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Dienstag, den 15. Angust 1939

-4us 8tadt und Kreis Calw

Schwarzwalb-Wacht Seite 8

Neue Kartoffelkäferfunde

im Kreis Calw

Gefunden wurden am letzten Suchtag in der Gemeinde Stammheim 40 Larven, in Loffenau 40 Larven, 18 Puppen, in Herrenalb 1 Weibchen und 1 Eigelege, in Dobel (4 Herde) 2 Weibchen, 105 Larven, in Rotensol 1 Weibchen, in Schwar­zenberg (2 Herde) 1 Weibchen und 1 Eigelege, m Engelsbrand 32 Larven, in Langenbrand (2 Herde) 1 Weibchen, 68 Larven, in Wildbad 2 Weibchen, in Conweiler 1 Weibchen, 100 Lar­ven, in Bernbach (2 Herde) 20 Larven.

^ Kriegerkameradschaft ^

X in Oberreichenbach gegründet

Am Sonntag sprach im Gasthof zum Hirsch in Oberreichenbach der Kreisführer des NS.- Reichskriegerbundes, Major d. R. Küchle aus Calw, zu den Kameraden des alten und neuen Heeres. In längeren, interessanten Ausführun­gen stellte er den Versammelten Wesen und Ziele des NS.-Reichskriegerbundes klar vor Augen. Anschließend wurde die Kriegerkame­radschaft Oberreichenbach gegriindet. Es ist zu hoffen, daß sich weitere Kameraden finden, um die Erinnerung an große Zeiten zu Pflegen und Soldatenkameradschaft und Soldatenvewußtsein im Volke wach zu halten.

Calwer Schüler aus aller Welt

Rund 800 ehemalige Schüler der Spöhrer- schen Höheren Handelsschule und der einstigen Neuen Handelsschule treffen sich in der Zeit vom 2 5. b'i 8 2 8. Augu st in Stuttgart und Calw. Viele Ausländer, so aus Italien, Frankreich, England, Amerika usw. haben zu dem Tref- ffn, das sich der besonderen Förderung des Reichserziehungsministeriums erfreut, ihr Er­scheinen zugesagt. Den Auftakt des Treffens bildet ein großer Festabend am Samstag im Kursaal in Bad Cannstatt. Am Sonntagvor­mittag findet eine Kongreßsitzung im Festsaal des Deutschen Ausland-Instituts statt, bei der Vertreter des Reichserziehungsministeriums und des Württ. Kultministeriums anwesend sein werden. Der Nachmittag gilt einem Be­such der Reichsgartenschau. Am Montag unternehmen die Teilnehmer einen Ausflug nach Calw, der Stätte ihres Stu­diums, und nach Bad Liebenzell.

Mehr kann ein Vater für seine Kinder nicht tun!"

Ein KdF.-Gast dankt

Ein KdF.-Urlauber aus dem Gau Düssel­dorf, der eine achttägige Erholung in Ober- kollbach genoß, schreibt uns jetzt in einem Brief aus der Heimat begeistert über seine Ein­drücke. Die Organisation, so berichtet er u. a., klappte wie beim Schnürchen und über die Ver­pflegung ist nur eines zu sagenErstklassig!" Dieses möge jedem Meckerer und Miesmacher ins Stammbuch geschrieben sein. Leider Got­tes gibt es ja noch Volksgenossen, die an allem zu nörgeln und zu kritisieren haben. Erfreu­licher Weise hatten wir solch einenNieselgrimm" bei uns nicht. Unser Verhältnis zu den ein­heimischen Volksgenossen hätte nicht besser sein können. Auch unter uns Urlaubern, aus Kre­feld, Bergisch-Land, Düsseldorf usw. bildete sich eine wahre Kameradschaft. In dieser kamerad­schaftlichen Verbundenheit wurden die Schön­heiten des Schwarzwaldes uns doppelt bewußt.

