Dienstag, den 6. Juni 1939
Schwarzwald-Wacht Leite 8
Aus 8ladl und Kreis Calw
Die SA hilft dem Bauern!
Jeder SA.-Mann zur Erntehilfe eingesetzt
Der Führer der SA.-Gruppe Südwest, Obergruppenführer Lud in, erläßt folgenden Aufruf:
„Was deutsche Bauern in harter Arbeit gesät, ist zum Segen unseres ganzen Volkes gereift. Wieder einmal ist es an der Zeit, das kostbare Gut der Ernte zu bergen. Die Freiheit der Nation wird nicht nur durch die Schärfe der Waffen gewährleistet, auch das tägliche Brot muß gesichert sein. Deshalb müssen alle Kräfte des Volkes frei gemacht werden, um unfern Bauern zu helfen, die Ernte restlos und ohne Schaden einzubringen. Mehr als sonst soll der Bauer gerade in den Tagen der Ernte wissen, daß er in seiner schweren und verantwortungsvollen Arbeit nicht auf sich selbst angewiesen ist. Auch der SA.-Mann wird in selbstver- stündlicher Pflichterfüllung dem deutschen Bauern helfend zur Seite stehen.
Ich fordere daher alle Männer der SA.-Gruppe Südwest auf, unseren Bauern jedemöglicheHilfezu gewähren. Alle Dienststellen werden angewiesen, den Einsatz sofort und tatkräftig in Verbindung mit den zuständigen Stellen der Landesbauernschaft Württemberg und Baden zu regeln.'
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Soldaten im Quartier
Gestern abend nach 18.30 Uhr rückte die 1. Kompanie einer Nachrichten-Abteilung mit 55 Fahrzeugen in Calw ein. Offiziere und Mannschaften waren über Nacht in der Stadt einquartiert und sind heute früh nach Nagold weitermarschiert.
Reichssportwettkampf 1939
Die Siegerliste der besten Jg. des Bannes 401 im Dreikampf:
Deutsches Jungvolk:
Hauß, Fritz, Engelsbrand, Fähnlein 13 mit Z86 Punkten.
Hitler-Jugend:
Heinle, Nagold, Gef. 24/401, 338 Punkte; Honig, Norbert, Walddorf, Gefolgschaft 26/401, 324; Schweickart, Emil, Loffenau, Gefolgschaft 7/401, 320; Maag, Nagold, Gefolgschast 24/401, 322; Hanner, Rudolf, Nagold, Gefolgschaft 24/401, 317; Beck, Walter, Calw, Gefolgschaft 1/401 Calw, 314; Stickel, Alfred, Nagold, Gefolgschaft 24/401, 312; Förschler, Hugo, Calmbach, Gefolgschaft 6/401, 311 Punkte.
Wo bleibt dein Ferienkind?
Die Gesunderhaltung unserer Jugend gehört zu einer der vornehmsten Aufgaben der NS.- Volkswohlfahrt, denn: „Alles was wir tun, tun wir letzten Endes für das Kind". (Adolf Hitler). Während z. Z. 79 Kinder aus dem Kreis Calw im Gau München-Oberbayern Erholung finden, haben heute 74 Ferienkinder aus dem Gau -Schwaben unser Kreisgebiet wieder verlassen und sind in ihre Heimat zurückgefahren. Sie haben bei uns die Schönheiten unseres Schwarz- Waldes kennengelernt und, was das Wichtigste ist, sie haben sich bei uns Prächtig erholt.
In wenigen Tagen wird aus dem Gau Westfalen-Süd ein neuer Kindertransport bei uns cintreffen. Aber immer noch warten 500 weitere Jungen und Mädel sehnsüchtig darauf, daß sie sich in unserer Schwarzwaldluft eine gesunde "Farbe und kräftige rote Backen holen dürfen.
An alle Familien ergeht daher die Bitte: Tragt bei zur Gesunderhaltung unserer Jugend. Meldet noch heute bei eurem NSV-Walter eine Freistelle für ein Ferienkind. Strahlende Kinderaugen werden euer Lohn sein.
