Hoffnungen, das Heil für Polen iverde ni'lrtz- 1er Stunde aus dem Osten kommen, angesichts der an den Grenzen aufmarschierenden Roten Armee zusammenbrechen, so liegen die Ursachen bei der polnischen Kurzsichtigkeit. Als Reichsaußenminister von Ribbentrop und der sowjetrussische Außenkommissar Molotow im Beisein Stalins ihre Unterschriften unter den deutsch-russischen Nichtangriffs, und Konsul- tativpakt setzten, da mußte Warschau eigentlich erkannt haben, dah Sowjetrußland nicht ge- willt war, die polnischen Provokationen zu er- tragen. Weiterhin hätte man es als gänzlich verfehlt betrachten müssen, Spekulationen darüber anzustellen, ob es über der deutschpolnischen Auseinandersetzung zu einem Bruch des eben eingegangenen Pakts kommen werde.
Vor allem die Verbündeten Polens haben sich bei diesen gegenstandslosen Diskussionen unrühmlich hervorgetan. Weil man den tieferen Sinn des deutsch-russischen Vertrags- Werks grundlegend verkennt, glaubte man sich ernstlich zu sehr weitreichenden Hoffnungen auf die Sowjetunion berechtigt. Selbst als die Neservisteneinberufungen in Moskau bereits im Gange waren und die Truppentransportzüge nach der Westgrenze gingen, hielt man an diesen Wahnvorstellun- gen fest. Wir lasen in einigen englischen und französischen Zeitungen, Sowjetrußland habe seine Westgrenze nur deshalb verstärkt, weil etz sich gegen deutsche Uebergriffe sichern wolle! Mit dieser Wahnstnntheorie sollte die eigene Öffentlichkeit besänftigt werden, die in den Mobilisierungsmaßnahmen ein beunruhigendes Zeichen erblickte. Man stelle sich das illustriert vor: Moskau wirft sich in Stahl und Panzer, weil die Truppen eines Landes, mit dem man eben einen sehr weit- gehenden Vertrag abschloß, in einem dritten Lande Ordnung schaffen und Zustände beseitigen, die Moskau selbst als unhaltbar bezeichnet. Welche übergroße Nervosität, welch bängliche Unsicherheit spricht doch aus diesen läppischen Beweisführungen.
Tie Zeit scheint nahe, an dem die so grausam in die Irre geführten demokratischen Zeitungsleser und Nadiohörer einen praktischen Anschauungsunterricht über die Lügenhaftigkeit ihrer Informationsquellen erhalten, die Mär von der ruffischen Mobilisierung gegen die angebliche „deutsche Drohung" wird — das fürchten wir — jedenfalls nicht mehr lange aufrecht erhalten bleiben können. Vollzogene Tatsachen ersparen bekanntlich Dementis.
_ X. 6r.
Enalanb hat 25 Mre verschlafen
Die Moraltante von der Temse
Prag, 15. September. Unter der Überschrift „Die Moraltante von der Themse" schreibt der Lenkov": Wir erleben heute das Schauspiel, daß dieselbe Macht, die nie zögert, für ihre eigenen Zwecke Recht und Gesetz zu brechen, im gleichen Atemzuge sich auf moralische Grundsätze beruft und den anderen Moralpauken erteilt. Das .Moralin. mit dem England seine Trabanten im Weltkriege zusammenschweißte. war der söge- nannte „Bruch der belgischen Neutralität". Da- malS brachte es die britische Propaganda zu Wege, die ganze Welt dadurch gegen Deutschland aufzuhehen: heute glaubt dieWeltnicht mehr daran, weil es Engländer waren, die mit flagranten Neutralitätsbrüchen gegen Dänemark, Holland und Belgien ihren ersten Schritt in einem Kriege unternahmen, den sie sich herbeiwünschten. So sieht sich England heute vor einer schicksalsschweren Entscheidung, wie es sie in seiner ganzen Geschichte nicht zu fällen hatte. Wenn England den Krieg führt und eS ihm nicht ge- singt genügend gefügige Vasallen zu finden, dann ist das britische Weltreich am Ende seiner Macht.