Das Erlebnis von 8 sonnigen Schwarzwald- Tagen haben wir mit nach Hause genommen

und werden noch recht lange davon zehren. Wir grüßen hiermit nochmals alle Oberkollbacher, insbesondere unseren Hirschwirt, KdF.-Orts- wart Fritz Bäuerle. Kreiswart Pg. Weiß in Hirsau unfern tiefgefühlten Dank! Er hat sich um das Wohl seiner großen Familie von 1000 Mann vorbildlich bekümmert. Mehr kann ein Vater für seine Kinder nicht tun! Nun schaffen wir wieder alle Mann für unser gelieb­tes Vaterland.

Drei Bahnen für Kleinkaliber

Schießbahnweihe in Wildberg

Die seit verschiedenen Jahren außer Betrieb gesetzte Schießbahn im Welzgraben ist in den letzten Wochen und Monaten zu einem Teil im Wege der Gemeinschaftsarbeit durch die einzel­nen Organisationen wieder in einen tadellosen Zustand versetzt worden. Ein schmuckes Schieß­

haus mit einem genüitlichen Aufenthaltsraum ist neu erstellt. Vorhanden sind 3 Bahnen für Kleinkaliber mit 50 mtr. und 1 Pistolenstand mit 25 mtr. Die ganze Anlage macht einen recht guten Eindruck und ist zweifellos für die Freunde des Schießsports eine gern gesehene Neuerung.

Diese Anlage wird nun am kommenden Sonn­tag durch ein großes Eröffnungs-Preisschießen in Betrieb genommen. Bei diesem Preisschie­ßen hat jeder deutsche Schütze und Freund des Schießsports Gelegenheit, sich den ersten Preis zu erwerben. Verlangt werden 5 Schuß liegend freihändig. Als erster Preis steht ein Original- Mauser-Kleinkalibergewehr zur Verfügung, da­neben noch zahlreiche sonstige sehr schöne Preise. Die Preise sind die ganze Woche über im Schau­fenster des Kaufmann Proß, Marktplatz, aus­gestellt.

Getreideernte in einem Arbeitsgang

VorMIirun§ neuzeitlicher Erntemaschinen äurcti den keicksnütirstanä

Die Sensation der Reichsvorführung neuzeit­licher Getreideerntemaschinen und Geräte für den ^Lwlschenfruchtbau die der Reichsnährstand auf ^ dem Rittergut Etzdorf bei Halle veranstaltete, war zweifellos die Borführung de» Mähdre­schers für Großbetriebe, der die Ge­treideernte in einem einzigen Ar­beitsgang bewältigt: das geschnittene Getreide wird von dem Binder unmittelbar einer Dresch­maschine zugeführt: das hier von einer normalen Dreschtrommel gedroschene Getreide geht dann über den Strohschüttler zum Strohbinder, wo es ge­bunden und abgeworfen wird. Wenn dieser Mäh­drescher auch nicht mehr ganz neu ist in Deutschland sind bis heute etwa drei Dutzend die­ser technischen Wundermaschine eingesetzt, so ist doch die Maschine für die breitere Oeffentlichkelt durchaus neuartig und in der einwandfreien Ar­beit ihrer auf verhältnismäßig kleinem Raum zu- sammengedrängten Aggregate überraschend.

Die Mäh lei stung des Mähdreschers beträgt durchschnittlich 20 Morgen täglich, während die Dreschleistung bei 30 bis 45 Zentner in der Stunde liegt. Schon aus dieser Leistung ergibt sich, daß die rund 5000 Mark kostende Maschine nur für Betriebe mit mindestens 4000 bis 5000 Mor­gen in Betracht kommen kann, wobei man aller­dings darauf Hinweisen muß, daß sie wirtschaft­lich auch dann eingesetzt werden kann, wenn sich mehrere kleinere Betriebe zusammentun oder wenn kleinere Betriebe genossenschaftlich zusammen­geschlossen sind. Der Mähdrescher, zu dem auch noch ein anzuhängender Spreuwagen geliefert wird, bedeutet eine außerordentlich große Verein- fachung der Getreideernte in Verbindung mit er­heblicher Arbeitsersparnis und Erntevervilligung.

