Kleine politische Rachrichte«.
Der Reichskommissar für die besetzte» Gebiete bet der hes- fischen Regierung. Der Reichskommissar für die besetzten Gebiete. Freiherr Langrverth von Stmmern, stattete der hessischen Regierung einen Beuch ab. Im Staatsminiflerium fanden eingehende Besprechungen über die Angelegenheiten des hessischen besetzten Gebietes statt. Im Vordergrund der Erörterungen stand die mit der Herabsetzung der Besatzungstruppen und die mit der hohen Belastung der hessischen besetzten Gebiete zusammenhängenden Fragen. Weiter wurde di« Revision der Ordonnanzen und die damit zusammenhängende Erweiterung des hessischen besetzten Gebietes besprochen.
Personalveräudrrungrn in der ReparationSkommissio«. Die Reparationskommisston. die unter dem Vorsitz Lonis Barthous zusammrntrat, nahm die Demission Walter CookeS als Präsident des Schiedsgerichts an, der auf Gmnd des Abkommens vom Z. August 1924 von der Reparationskommission und der deutschen Regierung eingesetzt worden war. Die Reparatiouskom- mission bestätigte ferner die Demission von Thomas N. PekinS» der ein amerikanisches Mitglied der Kommission für die mit der Ausführung des Sachverständigenberichts zusammenhängenden Fragen war. CookeS wurde für Pekings zum Mitglied der Kommission, Peklns im Einverständnis mit der Reichsregierung zum Präsidenten des Schiedsgerichtes ernannt.
Paul Boncour über seine Polenfahrt. Paul Boncour hat nach seiner Rückkehr nach Paris den Vertretern der französischen Presse Erklärungen über sein« Reise nach Polen gegeben. Dem Vertreter des Oeuvre erklärte er u- a., Polen sei der vorgeschobene Posten Europas. Deshalb müsse man es unterstützen, damit es sich zu einer einheitlichen Nation entwickeln könne. Deutschland habe zivilisiert und organisiert. Aber eS sei hart gewesen. Das zaristische Rußland habe in Polen Ruinen gehäuft. Er rechne mit der endgültigen Einreihung Polens unter die Großmächte Europas außer auf den Völkerbund auf die polnischen and deutschen Sozialisten. Er wisse, daß sie den Willen zur Befriedung hätten und welche Anstrengungen sie zu machen bereit seien, um die Beziehungen zu ihren polnischen Genossen zu verstärken.
Budgetberatungen in der französischen Kammer. Der Senat hat wider Erwarten die Aussprache über das Budget am Montag noch nicht abgeschlossen. Trotzdem ist die Finanzommiffion der Kammer am Montag nachmittag zur Prüfung der bereits vor dem Senat angenommenen 930 Paragraphen des Budgets geschritten. Die Kommission hofft Mittwoch ihre Arbeiten beendet zu haben. Der Bericht derselben würde dann am Donnerstag unter die Abgeordneten zur Verteilung gelangen. Di« Aussprache könnte bereits Donnerstag nachmittag eröffnet werden. Man nimmt an, daß ein Einvernehmen zwischen beiden Häusern Ende dieser oder Anfang kommender Woche herbeigeführt werden kann Das Parlament wird darauf bis zum 15. Mai in die Ferien gehen.
Peret fährt nach Amerika. Das französische Finanzministerium dementiert offiziell die Nachricht, daß sich der französische Finanzminister nach Washington begeben werde, um dort persönlich die Schuldenverhandlungen aufzunehmen. Der französische Botschafter Berenger habe alle Vollmachten, um die Verhandlungen über die Schulden zu Ende zn führen. Ferner wird erklärt, daß die Reise des französischen Finanzministers nach London nicht vor dem 26. April stattfinden werde.
Ei» Uebrrfall tschechischer Faschist«« auf eine deutsche Versammlung. Im Deutschen Hause in Ostrau (Mähren) fand eine Versammlung der deutsch-demokratischen FreihsitSpartet stait, in der der Prager UnIversitätSprofessor Dr. Bruno Kafka über die innen- und außenpolitische Lage sprechen sollte. Kurz nach Eröffnung der Versammlung verlangten die in großer Zahl erschienenen tschechischen Faschisten unter ungeheurem Lärm, daß nur tschechisch gesprochen werden dürfe. Als der Vorsitzende auf das Ungesetzliche dlsses Verlangens hiirwies, steigerten die
Faschist«« ihre Ruf« und verhinderten durch Drohung«» dke Ab- hccktung der Versammlung.