Auch die anderen tschechischen Blätter reißen mit erfrischender Deutlichkeit England die heuchlerische Maske herunter, wobei sie den guten Gedanken von den alternden Demokratien, die 25 Jahre verschlafen haben, abwandeln. „Cesko Slowo" spricht dabei von der „veralteten Garnitur" des englischen Krieaskabinetts mit Chamberlain. Churchill usw. Nichts könne daher mehr die allgemeine Ablehnung des Krieges in den breiten Schichten des englischen Volkes illustrieren, als diese Tatsache. Es sei deshalb auch kein Wunder daß auch die britischen Propagandamethoden die Staubspuren eines Vierteljahrhunderts trügen. Wäre dem nicht so, so würden sie wissen, daß das deutsche Volk von heute das wahre Gesicht von England genau kenne.
WA'Volk antwortet aut ümtraae:
Schiffe Kriegführender sind zu meiden
Reuyork, 15. September. Das bekannte Gallup- Jnstitut hat in einer über das ganze Land verbreiteten Umfrage ermittelt, daß 82 v. H. aller Amerikaner eine Maßnahme der amerikanischen Regierung begrüßen würden, die den Bürgern der Vereinigten Staaten die Benutzung von Schissen kriegführender Staaten und die Entsendung amerikanischer Handelsschiffe in Kricgs- gebiet untersagt. Am meisten betrübt wäre darüber der größte 'Kriegshetzer Churchill der dann ja nicht ein zweites amerikanisches Passagierschiff torpedieren könnte. Diese Umfrage zeigt, daß das amerikanische Volk trotz aller Bemühungen der jüdisch-plutokratischen Kriegshetzer sich für strengste Neutralität einsetzt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß Senator Borah in einer Nundfunkansprache gegen die Aenderung des Neutralitätsgesetzes Stellung nahm, da eine solche Aenderung Amerika in den Krieg treiben würde.
Australien, das als erste? unter den Ministerien der Dominions sich aus Chamberlain? Seite gestellt hatte, hat den Haushalt für Landesver- keidigung um 12 Millionen auf 15 Millionen er- höht und ferner beschlossen. ..für Militärdienste in Australien und Uebersee" insgesamt eine Freist« von gHgan Mann
Paris regt sich übet Moskau auf
Russlands aktives Interesse an Osteuropa lindst stärkste LeaetitunZ
8 o o 6 e rt> e r t o t> t uorere» ll o r r o s p o u ä e o t s u
jd. Bern. 16. September. Der Artikel der Moskauer „Prawda". in welcher erneut aus de» polnischen Terror gegen die weißrussische und die ukrainische Minderheit in Polen hingewiesen wurde, hat die Pariser politischen Kreise in erhebliche Aufregung versetzt.
Das ist überraschend, weil die „Prawda" im Grunde nichts gemeldet hat. waS in Frankreich nicht schon längst bekannt und diskutiert worden ist. In Paris schließt man jedoch aus dem Zeitpunkt des ..Prawda"-Artikels und im Hinblick aus die militärischen Maßnahmen Rußlands, daß die Sowjetunion ein aktives Interesse an der Neuordnung Osteuropas habe.
Von zuständiger Seite wird in Paris dazu erklärt, daß in diesem Falle „eine ganz neue Lage" geschaffen werden würde, mit welcher die Westmächte noch nicht gerechnet hätten. Der offiziöse „Petit Paristen" fügt anschließend naiv hinzu, man wisse zwar, daß die europäischen Minderheitenfragen schon immer eine Quelle des Unfriedens gewesen seien, aber bei einer etwaigen Lösung hätten die Westmächte wegen ihrer „anerkannten Friedenspolitik" die Methoden zu bestimmen (!).
