Samstag, den 8. Juli 1939

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Die Polen Hamstern Silberniiinzen

^uek äie Lebensmittel ivercien immer knapper unä teurer

eigenderickt der 14 8 - ? r e s s e

unerbittlicher deutscher Abwehr verbluten, nur um die Geldgeschäfte der Londo­ner City zu besorgen? Oder ist es Mut­wille junger Engländer und Franzosen, an denen der millionenfache Tod des Welt­krieges eindruckslos vorüberging, wenn sie größenwahnsinnige P o l n i sch e Generale zum Krieg gegen ein fried­liches Mitteleuropa aufhetzen?

Der Weg des deutschen Volkes ist klar vor­gezeichnet. Der Betrug der Versailler Feindbundmächte bleibt bei uns unver- gessen. Zu bitter und zu schmachvoll wa­ren die Erniedrigungen, die dem deutschen Volk und seinen Waffengefährten angetan wurden! Noch während die westlichen Demo­kratien sich ihrer Versailler ..Kulturtat' rühmten und mit dem Heldentod Millionen Gefallener betrügerische Weltherrschaftspläne hegten, wurde das Achtzig-Millionenvolk der Deutschen zu einer verschworenen Ge- -mein schaft, die in allem, was da kom­men mag. zu ihrem Führer steht.

Der Freiheitsruf des Führers und des Duce:Europa erwache!' ist längst weit über die Grenzen Europas hinaus­gedrungen. Es ist eine Ironie des Schicksals, wenn man es so nennen will, daß die autoritären Staaten längst zu den Treuhän­dern jener Völker wurden, die einmal dem trügerischen Versailler Aushängeschild zum Opfer fielen, dem Selbstbestimmungsrecht der Völker!

rp. Warschau, 7. Juli. In ganz Polen, vor allem in den westlichen Gebieten ist eine allgemeine Knappheit an Silbermün­zen aufgetreten, weil die Bevölkerung dazu übergegangen ist, die Silber-Zlotys zu Hamstern. Die Behörden warnen die Bevöl­kerung vor diesem schädlichen Verhalten. Der Ausweis der Polnischen Nationalbank be­stätigt diesen Vorgang, depn der Vorrat der Bank an Silbermünzen ist innerhalb einer Woche um 12 Millionen Zloty gesunken.

Auch eine zunehmende Lebensmiktel- knappheit und -Verteuerung macht sich in Polen sehr stark bemerkbar. So ist vor allem in den großen Jndustrieorten Ost­oberschlesiens Zucker selbst in kleinsten Mengen nicht mehr zu haben. Auch Reis und andere Körnerfrüchte, die in der Ernährung der beschränkt kauffähigen Bevölkerung eine Nolle spielen, werden immer knapper. Die Preise für Gemüse sowie für Fleisch und Wurstwaren steigen unaufhaltsam. Man darf gespannt sein, wie die polnische Presse, die fast täglich überHungerrevolten' und unterernährte Soldaten' in Deutschland zu

berichten weiß, ihren Lesern diese von ihnen täglich immer fühlbarer empfundene Ver­knappung und Verteuerung lebenswichtiger Nahrungsmittel beschönigen wird. Wer im Glashaus sitzt, soll eben nicht mit Steinen werfen . . .

Warschau beschließt Sparmaßnahmen

Die Aufrechterhaltung 1>er Mobilisierung in Polen und die damit verbundenen Un­kosten veranlassen die polnische Regierung bereits zu den ersten Sparmaßnahmen. Der Polnische Ministerrat beschloß, !m laufenden Haushaltsplan 55 Millionen Zloty einzusparen und diesen Betrag für die Bedürfnisse des Kriegsministeriums zur Verfügung zu stellen.

Der englische Gesetzentwurf zur Erweite­rung derExportkredite' wird in der pol­nischen Presse sehr stark beachtet, offenbar in der Erwartung, daß auch die Pfunde, um die man sich seit Wochen in London bemüht, nun baldnachPolen fließen, um die durch die noch immer andauernde Mobi­lisation stark geschwächten Kassen wieder auf­zufüllen.

