Dienstag, den 25. Juli 1939

Eßt kein ungewaschenes Obst!

Auf allen Marktständen häufen sich jetzt die Körbe mit Früchten aus unseren Gärten. Kir­schen gibt es da und Stachelbeeren, wie lange tvird es dauern, werden die ersten Apfel und Birnen und wenig später Pflaumen angeboten tverden. Die Früchte werden gekauft und ge­gessen, dazu sind sie ja schließlich da. Will man sie aber mit Genuß und ohne üble Folgen ver­zehren, kommt es sehr darauf an, w i e man sie ist! Wer ungewaschenes Obst zu sich nimmt, geht immer ein Risiko ein. Auf dem Wege vom Bauern oder vom Strauch bis auf den Verkaufs- nand werden Früchte immer etwas verschmutzen, Wgegen hilft nichts, Staub gibt es eben überall. Nicht der Staub an sich ist nun gefährlich der macht den Genuß der Frucht nur zu einer un­appetitlichen Angelegenheit, auf der Ober- näche können sich aber die verschiedenartigsten Krankheitserreger niederlassen, und um die geht es! Die Freude am Genuß wird nicht geringer, wenn man wartet, bis man zu Hause ist und die Früchte gewaschen hat! Man sichert sich gleich­zeitig vor unangenehmen Überraschungen. Eßt niemals ungewaschenes Obst! Diese Parole müßte für jeden zu einer Selbstverständlichkeit Werden!

Italienische Waldenser besuchten Neuhengstett

Das schmucke Dorf Neuhengstett hatte gestern einen Tag der Freude. Fahnen und Gir­landen schmückten die freundlichen Häuser zum Besuch von über 200 Waldensern aus Italien. Die Gäste, Männer und Frauen aller Stände, Haren aus Nord-, Mittel- und Süditalien ge­kommen, um die Waldenserorte im Reich ken- Mi zu lernen; eine stattliche Gruppe junger Mädchen trug die kleidsame Waldensertracht. Aie große Reisegesellschaft, welche zunächst beim Waldenserstein an der Straße nach Möttlingen Halt gemacht hatte, traf gegen 18 Uhr im Ort ein, von der Kapelle des Musikvereins, dem Ge­sangverein und dein Schülerchor mit Herzlich­keit begrüßt. Zum Empfang hatten sich neben Bürgermeister und Ortsgruppenleiter auch Landrat Dr. Haegele und als Vertreter des Kreisleiters Kreispropagandaleiter Enten­mann eingefunden.

Die Gäste besuchten das schöne, schlichte Kirch­lein und zogen dann mit Musik durch das Spa­lier der Schuljugend zumRößle", dessen ge­räumiger Saal bald bis auf den letzten Platz gesetzt war. Nach freundlicher Bewirtung mit Kaffee und Kuchen und dem vom Ortspfarrer verfaßten Begrüßungsgedicht einer jungen Ncu- hengstetterin hieß Bürgermeister Charrier hie italienischen Waldenser willkommen, dabei der Freude der Gemeinde über den im Zeichen her deutsch-italienischen Freundschaft besonders bedeutsamen Besuch herzlichen Ausdruck gebend. So wie einst die Vorfahren vor 250 Jahren im festen Glauben an die gerechte Sache gegen die dunkeln Mächte des Mittelalters gekämpft und Über sie gesiegt hätten, seien heute die Waldenser beider Länder bereit, mitzuarbeiten am Aufbau ihrer Völker. Sie wissen, daß der Dienst an der Volksgemeinschaft der beste Gottesdienst ist! Der Bürgermeister schloß seine mit lebhaftem Bei- fgll aufgenommene Rede mit dem Wunsch, der Besuch möge zur weiteren Vertiefung der Freundschaft zwischen den beiden Völkern sein^ Teil beitragen.

Namens der Gäste dankte Prof. Comba, Rom, für den herzlichen Empfang. Er betonte, seine Landsleute seien stolz Italiener und stolz Waldenser zu sein, stolz dienen zu dürfen am ge-

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Am 30. August 1914, früh, bat er sie tele­phonisch. auf einige Zeit zu ihm ins Sanato­rium zu kommen, um ihn in einer wichtigen Sache zu unterstützen, Krnd und Zofe sollte sie in Paris lassen.

Cleo, glücklich, dem Professor ein wenig von ihrer großen Schuld abtragen zu können, war noch am selben Abend in ihrem Auto ange­kommen. Die Straßen wimmelten schon von Flüchtlingen und es durften keine Lichter mehr angesteckt werden.

Da stand sie nun vor ihm, jung, gesund.