Moskau in voller Bereitschaft
Sämtliche Moskauer Zeitungen stehen im Zeichen der neuen Rekruteneinbcrufungen und betonen dabei, daß die Sowjetunion in dem Augenblick, wo an ihren Grenzen der Krieg entfacht sei, sich in voller militärischer Bereitschaft befinden müsse und sich von keinerlei Ereignissen überraschen lassen dürfe. Gemäß den neuen vom Obersten Sowjet angenommenen Militärgesetzen wird die Zahl der in diesem Jahre einberufenen Rekruten beträchtlich höher sein als in früheren Jahren. Der Moskauer Sender rühmt die ungeheuren Erfolge
der deutschen Truppen. Die Stellung der Gegner Deutschlands sei schon zu Beginn des Krieges im Osten durch den blitzartigen Schlag Deutschlands gegen Polen schwer benachteuigt. Die Ueberlegenheit der deutschen Luftwaffe habe entscheidend zu den überwältigenden Erfolgen beigetragen. Allgemeine Beachtung finden die Nachrichten über das brutale Vorgehen der Polen gegen die weißrussische Bevölkerung, die gezwungen wird, vor dem Einmarsch der deutschen Truppen ihre eigenen Dörfer niederzubrennen.
Segen tendenziöse Berichte
Eine Vernunststimme aus der Schweiz
Sigeoberlekt cksr
oseti. Bern, 16, September. In einem Stim- mungsbericht der „Neuen Basler Zeitung" heißt es u. a.: In der Presse der mit Deutschland sich im Kriege befindlichen Staaten und in zahlreichen Blättern der neutralen Staaten werden die von der deutschen Regierung ihrem Volke aus- erlegten Einschränkungsmaßnahmen tn propagandistischem Sinne dahin angewandt, daß man diese aktive und passive Zusammenfassung aller Kräfte als Zeichen einer wirtschaftlichen Schwäche Deutschlands hinstellt. Wer indessen die letzte Sonntägsrede des französischen Finanzministers Paul Neynaud aufmerksam gelesen hat. wird ohne weiteres zu der Erkenntnis gelangt sein, daß die von der französischen Regierung beschlossenen Maßnahmen ebenso einschneidende Veränderungen nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet zur Folge haben, sondern auch tief in daS Privatleben eingreifen. Es sind, objektiv betrachtet, genau dieselben, die die deutsche Regierung zum Teil bereits angeordnet und durchgeführt, zum anderen Teil Generalfeldmarschall Göring der deutschen Bevölkerung angekündigt hat.
i DaS nordamerikamsche Staatsdepartement i veröffentlichte ein Telegramm deS Botschafters i Biddle aus Polen, in dem dieser behauptete, e daß die deutsche Luftwaffe ohne Rücksicht auf ! die Zivilbevölkerung Bomben abwerfe, Biddle
- führte eine Anzahl Fälle an, u. a. „Bomben- k angriffe auf seine Billa".
ß Dieser Anthony Drexel Biddle ist wegen
- seiner Schwindelmeldungen schon eine Berührnt- ß heit geworden, wenn auch eine traurige. Was
- den Tony aber nicht zu kümmern scheint, da tür
- ihn die Hauptsache Sensation ist in deren Mit- s telpunkt er selbst steht/ So hat er schon einmal.
- Ende Juni, als im Kongreß in Washington die ; Neutralität zur Debatte stand, mit seinem Inti- ^ mus. dem NSA.-Botschafter in Paris, dem Iu- ^ denbengel Bullitt. eine Telegramm-Schie- s bung versucht, die ebenso mißglückte, wie die s gegenwärtige. Denn die Kollegen des fabu- s lierenden Biddle haben bereits bestätigt, daß die ; deutschen Fliegerangriffe ausschließlich mili- k tä rischen Objekten gelten.