Spanie« und der Völkerbund. Der spanische Außenminister AanguaS hielt in Madrid eine Rede, in der er die Forderung Spaniens auf einen ständigen RatSflh im Völkerbund erneuert. Er unterstützte gleichzeitig die spanische Kandidatur. Polen wurde nur kurz erwähnt- Der Minister versicherte, daß Spanien die Tanger Konvention von 1923 unter allen Umständen achten werde. _
Rücktritt der mecklenburgischen Regierung.
TU Berlin, 22. April. Die mecklenburgische Regierung ist in der gestrigen Sitzung des Landtags durch die Ablehnung eines Vertrauensvotums mit 87 gegen 23 Stimmen gestürzt lvorden. Für das Vertrauensvotum stimmten die Deutschnationalen und die Deutsche Volkspartei, dagegen die Kommunisten, die Demokraten, di« Sozialdemokraten und die Völkischen. Nach ein- stündiger Vertagung der Sitzung erklärte der Ministerpräsident Frhr. von Brandenstein, daß das Staatsministerlum seinen Rücktritt beschlossen Hab«. Die Deutschnationalen und die Deutsche Volkspartei beantragten darauf die Auflösung dev La:ü>- tags und Neuwahlen. Der Redner der Sozialdemokratie stimmte diesem Antrag zu. _
Die Regierungskrise in Polen.
TU Warschau, 22. April. Das polnische Kabinett hat gestern früh nach längerer Beratung seinen Rücktritt beschlossen. Um 1 Uhr mittags begab sich Ministerpräsident Graf Skrzynski in das Palais des Staatspräsidenten, um die Demission zu überreichen.
Am Mittwoch nachmittag hat der Präsident der polnischen Republik an Skrzynski ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm mitteilte, daß er die Demission seines Kabinetts nicht anmehmen Wnne. Skrzynski berief darauf eine neue Kabinettssitzung ein. auf der die neugeschaffene Lage besprochen wurde. Um 7 Uhr nachmittags begab sich eine Delegation der Sozialisten zum Präsidenten der Republik und erklärte ihm, daß sie die Haltung des Präsidenten nur als gegen den Sejm gerichtet auffassen könne. Die Sozialdemokraten erklärten weiter, daß sie nunmehr in die Opposition treten würden.
Englands Standpunkt
in der Ratssrage.
Eine Erklärung Cecils.
TU Leuckwn, 22. April. Im Oberhaus« erklärte am Mittwoch Viscount Tectl, die Politik der britischen Regierung in der Rastfrage sei heute genau dtefelb-, wie in den Märztagen. Nach Ansicht der britischen Regierung dürfen im Mlkcrbundsrat keine Aenderungen eintreten, die Deutschlands Eintritt in den Völkerbund verhindern oder weiter verzögern. Allein die Großmächte könnten ständige Mitglieder des Rates werden.
Chamberlain über Rußland und die Abrüstungskonferenz.
TU London, 22. April. Im Unterhause erklärte am Mittwoch Chamberlain, daß ihm von einer Verschiebung der vorbereitenden Abrüstungskonferenz über den 17. Mai hinaus nichts bekannt sei. Er sei auch nicht bereit, einen anderen Konferenzort als Genf oorzuschlagen, lediglich deswegen, weil sich Rußland weigere, an der Konferenz in der Schweiz teilzunehmen.
