Mittwoch, den 86. Juki 1939
Schwarzwald-Wacht Seite S
-4us 8ladt und Kreis Calw
WßverstaMneMriebsgenreiiijchaft
Die Liste geht um
/ Wenn ein Arbeitskamerad Geburtstag hat, Hochzeit feiert, oder sonst irgendein Anlaß besteht, seiner zu gedenken, so ist es nett, und tzs entspricht dem Sinne der Betriebsgemeinschaft, wenn man dies in irgendeiner geeigneten Form tut. In manchen Betrieben wird sn dieser Beziehung aber zuviel getan. Da sind die geschäftigen Sammler dauernd und bei allen mehr oder weniger wichtigen Anlässen mit ihren Listen unterwegs. Solche dauerndcnSammlungensindun- erwünscht. Wohin soll es führen, wenn in einem Großbetrieb bei sämtlichen Geburtslagen. Hochzeiten, oder Kindtaufen der Ge- solqschastsmitglieder Sammlungen veranstaltet werden? Wenn dann mehr als 365 Ar- beitskameraden vorhanden sind, gibt es schließlich durchschnittlich an jedem Tage mehr als eine solche Sammlung.
Praktisch ist es ja auch so, daß immer nur einige Wenige mit solchen Geschenken beda'cht werden und noch dazu meistens die, die es an sich nicht nötig haben. Da ist der Werkmeister, der Abteilungsleiter, der Prokurist, der beschenkt werden soll, aber an den alten Pförtner unten oder an die Putzfrau denkt niemand. Wenn in kleinem Kreise in den einzelnen Abteilungen die Arbeitskameraden bei entsprechenden Gelegenheiten diesem oder jenem unter sich eine kleine Freude bereiten, so ist das sehr schön. Große Sammlungen sollen aber eine Ausnahme bleiben.
Morgen wieder „KdI."-Gäste
Morgen in aller Frühe treffen neue KdF.- Gäste in Calw ein. Es sind 350 Urlauber aus hem Gau Düsseldorf, die einen neuntägigen Urlaub im Schwarzwald verbringen.
Immer wieder Kartoffelkäfer
Im Kreis Calw wurden neuerdings Kartoffelkäfer aufgefunden: in Birkenfeld 1 Weibchen und 2 Larven, in Bernbach 75 Larven und m Arnbach 1 Weibchen und 210 Larven.
„Sommerkrieg" um Nagold
Aufklärungsdicnst des V. Armeekorps.
Der Sommer ist die Zeit der militärischen Hebungen. Ueberall sieht man die motorisierten Kolonnen und auch die Infanterie ihrer Wege ziehen. Da und dort gerät der Wanderer oder Kraftfahrer auch in ein Gefecht, das sich nach der Straße entwickelt hat. Am Montag zog ein modernes Kavallerie-Regiment auf der Straße von Stuttgart nach Herrenberg in den Üebungsrauin von Münsingen — Munderkin- gen — Gammertiugen — Hechingen — Freudenstadt — Altensteig — Herrenberg — Tübingen, in dem sich bis Donnerstag die Aufklärungsübung des V. Armeekorps abspielen wird. Die Leitung liegt in den Händen des Generals z. b. B. beim Generalkommando des V. AK., Generalleutnant Oßwald.
Außer dem Kav.-Negt. 18, das am Montag mit einer ihm unterstellten 2 cm.-Masch.-Gew.- Komp. des Masch.-Gew.-Batl. 55 in Kriegsmarsch in den Üebungsrauin marschierte, sind auch noch andere Truppenteile beteiligt.
In Fliegerabständen zogen die Schwadronen ihres Weges. Es war ein prächtiges Bild, das das neuzeitlich gegliederte Regiment mit seinen
verschiedenen Waffen darbot, als es durch die sommerliche Landschaft zog. Um der Bezeichnung „Kriegsmarsch" den nötigen kriegerischen Beigeschmack zu geben, wurden dem Regiment auch kriegsmäßige Einlagen beschert. Sie kamen aus der Luft.
In raschern Flug stürzten sich Kampfflieger auf die Reiter, doch die hauptsächlich durch das MG.-Batl. 55 dargestellte Fliegerabwehr war auf der Hut. Die Kompanie, die in überschlagendem Einsatz den Fliegerschutz übernommen hatte, war rasch bei der Hand und empfing die schneidig angreifenden Flieger mit wohlgezieltem Feuer.
