Montag, den 27. November 1989

Dchwarzwald-Wacht Seite 3

Rus äiadt und Kreis Lalw

Spendet Melder für dle Befreiten!

Der Neichsbeaustragte für das Winterhilfs- werk. Erich Hilgenfeld t, erläßt folgen­den Aufruf an die deutsche Volksgemein, schaft:

Volksgenossen, seit 20 Jahren haben Mil­lionen Volksdeutsche im ehemali­ge n P o l e n den Kampf für ihr Deutschtum unter größten Entbehrungen geführt. Sie wurden in der langen Zeit wirtschaftlich auf daS Schwerste bekämpft. Man hat ihnen das Letzte genommen. Von englischen Kriegs­hetzern aufgestachelt, hat polnischer Haß sie bis zum Letzten ausgeplündert. Ihre Ange­hörigen wurden verschleppt und bestialisch ermordet. Sie wurden von HauS und Hof verjagt. Ihr Eigentum wurde zerstört. Sie standen wegen ihres Bekenntnisses zum Deutschtum vor dem Nichts.

Nun hat der Führer unsere Volksdeutschen Brüder in die großdeutsche Heimat zuriick- gefiihrt. Unser selbstverständlicher Dank für ihr Durchstehen ist die Hilfe der ganzen Volksgemeinschaft. Sie brauchen nun nicht mehr zu hungern. Es fehlt aber für den kom­menden Winter an dem Notwendigsten. Spen­det sofort warme Bekleidungsstücke für Män­ner, Mütter und Kinder. Wäsche. Wollzeug, Kopfbedeckungen, Kleider, Anzüge, Mäntel und Schuhzeug müssen schnell beschafft wer­den.

Jeder tritt an und bringt sein Opfer a u ch D u l"

Den Toten zum Gedächtnis

Kirchenmusik des Ev. Kirchenchors Calw

Am Totensonntag veranstaltete der Evange­lische Kirchenchor Calw unter Leitung von Th. Laitenberger eine musikalische Feier­stunde in der Stadtkirche. Unter der freund­lichen Mitwirkung von Fräulein Trude Sann- wald (Alt), Frau F. Schiler und Herrn Wallau (Violine) kamen Solokantaten, geist­liche Lieder, Chöre und Orgelstücke alter Meister zum Vortrag, die den Gedanken des ernsten Tages in schöner Weise gerecht wurden- Unser Kirchcnchor sang mit feiner Gesangs­kultur einige der schönsten und kunstvollsten ^-oaxpolla-Chöre alter deutscher Meister, dar­unter die ergreifende MotetteUnser Leben ist ein Schatten" von I. M. Bach und den in der Krarft seines Ausdruckes bezwingenden Chor Singet dem Herrn ein neues Lied". Fräulein Trude Sanuwald erfreute durch den künstle­risch vollendeten Vortrag geistlicher Lieder und einesDeutschen Konzerts" von Heinrich Schütz; Frau F. Schiler wie Herr Wallau waren der Sängerin feinfühlige, sorgsame Be­gleiter. An der Orgel wirkte Th. Laitenberger mit gewohnter Meisterschaft. Die zahlreichen Besucher des schönen Konzertes schieden mit stillem Dank für die ihnen bereitete Feier­stunde.

Hier ist Gelegenheit, zu helfen!

Aus Spcßhardt, Gemeinde Altburg, wird uns berichtet:Der vierzehnjährige Sohn der Familie Jakob Kugele von hier hat beim Futterschneiden zwei Finger verloren. Dieses Unglück hat auch die Familie hart ge­troffen insofern, als die Mutter, die bis jetzt teilweise die Arbeit des eingezogenen Mannes versehen hatte, auch schwer krank darnieder liegt und nun niemand eigener mehr im Hause ist, der die landwirtschaftlichen Arbeiten er­

ledigt." Eine Gelegenheit, bei der sich durch schnelle Hilfeleistung die Volksgemeinschaft zei­gen kann und sicherlich auch zeigen wird.

Simmozheim, 36. Rov. Die deutsche Volks­schule Simmozheim sammelte im Laufe des Herbstes fast anderthalb Zentner Hagebutten und konnte den Erlös mit 27,80 RM. der NSV. überweisen.

