Dienstag, den 14. November 1939
Schwarzwald-Wacht Seite S
Rus 8ladt und Kreis Calw
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In dem Erlaß Görings. den wir am letzten Samstag veröffentlichten und der sich mit der Behandlung von Volksgenossen bei Anträgen. Eingaben usw. bei Behörden befaßte, betont der Generalfeldmarschall, daß eine zuvorkommende Haltung gegenüber den Volksgenossen das Grundgesetz aller eine hauptamtliche oder ehrenamtliche Tätigkeit Ausübenden sein muß. Gleichzeitig wird von jedem einzelnen Volksgenossen erwartet, daß er die Größe und Schwere der eit versteht, daß er Haltung wahrt und elbstdisziplin übt.
In seiner Eigenschaft als Reichsstatthalter und Neichsverterdigungskommissar hat nun Gauleiter Murr bereits am 12. September in einem Schreiben an die Wirtschaftsgruppe Einzelhandel sestgestellt, daß immer wieder Klagen darüber laut werden, daß Käufer in den Geschäften des Einzelhandels nicht wie früher mit der möglichen Rücksicht und Höflichkeit bedient werden. Der Reichsstatthalter bemerkt dazu, daß aus der Tatsache der Rationierung die Einzelhandelsgeschäfte noch lange nicht ein Recht ableiten dürfen, in der Kundenbedienung nachlässiger zu werden. „Es wirkt sich auf die allgemeine Stimmung immer sehr schlecht aus", heißt es in dem Schreiben wörtlich, „wenn die Käufer das Gefühl haben, daß man auf ihre Kundschaft angesichts der Rationierung oder knappen Ware keinen gesteigerten Wert legt. Die Unbequemlichkeit, die sich durch das Bezugskartensystem unser Volk freiwillig und gern auserlegt, darf nicht künstlich dadurch gesteigert werden, daß man die Käufer es noch besonders empfinden läßt, daß sie dar- auf angewiesen sind, überhaupt etwas zu erhalten."
Auch Reichsstatthalter Gauleiter Murr weist darauf hin, daß er sich im klaren darüber ist, daß es wieder einzelne sind, „die glauben unbestraft aus der Nolle fallen zu können". Wir hoffen, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um auch hier die Tinge ins richtige Gleis zu bringen.
Frentberichte für unsere Jugend
Zwischen dem Oberkommando der Wehrmacht und der Reichsjugendführung ist der Einsatz von Teilnehmern an den Kämpfen im Osten und Westen des Reiches auf Heimabenden der Hitler-Jugend vereinbart worden. Unsere Frontkämpfer werden danach bei Rückkehr in die Heimat den Hitler-Jungen von ihren Erlebnissen berichten. Die herzliche Kameradschaft zwischen Soldaten und Hitler-Jungen wird die starke innere Anteilnahme der gesamten männlichen Jugend des Reiches an dem siegreichen Einsatz der deutschen Waffen noch steigern.
Die Erzählungen der bisher in der HI. eingesetzten Frontkämpfer des Weltkrieges erfreuen sich bereits größter Beliebtheit. Mit noch viel größerer Spannung erwartet die HI. nun ihre nur wenig älteren Kameraden, die im grauen oder blauen Rock schon Frontsoldaten geworden sind.
Erfolgreiche Calwer Iungfechter
Am letzten Sonntag nahmen Jungfechter des Tv. Calw bei den HJ.-Stadtmeisterschaf- ten von Groß-Stuttgart mit Erfolg teil. Der Fechter Udo Botzenhart wurde beim Florettfechten 4. Sieger. In der Reichsklasse wurde derselbe Fechter 2. Sieger. Im Säbelfechten konnte Walter Beck den 5. Platz erringen. Die Veranstaltung, welche in der Akademie statt-
Ungefähr 250 Hitlerjungen aus dem Nagoldtal waren am frühen Sonntag Morgen zu einem Geländespiel auf dem Calwer Marktplatz angetreten. Als das Kommando: „Marsch! Richtung Altburg!" erscholl, war die Aufgabe noch nicht bekannt. Erst kurz vor Altburg wurden die Befehle ausgegeben und die Aufgaben mit den einzelnen Führern der Einheiten besprochen. Drei Höhen um Würzbach und der Ort selbst sollen von den Nagoldtälern besetzt und gegen die anstürmenden Enztäler Hitlerjungen verteidigt werden. Die taktische Ueberlegung ergibt, daß der Feind schon im Vorfeld erledigt werden muß, denn sobald einmal die Höhen überwunden sind, kann der Gegner mit seiner Hauptmacht besser in die „Festung Würzbach" cindringen und sich bis zu der von den Na- goldtälcrrn verteidigten Friedhofmauer durchschlagen.