Es waren spannende Bilder, die sich dabei errtwickelten. Für die nächsten Tage der Auf- klärungsübung, in deren Mittelpunkt weiterhin daS Kavallerie-Regiment stehen wird, sind von
der Leitung noch mehrere interessante und lehrreiche Ueberraschu'ngen vorgesehen.
Die Prüfung für akademisch gebildete Organisten und Chorleiter hat bestanden: Elisabeth Riemer in Möttlingen.
Das Ehrenkreuz der deutschen Mütter
Auf zahlreiche Anfragen über die Trageweise des Ehrenkreuzes der deutschen Mutter teilt di« Präsidialkanzlei des Führers mit, daß das Ehrenkreuz der deutschen Mutter in der verliehenen Ausführung (Großausführung) nur in dkr vom Führer bestimmten Form am blauweißen Band um den hals getragen werden darf. Klel",- ausführungen sind nur Mch oek amtlich gepchmigten Mustern »MM. Das Tragen des Ehrenkreuzes der deutschen Mutter am goldenen icker silbernen usw. Halsketten ist weder für die Grokrussührung noch für die KleinauSführuna züküUg.
Erntehelfer müssen vorsichtig fei«!
^uck bei bLnävvil-kckaftZZrbeiten i8t clie OnkallZefalu- grok
Der Einsatz von ungelernten und unfachmänni- ichtn Kräften bei der Einbringung der Ernte Mingt in erhöhtem Maße das Augenmerk aus di« Unfall» und SchadenSaefahren, dw gerade auch bei Bergung und Verarbeitung der Ernte gegwen sind. Kleine Beispiele des Alltags in der Unfallstatistik zeigen, wie meistens Nachlässigkeit und geminderte Achtsamkeit Ursachen großer Schäden oder Unfälle werden, die oft Menschenleben kosten oder menschliche Arbeitskräfte zeitlebens aus dem Produktionsprozeß ausschalten. Das aber können wir uns heut« nicht leisten. Wir müssen auch alle Schäden verhüten, um die kostbare Ernte nicht durch Unachtsam- keit zu vernichten.
Wie ein fortgsworfenes Zündholz, so ist auch Ursache von großen Bränden, die neben den Erntevorräten auch Haus und Hof, ja, ganze Dörfer und Bieh vernichten, oft geminderte Sicherung von elektrischen Leitungen. Der erhöhte Maschineneinsatz in der Landwirtschaft, der durch Reichsunterstützung wesentlich gefördert wird, bedingt besondere Vorsicht.
Wenn bei der Mähmaschine das Messer durch emge-schleuderte Halme Plötzlich festsitzt, springt der Bauer zu und reißt die Halme heraus. Schon mancher Mann auf der Mähmaschine hat durch falsche Stellung vor dem Messer, das durch plötzliches Anziehen edr Pferd« sich in Bewegung setzte, Arbeitskraft oder sein Leben gar einbüßen müssen. Ebenso ist das einfache Instrument „Heugabel' gefährlich, wenn nicht ricktia damit um
gegangen wird. TS ist weder «in Wurfgeschoß, noch darf es mit den Zinken nach oben herüm- stehen.
Ein mahnendes Beispiel, daß auch die Lager- böden vor der Tilchringung der Ernte genau auf Bohlenstcherheit und FestiAeit untersucht werden müssen, zeigt der Unfall, den ein Arbeiter er- litt, als er an der Luke die Garben für di« Lagerung In Empfang nahm. Nach fertiger Arbeit trat der Arbeiter einen Schritt der Luke näher — und rutschte ab, weil die Fußleiste an der Luk«, die das zu weite Hinaustreten hindert, fehlte.
Diese kleinen Beispiele weisen darauf hin, daß im bäuerlichen und landwirtschaftlichen Betrieb ebenso viele Gefahrenmomente vorliegen wie im Industriebetrieb, zumal der erhöht« Maschineneinsatz durch Umstellung der Arbeit«, iveise erst allmählich mit Gefahrenmomenten bekanntmacht. die ihm bisher fremd waren.
Gewiß sind Maschinen und Geräte mit Schuh- Vorrichtungen versehen und unfallfrei gebaut. Die Entfernung dieser Schutzvorrichtungen und das unsachgemäße Eingreifen wie falsche Handhabung bringen Gefahren, die niemals ausgeschaltet werden können. Die vielen Erntehelfer, die mit der landwirtschaftlichen Arbeit wenig vertraut stick, müssen von der Stammgefolgschaft in erster Linie auf diese Gefahreumo mente aufmerksam gemacht werde». Hier wird auch die Betriebsgemeinschaft, wie wir sie als Stütze der Arbeit und Leistungssteigerung in allen Betrieben finden. Helfer lind Förderer sein.