Wikdberg, 26. Nov. Vom 20. November bis 2. Dezember findet ein Lehrgang im Flieger­lager auf dem Wächtersbcrg statt. Jeden Tag ist Flugbetrieb. An dem Lager nehmen 20 Mann von der ganzen Gruppe 15 (Schwaben) des NSFK. teil.

Gündringen, 26. Stov. Am DonnerStag- morgen wollte der Bahnarbeiter Josef Lohrer von hier in dem Aufenthaltsraum für Bahn­arbeiter auf dem hiesigen Bahnhof Feuer machen. Dabei fingen seine Kleider Feuer. Lohrer erlitt ernste Verbrennungen, mit denen

Die Obsternte 1939 im Kreisgebiet Calw kann im allgemeinen als befriedigend bis gut bezeichnet werden. Das Obst fand sehr guten Absatz, auch waren die Preise zufrieden­stellend für den Erzeuger wie für den Ver­braucher. Die Einstufung der einzelnen Obst­arten und Sorten nach Güteklassen, desgleichen die Bewertung hat sich als sehr nützlich er­wiesen. Der Obstbauer hatte es in der Hand, sein Obst durch entsprechende Behandlung und Sortierung richtig zu verwerten; desgleichen wurden die Verbraucher über den Wert der einzelnen Sorten aufgeklärt.

Der Anfall an Keltcrobst konnte den Bedarf bei weitem nicht decken, da die Versorgung der Verwertungsindustrie Heuer im Vordergrund stand. Dagegen kann der Bedarf an Tafel­obst, hauptsächlich an Winteräpfeln, laufend ge­deckt werden. Um das Interesse für die La­gerung von Winterobst bei den Erzeugern zu Wecken, wurde für dieses ein entsprechender Lagerzuschlag auf die Grundpreise zugebilligt.

Es mußte festgestellt werden, daß die SPät - obstgebieie und besonders die Höhen­lagen wiederum am besten abgeschnitten haben; so konnte dort mancherorts eine Voll­ernte in Aepfeln verzeichnet werden. Vor­nehmlich waren es die spätblühenden Apfel­sorten, wie Taffetapfel, Löbel, Theuringer, Gewürzluiken, Bohnapfel, welche sehr gute Er­träge lieferten. In den Frühobstgebieten haben das Beerenobst sowie Frühzwetschen, Rene­kloden und Pfirsiche eine gute Ernte gebracht, während die Birnen im ganzen Kreisgebiet nur eine geringe Ernte lieferten. Die Er­fahrungen haben gelehrt, daß dort, wo die All- gemcinpflege der Obstbäume in Ordnung ist, die Erträge auch in weniger günstigen Jahren nicht ausbleiben, und daß dort, wo sachgemäße Düngung sowie Schädlingsbekämpfung durch­geführt werden, die Widerstandskraft der Bäume so gehoben wird, daß diese auch bei schlechtestem Blütenwctter Vollernten zu bringen vermögen.

Unsere Obstbäume sind nun in das Stadium der Winterruhe eingetreten. Damit beginnt für den Obstbauer die eigentliche Zeit zurPflege seiner Obstanlagen. Zuerst muß die sogenannte Entrümpelung durchgeführt werden, alte, ab­gewirtschaftete Obstbäume sowie die vielen Baumkrüppel, welche draußen herumstehen,

er ins Krankenhaus Nagold eingeliefert wurde.

Altensteig, 26. Nov. Eine Feldpostsendung ist letzter Tage an alle Altensteiger Soldaten von der Ortsgruppenleitung in Gemeinschaft mit der Stadtverwaltung abgesandt worden. In einem Begleitschreiben kommt die Verbun­denheit der Heimat mit denen, die draußen Dienst am Vaterland tun, zum Ausdruck. Abends stieß auf der oberen Talstraße an der Kurve unterhalb der Garrweiler Brücke ein Altensteiger Lastwagen auf ein Pferdefuhrwerk von Jgelsberg, das unbeleuchtet war und noch dazu auf falscher Fahrbahn fuhr. Der Last­wagen wurde schwer beschädigt, auch der Wagen des Fuhrwerks, während Pferde und Menschen glücklicherweise keinen Schaden nahmen-

Engelsbrand, 26. Nov. Das vor zwei Jahren erbaute Lagerhaus der Spar- und Darlehns­kasse Engelsbrand erfährt zur Zeit eine be­trächtliche Erweiterung durch den Anbau einer Gemeindewaschküche.

müssen jetzt entfernt werden, damit das Holz während der Wintermonate aufgearbeitet wer­den kann. Junge Obstpflanzungen müssen vor Hasenfraß geschützt weron. Als billigstes und zuverlässigstes Schutzmittel gilt der Drahtgürtel oder die Drahthose> Das Einbinden der Bäume mit Stroh muß unterbleiben, weil dadurch die Bäume nur verweichlicht werden und Frost­schaden erleiden.

