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Nr. 103

Mittwoch, den 5. Mai 1926.

101. Jahrgang

England im Generalstreik.

Der Kampf der englischen Regierung gegen den Streik.

TU London, ö. Mai. Allgemein wird darauf hinge-wiefen, daß die Regierung durch die Annahme der Verordnung über den Ausnahmezustand durch das Parlament sich eine außerordentlich günstige Lage geschaffen hat. Alle Maßnahmen, sowie auch die weitgehenden Eingriffe der Regierung in die Freiheit des Ein­zelnen geschehen nunmehr im Rahmen der Verfassung. Hier­durch ist der Streit, ohne daß dies ausdrücklich erklärt wird, als verfassungswidrig gestempelt. Die Regierung bedient sich des Rundfunks zur Verbreitung ihrer Verordnungen, sowie für alle Erklärungen und Mitteilungen. Während die Streikleitung keinerlei Mittel besitzt, um sich fortlaufend mit den Verbänden und Untergruppen zu verständigen, hat die Regierung mit Hilfe des Rundfunks den ganzen Verwalte,ngsapporat in der Hand.

In gut informierten Kreisen will man wissen, daß die Re­gierung mit einer achtwöchigeu Dauer des Streiks rechnet. Je­denfalls werden von der Regierung alle Maßnahmen für eine längere Dauer des Streiks getroffen. Für eine weitgehend« Ver­breitung der von Mittwoch an erscheinenden Regierungszeitung »Mrttish Gazette" ist gesorgt worden. Die Zeitung wird täglich mit einem Sonderzuge nach Dover zum Versand auf den Kon­tinent beföüiert werden. Sie wird rn erster Linie der Ver­öffentlichung sämtlicher Regierungsverordnungen dienen. Im Verkehrswesen find für Mittwoch weitere Verbesserungen vor­gesehen. Die Eissubahngesellschaften haben am Dienstag durch den Rundfunk die Fahrzeiten für die Strecken, aus denen die Züge noch gehen, bekannt gegeben.

Eine amtliche Darstellung der Streiklage.

Der amtliche englische Funkspruch verbreitet um 1 Uhr mit­tags eine Übersicht über die Streiklagr. Darnach ist eine Reihe von Betrieben, sowie von Eisenbahnlinien, allerdings nur in der Provinz, noch nicht stillgelegt. Die Betriebe, die auf eine ungestörte Zufuhr von Rohmaterialien, Brennstoffe» usw. ange­wiesen sind, dürften aber in kürzester Zeit von den Auswirkun­gen des Streiks betroffen werden. Die Zeitungen sind mit Slusnahme derDaily Mail" wie gewöhnlich erschienen. Die Angestellten der Büros und der Läden der City sind teils zu Fuß von ihren Wohnorten in die Stadt gepilgert, teils standen Tau­fende von Autos und Lastwagen, meist von Freiwilligen geführt, für jede Strecke zur Verfügung. Auch die bekannten Fremden- autos und einige hundert Omnibusse der Privatunternehmer wa- «n unterwegs. Das ganze provisorische Verkehrswesen steht unter der Aufsicht der Regierung und funktioniert bis auf we­nige unvermeidliche Störungen durchaus befriedigend. Sowohl In London, wie auch in den Hauptstädten der Provinz sind bis zur Stunde keinerlei unliebsame Zwischenfälle vorgskommen. Ne­ben der Organisation des Transport- und Verkehrswesens hat die Regierung hauptsächlich für eine ungestörte Versorgung der Hauptstadt und des übrigen Landes mit den notwendigen Le­bensmitteln Sorge getragen. Der Hyde Park ist für das Pub­likum geschlossen und zu einer Milchzentrale umgewandelt wor­den. Die Sicherstellung der ganzen Lebensmittelversorgung ge­schieht übrigens unter tätiger Mitarbeit der Gewerkschaften. Der Generalrat des Gewerkschaftskongresses hatte heute vor­mittag längere Besprechungen mit den Vertretern der Berg­arbeiter.