Sie war etwas voller geworden. Ihr Teint schimmerte vor Frische, ihre Stimme klang froh, ihre Bewegungen waren elastisch und sie freute sich, ihren Retter wiederzusehen.

Er umarmte sie voll Rührung und küßte ihre Hand.

Willkommen, liebste Freundin, wie geht es? Noch immer Angst vor Männern?"

Wenn sie mich nicht heiraten wollen, mag ich sie wieder gerne leiden," scherzte sie.

Der Professor wurde sofort ernst.

Fräulein von Buet, unser Vaterland ist in größter Gefahr. Jeder gute Franzose muß jetzt dazu beitragen, daß wir nicht untergeben. Ich habe Sie zu mir gebeten, Sie sollen mir helfen."

Was kann ich tun? Ich bin glücklich, Ihnen «inen Dienst erweisen zu dürfen."

Gchwarzwald-Wacht Seite 8'

meiusamen Werk der befreundeten Völker. Der Redner legte ein inniges Bekenntnis zur Heimat ab und versprach, das Licht, das man hier in Deutschland gefunden, mit nach Hause zu brin­gen und treu zu bewahren. Begeistert stimmten die Gäste in die Heilrufe auf Führer und Duce ein. Anschließend gaben sie mit einigen tempe­ramentvoll gesungenen Chören Proben italie- nisch-waldcnsischen Volkstums.

Kreispropagandaleiter Entenmann über­brachte hierauf die Grüße der Kreisleitung und sprach zu den Gästen als den Trägern der neuen Revolution, die das kommende Antlitz Europas formen wird. Zwei große Staatsmänner haben sich in enger Freundschaft gefunden, um ihre Völker zu einem stählernen Block, der Achse RomBerlin, zusammenzuschmieden. Sie wird in den kommenden Jahren die Idee des 20. Jahrhunderts, die Idee des Blutes zur Wirk­lichkeit werden lassen! Nehmen Sie, so sagte der

Kreispropagandaleiter, aus ihren Reiseeindrük- ken das Wissen mit in die Heimat: im national­sozialistischen Deutschland herrscht Friede, in anderen Ländern hingegen Unruhe pnd Unfrie­den. Am gemeinsamen Willen unserer beiden Länder sollen alle Vernichtungsversuche unserer Gegner zerschellen! Der Gruß an das italienische Imperium, au Großdeutschland und an die Führer beider Reiche erklingt, dann brausen die Nationalhymnen durch den festlichen Saal.

Nocheinmal faßt der Geschäftsführer der Deutschen Waldenservereinigung die Reise­erlebnisse in Württemberg zusammen, für die herzliche Aufnahme in den württ. Waldenser­gemeinden dankend; morgen werden die Besuche in Hessen fortgesetzt. Dann gibt der Gesangverein Neuhengstett den schon zum Abschied gerüsteten Gästen noch ein paar gemütstiefe deutsche Lieder mit auf den Weg. In: Gewitterregen verlassen die Großkraftwagen das gastliche Dorf.

Aufruf a« alle Frontsoldaten

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Am 27. August jcihrt sich zum 25. Male der Tag der Schlacht von Tannenberg. Am Ehren­mal von Tannenberg, das zum ewigen Ge­dächtnis an diese ruhmreiche Bernichtungsschlacht des Weltkrieges erbaut wurde und in dem der Feldherr Hindenburg seine letzte Ruhestätte fand, wird an diesem Tag zu Ehren des deutschen Frontsoldaten eine gewaltige Kund- gebung veranstaltet werden. Alle Frontsoldaten Großdeutschlands, die an sämtlichen Weltkriegs­fronten gekämpft haben vor allen Dingen aber die Tannenbergkämpfer, sind zu dieser Feier ein­geladen. Partei, Wehrmacht und die Soldaten des großen Krieges werden am Reichsehrenmal von Lannenberg gemeinsam der Schlacht gedenken, durch die vor 25 Jahren der deutsche Osten ge­rettet wurde.

Die Organisation der Ostpreußenfahrt der deut­schen Frontkämpfer aus dem Reich ist dem N S. - Neichskriegerbund übertragen worden. Der Reichskriegerführer wendet sich an alle ehe­maligen Soldaten mit dem Aufruf, an diesem Ehren» .g teilzunehmen. Um auch den zur Feit in Urlaub weilenden Kameraden Gelegenheit zu geben, an der Ostpreußenfahrt zum Reichsehren­mal teilzunehmen, ist der M el d e t e r m i n b i 8 zum 10. August verlängert worden.