k Nun braucht wohl kaum erst betont zu wer- Z den. daß unsere Luftwaffe dankenswertere mili- s tärische Objekte findet als die feudale Villa s des millionenschweren amerikanischen Lebeman- s nes und ..Diplomaten" Biddle! Für das krank- s haste Geltungsbedürfnis dieses Jünglings ist Z übrigens die Gruselgeschichte bezeichnend, die s er dem gutgläubigen amerikanischen Volk vor Z einigen Tagen durch einen United-Preß-Korre»
- spondenten aufbinden ließ. Dieser berichtete, k daß Exzellenz Biddle nach seiner überhasteten s »Flucht aus Warschau auch seinen neuen Aufent- k haltSort habe verlassen müssen, weil der deiitsche s Rundfunk genau das Haus bezeichnet habe, in
- dem er residiere.
k Tonys Bemühen, sich den Glorienschein eines e in ständiger Lebensgefahr schwebenden Helden k zu geben, dürfte wohl bei allen amerikanischen
- Weltkriegsveteranen herzliche? Gelächter hervor- ; gerufen haben. Immerhin ist es grotesk zu be- Z obachten. wie dieser amerikanische Diplomat,
- statt die Interessen seines eigenen Volkes zu ver- ^ fechten sich zum eifrigsten Propagandisten des ß Staates macht, zu dessen kühler Beobachtung
- er eingesetzt wurde.
Am Führer vorbei - -em Fein- entgegen!
Hdolk Hitler im Kampfgebiet von OaliLisn , Ongebeure Uarscbleistungen unserer Iruppen Führerhauptquartier, 15. September.
Der Führer begab sich Freitag von seinem Hauptquartier zu den deutschen Truppen nach Galizien, die bei der Verfolgung und Zermürbung der polnischen Heeresverbände unerhörte Marschleistungen vollbrachten. Der Führer wohnte im Laufe des Tages dem Uebergang zweier Divisionen über den San bei. Es waren die gleichen Truppen, die bereits in den ersten Tagen des Vormarsches di« polnische Bunlerlinie im ostoberschlesischen Industriegebiet in tapferem Ansturm durchbrachen «nd die nun, in Gewaltmärschen den schnellsten Verbänden folgend, den polnischen Widerstand an der Slldfront in unaufhaltsamem Vormarsch zertrümmern.
Ein IVrstündiger Flug bringt uns in das Herz Galiziens. Auf diesem Flug haben wir Gelegen- heit, die einzigartigen Marschleistungen der deut- schen Truppen zu bewundern, die in knapp zwei Wochen kämpfend Entfernungen durchmessen ha- den. wie sie im Kriege in diesem Tempo noch niemals bewältigt wurden. Wir überfliegen das oft oberschlesische Industriegebiet, in dem überall die Schlote rauchen, die Gruben, Zechen und Hochöfen im Betrieb sind. Dann passieren wir in etwa 500 Meter Höhe Krakau. Weiter ostwärts geht unser Flug nach Tarnow und Rzeszow. Wir erkennen- deutlich den auch durch 20 Jahre polnische Herrschaft nicht ver- wischten kulturellen Hvchstand dieser galizischen Gebiete, verglichen mit den armseligen Dörfern
Kongreßpolens, die wir in den Bezirken um Lodz und Radom angetroffen haben.
Glänzende Marschleistungen
In der Nähe von JaroSlaw nördlich von Przemysl landen wir. Die Stimmung der Divisionen, die hier eingesetzt sind, ist hervorragend. Es sind ostmärkische Truppen, die hier marschieren. Sie haben ungeheure Marschlei. stuygen hinter sich. Seit 11 Tagen hatten sie keine Ruhe. Sie lassen dem Feind auch nicht eine Stunde Zeit, sich wieder zu sammeln. Sie marschieren und marschieren. 40, 50, 60 Kilometer am Tag. Man merkt ihnen jedoch kaum eine Ermüdung an. als sie am Führer vorbeiziehen. Sie statten ihm in diesen Tagen ihren Dank dafür ab, daß er sie vor einem Jahr heim- holte ins Reich. F
Dem Feind entgegen
Es ist ein wunderbares Bild, diese deutschen Soldaten der Ostmark an ihrem Führer und Obersten Befehlshaber feindwärts vorbeiziehen zu sehen. Glänzend ist ihre Haltung. Sie kommen singend die sich zum Flußufer senkende Straße herab. Sie singen die alten deutschen Soldatenlieder und die Lieder, die diese Schlacht in Polen schon geboren hat. Der Führer grüßt jede einzelne Kompanie, die an ihm vorbeizieht. Schon stehen wir weit über eine Stunde an diesem Platz und noch immer zieht der graue Heerbann an uns vorüber, ostwärts, dem weichenden
HVSASN ZtSII»!"