Ostelsheims Radfahrer kämpften erfolgreich
Bei den NSRL.-Kreismeisterschaften am vergangenen Sonntag in Alten st eia lieferten im Straßenrennen mit über 50 Kilometern die beiden jugendlichen Gebrüder Geh- ring, Ostelsheim (12^ und 14 Jahre alt) den älteren Rennfahrern einen harten Kampf und belegteil den 3. und 6. Platz. Der 14jährige Artur Gehring kam in der 2. Kopfgruppe mit 3 Mann ins Ziel und schlug dieselben in glänzendem Endspurt mit 3 Längen sicher in 1 Std. 24 Min., während sein jüngerer 12^jähriger Bruder kurz vor dem Ziel das Pech hatte zu stürzen. Immerhin sicherte er sich noch den 6. Platz bei der Zeit von 1 Std. 32 Min. Der Sieger H a r t m a n n benötigte 1 Std. 19 Min.
Beim Radball siegte die erste und zweite Mannschaft des Radfahrer-Vereins Ostelsheim (gegr. 1908) überlegen über Altensteig und wurde Kreismeister.
Der deutsche Polizeibeamte
Träger der nationalsozialistischen Weltanschauung
Die unser Kreisgebiet umfassende Ortsgruppe Calw des Kameradschaftsbundes deutscher Polizeibeamter hatte ihre Mitglieder auf gestern nachmittag zu einer Veranstaltung in das Kurhotel Kloster Hirsau eingeladen, deren Aufgabe es war, der weltanschaulichen Ausrichtung, der Pflege der Kameradschaft, der Gemeinschaft und des Sippengedankens zu dienen. Als Gäste waren Kreisleiter Wurster, in Vertretung des Landrats Regierungsassessor SS.-Obersturm> führer St übel sowie zahlreiche Vertreter von Gemeindebehörden, Dienststellenleiter der N.S. DAP. und Vertreter der SS., SA., NSKK., des Reichsluftschutzbundes u. a. m. erschienen. Nachdem der Leiter der Ortsgruppe, Gendarmerieobermeister Rall, die Gäste und Kameraden willkommen geheißen hatte, sprach er kurz über die Aufgaben des Bundes, der heute der aner-
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LarLLlänUsn nur
Deutsche Arbeisfront, Werkschar Calw.
Heute Mittwoch, 26. Juli, 20 Uhr 15 aus Sportplatz, Hirsauerstraße. .. . . —" '
Na 1/414. Der Sturinführer.,^ Dienstbeginn am Mittwoch, den 26. ?. 20 Uhr im Lager. Ausw eispapiere find mitzubringen.
kannte Berufsverband des Polizeibeamten ist. Anschließend nahm der Kreisleiter das Wort, um in klaren, einprägsamen Ausführungen über das weUänschüUliHe NiiigeN unsrer Zeit zu sprechen und den Kräften den Ber- nichtüngskampf anzusagen, welche Deutschlands höchstes Gut, hie neugewonnene Einheit verbrecherisch zu gefährden suchen, die nichts anderes wollen als den Zerfall und Untergang des deutschen Volkes.
Im Auftrag des SS.-Hauptschulungsamts sprach dann SS.-Hauptsturmführer Hartmann, Berlin über Lebensfragen unseres Volkes im Lichte nationalsozialistischer Weltanschauung. Sein ausgezeichneter Vortrag war gerade für den Polizeibeamten, der — mitten im Volk stehend — dazu berufen ist, die Anordnungen der Partei und des Staates durchzn- führen, von hohem, richtungsweisendem Wert. Gendarmerieobermeister Rall dankte den Rednern für ihre Ausführungen und gedachte unseres Führers. — Der zweite Teil des wohlge- ltmgenen Gcmeinschaftsabends diente der Pflege der Kameradschaft.