Zur Pflege der ertragfähigen Obstbäume ge­hört in erster Linie das Auslichten der Baum­kronen. Diese Pflegemaßnahme gilt heute als die wichtigste zur Erreichung von gesundem und widerstandsfähigem Fruchtholz und zur Gewinnung hochwertigen Obstes. Während letz­tere Arbeiten von den Baumbesitzern teilweise selbst durchgeführt werden können, muß die Pflege der Jungbäume, wie Kronenschnitt, des­gleichen das Umpfropfen der Bäume sowie die Nachbehandlung umgepfropfter Bäume den Baumwarten überlassen bleiben. Es darf je­doch mit diesen Pflegearbeiten nicht bis ins Frühjahr hinein gewartet werden. Im Früh­jahr drängt sich alles zusammen, und dazu soll die Winterspritzung der Obstbäume mit bewäl­tigt werden. Es säume deshalb niemand, mit der Pflege seiner Obstbäume baldmöglichst zu beginnen! Der Erfolg wird bestimmt nicht ausbleiben.

Der llnibwirtskhastliKe Beruf

Zu den Berufen, die sowohl im Krieg als auch in Friedenszeiten gute Arbeitsmögli'chkei- ten bieten und denen gerade jetzt eine besondere Bedeutung zukommt, gehört vor allem der große Bereich der landwirtschaftlichen Arbeit. Heute gibt es auf dem Lande genau so wie in jedem städtischen Beruf eine geordnete Berufsausbildung. In der Erkennt­nis dieser neuen Arbeitsvoraussetzungen in der Landwirtschaft erklärt sich jetzt auch die städ» tische Jugend in immer größerem Ausmaße bereit, auf dem Lande zu arbeiten und auch draußen zu bleiben. Nahezu 30 v. H. der Ju­gendlichen, die sich im Landdienst der Hitler- Jugend verpflichtet hatten, setzen das damit be­gonnene Lehrverhältnis fort, um für immer im landwirtschaftlichen Beruf zu stehen. Sie wissen, daß sie später einmal, wenn sie sich be­währt haben, eigenen Grund und Boden be­

kommen können, auch wenn sie selbst nicht das Geld zum Kauf eines Bauernhofes besitzen.

Aber auch für die Mädel gibt es die ver­schiedensten Berufsmöglichkeiten, angefangen von der ländlichen Hausarbeitsgehilfin über die Wirtschaftsgehilfin, die Wirtschafterin, die ländliche Haushaltspflegerin, die Lehrerin der ländlichen Haushaltungskunde bis zur Wirt­schaftsberaterin findet sich für jede Begabung etwas. Darüber hinaus kann ein Landmädel auch den Beruf der Kindergärtnerin oder NS.- Schwcster ergreifen, um später in den Ernte­kindergärten der NSV. oder in den Schwe­sternstationen der Gemeinden wieder in die Dörfer zurückzukehren.

Am Ende des Weges steht als Ziel für den Jungen immer der eigene Hof, für daS Mädel der Wille, eine tüchtige Bäue­rin zu werden. Das Problem der Landflucht ist nicht mehr in erster Linie eine Frage von Arbeitskräften, sondern eine Frage der fähi­gen und tüchtigen Bauernfamilien, die im großdeutschen Raum das Land bebauen können.

Nach einem Bescheid des Reichsarbeitsministers ist die Zustimmung des Arbeitsamtes zum Arbeitsplatzwechsel auch dann erforderlich, wenn ein Arbeiter oder Angestellter um Lösung seines Arbeitsverhältnisses nachsucht, um sich selbst Sndig zu machen.