Alle bitteren Folgen einer französischen und englischen Verhetzung mußten einmal die Menschen der ehemaligen Tschechei und der Slowakei auskosten, ehe ihnen Deutsch­land Ruhe und innere Freiheit wie­dergab. Schwerste Besorgnis muß alle die Nationen erfüllen, die heute «ist englischenHilfeleistungen' überschüttet wer­den. Einmal könnten die Angehörigen die­ser Völker ihre Verantwortlichen für die eng­lischenIudasgrosche n'zur Rechenschaft ziehen. Denn welches Volk wäre heute noch bereit, entgegen besseren Wissens, für die Großbankiers der Erde seine Besten zu opfern?

Auf dem Altar der internationalen Groß- sinanz und zu Ehren einer betrügerischen Demokratie sterben täglich in Palästina arabische Freiheitskämpfer. So will es der Ruhm des britischen Empires und so verlangen es seine Verbündeten, die jübi­sche n Z i o n i st e n in aller Welt. Erst vor wenigen Tagen verkündete es der Zionisten­führer Dr. Nahum Goldmann auf einer in­ternationalen Tagung in Bern, daß ge- meinsameJdeale(?) und Interessen (!) das jüdische Volk nach wie vor bestimmten, treue Bundesgenossen Englands zu sein. Und ein tapferes Volk, das in Palä- stina um sein Lebensrecht blutet und kämpft, soll die billige Rechnung bezahlen.

Diese Methoden Old Englands sind veral­tet wie seine Anschauungen und seine mora­lischen Werte. Die Weltgeschichte wird die Unruhestifter unserer Zeit bald genug zur Rechenschaft ziehen!

Sommerliche Bilanz! Aufmerksam und wachsam verfolgen wir die Vorgänge an den Grenzen unseres Lebensraumes. Wir wollen jeden Tag und jede Stunde nützen, um unserem Volke zu dienen, denn wir ha­ben die Grundsteine für eine große Zukunst zu legen. Wir wissen, daß der Baumei­ster über seinem Werke wacht, so wollen wir immer seine treuen und einsatzbereiten Hel­fer sein!

LkamberlainErklörung verschoben

Dreiletzte ^ö^Iietikeiten" bei äen Moskauer Verkuncilungen

London, 7. Juli. Eine für Freitag angekün­digte Unterhaus-Erklärung des Ministerpräsi­denten Chamberlain ist, angeblich aus technischen Gründen", auf nächste Woche ver­schoben worden. Inzwischen sind telegraphisch an den britischen Botschafter in Moskau neueInstruktionen" (lies: Zu­geständnisse) abgesandt worden, die den Bot­schafter ermächtigen, die Verhandlungen wie­der aufzunehmen.

Der diplomatische Korrespondent der Preß Association berichtet, daß in amtlichen Lon­doner Kreisen über die Natur der neuen An­weisungen an den britischen Botschafter in Moskau nichts zu erfahren sei, doch lasse der gegenwärtige Stand der Verhandlungen ver­muten, daß sie sich auf folgende drei Punkte erstrecken: 1. auf das englisch-fran­zösische Interesse an derUnabhängigkeit Hol­lands und der Schweiz", 2. auf den Sowjet­vorschlag, Militärabkommen mit Polen und der Türkei abzuschließen, 3. auf die Definition des Begriffsdirekter oder indirekter Angriff".

Hierzu meint der Korrespondent in einer neuen Anwandlung von Zweckoptimis- mus, wenn keine neuen Punkte in den wei­teren Verhandlungen auftauchten, dann hät­ten sich dieAussichten auf ein Abkommen verbessert".

DemNews Chronicle" zufolge haben sich die englische und französische Regierung auf folgende drei Möglichkeiten geeinigt:

Rückkehr zum ursprünglichen Vorschlag einer Militärallianz zwischen Großbritannien und Sowjetrußland oder Vorschlag an Polen und die Türkei, mit der Sowjetunion gegenseitige Beistandspakte abzuschließen (wodurch man Moskau zur Ausdehnung der Garantie auf die Schweiz und Holland gewinnen möchte) oder Verzicht Englands und Frankreichs auf Sie Forderung emer sowjetrnssischen Garantie für

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06nergIober8l Wiek bei ZekecktsmüLiZen Vottükrun^n in IVlsekIsnburZ

Berlin, 7. Juli. Der Staatssekretär der Luftfahrt und Generalinspekteur der Luft­waffe, Generaloberst Milch, nahm in die­sen Tagen im Aufträge des Oberbefehls­habers der Luftwaffe an Vorführungen der Flak-Artill/rieschule in Rerik in Mecklenburg und derLustwafse n-L ehr- division teil. Außer Generaloberst Milch waren die Chefs der Luftflotten 1 bis 4 und eine größere Anzahl höherer Offiziere an- wesend. Die Scharfschießen der Flakbatte­rien aller Kaliber zeigten eindeutig, welchen hohen Stand unsere Flakwaffe hinsichtlich ihrer Ausbildung und Ausrüstung erreicht hat.