Ein U-Boot-Kommandant erzählt
Im Rahmen der Vortragsabende des Deutschen Volksbildungswerks sprach gestern abend Kapitänleutnant a. D. Otto Hersing im Saalbau Weiß in Calw über seine Kriegserlebnisse als Kommandant des U. 21 in den englischen Küstengewässern u. vor den Dardanellen. Wenn der Leiter des DVW. Calw, Professor Moosbrugger, bei der Begrüßung dieses deutschen Seehelden den Satz Prägte, daß die Heldentaten während des Weltkrieges als die größten aller Zeiten in die Geschichte eingMN- gen seien, besser aber als Bücher das Wort eines heldenmütigen Mannes der Front sie zu schildern vermöchte, sprach er damit schon zu Beginn des Abends das aus, was jedem Besucher im Lauf des Vortrages zum Erlebnis werden sollte. Wir hörten einen Mann und einen kühnen Soldaten, frisch, schlicht und lebensnah über seine Kriegserlebnisse erzählen, wir sahen Lichtbilder von dokumentarischem Wert aus den Kämpfen des nie besiegten U. 21,
Wochenspruch der Gaupropagandaleitung der NSDAP. Wiirttemberg-Hohenzollern vom 5. bis 11. Juni 1S3S.
das der Vortragende zu führen während des ganzen Krieges die Ehre hatte. Kapitänleutnant Hersing gab einleitend Aufschluß über ein U.- Boot und seine Einrichtungen, die Art seiner Bewaffnung und über die Unterwasserfeinde des U.-Bootes.
Anschließend sprach der Vortragende in fesselnder Weise über Erinnerungen aus dem Weltkriegsgeschehen im Raum der Nordsee, der Irischen See und des Mittelmeeres. Otto Her- stng ist der erste Schiffskommandant der Weltgeschichte, der aus einem U.-Boot einen scharfen Torpedo Schuß abgab! Mittschiffs getroffen, sank sein erster Rivale, der Kreuzer „Pfadfinder", ins Wellengrab! Bei Liverpool erledigte U. 21 drei Dampfer und nach einer kühnen Fahrt bis vor die Dardanellen trafen dann die
Torpedos von U. 21 die Linienschiffe „Triumph" und „Majestic", so daß sie auseinanderbrachen und sanken. Zwei Jahre kämpfte U. 21 gegen vielfache Ucbermacht im Mittelmeer und hat hierbei nicht weniger als 42 000 Tonnen Schiffsraum versenkt. Noch stundenlang hätte man den Worten des Kapitänleutnants lauschen können; mehrfach wurde fein Vortrag durch spontanen Beifall der begeisterten Hörer unterbrochen. Alles in allem ein Abend, den zu erleben eine Freude und ein Gewinn war.
Die Sekretärprüfung bestanden
haben im Kreis Calw Bühler, Friedrich von Walddorf, Emendörfer, Johanna von Grunbach, Greiner, Karl von Hirsau, Rexer, Hans von Neuweiler und Treiber, Gustav von Dobel.
Exportwoche in Bad Teinach
Führende Männer des deutschen Handels
sprechen über den Außenhandel.
Die Deutsche Arbeitsfront, Gaufachabteilung „Der Deutsche Handel", Stuttgart, führt gegenwärtig in Bad. Teinach zusammen mit den Gauen Baden und Saarpfalz eine weitere Exportwoche durch, die sachgemäße Aufklärung über die Fragen des Außenhandels, der na- tionalsozialistischen Wirtschafts- und Handelspolitik, Marktbeobachtung, Devisenbewirtschaftung, Exportförderung, internationalen Zah- lungs- und Devisenverkehrs, Export- und Jm- portkalkulation, Technik der Ein- und Ausgangsverzollung, der Zollerleichterung usw. usw. gibt. Sie gewinnt dadurch an Bedeutung, daß nur anerkannte Praktiker als Referenten verpflichtet sind.
Blumen vors Fenster
Blumenwettbewerb in Wildbcrg.