Nachdem die schnellen Truppen (Radfahrer) Würzbach besetzt hatten, konnte das Gros ungehindert nachrücken und im Würzbacher HJ.- Hcim Standquartier beziehen. Von hier aus wurden die einzelnen Stellungen besetzt. Bald gingen die ersten Meldungen ein: der Feind versucht einzelne Vorstöße,' dann zeigt sich nordwestlich von Naislach eine größere feindliche Einheit. Aber da beweisen die Nagoldtäler, was sie können: unter Ausnutzung des Geländes wehren sic sich gegen die Uebermacht, und nachdem endlich noch Verstärkung heran- gezogcn werden kann, schlagen sie den Angriff ab. Sie haben alle Waffen eingesetzt und zeigen u. a. das neueste Modell des HMG. (Holz- maschinengewchr).
Kaum sind die ersten Gefangenen eingebracht, als ein abgehetzter Meldegänger nochmalige Verstärkung anfordert. Der Feind greift auf der ganzen Linie an- Die Gegner versuchen. 6 Munitionskisten durch zu bringen und bis zur Friedhofmauer vorzustoßen. Aber
fand und vom Polizeisportverein hervorragend organisiert war, hatte einen sehr guten Besuch aufzuweisen.
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Die Heimarbeit ist durch Reichsgesetz vom 30. Oktober 1939 neu geregelt worden. Der Zweck des Gesetzes ist, die Heimarbeit vor den ihr drohenden mannigfachen Gefah. reu zu schützen und den mit Heimarbeit beschäftigten eine angemessene Vergütung für ihre Arbeitsleistung zu sichern. Das neu gefaßte Reichsgesetz enthält im einzelnen die Begriffe des Heimarbeiters, des Hausgewerbetreibenden, des Zwischenmeisters und der Familienangehörigen. Es enthält ferner die allgemeinen Schutzvorschriften, die
die Nagoldtäler stürzen sich wie verzweifeltauf diesen Transport, und da gehen die Kisten in Trümmer! Nur Bohlen und Bretter blieben den Enztälern in Händen. Doch immer näher kommen die Feinde der Friedhofsmauer. Sie versuchen sie im Sturm zu nehmen, und einzelnen Abteilungen gelingt auch der Durchbruch. Mann kämpft gegen Mann, um jeden Fußbreit wird gerungen, bis endlich ein Hornsignal dem Streit ein Ende macht.
Beide, Parteien versammeln sich vor dem HJ.-Heim und hören dort das Urteil des Jungbannführers: „Unentschieden!" Freilich war mancher enttäuscht. Man hatte nach solchem Einsatz einen Sieg erwartet, aber nicht nur der Kampfgeist, sondern auch das taktische Können, die Geländeausnützung, das allgemeine Benehmen im Gelände, die Ueberlegung mußten gewertet werden. Und da hatte sich mancher Mangel herausgestellt.
In seinen Schlußworten verglich der Jungbannführer den Gcländekampf mit dem ungestümen Vorgehen der jungen Soldaten bei Langemark vor 25 Jahren und zeigte, daß nicht allein das Draufgängertum, der Wagemut und die Kühnheit den Mann zum Soldatew machen, sondern daß Ueberlegung und Verantwortungsbewußtsein dazu gehören Gerade in der gegenwärtigen Zeit steht die Jugend fester und unerschütterlicher denn je hinter dem Führer. Unsere Aufgabe ist es zetzt, unter Einsatz des Lebens den uns aufgezwungenen Krieg bis zum Sieg Deutschlands durchzukämpfen.
HJ.-Arzt Dr. Mezger nahm an dem Spiel teil, um einen etwa nötig werdenden Einsatz der Feldschere selbst leiten zu können. Auch die Bevölkerung Würzbachs nahm regen Anteil. Jung und Ält war auf den Beinen und verfolgte alle Einzelheiten des Kampfes mit größtem Interesse.
Bestimmung über den Arbeitszeitschutz, den Gefahrenschutz und den Entgeltschutz. Den in der Heimarbeit tätigen Volksgenossen wird empfohlen, von diesem Reichsgesetz im einzelnen näher Kenntnis zu nehmen.
Künftig aM Bestellscheine für Ster
Für alle Verbraucher von Interesse ist, daß„ die Reichskarte für Marmelade und Zucker zu einer Reichskarte für Marmelade, ucker und Eier erweitert worden ist. s ist nun auch ein Bestellschein für Eier int voraus für vier Wochen bei dem Verteiler abzugeben. Wegen der natürlichen Schwankungen der Eierproduktion war es hier bisher nicht möglich, die Bestellscheine von vornherein auf bestimmte Mengen abzustellen.