Im Anschluß an die Besichtigung bei der Flakartillerieschule in Rerik wurden bei der Luftwaffenlehrdivision Tag- und Nacht­übungen durchgeführt. Die Kampf- und Iagdverbärrde zeigten in verschiedenen An­griffsarten und im scharfen Bombenwurf ihre fliegerische Disziplin und treffsichere Schlagkraft. Das Zusammenwirken von Flie­gertruppen und Flakartillerie wurde an Ge­fechtsaufgaben, die erschwerten Kriegsver- hältnissen Rechnung trugen, dargestellt. Die zweitägigen Vorführungen ergaben ein an­schauliches Bild, wie die Luftwaffe zur Stei­gerung ihrer Einsatzbereitschaft und Schlagkraft an der Vervollkommnung von Personal und Gerät ständig arbeitet.

Roch einige Mlen aus dem Manöver

Deutschland ist stolz auf seine Soldaten

Bad Wildungen, 7. Juli. Die Lage am Hetzten Tage des Manövers der Heeresnach­

richtentruppe hat einige neue taktische Ge­sichtspunkte gebracht. Der Angriff es linken Flügels der blauen Armee ist durch den Widerstand der roten Truppen zum Stehen gebracht worden, nachdem die Main-Linie erreicht wurde. Am Freitagmittag wurden, wie beabsichtigt, die Manöver abgebro­chen, ohne daß sich noch wesentliche Verän­derungen ergeben hätten, soweit sie die tak­tische Lage betreffen.

Seit wir zum letztenmal zahlenmäßig den Stand des Meldenetzes bekannt gaben, ist die Ausdehnung der Fernsprech­verbindungen noch erheblich größer gewor­den. Am vorletzten Tage des Manövers sind von der Nachrichtentruppe 114 Kilometer Heeresfernkabel, 260 Kilometer Felddauerlei­tung, 2330 Kilometer Feldfernkabel und 270 Kilometer schweres Feldkabel verlegt wor­den. Insgesamt sind bei der Uebung etwa 8500 Kilometer des Postnetzes von der Nach­richtentruppe benützt worden. Verbindungen von etwa 250 Kilometer wurden in den letz­ten Tagen von den Nachrichtentrupps wieder eingezogen. Auf einem Netz von mehr als 11 000 Kilometer haben somit die verschie­densten Stäbe ihre Befehle erteilt. Ein sol­ches Nachrichtensystem zu organisieren und so zu bauen, daß es allen Anforderungen der taktischen Leitung entspricht, das ist in Wirk­lichkeit eine aanz einzigartige Leistung, die bisher in Friedenszeiten noch nie von einem Heer vollbracht worden ist!

Der Inspekteur der Nachrichtentruppe, Generalmajor Fellgiebel, hat sich in be­rufenem Kreise mit größter Zufriedenheit über den Verlauf des Manövers geäußert.

die Schweiz und Holland und Beschränkung auf die Formel, daß die drei Alliierten sich gegenseitig gegen jeden direkten oder indirek­ten Angriff unterstützen.Manchester Guardian" spricht von der Möglichkeit eines Dreimächtepaktes ganz allgemeiner Natur ohne jegliche näher bezeichnet«Garantie".

In einer Havas-Meldung heißt es zu den verzweifelten Bemühungen der Entente, in Moskau endlich zum Schluß zu kommen: In diplomatischen französischen Kreisen erfahre man, daß von Paris und London in Beant­wortung der Forderungen Molotows mehrere Möglichkeiten für einen Abschluß ins Auge gefaßt worden seien. Im äußersten Notfall würde man sich auf eine Gemeinschafts­erklärung der drei Regierungen gegen Sie bösenAggressoren" beschränken.