Jeder ehemalige Soldat, der an der gewaltigen Kundgebung teilnehmen will, meldet sich sofort bei den zuständigen Dienststellen des NS.-Neichs- kriegerbundes. Die Fahrt- und Verpfle­gung? kosten sind so gehalten, daß jedem die Teilnahme an der Ostpreußenfahrt ermöglicht ist. Den Fahrtteilnehmern ist im Nahmen der

Großkundgebung Gelegenheit geboten, die ost­preußischen Schlachtfelder zu besichtigen. Die Sonderzüge fahren mit 75 v. H. Fahrpreis- er Mäßigung, d. h. einen Pfennig je Kilo­meter. Die Teilnehmer, die von ihren Heimat­orten erst zu dem Abfahrtsbahnhof deS Sonder­zuges fahren müssen, erhalten ebenfalls 75 v. H. Ermäßigung bis zu einer Entfernung von 15l> Kilometer von und zum AbfahrtSbahnhof. Wer­den in diesem Falle Eil- oder Schnellzüge benutzt, so ist allerdings der volle Eil- oder Schnellzugs­zuschlag zu zahlen. Aus dem Fahrpreis werden ebenfalls 75 v. H. Ermäßigung gewährt. Die Unterkunft in Ostpreußen ist kostenlos. Die reichliche und gule Verpflegung, und zwar Frühstück, warmes Mittag- und Abendbrot kostet eine Mark je Teilnehmer und Tag.

An alle Kriegsschwestern vom Roten Kreuz!

Der NS.-Neichskriegerbund rust hier­mit alle ehemaligen Schwestern vom Roten Kreuz, die an der Schlacht von Tannenberg teilgenommen haben, oder die Verwundete aus dieser Schlacht gepflegt haben, aus, an dem Staatsakt in Tannen, berg am 27. August teilzunehmen. Meldungen haben bei de,, zuständigen Krieqerkameradschaften oder- Kreiskriegersührungen des NS.-Reichskrieger- bundes zu erfolgen. Es wird den Schwestern, die ihren Ausweis vorzulegen haben, dann ermöglicht werden, mit den Sonderzügen des NS.- Reichskriegerbundes mitzufahren und in einer zur Verfügung stehenden guten Jugendherberge in Hohenstein unterzukommen. Zur Teilnahme ist die Schwesterntracht erwünscht.

Weitere Kartoffelkäferfunde

im Kreis Calw:

Nach Mitteilung des Kartoffelkäfer-Abwehr­dienstes wurden Ende letzter Woche in Altburg 1 Weibchen und 2 Eigelege, in Bernbach 1 Weibchen und 1 Männchen, in Rötenbach 1 Weibchen und 1 Eigelege, in Dobel 200 Larven und in Schwarzenberg 1 Weibchen aufgefunden.

184 Mütter

waren im Erholungsurlaub

Die NSV. berichtet von ihrer Arbeit im Monat Juni

Im Laufe des Monat Juni waren die NSV.- Müttererholungsheime des Gaues Württem- berg-Hohenzollern wieder vollauf belegt. Eine gAiße Anzahl Frauen war in den Heimen der NS -Frauenschaft (u. a. auch in den Schwarz­

waldkurorten Bad Licbenzell uitd Bad Teinach) zur Erholung. 184 Mütter konntet: im Monat Juni insgesamt im Gau durch die NSV. ihren Erholungsurlaub verbringen. Das NSV.-Mütterheim Tübingen nahm werdende Mütter und Mütter, die ihre Säuglinge mit­gebracht hatten, auf. Einige auslandsoeutsche Mütter befanden sich unter den Frauen, die in: Heim Wildberg weilten.

Bei den: gemeinsamen Erleben der Natur und in lebendigen Aussprachen und Unterhaltungen über alle Fragei: der Lebensaestaltung, aber auch bei Spiel, Gesang und musikalischen Feier­stunden, beim Bastelt: und bei Handarbeiten schlossen sich die Frauen, die aus den verschieden­sten Lebenskreisei: stammen, zu einer frohen Gemeinschaft zusammen.

Wenn erst das zur Zeit noch im Umbau be­findliche Panorama-Hotel in Wildbad fertig-

Lrett

NS.-Frauenschaft Deutsches Frauenwerk, Ortsgruppe Calw und Jugendgruppe. Dir Ortsfrauen schaftsleiterin. Heute Dienstag, den 25. Juli, um 20.15 Uhr Gemein­schaftsabend.

Reiterschar Calw. An: Donnerstag, 27. Juli, 20.15 Uhr Antreten zum Reitdienst in der Bau- mann-Halle.

gestellt sein wird, tvird auch dieses neue NSV.- Mütterheim im Laufe dieses Jahres belegt tver­den können und so mit dazu beitragen, d:e Zahl der verschickten Mütter im Gau zu erhöhen.