Amerikas Protest über die Vertagung der Abrüstungskonferenz
TU Genf» 23. April. Zu der Meldung des „Daily Telegraph", der zufolge di« Regierung der Vereinigten Staaten ein« energische Demarche beim Völkerbund unternommen hätte, um jeden Versuch einer weiteren Vertagung einer Abrüstungskonferenz zu verhindern, erfährt der Vertreter der Teluuion aus Völlerbundskreisen, daß tatsächlich ein Schreiben der Regierung der Vereinigten Staaten im Völkerbundssekretariat eiwgelaufen sei. Ls wird jedoch in Abrede gestellt, daß das Schreiben einen politischen Charakter trage. Im Gegensatz zu der Auffassung
der Regierung der Bereinigten Staaten wird von Völkerbund«« seit« darauf aufmerffam gemacht, daß über die Dauer der Bes ratungon der vorbereitenden Kommission für die Abriisdinqskon- ferenz zurzeit noch nichts feWehe, daß jedoch mit einer längere» Tagung gerechnet werden könne. Der ständigen beratenden Mi- litävkommission, der späterhin die Ausarbeitung der Vorsibläge für die Abrüstungskonferenz übertragen werden soll, würden gleichmäßig je 6 Vertreter der 18 Staaten, die in der Abrll- stungskommission vertreten sein werden, angehören, sodaß auch die Vereinigten Staaten und Deutschland, die keine Völker- bundsmitglicder sind, je zwei Sachverständige für Militär-, für Flotten- und Luftfragen in die Militärkommission entsenden würden. Man dürfe daher in der Militärkommission kein reines Völkerbundsorgan, sondern vielmehr ein Organ der vorbereitenden Konnssion für die Abrüstungskonferenz erblicken.
Rom feiert seinen Geburtstag.
TU Rom, 22. April. Die Festlichkeiten am Mittwoch aus Anlaß der Gründungsfeier Roms gestalteten sich zu einer großen Kundgebung aller Kreise der Bevölkerung. Um 10 Uhr vormittags fand auf dem Kapitol etn Kolonlalfest statt. Sofort nach Beendigung des Festaktes fuhr Mussolini, begleitet von dem Gouverneur von Rom, im Auto nach dem Kolosseum, wo zwischen dem Konstantin- und dem Titusbogsn für ihn und sein Gefolge eine Tribüne errichtet war. Dort nahm der Diktator eine Eeneralparade über die Jugend Roms und die faschistischen Gardisten der ganzen Provinz ab. Tausende von Schülern und Schülerinnen, die faschistische Kindervereinigung, die Jugendwehr, di« Pfadfinder, die Hochschüler und andere hatten mit ihren Bannern Aufstellung genommen. Das ganze Viertel um das Kolosseum war durch ein Kordon von Militär und Miliz abgosperrt, hinter dem sich eine ungeheure Menschenmenge drängte. Vorder Tribüne hatte eine Abteilung von farbiger Kolonial-Kavallerie und ein Kamelreiterkorps Aufstellung genommen. Mit ungeheurem Jubel und mit der faschistischen Hymne begrüßt, nahm Mussolini auf der Tribüne Platz. Zweieinhalb Stunden lang defilierte di« Jugend Roms vor dem Diktator. Gegen 2 Uhr zog eine ungeheure Menschenmenge am Palazzo Ehigi vorbei und brachte Mussolini brausende Ovationen dar. Im Laufe des Nachmittags fanden Einzelfest- lichkciten statt, die dem Wiedererstehen des alten Roms und des dem modernen Verkehr angepaßten neuen Roms gewidmet waren. So wurden neue Trambahnlinien eröffnet und die erste» Spitzhackenschläge zur Freilegung des Marcellus-Theaters und des Trajansforums getan. In den Stadien Roms fanden Sportfeste statt. Die Stadt wiederhallte von Mustkchören. Auf der Piazza Eolonna spielte eine städtisch« Kapelle, di« u. a. auch Stücke von Händel und Wagner brachte. Bei Beginn der Dunkelheit wurde die ganze Stadt prächtig illuminiert. Um 10 Uhr abends fand im Palazzo Ehigi ein Empfang zu Ehren der ausländischen Delegierten beim internationalen landwirtschaftlichen Institut statt._
Die Verhandlungen in Marokko.
Die Bedingungen der Rifdelegicrtcn.