Zwischenfall in Santa»

Hankau, 7. Juli. In Hankau ereignete sich am Freitag früh ein aufsehenerregender Zwi­schenfall. Anläßlich des zweiten Jahrestages des Ausbruches des China-Konfliktes ver­anstalteten zahlreiche japanische und chine­sische Journalrsten einen Propaganda- Umzug, der auch durch die Straßen der französischen Niederlassung führen sollte, wo ihnen aber der Eintritt verweigert wurde. Plötzlich standen sich mehrere Verbände der französischen und japanischen Besatzungs­truppen in Gefechtsformationen kampfbereit gegenüber und wurden erst nach längeren Verhandlungen wieder zu­rückgezogen. Die Franzosen haben jetzt die Tore zur Niederlassung verriegelt und an der Grenze Maschinengewehre aufgestellt.

Nachdem nach den letzten Meldungen 4000 Außenmongolen am Buir-See unter stärk­sten Verlusten geschlagen wurden, veröffent­licht die japanische Wehrmacht Uebersichten über die Erfolge in China. Es wur­den insgesamt 2500 feindliche Flugzeuge und 62 chinesische Kriegsschiffe aller Art vernich­tet. Die Flotte beherrscht 4000 Kilometer Küste von Schanschaiwan bis Kanton und kontrolliert alle großen Wasserstraßen, wäh­rend die Armee die Landverkehrswege sperrt.

Die ZeitungKokumin Schimbun" schreibt, daß Japan mit der Bereinigung des China-Konfliktes die Aufgabe übernom­men habe, England, das sich die Ober­herrschaft über die Meere und die Welt an­maße, wenigstens aus Ostasien zu ver­treiben. Der Schwerpunkt der japani­schen Diplomatie müsse in der engsten Zu­sammenarbeit mit den Mächten der Achse liegen.

Korvettenkapitän AlbreM

persönlicher Adjutant des Führers

Berlin, 7. Juli. Der Führer hat seinen bisherigen Adjutanten der Kriegsmarine, Korvettenkapitän Albrecht, als Nachfolger des vor einiger Zeit zum Generalkonsul in San Franziska berufenen NSKK.-Brigade» führers Hauptmann a. D. Wiedemann zu seinem persönlichen Adjutanten er­nannt. Korvettenkapitän Albrecht, der am 30. Juni auf Wunsch des Führers aus der Kriegsmarine ausgeschieden ist, wurde vom Führer der Dienstgrad eines NSKK.- Oberführers verliehen.

Rener Presseamtsleiter der RIF.

Der Reichsjugendsührer hat seinen Presse­referenten, den Hauptschriftleiter der Zeitschrift ,-Wille und Macht', Hauptbannführer Günter Kaufmann, zum neuen Leiter des Poesie- und Propagandamtes der Reichsjugendführung er- nannt.

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L. Or. Berlin, 8, Juli.

Dieunwiderruflich" letzten Instruktionen sind von London nach Moskau abgegangen. Wenn jetzt die Sowjets nicht zustimmen, dann bricht das gedemütigte England nicht etwa die Verhandlungen ab, sondern ist bereit, sich mit reichlich Problematischen Teilerfolgen,zu bescheiden. Wochenlang schlug die Pariser und Londoner Presse nahezu weinerliche Töne an und beschwörte Moskau doch endlich das Flehen der West­mächte zu erhören. Der Kreml blieb hart. Mr. Strang, der eigens nach Moskau ge­kommen war, um den Vertrag zum Abschluß zu bringen, ^itzt heute noch unverrichteter Dinge dort. Die zunehmende Verschlechterung der Verhandlungslage und das Schwinden jeder Hoffnung auf eine Einigung veran­lassen nun die demokratischen Kabinette, gröberes Geschütz gegen den Kreml aufzu­fahren. Mit einem Male wird in anmaßen­der Weise den Sowjets in unverhüllte­ster Form gedroht, falls sie die letzten Zugeständniässe der Westmächte ausschlagen. Die Lügentante Madame Tabouis (die wie man zuverlässig hört, an den Londoner Sender für die Sendungen in deutscher Sprache verpflichtet werden soll!) findet das Verhalten ihrer seitherigen Freunde in Mos. kau unerklärlich und schreibt klipp und klar in ihrem heutigen Artikel zünden Moskauer Gesprächen:Die Geduld der engli­schen Regierung ist zu Ende, wie immer auch die Wünsche und die guten Rat­schläge Englands sein mögen.'