-X- Wenn auch die Kampfhandlungen in Polen unser größtes Interesse in Anspruch nehmen, darf doch nicht außer acht gelassen werden, daß im Westen Kräfte am Werke sind, die in absehbarer Zeit Entscheidungen von größter Bedeutung herbeiführen können. Da war zunächst am Dienstag die Bespre- chung des englisch-französischen Obersten Kriegsrates, dessen offizielle Verlautbarung in Paris große Ueberraschung hervorgeru- sen hat. Man hatte angenommen, daß Data dier unter Ch-amberlains Druck die englische Formulierung der Kriegsziele unterschreiben werde. Statt dessen spricht aber das Kommunique von der „Beseitigung des Nazi-Regimes" überhaupt nicht, sondern erklärt nur, daß beide Nationen den Polen „allen ihren Beistand leisten" wollten. In Paris sieht man in dieser Formulierung, die in bezug auf das Kriegsziel alle Möglichkeiten offen läßt, den Sieg der „französischen" gemäßigten Auffassung. Unmittelbar nach der Sitzung hatte Daladier eine mehr als zwei Stunden dauernde Unterredung mit Francois-Poncet, dem französischen Botschafter in Nom!
Auch aus der Kabinettsumbildung in Pa- ris kann man gewisse Schlüsse ziehen. Trotz der heftigen Angriffe, die schon seit langem von englischer Seite gegen Außenminister Bonnet gerichtet wurden, hat Daladier seinen Mitarbeiter wohl von seinem bisherigen Posten: aber nicht ganz aus dem Kabinett entfernt. Auch den Fachleuten, mit denen Daladier seine Regierung ergänzt hat. kann man keineswegs chauvinistische Ten. denzen nachsagen. Hm Gegensatz zu England hat man es also in Frankreich für richtig gehalten, Männer vom Schlage Churchills drauß-n ju lalle«.
Was nun die Gefechtshandlungen zwischen dem Westwall und der Maginotlinie anbelangt. wird in den französischen offiziösen Kommentaren immer wieder betont, daß dadurch Paris eine Entlastung für Polen anstrebt. Die Kommentare unterstreichen, daß es sich bei diesen mehr vereinzelten Aktionen nicht eigentlich um eine Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frank- reich handele, sondern um eine Teilaktion des polnischen Krieges. Das klingt freilich ganz anders, als die Londer Version! Die französische Negierung ist sich wohl bewußt daß die Kriegserklärung an Deutschland in Frankreich alles andere als populär ist.
Der französische Arbeiter will keinen Krieg, in vielen Gemeinden der sogenannten roten Bannmeile rings um Paris wird die kriegs- feindliche Propaganda ganz offen betrieben und die Militärgerichte haben infolgedessen schwere Arbeit. Aber auch in bürgerlichen Kreisen ist man ohne die geringste Begeisterung für die Auseinandersetzung mit Deutschland, da man instinktiv spürt, daß Frankreich wieder einmal für England die Kastanien aus dem Feuer holen soll. Da 'Hie Zensur eine Diskussion in den Zeitungen nicht zuläßt, wird — nach Berichten neutraler Blätter — in den Kaffeehäusern um so lebhafter die Frage erörtert, warum Frankreich seine Jugend für ein Land wie Polen, das Frankreich doch gar nicht nutzen könne, opfern solle. Die wirkliche französische Volksmeinung über den ganzen Konflikt hat kürzlich der Abgeordnete und frühere Luftfahrtminister D6at auf die Formel gebracht: „Sterben wegen Danzig? Nein!"