Auf die Vereinfachung der Getreideernte­einbringung kommt es ja in diesem Jahr be- sonders an, nicht so sehr wegen der sich sicherlich auch hier unliebsam auswirkenden Knappheit an Arbeitskräften, als vielmehr deshalb, weil die zahlreichen Unwetter und Gewitterregen dieses Jahres das Getreide vielfach zum Lagern gebracht haben, wodurch die Einbringung der Getreideernte in diesem Jahr bedeutend schwieriger ist als in anderen Jahren. Die Vorführung des Reichsnähr. stands bei Etzdorf hat aber gezeigt, daß die Land­maschinentechnik auch für diesen besonderen Fall vorgesorgt hat: die dort vorgeführten Erntemaschi­nen weisen samt und sonders einen hohen tech­nischen Stand auf und mit den sehr wirksamen Zusatzeinrichtungen, die besonders für das Mähen von Lagergetreide entwickelt worden find, wird man, wie die praktischen Vorführungen sehr deut- lich gezeigt haben, aller Schwierigkeiten Herr wer- den. Der vermehrte Einsatz dieser Erntemaschinen ist auch deshalb sehr zu begrüßen, weil dadurch eine bessere und störungsfreiere Arbeit gewähr­

leistet und so das Ernterisiko und der Körnerver- luft, der ja gerade beim Lagergetreide sehr wesent­lich sein kann, vermindert wird.

Grenzen sind der Maschinenarbeit heute nur noch dort gesetzt, wo die Tragfähigkeit des Bodens zu gering ist oder die Geländeverhältnisse sehr ungünstig sind. Selbstverständlich müssen dieienigen landwirtschaftlichen Arbeitskräfte, die diese Ma­schinen bedienen, etwas technisches und maschi­nelles Verständnis aufbringen, denn es handelt sich ja bei diesen neuzeitlichen Erntemaschinen um sehr kompliziert« technische Maschinen, die schon einen ganzen Mann erfordern.

Sehr wesentlich bei allen landwirtschaftlichen Maschinen ist die notwendige Zugkraft. Da ist es nun interessant, daß man bei Leicht- und Normalbindern, die für Betriebe von zehn bis zwölf Morgen gedacht sind und eine Zugkraft von drei Pferden erfordern, das eine Pferd durch einen Anbaumotor von 5 I>8 Leistung ersetzt hat. der den Antrieb der Maschine übernimmt und dabei eine viel gleichmäßigere Arbeit leistet, das Arbeitstempo noch steigert und die Tagesleistung erheblich erhöht. Wichtig ist aber, daß der Motor nach Beendigung der Ernte aus dem Binder ent­fernt und für ander« Arbeiten freigemacht wer­den kann. Der Einsatz dieser mit Anbaumotoren ausgestatteter Maschinen ist vor allem für das Mähen von plattgedrücktem Lagergetreide zu emp­fehlen. Bei den von Schleppern gezogenen Binde­mähern hat sich allerdings der Zapfwellenantrieb, der unmittelbar durch den Motor des Schleppers erfolgt, durchgesetzt, da hier di« Vorteil« noch größer sind als bei dem Anbaumotor. Dies ist vor allem der Fall bei gummibereisten Schlep­pern, bei denen durch die richtige Wahl der Fahr­geschwindigkeit vor allem das Lagergetreide besser bewältigt werden kann als bei Bodenantrieb.