Nachdem erst vor kurzem der Fremdenver- kehrsvcrein Wildberg mit einem großen lustigen Abend mit dem bekannten Kölner Humoristen August Schnitzler und seinem Ensemble an die Oeffentlichkeit getreten ist und damit bewiesen hat, daß auch in kleinen Orten solche Veranstaltungen Erfolg haben, wird nun seit einigen Tagen die Bevölkerung zur Beteiligung an einem Blumenwettbewerb unter dem Motto: „Blumen vors Fenster" aufgefordert. Verschiedene schöne Preise und eine ganze Anzahl Trostpreise werden zur Verteilung kommen. Preisgekrönt werden Fenster und Vorgärten. Bewertet wird dabei nicht die Kostbarkeit, sondern die Wirkung des Blumenschmuckes. Es soll vor allem gezeigt werden, daß man auch mit wenig Geld seinem Haus mit ein paar Blumen ein freundlicheres Aussehen geben kann. Es kommt dabei sehr viel auf den guten Willen der einzelnen Wohnungsinhaber an. Einen Preis bekommen kann natürlich nur, wer nicht nur seine Fenster mit Blumen schmückt, sondern auch seinen Borgarten, wenn ein solcher vorhanden ist, entsprechend in Ordnung hält, oder umgekehrt werden nicht nur der Vorgarten, sondern auch die dazu gehörigen Fenster bewertet-
Es ist sehr zu wünschen, daß sich die ganze Bevölkerung an diesem Blumenwettbewerb des Fremdenverkehrsvereins beteiligt, denn dadurch kann zur Verschönerung des Ortsbildes ungeheuer viel beigetragen werden. Wenn wir von „Schönheit der Arbeit" sprechen, so dürfen wir dabei nicht vergessen, daß auch der Weg zur Arbeitsstätte uns Freude machen soll. Es kommt also nicht nur den Fremden, die sich hier wohlfühlen sollen, zu gute, wenn die Häuser ein möglichst freundliches Aussehen haben, sondern in allererster Linie den Einwohnern des Städt-
NSDAP. Ortsgruppe Calw. Der Orts- aruppenleiter. Heute abend treffen sich sämtliche Politischen Leiter der Ortsgruppe Calw um 8.30 Uhr bei Pg. Engelbert Nafz im „Scharfen Eck". Die Anwesenheit jedes einzelnen ist nötig.
Amt für Volkswohlsahrt. Der Kreisamtsleiter. Die Feriettkinder aus dem Gau Westfalen-Süd werden am kommenden Freitag, 9. Juni cintreffen. Die genaue Ankunftszeit wird den Pflegeeltern durch die Ortsgruppen mitgeteilt. Die Pflegeeltern werden gebeten ihr Ferienkind an der Bahn abzuholen.
NS.-Frauenschaft. Kreisschulungsleiterin. Da die Gauschule I, Waldsee zur Zeit anderweitig gebraucht wird, finden sämtliche Kurse in der Gauschule H, Stuttgart, statt. Ich erbitte rechtzeitig Meldung für folgende Kurse: Weltanschauliche Grundschulungskurfe für Frauenschaftsleiterinnen und Mitarbeiterinnen: 19.-24. Juni, 10.-15 Juli, 17.-22. Juli. Weltanschauliche Aufbaukurse für Ortsfrauenschaftsleiterinnen uno Kreisstabsmitglieder: 26. Juni bis 1. Juli, 21.—26. Anglist.
Mädelgruppe 1/401. Die ganze F-Schar ist am Dienstag, 6. Juni, abends 8 Uhr auf dem Sportplatz, Hirsauerstraße, zum Einüben der Körperschule fürs Untergausportfest. (Sport und Turnschuhe).
chens selbst, die sich ja den ganzen Sommer Tag für Tag an dem Blumenschmuck der Häuser freuen sollen. Und darum: Kein Haus ohne Blumen!
Sulz, 4 Juni. Nach schwerem Leiden verschied gestern morgen in einer Tübinger Klinik Michael Röhm im Alter von 77 Jahren. Als langjähriger Ortssteuerbeamter war der Verstorbene allgemein unter dem Namen Akziser bekannt. Neben seiner Landwirtschaft war er ein geschätzter Baumwart und eifriger Bienenzüchter. Lange Jahre betätigte er sich als Homöopath. Auf weiten Radtouren lernte er noch bis ins hohe Alter hinein seine Heimat kennen und wußte von Land, Leuten und ihrer Geschichte lebendig zu erzählen. Michael Röhm war eines der ersten Mitglieder des Schwarzwaldvereins in der Umegend. 63 Jahre lang gehörte er der Krieger- ameradschaft Sulz an, mehr als zwei Jahrzehnte davon als Kameradschaftsführer. Er hatte von 1882—1886 als Ulan unter dem Grafen Zeppelin gedient.
