Ächwarzwalö-Nacht
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Calw im Schwarzwald
Dienstag, den 2S. Juli 1939
Nr. 171
Deutschland - das viertgriM Land der Erde
Das vorläuki^e Lr^ebnis äer VoIk 82 ÜkIuiiA / Oer ?l3uenüber8e1iuü ZurilekZeZanZen
Berlin, amt gibt gebni 8 17. Mai mitgeteilt
24. Juli. Das Statistische Reichs- soeben das vorläufige Erder Volkszählung vom bekannt, nachdem bereits kürzlich worden war, daß insgesamt rund 86.5 Millionen Menschen auf dem Gebiet des Großdeutschen Reiches leben. Nach der nun vorliegenden vorläufigen Uebersicht ist die ortsanwesende Bevölkerung des Reiches (ohne Memelland) durch die Zählung vom 17. Mai mit 79,577 Millionen ermittelt worden. Rechnet man die rund 153 000 Einwohner des Memellandes, wo die Zählung nachgeholt wird, hinzu, so beziffert sich die Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches auf 79,730 Millionen, wozu dann noch die etwa 6,8 Millionen Einwohner des Protektorats kämen.
Mit fast 80 Millionen Einwohnern ist das Deutsche Reich nach der Sowjetunion — 135 Millionen im europäischen Teil — der volksreichste Staat Europas. In weitem Abstande folgen Großbritannien und Nordirland mit rund 47. Italien mit rund 44, Frankreich mit rund 42 und Polen mit rund 35 Millionen. Im Deutschen Reich wohnen rund 15 v. H. der europäischen Bevölkerung. Unter den Staaten der Erde liegt, wenn man den Kolonialbesitz außer Betracht läßt, das Deutsche Reich an vierter Stelle nach China mit rund 437 Millionen, der Sowjetunion mit rund 171 und den Vereinigten Staaten mit rund 129 Millionen Menschen. Bringt man den Kolonialbesitz in Ansatz, so rückt das Deutsche Reich an die siebente Stelle. Damit steht das Britische Reich mit rund 525 Millionen Einwohnern an der Spitze und es folgen China, die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Japan. Innerhalb der heutigen Grenzen des Deutschen Reiches leben etwa vier Fünftel aller Deutschen.
Im ganzen gibt es auf der Erde über 100 Millionen Menschen deutschen Volkstumes. Der größte Teil davon — annähernd 85 Millionen — lebt innerhalb eines geschlossenen Gebietes inmitten Europa. Bemerkenswert ist die vom Statistischen Reichsamt bei Betrachtung der Entwicklung seit 1871 getroffene Feststellung, daß die gesamte unmittelbar oder mittelbar durch den Krieg bedingte Einbuße der Volks kraft sich allein im alten Reichsgebiet auf annähernd 13 Mil
lionen Menschen belief. Es handelt sich dabei um rund 2 Millionen unmittelbare Kriegsopfer, über drei Viertel Millionen durch die unmenschliche Blockade der Feindmächte und die in ihrem Gefolge austretende Grippeepidemie Gestorbenen, rund 3 bis 3V- Millionen ungeborener Kinder und rund 6,5 Millionen mit den Gebietsabtretungen verloren gegangene Einwohner.
Der n e u e A u f st i e g des Reiches beginnt mit der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus. Die Fläche des Reiches stieg von 469 000 Quadratkilometer in 1933 auf 586 000 Quadratkilometer in 1939, die Bevölkerungszahl von 65,2 auf 79,7 Mill. Die Zahl der männlichen Personen im heutigen Reichsgebiet, ohne Memelland, betrug 1939: 38 812 032. 1933: 37 090 238, die der weiblichen Personen 40764726 bzw. 39352059. Tie Zunahme bei den männlichen Personen beträgt seit 1933 4,6, bei den weiblichen 3,6 v. H. Auf 1000 männliche kommen 1939 1050 weibliche Personen gegenüber 1061 im Jahr 1933 und 1073 in 1925 im alten Reichsgebiet. Der durch den Krieg verursachte Frauenüberschuß ist im ganzen weiter zurückgegangen. Die Heranwachsenden Jahrgänge sind bei beiden Geschlechtern wie- der normal besetzt.