Zu diesen Grundmaschinen kommt nun noch eine große Anzahl von Zusatzgeräten, von denen wir nur den Aehrenheber, den Getreide- aufrichter, den Körnerfänger und den Garben­sammelwagen nennen. Der Aehrenheber hebt das Getreide vor dem Schnitt an und verhindert so ein Abschneiden der Aehren, der Gctreideaufrich- ter drückt nach der Fahrspur überfallende Halme in das stehende Getreide zurück und ermöglicht so eine bessere Ausnutzung der Schnittbreite, die Kör­nerfänger sparen Verluste ein und die Garben­sammelwagen setzen die Garben in Stapeln von 5 bis 10 Garben in Ouerreihen ab. Sehr bemer- kenswert war auch die Vorführung der Geräte für den Zwischenfruchtanbau, dessen Ausdehnung für unsere Viehhaltung eine zwingend« Notwen­digkeit ist. Man sah sehr leistungsfähige Schäl- drrllmaschinen, Drillgrubber, Scheibendrill, und Krümmeldrillmaschinen, die die Bestellung der

N8vkl».

Kreit

5>l. §5. /VSKK. /VLLK .

Na 1/414, Der Sturmführer. Dienst am Mittwoch, 16. August im Lager Oeländerle um 20 Uhr.

Hitler-Jugend, Bann Schwarzwald (401).

Bannführer: Betreff: HJ.-Ehrenzeichen. Anträge auf Verleihung des HJ.-EhrenzeichenS können künftig nicht mehr bearbeitet werden. Anträge zu stellen ist zwecklos!

Hitler-Jugend Bann (401) Schwarzwald. Jungbannführer: Betreff: Freizeitlager Wildbad. Die Teilnehmer am 4. Lagerabschnitt treffen am Mittwoch, 16. August bis spätestens 10 Uhr im Lager ein und melden sich beim La­gerführer. Die geklebten Sparbücher sind mit­zubringen und beim Lagerverwalter abzugeben. Es können noch einige Kameraden an diesem Lagerabschnitt teilnehmen.

Zwischenfrucht als Stoppsaat, also unmittelbar in das gemähte Getreidefeld hinein, auf die verschie­denste Art zulassen und für alle Arten von Böden entwickelt sind. , _. , VV. k.

Der RelchösportWrer zum Saufest

Liebe schwäbische Kameraden und Kameradinnen!

Euer Gaufest ist das größte Treffen des Jahres und überhaupt das größte Gaufest hinsichtlich der Teilnehmerzahlen, daS der NSRL. bisher feiern durfte. Auch die Planung und der Aufbau eures großen Festes in der schönen, alten Stadt Lud­wigsburg ist ein anderer als wir ihn seither ge­wohnt waren. Der Nationalsozialistische Reichs­bund für Leibesübungen sieht auch aus diesen Gründen eurem 2. Gaufest mit großer Spannung entgegen.

Monatelang habt ihr in Dorf und Stadt ge­arbeitet, um mit eurer Teilnahme qm Wettkampf und an dem festlichen Geschehen mitzuhelfen, die­sem Gaufest ein besonderes Gepräge zu geben. Eure AiPeit ist aber nicht nur ausschließlich wegen des Festes selbst geleistet worden, nein, wie immer, gilt euer Schaffen der Erhaltung unserer Volkskraft, der Ertüchtigung des Heranwachsenden Geschlechtes, unserem heißgelieb- ten Volk und seinem Führer.

Euch allen im Schwabenland vom Gau XV gel­ten meine herzlichen Grüße. Möge euer Fest wohlgelingen und mögen die Wettkämpfe in ritterlicher und kameradschaftlicher Weise zum AuStrag gelangen, so wie ich es von euch Schwa­ben gewohnt bm.

Heil Hitler!

Euer

gez.: v. Tschainmer, Reichssportführer.

Wer reift mit nach Tirol?

Vom HJ.-Bann 401 wird uns geschrieben: Am 18. August ist für etwa 190 Personen Ge­legenheit geboten, für 5 RM. nach Kufstein in Tirol zu fahren. Die Rückfahrt muß mit dem Zug erfolgen. Es stehen in Tirol für Urlaübs- aufenthalt Unterkunftsmöglichkeiten zum Preise von 1.50 RM. täglich zur Verfügung. Abfahrt: Freitag, den 18. August 4 Uhr amAdler" in Calw. Anmeldungen bis spätestens 16. August an die Bannführung der Hitler-Jugend in Hir­sau erbeten.