Dienstnachricht

Der Reichsstatthalter hat den kirchlichen Ober­sekretär Wilhelm Kümmerte zum Regie­rungsinspektor beim Staatsrentamt Hirsau er­nannt.

Voraussichtliche Witterung für Württem« berg, Baden und Hohenzollern bis Dienstag­abend: Weiterhin wechselnd, meist stark be­wölkt und noch einzelne Regenschauer. Bei zeitweise» lebhaften Westwinden kühl.

Voraussichtliche Witterung für Württem­berg. Baden und Hohenzollern bis Mittwoch­abend: Bei anhaltender Westströmnng kühl und nur leichte Witterungsbesserung.

Höhenfreibad Stammheim: Wasser 20 Grad.

Rotselden, 24. Juli. Der Gesangverein unter­nahm letzten Sonntag einen Ausflug nach dem Hohenzollern, den: L:chtenstein und der Nebel­höhle. Auf der Rückfahrt wurde in Altdorf, Kr. Böblingen, dem früheren Wohnort des Chor­leiters, Einkehr gehalten und gemeinsam mit dem dortigen Liederkranz einige Stunden der Geselligkeit verbracht. Die Altdorfer Sänger versprachen eilten Gegenbesuch in Rotfelden.

Altensteig, 24. Juli. Beim Gebietssportfest sin Stuttgart hat Fähnlein 27 Altensteig als Bannmeister im Mannschaftskampf des Bannes 401 teilgenominen. Fähnlein Altensteig hat da­bei den 5. Platz erreicht; d. h. von den über 1000 Fähnlein von Württemberg ist Fähnlein 27/401 Altcnsteig das fünfbcstc.

Wildbad, 24. Juli, lieber das Wochenende fand im Kursaal in Wildbad das diesjährige Tanzturnier um die Sommermeisterschaft von Süddeutschland statt. Den 1. Preis in der Sonderklasse und damit die Sommer­meisterschaft von Süddeutschland errang das Paar: Herr und Frau Teypel (Blau- Orange-Klub Wiesbaden), 2. Paar wurden Herr Honney und Frl. Honney (Grün-Weiß- Klub Köln). 3. Paar: Herr und Frau Hart­nack (Blau-Orange-Klub Wiesbaden). Die Siegerpaare erhielten in der anschließenden Preisverteilung neben den Erinnerungs­medaillen noch hübsche Preise von der Staat!. Badverwaltung ausgehändigt.

Stuttgart, 24. Juii. Ilber Stuttgar: um' oem ganzen Land ging gestern ein schwerer Ziegen mit Gewittern und Stürmen nieder. Bis in die späte Nacht hinein hatte sich die Wetterlage noch nicht gebessert. Schon jetzt haben zahlreiche Flüsse und Bäche in Württemberg einen erhöhten Wasserstand. Wenn die Regcnfälle andauern, ist mit Hochwasser zu rechnen.

Er zog sie auf einen Fauteuil und erklärte ihr, worin ihre Aufgabe bestehen sollte.

Cleo erschrak. Der Baron wußte nicht, was er ihr zumutete. Sie sollte gegen ihr Vaterland spionieren? Niemals! Er hielt sie natürlich für eine Französin. Um keinen Argwohn zu erregen, sagte sie rasch, daß sie sich gerne be­mühen werde, chm zu helfen.

Damit war er zufrieden. Sie tranken Tee zusammen und plauderten von der Vergangen­heit, ohne jedoch Dinge zu berühren, die dem Professor peinlich schienen.

Er kam ihr sehr verändert vor. Aus seinen Augen sprach ein verhaltener Grimm, seine Bewegungen waren hastig und fahrig, und so­bald die Sprache auf sie vorrückenden Deut­schen kam, verlor er jede Fassung und erging sich in Wutausbrüchen.

Es war der 4. September 1914, gegen 4 Uhr nachmittags.

Die letzten Depeschen hatten den Rückzug der Franzosen bis weit hinter Paris gemeldet. Die fast wehrlose Stadt erwartete jeden Augenblick, saß die Deutschen einziehen würden. Aus der Pariser Umgebung, aus allen Schlössern und Landhäusern, aus allen Villen waren die Men. sähen den ganzen Tag aus überfüllten Wagen und Autos geflüchtet.

Ein Gewitter stand am Himmel und drohte loszubrechen, der Wind kam in wilden Stößen au« dem Westen.