In den Großstädten, also in den Gemein- den mit 100 000 und mehr»Einwohnern, wurden 23,9 Millionen oder rund 30 v. H. der Reichsbevölkerung ermittelt. Fast jeder dritte Reichsbewohner lebt also, wie schon 1933, in der Großstadt. Seit der letzten Zählung sind Bonn, Dessau, Freiburg. Potsdam, Rostock und Wilhelmshaven neu in die Reihe der Großstädte eingerückt.
Zientsjil'VtrhaiidlliiMil begannen
Tokio, 24. Juli. Am Montag wurden hier die Einzelverhandlungen über die Tientsin- Frage ausgenommen. Dabei erläuterte zunächst Gesandter Kato den Standpunkt Japans im allgemeinen, worauf der britische Botschafter Craigi« erklärte, daß England die japanischen Forderungen grundsätzlich anerkenne; wenn auf beiden Seiten Vertrauen herrsche, so sei eine freundschaftliche Lösung sicher.
Die „Tokio Asahi Schimbun" erklärt zum Memorandum Arita-Craigie, England habe jetzt die Praktischen Folgerun«
LhambMM Mer -ls Lage ln Tientsin
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London, 24. Juli. Im Unterhaus gab Ministerpräsident Chamberlai n auf Anfrage des Labour-Abgeordneten Fletcher eins Erklärung über die Lage in Tientsin und den Stand der Verhandlungen in Tokio ab. Er erklärte, daß die allgemeine Lage in Tientsin unverändert sei. Feindseligkeiten würden in China in großem Umfange geschürt. Die japanische Negierung müßte für ihre eigene Sicherheit und für die Ansrechterhaltung der Ordnung in den besetzten Gebieten sorgen. Sie sei daher verpflichtet, so zu handeln, daß diesem Ziel kein Schaden getan werde. Um den Weg für die Tientsin-Verhandlungen frei zn machen, habe sich die britische Negierung mit der japanischen auf die bereits bekannte Formel geeinigt.
Der Labour-Abgeorduete Fletcher ersuchte den Ministerpräsidenten, eine Versicherung abzugeben, daß in den kommenden Verhandlungen nichts angenommen werden sollst'. was daraus berechnet sein sollte, die h i n e s i s ch e Währung zu beeinträch- «gen oder was die Rechte Englands be- 'chrünken könnte, China für irgendwelche Zwecke Kredite zu gewähren. CH am bertain erwiderte, daß er diese Versicherung »bgeben könne. Die Erörterungen hätten sich »uf örtliche Fragen in Tientsin beschränkt, die Frage des Labour-Mgeordneten Hen- »erson, ob diese Zugeständnisse nicht tatsächlich die de facto-Anerkennung-der japa
nischen Souveränität in dem jetzt von der japanischen Armee kontrollierten Gebiet bedeute, verneinte Chamberlain. Auf die Frage, ob die Erklärung Lhamberlains nicht bedeute. daß man definitiv für Japan Partei ergriffen habe und ob in der britischen Politik gegenüber China irgend ein Wechsel eingetreten sei, antwortete Chamberlain mit einem „Nein". Die Erklärung bedeute keinerlei Wechsel in der britischen Politik China gegenüber.
Die Schanghaier Zeitung „Schum pao" schreibt im Zusammenhang mit der neuen Entwicklung im Fernen Osten: E n g - land habe die Achtung in Europa b. ts verloren; in Ostasien gehe sein An M ebenfalls zugrunde und damit habe Großbritannien seine Rolle in der Welt ausgespielt.
Chamberlain teilte im Unterhaus ferner auf eine Anfrage zu dem Stand der englisch-sowjetrussifchenV e r - Handlungen mit, daß man dem britischen Botschafter am 21. Juli neue Informationen geschickt habe und daß daraufhin gestern eine neue Allssprache mit Molotow stattgefunden habe- Der Bericht des britischen Botschafters sei jedoch gerade erst jetzt emgetrosfen, so daß man ihn noch nicht hätte Prüfen können.