A Jahre Gefängnis für Handkaschenrävber

Heilbronn. Der 17jährige Martin Manz aus Eindringen verlor mit 13 Jahren seine Mutter und kam späterhin etwas auf die schiefe Ebene. Seine kaufmännische Lehrstelle verliest «r. um als

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YUssarveiter bei verschiedenen Firmen scin Glück zu versuchen. Da seine Begierde nach Geld auch damit nicht befriedigt werden konnte, schlug er andere Wege ein. Unter Ausnutzung der Dunkel­heit verlegte er seine abenteuerliche Tätigkeit auf die Straßen Heilbronns und richtete sein Augen­merk auf die Handtaschen weiblicher Passanten. Als ihm der erste Fall nur wenige Pfennige ein- brachte, machte er am nächsten Tag den zweiten Versuch. Unweit des Hauptbahnhofs wollte er einer Frau die Handtasche entreißen und schleifte die Widerstand leistende Frau am Boden fort, bis diese ihre Tasche freigab. Er erbeutete dabei nicht einmal den Betrag von einer Mark und wurde udem noch durch herbeieilende Personen der Po-- izei übergeben. Die Große Strafkammer verur- teilte den jungen Verbrecher wegen Straßen­raubs und Diebstahls bei Verdunke­lung unter Berücksichtigung der mangelhaften Verhältnisse im Elternhaus des Angeklagten zu drei Jahren Gefängnis.

Freudenstadt (Ehrenvolle Berufung.) Oberstudiendirektor Knauer an der hiesigen Keplerschule erhielt vom Kultministerium den Auftrag einen neueingerichteten Ausbaulehrgang an der Gauschule Jungborn zu überneh­men. Pg. Knauer, der früher als Seminarleiter in Künzelsau und am Seminar Nürtingen tätig war, versah hier auch das Amt des Kreiswalters des NS.-Lehrerbundes und daS des Kreisstellen­leiters im Amt Schrifttum des Kreisschulungs- amtes.

Die Obsternte in unserem Kreis mar gut

Kreisbaumwart 3ckeerer bencktet über die LrnteerZebmsse

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Schicksal

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Hier ist heißer Kaffee, Otto', sagt Frau Emma, und er legt die Zeitung auf die Seite und schlürft und ißt auch seine Marmelade- stnlle auf. Dann schiebt er das Zeitungsblatt über den Tisch und deutet mit dem Daumen darauf.Da, lies das mal."

Und steht auf und geht hinaus.

Nachmittags, als Hans von Fahrt zurück- kvmmt. will der Vater gerade aus dem Zim­mer gehen.

Na, du?' sagt Vater Thiele und gibt feinem Sprößling einen enormen Klaps, daß er heinahe in die Kniekehlen geht.

Hans starrt ihm verwundert nach.

Die Mutter drückt ihm das Blatt in die Hände und Hans liest mit glühendem Ge­sicht den ersten gedruckten Aufsatz seines Lebens.

Acht Tage später klingelt es und Frau Emma öffnet. Draußen steht der Geldbrief­träger und fragt nach Hans Thiele.

Der ist in der Schule", sagt Frau Emma erschrocken.

Na. Sie sind ja sicher die Mutter, was? Dann können Sie das Geld auch in Emp­fang nehmen?

., Geld? Was für Geld?

Frau Emma betrachtet ratlos den Postab­schnitt und dreht ihn hin und her^und sie findet aus der Rückseite einen Stempel: Redaktion des Berliner Lokalanzeigers. Und eine handschriftliche Bemerkung: Honorar für Aufsatz: Jugend und Partei.

Der Geldbriefträger zählt dreißig Mark auf den Tisch und läßt sich den Empfang quittieren.

Als er wieder verschwunden ist, sitzt Frau Emma immer noch erfchlagen am Tisch und betrachtet das Geld. Es ist gar keine kleine Summe, es ist unerhört viel Geld, vor einem Monat hießen diese dreißig Nentenmark noch 120 Billionen Mark. Tu lieber Gott, dieser Junge! Tiefer Junge!

*

Ein halbes Jahr später baut Hans Thiele sein Abitur.

Es geht alles in schönster Ordnung von­statten. sehr schön, sehr glatt, viel zu glatt.

Vom Mündlichen wird er befreit, und nun soll er bei der Abgangsfeier als Primus eine Rede halten.

Wenn ich eine Rede halte, denkt er, soll mich dieser und jener ...

Denn er weiß nicht, was er sprechen soll. Am liebsten spräche er von Deutschland, von der großen Aufgabe der Jugend, von der Jugend überhaupt, von jener, die an den Lagernfeuern liegt und von einem neuen Reich träumt und noch lieber spräche er von den Schiebern und den Bonzen und dem Verrat 1918 . . . aber er traut sich nicht zu, daß er das alles richtig formulieren könnte.