Die Frage der Streildauer-

In Citykriisen wiüd gegenwärtig besonders stark die Frage der möglichen Dauer des Streiks erörtert. Die Meinungen sind sehr geteilt. Nach der einen Auffassung wird angesichts der Stel­lung der Regierung und der wirtschaftlichen Hoffnungslosigkeit und Zwecklosigkeit der Siroik sehr bald in sich zusammcnbrcchen. Die andere Meinung, die von der Mehrheit geteilt wird, geht dahin, daß es sich bei dem gegenwärtigen Streik gar nicht um die Frage der wirtschaftlichen Lage der Bergarbeiter, sondern in erster Linie um die Macht im Staate handele- Beide Parteien, sowohl Regierung wie Gewerkschaften, hoben sich seit 8 Monaten auf den Kampf vorbereitet. Die Regierung hat ein« Reihe von Organisationen geschaffen, die ausschließlich den Zweck haben, während eines Generalstreiks oder revolutionären Unruhen ein­gesetzt zu werden. Man glaubt allgemein, daß ein derartiger Aufwand von Mitteln auch ausgenutzt werden wird und rechnet daher mit einer längeren Dauer des Streiks. Vorläufig fehlt eS noch in keiner Weise an Lebensmitteln. Es bleibt aber abzuwar­ten, ob sich nicht schon in den nächsten Tagen Zwischenfälle er­eignen werden, die bisher vermieden werden konnten. Generalstreikdebatte im OberhanS.

TU London, 5- Mai. Im Oberhaus verteidigte gestern Lord Salisbury die Haltung der Regierung in der Bergarbeiterkrise. Lord Salisbury gab der Hoffnung Ausdruck, daß innerhalb der Arbeiterschaft die Einsicht bald wieder die Oberhand gewinnen wende, damit die Negierung dann von neuem ihre BeNnittler- rollc aufnehmen könne- Ein Arbeikerparteiler griff die Regierung wegen des übereilten Berhandlungsabbruchs an. Aerrche

dem Eindruck des drohenden Generalstreiks hätten die beiden Parteien leicht einer Einigung zugänglich gemacht werden kön­nen. Asquith trat für die Unterstützung der Regierung ein, da jede Regierung auf den Generalstreik so reagieren mußte, wie die Regierung Baldwin es getan habe. Lord Balfour erklärte, wenn das Parlament die Verantwortung für das gegenwärtige Geschehen den Gewerkschaften und ihren Führern zuschiebe, so mache es sich an der folgenschwersten und traurigsten aller Revo­lutionen schuldig, von denen di« Weltgeschichte berichten könnte.

Die Kosten des englischen Generalstreiks-

In politischen Kreisen werden heute schon für den General­streik Kostenberechnungen ausgestellt, denen der 14wöchige Berg­arbeiterstreik von 1921 mit seinen Gesamtkosten von 350 Millio­nen Pfund zugrundegelegt wird. Danach kostet der Generalstreik täglich 3 bis 4 Millionen Pfund, die in den nächsten Tagen auf 6 bis 8 Millionen Pfund steigen dürften. Mit dem Betrag von 3 Millionen würde das tägliche englische Nationaleinkommen ein Drittel einbüßen.

Die Auswirkung des Streiks auf Ruhrbergbau und Rhcin- schiffahrt.

