Montag, den 13. November 1939

Rus Stadl und Kreis Calw

Schwarzwald-Wacht Seite 8

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Während des Weltkrieges haben wir es e«. lebt, daß Kriegsgewinnler und Schieber mit dem Ertrag ihrer dunklen Geschäfte Praßten, während der Soldat an der Front starb und seine Angehörigen daheim oft kaum das Notwendigste zum Leben besaßen. Daß solche Dinge nicht wiederkehren, dafür sorgt die Partei und dafür bürgt unS die Person des Führers. Es wird in diesem Krieg kein Opfer geben, das nicht vom ganzen Volk, von Führung und Gefolgschaft, gemeinsam ge­tragen wird. Dieser inneren Gewißheit gibt der Wochenspruch der NSDAP, für die Zeit vom 12. bis 18. November Ausdruck. Er ist ein Wort aus der Rede des Führers zum Beginn des polnischen Feldzuges:

Wenn ich vom deutschen Volk Opfer, und wenn notwendig, alle Opfer fordere, dann habe ich ein Recht dazu.

Denn auch ich bin heute genau so bereit wie ich es früher war, jedes persönliche Opfer zu bringen."

Der zweite Opfersonntag

Die Heimat hat sich auch gestern, am zwei­ten Opfersonntag dieses Kriegswinterhilfswer­kes, der Opfer würdig erwiesen, welche unsere stolze, starke Wehrmacht täglich an der Front dem Vaterland bringt. Wer hätte den sam­melnden Politischen Leitern nicht gern das Doppelte, ja Dreifache dessen gegeben, was einst in Fricdenszciten gespendet wurde. Nicht allein aus Dankbarkeit gegenüber den Männern an den vom Feind bedrohten Grenzen, auch der Tank gegenüber dem freundlichen Geschick, das uns den Führer einem ruchlosen Anschlag zum Trotz erhalten hat, kam in unserem Opfer zum Ausdruck.Es muß in diesem Kriegswinter­hilfswerk alles übertroffen werden, was bisher Aehnliches geleistet wurde!" Dieses Mahnwort des Führers bei der Eröffnung des Kriegs- WHW. im vergangenen Monat war in allen Volksgenossen lebendig. Es wurde gestern nicht gegeben, sondern geopfert. Wiederum darf mit einem hervorragenden Spcndeergebnis ge­rechnet werden.

DRK.-Helferinnen in Schömberg ausgebildet

Abschluß eines neuen Grundkurses

In Schömberg fand am Sonntag im Gefolgschaftsraum des Sanatoriums Schwarz­waldheim die Prüfung der Teilnehmerinnen eines TRK.-Grundkurses statt, der auf Veran­lassung des Chefarztes der neuen Heilanstalt Dr. Schröder zustande gekommen war. Mit dem DRK.-Kreisführer Landrat Dr. Haegele waren Ortsgrupperlleiter Brechtel, die Bür­germeister Hermann und R e u l e - Langen­brand, sowie die Führungen der Bereitschaften m. und w. des Zuges Calw erschienen. Der Kreisführer prüfte die Teilnehmerinnen auf ihre Kenntnisse über Entstehen, Zweck und Ziele des Dtsch. Roten Kreuzes. Dr. Grebe beschäftigte sich mit dem menschlichen Körper, seinen Verletzungen und Erkrankungen, wäh­rend Dr. Ginader Verbandlehre und Maß­nahmen der Ersten Hilfe bei Verletzungen mit praktischen Verbänden abnahm. Zum Schluß der Prüfung dankte TRK.-Oberfeldführer Dr. Haegele den Teilnehmerinnen für ihren Lerneifer, sie ermahnend, Pflichtbewußt im DRK. zu wirken. Sein herzlicher Dank galt insbesondere dem Leiter der neuen Heilanstalt

Dr. SchrÄer, sowie Dr. Grebe, Dr. Ginader, Dr. Ludewig und Dr. Witte. Im Gasthof zum Lamm" versammelten sich anschließend die Kursteilnehmerinnen mit ihren Gästen zu einer gemütlichen Kaffeestunde. Es ist zu wün­schen, daß nun die unter Leitung von Grup­penführerin Hedwig Brechtel stehende Gruppe Schömberg die in sie gesetzten Hoff­nungen erfüllt.

