I<Ilr1ktI«jnwx *»2 V««4»U Düdiaze», UlrI,»6»tr»K« 2, r«mruf 2141 nock 2142. k'ür anrerliozt» hl»»»- »lrript« kein« 6«»Lkr^a»- xike» kür 6i« kl.r«i»« Dit- kiagen, Uorb, 6»lv; 8e»t- linxen, Istiiasinge»; 8»!i»- xrn, Tuttiiax«!», LIlioz«», Leobinxrll, Lizm»rin>«»
^rmv;si8kiiez
It IV1I
X
Rinrelpe«!« 28 Kkeiu>1> t1«»,r»l»«»ux,pr,t« <iar«j» Trtizer 1.2Ü 8Ä» ckarckr 6i« Los« 1.32 854. Xvreizevpeei, kür 6i» 46 wo» Kreit« 8p»Ite 1 » >liIHoietere«il« 1.28 8Ä. LIiiArezel>ükr58 kkenois
Lr»-I>«io>-o8»t>,ei Oiev»t»z »ock 8reit»l
- 'r
2. ^»Ki-xsox
^reitsx, 6«?n 1. kUbrunr 1946
Kammer 9
OieParteien in Lüdcleutse^Ianä
Lruednisse 6er Oemeinile^olilon in 6er oweriiianiscchen Ton«
Oer krsnrösiscke hlinisterpräsickent K eiix Oouin
Ein« Zusammenfassung der Ergebnisse der Ge- meindewahlen in fast 10 080 der rund 11 000 wählenden Gemeinden der amerikanischen Zone ergibt einschließlich der Zahlen vom Sonntag, dem 20. Januar, folgendes vorläufiges Bild:
Wahlberechtigt 1000 000
Abgegebene Stimmen 3 500 000
Hiervon entfallen auf di«:
Christlich-demokratische Union 1 400 000 (40'1L) Sozialdemokratische Partei 900 000 (267L)
Kommunistische Partei 140 000 ( 4A)
Liberal-demokratische Partei 60 000 ( 2?L)
Sonst.Parteigruppen u.Parteilose ,900000 (25'H) Ungültige Stimmen 100 000 ( 3?5)
Di« Wahlbeteiligung beträgt im Durchschnitt 86 Prozent.
In Bayern entfielen auf die Christlich-Soziale Union 878 000 Stimmen (43 Prozent), auf örtliche Listen 700 000 Stimmen (36 Prozent), die SPD. gewann 335 000 Stimmen (16 Prozent), auf die KPD. kamen 2 Prozent, die LDP. 1 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 86 Prozent.
Man kann aus diesen Ergebnissen auf die allgemeine parteipolitische Lage nur mit großen Vorbehalten schließen, weil das Bild erst dann ab- gerundet sein wird, wenn auch die größeren Städte gewählt haben werden. Auf dem Lande spielen die Parteien z. T. überhaupt keine ent-
I^eon KIum auDeroröentlieöer
Pari». Löon Blum ist zum außerordentlichen Botschafter der provisorischen Regierung der Französischen Republik ernannt worden, um un Namen Frankreichs mit den alliierten Ländern über wirtschaftliche und finanzielle Ab- kommen zu verhandeln und eine Zunahme der Lieferung von Lebensmittelprodukten herbeizuführen. Er wird sich zunächst nach Washington begeben.
»
Es Ist kein Zweifel, daß das durch den Krieg verwüstete und ausgeplünderte Frankreich sich aus eigenen Mitteln nur äußerst langsam würde erholen können, indem es den Lebensstandard des französischen Volkes auf sehr lang- Zeit hinaus ungewöhnlich niedrig halten würde. Sogar auf landwirtschaftlichem Gebiet hat der lang andauernde Mangel an Düngemitteln zu einer Herabsetzung des Ertrage« geführt. In den Bergwerken sind die Anstrengungen der Arbeiter durch die Abnützung der Einrichtungen lahmgelegt. Man vermutet, daß die Gesamtproduktion trotz der seit der Befreiung gemachten Fortschritte nur 50 Prozent der Dortriegsproduktion erreicht.