Längs der Marne, auf einem Waldweg, wenige Kilometer von Meaux, näherte sich eine deutsche Kavalleriepatrouille. Es waren berit­tene Jäger des Potsdamer GarderegimentS. Ein Ofnzier und eine größere Anzahl von Rei­tern. Der Offizier war der Resevveleutnant Hans von Villers. Er gehörte zur Kavallerie der Armee Kkuck.

Das Armeeoberkommando, welches Kennt­nis davon besaß, daß Herr von Villers einige

Jahre vor Kriegsausbruch in dieser Gegend tätig geivesen war, hatte ihn vor einigen S:un- den mit dem Befehl abgeschickt, zu rekognoszie­ren.

Me bewegt war das Herz des jungen Offi­ziers, als er die Gegend wiedersah, die für ihn unvergeßliche Erinnerungen barg. Dort in der Krne zeigte sich der Park mit seiner Hellen Mauer. Die alten Bäume waren ihm ver­traut, dahinter leuchtete das Sanatorium. Wie ferne lag ihm das alles und doch er war vis heute noch nicht darüber hinweggekommen. Der Krieg hatte ihn nur aufgerüttelt.

Ter Boden dröhnte unter den Hufen der Rosse. Da lag das Boot im Fluß, das er so oft benutzt hatte. Ein wolkenbruchartiger Regen strömte hernieder und durchnäßte sie bis auf Sie Haut. Der Himmel war finster.

Da war schon die Parkmauer.

Rasch lenkte Hans von Villers sein Pferd durch die Dorsstraße, hinter ihm seine Leute, um durchs Haupttor in den Hof der Anstalt zu reiten und in den vertrauten Räumen so lange Unterstand zu finden, bis das Wetter vorüber war. Der gepflasterte alte Platz gab das Ge­klapper der hereingaloppierenden Pferde laut wieder. Die Tiere standen still und die Reiter saßen ab.

Hans von Villers war im Sattel geblieben.

Im Hofe war es dämmerig, der Regen goß in Strömen, einige Rosse schüttelten sich, und das Geschirr klang blechern mit.

Seltsam, nichts rührte sich. Das dauerte etwa drei oder vier Minuten. Schon wollte ein Unteroffizier auf eine Tür zugehen, da krach­ten Plötzlich aus verschiedenen Ecken Schüsse. Sofort lagen einige Leute am Boden. Zwei Verwundete versuchten die Pferde zu erklim- . men, sie wurden ebenfalls getroffen. Vier Rei­ter eilten, ihre Pferde am Zügel führen-, aus dem Hof, es gelang ihnen, auszusitzen und im wilden Galopp zu entfliehen.

Auch Hans von Villers lag auf dem Pflaster. Er war unverwundet. Sein Pferd, erschreckt durch die allgemeine Verwirrung, hatte ihn ab­geworfen. Einige der getroffenen Kameraden rührten sich nicht mehr. Sechs waren ver­wundet und standen mühsam aus.

Mehrere Türen öffneten sich und etwa zw off bewaffne:« Männer stürzten heraus und über- > wältigten den Offizier. Die sechs verwundeten Soldaten wurden gefangen und gefesselt. Sie mußten im Hof bleiben und wurden bewacht.

Nachdem die Kerle Hans von BillerS ent­waffnet hotten, führten sie ihn in das Büro deS Professors und verschwanden, indem sie die Tür zum Korridor verschlossen.

Hans stand allein in dem leeren Raum, in welchem er damals in so schimpflicher Weiß». vom Baron entlassen worden war. Sein Herz i zitterte vor Empörung. Man hatte ihn hinter­rücks überfallen, seine braven Leute aus dem Hinterhalt getötet, er war in der Uniform eines deutschen Offiziers, der Professor, der so^ eben den Raum betrat, im schwarzen Gehrock; trug im Knopfloch die Ehrenlegion. ,

/Herr von Villers', sagte der Baron mit einem bösen Ton in der Stimme, .ich habe^ Sie in den Hof einreiten sehen mit Ihren Leuten und habe Sie sofort wiedererkannt) Das ist ein unverhofftes Wiedersehen, es tut mir leid aber Sie begreifen Krieg ist Krieg.'

Hans würdigte ihn keiner Antwort.

.Sie schweigen? Nun. Herr von Vil­lers, ich bin Patriot! Ihre Landsleute sind hier als meine Feinde. Ihre Armee S:e sind von der Armee des Marschalls Kluck befindet sich auf dem Marsch nach Par:s. Frankreich wird untergehen. Sie würden an meiner Stelle ebenso handeln.'

Stille der deutsche Offizier rührte sich nicht. ....

^Fortsetzung folgt.»