*

Bad Teinach, 12. Nov. Dank dem Entgegen­kommen der Verwaltung des Reservelazaretts konnte die Feierstunde zum 9. November im großen Saale des Reservelazaretts abgehalten werden. An ihr beteiligten sich neben der Ein­wohnerschaft, der Kriegerkameradschaft und vie­len Vertretern der umliegenden Ortschaften auch die Wehrmacht. Das feierliche Bild, das

der schöne Saal im Schmuck der Fahnen mit dem Bilde des Führers und zwei flammenden Pylonen bot, wie auch die Feier selbst, waren ergreifend. Der stellv. Ortsgruppenleiter Pg. Rehm gedachte der Bedeutung des Opfers vom 9. November. Anschließend an die Feier gedachte man noch der Toten des Weltkrieges an der Kriegergedenktafel.

Freudenstadt, 12. Nov. Ein Mann, der am Abend die Martin-Luther-Straße bei der Ad­ler-Apotheke überschreiten wollte, lief dort in einen 'eben vorbeifahrenden Langhvlzlastzug hinein, der sich auf dem Weg zum Stadtbahn­hof befand. Der Mann kam unter das rechte Rad des Zweiradanhängers und wurde 14 Me­ter weit geschleift. Der Bedauernswerte war auf der Stelle tot. Die Untersuchung der Schuldfrage ist im Gange.

ämtern gebührenfrei gegen andere Postwert­zeichen umgetauscht werden. Die übri-' gen ungültig gewordenen Marken und Posst! karten werden weder umgetoufcht noch zu-^ rückgenommen.

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Zu der durch die neue Personenstandsverord­nung der Wehrmacht geschaffenen Möglichkeit der Eheschließung in Abwesenheit des Mannes wird' noch bekannt, daß solche Ferntrauungen auch für Lazarettinsassen gestattet sind. Die Gül­tigkeit der Ehe wird nicht dadurch berührt, daß der Mann in dem Zeitpunkt, in dem die Frau die Erklärung abgibt, bereits verstorben war. Ein Aufgebotsverfahren findet bei den Fern- tranungen nicht statt.

Unter den Erleichterungen, die bei Eheschließun­gen im Falle der Einberufung zugestanden wer­den, ist nicht zuletzt beachtlich, daß auch wäh­rend des Krieges die Ehestandsdar­lehen des Reiches weitergefühxt werden. Um sicherzustellen, daß möglichst viele Volksgenossen aus den für diesen Zweck zur Verfügung stehenden Reichsmitteln bedacht werden können, wurde der Höchstbetrag der Ehestandsdarlehen vorläufig auf 600 Mk. festgesetzt.

Schmuck aus Gold darf von den Juwelieren nur dann geliefert werden, wenn sie den vollen Goldgehalt vom Kunden erhalten. Neuerdings ist die Herstellung von Trauringen aus Edel-

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stahl ausgenommen worden; Edelstahl hat sich für kunstgewerbliche Gegenstände als ein Werk­stoff von bester Wirkung erwiesen.

Ein Erlaß des Reichsinnen- und des Reichs­finanzministers bestimmt, daß die für die Lebensversicherungen der Einberufenen und ihrer Angehörigen sowie der von der Frei­machung Betroffenen zu entrichtenden Siche­rungsbeiträge als Beihilfe im Rahmen des Familienunterhalts zu gewähren sind. Diese Beihilfe wird auch gewährt, wenn die Voraus­setzungen für die Gewährung von »Familienunter­halt nur hinsichtlich des Sichcrungsbeitrages vor­liegen. Sie wird auch solchen Einberufenen be­willigt, die familienunterhaltsberechtigte Angehö­rige nicht haben.

Der Generalbevollmächtigte für die Regelung der Bauwirtschaft hat an die bauvergebenden Dienststellen ein Schreiben gerichtet, in dem er die ausgezeichnete Bewährung des Bauhandwerks bei der Errichtung des Westwalls von neuem an­erkennt und von allen Bauherren mit staats­politisch wichtigen Bauvorhaben verlangt, daß sie neben den Großfirmcn auch das Hand­werk berücksichtigen.