Es ist also eine großzügig durchgeführte Einfuhr notwendig, um einerseits den Wiederaufbau und andererseits die normale Produktion voranzutreiben. Für die Finanzierung dieser Einfuhr sind aus dem Ausland kommende Kredite notwendig. Die Tatsache, daß es LSon Blum ist, der diese Verhandlungen führen soll, ist höchst bezeichnend. Wenn er auch weiterhin die wichtigste Persönlichkeit der s o z i a l i s t i s ch e n Partei ist, so nimmt doch Löon Blum seit seiner Rückkehr aus Deutschland eine Stellung ein, welche ihn über die Streitigkeiten der Parteien erhebt. Er hat es abgelehnt, einen Sitz in der Nationalversammlung einzunehmen. Er hat dadurch nicht an Einfluß verloren, ganz im Gegenteil. Er hat gewissermaßen bei der Schaffung der gegenwärtigen Regierung Pate gestanden. Mit dem neuen Ministerpräsidenten verbindet ihn eine alte und tiefgehende Freundschaft.
Endlich ist bekannt, mit welcher Vornehmheit, welcher Ausdauer und welcher Eindringlichkeit Löon Blum den heftigen nationalistischen Polemiken gegenüber den Grundsatz der kollektiven Sicherheit, der Abrüstung und der internationalen Zusammenarbeit verteidigt hat.
Es steht fest, daß er jetzt das Heil der durch den Krieg verwüsteten Nationen und des Wiederaufbaus einzig und allein in der Anwendung dieser hohen Grundsätze sieht.
Vertrauensvotum kür 6ou!n
Paris. Die verfassunggebende Versammlung hat der Regierung Gouin mit 514 gegen 51 Stimmen dos Vertrauen ausgesprochen. ^
Der Ministerpräsident hat es in der Regierung-- «rklärung nach ehrenden Worten für seinen Vorgänger de Gaulle als die Pflicht der Regierung be- zeichnet, den Franzosen die volle Wahrheit über die Schwere ihrer Situation zu faden. Die Brotration könne nicht erhöht werden, die Fleischrotton vorläufig auch nicht, die Weinration müsse herabgesetzt werden. Der Banknotenumlauf sei im Dezember auf 580 Milliarden Francs gestiegen, das Defizit im Staatshaushalt auf 309 Milliarden. Es dürss unter keinen Umständen zu einer Inflation kommen. Das erfordere einschneidende Sparmaßnahmen und neue Steuern. Die Gesetzentwürfe über die Verstaatlichung der Elektrizitätswirtschaft. gewisser Großbanken, Versicherungs- und Bergwerksgesellschaften. eines Teiles der Handelsmarine und der Flußschiffahrt sollen so rasch als möglich vorgelegt werden.
Die drei Parteien, die in der Regierung zusam- menarbeiten, hätten sich geschworen, die Zukunft Frankreichs und die Hoffnung der Republik zu retten.
Oouins Vustonpolltilc
Pari« In feiner Regierungserklärung vor der Nationalversammlung sagte Gouin in bezug auf
di« Autz»npolitik. die große Dreieralfiaoz mit
das
eine
wie
Sawjetrußland und England werde immer Ziel der französischen Politik bleiben: auch enge Verbindung mit den USA. sei erstrebt, Zusammenarbeit mit der Tschechoslowakei, mit Bel- gien, Holland. Luxemburg und den mittel- und osteuropäischen Staaten. Spanien müsse erst wieder zu demokratischen Formen finden, ehe es in die Reihe der Vereinten Nationen ausgenommen werden könnte. In bezug auf Deutsch, land werde die legitime Sicherheitsforderung bestehen bleiben und im Einverständnis mit den Alliierten durchgeführt werden. Wenn Frankreich eine Sicherheitsansprüche auf das Ruhrgebiet und eine Einstellung gegen-eine deutsche Zentralregierung aufrechterhalte, so bedeute das wicht, daß Deutschland zum Verschwinden komme n s o l l e. ^
Aus Paris wird die Bildung einer neu«n Partei, der Republikanischen Freiheitspartei, gemeldet. Führend beteiligt daran sind Clemenceau und Paul Reynauld.
