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Calw im Schwarzwald
Dienstag, den 1. August 1939
Nr. 177
Danzigs Sr-al- am Gate
polnischer V/iitsctittitskiieA unter luclenscheini^er LegrünäunZ / Vertra^lielier 2ustunä verkülsclit
Danzig, 31. Juli. Die polnische Negierung hat Maßnahmen geben die Einfuhr gewisser Erzeugnisse in Danzig ansässiger Firmen angekündigt, die einen klaren Bruch der Danzig-polnischen Wirtschaftsgemeinschaft darstellen. Man hat versucht, diese rein wirtschaftliche Angelegenheit mit der Frage der Polnischen Zollinspektoren in Zusammenhang zu bringen, die angeblich in ihrer Arbeit „behindert seien" und hat damit rein wirtschaftliche Fragen mit rein politischen verquickt. Amtliche Danziger Stellen sind in der Lage, Ein- zelsälle anzuführen, die klassische Beispiele für das Verhalten und den wahren Charakter der Polnischen Zollinspektoren darstellen. Sie sind hier in knapper Gegenüberstellung wie- dergegcbcn: ,
Deimert, militärische Spionage; Czofka, militärische Spionage, illegale Arbeit der polnischen Minderheit; Krulikowski, Muszkiet, ehemalige polnische Oberzollinspektoren, wirtschaftliche Spionage, Terror und Erpressung; Roupert, wirtschaftliche Spionage; Mazura, Fabis. Nulewski, militärische Spionage, Mißbrauch deutscher Menschen für diese Zwecke; Nadecki, militärische Spionage; Slawoszew- ski, widerlicher Lebenswandel, Widerstand gegen die Staatsgewalt; Peszkowski, dto.; Braun, unhöfliches Verhalten gegenüber dem Neichsminister Rudolf Heß und aus der letzten Zeit; Swida, Beteiligung an der Mordtat in Kalthof; Kalinowski, Kurnik, militärische Spionage; Lipinski, Spionage, versuchte» Menschenraubs.
Vergrößerung, sondern eine Verminderung der Zollinspektoren voraussetzen würden.
Diese von polnischer Seite angeführten Gründe sind: 1. Der Umfang des Warenverkehrs über den Danziger Hafen, 2. der Umfang des Personenverkehrs über die ostpreußische Grenze, 3. die Gliederung der Danziger Zollverwaltung und die Zahl her Danziger Zollbeamten.
Dazu wird in Danzig festgestellt: 1. Im Jahre 1929 unterhielt Polen 27 Zollinspektoren gegenüber etwa 100 im Jahre 1938. Der Warenumschlag im Danziger Hafen betrug 1929 8,5 Millionen Tonnen, 1939 jedoch nur 7,1 Millionen Tonnen. Der Wert des Hafenumschlages in Danzig sank jedoch von 1,5 Milliarden Zloty im Jahre 1929 auf ungefähr 0,5 Milliarden Zloty im Jahre 1938. Die Entwicklung des Warenverkehrs müßte demnach einen Rückgang der Zolltätigkeit und eine entsprechende Verminderung der Zahl der polnischen Zollinspektoren bedingen.
2. Der Personenverkehr über die oft. preußische Grenze ist infolge der völkischen Verbundenheit Danzigs mit dem Reich auch früher nicht geringer gewesen als jetzt. Tie Schmuggelgefahr ist jedoch wc^en des hohen Standes der Reichsmark gegenüber dem Danziger Gulden eine viel geringere als früher
3. Die Organisation des Danziger Zolldienstes ist früher die gleiche gewesen wie heute und besteht aus dem Landeszollamt mit etwa 20 Zollämtern. Auch auf diesem Gebiet sind keinerlei Beweisgründe für die Notwen
digkeit der Vermehrung der polnischen Zollinspektoren zu erblicken. Die Zahl der Beamten des Danziger Zolldienstes hat sich entsprechend dem allgemeinen Rückgang des Verkehrs gegenüber dem Jahre 1929 von 1282 auf 1035 Beamte verringert.