875ZS neue Wohnungen ln K Fahren

Stuttgart. Anfang 1933 gab es, wie aus einer Uebersicht inWirtschaft und Statistik" hervor­geht, in Württemberg 677 317 Wohnungen. Bis Ende 1938 betrug der Neinzugang an Woh-i nungen 87 550. das ist ein Zugang von 129 auf. 1000 der Anfang 1933 vorhanden gewesenen Woh­nungen. Im Neichsdurchschnitt kamen dagegen nur 97 neue Wohnungen auf 1000 der 1933 Vorhand denen Wohnungen. Die Zahl der Eheschlie-. Hungen auf 1000 Einwohner lag während des Zeitraums 1933 bis 1937 in Württemberg mit 48.0 nahe dem Reichsdurchschnitt (48,7).

Habe« Sie schon einen Lichtbildausweis?

Rach § 2 der Verordnung über den Paß- und Sichtvermerkszwang sowie über den Ausweiszwang vom 1v. September 1939 ist jeder Uber 18 Jahre alte deutsche Staatsangehörige und jeder Ange­hörige des Protektorats Böhmen und Mäh­ren verpflichtet, sich jederzeit durch einen von einer Behörde oder von einer parteiamtlichen Dienststelle ausgestellten Lichtbildausweis über seine Person auszuweisen. Ausländer sind verpflichtet, jederzeit einen Paß mit sich zu führen.

Diese Bestimmungen sind nicht erlaßen, damit sie nur auf dem Papier stehen. Es liegt vielmehr im Interesse des Reiches wie der Bevölkerung selbst, daß die Ausweispflicht möglichst vollständig durchgeführt wird. Sie dient ebenso sehr der Sicherung des Reiches gegen Schädlinge jeder Art wie auch dem Schuhe der Bevölkerung gegen Belästigungen und Beeinträch. tigungen, zum Beispiel während der Luft- schutzverdunkelung. Denn wenn jedermann verpflichtet ist, sich durch einen amtlichen Lichtbildausweis über seine Person auszu-

Salber Fahrpreis

zum Besuch verwundeter Soldaten

Die Deutsche Reichsbahn gewährt ab 18. November eine fünfzigprozentige Fahr­preisermäßigung zum Besuch verwundeter und kranker Kriegsteilnehmer. Die Ermäßi­gung gilt für Eltern, Geschwister, Kinder und Bräute der Verwundeten.

Welche SleWsorlen lind nicht voll markenpflichtig?

Nus Anlaß der Anordnung des Viehwirt- schaftsverbandcs Württemberg, wonach frische Leberwurst und Schwarze Wurst nur zu 50 vom Hundert markenpflichtig sind, fei noch­mals die Anordnung der Hauptvereinigung der deutschen Viehwirtschaft vom 23. Sep­tember in Erinnerung gebracht, die diejenigen Fleischwaren aufzählt, die im ganzen Reichs­gebiet nur mit 50 bzw. 25 v. H. der Gc- wichtsmenge auf Marken angerechnet werden:

Nur mit 50 v. H. angerechnet, also in doppelter Höhe abgegeben werden dürfen Schweinsköpfe (mit Ohr. ohne Backe). Fleisch­salat, Ochsenmaulsalat. Nindcrschwänze, Kon­sumsülze, Innereien, Lungen und Euter.

weisen, wenn er nicht zur Feststellung seiner Personalien festgenommen werden will, so bedeutet dies eine starke Hemmung für alle Elemente, die Uebles im Schilde führen und dabei hoffen, sich gegebenenfalls durch An­gabe falscher Personalien oder mit anderen Ausreden aus der Schlinge zu ziehen. An­dererseits schafft die Ausweispflicht für jeden einwandfreien Volksgenossen eine Sicherung gegen falschen Verdacht und unnötige Be­lästigung, da er sich, wenn er die gesetzlichen Bestimmungen einhält, jederzeit über seine Person ausweisen und Verwechslungen auf­klären kann. Wer z. B. sich bei der Dunkel­heit ohne amtlichen Lichtbildausweis außer­halb seiner Wohnung bewegt, muß damit rechnen, zur Feststellung seiner Personalien vorübergehend festgenommen zu werden.

Es wird deshalb empfohlen, daß jeder, der noch keinen amtlichen Lichtbildausweis besitzt, sich alsbald einen solchen beschafft. Auf jeden Fall steht jedem deutschen Staatsbürger die Kennkarte zur Verfügung, deren Ausstel­lung jederzeit bei der zuständigen Orts. Polizeibehörde beantragt werden kann.