Oke OsVII.-VersklinmInux
London. Der Weltsicherheitsrat hat beschlossen, den von Rußland präsentierten norwegischen Außenminister Trygoe Lie zum Generalsekretär der ONU. vorzuschiagen. Die Verhandlung über die iranische Frage ist bis jetzt ohne Ergebnis geblieben. In der Kommission für juristische Angelegenheiten sind scharfe Angriffe gegen Franca- Spanien gerichtet worden. Die Kommission für soziale, humanitäre und kulturelle Fragen hat sich mit dem Flüchtlingsproblem beschäftigt.
London. Das Büro der Generalversammlung hat mit 7 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen den sowjetrussischen Vorschlag angenommen, dem entsprechend Vertreter des Weltgewerkschaftsbundes im Rat für wirtschaftliche und soziale Fragen einen Sitz als beratendes Mitglied haben wird. Um Gültigkeit zu erlangen, muß dieser Vor- schlag nun noch'von der Generalversammlung genehmigt werden. Die Amerikaner werden voraus- sichtlich verlangen, daß die amerikanische AFL., die dem Weltgewerkschaftsbund nicht angehört, dann auch zugeiasten werden müss«.
scheidende Rolle; die Wähler richten sich mehr nach Personen als nach Parteien, wie man aus dem großen Prozentsatz der Parteilosen ent- nehmen kann (25, in Bayern sogar 36). Vor allem in Württemberg ist anscheinend sehr viel Gebrauch vom „Kumulieren" und „Panaschieren" gemacht worden; der Wähler konnte van seinen Stimmen (er hatte eben so viele Stimmen als Gcmeindcräte zu wählen waren) bis zu drei auf einen Kandidaten übertragen, und er konnte seine Erwählten aus verschiedenen Listen zusammenstcllen. Infolgedessen hat man hier sehr viel Arbeit mit dem Zählen der Stimmen gehabt und war am Mittwoch nach der Wahl noch nicht bannt fertig.
Aber immerhin kann man auf Grund der vorliegenden Zahlen feststellen: die Kommunist!- s ch e Partei hat aus dem Lande bis jetzt sehr wenig Anhänger, und die Demokraten haben noch weniger. Es sind im wesentlichen zwei Parteien, die hervortreten: die Sozialdemokraten und die Christlich-demokratische Union, und von ihnen wiederum hat die letztere auf dem Lande die führende Stellung.
Es wäre, wie gesagt, verfrüht, nun schon von einem „Zweiparteiensystem" zu reden, das sich vielleicht auch in Deutschland herausbilde. Aber daß diese beiden Parteien, die sozialdemokratische und die christliche, im politischen Leben ganz Deutschlands in nächster Zeit die Hauptrolle spielen werden, kann man wohl ohne Bedenken behaupten. Es wäre ein Glück für unser Land, wenn sie beide auch weiterhin Schulter an Schulter marschieren würden, wie dies bis jetzt im Kampfe gegen den Nazismus geschehen ist.
München. Ministerpräsident Hörner hat erklärt, die Sozialdemokratische Partei habe zu wenig Zeit gehabt, die Gemeindewahlen in Bayern vorzubereiten. Der Erfolg der christlichen Demokraten komme daher, daß der Kirche für die Wahl- provaganda eine weitverzweigte Organisation zur Perfügung stehe.