TU Paris, 22. April. Am Dienstag morgen übergaben die Delegierten des Rif, dt« in Taurirt geblieben, sind, dey.-französischen Pressevertretern einen Bericht, in dem daraus hingewiesen wird, daß die vier Bedingungen der Franzosen und Spanier gründlich abgeändert werden müßten, wenn man zu einem wirklichen Frieden kommen wolle. Eine Verbannung Abd el Krim; außerhalb mohammedanischen Gebiets könne niemals in Frage kommen. Die Entwaffnung könne nur in Betracht gezogen werden, wenn den Stämme» zum Ausgleich gestattet würde, eine Miliz emzmichten. Eine sofortige Uebergabe der Gefangenen sei unmöglich- Die Franzosen und Spanier müßten sich mit Erleichterungen dos Gefangenenaustauschs nach Frie- dcnsschluß einverstanden erklären. Pressevertretern gegenüber erklärte General Simon, man sei über die Erklärung der Rifvertreter keineswegs überrascht. Jnbezug auf dis erste Erklärung der Rlfdelegierten meinte General Simon, daß sie sich der Wirklichkeit nähere. Die Franzosen und Spanier hätte« kein Ultimatum gestellt, sie würden auch weiterhin nichts unversucht lassen, um die Verhandlungen in aller Ruhe durch;«» führen. Man hoffe noch imnrer. daß sie einen vollen Erfolg brächten, denn die Franzosen und Spanier würden nur dann wie«
Vom Glück vergessen.
Roman von Fr. Lrhne.
18. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Sie stnden eine Bank, eine stille, verschwiegene Bank in den Anlagen. Und da nahm er sie fest in seine Arme und schaute in ihr weißes Gesicht, in das unter seinem Blick eine leichte Röte bis zu dem vlonden Haar stieg. Und er schaute auf den blühenden Mädchenmund, an dem er sich jetzt satt trank.
„Siehst du, das war es, was ich vom Glück forderte — und ich Hab' es bekommen, weil ich fest zugefaßt habe, ohne lange zu überlegen! — Dich wollte ich haben, und nun Hab'
ich dich —" Er lachte übermütig-„Gwendoline, jag'
mir, was hattest du dir gestern gewünscht und warst so traurig, weil du die Karte verloren und das als böse» Omen betrachtet hatte» —"
. «„Da barg sie erglühend den Kopf an seiner Schulter. ^Willst d« mrch necken? Ach, laste doch —"
^ .«Schämst du dich, daß du so abergläubisch warst? Ich
was du dachtest-und darum brachte ich dir
.Erfüllung deines Wunsches, der auch der meine war —" Uno zärtlich streichelte er ihre Wangen.
«Hab ich mich so wenig beherrschen können?" fragte ft« bang,
' , Er lächelte sie in seiner bezwingenden Weise an. „Du Liebe — sorg' dich nicht darum! Ist es so arg, wenn ich deine trotzigen Gedanken erraten hatte?"
Wie von einem schweren, süßen Traum war sie befan« st«"- .War es nicht einem Wunder gleich, daß sie bier neben ihm saß, von seinem Arm umschlungen — und kannten sich doch kaum! Und doch, von Ewigkeit her waren sie für einander bestimmt!
Und war wird nun mit dem Examen?" fragte er in ihre Träume hinein.
„Das wird gemacht. Liebster!" entgegnet« sie kurz, „so kurz vor dem Ziel kehre ich nicht um. Oder möchtest du
„Warum sollst du dich weiter plagen? Nein "
> «Nrel. lM «MI. Ich dM nicht mitkia Mut Womit
sollte ich jetzt plötzlich ein Aufhören erklären? Es handelt
sich ja nur noch um einige Wochen —"
„Wenn ich reich wäre, Gwendoline, so würdest du morgen meine Braut und bald mein geliebtes Weib sein!"
„Ach. Liebster, wir sind es nun einmal beide nicht! — Du mußt noch viele Rennen reiten, um die Kaution zusammen zu bringen!" lächelte sie schalkhaft, „denn ich — ich habe nichts!"
„Ist deine reizende Person denn nichts?" fragte er, sie leidenschaftlich umfassend.