Nur mit 25 v. H. angerechnet, also in vierfacher Höhe abgegeben werden dürfen Schweinekammknochen, Speerknochen (Rück- gratknochen) und Bauchrippen, die unmittel­bar am Knochen ausgeschält und nicht nach­geputzt sind, Ninderköpfe, Kalbsköpfe und Schafköpfe, Spitzbeine (unmittelbar hinter dem Tickbein oder dem Sprunggelenk abge. hauen) und Schweineschwänze^ Rinderkno­chen. Flecke und Schwarten. Vollständig markenfrei ist Freibankfleisch.

Multis werdende Postwertzeichen

Mit Ablauf des 31. Dezember 1939 ver­liert eine Reihe Postwertzeichen ihre Gültig­keit. Es handelt sich dabei um Sonder­marken undSonderpo st karten, die im Jahre 1938 aus besonderen Anlässen her­ausgegeben worden sind und um die Luft- Postmarken des Ausgabejahres 1934. Von einem Teil dieser Wertzeichen, und zwar die zum Turn- und Sportfest Breslau heraus- gegebenen Marken zu 3, 6, 12 und 15 Pfg., die Graf-Zeppelin-Gedenkmarken zu 25 und 50 Pfennig, sowie die Luftpostmarken zu 5, 10, 15, 20, 25, 30. 50. 80 und 100 Pfennig und zu 2 und 3 Mark können die nicht ver- brauchten im Januar 1940 bei den Post-

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Und Plötzlich reißt etwas mitten durch in Dm und sein ganzes bisheriges Dasein ver­steckt und ist nicht mehr hetvorzuholen.

Die JungeNs singen ein Lied, das hebt traurig an und gedehnt, Landsknechte haben eS einmal gesungen.

Ich weiß nicht, wer ich bin.

Ich weiß nicht, was ich Hab, ich wandre wohl dahin wie es das Herz mir gab.

Ich suche wohl das Reich und find es nicht anso, f o muß ich suchen mich in all der schweren Not.

Ich mein, wenn ich mich find und weiß wohl was ich soll, daß auch das Reich nicht fern, des bin ich freudevoll. ^ .

Als das Lied zu Ende ist, diese schwer­mütige und doch friedenvolle und zuversicht­liche Melodie, wird es auch im Gemüte von Hans ruhig. Nun weiß er. was los ist und wohin' er gehört. Er weiß, daß alles, was er seither getan und gedacht hat, falsch ge­wesen ist.

Ist eigentlich draußen immer noch Ber­lin? Diese Stadt mit dem Tod im Genick.

einem Tode aller Sorten, mit Zeitungen voll Sensationen, mit dem Stand des Dol­lars. mit den vielen politischen Geschäften, den roten und schwarzweißroten und schwarz­rotgelben Armbinden, für oder gegen die Republik? Gab es da einmal einen Hans Thiele, der all das für wichtig hielt? Der an all dem Anteil hatte?

Hans sieht sich tm Zimmer um. Ter junge Mensch, der hier Führer ist. mit seinem hage­ren und harten Gesicht, in dem nur die Augen bisweilen weich und zerstreut werden können ... hat er wirklich vier Jahre lang in den Höllen von Flandern und von Ver­dun gelegen, ist er wirklich zurückgekommcn und weiß er wirklich, wofür er gekämpft hat? Hat man ihm in Köln die Achselstücke her­untergefetzt und haben besoffene Matrosen nach ihm wie nach einer Scheibe geschossen in Hannover?

Hans fitzt da und denkt nach. Ja, das hier ist etwas anderes, als alles, was er bisher erlebt hat und das hier ist wohl das Rechte, er braucht eigentlich gar nicht mehr darüber nachzudenken. Vor den Fenstern hängen rot­karierte Leinenvorhänge und an den Wän­den stehen Büchergestelle, ein schwerer Ofen aus grünen Kacheln in der Ecke und ein mächtiger Tisch aus Ebenholz, der fast das ganze Zimmer ausfüllt, auf ihm steht eine Bauernvase und darinnen Kiefernzweige. An der Wand hängen einige Zupfgeigen, auf einem Wandbord stehen dunkelblaue Tasten und dunkelblaue Teller und Aluminium­becher. Und in der Ecke neben dem Fenster steht eine zusammengerollte Fahne, sie ist grün-rot-gold. Und das alles wird von Ker- zen beleuchtet und das alles hat einen ganz bestimmten, prachtvollen, gesunden und siche­ren Stil.