TU Esse«, 5. Mai. In maßgebenden Kreisen des Ruhrberg- hous herrscht starke Zurückhaltung wegen der evtl, günstigen Auswirkung des englischen Generalstreiks auf den Absatz der deutschen Kohle, da man allgemein damit rechnet, daß der Streik nicht lange andauern kann. Wenn man erwägt, daß die Lager- beständc des Ruhrkohlenbergbaus ca. 8 Millionen Tonnen be­ttagen, so müßte der englische Streik, um diese deutschen Be­stände zu räumen, von sehr langer Dauer sein. Tatsache ist, daß bereits eine größere Anzahl Nachfragen bei dem Rhemisch-west- fälischcn Kos.cnshndlkat eingcganen sind. Allerdings ist eS zu festen Abschlüßen noch nicht gekommen. Es verlautet, daß die luxemburgischen Hütten bedeutende Abschlüsse in Hochofenkoks bet den Ruhrzcchen getätigt Härten, aber auch hierzu ist zu kcrxen, daß aus Grund der englischen Streikbewegung neue Abschlüsse nicht gemacht worden sind. Es kann sich dabei nur um die Er­füllung der regelmäßig laufenden Abschlüsse handeln. Durch die englische Arbeitskrise ist die Rhein schiffahrt ebenfalls noch nicht in erheblichem Maße gesteigert worden. Der Duisburg-Ruhr­orter Frachtenmarkt entwickelte zwar eine lebhafte Terrdenz. So konnten sich die Hollaudfrachten um 10 Pfennig pro Tonne erho­len. Ebenso erführen die Antwerpens und Genfer Frachten eine Erhöhung. Da die Anfuhr von Kohlen nach den Seehäfen er­höht ist und die Nachfrage lebhaft bleibt, werden die Frachten voraussichtlich weiter anziehen. Die rheinischen Bergfrachten haben sich ebenfalls befestigt, so z- B. nach Mannheim. Der vor­handene unbeschäftigte Rhein-Schiffsraum wich der in den näch­sten Tagen lebhafter werdenden Nachfrage völlig entsprechen kön­nen. Der niedrige Preis der Ruhrkohle wich bewickn, daß vor­aussichtlich viel« Schiffe, die sonst in England bunkern, in konti­nentalen Häsen die Kohl« übernehmen. So verlautet von der holländischen Grenze, daß in dieser Woche in dem Rotterdam« Hafen große Zufuhren von deutscher Kohle erwartet werden.

Der Reichspräsident in Hamburg.

TU Hamburg, s. Mai. Reichspräsident von Krudenburg ist gestern mittag mit dem fahrplanmäßigen Zuge auf dem Damm­torbahnhof eingetwsse-n und vom Ersten Bürgermeister Dr. Pe» terstm empfangen worden. Nach der Begrüßung und Vorstellung der anwesenden Herren begab sich der Reichspräsident mit seiner Begleitung durch den mit den Hamburger und Reichsfarben ge­schmückten früheren Fürstenausgang aus dem Tiergarterqffatz, wo er bei seinem' Erscheinen von einer großen Menschenmenge stür- misch begrüßt wurde. Sodann schritt der Reichspräsident die vor dem Bahnhof ausgestellt« Ehrenkompagnie der Luxhavener Küstenwehr ab und begrüßte anschließend die in Hamburg an­sässigen ehemaligen General« und Admirale. Hierauf erfolgte der Vorbeimarsch der Ehrrnkompagnie.

Anläßlich der Hafenfahrt stattete Reichspräsident von Hin- denlburg auch dem DampferDeutschland" einen Besuch ab. Bei dieser Gelegenheit richtete Geheimrat Dr. Cuno von der Hapag eine Ansprache an den Reichspräsidenten, in der er sagte: ,Lerr Reichspräsident! Sie ehren, indem Sie an Bord dieses deutschen Handelsschiffes konrmen, das Schiff, di« Hamburg-Amerika-Linie und di« gesamte deutsche Schiffahrt. Wir danken Ihnen auf­richtigen Herzens namens der gesamten deutschen Schiffahrt für bas sichtbare Interesse, das Sie, Hevr Reichspräsident, durch Mren heutigen Besuch an unserem Geschick bekunden. Wir wer­den Ihnen diesen Dank durch die Tat beweisen, indem wir auch weiterhin in «Moser, reinj sächlicher Arbeit unserem Vaterland auf See wieder die Geltung verschaGen, fff« ihn* gebührt. Möge unser DeutschksA, deHen «Neuer iy schwerster Zeit in Ihre HKnde gsle-t wurde, uni« Jhver starken Führung durch Zusaw- MrffaW« Ms MtzMoltznW MM tz?

Tages-Spiegel.

Der Generalstreik in England nimmt bislang einen ruhigen Ver­laus. Die Regierung hat umfassend« Notmaßnahmen getroffen.

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Reichspräsident von rindrr l-urg weilte gestern in Hamsura, wo man ihm einen festlichen Empfang bereitete.

Der Reichstag behändeste in seiner gestrigen Sitzung Fragen der Bodenreform.

Der Rcchtsausschuß des Reichstags lehnte das Fürstenenteig» nungsgesctz, sowie die von den Demokraten und vom Zentrum gestellte» Abändernngsanträge mit wechselnden Mehrheiten ab.

*

Die Vorlage der Regierung zur Verhinderung des Volksbegeh­rens in der Aufwertungssragc ist von den Reichstagsausschüs­sen angenommen worden.