Sie senkte den Blick tief in seine Augen. „Für dich wohl, mein Axel — aber für die Welt, für die Anforderungen des Daseins nicht! Soll ich für dich denken? Für dich vernünftig sein? — Dann muß ich schon jetzt den Anfang für dich machen; es wird Zeit, daß wir nach Hause kommen! -Und das heute, jetzt, das behalten wir als eine
unwahrscheinliche, schöne Erinnerung, als süßen Traum — und nichts darf mehr daran rühren, kein Wort, mein Axel
— nur höchstens ein Blick; er muß vergessen sein, bi» das Geschick uns günstig ist! — Ich habe Zeit, ich kann warten
— auf dich! Nur dich mein wissen, Axel, als mein köstlichstes Eigentum — weil ich dich so über alles liebe-"
Eine unterdrückte Leidenschaft drang aus ihren Worten; sie warf sich an seine Brust, drückte ihr Gesicht dagegen. Er war berauscht von ihrer Art und suchte ihren Mund in heißem Kuß.
„Ach, Süßeste, du verlangst zu viel! Wir sehen uns fast täglich — und da soll ich darben! Nein, nein," er preßte sie an sich — „Gwendoline —"
Sie schloß einen Moment die Augen. Di« Versuchung war groß. Und was war weiter dabe«, wenn sie in kurzen, flüchtigen Minuten Gruß und Kuß mit ihm austauschte — als Trost für ihre freudlosen Tage? Aber nein, es durste doch nicht sein! Sie stand auf, und auf ihrem schönen Gesicht lag wieder der herbe, stolze Ausdruck wie sonst.
„Axel, ich bin doch kein beliebiges kleines Mädel — ich bin deine Braut! Und ich bete inbrünstig, daß bald die Zeit kommt, wo du mich von meiner Mutter für das Leben erbitten wirst! — Dann, Axel —" Hingebend sah sie ihn wit ih«s sSWrk-Augrn «v. Hst «st SMKr lsiwwntr».
„Gwendoline —!" stammelte er, und dann neigte er sich
über ihre Hand und küßte sie ehrerbietig.
Siebentes Kapitel.
In einem Elücksrausch kam Gwendoline nach Hause. Si» hatte wie der Welt entrückt im Straßenbahnwagen gesessen. War es denn wirklich wahr, was ihr soeben geschehen? Eia lächelte vor sich hin; sie sah nicht die bewundernden Blicke, die auf ihr hafteten, tausend Engelein jubilierten in ihrem Herzen — das Glück, es war gekommen — es hatte sie nicht vergessen!
Leicht beschwingten Schrittes eilte sie die Treppe hinan zur Wohnung, und schloß leise die Vorsaaltür auf. Die Lampe brannte auf vem kleinen Tisch. Im Wohnzimmep war auch noch Licht. Wie lieb und traulich ihr heute dasj kleine Heim erschien! Das machte: sie sah alles mit so ganz< anderen frohen Augen an.
Die Mutter nähte noch. .
„Du kommst spät heute, Gwendoline!" sagte di« Baroniitz nach dem Eutenabendgruß mit milder Stimme, ohne die, Augen zu erheben.
Das junge Mädchen vermied ebenfalls ihre» Blick. Sis- legte die Büchertasche auf den Schreibtisch. — „Wie es so gerade paßte mit der Straßenbahn!" warf »e hin, „hie» — Hannerl schickt dir ein Stück Torte und eine gebraten» Taube, die sie für mich zum Abendessen bestimmt hatte. Die Torte ißt du jetzt noch und trinkst auch ein Glas Porst! wein dazu — er wird dir gut tun! Hannerl wünscht es, daß du jeden Tag welchen trinkst, sie schickt dir mehr."
Trotz des heftigen Widerstrebens der Mutter ging Gwendoline nach dem Büffet, um ihr ein Glas Wein «in» zugießen. Doch zu ihrer Verwunderung war die Flasche, die sie gestern erst entkorkt hatte, leer! Sollte Malte sich heute nachmittag darüber erbarmt haben? Aber sie hütete sich, darüber eine Bemerkung zu machen, die vielleicht einen unliebsamen Wortwechsel hervorgerufen hätte! Nichts sollt» ihr den heutigen Abend noch trüben. Darum wollt« st» jetzt auch schlafest gehen.