Die bereits angekündigten 125 Gramm Kakaopulver für Kinder bis zu 14 Jahren werden auf die dafür vorgesehenen Einzelabschnitte der Reichsfettkarte abgegeben. Die Sonderzuweisung von 250 Gr. Butter für alle Versorgungsberechtigten im Dezember erfolgt zu je 125 Gramm vom 4. bis 17. Dezember und vom 18. bis 31. Dez. aus die hierfür vorgesehenen Einzelabschnitte der Reichsfettkarte. Ge-üchte über eine bevorstehende Einführung einer Kartoffelkarte sind, wie von zuständiger Seite ausdrücklich erklärt wird, unzutreffend.
Gutes Zuchtmaterial in Herrenberg
In der Herrenberger Tierzuchthalle veranstalteten am Samstag die Tierzuchtämter Herrenberg und Ludwigsburg eine Zuchtviehver- steigcrung, die erfolgreich verlief. Unter den 125 Farren, deren Güte im allgemeinen guter Durchschnitt war, befand sich ein Spitzenfarren, der von Karl Binder, Stammheim, gezüchtet und vom Farrenhaltunasverein Decken- pfronn zu einem entsprechend hohen Preis ersteigert wurde. Die Farren der Zuchtwertklasse II gingen alle zu guten Peisen, die durchweg über dem Richtsatz lagen, weg. Bei den Farren der Zuchtwcrtklasse III war die Preisgestaltung zunächst recht vorteilhaft. Später jedoch boten viele Kaufinteressenten unter dem Richtpreis. Im großen ganzen wurde bei den Farren der Zuchtwertklasse III der Richtpreis erreicht. Ein Teil allerdings wurde unter dem Richtpreis abgegeben.
Dienstnachricht. Emil Icheerle beim Arbeitsamt Nagold ist zum Regierungsinspcktor ernannt worden.'
Deckenpfronn, 10. Nov. Am Abend des 9. 11. sammelte sich die Ortsgruppe Deckenpfronn zu einer Feierstunde im Saale zur Felsenburg. Ortsgruppenleiter' Lutz gedachte der Helden des 9. November und der im Kriege gefallenen
Draufgängertum allein entscheidet nicht
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Die Kameraden im Zelt schlafen lest und abgrundtief.
Vor dem Zelteingang steckt der Fahnenspeer. Der Wimpel ist wie immer abends ab- tzenommen worden und liegt wohlverwahrt zwischen den Schlafenden.
Es ist drei Uhr morgens und in einer Stunde wird die Sonne kommen. Martin kommt, um Hans ein wenig Gesellschaft zu leisten, er ist so alt wie Hans, aber als sie von der Revolution sprechen, stellt es sich heraus, daß Martin kaum etwas von ihr weiß. Er hat gar nichts in jenen Tagen erlebt.
Der Morgenwind kommt kühl über den See herüber und im Osten wird eine ganz zarte hellgrüne Helligkeit wach, da setzen auch schon die Vögel ein mit einem großen hingerissenen Gezwitscher.
„Siehst du", sagt Hans Plötzlich und macht eine Gebärde, die alles umfaßt, die werdende Sonne, den schon sich erhellenden Wald, das schweigend aufleuchtende Wasser und das sinkende Feuer zu ihren Füßen, „wenn sie alle hier draußen wären, die zu Hause, und das sehen würden — glaubst du nicht, daß alles beste'- ginge?"
Marlin antwortet nicht.
Und Hans denkt an seinen Vater, an den freudlosen Mann, der immer finsterer und immer mürrischer wird.
Es ist ja auch, zugegeben, kein Anlaß vorhanden. die Welt sehr freudig zu finden. Das Brot wird immer teurer und die Margarine auch, und die Stellung, die der Vater gefunden hat. bringt wenig ein. Er tut irgendwas an der Börse. Er handelt beileibe nicht mit Papieren und Aktien und Renten und so, nein, dafür hat der Landstürmer Thiele kein Geschick. Er kann einen Panzerzug mit einigen Dutzend Männern aus dem tiefen Rußland sicher in die Heimat bringen, er kann sich hinlegen und schießen, er kann Brücken bauen und Dämme sprengen, er kann seine Pflicht tun, wo er im Namen des Vaterlandes hingestcllt wird, aber handeln und geschickt sein und Gelegenheiten wahrnehmen und spekulieren, das kann er nicht.
