoffnung schöpfen könnte. Dem­gegenüber behaupten pessimistische Beobachter, daß Bölker aus der Geschichte nichts zu lernen pflegen. Wie wäre es sonst möglich gewesen, daß Deutsch­land fünfundzwanzig Jahre nach dem ersten Welt­krieg, in dem es schwer geschlagen worden war, einen zweiten angefangen hätte?

Offenbar hat das deutsche Volk nach jenem ersten Weltkrieg nicht genug eingesehen, wie es schon da­mals belogen und betrogen worden ist. Der Be­trug und die Lüge haben nach dem ersten Kriege erst recht ihre Triumphe gefeiert. Was das deutsche Volk sich nach 1918 an frecher Entstellung geschicht­licher Wahrheiten hat bieten lassen, mit welcher schafsmäßigen Dummheit (in der Propaganda hieß man esTreue") es an seine falschen Führer wei­ter geglaubt hat, das ist soeinmalig", um ein be­liebtes Wort aus dem Jargon der jüngsten Ver­gangenheit zu gebrauchen, daß man heute noch beim Gedanken daran verzweifeln möchte.

Der erste, der baumeln müßte, das ist dieser Kerl mit seinem Schlächtergesicht, der Luden­dorf f", hat im Jahre 1917 ein hoher preußischer Beamter in ^seinem Amtszimmer einmal zu dem Schreiber dieser Zeilen gesagt, als man davon sprach, daß kaum mehr eine Chance bestehe, aus hem Krieg glimpflich herauszukommen. Als Luden­dorff dann ein Jahr später den Krieg verloren hatte, setzte er sich eine blaue Brille auf und ent­fernte sich nach Schweden, weil er offenbar so et­was Aehnliches befürchtete, wie es ihm Herr von Moellendorff damals zugedacht hatte. Aber seine Angst war grundlos. Er konnte bald wieder heim­kommen; er war und blieb nach wie vor der ge­feierte Feldherr, konnte sich schon 1920 beim.Kapp- Putsch und nachher 1923 an der Feldherrnhalle wieder ins Spiel mischen und war einer der Väter des glorreichen Hitlerismus.

Denn, nicht wahr, der Krieg war ja eigentlich gar nicht verloren worden, Deutschland warim Felde unbesiegt" gewesen, nur derDolchstoß von hinten" hatte es leider verhindert, hie paar Tage noch auszuharren, bis der Sieg vollends dagewesen wäre. Daß Ludendorff und Hindenburg die volle Schuld an der Niederlage trugen, daß sie alle Versuche, den Krieg beizeiten zu beenden, Hinter­trieben hatten, daß die deutsche Kriegführung mili­tärisch völlig am Ende war, als Ludendorff Ende Oktober 1918 von der Reichsregierung Hals über Kopf einen sofortigen Waffenstillstand verlangte unh erzwang, weil er sonst für nichts mehr garan­tieren könne, das alles schien in Deutschland wenige Monate nach dem Krieg niemand mehr zu wissen, obwohl es wahrhaftig kein Geheimnis hätte zu sein brauchen. Nach Ludendorff unh Hindenburg wurden Straßen und Plätze benannt (und heißen z. T. heute noch so), statt daß man die beiden zur Berantwortung gezogen hätte; und dieses betro­gene Volk brachte es wahrhaftig fertig, Herrn von Hindenburg ein paar Jahre später zum Reichsprä­sidenten zu wählen, weil er einmal bei Tannen- herg die Russen geschlagen hatte und persönlich ein anständiger Charakter war.

Die unbestreitbare politische Tatsache, daß di« deutsche Regierung 1914 den Krieg heraufbeschwo­ren hatte, war die sogenannteKriegsschuldlüge". Wer nicht an diesen Schwindel (nämlich an dis Lüge von der Kriegsschulhlüge) glaubte, den wür­digen Zwillingsbrüder der Dolchstoßlegenhe, mit dem konnte einaufrechter Deutscher" zu jener Zeit nicht verkehren. Wir waren selbstverständlich im August 1914 von den bösen Franzosen, Rüsten und Engländern überfallen wordwr, genau wie es Herr Goebbels uns später im zweiten Weltkrieg uner­müdlich wiedergekäut hat. Es war schon eine Art von Landesverrat, wenn in Deutschland jemand daran zu zweifeln wagte, notabene nicht bloß wäh­rend des Krieges, sonhern auch nachher, als seine diplomatische Vorgeschichte Stück um Stück ans Licht kam und es eine wichtige Aufgabe der repu­blikanischen Regierung hätte sein müssen, das Bolk über die Schulh des kaiserlichen Regimes aufzu­klären.

Sie hat darin ebenso versagt, völlig versagt, wie in vielen anderen Stücken. Sie hat schwere Schulh auf sich geladen, indem sie zuschaute, wie törichte und verantwortungslose Menschen schon balh nach dem kläglichen Ende des ersten Krieges hen zwei­ten geistig varzubereiten begannen; wie die Lands­knechtsverbände aufschossen, von den Baltikumern über Orgesch, Organisation L und Schwarze Reichs­wehr bis zur hitlerischen SA. und SS.; wie Mord­buben, diesen Kreisen entstammend, einen Eisner, Liebknecht. Haase, Gareis, Erzberger, Rathenau und Hunderte von linksstehenden Politikernum­legten" und sich hernach brüsten durften, ehle und patriotische Taten vollbracht zu haben. Allein in den Jahren 1919 bis 1921 sind annähernd 400 solche Mordtaten in Deutschland geschehen, von denen keine einzige ihre gerichtliche Sühne gefunden hat. Denn alles, was Uniform trug, war in Deutsch­land irgendwie geheiligt, lebte wie unter einem Sonderrecht und war einer Kritik entzogen, die ohne weiteres als vaterlandslos angeprangert wurde.

Das mar es, was die anderen Völker meinten, wrnn sie vor dem preußisch-deutschen Milita-