Line tinvori^clio XöniA8p»nt«>i
Die amerikanisch« Militärregierung hat der „Bayrischen Königspartei" die Erlaubnis gegeben, sich an den bevorstehenden Wahlen in bayrischen Städten zu beteiligen, Ihre Führer sind Baron von Oppenheim und Baron von Redwitz. Die Partei fordert eine konstitutionelle Monarchie nach eng- lischem Muster. ,
Hamburg. Der erste Gebietskongreß der deutschen sozialdemokratischen Partei ist am 27. Januar in Hamburg eröffnet worden.
Oks
In Berlin tritt morgen ein« Delegiertenkonferenz des Freien Deutschen Gewerk- schaftsbundes (F.D.G.B.) zusammen. Ge. werkschaftswahlen in 22 Berliner Bezirken haben ergeben: 186 Vertreter der Sozialdemokraten, 70 Kommunisten, 70 Parteilose und einen Christlich- Demokraten.
Eine Konferenz des F.D.G.B für Thürin. gen ist am 27. Januar in Jena beendet worden. Es wurden 190 Abgeordnete für das Gebiet der russischen Vesatzungszone gewählt, ferner 26 für den Landesausschuß. Der Landesausschuß Thürin- gen seht sich zusammen auf 16 KPD., 6 SPD, 2 Parteilosen, 1 LDP., 1 CDU — Eine Konferenz des F.D.G.B. für Sachsen ist ebenfalls am 27. Januar beendet worden. In den Landesausschuß Sachsen wurden 25 Abgeordnete (15 KPD-, 10 SPD.) gewählt. ^
Tokio. In Japan ist ein Gewerkschaftsbund gegründet worden. Seine ersten Forderungen sind: eine Arbeitslosenversicherung und di« 48-Stunden- Woche.
Der erste jü^isekie kon^rek
KükLxabe Palästinas an 6ie Ducken xokorckert
Im Münchener Rathaus ist am 27. Januar der erste Kongreß der befreiten Juden eröffnet worden. Dr. Zalman Grünb «rg , der Präsident der Rates der befreiten Juden in der amerikanischen Zone, hat es als Aufgabe des Kongresses bezeichnet, daß ein Ausweg aus der katastrophalen Lage des befreiten Judentums gefunden werden müsse. Dr. Grünberg fordert Rückgabe des von den Nazis geraubten Vermögens an die Juden, Schaffung eines international gültigen Reisepasses für alle Heimat- und staatenlosen Juden, sowie die An. erkennung des Judentums durch die O.N.U., als deren Aufgabe er die Rückgabe Palästina, an die Juden bezeichnet«.
Für die britische Sektion de» jüdischen Weltkon- gresses sprach Lady Reading und von amerikanischer Seite der persönliche Abgesandte des Präsidenten Truman und Berater von General Mc. Narney in jüdischen Fragen, Richter Simon Rif - kind. „Nur ein paar Tausend von 55000 Juden Bayerns sind infolge der Nazioernichtung übrig ge- blieben", erklärte der bayrische Ministerpräsident Dr. Wilhelm Högner in seiner Begrüßungsan- spräche an den Kongreß. Die bayerische Regierung bemühe sich jetzt, dar Los der Juden zu bessern.
Wien. Nach einer Erklärung de, österreichi- scheu Bundeskanzler» Figl lebten in Wien bei Krie, wani
rasende legal nur noch 200 Juden. Durch Rück- aoerung ist ihre Zahl letzt auf 4000 gestiegen.
*
London. Der Vertreter der D o m i n i k a n i - sch « n Republik hat auf der O.N.U.-Tagung nüt-
getrift, fein Land I»i bereit, t« dt«s«m Jahr 100 000
Juden aufzunehmen. Sie sollen unter günstigen Bedingungen leben können.
O«8 Pnläslinnproblein
Jerusalem. Zum Protest gegen das Cinwan- derungsverbot ist in Tel Awiw am 31. Januar der Generalstreik ausgerufen worden.