Und so halte ich lieber die Schnauze, denkt er vergnügt und weigert sich kategorisch.

Dann kommt das große Abschiednehmen.

Als Hans sich bei Professor Bayer meldet, drückt der ihm ewig lange die Hand.

Machen Sie's gut, Thiele', sagt er aus- richti^ünd herzlich.Und wenn Sie mal in der

Klemme sind und nicht weiter wißen, dann rufen Sie mich ruhig an oder kommen Sie einfach zu mir. Für Sie bin ich immer zu sprechen, Thiele.'

Hans weiß, daß dies keine Phrase ist. er denkt än die Stunde, da ein gewisser Front­soldat und Professor namens Bayer über den Fricdensvertrag sprach. Solche Männer machen keine Phrasen.

*

Der Student Hans Thiele stürzt sich mit Schwung in die Vorlesungen. Philosophie, Mathematik. Kunstgeschichte. Deutsche Kaiser- gcschichte, Germanistik. Geographie.

Mensch, wie rasch die Tage vergehen?

Vater Thiele ist jetzt umgänglicher gcwor- den.

Im großen nud ganzen ist er mit diesem Sohne jetzt einverst<.:den, wenn er sich auch einen Studenten anders vorgestcllt hat. nicht mehr als Wandervogel, sondern ernster, ge­fetzter, würdiger, so eine Kreuzung zwischen Kadett und Beamten.

Frau Emma hingegen ist absolut und hem­mungslos stolz auf ihren Jungen.

Er schreibt Aufsätze für die Zeitung! Im­mer wieder kommt dann auch der Geldbries- träger und zahlt eine Summe auf den Tisch. Und immer wieder kommen die Nachbarn und sagen: Frau Thiele, das war aber wie­der mal ein schöner Aufsatz!

Dieser Hans kommt natürlich nach wie vor jeden Tag, den Gott werden läßt, sehr spät nach Hause.

Aber die beiden Men drücken ein Auge zu.

Im übrigen ist die Lage nicht einfach und sie haben schon ihren anständigen Pack Sor­gen miteinander. Die Inflation hat das win­zige Vermögen anfgefresten. Es sind vier Goldstücke nur übrig geblieben, nebst einigen höchst unsicheren Aufwcrtungssorderungen . dreier Sparkassenbücher.

Wenn Vater Thiele arbeitslos wird, dann bricht die ganze, bescheidene Herrlichkeit zu­sammen. dann können sie innerhalb zweier Monate verhungern.

Frau Emma hat es nicht leicht. Aber mit ihrer bescheidenen, namenlos tapferen Hal­tung, mit ihren geschickten, fleißigen Händen und ihrer lautlosen Energie im Haushalt bringt sie das Wunder fertig, alle zu er­nähren und doch keine Schulden zu machen.

Dazu legt der Vater das seinige auf den Tisch und Hans legt das seinige auf den Tisch und stehe da, im Sommer langt es zu einer kleinen Reise! Nicht weit, nur bis Lhchen. in der Nähe von Berlin, zwei Bahn- stnnden, und Frau Emma muß selber kochen . . . aber es sind wenigstens seit 1919 zum erstenmal wieder Ferientage! Vater und Muster Thiele fahren ab, und Hans geht ans große Fahrt nach Oesterreich.

Und diese Ferien entscheiden alles, in Lychcn und in Oesterreich, für Vater Thiede, und Thiele Sohn. - -^

Tie Zeit ist erfüllt. >

Sie sind ihrer sieben, die nach den öster­reichischen Landen ziehen, aber mit ihnen ^ und in kleinen Trupps und auf verschiedene^ Wegen, sind es viele Hunderte von deutschen

ungcns.

Sie ziehen in ein deutsches Land, aber sie ußten kaum, als sie aufbrachcn. daß sie jen- its der Grenzen das Vaterland finden mrden, so wie ihnen das deutsche Vater- ind aus vielen Fahrten nordwärts ver­mut war. Sie wußten kaum, daß dieses iesterreich, besten Besuch sie etwas hochsah» mdAuslandssahrt' nannten, im Grunde ar nichts anderes war, als ein Teil von eutschland.

^ ' v (Fortsetzung folgte