Künstler-Abend in Bad Liebenzell
Am kommenden Montag veranstaltet der ne>;e Pächter des Kurhotels „Unteres Bad" in Bad Liebenzell, Herr Viktor von Schenck, ehem. Heldentenor der Wiesbadener Staatsoper einen ,Künstler-Abend". Es wirken neben den Herren Kapellmeister WohlgemutH (Violine) und Oldenburger (Klavier) vom Kurorchester Bad Liebenzell der Bassist der Frankfurter Oper Emil Staudenmeher, der, wie schon so oft, auch dieses Jahr seinen Urlaub in alter Verbundenheit bei uns in Calw verbringt, mit. Emil Staudenmeyer ist vielen Calwern auch durch den Rundfunk bekannt.
Calwer und Nagolder Wochenmarktpreise
Für die Zeit vom 24. Juli bis 29. Juli 39 sind folgende Erzeugerhöchstpreise festgesetzt:
Inländisches Obst: Kirschen -^-War« 35 Pfg. je X Kilogr., ö-Ware 28 Pfg., Erdbe^ reu X-Ware 42 Pfg. je -L Kilogr., 6-Ware 37 Pfg., Stachelbeeren ausgereift rot 22 Pfg., Johannisbeeren rot 24 Pfg., Heidelbeeren 35 Pfg., Gartenhimbeere 40 Pfg. je Kilogr.
Gemüse: Blumeitkohl 1 Sick. 20—54 Pfg., Kopfsalat 1 Stck. 6—8 Pfg., Kohlrabi 1 Stück 5—8 Pfg.. En. len 1 Stck. 25—50 Pfg., Rettich 1 Bd. 6—1" Pfg-, Zwiebeln 1 Bd. 12 Pfg., Gelbrüben Kilo 15 Pfg., Erbsen Kilo 28 Pfg., Wirsingkohl ^ Kilo 18 Pfg., Spinat ge- wöhnlich ^ Kilo 15—20 Pfg., Spinat (Neuseel.) ^ Kilo 15 Pfg., Rote Rüben 1 Bd. 1h Pfg., Weißkohl ^ Kilo 15 Pfg., Tomaten (einh.) ^ Kilo 50 Pfg.
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„Sie verschlimmern Ihre Lage. Hören Sie: Sie sind in meiner Gewalt, ich nehme »n, daß Sie mit einem bestimmten Befehl unterwegs sind. Nennen Sie mir diesen Befehl und ich gebe Ihnen sofort die Freiheit/
Hans sah ihn wortlos an.
„Sie wollen nicht sprechen?'
Schweigen. —
Das Gesicht des Professors wurde dunkel vor Wut. sie standen sich Aug in Aug gegenüber.
Hans fühlte, daß er nicht lebend aus diesem Hause kommen würde, wenn ihm nicht ein Zufall half.
Der Professor betrachtete ihn. Ich werde ihm die Zunge lösen, diesem Burschen, sagte er sich. Dann drehte er ihm den Rücken und ging zur Tür.
„Ich gebe Ihnen einige Stunden Zeit zur lleberlegung — Herr von Villers. Entweder Sie sprechen, oder —'
Dann ging er hinaus und schloß Hans ein.
Der Regen hatte aufgehört. Die Uhr schlug fünf. Die Sonne war nicht mehr her- vorgekommen. Der Tag ging trübe zu Ende.
Im Zimmer war es düster. Ferner Ge- schützdonner ließ unaufhörlich den Boden erzittern.
Die Stille des Zimmers bedrückte ihn. In deni ganzen Haus regte sich nichts. Er be
gann sich umzusehen. Da waren noch die Bücher des Professors, die er alle recht wohl kannte. Dort der Schreibtisch, das altväterliche Tintenfaß. An den Wänden die bekannten Bilder von guten holländischen Meistern, die er so oft bewundert hatte. Die Ver- gangenheit stand auf. Er trat ans Fenster, in dem noch die alten schweren Eisenaitter hingen, ans der Zeit, da hier ein Kloster war. Der Hof unten lag still und leer. In der Mitte sah er breite, dunkle Flecken.
Die Nacht brach herein. — Ihn hungerte.
Niemand kam, der ihm etwas zu essen gebracht hätte. Er hörte keinen Laut, das ganze Gebäude schien wie ausgestorbeu. Die elektrische Schelle war abgestellt, er konnte keinen Menschen herbeirufen.
Voll Unruhe über die Verzögerung, die ihn hier festhielt, setzte sich Hans in einen Lehnstuhl und erwost seine Lage.
Dann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief einige Stunden.
*
Noch nachts hatte der Baron ein langes telephonisches Gespräch mit dem Kriegsministerium in Paris.