London. Die in London tagende zionistisch« Konferenz hat in einer Entschließung gehen einen Ausspruch Benins protestiert, wonach die Regie- rung die Absicht hätte, auf dem linken Jordanufer, dessen Land zum Mandatsgebiet gehört, einen unabhängigen Staat zu gründen. Die Konferenz hat das Weißbuch von 1939 abgelehnt, dem sie jeden gesetzlichen oder moralischen Wert abspricht. Sie stellt die Forderung auf, daß der Zugang nach Palästina allen Juden, die Lust haben, sich dorthin zu. gegeben, offenstehe.
London. In Palästina ist schärfste Bekämpfung der Terroristen vorgesehen. Zugehörigkeit zu Terroristengruppen wird mit dem Tode, das Tragen van Uniformen mit lebenslänglichem Gefängnis bestraft.
vor
Anläßlich der Eröffnung des Wahlfeldzuges hat Ministerpräsident de Gasperi in Neapel dar Wort ergriffen. Er hat erklärt, daß die Arbeit das Vorrecht vor dem Kapital haben soll, daß eine gerechtere Verteilung der Reichtümer durchgeführt werden nutz und zwar auf allen Gebieten, und daß weder ouf dem Gebiete der Landwirtschaft noch ans dem Gebiete der Industrie zu den Vorrechten der Brrganguchett zurückgegaug«« werden darf.
Föderalismus
Von vr. Lrtcd 8,odatr » r
Nach dem ersten Weltkrieg haben bei uns in Süddeutschland viele guten Deutschen gegen den „Partikularismur" gekämpft und sind wie ihr» Großväter im Jahre 1848 für den „Einheitsstaat", für ein einiges und einheitlich geordnetes Deutschland eingetreten. Sie hielten die zweihundert Enklaven, die es immer noch gab, für lächerlich: Länder mit weniger als «iner Million Einwohnern, wie Anhalt, Braunschweig, Schaumburg-Lippe oder Mecklenburg-Strelitz, für unnötig: und da es kein» Könige und Großherzöge mehr gab, schienen ihnen auch Gebilde wie Württemberg, Sachsen, Baden oder Hessen keine Berechtigung zu staatlicher Eigen- eristenz im Rahmen des Reiches mehr zu haben. Der traditionelle Gegensatz zwischen Bayern und Preußen aber, dachten sie, wäre vielleicht so am besten aus der Welt zu schassen: daß beide Länder verschwänden und sich im großen Ganzen auflösten. Namentlich Preußen mit seinem verhängnisvollen Uebergewicht innerhalb des Kreist» der ihm nur auf dem Papier gleichgeordneten deutschen Staaten wäre dann seiner Vormachtstellung entkleidet gewesen: seine Provinzen wären auf dieselbe Stuf« aufgerückt wie die früheren Bundesstaaten und hätten im Rahmen des Ganzen ihr Gewicht nicht mehr alle in dieselbe Schale geworfen. Der preußische Ton und Geist, der Einfluß von Kasernenhof und Ofsizierskasino auf das deutsche Leben und di« deutsche Politik wäre dann nicht mehr so allgewaltig gewesen und hätte, so glaubte man. seines Nährbodens durch die Entwaffnung Deutschlands sowieso beraubt, vielleicht allmählich vollends überwunden werden können.
Es war ein Traum von einem anderen, besseren Deutschland, das nun kommen werde, der damals eine Zeitlang auch im Nachbarland Oesterreich geträumt wurde, als man dort noch für den Anschluß an Deutschland begeistert war. Wenn sich die Nationalversammlung im Jahr 1919 für den Verfas- sungsentwurf des'Staatssekretärs Preuß entschieden hätte, der die Zerschlagung Preußens in sieben Teile vorsah, — wer weiß, ob nicht manches anders gekommen wäre als in dem nun wieder allzu rasch erstehenden preußischen Deutschland, dem gegebenen Untergrund für den Nazibazillus.