Der Zustand, den die polnische Regierung durch die Vergrößerung der Zahl der polnischen Zollinspektoren herbeigefuhrt hat, steht in krassem Widerspruch zu dem Wortlaut und dem Sinn der Verträge. Nach Artikel 14 des Pariser Vertrages vom 9. November 1920 soll die Danziger Zollverwaltung ausschließlich in den Händen der Danziger Beamten bleiben. Der Zentralzollverwaltung ist nur das Recht einer generellen Kontrolle der Danziger Zollverwaltung eingeräumt worden. Aus dieser generellen Kontrolle hat Polen allmäh- lich widerrechtlich eine spezielle Kontrolle sämtlicher einzelner Abfertigungshandlungen gemacht. Dieses zeigt sich deutlich bei einem Vergleich der Danziger Oberbeamten und der polnischen Zollinspektoren. Den etwa 40 Danziger Obcrbeamten sichen jetzt lOOpolnische Zollinspektoren gleichen Ranges gegenüber. Das ist eine Verfälschung des vertraglichen Zustandes, die von Danzig nicht widerspruchslos hingenommen werden kann.
Die Danziger Regierung hat sich daher entschlossen, zur Wiederherstellung des vcrtrags- iragsmätzigen Zustandes die Danziger Zollverwaltung anzuweisen, die polnischen sogenannten Grenzer, die überhaupt keine zolltechnische Ausbildung besitzen, nicht mehr als polnische Zollinspektoren zu behandeln.
Die Geduld, die die Danziger Bevölkerung der Freien Stadt jahrelang diesem Treiben der polnischen Zollinspektoren gegenüber bewiesen hat, das ist auch von der Danziger Negierung unmißverständlich zum Ausdruck gebracht worden^ ist nun zu Ende. Selbstverständlich sind die polnischen Zollinspektoren in ihrem Dienst, soweit sie sich dabei im Nahmen der vertraglichen Vorschriften halten, unbehindert und völlig gesichert. Daß diese Sicherung jedoch aber nichtals ein Freibrieffür Uebergriffe innerhalb und außerhalb des dienstlichen Betragens betrachtet werden kann, bedarf keinesfalls eines ausdrücklichen Hinweises.
Ein besonderes Kapitel ist die unverhältnismäßig große Zahl der polnischen Zollinspektoren. Die polnische Regierung hat gegenüber entsprechenden Vorstellungen der Danziger Regierung die Behauptung aufgestellt, daß diese Zahl »noch unzureichend" sei und dafür Gründe angeführt, die Danzig in der Auffassung bestärkt, daß die polnischen Zollinspektoren am allerwenigsten für Zollzwecke eingesetzt werden, weil oiese Gründe nicht eine
SavanWe Warnung an England
Oksmborlmn vorscliAnst sicli kinlor 6io Vereinigten 8tanten
Tokio, 31. Juli. Die gesamte japanische Presse warnt heute England, sich in der Durchführung des absolut klaren japanischenglischen Uevereinkommens nicht von anderen Problemen beeinflussen zu lassen. „Tokio Asahi Schimbun" vermutet, daß die Plötzlich ver st eiste Haltung Englands auch' auf die Moskauer Verhandlungen zurückzuführen sei, da Sowjetrußland anscheinend in einer Verständigung mit Japan eine Störung der Pläne erblicke, über die gegenwärtig in Moskau verhandelt werde. Alle Zeitungen erklären, daß die Entscheidung über die Fortführung der Konferenz von Tokio allein in Händen Englands liege. Wenn England unter Verleugnung des geschlosst- nen Abkommens jetzt Schwierigkeiten machen
Der neutrale NloS -es Nordens
Vurck 6as kiänkespiel Ln^Ianäs beschleunigt
cißsnverievt ri e r ttL-proers
kü. Berlin, 31. Juli. Es ist erst wenige Tage her, daß die Londoner und Pariser Zeitungen den Abschluß des vielbesprochenen Dreierpaktes als unmittelbar bevorstehend erwarteten, nachdem man sich insofern geeinigt hatte, daß Generalstabsbesprechungen vor der Unterzeichnung des Vertrages stattfinden sollten. Inzwischen ist das von den Zeitungen der westlichen Hauptstädte vorausgesthene Ereignis nicht ein- getreten und die Moskauer Forderung nach Flugbasen in Polen ist ebensowenig geeignet, oie hoffnungsfrohe Stimmung zu rechtfertigen, wie die noch immer bestehende Unklarheit des Begriffs „indirekter Angriff".