Im Oberhaus gab LordHalifax ebenfalls wie Chamberlain im Unterhaus die englisch-japanische Einigungsformel bekannt.
e n zu ziehen, andernfalls bleibe das Ab- ommen lediglich ein „diplomatisches Schriftstück". Das Blatt erwartet, daß England seinen Botschafter Kerr, der ein entschiedener Vertreter der Tschiangkaischek-Politik sei, aus Tschungking zurückziehe.
Die Pariser Presse versucht, die Niederlage Englands in seiner Fernostpolitik den Lesern durch entsprechende Kommentare schmackhaft zu machen. So meint der „Temps". die bedeutenden Eingeständnisse Englands gegenüber Japan seien durch die Macht der internationalen Verhältnisse bestimmt worden.
Nichtangriffspakt mit Baltenftaaten
gestern in Kraft getreten
Berlin, 24. Juli. Im Auswärtige,, Amt hat am Montag der Austausch der Ratifikationsurkunden zu dem deutsch-estnischen und dem deutsch-lettischen Nichtangriffspakt, die erst vor kurzem hier unterzeichnet worden sind, stattgefunden. Ter Pakt ist hiermit in Kraft getreten.
Um Polens Einkrelfungslol-
Abschlutz der Verhandlungen Ende -er Woche? London, 24. Juli. Die Verhandlungen zwi- >en Vertretern des britischen Schatzamtes und er polnischen Abordnung über einen briti- ichenRüstungskretzitanPolen wurden ani Montag fortgesetzt. „Preß Association" rechnet damit, daß gegen Ende der Woche wenigstens e-ine „Verlautbarung über den Ber- handlungsstand veröffentlicht werden wird".
O/s IlVsHfAs/r OanT/A
Von Ouuleiter Ulbert korster
Unter Bezugnahme auf die täglichen Erörterungen des Danziger Problems in der internationalen Presse veröffentlicht Gauleiter Förster im „Völkischen Beobachter" einen Aufsatz, in dem er sich vom grundsätzlichen Standpunkt aus mit den Ansichten des Auslandes auseinandersetzt und die Haltung Danzigs in der gegenwärtigen Situation eingehend erörtert. Man dürste in dieser offiziellen Stellungnahme des Danziger Gauleiters, der alz verantwortlicher Lenker der Danziger Politik in dauernder Verbindung mit den zuständigen Stellen des Reiches steht, eine endgültige und abschließende Erklärung zum gegenwärtigen Stande der internationalen Lage aus deutschem Munde erblicken. In diesem Aufsatz führt Gauleiter Förster aus:
In den letzten Wochen ist in der Auslands- Presse über Danzig so viel geschrieben worden, daß es sich als noüvendig erweist, einmal grundsätzlich zu all dem Stellung zu nehmen. Es wurden Gerüchte unsinnigster Art in die Welt gesetzt mit der Absicht, die Lage in Danzig als unübersichtlich und unruhig hinzustellen. Selbstverständlich hat man nicht unterlassen, Darstellungen und Kombinationen schlimmster Art zu veröffentlichen, als ob an einem angeblich gefährlichen und unruhigen Zustand in Danzig das nationalsozialistische Reich und die nationalsozialistische Regierung Danzigs die Schuld trügen. Zu diesen Täuschungsmanövern mit klar erkennbarer Tendenz des Auslandes ist folgendes zu sagen:
1. Die Auslandspresse bedient sich in niederträchtiger Weise der Zwecklüge. Da anscheinend im Augenblick in der übrigen Welt kein Problem zu finden ist, das man verwenden könnte, um dem nationalsozialistischen Deutschland Schwierigkeiten zu machen, benutzt man die Danzig-Frage, um die Welt gegen das Reich aufzuhetzen. Uns, die wir die Anstifter dieser Hetze kennen, regt das jüdische Getue in der Weltpresse nicht weiter auf.
2. Die Behauptung, in Danzig herrsche ein Durcheinander, ist in dieser Beziehung unwahr. Wer in diesen Wochen und Tagen in Danzig weilt, hat die Feststellung machen können, daß hier zwar der Wille zur Bereit-' schaft, aber sonst Ruhe und Ordnung herrschen, während im Nachbarland Polen eine unbegreifliche Kriegspsychose vorhanden ist. Die Bevölkerung Danzigs geht fleißig ihrer Arbeit nach und genießt die warmen Sommertage, um sich am Ostseestrand zu erholen.