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Wer war Vivian? In der Reihe der mit Widmungen versehenen Damenbildnisse und in dem Bündel verschieden duftender Briefe war ihm dieser Name nicht begegnet. Das machte ihm die Unbekannte im vorhinein sym­pathisch. Das rotlederne kleine Adreßbuch sei­nes Bruders erteilte Aufschluß: Vivian Kara­kerian, 5 Berkeley Square, stand darin zu lesen.

Weitere Auskunft erhielt er aus einem Nachschlagewerk. Vivian Karakerian war an­scheinend die Tochter des bekannten armeni­schen Bankiers und Finanzmannes Arrakhel Karakerian und seiner verstorbenen Gattin Grace. geborenen Lady Harms.

Die drei Ausrufungszeichen", sagte sich Roger,bedeuten Blumen un- Glückwünsche. Gut, ich werde das persönlich besorgen."

Während er am selben Nachmittag vor dem Spiegel in der Diele des Hauses 6 Berkeley Square seine Krawatte zurechtrückte, fragte er sich zum soundsovielten Male, welcher Art Wohl die Beziehungen seines Stiefbruders zu Vivian gewesen fern mochten. Er war sich bewußt, ohne diese Kenntnis mit seinem Be­such ein kühnes Wagnis zu unternehmen.

Auf dem Wege durch die Halle und über die breite marmorne Freitreppe erkundigte sich der Butler teilnahmsvoll nach Rogers Befinden; Reginald Denison schien demnach ein häufi­ger Gast des Hauses gewesen zu sein.

Mr. Reginald Denison", kündigte der But­ler an, un- gab den Weg in den Salon frei, der bereits mit zahlreichen Gästen gefüllt war.

Roger spähte nach der Tochter des Hauses. Er enannte sie daran, daß sie als einzige Dame keinen Hut trug. Als er nähertrat, sah er, daß sie das Original des lächelnden Mäd­chens war, deren Photographie er bei der ersten Durchsicht seines Schreibtisches wohlgefällig betrachtet hatte.

Es lag jedoch kein Lächeln in ihren Zügen, als er ihr einen Strauß gelber Teerosen mit seinen Glückwünschen überreichte. Sie maß ihn mit einem eisigen Blick, und aus ihren kurzen Dankesworten klang peinliche und ärgerliche Ueberraschung.

Roger hatte Mühe, seine Bestürzung und Ratlosigkeit zu verbergen; zweifellos war er der Tochter des Hauses aus irgendeinem Grund nicht willkommen. Am liebsten wäre er sofort wieder aufgebrochen, doch mußte er, anstands­halber, wohl oder übel einige Minuten bleiben. Er sah sich nach dem Hausherrn um.

Dieser, ein alter, weißhaariger, glattrasier­ter Herr von leicht orientalischem Gesichts­schnitt, trat auf ihn zu und begrüßte ihn auf das liebenswürdigste. Ehe Roger es sich ver­sah, befand er sich inmitten eines Kreises von lungen Leuten, die sich eifrig nach seinem Wohlergehen erkundigten.

Das allgemeine Interesse, das Roger ent­gegengebracht wurde, vermochte jedoch nicht ihn für die frostige Haltung jener Persönlichkeit zu entschädigen, der sein Besuch gegolten hatte. Immer wieder schweiften ferne Blicke zu der klemen Gruppe an der anderen Seite des Raumes hinüber, wo Vivian Karakerian, jetzt die Liebenswürdigkeit und Heiterkeit selbst, neben dem Tisch mit den aufgetürmten Ge­burtstagsgaben Cercle hielt.

Ja, die Musik", hörte er Plötzlich den Haus- Herrn sagen,wenn es die nicht gäbe, stünde es traurig um uns!"