Dennoch hat der verfrühte Jubel in London und Paris ein praktisches Ergebnis gehabt. Die Neutralen Skandinaviens und des Ostseeraumes haben noch einmal in aller Deutlichkeit auf ihren Standpunkt verwiesen, der jedem Versuch, die Souveränität oder gar die Integrität ihrer Staaten zu be- einträchtigen, entgegentritt. Finnlands StaatS- minister Cajander hat Wohl nicht zufällig von dem jahrhundertelangen gemeinsame«
Kampf der Schweden und Finnen gegen den großen Nachbarn im Osten gesprochen, der heute in der Maske des Garanten an Finnlands Landgrenze poche. Die Worte des finni- fchen Ministers sind eindeutig und wurden in den nordischen Ländern als programmatische Erklärungen und Bezeugung der nordischen Solidarität begrüßt.
Der schwedische Außenminister Dr. Sand- ler hat in seinen Erklärungen zu dem Thema der finnischen Selbsthilfe im Notfall die Gemeinsamkeit der Interessen beider Länder betont. Diese Solidarität der nordisch-skandinavischen Lander wird endlich durch dre Ausführungen des dänischen Außenministers Dr. Munch unterstrichen, deren Grundton darauf abgestimmt ist, den Norden unbedingt aus etwaigen Konflikten der Großmächte herauszuhalten. Wenn auch die Lage Dänemarks von der Finnlands wesentlich verschieden ist, und Kopenhagen deshalb andere Sorgen hat als Stockholm und Helsinki, so zeichnet sich doch immer stärker hervortretend und m seiner Konstitution durch die Ränke der britischen Politik beschleunigt der neutrale Block des Nordens, der Mock zwischen den Blöcken sein will.
wolle, dann sei Japan durchaus vorbereitet, die Verhandlungen abzubrechen.
Im englischen Unterhaus wurde Cham- berlain von mehreren Wgeordneten gefragt, ob die britische Regierung eine ähnliche Maßnahme treffen wolle, wie die amerikanische mit der Kündigung des Handelsvertrages von 1911 gegen Japan. Chamber- lain erklärte: „Es handelt sich hier um eine Frage, die eine sorgfältige Prüfung ersor. dert, und ich bedauere, daß ich nicht in der Lage bin, heute eine Erklärung abzugeben". Auf jeden Fall würden Konsultationen mit den D o m i n io n s r e gi er u n g e n notwendig sein. Der Labour-Abgeordnete Henderson fragte hierauf, ob es nicht in Anbetracht der Tatsache daß die britische und die amerikanische Negierung durch die Grundsätze des Neunmächtevertrages gebunden seien, wünschenswert sei, daß die britische Negierung soweit wie möglich hinsichtlich der Lage, die durch Japans Vorgehen in China beschaffen worden sei, dieselbe Politik wie die Vereinigten Staaten verfolge. Chamberlain erwiderte, im großen und ganzen sei er der Ansicht, daß die Ziele der Regierung der Vereinigten Staaten und der britischen Regierung ähnlich seien. Ferner wurde Chamberlain gefragt, ob er der amerikanischen Regierung versichern wolle, daß, falls sie eine Sperre für Kriegslieferungen nach Japan beschließe, die britische Regierung einen ähnlichen Schritt unternehmen werde. Unterstaatssekretär Butler erklärte hieraus, er könne nicht sagen, welche Schritte die britische Negierung m einem solchen Falle beschließen werde.
Auf die Frage, welche direkten oder indirekten Vorschläge die japanische Regierung der britischen Regierung unterbreitet habe, für den Fall, daß die britische Regierung keine weiteren Maßnahmen zur Stützung des chinesischen Dollars treffen wolle, erwiderte Butler, daß keinerlei derartige Vorschläge gemacht worden seien. Aus eine weitere Frage dementierte Butler die Meldung, daß der japanischen Regierung die mündliche Versicherung abgegeben worden sei. daß Großbritannien die chinesische Währung nicht mehr weiter stützen werde.