Mühlacker, 4. Juni. Im Waldenserort Schönenberg wurde das Haus, in dem der Waldenser- führer Heinrich Arnaud wohnte, angekauft. Es soll ein bleibendes Denkmal der Waldensereinwanderung bleiben und als kleines Museum ausgestattet werden. Mit der am 23. Juni stattfindenden Eröffnung und Einweihung wird ein Waldensertreffen verbunden sein, zu dem auch Gäste aus der ursprünglichen Hermat an der französisch-italienischen Grenze erwartet werden. Der Aufenthalt ist auf sechs bis sieben Tage berechnet. Dabei sollen auch die nahen und entfernter liegenden Waldensergemeindeir besucht werden.
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Reichsminister Dr. Goebbels hatte für Montag mittag die Leiter der ReichSpropäganda-
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52. Fortsetzung.
Sie sah ihn lange schweigend an, er vermochte nicht, ihren Blick zu ertragen, dann wandte sie sich ab und warf das Bändchen in den Kamin.
„Ich habe es nicht verloren, Perch, ich habe es fortgeworfen, aber ich hatte schlecht gezielt. So, jetzt verbrennt es .. ."
-.Warum muß es denn verbrennen?"
„Weil ich das noch nicht sein will und noch nicht sein darf, weil ich glaube, daß ich hier bleiben muß, bis zum letzten Akt."
„Ich werde dich nie hindern, zu gehen, Charly."
„Du kannst mich nicht binden und du kannst mich nicht sreigeben, Perch. Das steht nicht bei dir."
„Bei wem sonst?" fragte er bitter, und er dachte an Mr. Storkow, dessen Verlobte dieses schöne Mädchen war.
Sie gab ihm keine Antwort. Sie blickte auf die Seiten, die in der Flammenglut glühenden Schwingen glichen. Sie würden nicht verbrennen, auch wenn sie hier zu Asche zerfielen. Schweigend steckte sie die Ringe an die Hand.
»Ich glaube, es wird Zeit", sagte sie dann.
*
Sie waren sehr pünktlich und viele Plätze waren noch leer. Auch in der kleinen Loge waren sie allein.
Charlotte hörte das Summen aus dem Parkett und ihr Herz schlug schneller. Wie lange war es her, daß sie das nicht gehört hatte. Es war, als stimmten Musiker ihre Instrumente vor einem großen Konzert. Ein paarmal fühlte sie, daß Operngläser auf sie gerichtet waren, es beirrte sie nicht, sie war es gewohnt, und Perch, der die ganze Fahrt über schweigend und ernst neben ihr gesessen hatte, lächelte glücklich. Er vergaß, daß Komödiant und Ko- mödipntin hier saßen, für Sekunden wollte es ihm scheinen, daß alles mehr gewesen sei als ein Spiel.
Sie wußten es nun beide. Charlotte hatte nicht geleugnet, daß das Rollenhest der Julia ihr gehört hatte, vielleicht hatte sie es auch nicht leugnen wollen. Kurz bevor sich das Haus verdunkelte, klopfte es leise an die Tür und ein Logenschließer trat ein. Er überreichte Charlotte eine Visitenkarte, auf die ein Paar Bleistiftworte geschrieben waren.
-,Sie müssen sich irren", sagte sie erstaunt, aber der alte Mann in der vornehmen Livree versicherte leise, daß ein Irrtum ausgeschlossen sei, und verschwand.
„Er weiß alles. Dein Platz ist an meiner Seite, Loge 11. Komm!" las sie, und sie brauchte nicht die Karte zu wenden, um zu wissen, daß dort Peter Storkows Name stand.
Da ward es ganz finster, ein Gongschlag ertönte und der Vorhang teilte sich. Der Blick in eine andere Welt ward offen. Charlotte vergaß alles. Sie sah die Säulen des Herzogspalastes, sie sah den Herzog selbst, Escallus und Angela und das Gefolge.