Gegen die Neuregelung der Flaggenverordnung bei den Aus- llin-smissionen und der Marine habe» das Zentrum und die Demokratische Partei Einspruch erhoben.

*

Zwischen der deutschen und der dänischen Regierung ist die ge­genseitige Aufhebung des Sichtvcrmerlszwangrs mit Wirkung vom 20. Mai 1926 vereinbart worden.

In Marokko steht der Abbruch der Friedensverhandlunge« und die Wiedereröffnung der Feindseligkeiten unmittelbar bevor-

entwicklung seinen Weg zu innerer Ruhe und äußerer Geltung nehmen."

Abends fand im großen Saal des Hamburger Rathauses zu Ehren Hindeirburgs ein Festessen statt, wobei nach einer Be­grüßungsansprache des Hamburger Oberbürgermeisters Peterse» der Reichspräsident eine längere Rede über die Bedeutung des alten Hamburg und seine große Aufgabe in der Zukunft hielt.

Den Abschluß des HiiLenburg-Befuches bildete eine vom Ham­burger Turn- und Sportverein ausgeführte Fackelserenade. Kurz von 10 Uhr zogen die Spielleute vor das Rathaus, das von Tausenden von Fackeln beleuchtet war. Als sich Hindenburg mit dem Bürgermeister Dr. Petechen auf dem Balkon des Rathauses zeigte, spielten die Spielleute die Hamburger Nationalhymne^ und die unübersehbare Menschenmenge bvrch in nicht ende» wollende Hochrufe aus den Reichspräsidenten aus. Vom Balkon des Rathauses herab richtete Hindenburg einige Worte an die Menge, dankte .für den überaus herzlichen Empfang und brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland «ms, in das die vieltausend­köpfige Menge begeistert einstimmte. Nach dem Festmahl fand im Rathaus «in Empfang statt, an dem prominente Persönlich- ketten des Kandels, der Industrie und der Wissenschaft, wie auch der Presse teilmchmen. Al» der Reichspräsident später das Rathaus verließ, um zum Bahnhof zu fahren, hatten die Mit­glieder der Hamburger Sport- und Turnvereine auf dem ganzen Wege über Refedendamm. Jungfemstieg, Esplanade und Damm­tordamm bis zum Bahnhof mit Fackeln Spalier gebildet.

Reichsrat und Aufwertung.

TU Berlin» 5. Mai. Der Gesetzentwurf den Reichsrcgierung, der einen Volksentscheid in der Frage der Aufwertung verhin» dern will, ist jetzt von den zuständigen Ausschüssen des Reichs» rates behandelt und fast einstimmig angenommen worden. Er steht bereits auf der Tagesordnung der Vollsitzung des Reichs­rates am Donnerstag. Der Regierungrentwurf zur Frage der Fürstenabfindung macht noch längere Verhandlungen in den Ausschüssen des Reichsrates notwendig. Er kann daher in der nächsten Vollsitzung des Reichsrates am Donnerstag noch nicht erledigt werden, sondern wird erst in der Sitzung des Reichg­rates am 11. Mai zur Abstimmung kommen.

Der Kulisker-Prozetz.

TU Berlin, S. Mai- In den weiteren Verhandlungen im Kutisker-Prozeß wurde ein Antrag -er Verteidigung abgclehnk, Assessor Kußmann als Zeugen darüber zu vernehmen, daß er erklärt habe, er habe sich vor dem Untersuchungsausschuß an der Wahrheit vorbeigedrückt. Der Zeug« von Kohl stellt dann in sei­ner wetteren Vernehmung Strikter als einen Lumpen hin, wäh­rend andere Zeugen Strieter das beste Zeugnis ausgestellt haben. Di« Verteidigung beantragte darauf, den Zeugen von Kohl wegen des Verdachtes der Beteiligung zu vereidigen. Iwan KukSker wies darauf den Vprwurf zurück, daß er Strie- jer ruiniert habe. Eine frühere Buchhalterin KutiSkerS sagte aus, fie habe aus Veranlassung von Blau Gefälligkeitsakzepte unterschrieben, di« Äex viel höhere Beträge lauteten, als sie un° MMMiZMx. ..