Der ganze Verlauf der bisherigen sowjet­russisch-britisch-französischen Verhandlungen läßt kaum irgendwelche Ansätze erkennen, als ließe sich das allenfreundschaftlichen" Einflüsterungen gegenüber taub gebliebene Moskau nun durch offene Drohungen der westlichen Verhandlungspartner beeinflussen. Die Sowjets sitzen immer noch am längeren Hebel, denn der Wunsch nach dem Zu­standekommen einer Triple-Entente war ein » durchauseinseitiger und ist es heute noch. Von den hochgeschraubten Erwartun­gen der Einkreiser scheint am Ende nichts mehr übrig zu bleiben als eine matte und farblose Dreimächteerklärung gegen dieAn­greiferstaaten' und selbst diese ist noch in Frage gestellt. Drei volle Monate ist um dasFriedensfront'-Projekt edler britischer Diplomatenschweiß geflossen, über ein Weilchen wird die Welt sehen, was dabei herausgekommen ist.

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Wie nötig unser Nachbar im Osten die eng­lischen Pfunde braucht, zeigen die aus Polen vorliegenden Berichte über den Geldabfluß mi­die zunehmende Lebensmittelver­knappung. Durch die wahnsinnige Aben­teuerpolitik der maßgebenden Kreise treibt das Land mehr und mehr dem wirtschaftlichen Ruin entgegen. Allenthalben zeigen sich die erschreckenden Folgen der Ueberbelastung der Finanzen durch die seit Monaten anhaltendes Mobilisation. Hauptleidtragend bei der unab­wendbar heraufziehenden Katastrophe wird die breite Masse des Volkes sein, sec schwerste persönliche Belastungen aufgebürdet sind. In seiner drangvollen Not ist der War­schauer Ministerrat auf den genialen Gedanken verfallen, durch AbstricheamStratzen- bau und am Schuletat die ungeheuer­lichen Rüstungskosten einzusparen. Polen, ohne- hin das Land der Analphabeten, rüstet auf kulturellem Gebiet ab, um auf militärischem aufzurüsten! Dieses Rezept paßt ganz aus­gezeichnet zu der offiziellen polnischen Geistes- i Haltung, und nichts charakterisiert treffender die Zwangslage der maßgebenden Stellen als diese letzte verzweifelte Maßnahme.

Wir entsinnen uns Ser blöden Witzeleien der Warschauer Presse über die stolze deutsche Devise: Kanonen statt Butter! In Polen heißt die Forderung der Stunde: Kanonen statt Kultur. Und da müssen wir denn doch sagen, daß wir immer noch lieber die Butter vermissen als die Errungenschaften des menschlichen Fortschritts und der primitivsten kulturellen Notwendigkeiten. Daß darüber hinaus bereits wichtige Lebensmittel in Polen nicht mehr zu haben sind, gibt den Warschauer Bonmots über die deutscheHungerkatastrophe" eine etwas verspätete, aber doch recht wirk­same Pointe.

Am Freitagabend hat der bulgarische Mini­sterpräsident Kjosseiwanoff die Reichs­hauptstadt wieder verlassen. Mit schadenfrohem > Frohlocken will die Pariser und Londoner Presse zu ihrer eigenen Beruhigung feststellen, daß der bulgarische Staatsbesuch keine Sen­sationen erbracht habe. Das erleichterte Aus­atmen macht nichtsdestoweniger einen kramps­haften Eindruck, denn in Wirklichkeit wußten auch die Demokraten, daß das deutsch- bulgarische Freundschaft sv er. hältnis Sensationen überflüssig machte. Die Vertiefung der beiderseitigen Sym­pathie und Zusammenarbeit auf allen Gebieten war unter diesen Gesichtspunkten eine Selbst­verständlichkeit. Der Staatsbesuch hat einen für beide Teile zufriedenstellenden Verlauf ge­nommen und die gemeinsamen Auffassungen beider Staaten über die aktuellen Probleme erwiesen. Und darin liegt der positive Nutzen dieses Besuches beschlossen.