Diese Säulen mochten aus Pappe und Leinwand sein, die frische oder bleiche Haut der Gesichter geschminkt, die Bärte geklebt und die goldene Krone aus billigem Messing — sie sah es nicht. Sie sah nur, daß es ihre Welt war, die sich da aufgetan hatte, für die sie
alles geben würde, die echtesten Diademe, die größte Liebe und das Leben selbst.
Sie beugte sich weit vor, ihre Hände umklammerten die samtene Brüstung und ihre Lippen bewegten sich, als wollte sie die Verse mitsprechen. Als sich die Szene verwandelte, sank sie zurück im Sessel und wartete mit geschlossenen Augen, bis sich die Bühne wieder erhellte. Die Bilder flogen vorüber, sie schienen nur Sekunden zu dauern. Die Aufführung zeigte einen wundervollen Rhythmus; sie schien ganz auf die große Szene Hinzuschwingen, in der Jsabella den Angelo um das Leben ihres Bruders bittet. Sie war nie dazugekommen, sie zu spielen, aber wenn das auch Jahre her war, irgendwo an einem kleinen deutschen Provinztheater, jetzt wo sie die englischen Verse hörte, fiel ihr jedes Wort der deutschen Nebersetzung wieder ein.
Jsabella kniete vor Angelo, Charlotte griff, wie nach einem Halt, nach Perchs Hand. „Sie darf nicht knien!" flüsterte sie erregte --Ich würde niemals knien!"-- —
-,Nicht eitle Säcke voll geprägten Goldes, Noch Steine, deren Wert bald reich, bald arm,
Nachdem die Laun' es schätzt: nein, fromm Gebet,
Das auf zum Himmel steigt und zu ihm bringt.
Vor Sonnenaufgang ..."
„Oh, das war schön" flüsterte sie wieder, .vergiß es nie, Perch!« Ihre Hand lag noch immer in der seinen und er fand nicht die Kraft, sich zu lösen. Welch wunderbares Wesen dieses Mädchen ist, dachte er. Sie kann eine schlimme Komödie spielen, sie kann die Der- Tobte Mr. Storkows sein und doch gläubig und entzückt wie ein Kind.
Im Zwischenakt, als das Licht aufflammte dauerte es geraume Zeit, ehe Charlotte Len
den Blick von der Bühne wenden konnte, die jetzt ein grauer Vorhang verschloß.
„Ich wollte dich um etwas bitten, Percy", sagte sie nachdenklich, „aber ich habe vergessen, was es war. Ich habe überhaupt alles vergessen."
„Ist die Aufführung so gut?"
„Sie ist sehr gut, Percy."
„Und die Jsabella?"
„Wahrscheinlich auch. Aber ich, ich würde sie anders spielen. Ganz anders..."
„Sicher bist du eine große Schauspielerin, Charly", sagte er und seine Stimme war eine hoffnungslose Traurigkeit.
„Ich weiß es nicht, Percy. Aber ich möchte es sein."
„Ist das alles, was du mir zu sagen hast?"
Sie nickte. Sie nickte und lächelte. Es schien keine Reue in ihr zu sein, trotzdem sie nichts, mehr verbergen konnte und wollte. Es war ihm unfaßbar.
„Nichts weiter, nur das, was du eben gehört hast: Nicht eitle Säcke voll geprägten Goldes, noch Steine, deren Wert bald reich, bald arm...", mitten im Vers brach sie ab. Wieder fühlte sie fremde Blicke auf sich gerichtet. Sie wußte, daß es Peter Storkow war, der sie ansah, und dort auf der Logenbrüstung lag noch/ feine Karte. Sie reichte sie Percy. „Jetzt weiß" ich wieder, worum ich dich bitten wollte, aber ^ es ist nicht mehr nötig."
„Was war es?" fragte er erregt. Er überflog die Zeile und war entschlossen, auf ein, Wort Charlottes den Burschen über die Lo-?/ genbrüstnng zu stürzen.
„Du darfst dich mit ihm nicht gemein ma- ' chen", sagte sie ruhig, „es ist gut, daß er sieht,// daß du jetzt diese Karte liest. Ich fühle es?4 daß er herficht. So, und nun gib sie mir zu«H rück, damit ich sie zerreiße."
FartseArng folgt.