Noch im Jahr 1928 hat der zu früh verstorben« württembergische Finanzminister a. D. Wilhelm Schall die bestehende Gestaltung Deutschlands als unhaltbar bezeichnet, weil ein Reich, in dem „Län. der" von 48 000 Einwohnern (Schaumburg-Lippe) bis zu solchen mit 38 Millionen (Preußen) als gleichberechtigte Glieder nebeneinander stünden, nicht zweckmäßig verwaltet werden könne, und weil die führende Stellung Preußens auf di« Dauer unerträglich sei. Er empfahl der damals in Berlin tragenden Länderkonferenz, die das Verhältnis von Reich und Ländern nachträglich reformieren wollte (ohne zu einem Ergebnis zu kommen), Preußen im Reich aufgehen zu lassen und die preußischen Provinzen mit den Ländern gleichzustellen.
Heute gehören alle jene Vorschläge, Entwürfr und Bestrebungen einer Vergangenheit an, die »ns nicht zwanzig oder fünfundzwanzig, sondern hundert Jahre zurückzuliegen scheint. Was wir Deut- scheu selber nicht fertig brachten, nämlich Preußen zu zerschlagen und damit Deutschland von seiner Vorherrschaft zu befreien, das haben die Heere d->r Alliierten nun besorgt, sogar etwas gründlicher als uns lieb ist. An die Stelle der ehemaligen deutschen Länder, deren durchaus zufällige und mit der „Stammeseigenart" ihrer Bewohner keineswegs zusammenfallende Grenzen auch die Nazi nicht angetastet haben (nicht einmal die Enklaven haben sir beseitigt), sind die Zonen der vier Besotzungs- mächte getreten. Ihre Umrisse durchschneiden di« früheren Ländergebiete manchmal reichlich unbequem. Eine zentrale deutsck)« Regierung ist vorlän. fig überhaupt nicht vorhanden. Ob, wann und mit welchen Kompetenzen eine solche eingesetzt werden wird, darüber haben die alliierten Mächte zu entscheiden. Wir Deutschen können uns über dies» Frage zwar unterhalten, aber nur mehr „akademisch", indem wir unseren Wünschen nach der oder jener Richtung Ausdruck verleihen und auf ihre Berücksichtigung durch die Siegermächtc mit mehr oder weniger guten Gründen hoffen.
Vermutlich werden diese so verfahren, wie er ihnen zweckmäßig erscheint, ohne allzu viele Rücksicht auf ideologische Gesichtspunkte. Es hat also, wie von vornherein bemerkt sei, wenig Wert, solche ins Treffen zu führen, wie etwa Tradition, Stammeseigenart, sonstige historische oder kulturelle Gegebenheiten. Auch Gefühlsmomente, wie der berühmte bayerische oder welfische Preußenhaß wären auszuschließen. Und schließlich seien Diskutierende davor gewarnt, sich die KlischSwörter Zen- tralismus, Unitarismus, Föderalismus und Separatismus allzu ausgiebig an den Kopf zu werfen, solange sie sich über ihre Bedeutung vielleicht nickst ganz im klaren sind. Dagegen sei ein altes lateinisches Rezept für das in Frage stehende Problem allerseits herzlich empfohlen: es lautet: in ckubli, libsitas, in nsasssciiüs unitcw, ln oinntbu» variiere. Zu deutsch: lasten wir jedem seine Freiheit, soweit es sich um Dinge handelt, über die man ver. schiedener Meinung sein kann; im Notwendigen brauchen wir Einigkeit und Einheitlichkeit; unter allen Umständen aber wollen wir uns nicht böse sein.
Es wird sich dann wahrscheinlich Herausstellen, daß es unter uns nur ganz wenige gibt, die für die Extreme Zentralismus oder Separatismus zu haben sein werden, und daß Unitarismus und Föderalismus im Grunde keine Gegensätze sind. Beide Begriffe meinen Einheit in der Mannigfaltigkeit, nur daß der eine mehr auf jene, der andere mehr auf diese den Ton legt. Auch wer sich heute als Fö. deralist bezeichnet, hält es für selbstverständlich, daß m einem künftigen Deutschland Gebiet« wl«