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ver 2. 1914 iai klielckelU von Iieote
Es ist hier nicht der Platz, die Borgeschichte des Weltkrieges zu untersuchen. Aber wenn vom 2. August 1914 die Rede ist, an dem das deutsche Volk in dem Bewußtsein seiner Unschuld an dem nunmehr beginnenden mehr als vierjährigen Völkerringen zu den Waffen griff, dann muß aus den schweren Fehler hingewiesen werden, die „Einkreisung zu sehen und nicht beizeiten sich ihrer zu erwehren". Der Führer hat mit diesen Worten in Wilhelmshaven am 1. April dieses Jahres die schuldhafte Versäumnis der Vorkriegsführung gekennzeichnet, unvorbereitet in den Krieg gegangen zu sein. Das Wesentliche am Kriegsbeginn ist nicht so sehr die Tatsache, daß die Welt — an ihrer Spitze England — uns von dem „Platz an der Sonne" vertreiben wollte. Sondern die Unfähigkeit eines Politischen Systems, das sich in klingenden Worten gefiel und an Entscheidungen aneinander' vorbei redete, das zwar den Frieden wollte, aber nichts für ferne Sicherung tat. Wenn wir Deutschen unter Deutschen sprechen, wollen wir nicht in Worten rasenden Zorns den Frevel der Kriegstreiber von 1914 anklagen. Wir wollen uns bewußt werden, daß mit frommen Wünschen und Beteuerungen sich einmal Versäumtes nicht wieder gutmachen läßt.
So ist der Tag, „an dem das deutsche Volk vor 25 Jahren den Verteidigungskamps um seinen Bestand gegen die feindliche Ueber- macht ausnahm" — wie eS in dem Befehl des Führers und Obersten Befehlshabers an die Wehrmacht heißt — nicht ein üblicher Gedenktag. Der 2. August hat für uns einen doppelten Sinn. Er ist der Ehrentag für die deutsche Wehrmacht, an dem Mut und Einsatzbereitschaft der ruhmreichen alten Armee den Soldaten des neuen deutschen Volksheeres vor Augen geführt wird. Die Gegner haben diesen Geist auf den Schlachtfeldern kennen und achten gelernt. Sie bewunderten ihn und haßten ihn zugleich.
An den großen strategischen Plänen von 1914, von denen die Schlacht bei Tannenberg am 27. August der größte Sieg der deutschen Wehrgeschichte ist, an dem bis zur Erschöpfung gehenden Angriffsgeist der Frontsoldaten, aber auch an der Lehre aus den begangenen eigenen Fehlern oder dem operativen Geschick der Feinde werden die jungen Soldaten das Geheimnis dieses Geistes erkennen. Als stärkstes Bewußtsein aber lebt in Herzen und Hirnen der wehrfähigen Männer des Großdeutschen Reiches die Tatsache, daß die Wehrmacht von 1939 ein Volksheer und auf den Führer deS nationalsozialistischen Deutschlands v e r e i d i g t ist.
DaS Heer von 1914, dessen militärische Leistungen unverwischbar in aller Erinnerung sind, war unpolitisch und nur der Monarchie verpflichtet. Volk und Heer waren nicht eins, und daS Offizierkorps. für den Waffendienst hervorragend ausgebildet, stand außerhalb der völkischen Gemeinschaft. Erst später, mitten in den großen Materialschlachten, bildete sich das heraus, was die Besten als nationalsozialistisches Fronterlebnis mit heimgebracht haben.
Dieser Erlebnisfront von gewaltiber seelischer Stärke stand eine ihren Aufgaben nicht gewachsene Oberschicht und ein führerloses Volk gegenüber. Weil der Offizier im Zweiten Reiche nicht den gleichwertigen politischen Volksführer kannte, wie ihn Adolf Hitler in der NSDAP, herangebildet hat, wurden die an den Fronten gewonnenen Schlachten in der Heimat wieder verloren. Ein solcher Zwiespalt ist heute ausgeschlossen. In Wehrmacht und Partei, den beiden Troern deS nationalsozialistischen Staates, wird der Führergedanke durch wechselseitige Durchdringung deS nationalen Lebens mit soldatischem und sozialistischem Geist verankert. Edens» wie ein echter politischer Führer soldatische Haltung beweisen muß, kann der Offizier nur als innerlich überzeugter Nationalsozialist seine Aufgaben erfüllen. Durch diese in der Person deS Führers verschmolzene Einheit zwischen Wehrmacht und Partei hat DeiMH.