Kaum wurde es Tag, so brannte er vor Ungeduld, seine Mission auszuführen. Vor allem mußte er den Offizier aushorchen lassen, und zwar durch Fräulein von Buet. Denn daß sein Vetter immer noch in sie verliebt sein mußte, stand für ihn außer Zweifel. Er beglückwünschte sich noch nachträglich zu dem Einfall, Fräulein von Buet hierher kommen zu lassen, um sie als Helferin zu verwenden.
Zwar — mußte sie nicht dem Menschen grollen, der sie einst, wie er glaubte, verlassen hatte? Wie — wenn sie jede Unterredung mit Hans von Villers verweigerte? Sie zu zwingen, hatte er kein Mittel.
Er dachte nach. Am besten, er verschwieg ihr überhaupt, wer im Zimmer war. — Er würde sie mit dem Auftrag, einen gefangenen deutschen Offizier auszuhorchen, zu ihm hineinschicken und sie der Ueberraschung Preisgeben.
So trat der Professor rasch bei Cl6o ein.
Er sagte ihr, ein deutscher Offizier hätte auf das Sanatorium einen Uebersall versucht und wäre von seinen Leuten überwältigt worden, er habe ihn gefangennehmen lassen.
Dann flüsterte er hastig:
„Ich habe heute nacht mit General Galliern telephoniert. Der General sagte, er habe Meldungen, daß die Deutschen den Marsch auf Paris Plötzlich eingestellt hätten und nach Südosten abschwenkten. Galliöni beabsichtigt, die gesamte Pariser Garnison auf Autos und Lastwagen zu verladen und den ahnungslosen Deutschen in die Flanke zu fallen. Verstehen Sie, um was es sich handelt?'
Cl6o nickte stumm. Schreck und Angst um die Heimat überfielen sie Plötzlich.
«Der General Galliöni braucht jedoch Gewißheit, wohin die Deutschen abschwenken. Ihre Aufgabe ist es nun, den deutschen Offizier über die Marschrichtung seiner Truppe zu befragen.'
Clso hörte ihn ruhig an. Der Entschluß, ihrem Vaterlande zu Helsen, stand nun sofort in ihr fest.
„Ich verstehe, was ich zu tun habe', sagte sie leise. Sie wollte nicht, daß er Argwohn schöpfte.
Er ging mit ihr bis an die Tür seines Büros, in dem Hans von Villers eingeschlossen war. Dann öffnete er. schob Clöo rasch in das Zimmer, verschloß die Tür von außen , und zog den Schlüssel ab.
In dem Nebel der plötzlichen Ueberraschung. die Cläo übersiel, überhörte sie den Schritt des sich entfernenden Professors, so daß sie meinte, er stehe noch hinter der Tür. Aber schon nahm sie der Anblick des geliebten Mannes gefangen.
Da stand er, dem sie daS größte, reinste Glück ihres Lebens verdankte! Wie groß und stark sah er aus. Schlank und hübsch in der Neiteruniform. Keine Spur mehr von seiner einstigen Schüchternheit. Das Gesicht braun von Sonne, Wind und Regen. Er hatte die blauen Auge» ihres KindeS — der Vater, der Mann.
Tränen stürzten aus ihren Augen.
Nachdem sie einander eine Weile stumm angesehen, Hans unschlüssig, was er reden sollte, überbrückte Fräulein von Buet die Situation mit einem Scherz und sagte:
„Nun, Hans von Villers — ich war vorbereitet, daß Sie mich in den nächsten Tagen besuchen würden in Paris.'
„Nein', meinte er lächelnd, „wir schieben unseren Besuch noch etwas ans. wir mar- schieren — —'
Blitzschnell hob Cleo die Hand und gebot ihm zu schweigen. Es war, als hörte sie hinter der Tür ein Geräusch. Jäher Schreck durchfuhr sie. Um Gotteswillen, der Baron horcht, und rer Ahnungslose war im Begriffe, Dinge zu sagen, die für die deutsche Armee unabsehbare Folgen hckben konnten. Sie legte den Finger an die Lippen, ihm dadurch andeutend, nicht weiter zu sprechen, und zeigte auf die geschlossene Tür, aus der sie eingetreten war. Dann eilte sie zum Schreibtisch, nahm einen Zettel und schrieb in deutscher Sprache darauf:
„Vorsicht, ich soll spionieren — man horcht an der Tür. Gleichgültiges reden!"
Hans las, nickte ihr zu und zerriß den Zettel (Fortsetzung folgtz