Und an diesem Abend steht der Hans Thiele auf und hält die scklleckteste Rede sei­

nes Daseins, redet durcheinander in seiner abgrundtiefen Erschütterung und redet von diesem und jenem und sie sehen ihn ruhig an und lasten ihn quatschen, denn sie misten genau, was er sagen möchte und was er nicht sagen kann: daß er bei ihnen bleiben möchte, bei diesen Liedern und Kerzen und den braunsamtenen Jacken und den blauen Kit- teln.

Und nach dieser fürchterlich langen Rede, die Hans mit knallrotem Kopf und großein Herzklopfen beendet, steht einer auf namens Jochen und streckt ihm die Hand entgegen und sagt:Natürlich kannst du bei uns blei- ben."

Und setzt sich wieder hin und nun ist alles gut.

Jochen schiebt ihm das Nestbuch hinüber. Schreib dich ein."

Das Nestbuch ist mit grün-rot-goldener Schnur eingebunden und auf dem Titelblatt ist eine silberne, fliegend Wildgans zu sehen.

Am Sonntag gehen wir auf Fahrt nach Saarmund', teilt Jochen mit.Treffen um 8 Uhr vorm Potsdamer Bahnhof. Mitbrin­gen Reis und Backpflaumen, Eßnapf und Löffel. Otto . Salz und Fritz den Kochtopf, das andere besorge ich. Acht Uhr abends sind wir wieder in Berlin."

Potsdamer Bahnhof, denkt Hans. Pünkt- lich um 8 Uhr, Reis und Backpflaumen. Eßnapf. Löffel . . . daß ich nur nichts ver­gesse. Und einen Rucksack habe ich auch nicht . . . den muß der Vater . . .

Vater! Hans hat bisher nicht daran ge­dacht. Aber jetzt fällt es ihm siedendheiß ein: die Eltern werden das nie verstehen, der Va- ter nicht, und die Mutter auch nicht. Nie­mals. Nie. Das ist eine andere Welt. Man kann sie ihnen nicht erzählen, erklären. Sie werden es nicht begreifen, es ist vollkommen aussichtslos. Nur wer dabei ist. versteht es.

Hans merkt, daß er nun erst, von vielem Abend an, völlig allein ist. Alles muß er jetzt ganz allein entscheiden, ganz mit sich" selbst abmachen.

Saarmund . . . Saarmund . . . seltsamer, schöner Name...

Langsam und sehr nachdenklich geht der Wandervogel Hans Thiele nach Hause.

*

Der Sommer geht dahin, und Hans hat? viel gelernt und noch mehr gesehen.

Er weiß jetzt, wie man ein Zelt baut und er kennt alle Landheime der Mark. Er ist viele hundert Kilometer marschiert und hat unterwegs gutes Esten gegessen und schlechtes Esten, er hat unter der brennenden Sonne geschwitzt und im kalten Regen gefröstelt. Er hat alle Lieder gelernt, die es in der Pachan- tey gibt. Er hat sich einen richtigen militäri­schen Tornister verschafft, mit rotbraunem Fellbezug, an den man das Kochgeschirr schnallen kann und Zeltbahn. Decke und Spaten. Und dieser Tornister wird niemals voll, man kann in ihn hineinstopfen, was man will.

Und damit marschiert man dann hinaus an jedem Sonnabend nachmittag, dorthin,' wo niemand als die Pachantcy etwas zu sagen hat, in die Wälder, in die Wiesen, zut den Gewässern. Man wirft Speer und stößt Stein und schwimmt und belauscht das Wild, man klettert auf schwierige Bäume und, schleicht durch das Schilf, man sitzt lange Stunden am Feuer Und starrt in die Glut.

Hans hat die Nachtwache.

Er hockt bei den prasselnden Zweigen und hört zu. was die Nacht ringsum flüstert und raunt, manchmal wirst er einen neuen Zweig in die Glut, dann springen die Nadeln glü­hend hoch und verbrennen zu weißer Asche. Und dann ist es wieder ganz still. <

(Fortsetzung folgt).