Er sieht zu, wie alte Damen ihren Gold- schmuck in rasch auftauchende Läden tragen und dafür Papiergeld bekommen. Von diesem Papiergeld leben sie ein paar Wochen, dann ist es alle, wertlos geworden, buntes, bedrucktes Papier. Und dann suchen sie wieder ein Stückchen Gold heraus, ein Erbstück, eine Brosche, einen Ring, an dem viel Erinnerung hängt. Sie bekommen den Metall- wert dafür, es scheint sehr viel zu sein, und es ist doch fast nichts.
Und Vater Thiele gibt die Börsenkurse weiter.
Und auch er verkauft, was er Wertvolles noch im Schranke hat.
Hans denkt, daß man dem Vater helfen müsse. Aber wie sollte ein Fünfzehnjähriger einem alten Frontsoldaten helfen?
Es ist noch lange hin. bis die beiden miteinander sprechen können.
'Hans weiß nicht einmal genau, was sein Vater auf der Börse tut. Er erzählt zu Hause nichts. Und Hans fragt wenig mehr.
„Ich weiß nicht". sagt Hans Plötzlich zu Martin, der neue Zweige auflegt, „ich weiß nicht, mein alter Herr . . . vier Jahre drau- ßen, verstehste? . . . und jetzt funktioniert es nicht mehr ..."
„Kenn ich", antwortet Martin kurz, „da ist nichts zu machen."
„Nichts?"
„Nee."
Die beiden schweigen.
Die Sonne steigt purpurn hinter den Waldbäumen aus, das Master im See wird flüssiges Gold, es wird schnell warm. Die beiden Jungen ziehen die Jacken aus und dehnen sich.
Martin deutet dorthin, wo Berlin liegt.
„Die glauben ja nichts mehr", sagt er in seiner sprunghaften Art, „die glauben ja nichts!"
Hans zieht die Stirn in Falten.
„Man muß bloß an sich selber glauben. Aber die da glauben nur noch an ihre Geschäfte und an das Geld und an das Vergnügen, meinst du nicht?"
„Sicher."
„Und an Gott glauben sie nicht", verharrt Martin.
Hans sieht verwundert auf.
„An Gott? Gott brauchen wir ja gar nicht."
„Mensch", fährt ihn Martin erschrocken an. „Was kannst du denn ohne Gott machen? Nischt kannste machen! Betest du denn nicht mal?"
„Nur wenn ich mächtig Angst habe."
„Na also", ist Martin schon beruhigt. „Komm, kochen wir Kaffee."
Und dann nimmt Hans sein Kuhhorn, das für solche Zwecke da ist, und bläst den Mor
gen ein. es ist. als brülle eine Stierherde. Fünf Minuten später steigt der Wimpel der Pachanteh am Fahnenspeer hoch, weht im Morgenwind und das tägliche, erste Lied ertönt.
„Ich habe Lust im weiten Feld zu streiten mit dem Feind, wohl als ein tapferer Kriegesheld, der's treu und ehrlich meint.
Seht an. die Fahne weht, wohl dem. der zu ihr steht.
Die Trommeln schallen weit und breit. Frisch auf. frisch aut zum Streit."
Hans hat einen fürchterlichen Krach mit Herrn Professor Hamerling.
Obwohl dieser amüsante Lehrer ihn immer bevorzugt, obwohl er selber vor dem Kriege Wandervogel war und also der Wandervogel-Jugend besonders nahestehen müßte — etwas klappt zwischen ihnen nicht mehr. Hamerling hat vergessen, was viele ehe- malige Wandervögel vergaßen, als sie her- anwuchsen: daß sie nämlich älter wurden und daß sie die Sprache der Jungen nicht mehr verstanden und nicht mehr sprachen, selbst wenn sie diese Sprache immer noch weiter sprechen wollten.
Hamerling ist 35 Jahre alt und Hans ist 15 Jahre alt.
Daher kommen alle Konflikte, weiter ist es gar nichts. Aber die Konflikte sind da und lasten sich nicht aus der Welt schaffen.
Man rebelliert auch sonst ein wenig gegen Herrn Hamerling, obwohl man ihn ganz gut leiden kann. Man läßt zwar bei ihm keine Knallfrösche los und brennt keine Schuhbänder an, die dann furchtbar stinken und man läßt nicht aus zehn Zigarrenkisten tausend Murmeln auf einmal m die Klasse rollen.
(Fortsetzung folgt)
Man muß aber die richtigen Lampen in erforderlicher Stärke verwenden. Zur Arbeit an der Hobelbank gehört eine Leuchte mit einer so >Watt>W-Lampe. Verlangen Sie in den Älektrolicht-Fachgeschäften immer die innenmattierten