Also, wofür kämpft Frankreich? . -
Feind nach. Wir alle, die wir diese Stunde er- leben dürfen, sind stolz auf die Truppen, die hier in einem solchen Geist vorüberziehen.
In Jaroslaw selbst erwartet uns die Kraft- Wagenkolonne des Führers, die in den letzten 24 Stunden nicht zur Ruhe gekommen ist. Sie ist mitten durch Polen gefahren, von Lodz bis hier- her und steht jetzt zu neuem Einsatz für den Führer bereit.
Für Führer und Vaterland
Wir fahren den San hinunter, um einen zweiten Uebergang bei Ubieszyn zu erreichen. Hier ging eine Fähre; von den Polen zerstört, liegt sie mitten im Fluß. Nun steht auch hier eine feste Brücke, von unseren Pionieren erbaut. Auch hier marschiert Regiment um Regiment vorwärts. Wieder schlagen unsere Herzen höher, als die grauen Kolonnen am Führer Vorbeigehen. Als wir am Nachmittag im Flugzeug zurück- kehren, leuchten im Schein der Nachmittagssonne im Süden die Berghöhen der Beskiden, während im Norden unter Wolkenbänken die weite Ebene sich verliert. Eine ostmärkische Kompanie — vom Wiener Hoch- und Deutschmeister-Regiment —> sang das Lied:
.Mir marschieren für Führer und Vaterland
wir schützen das Großdeutsche Reich.
Uns hat der Wille des Führers gesandt,
und der Wille des Volkes zugleichl"
Auch Göring in Galizien
Generalfeldmarschall Göring begab sich am Freitagvormittag in seinem Flugzeug zu den Frontflugplätzen im Raume der in Galizien kämpfenden Südarmee. Er gab an Ort und Stelle Richtlinien für die Wiederinstandsetzung der zerstörten Flugplatzanlaaen und erteilte der Luftflotte 4 Weisung für den weiteren Einsatz der ihr unterstellten Luftstreitkräfte. Neben anderen Frontverbänden, deren Kommandeure und Staffelführer der Generalfeldmarschall im Namen des Führers mit Eisernen Kreuzen auszeichnete, sprach der Generalfeldmarschall insbesondere den Männern der bisher erfolgreichsten, von Hauptmann Gentzen geführten Jagdgruppe, die im polnischen Jagvraum bis zur russischen Grenze bis gestern allein 78 feindliche Flugzeuge vernichtet hatte, Dank und Anerkennung aus.
Auf dem Rückflug besuchte der Generalfeldmarschall die Verwundeten eines Kriegslaza- retts im oberschlesischen Jndustrierevier. Er verweilte volle zwei Stunden im Lazarett und reichte jedem einzelnen Verwundeten die Hand. Anschließend begab der Feldmarschall sich zum Vorträg ins Hauptquartier des Führers.
England will Neutrale abwürgen
Amsterdam, 15. September. Bei Bekanntwerden der brutalen Hungerblockade sagte man in Holland mit Recht sofort voraus, daß dies für Vas Land, daS neben Frischgemüse auch sehr viel Geflügel ausführt, entsetzliche Folgen haben wird. Diese Befürchtung wird schneller wahr, als man vielleicht annaym. Venn nach dem ..Telegraph" mutzten im Zentrum der holländischen Geflügelzüchter bei Ermelo 50 000 junge Enten abgeschlachtet werden, da die Züchter kein Futter zur Aufzüchtung mehr haben. Es handelt sich dabei zum größten Teil um Kleinzüchter, deren Gesamtbefitz an Enten auf 400 000 geschätzt wird.
— In diesem Zusammenhang sei daraus hingewiesen, daß Norwegen um die Achtung seiner Neutralität bangt, denn die größte norwegische Zeitung stellt die bange Frage, daß England wohl Schweden, nicht aber auch Norwegen die Respektierung der Neutralität zugesichert hat.
— Ob John Bull sich aber daran kehren wird, ist mehr als fraglich!