Vivian hat mir schon oft von Ihrem wun­derbaren Orgelspiel erzählt!" sagte eine der Damen.Bitte, lassen Sie uns doch einmal etwas hören!"

Arrakhel Karakerian lächelte bedauernd. Ich musiziere nie in Gegenwart anderer", er­klärte er.Das Bewußtsein, Zuhörer zu haben, irritiert mich. Nicht einmal meiner Tochter habe ich je gestattet, mir zuzuhören!"

Das WortAfrika", in einer Gruppe neben ihm ausgesprochen, lenkte Rogers Aufmerk, samkeit von dem orgelspielenden Bankier ab. Einige junge Leute umstanden ein in der Ecke des Raumes auf einem Postament stehendes eigenartiges Bildwerk und debattierten über dessen Herkunft und Bedeutung. Es war ein etwa zwei Fuß hohes, elfenbeingeschnitztes Männchen von recht primitiver Darstellung. Auf dem plumpen, fast ungegliederten Körper saßen zwei einander abgewendete Köpfe, deren einer ein freudiges, jugendliches, der andere ein finsteres, greisenhaftes Antlitz zeigte. Roger er- kannte sogleich, daß der junge Mann, der die Plastik als afrikanische Negerarbeit bezeichnete, im Recht war. Auch der hinzutretende Haus- Herr bestätigte diese Ansicht.

Meine Frau hat diesen afrikanischen Fetisch vor mehr als zwanzig Jahren von meinem verstorbenen Freund Robert Shadwell zum Geschenk erhalten. Er stammt aus dem inner­sten Zcntralafrika und stellt den Gott des blin­den Glaubens vor. Beachten Sie die hübsche Symbolik in den beiden Köpfen: Der blinde Glaube führt ebenso leicht zu Freude, wie zu tiefster Verzweiflung."

Kurz danach, als mehrere Gäste sich verab­schiedeten, benutzte Roger die Gelegenheit, sich ebenfalls zu empfehlen. Abermals hatte die junge Dame des Hauses nur ein leichtes

Neigen des Kopfes für ihn, und der Blick, mit dem sie ihn dabei ansah, schien ausdrücken zu wollen, daß sie ihn nicht wiederzusehen wünsche.

Roger hatte sich schon daran gewöhnt, Be­zeigungen des Mißfallens entgegenzunehmen, die seinem Stiefbruder galten selbst sein Onkel hatte es daran nicht fehlen lassen und so war er dagegen bereits ziemlich abgestumpft. Die abweisende Haltung des jungen Mädchens bedrückte ihn jedoch in seltsamer Weise. Er hätte viel darum gegeben, ein freundliches Lächeln von ihr zu erhalten, wie zum Beispiel jenes, das sie auf dem Bild zeigte.

Als er unten in der Halle seinen Mantel anzog, hörte er durch die offene Tür des neben­anliegenden Garderobenraumes ein Gespräch. Aus den Stimmen erkannte er zwei der jungen Herren, die ihn im Salon als Reginald Deni­son begrüßt hatten.

Hast du bemerkt, Ned", sagte der eine,wie die kleine Karakerian Reginald Denison ge­schnitten hat? Ich dachte, die beiden seien schon einig."

Ja, sie hat ihn wie Luft behandelt", meinte der andere.Weiß der Teufel, was Reggie da wieder ausgefressen hat."

Es war dies genau dieselbe Frage, die Roger sich immer wieder vorlegte.

Verdammt!" brummte der kleine Atkinson, Rogers Zimmergefährte im Amt, bei der Lek­türe der ersten Abendausgabe.

Was ist verdammt?" warf Roger gut- gelaunt ein.Daß wir hier sitzen müssen, wäh­rend draußen die Sonne scheint?"

Sie haben gut scherzen", erwiderte Atkin­son verdrossen,aber an der Börse ist der Teufel loS, und ich sitze mit meinen Gummi­aktien, die ich erst vor zwei Wochen zu 71 ge« kauft habe, hoch oben im Trockenen?

(Fortsetzung folgt)