3. Wenn in unserem Danzig wirklich Unruhe vorhanden sein sollte, so wäre es selbst dann eine Frechheit, einen solchen Zustand dem nationalsozialistischen Deutschland oder dem Verhalten der verantwortlichen Stellen in Danzig zuzuschreiben. Ist das Gedächtnis der Staatsmänner und Journalisten in den westlichen Demokratien und in Polen so schwach, daß sie vergessen haben sollten, wer diesen Freistaat Dauzig begründet hat? Bekanntlich haben nicht Deutschland oder die damals im Deutschen Reichsverband gewesene Stadt Danzig den Wunsch gehabt, daß aus Danzig ein Freistaat wird, sondern die
„Friedensapostel von Versa il- l e s" haben dieses sinnlose Gebilde ins Leben gerufen. Das Reich und die Danziger Bevölkerung haben sich mit den ihnen damals zur Verfügung stehenden, leider sehr schwachen Mitteln dagegen zu wehren versucht. Um der neu gegründeten Republik Polen gegen das Politische Recht Vorteile zu verschaffen, hat man außerhalb jeglicher Ueberlegung der Vernunft einen kleinen. Teil aus dem deutschen Volkskörper herausgerissen und zu einer „S e l bst ä n d i gk e i t" verurteilt, die niemals einewar undist. Hätte man sich im Jahre 1919 nicht durch polnische Drohungen irre machen lassen, hätte man die Polnische Geschichtsfälschung hinsichtlich der Bevölkerungszusammensetzung und der histo- - rischen Vergangenheit Danzigs als bewußte Fälschung der Politischen Tatsachen erkennen wollen, hätte man das Selbstbestimmungsrecht der Völker auch auf die Danziger Bevölkerung angewendet, dann wäre nie dieser sinnlose Freistaat entstanden, England und Frankreich hätten es nicht nötig, sich Sorgen um Danzig zu machen, und die Journalisten der Weltpresse könnten sich mit den wirklichen Weltproblemen, statt mit der Danziger Frage beschäftigen.
Wir müssen uns überhaupt wundern, daß man PlötzlicheinsolchesJnteresse für Danzig aufbringt. Tut man das etwa aus Mitleid um das Schicksal der Danziger Bevölkerung? Nein! Denn als es Danzig wirtschaftlich schlecht ging, als es von Polen auf allen Gebieten fortlaufend schikaniert wurde, hat sich sonderbarerweise weder in England noch in Frankreich jemand mit der Danziger Frage befaßt. Der Wunsch der Danziger, zum Reich zurückzukehren, besteht nämlich nicht etwa erst seit zwei Monaten. Dieser Herzenswunsch ist genau so alt wie die Freie Stadt Danzig selbst. Im Laufe der letzten 20 Jahre ist diese Sehnsucht imnier wieder zum Ausdruck gebracht worden. Nach der Heimkehr Oesterreichs und des Sudetenlandes sowie Memels ist begreiflicherweise die berechtigte Forderung der Danziger immer wieder deutlicher geworden. Auf der ersten Seite des „Danziger Vorposten" stehen seit Erscheinen dieses Blattes, also seit neun Jahren, die Worte: „Gegen vertragliche Willkür, zurück zum Reich!"
Sicherlich würden auch die Engländer und Franzosen alles daransetzen, ein Gebiet, das von Angehörigen ihrer Nationalität bewohnt wäre, zurückzuerhalten und auch sie würden sich um die Einwendungen anderer Staatsmänner und Journalisten nicht kümmern. Wir Deutschen wären jedenfalls so gerecht, daß eine Stadt die aus nur englischer Bevölkerung besteht und widerrechtlich von England abgetrennt worden wäre, wieder zu England zurttckkommt.
Es zeugt von einer Unverantwortlichkeit sondergleichen, wenn man besonders von England aus Polen auszuhetzen versucht, in der Frage. Danzig unter keinen Umständen nachzugeben. Man ist also in London eher bereit. Hunderttausende von Menschen auf das Schlachtfeld zu führen, als ! 400 000 Deutschen ihr selbstverständliches Recht zu geben. Dieses Gebaren zeigt um